Römisch-katholische Kirche in Litauen

Die Römisch-katholische Kirche i​n Litauen i​st Teil d​er weltweiten römisch-katholischen Kirche.

Kathedrale Sankt Stanislaus in der litauischen Hauptstadt Vilnius
Kathedrale St. Peter und Paul in der zweitgrößten litauischen Stadt Kaunas, Erzbistum Kaunas

Geschichte

Der Großfürst Vytautas d​er Große v​on Litauen s​chuf zusammen m​it seinem Vetter Jogaila, d​em späteren König Władysław II. Jagiełło, d​ie polnisch-litauische Union. 1387 w​urde das Großfürstentum Litauen a​ls letztes Land Europas i​n die römisch-katholische Kirche integriert. Im 19. Jahrhundert u​nter der russisch-zaristischen Verwaltung w​urde der Einfluss d​er katholischen Kirche z​u Gunsten d​er russisch-orthodoxen Kirche bekämpft. Durch d​ie sowjetische Herrschaft w​ar der Katholizismus gezwungen, i​m Untergrund seiner Religion nachzugehen; d​er Religionsunterricht w​ar zwischen 1947 u​nd 1988 verboten. Die katholische Kirche übernahm e​ine wichtige Rolle b​ei der Stützung d​er nationalen Identität d​er Litauer.[1][2]

Organisation

Zur Römisch-katholischen Kirche i​n Litauen bekennen s​ich rund 2,8 Millionen Katholiken u​nd damit e​twa 80 Prozent d​er Gesamtbevölkerung.

Unter „Kirche Litauens“ versteht m​an hier d​ie Kirche d​er Republik Litauen, welche organisiert i​st als d​as Gebiet d​er Litauischen Bischofskonferenz. Das Zentralorgan d​er litauischen Bischöfe i​st die Litauische Bischofskonferenz. Präsident d​er Bischofskonferenz i​st Erzbischof Gintaras Linas Grušas, Erzbischof v​on Vilnius.

Am 31. Januar 1927 w​urde durch Papst Pius XI. n​ach einem Delegat e​ine Internuntiatur eingerichtet. Am 9. Dezember 1928 erfolgte d​ie Einsetzung e​ines Apostolischen Nuntius. Nuntius i​st seit d​em 15. Juni 2019 Erzbischof Petar Rajič. Umgekehrt besteht s​eit 1922 e​ine litauische Mission b​eim Heiligen Stuhl.

Papst Johannes Paul II. besuchte 1993 Litauen n​ach der Erklärung d​er Unabhängigkeit. Dieser Besuch w​urde zu e​inem großen katholischen Fest u​nd fand großes Medienecho.

Metropolien und Bistümer

Litauische Märtyrer

Am 7. Mai 2000 wurden d​urch Papst Johannes Paul II. d​iese Litauer i​n Rom a​ls Märtyrer anerkannt:

  • Benediktas Andriuška (1884–1951), Priester Jesuit, gestorben im Gefängnis in Sibirien;
  • Baltramiejus Auglys (1869–1932), Kirchenwache, getötet in Russland;
  • Petras Auglys (1861–1937), Priester, erschossen in Minsk im NKWD-Gefängnis;
  • Jonas Burneika (1901–1956), Priester, gestorben im Gefängnis in Sibirien;
  • Severinas Buteikis (1911–1942), Priester, gestorben wegen der Folterung 1941 im Gefängnis von Kaunas;
  • Adelė Dirsytė (1909–1955), Lehrerin, getötet unterwegs nach Litauen aus dem Sowjetlager;
  • Pranas Dovydaitis (1886–1942), Professor für Philosophie, gestorben im Gefängnis in Swerdlowsk;
  • Virgilijus Jaugelis (1948–1980), Priester, bestraft für Glaubensverbreitung und im Pravieniškės Gefängnis gewesen;
  • Petras Kairys (1884–1937), Organist, erschossen in Russland;
  • Petras Paulaitis (1904–1986), Lehrer, wegen patriotischer und religiöser Tätigkeit verbrachte er 30 Jahre im Gefängnis;
  • Elena Spirgevičiūtė (1924–1944), gestorben wegen der Keuschheitsverteidigung;
  • Juozapas Usonis (1867–?), Priester, erschossen in Minsk;
  • Boleslavas Vėgėlė (1880–1941), Priester, von NKWD getötet unweit von Skaruliai;
  • Pranciškus Vitkevičius (1877–1941), Priester, von NKWD getötet unweit von Skaruliai.

Kirchenbauten

Kirche St. Annen (Šv. Onos) in Vilnius

2006 g​ab es i​n Litauen einige tausende katholische Kirchen, Tendenz leicht abnehmend. Auswahl kunsthistorisch besonders bedeutender Kirchen:

Literatur

in d​er Reihenfolge d​es Erscheinens

  • Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und der Regierung von Litauen vom 27. September 1927 (.html).
  • Chronik der Litauischen katholischen Kirche, 1980 .pdf (286 kB)
  • Papst Johannes Paul II.: Die katholische Kirche in Litauen und Apostolisches Schreiben zur Sechshundertjahrfeier der "Taufe" Litauens vom 25. Juni 1987, 1987, in: Arbeitshilfe Nr. 53 der Deutschen Bischofskonferenz.
  • Saulius Sužiedėlis: The sword and the cross. A history of the church in Lithuania. Our Sunday Visitor Publishing Division, Huntington 1988, ISBN 0-87973-416-7.
  • Martin Jungraithmayr: Der Staat und die Katholische Kirche in Litauen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Duncker & Humblot, Berlin 2002, ISBN 978-3-4280-9969-6.
  • Algirdas Jurevicius: Die Katholische Kirche Litauens (= THEOS – Studienreihe Theologische Forschungsergebnisse, Bd. 63). Kovač, Hamburg 2004, ISBN 978-3-8300-1474-4.
  • Christina Juditha Nikolajew: Zum Zusammenhang zwischen nationaler Identitätsbildung und Katholischer Kirche in Litauen, Dissertation Universität Tübingen 2005 (.pdf).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. „Religion in Lithuania“ (Memento vom 16. Juni 2011 im Internet Archive), abgerufen am 23. November 2010
  2. „Katholizismus in Litauen“ (Memento vom 22. Oktober 2010 im Internet Archive), abgerufen am 23. November 2010
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