Postojna
Postojna (deutsch Adelsberg, italienisch Postumia) ist eine Stadt und eine Gemeinde im Südwesten Sloweniens bzw. des ehemaligen Kronlandes Krain mit 8.513 Einwohnern (2002). Die gesamte Gemeinde, bestehend aus 40 Ortschaften, hat 15.561 Einwohner.
Postojna Adelsberg, Postumia | |||
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Basisdaten | |||
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Staat | Slowenien | ||
Historische Region | Innerkrain / Notranjska | ||
Statistische Region | Primorsko-notranjska (Küstenland-Innerkrain) | ||
Koordinaten | 45° 46′ N, 14° 13′ O | ||
Höhe | 554 m. i. J. | ||
Fläche | 269,9 km² | ||
Einwohner | 15.561 (2008) | ||
Bevölkerungsdichte | 58 Einwohner je km² | ||
Telefonvorwahl | (+386) 05 | ||
Postleitzahl | 6230 | ||
Kfz-Kennzeichen | PO | ||
Struktur und Verwaltung | |||
Website |
Geographie
Lage und Landschaft
Die Stadt liegt ungefähr 50 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Ljubljana (Laibach) auf halbem Weg Richtung Adriaküste. Aufgrund seiner Lage ist Postojna eine Zwischenstation auf dem Weg in die weiter südlich gelegenen Urlaubsgebiete. Es liegt direkt an der Autobahn A1 (mit eigener Ausfahrt) und an der historischen Südbahn Wien–Triest bzw. Rijeka. Nahe bei Postojna liegt die Pforte von Postojna, ein Pass über die Dinarischen Alpen.
Infolge seiner Seehöhe hat Postojna ein etwas kühleres Klima als die Adriaküste.
Geschichte
Bis 1918 war die Stadt Teil des Herzogtums Krain in Österreich-Ungarn. Sie lag an der 1857 fertiggestellten Eisenbahnverbindung Wien-Marburg-Laibach-Triest, mit der von Wien aus erstmals ein direkter Zugang der Donaumonarchie zur Adria hergestellt wurde.
Die Weltoffenheit und auch der Wohlstand des Vielvölkerstaats wirkten sich in besonderem Maße auf Postojna aus. Die nahe Tropfsteinhöhle, die schon lange bekannt war, wurde ab 1820 durch die Entdeckung neuer Teile schnell ein Anziehungspunkt für Touristen. Mit dem Bau der Eisenbahn von Wien nach Triest erhielt Postojna einen Bahnhof, der die Besucherzahlen vervielfachte. So ist die Stadt bereits seit fast 200 Jahren auf den Tourismus ausgerichtet.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der westlichste Teil Sloweniens italienisches Staatsgebiet, so dass Postojna 1918 bis 1945 zu Italien gehörte. In dieser Zeit lag Postumia als Teil der Provinz Triest nahe der Grenze zu Jugoslawien, einer Grenze, die lange eine Art „Front“ darstellte. Die italienische Armee baute in der Umgebung viele militärische Anlagen wie Bunker und Stollen, und auch viele Höhlenteile wurden damals erschlossen bzw. durch Tunnel verbunden. Der Versuch, durch einen Stollen die Pivka jama, einen Teil der Postojnska jama mit der Planinska jama zu verbinden, scheiterte jedoch. Dieser Tunnel hätte die Grenze unterquert und man hätte die Höhle mehrere Kilometer jenseits der Grenze wieder verlassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Postojna Teil der neugegründeten jugoslawischen Teilrepublik Slowenien. Schnell wurde die Stadt erneut zum Touristenziel. Die Postojnska jama (deutsch: Adelsberger Grotte) erreichte in den 1980er Jahren Besucherzahlen von 1 Million pro Jahr.
Als Slowenien 1991 seine Unabhängigkeit erklärte, kam es zum militärischen Konflikt zwischen Slowenien und Rest-Jugoslawien. Obwohl der Krieg nach zehn Tagen beendet war, brach der Tourismus ein. Dies war für Postojna wirtschaftlich schwierig, da die Besucherzahlen dramatisch zurückgingen. Erst mit dem Ende des Kriegs in Kroatien erreichten die Besucherzahlen wieder ihr vorheriges Niveau.
In der Nähe von Postojna, bei der Pivka jama (deutsch: Poikhöhle), existiert ein großer Campingplatz.
Postojna war eine der Städte in Slowenien, die im Jahr 2014 am schwersten vom Unwetter in Südeuropa betroffen waren. So wurde in der Stadt ein Krisenzentrum eingerichtet. Unter anderem wurden auch deutsche Einsatzkräfte in der Ortschaft eingesetzt.[1]
Höhlen und Karstforschung
Bekannt ist Postojna vor allem wegen seiner 20 Kilometer langen Tropfsteinhöhle Postojnska jama und der Höhlenburg Predjamski grad (deutsch: Burg Lueg). Die berühmten Höhlen brachten viele prominente Gäste nach Postojna: Kaiser Franz Joseph I. besuchte sie zweimal, beim ersten Mal, 1857, mit 2500 ausgesuchten Schaulustigen. Die Staatsoberhäupter von Schweden, Griechenland, Brasilien und Japan waren ebenfalls zu Gast. Als Postumia italienisches Gebiet war, kam 1922 König Viktor Emanuel III. Marschall Tito besichtigte die Höhlen 1945 zweimal.
In engem Zusammenhang damit steht das Karstinstitut Postojna,[2] eine Abteilung der Slowenischen Akademie der Wissenschaften. Untergebracht in einem historischen Gebäude am Marktplatz von Postojna ist es eines der wenigen Institute, und davon das bestausgestattete, die allein der Karstforschung gewidmet sind. Die Publikation Acta Carsologica hat Weltrang.
Auch das 1947 gegründete Notranjski muzej Postojna[3] (Innerkrainer Museum) steht mit dem Karst in Verbindung. Es handelt sich um eine Sammlung von historischen, archäologischen und geologischen Funden, zudem beherbergt es eine interessante Sammlung von historischen Büchern und Unterlagen. Die Sammlungen sind derzeit nicht zu besichtigen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Peter von Radics (1836–1912), österreichischer Historiker, Schriftsteller, Autor und Journalist
- Sergej Kraigher (1914–2001), Politiker, Staatsoberhaupt Jugoslawiens 1981–1982
- Majda Širca (* 1953), Politikerin, seit 2008 Kulturministerin
- Samuel Žbogar (* 1962), Politiker und Diplomat, seit 2008 slowenischer Außenminister
- Borut Pahor (* 1963), Politiker, 2008–2012 slowenischer Ministerpräsident, seit 2012 Staatspräsident
- Borut Bilač (* 1965), Weitspringer
- Janez Ožbolt (* 1970), Biathlet
- Primož Brezec (* 1979), Basketballspieler
- Mitja Nikolić (* 1991), Basketballspieler
- Tamara Zidanšek (* 1997), Tennisspielerin
- Ivana Hreščak (* 2000), Schachspielerin
- Domen Makuc (* 2000), Handballspieler
Persönlichkeiten mit Bezug zu Postojna
- Franz von Hohenwart (1771–1844), Naturforscher, war um die Erschließung und Beschreibung der Höhlen bemüht
Orte der Gesamtgemeinde
- Belsko (dt. Bleisgau)
- Brezje pod Nanosom (dt. Bressiach)
- Bukovje (dt. Buch, auch Kleinhall)
- Dilce (dt. Sorgfeld, auch Delze)
- Gorenje (dt. Oberfeld)
- Goriče (dt. Karantanienberg, auch Goritschach)
- Grobišče (dt. Grobschel)
- Hrašče (dt. Eichendorf bei Adelsberg)
- Hrenovice (dt. Krenowitz, auch Sankt Martin)
- Hruševje (dt. Krussiach, auch Chruschein)
- Koče (dt. Gottschach, auch Hütten bei Adelsberg)
- Landol (dt. Landau, auch Lahnthal)
- Liplje (dt. Laiplach, auch Lieple)
- Lohača
- Mala Brda (dt. Kleineck)
- Mali Otok (dt. Kleinwerdel)
- Malo Ubeljsko (dt. Kleinubliskau)
- Matenja vas (dt. Mautersdorf bei Adelsberg, auch Mathesdorff)
- Orehek (dt. Nußdorf bei Adelsberg)
- Planina (dt. Alben bei Fulm)
- Postojna (dt. Adelsberg)
- Predjama (dt. Luegg bei Adelsberg, auch Lügersburg)
- Prestranek (dt. Prästranegg, auch Mayrhoff)
- Rakitnik (dt. Rakitnig)
- Rakulik (dt. Rakulig)
- Razdrto (dt. Präwald)
- Sajevče (dt. Altenburg)
- Slavina (dt. Schlauenburg, auch Slauing)
- Slavinje (dt. Slawinach, auch Slawine)
- Stara vas (dt. Altendorf bei Adelsberg)
- Strane (dt. Mucken, auch Streinach)
- Strmca (dt. Stermitz bei Adelsberg)
- Studenec (dt. Bründl bei Adelsberg)
- Studeno (dt. Studenfeld)
- Šmihel pod Nanosom (dt. Sankt Michael am Königsberg)
- Velika Brda (dt. Großberg)
- Veliki Otok (dt. Großwerdel)
- Veliko Ubeljsko (dt. Großubliskau)
- Zagon (dt. Sagon bei Adelsberg)
- Žeje (dt. Karlsdorf)
Literatur
- Peter von Radics: Adelsberg und seine Grotten. Eine topographisch-historische Schilderung des Ortes, der Grotten und der nächsten in der Umgebung befindlichen Sehenswürdigkeiten. Lloyd’s Reiseführer Band VIII, Österreichischer Lloyd, Triest 1861 (Download, dlib.si).
- Dieter Schulze, Eva Missler (Bearbeitung): Slowenien (Baedeker-Reiseführer). 5., völlig überarbeitete und neu gestaltete Auflage Baedeker, Ostfildern 2014, ISBN 978-3-8297-1458-7.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde (slowenisch, englisch, italienisch)
- Höhlen um Postojna, showcaves.com (englisch)
Einzelnachweise
- THW_20Besuch_2005.02.2014_20Seite. Der ganzer Text mit Bildergalerie. (Nicht mehr online verfügbar.) In: laibach.diplo.de. Deutsche Botschaft Laibach, 5. Februar 2014, archiviert vom Original am 17. Juni 2015; abgerufen am 17. Juni 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Karst Research Institute (Memento des Originals vom 26. September 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (slowenisch, englisch)
- Notranjski muzej Postojna (slowenisch, englisch)