Sielow
Sielow, niedersorbisch Žylow , ist ein Ortsteil der Stadt Cottbus in Brandenburg.[2]
Sielow Žylow Stadt Cottbus | |
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Höhe: | 63 m ü. NHN |
Einwohner: | 3512 (30. Apr. 2021)[1] |
Eingemeindung: | 6. Dezember 1993 |
Postleitzahlen: | 03044, 03055 |
Vorwahl: | 0355 |
Lage von Sielow in Cottbus | |
Dorfkirche |
Geografie
Der Ort liegt fünf Kilometer nordnordwestlich von Cottbus. Nachbarorte sind Maiberg und Döbbrick im Nordosten, Skadow und Masnick’s Häuslergut im Osten, Saspow, Schmellwitz, Windmühlensiedlung und Brunschwig im Südosten, Ströbitz im Süden, Zahsow und Gulben im Südwesten, Ruben im Westen sowie Briesen, Alte Schäferei, Striesow und Dissen im Nordwesten.[3]
Geschichte und Etymologie
Sielow wurde vermutlich im Jahr 1300 gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde vom 12. Juli 1449. Der Name leitet sich aus dem Wort Žyta ab, was in der sorbischen Sprache so viel wie Wasserader bedeutet. Die Gemeinde vermutet diese geographische Besonderheit auch als Grundlage für die Ansiedlung.[4] Über viele Jahrhunderte lebten die Einwohner vorwiegend von der Landwirtschaft. Im Dreißigjährigen Krieg fiel der Ort nahezu wüst. Doch bereits aus dem Jahr 1644 sind neue Ansiedelungen überliefert.
Am 21. Mai 1899 wurde der Abschnitt Burg–Cottbus Westbahnhof der Spreewaldbahn eröffnet. Eine Betriebsstelle dieser Schmalspurbahn war am Kilometer 46,37 der Bahnhof Sielow, eine Haltestelle mit Überholungsgleis. Der Ort profitierte von dem Erstarken der Textilindustrie im nahegelegenen Cottbus. Ab dem 23. Januar 1921 war Sielow Standort eines preußischen Konzentrationslagers, indem „unerwünschte Ausländer“ inhaftiert waren.[5] Nach zwei Jahren wurde das Lager aufgrund der dort herrschenden unmenschlichen Bedingungen wieder geschlossen.
Sielow war eine selbstständige Gemeinde im Landkreis Cottbus und später im Kreis Cottbus. Nach der Wende wurden große Teile der LPG in ein Agrarunternehmen umgewandelt. Zum 6. Dezember 1993 wurde Sielow nach Cottbus eingemeindet und dort Ortsteil.[6]
Sehenswürdigkeiten und Kultur
- Die Dorfkirche Sielow wurde 1906 als neubarocke Saalkirche errichtet. Zur Kirchenausstattung gehört unter anderem ein Altarretabel aus der Zeit um 1600. Es besteht aus einem Ädikula-Aufbau mit Beschlagwerk. Im Altarblatt ist ein Relief eingearbeitet, dass Mariäs Aufnahme in den Himmel zeigt. Es stammt ursprünglich aus dem Mittschrein eines Schnitzaltars aus dem zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts. In den Nischen des Aufbaus sind Paulus von Tarsus und Simon Petrus zu sehen; im Altarauszug das Abendmahl Jesu.
- Im Ort sind mehr als 20 Vereine aktiv. Jährlich findet in Sielow das Fest des Hahnrupfens statt.
Persönlichkeiten
- Jurij Koch (* 1936), Schriftsteller; lebt in Sielow
- Reinhard Lauck (1946–1997), Fußballspieler und Nationalspieler der DDR, Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Sommerspielen 1976; in Sielow geboren
- Horst Krautzig (* 1952), Fußballspieler; in Sielow geboren
Literatur
- Harald Großstück: Die Spreewaldbahn – eine Chronik. Reihe Aus der Heimatgeschichte der Stadt Cottbus und Umgebung, Heft 1. Stadtarchiv Cottbus, Deutscher Modelleisenbahn-Verband der DDR, AG 2/15 „Spreewaldbahn“ (Hrsg.). Cottbus 1988.
Weblinks
- Sielow, Žylow im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Bürgerverein Sielow
Einzelnachweise
- Einwohner nach Ortsteilen. In: cottbus.de. Stadtverwaltung Cottbus – Fachbereich Bürgerservice, 30. April 2021, abgerufen am 18. Februar 2021.
- Kreisfreie Stadt Cottbus – Ortsteile nach § 45 Kommunalverfassung – Wohnplätze. In: service.brandenburg.de. Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg, abgerufen am 26. April 2016.
- BrandenburgViewer der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB)
- Informationstafel Unser Sielow, aufgestellt westlich der Kirche, März 2019.
- Preußen. Chronik eines deutschen Staates. Rundfunk Berlin-Brandenburg, abgerufen am 29. Januar 2019.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 1. Januar 1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.