Serval
Der Serval (Leptailurus serval) ist eine mittelgroße Art der Katzen, die meist auf ockergelbem Grund schwarz gefleckt ist. Die sehr schlanke und hohe Art zeichnet sich durch sehr lange Beine und einen kleinen Kopf mit großen Ohren aus. Er lebt als Jäger in den Steppen und Savannen in Afrika und ernährt sich vor allem von kleinen Nagetieren, die er durch sein sehr gutes Gehör aufspürt.
Serval | ||||||||||||
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Serval | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Leptailurus | ||||||||||||
Sewerzow, 1858 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Leptailurus serval | ||||||||||||
(Schreber, 1776) |
Die Bezeichnung Serval stammt vermutlich von dem portugiesischen Wort lobo-cerval ab, das übersetzt Luchs bedeutet.[1] Es entstand im 18. Jahrhundert und findet sich in dieser oder ähnlicher Form in mehreren europäischen Sprachen.
Merkmale
Allgemeine Merkmale
Der Serval erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 59 bis 92 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 20 bis 38 Zentimetern, die Schulterhöhe beträgt bis zu 60 Zentimeter.[2] Das Körpergewicht beträgt zwischen 6 und 13,5 Kilogramm, wobei die Männchen in der Regel etwas schwerer als die Weibchen sind und regionale Unterschiede vorhanden sind. Damit ist er um etwa 20 Zentimeter höher gebaut als der südamerikanische Ozelot, der eine ähnliche Körperlänge hat, und der Karakal, der ein ähnliches Gewicht aufweist.[3] Der Körper ist sehr schlank gebaut mit einem kleinen, leicht gebauten Kopf. Der Schwanz ist vergleichsweise kurz und erreicht hängend etwa die halbe Standhöhe des Tieres.[1] Die Beine sind sehr lang, innerhalb der Katzenfamilie hat keine andere Art im Verhältnis längere Beine. Dabei tragen vor allem verlängerte Mittelfußknochen und Zehenknochen zu dieser Länge bei. Der Vorderfüße haben fünf und die Hinterfüße vier Zehen.[1] Die Zehen sind zudem sehr beweglich und besitzen lange, hakenähnliche Krallen.[2]
Das Fell ist gelbbraun sandfarben bis goldgelb mit deutlicher brauner Fleckung aus teilweise punktförmigen kleinen und größeren Flecken, die vor allem im Bereich des Nackens, auf der Schulter und an den Beinen Streifen bilden können. Das Fell und die Fleckung ähneln dabei denen des Geparden.[2] Das Fleckenmuster weist große individuelle Unterschiede auf. So gibt es Servale mit sehr kleinen Flecken, während andere große Flecken haben, die am Nacken und Rücken in Streifen übergehen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielten Taxonomen es für möglich, dass es sich bei den klein- und großgefleckten Servalen jeweils um eigenständige Arten handelt. Bei den gestreiften Formen ziehen sich drei bis vier lange braune Streifen vom Hinterkopf auf die Schultern, die sich dann auf dem Rücken in Punktreihen auflösen.[1] In Hochlandgebieten Ostafrikas, beispielsweise den Aberdare-Bergen in Kenia und in Äthiopien, gibt es auch vollkommen schwarze, melanistische, Servale, die anfangs gleichfalls für eine eigene Art gehalten wurden. Die meisten dieser melanistischen Servale wurden in Höhenlagen zwischen 2440 und 2745 Meter gesichtet.[3] Daneben kommen auch leuzistische Tier mit weißer Fellfarbe vor.
Die Schnauze, das Kinn und die Kehle sind weiß, die Färbung geht in das goldgelbe Gesichtsfell mit kleinen dunklen Flecken auf den Wangen und über den Augen über. Die Nase ist ganz oder teilweise rosafarben. Die Augen sind schwarz umrandet mit kupferbrauner oder grünlicher Iris.[1] Die Ohrmuscheln sind im Verhältnis zur Kopfgröße sehr groß und ovalrund, sie erreichen eine Länge von 8,5 bis 9 Zentimetern.[1] Sie sind in der Innenseite lang behaart und die Rückseite ist schwarz mit einem deutlichen weißen Fleck oder einer weißen Linie. Die Paukenblase am Schädel ist ebenfalls groß ausgebildet.[2] Die Brust und der Bauch sind hell sandfarben bis weißlich mit langen Haaren. Die Weibchen haben drei Paar Zitzen, je zwei im Abdominalbreich und eines in der Lendengegend.[1]
Merkmale des Schädels
3 | · | 1 | · | 3 | · | 1 | = 30 |
3 | · | 1 | · | 2 | · | 1 |
Der Schädel ist gewölbt und im Profil abgerundet. Er ist leicht gebaut und im Vergleich zu dem des ähnlich großen Karakal sehr schmal. Die Schnauze ist gerundet und der Schädel weist keine prominenten Sagittal- und Überaugenkämme auf. Die Kopfoberseite ist glatt und auch hier gibt es keine besonders auffälligen Muskelansatzstellen. Der Processus coronoideus des Unterkiefers ist ebenfalls nicht so gut entwickelt wie beim Karakal und auch hier sind keine speziellen Grate vorhanden.[1]
Das Gebiss des Servals entspricht dem typischen Katzengebiss Es enthält pro Oberkieferhälfte drei Schneidezähne (Incisivi), einen Eckzahn (Caninus), drei Vorbackenzähne (Praemolares) sowie einen Backenzahn (Molares) und pro Unterkieferhälfte drei Schneidezähne, einen Eckzahn, zwei Vorbackenzähne und einen Backenzahn. Insgesamt besitzen die Tiere somit 30 Zähne. Im Gegensatz zum Karakal ist auch der p2 fast immer vorhanden und gut ausgebildet.[1]
Genetische Merkmale
Die Tiere besitzen einen diploiden Chromosomensatz aus 2n = 36 Chromosomen.[1]
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Der Serval kommt ausschließlich in Afrika vor. Historisch kam er in zwei von der Sahara getrennten Beständen in Nordafrika und südlich der Sahara vor.[1] Allerdings hat der Serval sehr spezifische Ansprüche an seinen Lebensraum, so dass er nur jeweils einzelne Regionen in diesem Verbreitungsgebiet bewohnt. Südlich der Sahara ist er weit verbreitet und gehört zur Fauna der meisten Länder vom Senegal im Westen und Somalia im Osten Afrikas bis in den Süden der Republik Südafrika.[1]
Es ist unsicher, ob es noch Servalpopulationen in Nordafrika gibt. Die letzten bestätigten Sichtungen stammen hier aus den 1970er Jahren. In Algerien gilt ein 1936 getötetes Individuum als letztes Exemplar seiner Art in dem Land, allerdings wurden in den 1990ern Tiere im El-Kala-Nationalpark gesichtet. Im Südwesten Marokkos wurden Servale bis in die 2000er Jahre dokumentiert.[1] In Südafrika war er ursprünglich entlang der gesamten südlichen Küstenlinie verbreitet, seit den 1980er Jahren ist er in der ehemaligen Kapprovinz weitgehend ausgestorben und nur in der Provinz Freistaat konnte er sich etablieren und vielleicht sogar wieder ausweiten.[1] In einigen Gebieten profitiert der Serval zudem von Entwaldungen, vor allem im Bereich der Waldgebiete im Äquatorbereich in Zentralafrika.[1]
Servale bewohnen verschiedene Typen von Grasland und Savannen. Ihr Vorkommen ist an das Vorhandensein von Wasser und einer Vegetation aus Gras und Schilf gebunden[2] und sie sind entsprechend auch in Sumpfgebieten und Überflutungsflächen anzutreffen.[1] In Wüsten oder Halbwüsten kommen sie nicht vor, können aber dort überleben, wo Wasserläufe solche trockenen Regionen durchziehen. Auch Wald können sie bewohnen, sofern der Baumwuchs schütter und immer wieder von Lichtungen und Grasbeständen durchbrochen ist,[2] so etwa in Regenwald-Savannen-Mosaikregionen in Gabun oder in Küstennähe in Sierra Leone.[1] In den dichten Waldbeständen des äquatorialen Westafrikas fehlen Servale jedoch vollständig.[4] Sofern Wasser, Nahrung und Deckung vorhanden sind, scheinen das jeweilige Mikroklima und die Höhenlage keine Restriktionen für diese Katzenart darzustellen. Man hat sie in 3000 m Höhe auf den Mooren des Aberdare-Nationalparks in Kenia beobachtet. Auch im Kamberg Nature Reserve der südafrikanischen Midlands kommen sie vor, wo im afrikanischen Winter regelmäßig Frosttemperaturen herrschen und gelegentlich sogar Schnee fällt.[4] Zudem können sie auf landwirtschaftlich genutzten Flächen sowie Kaffee- oder Bananenplantagen mit einer hohen Nagetierdichte und ausreichend Deckung vorkommen.[2][1]
Lebensweise
Servale sind Einzelgänger und kommen nur zeitweise während der Paarungszeit zu Paaren zusammen. Werden mehrere Tiere gemeinsam gesichtet, handelt es sich um Muttertiere mit ihren Jungen.[2] Sie werden gelegentlich als nacht- und dämmerungsaktiv bezeichnet, ihr Aktivitätsmuster ist aber häufig sowohl durch die Anwesenheit von Menschen beeinflusst als auch durch das Verhalten ihrer Beutetiere. In Regionen, in denen sie viele große, nachtaktive Nahrungskonkurrenten haben, weichen sie auf andere Tageszeiten aus. In ungestörten Gebieten des Ngorongoro ist der Serval überwiegend am frühen Morgen und in den späten Nachmittagsstunden unterwegs. Während der Nacht begibt er sich alle drei Stunden auf eine kurze Jagd. Während der heißesten Tagestemperatur ruht er gewöhnlich im Schatten. Diese Ergebnisse wurden auch durch Studien an sechs Servalen bestätigt, deren Aktivitätsmuster im Kamberg Nature Reserve mit Hilfe von Funksendern untersucht wurden. Insbesondere an dunstigen oder bewölkten Tagen waren sie hier auch während des Tages auf Jagd. Im Rustenburg Nature Reserve unweit der südafrikanischen Stadt Rustenburg waren die dortigen Servale dagegen überwiegend nachtaktiv[4][2] und im Serengeti-Nationalpark werden sie als weitgehend tagaktiv beschrieben.[1] Bei Störungen nutzen sie hohe Gras- oder Schilfbestände oder Waldreste als Rückzugsorte und Ruheplätze,[2] wobei sie in der Regel die Ruheplätze regelmäßig wechseln. Obwohl die Tiere gut klettern können und in Bäumen bis in neun Metern Höhe beobachtet wurden, leben sie fast ausschließlich am Boden.[1]
Die Bestandsdichte reicht von acht Tieren pro 100 Quadratmeter Kamberg Nature Reserve in KwaZulu-Natal in Südafrika bis zu mehr als 40 Tieren im Ngorongoro-Krater.[2] Langzeituntersuchungen zum Revierverhalten von Servalen liegen vor allem aus diesen Gebieten vor. Die untersuchten Tiere bewegten sich nächtlich etwa zwei bis vier Kilometer weit, Weibchen haben dabei ein Revier von mindestens 9,5 Quadratkilometer während die der Männchen mit 11,6 Quadratkilometer unwesentlich größer sind. Reviere von Weibchen überlappten sich dabei nur geringfügig.[5][2] Da die Tiere allerdings nicht mit Sendern ausgestattet waren und manchmal für längere Zeiten nicht beobachtet wurden, konnte der tatsächliche Aktionsradius nur auf Basis der verfügbaren Daten abgeschätzt werden. Da ein Weibchen allerdings über einen Zeitraum von neun Jahren regelmäßig im gleichen Gebiet auftauchte, kann von einer ausgeprägten Gebietstreue ausgegangen werden.[2] Im Kamberg Nature Reserve wurden für besenderte Weibchen Reviergrößen von 19.8 und 15,8 Quadratkilometer ermittelt, ein Männchen hatte ein Revier von 31,5 Quadratkilometer. Letzteres überlappte teilweise mit den Revieren der Weibchen, alle drei zeigten insgesamt jedoch nur geringe Überlappungen zueinander.[2]
Servale markieren ihr Revier mit Duftmarken, vor allem in Form von Urinmarken an Bäumen und anderer Vegetation oder in Form von Faeces an prominenten Stellen, zudem hinterlassen sie Kratzspuren am Boden.[2] Ein im Ngorongoro-Krater beobachtetes Männchen hinterließ über eine Periode von 12 Stunden pro Stunde durchschnittlich 41 Duftmarken.[5] Bei Weibchen ist das Verhalten etwas weniger intensiv ausgeprägt. Vor allem in Höhenlagen sind Servale zeitweise kälteren Temperaturen ausgesetzt. Durch physiologische Anpassungen und ihr Verhalten können sie niedrige Temperaturen gut tolerieren.[1]
Nahrung und Jagdweise
Der Serval ist ein Jäger, der mit seinen hohen Beinen und seinem sehr gutem Gehör darauf spezialisiert ist, kleine Nagetiere in hohem Gras zu jagen.[6] Mehr als 90 Prozent der Nahrung eines Servals bestehen aus solchen Säugetieren, die gewöhnlich weniger als 200 Gramm und damit weniger als 2 % seines eigenen Körpergewichts wiegen.[6][2] In Simbabwe machen Vielzitzenmäuse, die zwischen 20 und 80 Gramm wiegen, und die zwischen 100 und 200 Gramm schweren Lamellenzahnratten den größten Teil seiner Beute aus. In Tansania spielt neben Lamellenzahnratten auch die nur etwa fünf Gramm schwere Afrikanische Zwergmaus in seiner Ernährung eine größere Rolle.[3] Weitere Beutetiere sind Rennmäuse, Baummäuse, Ratten, Graumulle, Borstenhörnchen, Spitzmäuse, Goldmulle, Buschhasen und andere Kleinsäuger.[2] Daneben jagt der Serval auch kleine Vögel (Webervögel, kleine Rallen), Eidechsen, Schlangen, Frösche, Krebse und Insekten.[2] Bei in Gefangenschaft gehaltenen Servalen hat man beobachtet, wie sie mit ihren Pfoten Fische aus dem Wasser angeln. Sie ergreifen auch größere Beute wie beispielsweise Flamingos, Trappen und junge Antilopen, jedoch stellen diese nur gelegentliche Beute dar.[2] Einen sehr geringen Anteil der Nahrung stellen Pflanzen wie Gräser und Früchte dar, die wahrscheinlich zur Unterstützung der Verdauung aufgenommen werden.[1]
Jagende Servale laufen gewöhnlich langsam und vorsichtig durch das Grasland und halten immer wieder inne, um nach Beutetieren zu lauschen. Gelegentlich setzen sie sich für längere Zeit nieder und warten, bis sie ein Geräusch vernehmen, das auf Beutetiere hinweist. Durch ihre langen Beine und den kleinen Kopf können sie ihre großen Ohren und das empfindliche Gehör nutzen, um auch leiseste Geräusche ihrer Beutetiere zu hören und anzupeilen. Haben sie ein Geräusch lokalisiert, nähern sie sich zunächst vorsichtig und verharren mehrfach zum Lauschen, dann springen sie fuchsähnlich mit einem hohen Satz nach dem Beutetier. Ein einzelner Sprung kann dabei drei bis sechs Meter weit und einen Meter hoch reichen.[2] Sie versuchen, das Beutetier mit einer oder beiden Pfoten zu ergreifen. Fangen sie das Beutetier nicht mit dem ersten Sprung, folgen mehrere schnelle steifbeinige Sprünge, bei denen der Serval mit allen vier Pfoten in der Luft ist. Dies ist eine für Servale charakteristische Jagdweise.[4]
Mit ihren beweglichen Pfoten und den hakenartigen Krallen sind sie in der Lage, in Erdbauen oder unter Vegetation nach Nagetieren zu greifen.[2] Sie graben gelegentlich auch, um an in Erdbaue geflüchtete Nagetiere zu gelangen. Ein junges Männchen wurde auch dabei beobachtet, wie es auf den Hinterbeinen stand und versuchte, mit seinen Vorderpfoten aus Schwalbennestern die Nestlinge herauszuangeln.[3] Schlangen töten sie, indem sie mit ihren Pfoten nach ihnen schlagen oder sie mehrmals schnell beißen. Insbesondere jüngere Servale spielen mit ihrer Beute, bevor sie diese fressen. Beim Spielverhalten werfen sie gelegentlich ihre Beute in die Luft und fangen diese wieder.[3] Servale sind auf Grund ihrer Sprungfähigkeiten auch in der Lage, Vögel und Insekten in der Luft zu fangen. Sie greifen dabei die auffliegenden Tiere mit den Vorderpfoten und landen dann nur auf den Hinterpfoten. Mit einem einzigen Sprung können Servale eine Distanz von 3,6 Meter überwinden. Es wird ihnen nachgesagt, Vögel noch mit den Vorderpfoten zu erreichen, die sich bereits drei Meter über dem Erdboden befinden.[4]
Weibchen mit Jungtieren suchen in einem Umkreis um ihren Bau herum nach Nahrung, sie verbringen jedoch etwa doppelt so viel Zeit mit der Jagd wie Weibchen ohne Nachwuchs. Mit zunehmendem Alter der Jungtiere nutzen sie einen zunehmend größeren Anteil ihres Revieres aus, um Nahrung zu finden.[7]
Fortpflanzung und Entwicklung
Der Serval lebt grundsätzlich einzelgängerisch. Bei Beobachtungen von mehreren Servalen handelt es sich entweder um eine kurzfristig bestehende Paarbeziehung, während das Weibchen im Östrus ist, oder um ein Muttertier mit nahezu ausgewachsenen Jungtieren.
Der Östrus eines weiblichen Servals dauert zwischen ein bis vier Tage. Sein Beginn geht mit einer Verhaltensänderung des Weibchens einher, das dann häufiger kurz und scharf miaut. Dieses Miauen ist noch über größere Distanz hörbar.[5] Die Tragezeit von Servalen beträgt rund 74 Tage. Die typische Wurfgröße sind zwei Junge, es wurden aber auch schon Würfe mit vier Jungtieren beobachtet.[7] Jungtiere kommen in Afrika ganzjährig zur Welt, grundsätzlich gibt es aber einen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Fortpflanzungsperiode von Mäuseartigen und Servalen. Servale werfen ihre Jungen etwa einen Monat vor dem Höhepunkt der Nagetiervermehrung. Im Ngorongoro-Krater sind die Monate September und November typischerweise die Monate, in denen die meisten Servale zur Welt kommen. Dabei handelt es sich um das Ende der Trockenperiode. In Botswana werfen Servale dagegen ihre Jungtiere überwiegend während der Regenzeit.[7]
In Gefangenschaft gehaltene Servale sind in der Lage, drei- oder viermal pro Jahr zu werfen, wenn die Jungtiere entweder bei Geburt sterben oder fortgenommen werden. Das kürzeste beobachtete Wurfintervall bei Servalen, die ihre Jungtiere aufziehen, lag dagegen bei 184 Tagen. Das weist darauf hin, dass Servale unter optimalen Bedingungen in der Lage sind, zwei Würfe innerhalb eines Jahres großzuziehen. In freier Wildbahn stellt dies jedoch die Ausnahme dar, und ein Wurf pro Jahr ist die typische Fortpflanzungsrate.[7]
Frischgeborene Jungtiere wiegen etwa 250 Gramm, ihr Fell ist etwas grauer als das Fell adulter Tiere. Die Jungtiere öffnen ihre Augen zwischen dem 9. und 13. Lebenstag. Sie beginnen feste Nahrung zu fressen, wenn sie etwa einen Monat alt sind. Jungtiere verlieren ihr Milchgebiss in einem Alter von etwa sechs Monaten und sind kurz darauf in der Lage, selber zu jagen. In einem Alter von etwa einem Jahr verlassen sie das Revier ihres Muttertiers.
In Gefangenschaft gehaltene Weibchen waren mit einem Alter von etwas mehr als einem Jahr geschlechtsreif. Im Zoo werden Servale bis zu zwanzig Jahre alt. Ihre Lebensdauer in freier Wildbahn dürfte um einiges niedriger sein, nach Schätzungen erreichen sie im Schnitt ein Alter von etwa zehn Jahren. Weibchen ziehen in dieser Zeit vermutlich zwischen 16 und 20 Jungtiere groß.[7]
In Gefangenschaft gehaltene Tiere konnten sowohl mit dem nahe verwandten Karakal sowie mit der Europäischen Wildkatze und der Hauskatze gekreuzt werden.[1]
Fressfeinde und Parasiten
Servale haben wenige Feinde, vor allem junge Tiere werden jedoch manchmal von größeren Katzen wie Löwen oder Leoparden sowie anderen Prädatoren erbeutet. Neben den Katzen gehören hierzu vor allem Tüpfelhyänen, denen Servale aus dem Weg gehen.[1] Entdecken sie eine Hyäne, dann kauern sie sich auf den Boden und warten ab. Nähert sich die Hyäne zu sehr, fliehen sie mit einer Serie weiter Sprünge, dabei ist der Schwanz hoch aufgerichtet. Auch Schabrackenschakale, Buschschweine, Nilkrokodile, Felsenpythons oder große Greifvögel wie der Kampfadler können vor allem Jungtiere erbeuten und wurden teilweise dabei beobachtet. Als Schutz vor Prädatoren dient vor allem ihre Fellzeichnung, durch die sie sich im hohen Gras tarnen. Servale klettern zudem auf Bäume, um möglichen Prädatoren zu entgehen.[1]
Zu den Parasiten, die Servale befallen, gehören vor allem Katzenflöhe und verschiedene Zeckenarten. Dokumentiert sind die Schildzecken Haemaphysalis spinulosa, Amblyomma hebraeum, Rhipicephalus appendiculatus und Rhipicephalus simus. Als Endoparasit wurde der Hakenwurm Ancylostoma paraduodenale bei Tieren aus Somalia nachgewiesen, zudem konnten bei Einzeltieren Infektionen wie Leptospirose und Babesiose diagnostiziert werden.[1]
Systematik
Der Serval wird als eigenständige Art und einziger Vertreter der damit monotypischen Gattung Leptailurus innerhalb der Katzen eingeordnet. Er wurde von Johann Christian von Schreber im Jahr 1776 in seinem Werk Die Säugethiere in Abbildungen nach der Natur als Felis serval wissenschaftlich beschrieben und damit den Katzen zugeordnet. Er beschrieb ihn dabei als eine Art aus Ostindien, Tibet und dem Vorgebirge zum Kap der Guten Hoffnung in Afrika,[8] was 1924 durch Glover Morrill Allen auf die Kapregion Südafrikas als Terra typica reduziert wurde.[1] Die heute eigenständige Gattung[9] Leptailurus wurde 1858 von Nikolai Alexejewitsch Sewerzow als Untergattung von Felis aufgestellt[10] und später aufgrund morphologischer Unterscheide zu den anderen Altkatzen in den Gattungsrang erhoben.[11]
Verwandtschaftsverhältnisse der Katzen nach Johnson et al. 2006 und O’Brien & Johnson 2008.[12][13] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Auf der Basis umfangreicher molekularbiologischer Merkmale wurde der Serval innerhalb der Katzen dem Karakal und der Afrikanischen Goldkatze, die gemeinsam die Gattung Caracal bilden, als Schwesterart zugeordnet.[13][12] Dabei wurde teilweise vorgeschlagen, auch den Serval in die Gattung Caracal aufzunehmen.[12] Das gemeinsame Taxon wiederum wird den restlichen Kleinkatzen mit Ausnahme der Marmorkatze gegenübergestellt,[13] die Trennung von den restlichen Katzen fand vor etwa 8,5 Millionen Jahren im späten Miozän als Folge der Besiedlung Afrikas durch die gemeinsamen Vorfahren der Caracal-Linie statt, während sich die ursprünglichen Katzen in Eurasien und später auch in Nordamerika ausbreiteten.[12]
Während das Werk Mammal Species of the World von 2005 insgesamt 18 Unterarten listet,[9] werden nach dem Handbook of the Mammals of the World von 2009 nur noch sieben Unterarten anerkannt:[2]
- Leptailurus serval serval (Schreber, 1776): Nominatform; lebt im südlichen Teil des Verbreitungsgebietes vom südlichen Tansania bis zum Ostkap in Südafrika.
- Leptailurus serval brachyurus (Wagner, 1841): kommt in Sierra Leone vor.
- Leptailurus serval constantinus (Forster, 1870): lebt im nördlichen Marokko und Algerien.
- Leptailurus serval hindei (Wroughton, 1910): lebt in Kenia östlich des Rift Valleys.
- Leptailurus serval liptostictus (Pocock, 1907): lebt in Uganda, der Demokratischen Republik Kongo und dem nördlichen Angola.
- Leptailurus serval phillipsi (G.M. Allen, 1914): kommt vom Tschadsee nach Osten bis in das Hochland von Äthiopien vor.
- Leptailurus serval tanae (Pocock, 1944): lebt in den Trockengebieten von Äthiopien, Eritrea und dem Norden von Somalia.
Andrew Kitchener und eine Arbeitsgruppe der IUCN Cat Specialist Group reduzierten die Anzahl der Unterarten 2017 auf drei: L. serval serval, L. serval constantinus und L. serval liptostictus. Diese legten dabei allerdings keine konkrete Analyse zu Grunde, sondern folgten einer Analogie zur Systematik von Huftieren sowie Revisionen zum Geparden und der Weißschwanzmanguste (Ichneumia albicauda). Darauf aufbauend fassten sie die bekannten Formen in ein östliche, eine westliche und ein südliche Unterart zusammen.[14]
Menschen und Servale
Gefährdung und Schutz
Der Serval besitzt ein großes Verbreitungsgebiet und kommt in weiten Teilen häufig vor. In den meisten Schutzgebieten innerhalb des Verbreitungsgebietes ist er anzutreffen und seine größten Bestände sind in Schutzgebieten im östlichen bis südlichen Afrika zu finden.[1] Die Gesamtpopulation wird von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste gefährdeter Arten entsprechend als nicht gefährdet (least concern) eingestuft.[15]
In Westafrika ist die Art ebenfalls vor allem in Schutzgebieten anzutreffen, vor allem in Guinea und im Senegal sind die Bestände durch illegale Bejagung allerdings teilweise stark rückläufig.[1] Die nordafrikanische Unterart L. serval constantinus („Berberserval“) ist durch starke Verfolgung in die Höhen des Atlas zurückgedrängt worden, wo sie nun am Rande des Aussterbens steht. Ausgerottet wurde der Serval in weiten Teilen Südafrikas. In den Savannen und im Grasland südlich der Sahara gelten Servale hingegen als häufig. In einigen Regionen, wo zunehmend mehr Getreide angebaut wird und in der Folge die Nagetierpopulation angestiegen ist, haben sich die Umweltbedingungen für Servale sogar verbessert. Servale werden bejagt, da man in ihnen einen potentiellen Prädator kleinerer Haustiere, vor allem von Geflügel sieht.
Seit 1976 fällt die Art unter das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES). Sie ist in Anhang B der Verordnung (EG) Nr. 338/97 (EU-ArtenschutzVO) gelistet[16], so dass in der Europäischen Union Einfuhr und Vermarktung, also auch Kauf- oder Verkaufsangebote sowie das Zurschaustellen zu kommerziellen Zwecken grundsätzlich verboten sind[17]. In Deutschland ist die Art besonders geschützt[18]; so sind etwa Besitz und Verarbeitung von lebenden Tieren sowie Teilen von Tieren (Präparate, Pelz) verboten[19], außer, man kann den zuständigen Behörden die rechtmäßige Herkunft etwa aus einer Nachzucht nachweisen.
Domestizierung und Kreuzung mit Hauskatzen
Wie viele andere Wildkatzen wurde auch der Serval teilweise von Menschen gehalten und gezähmt. Im Alten Ägypten wurde er neben dem Karakal und der Hauskatze gehalten, wurde später als Haustier jedoch weitgehend durch die Hauskatze verdrängt.[20] Die Tiere werden auch heute noch gelegentlich als exotische Haustiere gehalten, obwohl der Besitz von Servalen in den meisten Ländern streng reguliert ist.
Servale können mit Hauskatzen gekreuzt werden. Die weiblichen Nachkommen dieser Kreuzungen sind fruchtbar, während die Männchen der ersten Kreuzungsgenerationen in aller Regel steril sind. Aus solchen Kreuzungen wurde in den 1990er Jahren in den USA die Hauskatzenrasse Savannah gezüchtet. Die Savannah ist mittlerweile eine von der TICA anerkannte Rasse.
Belege
- L. Hunter, J. Bowland: „Leptailurus serval Serval“. In: J. Kingdon, D. Happold, T. Butynski, M. Hoffmann, M. Happold, J. Kalina (Hrsg.): Mammals of Africa. Bloomsbury Publishing, London 2013, S. 180–184. ISBN 978-1-4081-8996-2. (Google Books)
- Serval – Leptailurus serval In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, Barcelona 2009, ISBN 978-84-96553-49-1, S. 141–142.
- Mel Sunquist, Fiona Sunquist: Wild Cats of the World. The University of Chicago Press, Chicago 2002, ISBN 0-226-77999-8. S. 145.
- Mel Sunquist, Fiona Sunquist: Wild Cats of the World. The University of Chicago Press, Chicago 2002, ISBN 0-226-77999-8. S. 144.
- Mel Sunquist, Fiona Sunquist: Wild Cats of the World. The University of Chicago Press, Chicago 2002, ISBN 0-226-77999-8. S. 146.
- „Food and Feeding“. In: M.E. Sunquist, F.C. Sunquist: Family Felidae (Cats) In: Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, Barcelona 2009, ISBN 978-84-96553-49-1, S. 83–91.
- Mel Sunquist, Fiona Sunquist: Wild Cats of the World. The University of Chicago Press, Chicago 2002, ISBN 0-226-77999-8. S. 147.
- Johann Christian von Schreber: „Der Serval.“ In: Die Säugethiere in Abbildungen nach der Natur, mit Beschreibungen. Wolfgang Walther, Erlangen 1778, S. 407. (Digitalisat).
- Don E. Wilson & DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Leptailurus serval in Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference (3rd ed).
- N. Sewerzow: Notice sur la classification multisériale des carnivores, spécialement des Félidés, et les études de zoologie générale qui s'y rattachent. Revue et Magasin de Zoologie, Pure et Appliquée (2) 10, 1858: S. 3–8, S. 145–150, S. 193–196, S. 241–246, S. 385–393.(Digitalisat).
- L. Hunter: „Leptailurus“. In: J. Kingdon, D. Happold, T. Butynski, M. Hoffmann, M. Happold, J. Kalina (Hrsg.): Mammals of Africa. Bloomsbury Publishing, London 2013, S. 179. ISBN 978-1-4081-8996-2. (Google Books)
- Warren E. Johnson, Eduardo Eizirik, Jill Pecon-Slattery, William J. Murphy, Agostinho Antunes, Emma Teeling, Stephen J. O’Brien: The late Miocene radiation of modern Felidae: A genetic assessment. Science 311, 2006, S. 73–77. doi:10.1126/science.1122277.
- Stephen J. O’Brien, Warren E. Johnson: Der neue Stammbaum der Katzen. In: Spektrum der Wissenschaft. 6/2008, S. 54–61.
- A.C. Kitchener, C. Breitenmoser-Würsten, E. Eizirik, A. Gentry, L. Werdelin, A. Wilting, N. Yamaguchi, A.V. Abramov, P. Christiansen, C. Driscoll, J.W. Duckworth, W. Johnson, S.-J. Luo, E. Meijaard, P. O’Donoghue, J. Sanderson, K. Seymour, M. Bruford, C. Groves, M. Hoffmann, K. Nowell, Z. Timmons, S. Tobe: A revised taxonomy of the Felidae: The final report of the Cat Classification Task Force of the IUCN Cat Specialist Group. Cat News, Special Issue 11, 2017, S. 58–60. (Volltext)
- Leptailurus serval in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2019. Eingestellt von: C. Thiel, 2019. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
- Recherche über das WISIA-Portal des deutschen Bundesamtes für Naturschutz
- Art. 8 Abs. 5 VO (EG) Nr. 338/97, Ausnahmen Abs. 3 bis 4
- nach §7 Abs. 2 Ziff. 13a Bundesnaturschutzgesetz
- §44 Abs. 2 Ziff. 1 Bundesnaturschutzgesetz; zu den Ausnahmen §45 und §46
- Eric Faure, Andrew C. Kitchener: An Archaeological and Historical Review of the Relationships between Felids and People. Anthrozoös 22 (3), 2009, S. 221–238. doi:10.2752/175303709X457577.
Literatur
- Mel Sunquist, Fiona Sunquist: Wild Cats of the World. The University of Chicago Press, Chicago 2002, ISBN 0-226-77999-8.
- Christine Thiel: Ecology and population status of the Serval Leptailurus serval (SCHREBER, 1776) in Zambia. (Dissertation, Universität Bonn, 2011). Bonn 2011, urn:nbn:de:hbz:5N-25867.
Weblinks
- Artenprofil Serval; IUCN/SSC Cat Specialist Group in Englisch
- Leptailurus serval in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2019. Eingestellt von: C. Thiel, 2019. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
- Video: Beuteerwerb beim Serval. Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF) 1990, zur Verfügung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek (TIB), doi:10.3203/IWF/Bio002.