Abtei (Südtirol)
Abtei ([abˈtaɪ̯]; ladinisch und italienisch Badia) ist eine italienische Gemeinde in Südtirol. Sie gehört neben Corvara, Enneberg, St. Martin in Thurn und Wengen zu den fünf mehrheitlich ladinischsprachigen Gemeinden des Gadertals.
Abtei | |
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(ital., lad.: Badia) | |
Wappen
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Karte |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Pustertal |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2019) |
3.366/3.471 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
1,76 % deutsch 4,17 % italienisch 94,07 % ladinisch |
Koordinaten | 46° 37′ N, 11° 54′ O |
Meereshöhe: | 1.193–3064 m s.l.m. (Zentrum: 1315 m s.l.m.) |
Fläche: | 82,94 km² |
Dauersiedlungsraum: | 11,4 km² |
Fraktionen: | Abtei, St. Kassian, Stern |
Nachbargemeinden: | Cortina d’Ampezzo, Corvara, Enneberg, Livinallongo del Col di Lana, St. Martin in Thurn, Wengen, Wolkenstein |
Postleitzahl: | 39036 |
Vorwahl: | 0471 |
ISTAT-Nummer: | 021006 |
Steuernummer: | 81006190219 |
Bürgermeister (2020): | Giacomo Frenademetz (Badia – La Ila – San Ciascian) |
Geografie
Abtei nimmt den Hauptteil des südlichen, oberen Gadertals (ladinisch Val Badia) ein, das in diesem Abschnitt auch Abteital genannt wird und von Gebirgsmassiven der Dolomiten umringt ist. Das insgesamt 82,94 km² große, zu Ladinien gerechnete Gemeindegebiet umfasst im Osten und Süden Teile der Fanesgruppe, die im Naturpark Fanes-Sennes-Prags unter Schutz gestellt sind, und im Westen Teile der Puezgruppe, die zum Naturpark Puez-Geisler gehören. Zu den bedeutendsten Bergen Abteis zählen der Heiligkreuzkofel (2907 m s.l.m., Sas dla Crusc), der Piz Lavarela (3055 m, Piz de Lavarela), der Piz Cunturines (3064 m, Piz dles Cunturines) und der Sassongher (2665 m).
Die wichtigsten dörflichen Siedlungen der Gemeinde Abtei, die ansonsten durch zahlreiche kleinere Weiler (ladinisch viles) charakterisiert ist, sind:
- der Hauptort Abtei (Badia) in einer Talweitung im Norden des Gemeindegebiets, bestehend aus den Dörfern Pedratsches (1300–1370 m, Pedraces) westlich der Gader (Gran Ega) und St. Leonhard (1300–1390 m, ladinisch San Linêrt, italienisch San Leonardo) östlich der Gader,
- Stern (1390–1520 m, ladinisch La Ila) ungefähr im Zentrum des Gemeindegebiets, wo sich das Gadertal in einen südwestlichen (Corvara) und einen südöstlichen Ast teilt, nämlich
- St. Kassian (1510–1570 m, ladinisch San Ćiascian) im südöstlichen Seitenast des Gadertals.
Ganzjährig erreichbar ist die Gemeinde von Norden her, wo Abtei an Wengen (La Val) grenzt, über die Talstraße, die im Pustertal in der Gegend von Bruneck ihren Anfang nimmt. In südöstlicher Richtung verbindet die Straße über den Valparolapass (2192 m, Ju de Valparola) Abtei mit Cortina d’Ampezzo (Anpezo) in der Provinz Belluno bzw. Venetien.
- Alter Weg bei St. Leonhard
- Heiligkreuzkofel in der Abendstimmung
- Blick vom Ortsteil Stern auf Sella und Sassongher
Geschichte
Die archäologischen Funde aus der Ur- und Frühgeschichte und der vorchristlichen Zeit überhaupt sind in Abtei dünn gesät. Die Abgelegenheit und das raue Klima gaben wenig Grund zur Dauersiedlung. Auf Sotciastel stand eine bronzezeitliche Wallburg, die noch bis in die Frühgeschichte bestanden haben dürfte. Im Gebirge von Prelongié an der Piz Störes gab es saisonale Rastplätze für Jäger und Sammler.[1]
Der Ortsname ist erstmals 1325 und 1341 in deutschsprachigen Urkunden als Aptei genannt.[2] Im Jahr 1347 findet sich erstmals ladinisch Badia. Der Ortsname erklärt sich aus den ausgedehnten Besitzungen, die die Benediktinerinnen-Abtei Sonnenburg (lateinisch abbatia ‚Abtei‘) hier seit dem 12. Jahrhundert besaß und verwaltete.
Abtei gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum Gerichtsbezirk Enneberg und war Teil des Bezirks Bruneck.
Im Sommer des Jahres 1921 wurde ein erster „Motorenkraftwagen“ für Touristen organisiert, der von St. Lorenzen nach Stern fuhr. Es war die erste dokumentierte Autofahrt ins Tal. Mit der touristischen Erschließung im 20. Jh. vollzog Abtei die Wende von einer bescheidenen Bauernwirtschaft hin zu einer Tourismushochburg.
Am 14. Dezember 2012 zerstörte ein Erdrutsch vom Ausmaß von etwa zwei Hektar zwischen St. Kassian und St. Leonhard drei Häuser.
Sehenswürdigkeiten
Wallfahrtsorte sind das Geburtshaus des Heiligen Josef Freinademetz und die Heilig-Kreuz-Kirche.
Bevölkerung
Einwohner
Die Gemeinde Abtei hat 3358 Einwohner (amtliche Wohnbevölkerung am 31. Dezember 2009). Das Bevölkerungswachstum beträgt 1,05 Prozent. Die Geburtenziffer beträgt 11,6, die Sterbeziffer 5,1. Das Bevölkerungswachstum setzt sich demnach aus 0,66 Prozent natürlichem Bevölkerungswachstum und 0,39 Prozent Wanderungssaldo zusammen (2009).
51,25 Prozent der Bevölkerung sind weiblich, 48,75 Prozent sind männlich. In Bezug auf den Familienstand sind 50,13 Prozent der Einwohner ledig, 44,25 Prozent sind verheiratet, 4,84 Prozent verwitwet und 0,78 Prozent geschieden (31. Dezember 2009).
Volkszählung 2011[3] | Volkszählung 2001 | Volkszählung 1991 | Volkszählung 1981 | Volkszählung 1971 | |
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Einwohnerzahl | 3.388 | 3.015 | 2.722 | 2.575 | 2.271 |
Haushalte | 1.137 | 949 | 753 | 629 | 501 |
Durchschnittl. Haushaltsgröße | 3,0 | 3,2 | 3,6 | 4,1 | 4,5 |
Sprachgruppen
Bei der Volkszählung 2011 erklärten rund 94 Prozent der Einwohner ihre Zugehörigkeit oder Zuordnung zur ladinischen Sprachgruppe. Damit ist Abtei eine der acht überwiegend ladinischsprachigen Gemeinden Südtirols.
Sprachgruppe | Volkszählung 2011 | Volkszählung 2001 | Volkszählung 1991 | Volkszählung 1981 | Volkszählung 1971 |
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Ladinisch | 94,07 % | 93,43 % | 95,55 % | 96,25 % | 97,14 % |
Italienisch | 4,17 % | 3,88 % | 2,07 % | 1,91 % | 1,41 % |
Deutsch | 1,76 % | 2,69 % | 2,38 % | 1,84 % | 1,45 % |
Wirtschaft
Wie auch in den anderen ladinischen Gemeinden Südtirols ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Abtei ist Mitglied des Tourismusverbands Alta Badia. Etwa 69 Prozent der Bevölkerung sind im Dienstleistungssektor tätig, etwa 21 Prozent im produzierenden Gewerbe (vor allem Baubranche und Handwerk). Landwirtschaft wird noch von zehn Prozent der Einwohner betrieben, jedoch zum größeren Teil als Nebenerwerb.
Bildung
Abtei ist Sitz eines Schulsprengels, der mehrere Schulen der ladinischen Sprachgruppe gemeinsam verwaltet. Dieser umfasst auf dem Gemeindegebiet die drei Grundschulen in Stern, St. Leonhard und „Janmati Declara“ in St. Kassian, sowie die Mittelschule „Tita Alton“ in Stern. Dem Schulsprengel angeschlossen sind auch die zwei Grundschulen der Nachbargemeinden Wengen und Corvara.[4]
In Stern sind zudem am Oberschulzentrum Stern/Abtei, das ein Sprachengymnasium, ein Sozialwissenschaftliches Gymnasium und eine Fachoberschule für Wirtschaft anbietet, die einzigen weiterführenden Schulen des Gadertals angesiedelt.[5]
Sport
Jeweils Mitte Dezember findet auf der zur Fraktion Stern gehörenden Piste Gran Risa ein Riesenslalom-Rennen des Alpinen Skiweltcups statt.
Am ersten Wochenende im Juli findet das bekannte Radrennen „Maratona dles Dolomites“ mit Start in Stern statt.
Politik
Bürgermeister seit 1952:[6]
- Giovanni Irsara: 1952–1955
- Luigi Craffonara: 1955–1964
- Hermann Pescollderungg: 1964–1974
- Otto Pizzinini: 1974–1980
- Hermann Pescollderungg: 1980–1995
- Ugo Dorigo: 1995–2008
- Giacomo Frenademetz: seit 2009
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Micurá de Rü (1789–1847), geb. in Rü, St. Kassian, ladinischer Sprachwissenschaftler
- Josef Freinademetz (1852–1908) geb. in Oies, katholischer Heiliger, Chinamissionar
- Lois Anvidalfarei (* 1962), Bildhauer
Weblinks
- Homepage der Gemeinde Abtei
- Landschaftsplan der Gemeinde Abtei. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Geschichte-Tirol: Abtei
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
Einzelnachweise
- GeoBrowser. Provinz Bozen, abgerufen am 15. Oktober 2021.
- Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 1. Bozen: Athesia 1995. ISBN 88-7014-634-0, S. 50–51.
- Bevölkerungszahlen Abtei 2011 (PDF; 514 kB) auf provinz.bz.it
- Schulsprengel Abtei. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
- Oberschulzentrum der ladinischen Ortschaften. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.
- Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindeverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.