Stoubzy

Stoubzy (belarussisch Стоўбцы, russisch Столбцы, polnisch Stołpce, litauisch Stolpcai, jiddisch סטויבץ Steibtz) i​st eine Kleinstadt i​n Belarus i​n der Minskaja Woblasz a​n der Memel, westlich v​on Minsk. Sie i​st Verwaltungssitz (Kreisstadt) d​es Rajons Stoubzy.

Stoubzy | Stolbzy
Стоўбцы | Столбцы
(belarus.) | (russisch)
Staat: Belarus Belarus
Woblasz: Minsk
Koordinaten: 53° 29′ N, 26° 44′ O
 
Einwohner: 15.367 (2008)
Zeitzone: Moskauer Zeit (UTC+3)
Stoubzy (Belarus)
Stoubzy

Verkehr

Stoubzy l​iegt an d​er Hauptbahnstrecke d​er Belaruskaja tschyhunka u​nd an d​er Autobahn v​on Brest über Minsk n​ach Moskau. Bis 1939 befand s​ich hier d​er wichtigste polnische Grenzbahnhof z​ur Sowjetunion. Auf sowjetischer Seite l​ag der Grenzbahnhof i​n Njeharelaje (russisch Njegoreloje). Zwischen beiden Bahnhöfen w​ar die Bahnstrecke i​n 1435 u​nd 1524 m​m Spurweite ausgeführt. In Richtung Osten mussten Reisende i​n Njegoreloje v​on den a​uf europäischer Normalspur ankommenden Zügen d​er polnischen Staatsbahn PKP i​n die Züge a​uf russischer Breitspur d​er sowjetischen Staatsbahn SŽD umsteigen, i​n Richtung Westen f​and der Wechsel i​n Stoubzy statt, b​eide Bahnhöfe dienten z​udem der Grenz- u​nd Zollkontrolle.

Geschichte

Stoubzy w​urde 1593 gegründet. Bis z​u den polnischen Teilungen gehörte e​s zu Polen-Litauen, danach z​u Russland.[1] Lange bestand h​ier ein Schtetl m​it einer großen jüdischen Bevölkerung.

Zwischen 1919 u​nd 1921 i​m Polnisch-Sowjetischen Krieg befand s​ich Stoubzy i​n umkämpftem Gebiet u​nd gelangte schließlich z​ur Republik Polen.

Polnisch-Sowjetischer Eisenbahn-Grenzübergang 1934

Im August 1924, als Stoubzy an der Ostgrenze der zweiten polnischen Republik lag, kam es zu einem Grenzzwischenfall, bei dem sowjetische bewaffnete Kräfte die ortsansässige Polizei und Regierungsgebäude angriffen, um zwei gefangene kommunistische Aktivisten zu befreien.[2] Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 lag Stoubzy zunächst im sowjetisch besetzten östlichen Teil Polens und wurde der Weißrussischen SSR zugeschlagen. Im Juni 1941 lebten mehr als 3000 Juden in der Stadt, einschließlich mehrerer hundert Flüchtlinge aus deutsch besetzten Teilen Polens. Von 1941 bis 1944 war die Stadt deutsch besetzt. Nach einer Woche Besatzung erschossen Deutsche rund 200 Juden gemeinsam mit mehreren Dutzend nicht- jüdischen Opfern, angeblich als Vergeltung für Angriffe auf deutsche Soldaten. Am 23. September 1942 wurden 450 Juden zu ihren Arbeitsplätzen geschickt, während 750 Juden, hauptsächlich Frauen, im Wald erschossen wurden. 850 schafften es entweder zu fliehen oder sie versteckten sich im Ghetto. Am 2. Oktober wurden weitere 488 Juden, meist Frauen und Kinder erschossen. Weitere 350 Juden wurden am 11. Oktober ermordet. Am 31. Januar 1943 wurden die verbliebenen 254 Juden einschließlich jener, die aus Nowy Swerschen hinzukamen, erschossen. In den folgenden Tagen wurden gefangene Juden ebenfalls ermordet und 293 Juden wurden am 4. Februar 1943 erschossen. Einige der aus dem Ghetto geflüchteten Juden überlebten, indem sie sich den Bielski-Partisanen im nahegelegenen Nalibokiwald anschlossen.[3] Nach Kriegsende gelangte Stoubzy erneut an die Weißrussische SSR, die nach Zerfall der Sowjetunion zur unabhängigen Republik Belarus wurde.

Einzelnachweise

  1. Латушкін А. Заснаванне г. Стоўбцы (Свержна), Верхняе Панямонне. Вып. 1. Мінск 2012. С. 7-29
  2. David R. Stone, "The August 1924 Raid on Stolptsy, Poland, and the Evolution of Soviet Active Intelligence, Intelligence and National Security, vol. 21, no. 3 (June 2006), pp. 331-341
  3. YAHAD - IN UNUM. In: yahadmap.org.
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