Diskobucht
Die Diskobucht (grönländisch Qeqertarsuup Tunua, dänisch Diskobugt, englisch Disko Bay) in der Baffin Bay ist eine Bucht an der mittleren Westküste Grönlands bei der Diskoinsel.
Diskobucht | ||
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Eisberge in der Diskobucht | ||
Gewässer | Baffin Bay | |
Landmasse | Grönland, Diskoinsel | |
Geographische Lage | 69° 0′ 0″ N, 52° 0′ 0″ W | |
Inuit in traditionellen Kajaks in der Diskobucht |
Auf der Festlandseite liegt an der Bucht die mit 4.546 Einwohnern (2010)[1] drittgrößte grönländische Stadt Ilulissat (Jakobshavn) sowie Qasigiannguit (Christianshåb) und Aasiaat (Egedesminde), auf der Diskoinsel liegt die Gemeinde Qeqertarsuaq (Godhavn).
Politisch gehört die Diskobucht zu Großkommune Avannaata Kommunia, deren Hauptort Ilulissat ist.
Der Name leitet sich von ihrer runden Form ab (vgl. Diskos).
Liste der Ansiedlungen[2]
Weiter im Süden von Ost nach West
- Qasigiannguit
- Ikamiut
- Akunnaaq
- Aasiaat
- In der Bucht auf einer Insel nördlich von Aasiaat: Kitsissuarsuit
Auf der Diskoinsel
Geschichte
Der älteste nachgewiesene dort siedelnde Mensch war ein Angehöriger der Saqqaq-Kultur, der dort vor etwa 4000 Jahren lebte. Seine im Permafrost konservierte DNA, die zu 79 Prozent sequenziert wurde, wies ihn als Verwandten heute in Nordostsibirien lebender Völker aus.[3] Später besiedelten die Vorfahren der heutigen Inuit das Gebiet. Es gibt Funde aus der Zeit der frühen und der späten Dorset-Kultur. Ab 1100 etablierte sich die Thule-Kultur der heutigen Inuit.
Etwa zwei Kilometer südlich von Ilulissat liegt die alte Siedlung Sermermiut, bei der Funde aus allen drei alten Kulturen Saqqaq, Dorset und Thule geborgen wurden. Die Ansiedlung war mit 250 Einwohnern die bei der Gründung von Ililussat als dänische Kolonie damals größte Inuit-Siedlung Grönlands.
Die ersten Europäer, die die Diskobucht erreichten, war die Schiffsbesatzung von Erik dem Roten um das Jahr 986. Permanente Siedlungen errichteten die Wikinger dort nicht, aber während der Besiedlung Grönlands suchten sie das Gebiet zur Jagd auf Robben, Wale und Walrosse im Sommer regelmäßig auf. Diese Jagdzüge, die wichtige Handelsgüter lieferten, endeten mit dem Scheitern der Wikingischen Besiedlung mit dem Beginn der kleinen Eiszeit, eine kühle Periode ab dem 15. Jahrhundert.
Die nächsten im Gebiet aktiven Europäer waren erst wieder im 18. Jahrhundert die Dänen, die 1741 den Handelsposten Jakobshavn errichteten. Deren wirtschaftliche Interessen konzentrierten sich auf Walfang, Fischfang und die Pelzjagd auf Robben und Walrosse. In Ilulissat gab es eine große Fabrik, die aus Waltran Lampenöl herstellte. Auf der Diskoinsel befindet sich das inzwischen aufgegebene Kohlebergwerk Ritenbenks Kulbrud.
Wirtschaft
Heute stehen Fischfang und zunehmend Tourismus im Mittelpunkt der wirtschaftlichen Aktivitäten. Die Diskobucht ist das Hauptreiseziel in Grönland und wird von zahlreichen Kreuzfahrtschiffen angesteuert.[4]
In der Baffin Bay werden große Ölvorräte vermutet. 2010 gelang Cairn Energy in der Diskobucht ein Erdgasfund, der auf ein Ölvorkommen hindeutet.
Literatur
- Bjarne Grønnow: Qeqertasussuk – the Archaeology of a Frozen Saqqaq Site in Disko Bugt, West Greenland. In: D. Morrison, J. Pilon (Hrsg.): Treads of Arctic Prehistory: Papers in honour of William E. Taylor, Jr. (= L. Mercury Series paper. 149). Archaeological survey of Canada, Museum of Civilization, Ottawa 1994.
- Bjarne Grønnow: Driftwood and Saqqaq Culture Woodworking in West Greenland. In: B. Jacobsen (Hrsg.): Cultural and social research in Greenland 95/96. Essays in Honour of Robert Petersen. Ilisimatusarfik/Atuakkiorfik, Nuuk 1996.
- Bjarne Grønnow: The Saqqaq Tool Kit – Technological and Chronological Evidence from Qeqertasussuk, Disko Bugt. In: B. Grønnow (Hrsg.): The Paleo-Eskimo Cultures of Greenland. New Perspectives in Greenlandic Archaeology. Danish Polar Center, Copenhagen 1996.
Weblinks
Einzelnachweise
- Greenland in figures 2010. (Memento vom 10. Mai 2011 im Internet Archive) S. 9.
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Greenland venture 2009, S. 40.
- Der Ur-Eskimo von der Diskobucht. auf: derstandard.at
- Die Diskobucht. auf: groenlandinfo.de