Dissen (Dissen-Striesow)
Dissen, niedersorbisch Dešno , ist ein Ortsteil der Gemeinde Dissen-Striesow im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg. Der Ort gehört dem Amt Burg (Spreewald) an und war bis zum 31. Dezember 2001 eine eigenständige Gemeinde.
Dissen Dešno Gemeinde Dissen-Striesow | |
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Höhe: | 60 m ü. NHN |
Fläche: | 13,06 km² |
Einwohner: | 630 (31. Dez. 2016)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 48 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 2001 |
Postleitzahl: | 03096 |
Vorwahl: | 035606 |
Lage
Dissen liegt in der Niederlausitz knapp zehn Kilometer nordwestlich von Cottbus und gehört zum amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden. Umliegende Ortschaften sind Drachhausen im Norden, die Cottbuser Stadtteile Maiberg im Nordosten, Döbbrick Ost und Döbbrick im Osten, Skadow im Südosten und Sielow im Süden, der zur Gemeinde Kolkwitz gehörende Ortsteil Gulben im Südwesten, Briesen und Striesow im Westen sowie Fehrow im Nordwesten.
Durch Dissen verläuft die Landesstraße 511 von Cottbus nach Strießow. Nördlich des Ortes fließt die Spree, zudem fließen mehrere Wassergräben durch den Ort.
Zu Dissen gehören der Wohnplatz Alte Schäferei (Stara šaparnja) sowie die nicht amtlichen Dorfteile Grabow, Kněski dwor, Końc, Pśedejs und We jsy.
Geschichte
Dissen wurde von westslawischen Siedlern aus dem Stamm der Lusitzi gegründet. Erstmals erwähnt wurde der Ort im Jahr 1449 in einer Urkunde als Teil der Mark Brandenburg.[2] 1464 war der Ort bereits als Dissen verzeichnet. In der folgenden Zeit änderte sich der Ortsname von Dissow (1466) über Dessen (1486), Dossenn (1502) und Dysenn (1543) wieder zurück zu Dissen im Jahr 1652. Danach war der Ort weitere dreimal unter anderem Namen verzeichnet, 1761 als Deschno, 1843 unter seinem sorbischen Namen Dešno und wieder als Deschno im Jahr 1847. Der Ortsname ist wahrscheinlich auf den sorbischen Personennamen Dycha zurückzuführen und bedeutet Dorf des Dycha. Eine weitere mögliche Bedeutung ist dumpfig stinkender Ort, was auf die Lage des Ortes hinweist.[3]
Die wendische Dorfkirche von Dissen wurde im Jahr 1772 errichtet. 1937 wurde sie mit Bibelsprüchen in niedersorbischer Sprache ausgestaltet. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden in der Kirche Gottesdienste in sorbischer/wendischer Sprache gehalten, bis dies von den Nationalsozialisten verboten wurde; Bogumił Šwjela hielt 1941 den letzten sorbischen Gottesdienst vor diesem Verbot.[4] Mit Unterstützung durch Reinhardt Richter, den damaligen Generalsuperintendenten von Cottbus, fand 1987 der erste wendische Gottesdienst nach dem nationalsozialistischen Verbot statt[4] und seitdem werden wieder Gottesdienste in dieser Sprache in der Dorfkirche gehalten.[2]
Seit 1978 gibt es in Dissen ein Heimatmuseum, welches das Leben der früher wendischen und bäuerlichen Bevölkerung gibt. Ausgestellt sind dort unter anderem Arbeitsgeräte, Hausrat und Kinderspielzeuge sowie verschiedene Varianten sorbischer Trachten.[5]
Dissen zählt mit acht bis zwölf besetzten Storchenhorsten im Jahr zu den storchenreichsten Dörfern in Deutschland.[2]
Im Jahr 2005 war Dissen Sieger des Landkreises Spree-Neiße im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft.[2]
Nach dem Wiener Kongress kam Dissen als Teil der Niederlausitz an das Königreich Preußen. Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde dem neu gebildeten Kreis Cottbus-Land im Bezirk Cottbus zugeschlagen. Nach der Wende lag Dissen im Landkreis Cottbus in Brandenburg und gehört seit dem 16. Juli 1992 zum Amt Burg (Spreewald). Nach der Kreisreform in Brandenburg am 6. Dezember 1993 kam Dissen schließlich zum neu gebildeten Landkreis Spree-Neiße. Am 31. Dezember 2001 wurde Dissen mit dem Nachbarort Striesow zu der neuen Gemeinde Dissen-Striesow zusammengelegt.[6]
Sorbische Sprache
Bis in die 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts war sorbisch/wendisch die Umgangssprache im Ort. Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Lausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 815 Einwohnern, von denen alle Sorben waren.[7] Ernst Tschernik zählte im Jahr 1956 noch einen sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil von 74,8 %.[8] Seitdem ging der Anteil der sorbischsprachigen Bevölkerung zurück, im Jahr 1995 hatten noch 28,9 % der Einwohner Sorbischkenntnisse. Im Jahr 2003 wurde Dissen im Rahmen eines Landeswettbewerbs als Sprachenfreundliche Kommune ausgezeichnet. Des Weiteren erlernen die Dissener Kinder die Sprache im Rahmen des Witaj-Projektes schon im Kindergarten.[2]
In Dissen sind, wie in fast allen Orten im sorbischen Siedlungsgebiet, die Orts- und Straßenschilder zweisprachig beschriftet. Eine Besonderheit stellen die einsprachig sorbischen Ortsteiltafeln dar.
Bevölkerungsentwicklung
Einwohnerentwicklung in Dissen von 1875 bis 2000[9] | |||||||||||||
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Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | ||||||||
1875 | 757 | 1939 | 658 | 1981 | 536 | ||||||||
1890 | 778 | 1946 | 781 | 1985 | 525 | ||||||||
1910 | 688 | 1950 | 690 | 1989 | 498 | ||||||||
1925 | 697 | 1964 | 646 | 1995 | 522 | ||||||||
1933 | 678 | 1971 | 586 | 2000 | 659 | ||||||||
Sonstiges
Der Ortsteil Dissen führt bereits seit kurz nach der Wiedervereinigung Partnerschaften mit der niedersächsischen Stadt Dissen am Teutoburger Wald und dem Ortsteil Dissen der hessischen Stadt Gudensberg.[10][11] Diese Partnerschaften wurden auch nach der Gemeindeauflösung am 31. Dezember 2001 aufrechterhalten.
Persönlichkeiten
- Měto Bukwaŕ (Martin Buckwar; 1789–1843), seit 1830 Pfarrer in Dissen und auch dort gestorben
- Reinhardt Richter (1928–2004), Vikar und Pfarrer 1953–1960, der die wendische Sprache im Gottesdienst förderte[12]
- Bogumił Šwjela (Gotthold Schwela; 1873–1948), sorbischer Geistlicher und Sprachforscher, 28 Jahre lang Pfarrer in Dissen
- Trixi Worrack (* 1981), Profi-Radrennfahrerin, lebt in Dissen
Weblinks
Nachweise
- Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis des Landes Brandenburg. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB), abgerufen am 21. Oktober 2020.
- Dissen / Dešno-Ein wendisches Dorf an der Spree. In: dissen-striesow.de. Dissen-Striesow, abgerufen am 28. Mai 2017.
- Hanswilhelm Haefs: Ortsnamen und Ortsgeschichten aus dem Spreewald. 2014, ISBN 978-3-7357-3556-0, S. 93 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Detlef Kobjela und Werner Meschkank: Vom Regenzauberlied bis zur wendischen Pop-Ballade: Ein Beitrag zur Musikgeschichte der Lausitz unter besonderer Darstellung der niedersorbischen Musikgeschichte. in: Podstupimske pśinoski k Sorabistice = Potsdamer Beiträge zur Sorabistik, 2000/3 (2000), S. 40.
- Heimatmuseum Dissen. In: dissen-striesow.de. Dissen-Striesow, abgerufen am 28. Mai 2017.
- Dissen im Geschichtlichen Ortsverzeichnis. Abgerufen am 28. Mai 2017.
- Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.
- Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995.
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 kB) Landkreis Spree-Neiße. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 28. Mai 2017.
- Partnerschaften sind wie Freundschaften. Neue Osnabrücker Zeitung, 3. August 2004, abgerufen am 11. August 2019.
- Stadtteilpartnerschaften. Gemeinde Gudensberg, abgerufen am 11. August 2019.
- Detlef Kobjela und Werner Meschkank: Vom Regenzauberlied bis zur wendischen Pop-Ballade: Ein Beitrag zur Musikgeschichte der Lausitz unter besonderer Darstellung der niedersorbischen Musikgeschichte. in: Podstupimske pśinoski k Sorabistice = Potsdamer Beiträge zur Sorabistik, 2000/3 (2000), S. 41.