Rolex
Die Rolex SA (Eigenschreibweise ROLEX) ist eine unabhängige Uhrenmanufaktur mit Hauptsitz in Genf (Schweiz). Die Schweizer Manufaktur stellt mechanische Armbanduhren im Luxussegment her und wird (wie die Zweitmarke Tudor) zu 100 Prozent von der Hans Wilsdorf Stiftung kontrolliert. Rolex ist sehr wahrscheinlich die bekannteste Uhrenmarke der Welt.[4]
ROLEX SA | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 17. Februar 1920 in Genf[1] |
Sitz | Genf, Schweiz |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | ca. 7000[2] |
Umsatz | ca. 5,1 Mrd. CHF (2019, geschätzt)[3] |
Branche | Uhrenmanufaktur |
Website | www.rolex.com |
Unternehmensgeschichte
Erste Uhrenproduktion in London (1905)
Der heutige Uhrenkonzern Rolex wurde von dem Deutschen Hans Wilsdorf gegründet. Als Wilsdorf 1893 mit zwölf Jahren Vollwaise wurde, kam er ins Internat nach Coburg. Im Internat lernte Wilsdorf einen jungen Schweizer kennen, durch dessen Vermittlung er mit 19 Jahren nach La Chaux-de-Fonds kam, um dort im Uhrenexportgeschäft von Cuno Kourten als Fremdsprachenkorrespondent zu arbeiten. Im Uhrenexportgeschäft Kourten bestellte Wilsdorf Taschenuhren bei Uhrmachermeistern und ließ sie vom Observatorium Neuenburg prüfen. Die geprüften Uhren bekamen ein Ganggenauigkeitszeugnis und wurden dann von Wilsdorf nach Grossbritannien exportiert.
1905 beschloss Hans Wilsdorf selbst in das Vereinigte Königreich auszuwandern, um sich in London mit seinem Schwager Alfred Davis selbständig zu machen. Gemeinsam gründeten sie in London die Firma Wilsdorf & Davis.
Wilsdorf & Davis stellte Edelstahlgehäuse her und importierte vom Schweizer Uhrwerkshersteller Aegler mechanische Uhrwerke. In London wurden dann die Gehäuse mit den Uhrwerken montiert, um sie als Original Schweizer Uhren anbieten zu können. Wilsdorf erkannte lange vor seinen Mitbewerbern einen lukrativen Markt für Armbanduhren, die bis Anfang der 1920er-Jahre wenig verbreitet waren und hauptsächlich von Frauen als reine Schmuck-Accessoires getragen wurden. Männer haben zu dieser Zeit hauptsächlich Taschenuhren getragen. Zudem glaubte man, dass es keine Uhrwerke gibt, für die kleineren Armbanduhren. Herrmann Aegler, vom Uhrwerkshersteller Aegler, versprach seinem langjährigen Freund und Geschäftspartner Hans Wilsdorf, die passenden kleinen Uhrwerke liefern zu können. Aegler und Wilsdorf waren jahrzehntelange Geschäftspartner, die ihre Geschäfte noch mit Handschlag besiegelten. Ein schriftlicher Vertrag für die Zusammenarbeit existierte nie.[5][6][7][8]
Namensfindung (1908)
Anfang der 1900er-Jahre wurden die meisten Taschenuhren ohne Herstellernamen auf dem Ziffernblatt produziert. Diese damals gängige Praxis stellte die junge Firma Wilsdorf & Davis vor eine enorme Herausforderung, um ihre Uhren bekannt zumachen. Über die Namensfindung stellte Hans Wilsdorf fest:
«Die Hindernisse schienen vorerst unüberwindbar; ich wusste aber, dass es für uns keine Zukunft geben würde, wenn es uns nicht gelänge, unsere Uhr unter ihrem eigenen Namen bekannt zu machen. Der erste Schritt war die Wahl des Namens selbst. Er war so kurz und dabei so einprägsam, dass daneben auf dem Zifferblatt der Name des englischen Uhrengeschäftes noch genügend Platz hätte. Was aber besonders wertvoll ist: ROLEX tönt gut, ist leicht zu behalten und wird zudem in allen europäischen Sprachen gleich ausgesprochen.»
Etymologisch wurde die Wortherkunft für Rolex bis heute nicht wissenschaftlich geklärt. Historiker und Uhrensammler sind sich in der Herkunft und Bedeutung des Namens Rolex uneins. Die vielfach kolportierte Vermutung, der Name Rolex sei ein Akronym aus den englischen Wörtern Rolling Export (deutsch «rollender Export»), konnte historisch nie belegt werden. Wilsdorf & Davis war der erste Uhrenhersteller, der einen Markennamen auf das Ziffernblatt druckte. Diese Markenführung wurde sehr sanft vollzogen, so dass in den 1930er-Jahren noch Armbanduhren ohne Rolex-Aufdruck verkauft wurden. Es gibt für die Entstehung des Markennamens ROLEX keine offiziellen Quellen. Die heutige Rolex SA schreibt auf ihrer Webpräsenz:
«Ich (Hans Wilsdorf) versuchte, die Buchstaben des Alphabets in alle Richtungen zu kombinieren – mit dem Ergebnis, dass ich nach einiger Zeit Hunderte von Namen zur Verfügung hatte, aber mit keinem wirklich zufrieden war. Eines Morgens, ich saß gerade auf dem Oberdeck des Pferdeomnibusses, der die Cheapside in der City of London entlangfuhr, flüsterte mir ein guter Geist zu: ROLEX»
Historisch belegt ist, dass Hans Wilsdorf am 2. Juli 1908 im Londoner Patent- und Markenamt unter der Nummer 24.001 den Namen ROLEX als offizielle Marke registriert hat.
Unternehmensgründung in Genf (1920)
Um die hohen Einfuhrzölle während des Ersten Weltkrieges zu umgehen, verlegte Wilsdorf 1915 den gesamten Unternehmenssitz von London nach Biel. Weil kriegsbedingt wichtige Absatzmärkte im Ausland wegbrachen, konzentrierte sich Wilsdorf zu dieser Zeit darauf, Rolex als neue junge Marke in der Schweiz zu etablieren. Die Unternehmensverlagerung während der Kriegszeit war anspruchsvoller und zeitintensiver als geplant. Am 17. Februar 1920[11] liess Wilsdorf in Genf seine Uhrenfirma als Montres Rolex SA mit der Nummer CH-660.0.012.920-4[12] offiziell ins Schweizer Handelsregister eintragen. Zu diesem Zeitpunkt war Wilsdorf alleiniger Inhaber und verantwortlich für die Geschäftsführung von Rolex.
Vermarktungserfolg (1927)
1926 stellte Rolex der Öffentlichkeit die weltweit erste patentierte wasserdichte Uhr unter dem Namen Oyster vor. Die Londoner Sekretärin Mercedes Gleitze unternahm am 7. Oktober 1927 als erste Engländerin den Versuch, den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Wilsdorf erkannte die Chance, seine neue Uhr einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Er schenkte Gleitze eine Oyster-Uhr, unter der Bedingung, sie bei ihrer Kanaldurchquerung zu tragen und so der ganzen Welt die herausragende technische Qualität seiner Erfindung zu beweisen. Gleitze stimmte zu. Ihr Versuch scheiterte aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse knapp vor dem Erreichen der französischen Küste. Die Rolex Oyster, die Gleitze beim Schwimmen um den Hals trug, hat die Einwirkungen von Salzwasser problemlos überstanden und lief nach acht Stunden im kalten Wasser genau. Für Hans Wilsdorf war die gescheiterte Kanaldurchquerung von Mercedes Gleitze ein sensationeller Werbetriumph. Für 4000 Pfund lancierte er einen Monat später eine ganzseitige Werbeanzeige bei der englischen Tageszeitung Daily Mail. Der Werbespruch «Die Wunderuhr, die den Elementen trotzt», machte die Marke Rolex im November 1927 weltbekannt.
Erfindung des automatischen Selbstaufzugs Perpetual (1931)
1931 hat Rolex zum ersten Mal in der wasserdichten Armbanduhr Oyster ein Uhrwerk mit Selbstaufzug den Perpetual eingebaut und weltweit patentieren lassen. Das ab den 1930er-Jahren verwendete tonnenförmige Design ist seither weitestgehend unverändert geblieben.
Tudor als Schwestermarke (1936)
1926 gründete der Schweizer Uhrenfabrikant Philippe Hüther in Colombier (Kanton Neuenburg) die Uhrenmarke Tudor. Im Jahr 1936 erwarb Rolex-Gründer Hans Wilsdorf die gesamten Markenrechte an Tudor von Philippe Hüther. Wilsdorf hatte die Idee, eine neue (preisgünstigere) Schwestermarke neben Rolex zu etablieren.
«Mehrere Jahre lang habe ich über die Herstellung einer Armbanduhr nachgedacht, die von unseren Fachhändlern preisgünstiger verkauft werden kann als unsere Rolex, die jedoch ebenso zuverlässig ist. Nun habe ich beschlossen, eigens für die Fabrikation und Vermarktung einer solchen Uhr eine Firma zu gründen, und der Name dieser Firma lautet Montres Tudor SA.»
Tudor sollte sich auf Damen- und Herrenkollektionen gleichermassen spezialisieren. Die Garantie für die technischen und funktionalen Eigenschaften übernahm Rolex, ebenso verantwortete die Rolex SA den Vertrieb und den weltweiten Kundendienst. Die Marke Tudor nutzt neben eigenen Manufakturwerken auch zugekaufte Werke der Firma ETA SA.
Kundenservice im Zweiten Weltkrieg (1939–1945)
Als bekannt wurde, dass viele deutsche Offiziere im Zweiten Weltkrieg britischen Kriegsgefangenen ihre Rolex-Uhren abnahmen, um diese selbst zu tragen, ordnete Hans Wilsdorf an,
«[…] dass jeder britische Soldat, der sich eine Rolex-Uhr anschaffen will, bevor er in den Krieg zieht, seine Rolex erst zu bezahlen hat, wenn sie mit ihm aus dem Krieg zurückkommt.»
Diese Geste hat man dem Unternehmen Rolex, vor allem bei britischen Kunden, nie vergessen. Ein Jahr vor Kriegsende starb am 26. April 1944 die erste Ehefrau von Hans Wilsdorf (Florence Frances May Wilsdorf-Crotty). Im Jahr 1945 gründete Wilsdorf eine gemeinnützige Stiftung unter dem Namen Fondation Hans Wilsdorf (Hans Wilsdorf Stiftung).
Modellinnovationen (1950er-Jahre)
1953 wurde zum ersten Mal die Submariner vorgestellt, die heute als Prototyp aller Taucheruhren gilt. Durch das Dreifachdichtungssystem Triplock hatte die damalige Submariner eine Wasserdichtigkeit von 100 Metern erreicht (Ref. 6204). Die Submariner besitzt heute eine Wasserdichte von 30 bar, was dem Druck einer angenommenen Wassersäule von 300 Metern entspricht. Getestet werden alle Taucheruhren 25 Prozent tiefer als die garantierte Wasserdichte. Uhren dieser Gruppe sind beispielsweise zum geräteunabhängigen Apnoetauchen geeignet. Eine weitere bedeutende Taucheruhr, die 1971 aus der Submariner weiterentwickelt wurde, ist das Modell Sea-Dweller, die über ein Heliumventil für Tiefseetaucher verfügte. Sie war damals bis 610 Meter wasserdicht. Für die Erstbesteigung des Mount Everest im Jahre 1953 entwickelte Rolex das Uhrenmodell Explorer, das Temperaturunterschiede von bis zu 70 Grad Celsius verkraftete. 1954 beauftragte die US-Fluggesellschaft Pan Am das Unternehmen Rolex, einen Zeitmesser zu entwerfen, der eine zweite Zonenzeit anzeigt. Der Hintergrund hierfür ist, dass bei Transatlantikflügen die Flieger mehrere Zeitzonen passieren. Damals musste sowohl die Weltzeit Greenwich Mean Time (GMT) als auch die Lokalzeit am Zielort verfügbar sein. Die innovative Lösung von Rolex: ein vierter Zeiger für die GMT-Master. Dieser vierte Zeiger umläuft das Zifferblatt innerhalb von 24 Stunden und zeigt die zweite Zonenzeit auf einer drehbaren Lünette, die im oberen Teil blau und im unteren rot erscheint. Am 30. September 1953 hat Rolex zum ersten Mal einen Uhrentest in der Tiefsee vollzogen. An der Aussenwand vom U-Boot Trieste befestigte Rolex eine speziell konstruierte Taucheruhr. Die Taucheruhr überstand damals eine Rekordtiefe von 3'150 Metern. An Bord der Trieste war der Tiefseeforscher Auguste Piccard mit seinem Sohn Jacques Piccard. Das gleiche Uhrenmodell bestand am 23. Januar 1960 einen zweiten Tiefseetest, diesmal im Marianengraben (Pazifik). Diese Rolex schaffte 10'916 Meter Wassertiefe, was dem Druck von etwa einer Tonne Gewicht pro Quadratzentimeter der Uhrenoberfläche entspricht.[15][16][17]
Seit Ende der 1950er-Jahre ist die Gestaltung der fünfzackigen Krone, die sich über dem Schriftzug Rolex befindet, nicht verändert worden; sie ist heute Hauptbestandteil der Marke Rolex.
Tod von Hans Wilsdorf (1960)
Am 19. September 1959 gab Wilsdorf sein erstes und einziges Fernsehgespräch. Hans Wilsdorf starb am 6. Juli 1960 im Alter von 79 Jahren auf seinem Sommersitz Escale-Fleurie in Genf. Wilsdorf war zweimal verheiratet. Die Ehen blieben kinderlos. Die zweite Ehefrau Wilsdorfs, Bertha «Betty» Wilsdorf-Mettler, starb im Jahr 1989.
Sein damaliges Millionenvermögen und die hundertprozentigen Eigentumsrechte an der ROLEX SA hinterliess Wilsdorf der Hans Wilsdorf Stiftung. Diese Stiftung ist seitdem nach Art. 80 bis 89 Zivilgesetzbuch (ZGB) dem schweizerischen Stiftungsrecht untergeordnet. Die Wilsdorf Stiftung ist heute die alleinige Eigentümerin der ROLEX SA. Nur die Wilsdorf Stiftung bestimmt und verantwortet die Unternehmensentwicklung von Rolex.[18]
Wettrennen mit Seiko (1960er-Jahre)
Rolex führte in den 1960er-Jahren mit dem japanischen Uhrenkonzern Seiko ein Wettrennen um die erste Quarz-Armbanduhr. Die Japaner gewannen das Rennen und präsentierten der Weltöffentlichkeit im Dezember 1969 mit der Seiko Quartz-Astron die erste serienreife Quarz-Armbanduhr der Welt. Die Schweizer präsentierten im April 1970 mit dem Modell Rolex Quartz Date (Ref. 5100) die erste Quarz-Armbanduhr aus dem Hause Rolex. Durch die vorgegebene Werksform konnte Rolex damals kein Oyster-Gehäuse mehr verwenden, da dieses zu gross ausgefallen wäre. Die resultierende Uhr war nur in Gelb- oder Weissgold erhältlich; es wurden 900 Exemplare in Gelbgold und 99 in Weissgold gefertigt, die alle keine normalen Seriennummern, sondern lediglich ihre Limitierungsnummern trugen. Die Serie war vor Produktionsstart ausverkauft.
Mythos Stahl-Daytona (seit 1969)
Zwischen 1903 und 1935 fanden am Sandstrand in Daytona (Vereinigte Staaten) regelmässig Motorsportwettbewerbe statt. In Daytona wurden 80 offizielle Rekorde aufgestellt, darunter 14 US-amerikanische Geschwindigkeitsrekorde. Daytona wurde bekannt als „Welthauptstadt der Geschwindigkeit“. Rolex-Gründer Hans Wilsdorf erkannte früh das Vermarktungspotenzial im Motorsport und förderte in den 1930er-Jahren den englischen Rennfahrer Malcolm Campbell, der mehrfach Weltrekorde aufstellte. Die Förderung des Motorsports ist seitdem bei Rolex gängige Vermarktungspraxis. Im Jahr 1963 präsentierte Rolex den ersten Chronographen unter dem Namen Cosmograph Daytona. Chronographen wurden zu diesem Zeitpunkt schon von anderen Uhrenherstellern produziert und waren in der Uhrenbranche keine Besonderheiten.
Mitte der 1960er-Jahre kostete eine Rolex Daytona in der Schweiz etwa 1'400 Schweizer Franken. Zu dieser Zeit waren die Daytona-Modelle wenig gefragt und wurden von vielen Rolex-Konzessionären als unbeliebte Ladenhüter verschmäht.
Durch den Hollywood-Film Indianapolis aus dem Jahr 1969, in dem Hollywood-Star Paul Newman den Rennfahrer Frank Capua spielt und eine Stahl-Daytona trägt, wurde der Chronograph von Rolex weltbekannt und zum Kultobjekt. Insbesondere die Modelle mit Stahlgehäuse aus den späten 1960er-Jahren (1967 bis 1971) erreichen heute Rekordsummen und sind weltweit begehrt. Äusserst beliebt bei Uhrensammlern und Auktionshäusern sind die berühmten Paul Newman Daytonas. Erkennungsmerkmale sind drei schwarze Totalisatoren, weisses Zifferblatt hinter Plexiglas, Sekundenzeiger mit weisser Pfeilspitze, roter Schriftzug für Daytona und Minuterie, Tachymeteranzeige mit schwarzer Skalierung sowie zwei unverschraubbare Chronographendrücker ohne Flankenschutz.
Diese Modelle werden heute auf Uhrenauktionen ab 100'000 Euro angeboten. Eine Daytona mit Referenz 6239 aus dem Privatbesitz von Paul Newman wurde im Jahr 2017 für umgerechnet 15,3 Millionen Euro versteigert und war damals die teuerste Armbanduhr der Welt.[19][20][21]
Standarduhrwerk
Das Rolex-Kaliber 3135, das in verschiedenen Ausgestaltungen allen Dreizeigeruhren von Rolex zugrunde liegt, ist konstruktiv auf Robustheit, Genauigkeit und lange Wartungsintervalle ausgelegt. Es weist einige konstruktive Eigenheiten auf, wie rot eloxierte Bauteile, eine Breguet-Spirale und einen Aufzugsmechanismus, bei dem die Achse der Schwungmasse in einem Sitz aus synthetischem Rubin gelagert ist (normalerweise wird der Rotormechanismus Stahl in Stahl als Kugellager gebaut). Die Reglage erfolgt nicht, wie bei den meisten mechanischen Uhrwerken, über einen Rückerzeiger, der die wirksame Länge der Spirale verändert, sondern über das Microstella-System. Die innen am Unruhreif montierten sternförmigen Muttern verändern über deren Verstellung das Trägheitsmoment der Unruh.
Aktuelle Kaliber
Alle Kaliber, die von Rolex verbaut werden, werden von der Contrôle officiel suisse des chronomètres (COSC) als Chronometer zertifiziert.
- Rolex 2231, ohne Datum (verwendet in Oyster Perpetual)
- Rolex 3130, ohne Datum, mit Parachrom-blue-Spirale (verwendet in Submariner No Date)
- Rolex 3132, ohne Datum, mit Parachrom-blue-Spirale (verwendet in Explorer I und Oyster 39 Millimeter)
- Rolex 3135, mit Datum und Parachrom-blue-Spirale (verwendet in Submariner Date und Sea-Dweller Deepsea)
- Rolex 3235, mit Datum und Parachrom-blue-Spirale und Chronergy Hemmung und 70 Stunden Gangreserve (verwendet in Sea-Dweller – Ref. 126600 und Deepsea 126610)
- Rolex 3136, mit Datum und Parachrom-blue-Spirale (verwendet z. B. in Datejust II)
- Rolex 3156, Wochentag, mit Parachrom-blue-Spirale (verwendet in Day-Date)
- Rolex 3186, GMT-Funktion, Parachrom-blue-Spirale (verwendet in GMT-Master II 116710LN und BLNR und alter Explorer II – Ref. 16570)
- Rolex 3285, GMT-Funktion, Parachrom-blue-Spirale und Chronergy Hemmung und 70 Stunden Gangreserve (verwendet in GMT-Master II 126710BLRO)
- Rolex 3187, GMT-Funktion, separat einstellbar Parachrom-blue-Spirale und Paraflex-Antischocksystem (Kaliber bisher exklusiv verwendet in neuer Explorer II – Ref. 216570)
- Rolex 4130, Chronographen-Funktion, ohne Datum (verwendet in Cosmograph Daytona)
- Rolex 9001, mit Datum, Jahreskalender, GMT-Funktion (verwendet in Sky-Dweller)
Ruf von Rolex
Neben einigen historisch begründeten Besonderheiten haben vor allem folgende Alleinstellungsmerkmale zum heutigen Ruf der Uhrenmarke Rolex beigetragen:
- Viele der aktuell (2021) erhältlichen Uhrenmodelle gab es in ihrer jetzigen Erscheinungsform bereits in den 1950er-Jahren. Zwar gab es an den meisten Modellen technische Anpassungen, diese Anpassungen wurden sehr langsam und in behutsamen Schritten vollzogen. Modellinnovationen sind bei Rolex äußerst selten. Seit 70 Jahren ist Modellkontinuität das wichtigste Unternehmensziel bei Rolex. Diese strikte Kontinuität ist einer der Hauptgründe für die hohe Beliebtheit der Marke Rolex bei Uhrensammlern.
- Die rigiden Qualitätsansprüche, die Rolex bei der Herstellung seiner Uhren zugrundelegt, haben branchenweit Vorbildcharakter.
- Alle Uhren werden von der unabhängigen Schweizer Kontrollstelle Contrôle officiel suisse des chronomètres (COSC) auf ihre Ganggenauigkeit kontrolliert.
- Materialverarbeitung, Präzision, Funktionssicherheit und die Langlebigkeit von Rolex-Uhren sind weltweit bei Uhrensammlern anerkannt.
- Im Gebrauchtuhrenhandel haben die Uhren aus Genf nur einen marginalen Wertverlust (je nach Erhaltungszustand). So erzielen beim Privatverkauf auch weniger gefragte Rolex-Modelle einen relativ hohen Gebrauchtmarktpreis.
Rolex-Uhren vom Graumarkt
Die Kundenwünsche nach bestimmten Professional-Modellen, insbesondere nach einer Stahl-Daytona oder einer Submariner No-Date, haben sich zu Beginn der 2020er-Jahre massiv gesteigert. Wartezeiten von drei bis sechs Jahren sind für bestimmte Modelle üblich.
Ob ein bestimmtes Uhrenmodell verfügbar ist, kann nur vom jeweiligen Rolex Konzessionär im Einzelfall beantwortet werden. Nur die offiziellen Rolex-Konzessionäre sind befugt Auskunft zu geben. Diese Fachhändler werden zwar regelmäßig von der Rolex SA beliefert, aber wann und wie viele Rolex Uhren sie an ihre Kunden verkaufen, entscheidet jeder Rolex-Konzessionär unabhängig und in persönlicher Verantwortung selbst.
Um diese Wartezeit zu umgehen, erwerben einige Privatkunden auf dem Graumarkt ihr Wunschmodell zeitnäher. Grauhändler nutzen diese Nachfrage aus und verlangen einen deutlich höheren Preis für eine Rolex-Uhr als den tatsächlichen Listenpreis. Händler, die im Graumarkt tätig sind, erwerben Rolex-Modelle häufig im Ausland, um von Differenzen bei der Mehrwertsteuer und/oder den Devisenschwankungen zu profitieren. Einige Graumarkthändler arbeiten (inoffiziell) mit Konzessionären zusammen. Diese Grauhändler kaufen zum Beispiel offiziell beim Konzessionär eine Rolex-Uhr zum Listenpreis, um sie unmittelbar (ungetragen und original verpackt) wieder zum deutlich höheren Graumarktpreis an Privatkunden zu veräussern. Der Gewinn wird inoffiziell zwischen Grauhändler und dem offiziellen Konzessionär geteilt. Das hat für den offiziellen Konzessionär den Vorteil, dass er seine Absatzziele gegenüber dem Uhrenhersteller erfüllt und zusätzlich einen privaten Gewinn erzielt (unversteuert und ausserhalb der offiziellen Bilanz). Für den Privatkunden entfällt die oft jahrelange Wartezeit für seine Wunschuhr und der Uhrenhersteller profitiert indirekt vom Rummel seiner Marke, ohne direkt grosse Geldbeträge in die Vermarktung zu investieren.[22][23][24]
Finanzierung
Rolex finanziert mehr als 100 Grossveranstaltungen, z. B. die Tennismeisterschaften in Wimbledon, die Verleihung der Oscars oder die Architekturbiennale in Venedig. Zudem fördert Rolex mehr als 140 Markenbotschafter, darunter den Tennisspieler Roger Federer, die Meeresbiologin Sylvia Earle und den Regisseur Martin Scorsese. Der Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway war Träger einer Rolex Oyster Perpetual, die er in seinem Werk Über den Fluss und in die Wälder verewigt hat. Bundeskanzler Konrad Adenauer war Besitzer einer Rolex-Uhr, möglicherweise ein Geschenk der Firma Rolex.[25][26][27] Folgende Veranstaltungen unterstützt die Firma Rolex:
Unternehmenskultur
Die Rolex SA ist ein konservatives und äusserst verschwiegenes Unternehmen. Rolex lanciert traditionell keine Geschäftszahlen. Offizielle Zahlen und Daten sind nicht bekannt. Laut eigenen Angaben verfügt das Unternehmen weltweit über 28 Niederlassungen und ein Netzwerk von über 4000 von Rolex lizenzierten Uhrmachern. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1905 hat Rolex über 400 Patente angemeldet und schützen lassen. Im Jahr 2004 wurden die beiden juristisch unabhängigen Unternehmen Rolex SA und Montres Rolex SA zur neuen Rolex SA zusammengeführt. Auf den Forbes-Weltranglisten für die Jahre 2016 und 2017 lag Rolex auf dem ersten Platz für die «angesehenste Marke der Welt».
Die Rolex Deutschland GmbH hat ihren Sitz in der Dompropst-Ketzer-Straße 1–9 in Köln.[28][29]
Literatur
- Rolex Jubiläum 1905–1920–1945. Montres Rolex S.A., Genf 1945.
- Rolex Jubilee Vade Mecum. 4 Bände. Montres Rolex S.A., Genf 1946.
- Hans Wilsdorf. Montres Rolex S.A., Genf 1960.
- Franz-Christoph Heel (Hrsg.): Rolex – Armbanduhren. Heel, Königswinter 2009, ISBN 978-3-86852-189-4.
- Martin Skeet, Nick Urul: Klassische Rolex Sportuhren. Alle Modellreihen seit 1952. Heel Verlag Königswinter 2011, ISBN 978-3-86852-468-0.
- Kesaharu Imai: Rolex. 2421 Uhren. Callwey, München.
- Hundertjahrfeier der Fabrik 1878–1978. Manufacture des Montres Rolex, Biel 1978.
- George Gordon: Rolex. Hans Wilsdorf and the Evolution of Time. Hongkong 1989.
- Anton Kreuzer, Gisbert A. Joseph: Rolex. Klagenfurt 1991.
- Osvaldo Patrizzi: Rolex Wristwatches. Genf 1991.
- Helmut Kahlert, Richard Mühe, Gisbert L. Brunner: Armbanduhren: 100 Jahre Entwicklungsgeschichte. Callwey, München 1983; 5. Auflage ebenda 1996, ISBN 3-7667-1241-1, S. 40 f. (Kaliber 100 bis 1530) und öfter.
Einzelnachweise
- Registre du Commerce du Canton de Genève, ge.ch abgerufen am 2. August 2021
- Peter Braun (Hrsg.): Armbanduhren-Katalog 2021/2022, Heel Verlag, Königswinter 2021, ISBN 978-3-96664-297-2, S. 228.
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/600095/umfrage/umsaetze-in-der-schweizer-uhrenbranche/
- https://www.gq-magazin.de/mode/artikel/rolex-alles-fachwissen-und-die-statement-pieces-der-luxus-uhrenmarke
- Das Rolex-Prinzip. In: Weltwoche 12/17
- https://www.bachmann-scher.de/magazin/luxusuhren-markenstories/rolex/rolex-markenstory-und-geschichte.html?tx_bswatches_watches%5Bcategory%5D=20&cHash=5a6b7823ebe9227dc1ce9657708acea9
- https://www.kulmbach.de/xist4c/web/Hans-Wilsdorf---Kulmbach_id_802_.htm
- Helmut Kahlert, Richard Mühe, Gisbert L. Brunner, Christian-Pfeiffer-Belli: Armbanduhren: 100 Jahre Entwicklungsgeschichte. Callwey, München 1983; 5. Auflage ebenda 1996, ISBN 3-7667-1241-1, S. 501.
- Hans Wilsdorf: Rolex Jubiläums Vademecum: Band 1 Von Stufe zu Stufe. Montres Rolex S.A. 1945. S. 14.
- https://www.rolex.com/de/about-rolex-watches/1905-1919.html
- Gründung Rolex SA. Feltas-Archiv, feltas.de abgerufen am 2. August 2021
- Abschrift Nummer des Handelsregisters Genf, ge.ch abgerufen am 2. August 2021
- Hans Wilsdorf: Rolex Jubiläums Vademecum: Band 1 Von Stufe zu Stufe. Montres Rolex S.A. 1945. S. 14.
- https://www.gf-luxury.com/3-geheimnisse-ueber-rolex-uhren/
- Roger Ruegger: Die Rolex Deep-Sea Special diveintowatches.com, 2003
- https://www.watchtime.net/uhren-wissen/5-fakten-ueber-rolex/
- https://www.zeitjuwel.de/uhren/blaken---rolex---nuernberg---zeitjuwel/blaken-pan-am-gmt-m.html?language=de
- https://www.youtube.com/watch?v=HnZSZxyC0ZQ
- https://www.youtube.com/watch?v=b2qVPLbZrko
- https://www.uhrenkosmos.com/rolex-daytona-chronograph-technik-geschichte-2/
- https://www.spiegel.de/stil/rolex-daytona-von-paul-newman-ist-die-teuerste-uhr-der-welt-a-1174986.html
- https://www.handelsblatt.com/archiv/manche-modelle-sind-immer-rar-glanz-vom-graumarkt/2287860-all.html
- https://www.wiwo.de/lifestyle/luxusuhren-das-gute-graue-geschaeft-mit-rolex-und-omega/20078526.html
- https://www.gq-magazin.de/mode/artikel/rolex-alles-fachwissen-und-die-statement-pieces-der-luxus-uhrenmarke
- Carlo Janka wirbt neu für Luxus-Uhrenmarke Rolex, Schweizer Illustrierte, 6. März 2010
- Wolfgang Stock: Hemingways Uhr, in Hemingwayswelt.de, vom 3. Juli 2013
- Rose-Maria Gropp: Konrad Adenauers Bling-Bling. faz.net, 5. November 2011; abgerufen am 9. November 2011
- Unternehmensstudie des Branding-Institute (PDF)
- rolexmagazine.com