South African National Defence Force
Die South African National Defence Force, abgekürzt SANDF (deutsch etwa: „Südafrikanische Nationale Verteidigungskraft“) sind die Streitkräfte der Republik Südafrika. In ihrer heutigen Form wurde sie nach dem Ende der Apartheid am 10. Mai 1994 gegründet, auf der Grundlage von Neuwahlen und einer neuen Verfassung.
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Führung | |||
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Oberbefehlshaber: | Präsident der Republik Südafrika | ||
Verteidigungsministerin: | Thandi Modise | ||
Militärischer Befehlshaber: | General Rudzani Maphwanya | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 74.500 | ||
Reservisten: | 15.050 | ||
Wehrpflicht: | keine | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | 18. – 26. Lebensjahr[1] | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | 3,151 Mrd. US-$ (2020)[2] | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 1,1 % (2020)[3] | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 10. Mai 1994 |
Südafrika tätigt mit 3,151 Milliarden US-Dollar (2020) die dritthöchsten jährlichen Rüstungsausgaben in Afrika.[2] Aufgrund der internationalen Sanktionen während der Apartheid hat sich Südafrika eine eigene, leistungsfähige und vielseitige Rüstungsindustrie mit Forschungseinrichtungen aufgebaut. Südafrika besaß bis 1994 Massenvernichtungswaffen, darunter auch Atomwaffen, die aber noch vor der Machtübergabe an die neue Regierung auf Geheiß der alten Machthaber unter UNO-Aufsicht vernichtet wurden. Es besteht keine Absicht, neue Atomwaffen zu produzieren. Mit der Gründung der SANDF 1994 wurde in Südafrika die Wehrpflicht abgeschafft, die SANDF ist eine reine Berufsarmee.
Geschichte
Struktur der SADF 1993
SANDF wird Nachfolger der SADF
Die SANDF ersetzte 1994 die South African Defence Force (SADF; afrikaans Suid-Afrikanse Weermag) und beinhaltete sowohl Teile der Truppen und Ausrüstung der alten Armee als auch Truppen aus Guerillagruppierungen der früheren Oppositionsparteien wie dem Umkhonto we Sizwe (MK) des African National Congress (ANC) und den „Selbstschutzeinheiten“ (Self-Protection Unit (SPU)) der Inkatha Freedom Party (IFP) sowie Truppen mehrerer Homelands. Erster Oberbefehlshaber der SANDF wurde der bereits im Oktober 1993 noch von Ministerpräsident Frederik Willem de Klerk ernannte General George Meiring, der auch nach den Neuwahlen vom Kabinett als Oberbefehlshaber bestätigt wurde. Erster Verteidigungsminister in der Regierung der Nationalen Einheit wurde der frühere langjährige Kommandeur des Umkhonto we Sizwe, Joe Modise. Von der ANC-Seite war Solly Shoke als Fachmann für Personalfragen benannt und seit 1994 zur Transformation der Streitkräfte eingesetzt.
Hauptproblem der SANDF war anfangs die Integration von 26.500 Angehörigen des Umkhonto we Sizwe und 6880 Kämpfern der APLA (Azanian People’s Liberation Army) der Befreiungsbewegung Pan Africanist Congress (PAC). Ein bis zu drei Jahre dauerndes Eingliederungs- und Ausbildungsprogramm wurde ab Juni 1994 in verschiedenen vormaligen SADF-Stützpunkten durchgeführt. Das Programm wurde unterstützt und kontrolliert durch ein britisches Ausbildungsteam (British Military Advisory and Training Team, BMATT) unter Führung von Brigadier Richard William „Dick“ Trigger.
Internationale Einsätze
Die SANDF hat an verschiedenen afrikanischen internationalen Missionen teilgenommen, darunter eine Invasion in Lesotho, um die dortige demokratisch gewählte Regierung nach einem Putsch wiederherzustellen, und UN-Missionen in der Demokratischen Republik Kongo und in Burundi. Heutzutage beteiligen sich die Südafrikanischen Streitkräfte mit insgesamt 1.137 Soldaten an den UN-Missionen UNAMID und MONUSCO. Des Weiteren hat die Marine eine Fregatte in der Straße von Mosambik stationiert.[4]
Aktuelle Entwicklungen
Die konventionelle Bewaffnung der SANDF wird gegenwärtig einer Modernisierung unterzogen. So wurden neue Kriegsschiffe und U-Boote in Deutschland und Kampfjets in Schweden und Großbritannien eingekauft. Diese Einkäufe sind auf Grund ihrer Kosten und wegen Korruption bei der Auftragsvergabe äußerst kontrovers.
Zu den Problemen der SANDF gehört ein Mangel an ausgebildeten Piloten und Marineoffizieren, da viele der weißen Offiziere der SADF durch Mitglieder der Befreiungsbewegungen ersetzt wurden. Der Verlust von qualifiziertem Personal, die Ausmusterung von Ausrüstung wegen Geldmangels, eine hohe AIDS-Infektionsrate der Truppe und die Tatsache, dass die Infanteriesoldaten der SANDF zu den ältesten der Welt gehören, lassen die Wehrbereitschaft der SANDF momentan zweifelhaft erscheinen. Es wird jedoch aktiv versucht, durch Rekrutierungs- und Ausbildungsprogramme die Zustände zu verbessern.
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Im Jahr 2012 förderte die Deutsche Marine die südafrikanische Marine im Hinblick auf das Boarding in Piraterie-Einsätzen.[5]
Auftrag
Die SANDF sind mit dem Schutz Südafrikas und der Teilnahme an multinationalen Friedensmissionen beauftragt. Dabei liegt der Fokus auf Stabilisierungsmissionen in Afrika.
Organisation und Personal
Der Präsident ist Oberbefehlshaber über die Streitkräfte. Die alltägliche Ausgestaltung übernimmt der Verteidigungsminister (Minister of Defence and Military Veterans).
Der Kommandant der SANDF wird vom südafrikanischen Präsidenten aus einer der Waffengattungen ausgewählt und ist dem Verteidigungsminister unterstellt. Er ist der Vorsitzende des Defence Command Council (DCC, deutsch: Verteidigungskommandorat), dem die Leiter der vier Heeresgruppen, der Generalinspekteur und andere angehören. Bis Mai 2021 hatte General Solly Shoke das Amt inne. Er war Nachfolger von Godfrey Ngwenya, der zum südafrikanischen Botschafter in Angola ernannt wurde. Vorübergehend übernahm Lieutenant General Themba Matanzima kommissarisch diese Befehlsstelle.[6] Nach der Amtsperiode von Shoke steht seit Mai 2021 Rudzani Maphwanya an der Spitze der südafrikanischen Streitkräfte.[7]
General Ansuyah Fakir fördert als Direktorin für Strategische Planung (Director for Strategic Planning at Defence) die berufliche Entwicklung von Frauen innerhalb der südafrikanischen Streitkräfte. Im Jahr 2005 versahen 13 Frauen im militärischen Generalsrang ihren Dienst, den zu diesem Zeitpunkt insgesamt 134 Personen trugen. Das südafrikanische Verteidigungsministerium verfolgt das Ziel, Frauen als künftige Führungskräfte auf allen Ebenen auszubilden. Dabei besteht auch eine informelle Kooperation mit dem South African Police Service.[8][9]
Teilstreitkräfte
Heer
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Die South African Army (SAA; deutsch: „Südafrikanisches Heer“) hat eine Personalstärke von 38.200 Mann[4] und ist damit die größte Teilstreitkraft der südafrikanische Streitkräfte. Im Jahr 2014 wurde die SAA einer starken Neuausrüstung unterzogen, wobei besonders Schützenpanzer und Geschütze ersetzt wurden. Große Bedeutung haben auch die SAMIL-Militär-Lkw. Die South African Army setzt besonders auf Ausrüstung aus einheimischer, technologisch hochwertiger Denel Produktion.
Marine
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Die South African Navy (SAN; deutsch: „Südafrikanische Marine“) ist eine der größten Marinen Afrikas und hat bei einer Personalstärke von rund 6800 Soldaten[4] und einen Schiff- bzw. Bootbestand von 45 Einheiten. Dazu gehören als Hauptkampfeinheiten vier Fregatten der Valour-Klasse und drei U-Boote der Heroine-Klasse (Klasse 209/1400). Bei Luftfahrzeugen sind vier AgustaWestland Super Lynx 300 und acht Atlas Oryx-Hubschrauber im Bestand.
Luftwaffe
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Die South African Air Force (SAAF; deutsch: „Südafrikanische Luftwaffe“) hat eine Personalstärke von 9800 Angehörigen[4] und ist mit 134 Flugzeugen und 87 Hubschraubern ausgestattet.[10] Durch 26 Kampfflugzeuge des Typs Saab JAS 39 Gripen, 23 Schulflugzeuge des Typ BAE Hawk und den hohen Bestand an Hubschraubern, wobei über die Hälfte aus südafrikanischer Produktion stammen, gilt die SAAF als mit am besten ausgerüstete Luftwaffe südlich der Sahara. Der Kampfhubschrauber Denel AH-2 Rooivalk wurde speziell nach den besonderen Anforderungen für den Einsatz von Maschinen auf dem afrikanischen Kontinent entwickelt.
Militärgesundheitsdienst
Der South African Military Health Service (SAMHS; deutsch: „Südafrikanischer Militärgesundheitsdienst“) ist die Abteilung der South African National Defense Force, die für die medizinischen Einrichtungen und die Ausbildung und den Einsatz des gesamten medizinischen Personals der Streitkräfte zuständig ist. Obwohl üblicherweise die meisten nationalen Streitkräfte ihre medizinischen Strukturen in ihre bestehenden Dienstzweige integrieren, betrachtet die SANDF diese Struktur als die effizienteste Methode, um das Personal der SANDF zu versorgen und zu unterstützen.
Weblinks
- Offizielle Webseite des südafrikanischen Verteidigungsministeriums (englisch)
- Streitkräfteübersicht der South African National Defence Force bei GlobalDefence.net
- Bjørn Møller: Raising armies in a rough neighbourhood. The Military and Militarism in Southern Africa, In: Working Paper No. 118, Aalborg East (Aalborg University) 2003, ab S. 27 ISSN 0904-8154 (PDF; 208 kB, englisch)
Einzelnachweise
- The World Factbook–South Africa. Central Intelligence Agency, abgerufen am 11. November 2021 (englisch).
- Military expenditure by country, in constant (2019) US$ m., 1988-2020. (PDF) Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 11. November 2021.
- Military expenditure by country as percentage of gross domestic product, 1988-2020. (PDF) Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 11. November 2021.
- International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2021. 121. Auflage. Taylor & Francis, 2021, ISBN 978-1-03-201227-8, S. 489–491.
- Frauke Wolfsturm (Presse- und Informationszentrum Marine): GOOD HOPE V - Lübeck meets Südafrika. Bundeswehr, 16. März 2012, abgerufen am 28. Februar 2014.
- Artikel bei defenceweb.co.za vom 14. Dezember 2010 (englisch), abgerufen am 28. Dezember 2015
- Anonymus: SANDF | New chief of the armed forces. Meldung bei eNCA vom 28. Mai 2021 auf www.enca.com (englisch).
- Kgabo Mashamaite: DOD International Women’s Day Leadership Seminar, In: South African Soldier, South African Department of Defence, Vol. 19, Nr. 4 2012, S. 22–23 ISSN 1609-5014 (englisch; PDF; 7,0 MB)
- Lethube Phasha: Women networking. In: South African Soldier, South African Department of Defence, Vol. 12, Nr. 10 2005, S. 34 ISSN 1609-5014 (PDF; 1,6 MB, englisch)
- World Air Forces 2021. (PDF) Flight International, abgerufen am 11. November 2021.