Sachsendorf (Cottbus)
Sachsendorf, niedersorbisch Knorawa , ist seit 1950 ein Stadtteil im Süden von Cottbus. Südlich des alten Dorfkerns an der heutigen Saarbrücker Straße wurde in den Jahren 1974 bis 1986 die Großwohnsiedlung Sachsendorf-Madlow erbaut.
Sachsendorf Knorawa Stadt Cottbus | |
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Höhe: | 74 m ü. NHN |
Fläche: | 6,6 km² |
Einwohner: | 10.625 (30. Apr. 2021)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 1.610 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1950 |
Postleitzahlen: | 03048, 03050 |
Vorwahl: | 0355 |
Lage von Sachsendorf in Cottbus | |
Gelsenkirchener Platz im Zentrum von Sachsendorf |
Lage
Sachsendorf liegt in der Niederlausitz, rund drei Kilometer südlich der Cottbuser Stadtmitte. Die Gemarkung von Sachsendorf grenzt im Norden an die Spremberger Vorstadt, im Osten an Madlow, im Süden an Groß Gaglow und Klein Gaglow und im Westen an Ströbitz. Die Bundesstraße 169 führt durch das historische Ortszentrum von Sachsendorf, südlich liegt die Bundesautobahn 15 mit der Anschlussstelle Cottbus-West. Nördlich von Sachsendorf bildet der Priorgraben die Grenze zur Spremberger Vorstadt.
Geschichte
Im Schmettauschen Kartenwerk von 1767/87 ist an der Stelle der heutigen Ortschaft der inzwischen nicht mehr existente Priorteich verzeichnet. Sachsendorf wurde zwischen 1781 und 1785 von sächsischen Kolonisten angelegt.[2] Die niedersorbische Bezeichnung „Knorawa“ ist ein Spottname und bedeutet etwa „Hungerleider“ bzw. bezogen auf den Ort „hungerndes Dorf“.[3] Zum Zeitpunkt der Ortsgründung lag Sachsendorf im Bereich der Herrschaft Cottbus, die als Exklave der Mark Brandenburg vollständig von sächsischem Gebiet umgeben war. Nach dem Tilsiter Frieden von 1807 kam das Dorf zum Königreich Sachsen, wo es aber nur acht Jahre blieb. Bei der auf dem Wiener Kongress beschlossenen Teilung Sachsens wurde die Niederlausitz Teil des Königreichs Preußen, wo Sachsendorf fortan zur Provinz Brandenburg gehörte.
Bei der Gebietsreform im Jahr 1816 wurde Sachsendorf dem Kreis Cottbus im Regierungsbezirk Frankfurt zugeordnet. Anfang der 1840er Jahre bestand der Ort aus 67 Wohngebäuden, hatte 319 Einwohner und gehörte kirchlich zu Madlow.[4] Für das Jahr 1864 sind in Sachsendorf 489 Einwohner und eine Chausseegeldhebestelle verzeichnet.[5] Bei der Volkszählung vom 1. Dezember 1871 hatte die Landgemeinde Sachsendorf 589 Einwohner in 126 Familien. Von den Einwohnern waren 274 Männer und 315 Frauen; 176 Einwohner waren Kinder unter zehn Jahren.[6] Im Jahr 1884 ermittelte Arnošt Muka für seine Statistik über die Sorbische Bevölkerung in der Lausitz in Sachsendorf eine Einwohnerzahl von 724, davon waren 250 Sorben, was einem Anteil von 35 Prozent entspricht. Am 1. Dezember 1895 hatte Sachsendorf 834 Einwohner.[7] Ende des 19. Jahrhunderts wurde südlich von Sachsendorf ein Wasserturm zur Trinkwasserversorgung der Stadt Cottbus gebaut.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Sachsendorf zur Sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 zur DDR. Am 1. Juli 1950 wurde Sachsendorf in die Stadt Cottbus eingemeindet, die zeitgleich in den Landkreis Cottbus eingegliedert wurde. Bei der Kreisreform am 25. Juli 1952 wurde Cottbus mit seinen Stadtteilen Kreisstadt des neuen Kreises Cottbus im Bezirk Cottbus, im Jahr 1954 wurde die Stadt aus dem Kreis herausgelöst und kreisfrei. Ab 1974 entstand südlich des historischen Ortskerns die Großwohnsiedlung Sachsendorf-Madlow. Mit 12.000 Wohnungen war sie die größte in Plattenbauweise errichtete Wohnsiedlung des heutigen Landes Brandenburg.
Mittlerweile sind vor allem in den äußeren Randgebieten Sachsendorfs zahlreiche Wohnhäuser (ca. 5.000 Wohnungen) abgerissen worden, sodass seitdem große Flächen brach liegen und von der Natur zurückerobert werden. Es entwickelten sich nach der Wende durch Deindustrialisierung und Betriebsstilllegungen soziale Probleme und Leerstände. 1999 wurde das Gebiet in das Programm Soziale Stadt aufgenommen.[8][9]
Infrastruktur
Sachsendorf wird von der Straßenbahnlinie 4 sowie den Buslinien 13, 14, 16 & 17 der Cottbusverkehr GmbH erschlossen.
Persönlichkeiten
- Frank-Rainer Withulz (* 1948), Fußballspieler
Einzelnachweise
- Einwohner nach Ortsteilen. In: cottbus.de. Stadtverwaltung Cottbus – Fachbereich Bürgerservice, 30. April 2021, abgerufen am 18. Februar 2022.
- Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. Alter – Herkunft – Bedeutung. be.bra, Berlin 2005, S. 147.
- Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. VEB Domowina-Verlag, Bautzen 1975, S. 97.
- Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. Gustav Harnecker's Buchhandlung, Frankfurt a. O. 1844, S. 44.
- Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., Frankfurt a. O. 1867, S. 47.
- Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 220f., Nr. 75 (online).
- Königliches Statistisches Bureau: Gemeindelexikon des Königreiches Preußen. Teil III: Stadtkreis Berlin und Provinz Brandenburg., Berlin 1898, S. 268 (Online, hier S. 282).
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- http://www.werkstatt-stadt.de/de/projekte/58/