Thomas Rabe (Manager)
Thomas Rabe (* 6. August 1965 in Luxemburg) ist ein deutscher Manager.[1] Er wurde 2006 in den Vorstand von Bertelsmann berufen, dessen Vorsitzender er seit 2012 ist.[2][3] Unter seiner Führung wurde der Konzern internationaler, digitaler und breiter aufgestellt.[4][5] Er forcierte insbesondere das Geschäft mit Musikrechten und den Bildungsbereich.[6] 2019 übernahm er zusätzlich die Position des Chief Executive Officer der RTL Group.[7]
Herkunft
Rabe wurde 1965 in Luxemburg geboren und wuchs in Brüssel auf.[8][9] Dort arbeitete sein Vater ab 1968 als Beamter bei der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl.[10] Er besuchte die Europäische Schule und war als Jugendlicher Bassist einer Punkband.[11] Nach dem Abitur studierte Rabe bis 1989 Wirtschaftswissenschaften an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH Aachen) und der Universität zu Köln.[12] 1995 promovierte der Diplom-Kaufmann über die „Liberalisierung und Deregulierung im Europäischen Binnenmarkt für Versicherungen“.[13]
Rabe spricht Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch.[14] Er lebt in Gütersloh und Berlin und ist mit einer Ärztin verheiratet.[15][16] Das Paar sammelt moderne Kunst und hat 2015 die Villa Nouvelle Maison in Tervuren bei Brüssel erworben. Es handelt sich um ein ehemaliges Wohnhaus von Henry van de Velde.[17]
Er ist Mitglied der katholischen Studentenverbindung AV Hansea (Berlin) Köln.[18]
Karriere
Seinen Einstieg ins Berufsleben hatte Rabe bei der Europäischen Kommission in Brüssel. Hier war er ab 1989 für die Generaldirektion Finanzinstitutionen und Gesellschaftsrecht tätig.[10] Ein Jahr später wechselte er mit seinem Vorgesetzten zur Anwaltskanzlei Forrester, Norall & Sutton,[19] die heute zu White & Case gehört.[20] Dort betreute er Klienten aus der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten und Japan.[19] 1991 wurde Rabe bei der Treuhand in Berlin angestellt.[21] Im Rahmen dieser Tätigkeit war er unter anderem für die Privatisierung der Vermögenswerte des Ministeriums für Staatssicherheit und der Nationalen Volksarmee zuständig.[22] 1993 stieg er zum Abteilungsleiter Controlling auf.[12] Anschließend wirkte Rabe als Leiter Akquisitionen bei der Beteiligungsgesellschaft Neue Länder des Bundesverbands deutscher Banken daran mit,[13] 400 Millionen Mark in ostdeutsche Unternehmen zu investieren.[22] Nach seiner Promotion verpflichtete sich Rabe 1996 als Büroleiter des Vorstandsvorsitzenden des Luxemburger Finanzdienstleisters Cedel International.[19][22] Er hatte dort weitere Positionen inne, bevor er 1998 zum Chief Financial Officer ernannt wurde.[23] In den folgenden Jahren bereitete er die Fusion von Cedel International mit Deutsche Börse Clearing zu Clearstream vor.[22]
2000 wechselte Rabe als Finanzvorstand zur RTL Group.[13] Dort war er zusätzlich für Strategie und das Luxemburger Fernseh- und Radiogeschäft verantwortlich.[24] Fünf Jahre später holte ihn schließlich Bertelsmann nach Gütersloh.[25][26][27] Rabe wurde zum 1. Januar 2006 zum Finanzvorstand berufen.[28] Gleichzeitig war er bis 2008 für die Bertelsmann Music Group verantwortlich.[13] Zudem handelte Rabe unter anderem den Rückkauf der Anteile von Groupe Bruxelles Lambert aus,[11] der einen Börsengang von Bertelsmann verhinderte.[29] Außerdem gründete der Konzern mit Bertelsmann Digital Media Investments einen eigenen Investmentfond.[30] Später organisierte Rabe die Rückkehr von Bertelsmann ins Musikgeschäft.[31] Dass er Kohlberg Kravis Roberts & Co. an BMG Rights Management beteiligte, galt als wichtige Entscheidung für die weitere Entwicklung.[1]
Rabe wurde zeitweise als künftiger Vorstandsvorsitzender des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 Media und der Investmentholding Franz Haniel & Cie. gehandelt,[32] blieb letztendlich aber bei Bertelsmann.[33][34] Nachdem Hartmut Ostrowski 2011 seinen Rückzug von der Vorstandsspitze erklärt hatte,[35] wurde Rabe mit Wirkung zum 1. Januar 2012 zu seinem Nachfolger bestimmt.[36][37] Mit der Berufung leitete Bertelsmann einen Strategiewechsel hin zu stärkerem Wachstum ein.[38][39][40] Unter der neuen Führung expandierte Bertelsmann verstärkt nach Brasilien, China und Indien.[41] Sichtbares Zeichen war die Bündelung dieser Aktivitäten im Unternehmensbereich Bertelsmann Investments.[42] Außerdem gelang Rabe der Zusammenschluss von Penguin Books mit Random House zum weltgrößten Buchverlag sowie der Kauf der verbleibenden Anteile von Gruner + Jahr.[43][44] Er baute den Bildungsbereich zu einer weiteren Säule des Geschäfts aus,[45][46] die heute unter dem Namen Bertelsmann Education Group operiert.[47] Die Druckereien führte er in der Bertelsmann Printing Group zusammen.[48] Bis 2016 vergrößerte er so die Zahl der Unternehmensbereiche auf acht.[49][50]
Rabes Vertrag als Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann läuft bis 2026.[51] Als Chief Executive Officer leitet er die RTL Group und hat einen Sitz im Board of Directors von Penguin Random House.[52][53] Zudem war Rabe Aufsichtsratsvorsitzender von Symrise und ist derzeit stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Adidas.[54][55] 2022 wurde er zum Vorsitzenden des Universitätsrats der Bauhaus-Universität Weimar gewählt.[56]
Weblinks
- Thomas Rabe im Munzinger-Archiv (Internationales Biographisches Archiv)
- Porträt von Thomas Rabe auf der Website von Bertelsmann
- Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Einzelnachweise
- Thomas Rabe: Der Visionär mit der Bassgitarre. In: Handelsblatt. 10. Oktober 2011, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Thomas Rabe wird Bertelsmann-Finanzvorstand. In: Börsen-Zeitung. 22. Januar 2005.
- Thomas Rabe wird neuer Bertelsmann-Chef. In: Hamburger Abendblatt. 11. Oktober 2011.
- Die neue Strategie des Medienkonzerns. In: Handelsblatt. 29. März 2012.
- Bertelsmann stellt sich breiter auf. In: Der Tagesspiegel. 23. März 2016.
- Halbzeit bei Bertelsmann. In: Neue Zürcher Zeitung. 1. April 2015.
- David Hein: Thomas Rabe wird CEO der RTL Group. In: Horizont. 1. April 2019, abgerufen am 1. April 2019.
- Schlanker, schneller, fitter. In: Neue Westfälische. 28. Dezember 2011.
- Der Nachfolger. In: Westfalen-Blatt. 11. Oktober 2011.
- „Ruhig und nüchtern an die Arbeit gehen“. In: Neue Westfälische. 29. Dezember 2005.
- Der Überflieger. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 28. April 2012, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Thomas Rabe im Munzinger-Archiv, abgerufen am 16. Januar 2017 (Artikelanfang frei abrufbar).
- Thomas Rabe. Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann. Bertelsmann, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Der Spätberufene. In: Financial Times Deutschland. 11. Oktober 2011.
- Punk à la Gütersloh. In: WirtschaftsWoche. 17. Oktober 2011.
- Gütersloh reloaded. In: Manager Magazin. 18. November 2011.
- Jan Hauser: Birgit und Thomas Rabe helfen der Bauhaus-Universität in Weimar. In: Medienwirtschaft. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. Dezember 2018, abgerufen am 5. April 2019.
- Gesamtverzeichnis des Cartellverbands der katholischen deutschen Studentenverbindungen. 2015.
- Blitzkarriere. In: Börsen-Zeitung. 3. August 2006.
- White & Case links with Brussels botique. In: International Financial Law Review. 1. Januar 1998, abgerufen am 16. Januar 2017 (englisch).
- „Nicht bummeln!“ In: Manager Magazin. 14. Dezember 2012.
- Der Wechselwillige. In: Die Zeit. 9. Juli 2009.
- Zwei Ernennungen bei Cedel International. In: Börsen-Zeitung. 13. November 1998.
- Der kickende Tandemfahrer. In: Handelsblatt. 12. September 2003.
- Bertelsmann holt Finanzchef von RTL. In: Financial Times Deutschland. 20. Januar 2005.
- Mittelfeldspieler mit Ambitionen. In: Neue Westfälische. 20. Januar 2005.
- Aufbruch nach Gütersloh. In: Handelsblatt. 21. Januar 2005.
- „Eine erstklassige Besetzung“. In: Neue Westfälische. 22. Januar 2005.
- Bertelsmann verhindert eigenen Börsengang. In: Der Tagesspiegel. 25. Mai 2006, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Bertelsmann wird Finanzinvestor. In: Financial Times Deutschland. 21. März 2007.
- Bertelsmann kehrt zurück ins Musikgeschäft. In: Die Welt. 8. Juli 2009, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Dünne Luft. In: WirtschaftsWoche. 15. Juni 2009.
- Der scharf rechnende Musiker bleibt bei Bertelsmann. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. Januar 2011, abgerufen am 16. Januar 2017.
- „Ich bin nicht auf der Durchreise“. In: Die Zeit. 20. Februar 2014, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Ostrowski macht Platz. In: Neue Westfälische. 11. Oktober 2011.
- Bertelsmann tauscht den Chef aus. In: Handelsblatt. 11. Oktober 2011.
- „Voll auf Angriff“. In: Der Spiegel. Nr. 42, 2011 (online – 17. Oktober 2011).
- Thomas Rabe sucht das Filet. In: Die Zeit. 6. September 2012.
- Zurück zu alter Größe. In: Horizont. 13. Oktober 2011.
- Der Hoffnungsträger. In: Welt am Sonntag. 16. Oktober 2011.
- Globales Wachstum als Ziel. In: Westfalen-Blatt. 13. Februar 2012.
- Shobhna Mohn sorgt für Wachstum. In: Neue Westfälische. 3. Dezember 2016.
- Bertelsmann schmiedet weltgrößten Buchverlag. In: Spiegel Online. 29. Oktober 2012, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Bertelsmann übernimmt Gruner + Jahr komplett. In: Die Welt. 7. Oktober 2014.
- Bertelsmann setzt auf Bildung. In: Die Welt. 26. März 2014, abgerufen am 16. Januar 2017.
- „Wir haben zu lange auf strukturell rückläufige Geschäfte gesetzt“. In: Spiegel Online. 6. November 2015, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Bertelsmann Education Group bündelt Bildungsgeschäfte. In: Börsenblatt. 10. September 2015, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Bertelsmann vereinigt seine Drucksparte. In: Deutscher Drucker. 12. November 2015.
- Bertelsmann sortiert sich neu. In: Handelsblatt. 23. März 2016.
- Bertelsmann: Endlich wieder fit? In: Die Zeit. 7. Juli 2016, abgerufen am 16. Januar 2017.
- Dritte Amtszeit: Thomas Rabe bleibt Bertelsmann-Boss. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- Board of Directors. RTL Group, abgerufen am 1. April 2019 (englisch).
- Board of Directors. Penguin Random House, abgerufen am 16. Januar 2017 (englisch).
- Aromenhersteller: Bertelsmann-Chef Rabe gibt Vorsitz in Symrise-Aufsichtsrat ab. In: Handelsblatt. 26. April 2019, abgerufen am 23. März 2020.
- Bertelsmann-Chef Rabe soll Adidas-Aufsichtsrat führen. In: Manager Magazin. 13. Februar 2020, abgerufen am 23. März 2020.
- Bertelsmann-Chef leitet Uni-Rat in Weimar. In: Thüringer Allgemeine. 26. Januar 2022, abgerufen am 27. Januar 2022.