Bundesverband deutscher Banken
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) ist die Interessenvertretung der privaten Banken in der Bundesrepublik Deutschland. Er hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins.[16]
Bundesverband deutscher Banken | |
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Rechtsform | Eingetragener Verein |
Sitz | Berlin |
Gründung | 1951[1] |
Ort | Berlin |
Präsident | Christian Sewing[2] |
Vorstand | Präsidium Christian Sewing[3] Nick Jue[4] Emmerich Müller[5] Vorstand Michael Diederich[6][7] |
Geschäftsführer | Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer[13] |
Website | https://bankenverband.de |
Strukturen und Aufgaben
Der Verband wurde 1951 in Köln gegründet. Er ist der Nachfolger der 1901 gegründeten Standesorganisation Centralverbandes des deutschen Bank- und Bankiergewerbes.[1] Dieser war 1934 in die Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe als Teil der nationalsozialistischen Reichsgruppe Banken umgeformt worden.[17] 1999 wurde der Sitz nach Berlin verlegt. Daneben unterhält der BdB Büros in Frankfurt am Main und in Brüssel und ist Mitglied der European Banking Federation. Die Tochtergesellschaft Bank-Verlag GmbH[18] hat ihren Sitz weiterhin in Köln. Im Jahr 2018 wurde mit der BdB-Akademie GmbH[19] eine weitere Tochtergesellschaft gegründet. In ihr sind die Bildungsaktivitäten der Bankenverbandsgruppe gebündelt. Das Angebot an Präsenz- und digitalen Formaten richtet sich an Führungskräfte und Mitarbeiter von Banken, Finanzdienstleistern und interessierte Dritte.
Der Verband vertritt rund 180[20] private Kreditinstitute. Daneben zählen etwa 20 FinTechs zu den außerordentlichen Mitgliedern[21]. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem die Information seiner Mitgliedsbanken und -verbände, Lobbyarbeit in der Politik, die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, beispielsweise in der Deutschen Kreditwirtschaft, und die Teilnahme an der öffentlichen Meinungsbildung. Daneben vertritt der BdB Forderungen zum Bürokratieabbau, zur Reduzierung der Staatsverschuldung und zur europäischen Integration.
Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Deutscher Banken
Der Verband ist Träger des Einlagensicherungsfonds für Konten bei den Mitgliedsbanken und hat für die ihm angeschlossenen Banken ein Verfahren zur Schlichtung von Kundenbeschwerden mit einem neutralen[22] Ombudsmann[23][24] und unter Einbeziehung von Verbraucherverbänden geschaffen, dessen Ergebnis für die Mitgliedsbanken bis zu einem Streitwert von 10.000 Euro bindend ist.[25]
Hierzu erklärte Christian Sewing als Präsident des Bankverbandes im Jahre 2021:
"Wir fokussieren die Einlagensicherung auf ihre Kernaufgabe: Wir schützen diejenigen, die diesen Schutz wirklich benötigen. Mit der tiefgreifenden Reform ziehen wir die Konsequenz aus den Erfahrungen der Schadensfälle in der jüngeren Vergangenheit. Der Fall Greensill markiert hier eine Zäsur."
Von der Zäsur nicht betroffen bleiben private Sparer, Unternehmen, Stiftungen, karitative Einrichtungen und Institutionen, die gesetzlich verpflichtet sind, Einlagen zu schützen – etwa Sozialversicherungen.
Einlagen von Bund, Ländern, Kommunen sowie von Banken, Finanzinstitutionen und Wertpapierfirmen waren schon bisher nicht geschützt.
Nicht geschützt sind ab 2023 Einlagen
- von Unternehmen ab zwölf Monaten Laufzeit
- von Investmentgesellschaften, Versicherungen, öffentlich-rechtlichen Körperschaften und Anstalten sowie
- die außerhalb Deutschlands über ausländische Niederlassungen von Mitgliedsinstituten eingeworben werden
Zudem ändert sich ab 2023 die Obergrenze beim Schutzumfang. Er beträgt für private Sparer ab 2023 5.000.000 € und für Unternehmen 50.000.000 € sowie ab 2025 3.000.000 € für private Kunden und 30.000.000 € für Unternehmen. Ab 2030 sind für Sparer 1.000.000 € geschützt, für Unternehmen 10.000.000 €.[26]
Razzia wegen Cum-Ex-Geschäften
Am 4. August 2020 war eine von der Staatsanwaltschaft Köln initiierte Razzia beim Bankenverband (BdB) im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal bekannt geworden. Der BdB und die Ermittler teilten zwar mit, das Verfahren richte sich nicht gegen Verantwortliche des Verbands selbst. Einem Bericht von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" zufolge, aus dem der SPIEGEL zitiert, suchten die Ermittler durchaus auch nach Hinweisen, ob Beschuldigte versucht haben, über den Verband Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Ziel soll es demnach gewesen sein, neue Schlupflöcher zu finden, um die illegalen Geschäfte fortzuführen.[27]
Regionale Verbände
Mitglieder sind sowohl die Mitgliedsbanken als auch weitere Verbände. Bei den elf Mitgliedsverbänden handelt es sich um rechtlich eigenständige Landesverbände. Die privaten Banken sind in allen Landesverbänden Mitglied, auf deren Gebiet sie Zweigstellen unterhalten.[28]
Mitgliedschaften
Der Verband ist unter anderem Mitglied im Netzwerk Europäische Bewegung.[29]
Vorstandschaft und Präsidium
Der Verband wird von einem auf drei Jahre gewählten Vorstand geleitet. Die Vorstandssitze werden unter den Banken nach Kategorien aufgeteilt. Die Großbanken stellen je ein Mitglied, die Privatbankiers zwei, die Regionalbanken vier, die Auslandsbanken ein Vorstandsmitglied.[30] Darüber hinaus sind ist der Hauptgeschäftsführer kraft Amtes Vorstandsmitglied. Aus diesem Vorstand werden ein Präsident und zwei Stellvertreter gewählt. Es wird versucht, das Präsidentenamt zwischen den Großbanken und den Privat- bzw. Regionalbanken alternieren zu lassen.[31] Nach der Ankündigung, den Posten des Vorstandsvorsitzenden bei der Commerzbank abzugeben, wurde Martin Zielke im August 2020 von Hans-Walter Peters abgelöst.[32] Zum 1. Juli 2021 hat Christian Sewing das Amt von Peters übernommen[33].
Die Präsidenten in chronologischer Reihenfolge:
- 1951–1960: Robert Pferdmenges (Sal. Oppenheim)
- 1960–1967: Gotthard Freiherr von Falkenhausen (HSBC Trinkaus)
- 1968–1975: Alwin Münchmeyer (Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co.)
- 1975–1979: Wilhelm Christians (Deutsche Bank)
- 1979–1983: Harald Kühnen (Sal. Oppenheim)
- 1983–1987: Hanns Schroeder-Hohenwarth (BHF-Bank)
- 1987–1991: Wolfgang Röller (Dresdner Bank)
- 1991–1994: Eberhard Martini (Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank)
- 1994–1997: Karl-Heinz Wessel (Sal. Oppenheim)
- 1997–2000: Martin Kohlhaussen (Commerzbank)
- 2000–2001: Frank Heintzeler (BW-Bank)
- 2001–2005: Rolf-E. Breuer (Deutsche Bank)
- 2005–2009: Klaus-Peter Müller (Commerzbank)
- 2009–2013: Andreas Schmitz (HSBC Trinkaus)
- 2013–2016: Jürgen Fitschen (Deutsche Bank)
- 2016–2020: Hans-Walter Peters (Berenberg Bank)[34][35]
- 22. April 2020 – 11. August 2020 Martin Zielke (Commerzbank)
- 11. August 2020 – 30. Juni 2021: Hans-Walter Peters (Berenberg Bank)
- seit 1. Juli 2021: Christian Sewing (Deutsche Bank)[36]
Weblinks
Einzelnachweise
- Historie Bankenverband. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 21. November 2018.
- Christian Sewing. Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Christian Sewing. Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2020.
- Nick Jue. Mitglied im Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Emmerich Müller. Mitglied im Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Michael Diederich. Mitglied im Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Michael Diederich. Vorstandssprecher UniCredit – Hypovereinsbank. Hypovereinsbank, abgerufen am 21. November 2018.
- Lutz Diederichs. Mitglied im Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Wolfgang Fink. Mitglied im Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Manfred Knof. Mitglied im Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Christian Kühn. Mitglied im Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Christine Novakovic. Mitglied im Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Christian Ossig. Vorstandsmitglied und Hauptgesschäftsführer. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 26. August 2020.
- Dr. Christian Ossig. Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstands Bundesverband deutscher Banken e. V. Bundesverband deutscher Banken e.V., abgerufen am 17. Februar 2022.
- Andreas Arndt. Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 25. Juli 2020.
- Satzung. Bundesverband deutscher Banken, August 2018, abgerufen am 21. November 2018.
- Harold James: Verbandspolitik im Nationalsozialismus. Von der Interessenvertretung zur Wirtschaftsgruppe. München/Zürich: Piper 2001.
- Website des Bank-Verlags
- Website der Bankenakademie
- Bankenverband: - Bankenverband. Abgerufen am 23. Juli 2019.
- bankenverband.de
- gem. eigenen Angaben
- https://bankenombudsmann.de/
- Webseite der Beschwerdestelle, abgerufen am 9. Mai 2016.
- Bindender Streitwert wird auf 10.000 Euro erhöht. Bundesverband deutscher Banken
- Private Banken verabschieden umfassende Reform der Einlagensicherung
- SPON: "Können Sie Maulwürfe in Ministerien ausschließen?" 4. August 2020
- § 5a Ziff. 2 Satzung des Bankenverbandes In: bankenverband.de, abgerufen am 30. November 2015.
- Mitgliedseite im EBD. In: netzwerk-ebd.de, abgerufen am 30. November 2015
- Vorstand. Bundesverband deutscher Banken, abgerufen am 30. November 2015.
- Berenberg-Chef wird Banken-Präsident. In: FAZ.net. 16. September 2015, abgerufen am 16. September 2015.
- Martin Zielke übergibt Amt des Bankenpräsidenten. Bundesverband deutscher Banken, 12. August 2020, abgerufen am 26. August 2020.
- Bundesverband deutscher Banken: Christian Sewing tritt Amt als Bankenpräsident an. 1. Juli 2021, abgerufen am 25. Juli 2021.
- Carla Neuhaus: Hans-Walter Peters verteidigt Banken in der Panama-Affäre. Der Tagesspiegel online, 11. April 2016, abgerufen am 12. April 2016.
- Hanno Mußler: Commerzbank-Chef ist neuer Präsident des Bankenverbands. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. April 2020, abgerufen am 23. April 2020.
- Bundesverband deutscher Banken: Organigramm. 25. Juli 2021, abgerufen am 25. Juli 2021.