Nikola Karabatić

Nikola Karabatić (* 11. April 1984 in Niš, SFR Jugoslawien) ist ein französischer Handballspieler. Er spielt für die französische Handballnationalmannschaft und seit 2015 für den französischen Verein Paris Saint-Germain. Er wurde zum Welthandballer 2007, 2014 und 2016 gewählt.[3] Mit insgesamt 71 Endrundeneinsätzen bei Europameisterschaften sowie 38 Partien bei fünf Olympischen Spielen hält Karabatić jeweils den Rekord. Zudem hielt er als Nationalspieler zweimal in seiner Karriere gleichzeitig alle drei wichtigen Titel (Olympiasieger, Welt- und Europameister) im Welthandball und ist mit zehn Goldmedaillen zusammen mit Michaël Guigou sowie Thierry Omeyer der bisher erfolgreichste Nationalspieler. Karabatić gilt als „kompletter“ Spieler und gehört nach übereinstimmenden Meinungen zu den besten Spielern der Handballgeschichte.[4][5][6][7]

Nikola Karabatić

Nikola Karabatić (2014)

Spielerinformationen
Spitzname „Neo, Kara, Niko[1]
Geburtstag 11. April 1984 (37 Jahre)
Geburtsort Niš, Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik SFR Jugoslawien
Staatsbürgerschaft Frankreich französisch
Körpergröße 1,96 m
Spielposition Rückraum links
Wurfhand rechts
Vereinsinformationen
Verein Paris Saint-Germain
Trikotnummer 44
Vertrag bis 30. Juni 2023
Vereine in der Jugend
von – bis Verein
1990–1992 Frankreich Colmar HB
1992–2000 Frankreich Thau HB
2000–0000 Frankreich Montpellier HB
Vereinslaufbahn
von – bis Verein
0000–2005 Frankreich Montpellier HB
2005–2009 Deutschland THW Kiel
2009–2013 Frankreich Montpellier AHB
2013–2013 Frankreich Pays d’Aix UC
2013–2015 Spanien FC Barcelona
2015– Frankreich Paris Saint-Germain
Nationalmannschaft
Debüt am 2. November 2002
gegen Russland Russland
  Spiele (Tore)
Frankreich Frankreich 333 (1254)[2]

Stand: 1. Februar 2022

Nikola Karabatić beim erfolgreichen Torwurf im Finale der Handball-EM 2010 gegen Kroatien. Rechts im Bild Igor Vori.
Nikola Karabatić (2007)

Karriere

Verein

Als Vierjähriger verließ Karabatić, Sohn einer serbischen Mutter und eines kroatischen Vaters[8] aus Vrsin bei Trogir[9], das ehemalige Jugoslawien, da sein Vater Branko Karabatić (ehemaliger Torwart der jugoslawischen Nationalmannschaft) in Frankreich einen Vertrag als Profihandballer bekam. Bereits als 17-Jähriger spielte Karabatić bei Montpellier HB in der ersten französischen Liga und ein Jahr später in der französischen Nationalmannschaft.[10] Mit Montpellier gewann er 2003 die Champions League, sowie von 2002 bis 2005 viermal in Folge die französische Meisterschaft.

2005 wechselte er zum THW Kiel, bei dem sich Karabatić im Laufe seiner ersten Saison als einer der wichtigsten Stammspieler etablierte, weshalb ihn die Fans auch zum THW-Spieler der Saison 2005/06 wählten. Von den Kieler Nachrichten wurde ihm im Jahr 2006 die Auszeichnung Kieler Sportler des Jahres verliehen.[11] In seinen vier Jahren in Kiel gewann Karabatić jedes Jahr die deutsche Meisterschaft und schaffte 2007 das Triple (Champions League, Meisterschaft und DHB-Pokal). 2007 und 2008 wurde Karabatić in Deutschland zum Handballer des Jahres gewählt.

Zum Saisonende 2008/09 verließ Karabatić den THW Kiel. Zusammen mit seinem Kollegen Vid Kavtičnik kehrte er für 1,5 Millionen Euro Ablösesumme zu seinem alten Verein Montpellier HB zurück.[12] Mit Montpellier gewann er drei weitere Male die französische Meisterschaft (2010 bis 2012), bevor er im Februar 2013 im Rahmen der Wettaffäre zum Aufsteiger Pays d’Aix UC wechselte.[13] Zwar konnte er mit seinem neuen Team zum Ende der Saison den Klassenerhalt feiern, verpasste aber erstmals nach 11 Titeln in Serie die nationale Meisterschaft mit seinem Verein. Im Sommer 2013 wechselte Karabatić nach Spanien zum FC Barcelona. Dort gewann er im ersten Jahr die spanische Meisterschaft und den spanischen Pokal.[14] In der Saison 2014/15 verteidigte Karabatić mit Barcelona alle nationalen Titel und feierte außerdem den Titelgewinn in der Champions League. Karabatić wurde dadurch zum fünften Spieler, der diesen Wettbewerb mit drei unterschiedlichen Vereinen gewann. Anschließend schloss er sich dem französischen Verein Paris Saint-Germain an.[15]

Zwischen 2002 und 2021 war er mit seinen Teams nur einmal (2013) nicht nationaler Meister.

Nationalmannschaft

Karabatić bestritt sein erstes Länderspiel für Frankreich am 2. November 2002 beim Weltcup gegen Russland. Mit der Nationalmannschaft gewann er 2006 die Europameisterschaft in der Schweiz und wurde Vierter bei der Weltmeisterschaft 2007 in Deutschland. Bei der WM 2007 wurde er zudem in das Allstarteam gewählt. Bei der EM 2008 in Norwegen gewann er die Wahl zum wertvollsten Spieler und zudem Bronze. Bei den Olympischen Spielen 2008 holte er sich die Goldmedaille. Ein Jahr später gewann er mit Frankreich die Weltmeisterschaft in Kroatien. Anfang 2010 wurde er in Österreich erneut Europameister und als Rückraummitte in das All-Star-Team gewählt. Die französische Auswahl war 2010 bis 2012 damit erstmals in der Geschichte gleichzeitig Europameister, Weltmeister und Olympiasieger.[16] Bei der Weltmeisterschaft 2011 verteidigte er mit der französischen Mannschaft den Titel. Im Sommer 2012 gewann er bei den Olympischen Spielen in London erneut die Goldmedaille und wurde wieder ins Allstar-Team gewählt. 2014 wurde er Europameister und zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt. 2015 wurde er in Katar zum dritten Mal Weltmeister. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro gewann er die Silbermedaille und wurde wieder in das Allstar-Team gewählt.[17] 2017 wurde er im eigenen Land zum vierten Mal Weltmeister und dabei zum vierten Mal nach einem Handball-Großereignis zum wertvollsten Spieler des Turniers gekürt. Bei den darauffolgenden zwei Turnieren, der Europameisterschaft 2018 in Kroatien und der Weltmeisterschaft 2019 in Dänemark und Deutschland gewann er jeweils die Bronzemedaille mit der französischen Auswahl. Mit Frankreich gewann er bei den Olympischen Spielen in Tokio zum dritten Mal die Goldmedaille.[18] Karabatić hat mit Frankreich bei Handballgroßereignissen bisher zehn Goldmedaillen, eine Silbermedaille sowie vier Bronzemedaillen gewonnen.

Verdacht der Wettmanipulation 2012

Karabatić stand im Verdacht der Wettmanipulation, die sich bei einem Spiel seines Vereins Montpellier HB gegen Cesson-Rennes Métropole HB im Mai 2012 ereignet haben soll. Neben Karabatić, der bei diesem Spiel verletzungsbedingt pausierte, und seinem Bruder Luka sollen weitere Spieler absichtlich zur Niederlage beigetragen haben, um Verwandten hohe Wettgewinne von bis zu 250.000 Euro zu ermöglichen. Den betroffenen Spielern drohten wegen Sportkorruption und Betrugs drei bis fünf Jahre Haft sowie Geldstrafen von 75.000 Euro. Karabatić selbst räumte nach einem polizeilichen Verhör Anfang Oktober 2012 über seinen Anwalt ein, dass er an den Wetteinsätzen beteiligt war, nicht aber an der Spielmanipulation selbst.[19] Am 2. Oktober wurde gegen ihn ein Strafverfahren eingeleitet. Karabatić kam anschließend gegen Kaution und unter Auflagen frei. Da Karabatić weder involvierte Personen noch Mitarbeiter seines Vereins treffen durfte, stand er ab dem 3. Oktober 2012 nicht mehr im Kader von Montpellier AHB.[20] Am 31. Oktober kehrte Karabatić wieder in den Kader zurück, nachdem die Kontaktsperre wieder aufgehoben wurde.[21] Am 31. Januar 2013 löste Karabatić seinen Vertrag mit Montpellier HB auf[22]; er wechselte zu Aix-en-Provence. Die gegen Nikola Karabatić von der Liga LNH im Februar verhängte Sechs-Spiele-Sperre hob ein Berufungsgericht des FFHB am 29. März 2013 auf.[23] Im Juli 2015 wurde er von einem Gericht in Montpellier zu einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro verurteilt.[24] Bei der Berufungsverhandlung kamen am 1. Februar 2017 zwei Monate Haft auf Bewährung dazu.[25]

Erfolge

Verein

Nationalmannschaft

Auszeichnungen

Saisonbilanzen

SaisonVereinSpielklasseSpieleTore7-MeterFeldtore
2001/02 Montpellier HB Ligue Nationale de Handball 14 22 - 22
2002/03 Montpellier HB Ligue Nationale de Handball 22 57 - 57
2003/04 Montpellier HB Ligue Nationale de Handball 23 69 - 69
2004/05 Montpellier HB Ligue Nationale de Handball 24 88 - 88
2005/06 THW Kiel Bundesliga 34 226 70 156
2006/07 THW Kiel Bundesliga 32 205 23 182
2007/08 THW Kiel Bundesliga 30 216 29 187
2008/09 THW Kiel Bundesliga 26 110 15 95
2009/10 Montpellier HB Ligue Nationale de Handball 19 83 - 83
2010/11 Montpellier HB Ligue Nationale de Handball 22 112 6 106
2011/12 Montpellier HB Ligue Nationale de Handball 26 76 - 76
2012/13 Montpellier HB Ligue Nationale de Handball 9 54 - 54
Pays d'Aix UC Ligue Nationale de Handball 13 80 - 80
2013/14 FC Barcelona Liga ASOBAL 28 123 13 110
2014/15 FC Barcelona Liga ASOBAL 24 99 3 96
2015/16 Paris Saint-Germain Ligue Nationale de Handball 18 77 - 77
2016/17 Paris Saint-Germain Ligue Nationale de Handball 25 98 - 98
2017/18 Paris Saint-Germain Ligue Nationale de Handball 22 80 - 80
2018/19 Paris Saint-Germain Ligue Nationale de Handball 16 29 - 29
2019/20 Paris Saint-Germain Ligue Nationale de Handball 18 59 - 59
2020/21 Paris Saint-Germain Ligue Nationale de Handball 8 31 - 31
Gesamt 453 1994 159 1835
Durchschnitt pro Saison 22,65 99,7 7,95 91,75

Quellen: [27][28]

Familie

Sein Vater Branko Karabatić war bis zu seinem Tod 2011 Handballspieler und -trainer und trainierte zuletzt die tunesische Nationalmannschaft. Sein Bruder Luka Karabatić spielt ebenfalls beim französischen Verein Paris Saint-Germain. Er hat mit seiner Frau einen Sohn sowie eine Tochter.[29]

Commons: Nikola Karabatić – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nikola Karabatićs Spitznamen und Länderspiele (Memento vom 3. Mai 2009 im Internet Archive)
  2. www.ffhandball.fr: Nikola Karabatic, abgerufen am 1. November 2021
  3. Karabatic und Neagu zum dritten Mal Welthandballer. In: handball-world.com, abgerufen am 16. März 2017.
  4. Die größten Handball-Stars aller Zeiten. In: t-online.de. Abgerufen am 11. Januar 2018.
  5. Philipp Albrechtsberger: Nikola Karabatic: Strahlender Handball-Weltstar mit einer dunklen Seite. In: kurier.at. 14. Januar 2018, abgerufen am 15. Januar 2018.
  6. Fotos: Die besten Handballer aller Zeiten. Abgerufen am 30. Dezember 2018.
  7. Die zehn besten ausländischen Handballer der Geschichte. 11. Mai 2012, abgerufen am 30. Dezember 2018.
  8. Nikola Karabatic im Gespräch. In: faz.net
  9. Slobodna Dalmacija: Svi smo navijali za našu Hrvatsku., 21. Juli 2003
  10. Der THW Kiel zum Debüt von Karabatić
  11. Meldung über Karabatićs Wahl zum Sportler des Jahres
  12. dpa: Zäsur beim THW: Karabatic und Kavticnik gehen. In: kn-online.de, 2. Juni 2009
  13. Nikola Karabatic singé à Aix. In: lnh.fr, 1. Februar 2013, abgerufen am 2. Februar 2013
  14. Barca rüstet auf – Karabatic kommt. In: handball-world.com
  15. Offiziell: Paris St. Germain bestätigt Karabatic als Neuzugang. In: handball-world.com, abgerufen am 14. Juli 2015
  16. Packendes Finale in Wien In: sportv1.orf.at, abgerufen am 4. Mai 2019.
  17. All-Star Team mit deutscher Beteiligung: Mikkel Hansen als MVP geehrt. In: handball-world.com, abgerufen am 22. August 2016
  18. ihf.info: Cumulative Statistics: France, abgerufen am 7. August 2021
  19. Rappold, Emilio: Karabatic: "Gewettet, aber nicht betrogen". In: abendblatt.de, 1. Oktober 2012, abgerufen am 2. Oktober 2012.
  20. Strafverfahren gegen Karabatic eingeleitet. In: zeit.de, 3. Oktober 2012.
  21. Nikola Karabatic und Issam Tej gehören wieder zum Team. In: handball-world.com, 30. Oktober 2012.
  22. Vertragsauflösung Nikola Karabatic. (Memento vom 3. Februar 2013 im Internet Archive) In: montpellierhandball.com, 1. Februar 2013
  23. handball-world.com
  24. Karabatic zu Geldstrafe verurteilt. In: Sport1.de, 10. Juli 2015, abgerufen am 10. Juli 2015.
  25. Berufungsgericht verurteilt Karabatic-Brüder in Wettskandal. (Memento vom 3. Februar 2017 im Internet Archive) In: Südwest Presse, 1. Februar 2017, abgerufen am 2. Februar 2017.
  26. shz.de: Nüsse für dasSchiri-Gespann, abgerufen am 25. Dezember 2020
  27. Nikola KARABATIC. Abgerufen am 1. November 2021.
  28. THW Kiel: Nikola Karabatic. Abgerufen am 14. Januar 2019.
  29. Noch lange nicht genug: Handball-Superstar Nikola Karabatic bei seiner neunten EM. 10. Januar 2020, abgerufen am 11. Januar 2020.
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