Uhrenmanufaktur
Als Uhrenmanufaktur werden meist Hersteller mechanischer Armbanduhren bezeichnet, die sowohl das Uhrwerk als auch weitere wesentliche Teile einer Armbanduhr selbst herstellen.[1]
Ein wesentlicher Teil der Hersteller von Armbanduhren stattet das Endprodukt mit Einzelteilen anderer Hersteller aus. Der Begriff Uhrenmanufaktur stellt deshalb eine kleine Gruppe unter den zahlreichen Anbietern dar. Uhrenmanufakturen fertigen überwiegend selbst, damit die Wertschöpfungskette größtenteils im Unternehmen verbleibt und eine größere Unabhängigkeit von der Versorgung mit Rohwerken (franz.: ébauches) durch Konkurrenten erreicht wird. Die Definition des Verbandes schweizerischer Uhrenhersteller bezeichnet "Fabriken, die beinahe die ganze Uhr herstellen" als Uhrenmanufaktur, jedoch gilt diese Definition nur für schweizerische Hersteller.[2] Die Bezeichnung wird aus Werbegründen gerne von den Uhrenfabriken verwendet.
Der Begriff Uhrenmanufaktur macht jedoch keine Aussage über die Qualität oder den Preis der Uhren, da Hersteller der hochwertigsten Armbanduhren im 20. Jahrhundert überwiegend Établisseure, also ausschließliche Verarbeiter von Rohwerken waren, wie zum Beispiel Audemars Piguet, Patek Philippe oder Vacheron Constantin, Maurice Lacroix und Hersteller preiswerter Uhren mit zum Teil kopierten Werken wie Tianjin Seagull ebenfalls das Kriterium erfüllen. Ebenso wenig beinhaltet der Begriff, ob alle von diesen Häusern angebotenen Uhrenmodelle auch mit eigenen Uhrwerken ausgestattet sind. Zudem kauft der überwiegende Teil der Uhrenmanufakturen ihre Spiralen extern ein. Daher handelt es sich bei der Bezeichnung Uhrenmanufaktur häufig um einen Marketingbegriff.
Mit Einschränkungen können auch Hersteller als Uhrenmanufakturen bezeichnet werden, die zwar einen erheblichen Teil ihrer Modelle mit Werken anderer Hersteller ausstatten, aber auch über eigene Werke verfügen. Hierzu gehören etwa Breitling, Chopard und Franck Muller. Cartier nutzte bislang die Werke von Jaeger-LeCoultre und Piaget, präsentiert seit 2009 aber auch "eigene" Werke, um den Status einer Uhrenmanufaktur zu erlangen, wobei die ebenfalls zum Richemont-Konzern gehörende Firma allerdings auf die Ressourcen und die Kompetenz von Roger Dubuis zurückgreift.
Beispiele
Die folgenden Unternehmen stellen ganze Uhren einschließlich Gehäuse und Uhrwerke her:[3]
- A. Lange & Söhne
- Audemars Piguet
- Blancpain
- Breguet
- Breitling SA
- Carl F. Bucherer
- Chopard
- Citizen Holdings
- Erwin Sattler
- Franck Muller
- Frédérique Constant
- F. P. Journe
- Girard-Perregaux
- Moritz Grossman
- H. Moser & Cie
- Hublot
- IWC
- Jaeger-LeCoultre
- Lang & Heyne
- Maurice Lacroix
- Nomos Glashütte
- Omega SA
- Orient
- Panerai
- Parmigiani Fleurier
- Patek Philippe
- Piaget SA
- Roger Dubuis
- Rolex
- Seiko
- The Swatch Group
- Tudor
- Ulysse Nardin
- Vacheron Constantin
- Vostok
- Vulcain
- Zenith
Literatur
- Die Uhrenmanufaktur. Hrsg. von Jaeger-LeCoultre, Pforzheim o. J.
- Michael Philip Horlbeck: Der Armbandwecker, die Geschichte einer unterschätzten Komplikation. Heel, Königswinter, 2001, ISBN 978-3-89880-003-7.
- Leonhard Beitl, Reinhard Öhner (Fotos): Alarm am Arm. Grosses Armbandweckerverzeichnis für den Sammler von mechanischen Armbanduhren [von A - Z]. Beitel, Wien, 2009, ISBN 978-3-200-01646-0.
Einzelnachweise
- Uhren-Manufakturen. Abgerufen am 11. November 2020.
- http://www.fhs.ch/berner/?l=de&q=Manufaktur Berner, Dictionnaire professionnel illustré de l'horlogerie, elektronische Version
- Uhrenmarken aus aller Welt auf Chrono24. Abgerufen am 10. September 2019.