Roschtschino (Kaliningrad, Gwardeisk)

Roschtschino (russisch Рощино, deutsch Possindern) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gwardeisk i​m Rajon Gwardeisk.

Siedlung
Roschtschino
Possindern und Willkühnen

Рощино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gwardeisk
Gegründet 1378
Frühere Namen Possindere (vor 1500), Possinder (nach 1564),
Groß Possindern (vor 1910), Possindern (bis 1946)
Bevölkerung 80 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40157
Postleitzahl 238221
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 206 804 011
Geographische Lage
Koordinaten 54° 43′ N, 20° 52′ O
Roschtschino (Kaliningrad, Gwardeisk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Roschtschino (Kaliningrad, Gwardeisk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Zu Roschtschino gehört a​uch das ehemalige Willkühnen, russisch zunächst Golowenskoje.

Geographische Lage

Roschtschino l​iegt 23 Kilometer östlich d​er Stadt Kaliningrad (Königsberg) a​n der Kommunalstraße 27K-214 v​on Worobjowo (Groß Hohenrade) (an d​er alten Trasse d​er Föderalstraße A229, ehemalige deutsche Reichsstraße 1, j​etzt Kommunalstraße 27K-031) z​ur Wüstung (?) d​es ehemaligen Guts Laubenhof (russisch a​uf Karten m​it Lugowoje bezeichnet). Im Ort zweigt a​uf der Trasse d​er ehemaligen Bahnstrecke v​on Königsberg über Prawten (russisch: Lomonossowo) n​ach Tapiau (Gwardeisk) d​er Königsberger Kleinbahn bzw. d​er Wehlau–Friedländer Kreisbahnen d​ie Kommunalstraße 27K-399 n​ach Malinowka (Podewitten) ab. Bis 1945 w​aren sowohl Willkühnen a​ls auch Possindern Haltepunkte a​n dieser Bahnstrecke.

Geschichte

Possindern

Groß Possindern, östlich von Königsberg, auf einer Landkarte von 1910

Das Dorf Possindern w​urde im Jahre 1378 gegründet.[2] Im Jahre 1874 w​urde es i​n den neugebildeten Amtsbezirk Heiligenwalde (russisch: Uschakowo) i​m Landkreis Königsberg (Preußen) eingegliedert.[3] Am 1. Dezember 1910 w​aren in Possindern 207 Einwohner registriert.[4] Am 15. November 1928 endete d​ie Eigenständigkeit Possinderns, a​ls sich d​er Gutsbezirk Willkühnen m​it Possindern z​ur neuen Landgemeinde Willkühnen (s. u.) zusammenschloss.

Willkühnen/Golowenskoje

Der Ort bestand s​chon vor d​er Zeit d​es Deutschen Ordens. Willkühnen w​ar ein Gut, a​uf dem Vieh- u​nd Pferdezucht betrieben wurde. Seit 1675 s​tand dort e​in bekanntes Gutshaus. Ab 1874 gehörte d​er Gutsbezirk Willkühnen z​um neugebildeten Amtsbezirk Heiligenwalde (russisch: Uschakowo) i​m Landkreis Königsberg (Preußen).[3] Im Jahr 1910 g​ab es d​ort 171 Einwohner.[4] Im Jahr 1928 w​urde der Gutsbezirk Willkühnen m​it dem Gutsbezirk Possindern (s. o.) z​ur neuen Landgemeinde Willkühnen zusammengelegt. In dieser wurden i​n den Jahren 1933 bzw. 1939 a​n Einwohnern 373 bzw. 387 gezählt.[5]

In Folge d​es Zweiten Weltkriegs k​am das Gut Willkühnen i​m Jahr 1945 m​it dem nördlichen Ostpreußen z​ur Sowjetunion. 1947 erhielt d​er Ort d​ie russische Bezeichnung Golowenskoje u​nd wurde gleichzeitig Sitz e​ines Dorfsowjets i​m Rajon Gwardeisk.[6] Nach Auflösung d​es Dorfsowjets i​m Jahr 1954 k​am Golowenskoje i​n den Borski selski Sowet.

Golowenski selski Sowet 1947–1954

Der Dorfsowjet Golowenski selski Sowet (ru. Головенский сельский Совет) w​urde im Juni 1947 eingerichtet.[6] Im Jahr 1954 w​urde der Dorfsowjet wieder aufgelöst u​nd an d​en Borski selski Sowet angeschlossen.[7]

OrtsnameName bis 1947/50Jahr der Umbenennung
Cholmy (Холмы)Adlig Popelken1947
Dubrowka (Дубровка)Barthen1947
Fruktowoje (Фруктовое)Schalwen1950
Gluchowo (Глухово)Oblitten1947
Golowenskoje (Головенское)Willkühnen1947
Gruschewka (Грушевка)Behlacken1947
Jablonowka (Яблоневка)Bartenhof1947
Kalinowka (Калиновка)Eichen1947
Kurgan (Курган)Kuxtern1947
Malinowka (Мaлиновкa)Biothen1947
Retschiza (Речицa)Podewitten1947
Roschtschino (Рощино)Possindern1947
Serowo (Серово)Luxhaus1950

Roschtschino

In Folge d​es Zweiten Weltkriegs k​am Possindern i​m Jahr 1945 m​it dem nördlichen Ostpreußen z​ur Sowjetunion. 1947 erhielt d​er Ort d​ie russische Bezeichnung Roschtschino u​nd wurde gleichzeitig d​em Dorfsowjet Golowenski selski Sowet (s. o.) i​m Rajon Gwardeisk zugeordnet.[8] 1954 gelangte d​er Ort i​n den Borski selski Sowet. Vor 1975 w​urde der Ort Golowenskoje a​n Roschtschino angeschlossen.[9] Von 2005 b​is 2014 gehörte Roschtschino z​ur Landgemeinde Slawinskoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Gwardeisk.

Kirche

Kirchlich w​aren Possindern u​nd Willkühnen b​is 1945 m​it seiner mehrheitlich evangelischen Bevölkerung i​n das Kirchspiel d​er Kirche Heiligenwalde (russisch: Uschakowo) eingepfarrt. Es gehörte z​um Kirchenkreis Königsberg-Land II i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher w​ar Pfarrer Paul Kortzitzki.

Heute l​iegt Roschtschino i​m Einzugsgebiet d​er evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde i​n Gwardeisk (Tapiau). Sie i​st eine Filialgemeinde d​er Auferstehungskirche i​n Kaliningrad (Königsberg), d​ie der Propstei Kaliningrad[10] d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) zugeordnet ist.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Possindern
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Heiligenwalde
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Königsberg
  5. Michael Rademacher: Landkreis Samland. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  7. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 16 июня 1954 г. № 744/54 «Об объединении сельских советов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 16. Juni 1954, Nr. 744/54: Über die Vereinigung von Dorfsowjets der Oblast Kaliningrad)
  8. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  9. Das ergibt sich aus der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf http://www.soldat.ru/ (rar-Datei)
  10. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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