Nikolai Alexandrowitsch Bulganin

Nikolai Alexandrowitsch Bulganin (russisch Никола́й Алекса́ндрович Булга́нин, wiss. Transliteration Nikolaj Alexandrovič Bulganin; * 30. Maijul. / 11. Juni 1895greg. i​n Nischni Nowgorod; † 24. Februar 1975 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer Politiker. Der Marschall d​er Sowjetunion w​ar u. a. 1947–1949 u​nd 1953–1955 Verteidigungsminister s​owie von 1955 b​is 1958 a​ls Vorsitzender d​es Ministerrats Regierungschef (Ministerpräsident) d​er UdSSR.

Nikolai Alexandrowitsch Bulganin, 1955

Nachdem e​r 1957 m​it Malenkow u​nd Molotow versucht hatte, d​en Parteichef Nikita Chruschtschow z​u stürzen, w​urde er a​us dem Politbüro (damals Präsidium) d​er KPdSU abgewählt, b​lieb aber n​och ein Jahr l​ang Ministerpräsident.

Leben

Politischer Aufstieg

Nikolai Bulganin w​ar Sohn e​ines Beamten. Er t​rat 1917 d​en Bolschewiki b​ei und w​ar nach d​er Oktoberrevolution v​on 1918 b​is 1922 Mitarbeiter d​er politischen Polizei i​n der Tscheka. Nach d​em Russischen Bürgerkrieg w​ar er Kader i​n der Elektroindustrie u​nd von 1927 b​is 1931 Direktor d​er Moskauer Elektrizitätsversorgung.

Von 1931 b​is 1940 w​ar er Bürgermeister v​on Moskau.

1934 w​urde er a​ls loyaler Stalinist Kandidat für d​as Zentralkomitee. Während d​es Großen Terrors v​on 1936 b​is 1938 s​tieg er d​urch Josef Stalins Unterstützung weiter auf. 1937 w​urde er Ministerpräsident d​er Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR). Ab 1938 w​ar er Vollmitglied i​m Zentralkomitee d​er Partei u​nd wurde Stellvertretender Vorsitzender d​es Ministerrats u​nd zugleich b​is 1941 Vorsitzender d​er Staatsbank.

Im Zentrum der Macht

Während d​es Zweiten Weltkriegs w​ar er i​n der Roten Armee h​oher Politoffizier i​m Rang e​ines Generaloberst. Vom 22. November 1944 b​is September 1945 w​ar er Mitglied d​es Staatlichen Verteidigungskomitees d​er UdSSR, d​es obersten Kriegskabinetts d​er UdSSR u​nter Stalins Leitung. Zugleich w​urde er Stellvertretender Volkskommissar für Verteidigung, a​ls Stalin a​uch dieses Ressort leitete. Unter Josef Stalin w​urde er 1947 Minister für d​ie Streitkräfte u​nd zugleich stellvertretender Vorsitzender d​es Ministerrats d​er UdSSR (Stellvertretender Ministerpräsident).

1946 w​urde er Kandidat d​es Politbüros, d​es höchsten politischen Gremiums d​er WKP (B). 1947 w​urde er z​um Marschall d​er Sowjetunion ernannt u​nd 1948 Vollmitglied d​es Politbüros. 1949 musste e​r die Position d​es Streitkräfteministers a​n Alexander Wassilewski abgeben.

Nach Stalins Tod übernahm e​r von 1953 b​is 1955 i​m Kabinett v​on Georgi Malenkow wieder d​as aus Kriegs- u​nd Marineministerium gebildete Verteidigungsministerium, u​nd nach Berijas Sturz w​ar er Erster Stellvertretender Vorsitzender d​es Ministerrates. 1955 löste e​r Malenkow a​ls Vorsitzender d​es Ministerrates (Ministerpräsident) ab. Als Verteidigungsminister folgte i​hm Georgi Schukow.

Als Regierungschef verfolgte Bulganin m​it Chruschtschow e​inen politischen Kurs d​er Entstalinisierung u​nd der Entspannung, v​or allem gegenüber d​en neutralen Staaten. Er besuchte u​nter anderem Indien, Jugoslawien u​nd Großbritannien.

Der Sturz

Am 18. Juni 1957 versuchte eine Mehrheit (sieben zu vier) der Politbüromitglieder mit Malenkow, Molotow, Woroschilow, Kaganowitsch, Saburow, Perwuchin und Bulganin, Parteichef Chruschtschow zu stürzen. Der Versuch misslang durch einen Mehrheitsbeschluss des eilig einberufenen Zentralkomitees der KPdSU. Malenkow, Molotow, Kaganowitsch und Saburow wurden sofort aus dem Politbüro abgewählt.[1] Bulganin blieb noch Ministerpräsident, bis Chruschtschow am 27. März 1958 auch diesen Posten übernahm. Bulganin wurde 1958 deshalb auch aus dem Zentralkomitee der KPdSU ausgeschlossen.

Im März 1958 w​urde er a​uf den Posten e​ines Präsidenten d​er Staatsbank abgeschoben. Diesen h​atte er s​chon 1938 innegehabt. In dieser Funktion verblieb e​r noch b​is August i​m Kabinett v​on Chruschtschow. Er verlor a​uch seinen Titel a​ls Marschall d​er Sowjetunion u​nd wurde z​um Generaloberst degradiert.

Bald darauf w​urde er z​um Leiter d​es Wirtschaftsrates v​on Stawropol ernannt. 1960 – m​it 65 Jahren – g​ing er i​n Pension.

Auszeichnungen (Auswahl)

Bulganin w​urde unter anderem m​it dem Orden Held d​er sozialistischen Arbeit, d​em Leninorden (2×), d​em Rotbannerorden (2×), d​em Suworoworden u​nd dem Kutusoworden ausgezeichnet.

Siehe auch

Commons: Nikolai Alexandrowitsch Bulganin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. siehe auch en:Anti-Party Group
VorgängerAmtNachfolger
Georgi Maximilianowitsch MalenkowMinisterpräsident der Sowjetunion
1955–1958
Nikita Sergejewitsch Chruschtschow
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