Dreitausender
Dreitausender ist eine Bezeichnung für Berggipfel, die mindestens 3000, aber weniger als 4000 Meter über dem Meer hoch sind. Entsprechend gibt es auch Bezeichnungen wie Zweitausender oder Viertausender. Gemäß UIAA müssen diese Gipfel jeweils gewisse Kriterien wie eine Mindest-Schartenhöhe erfüllen.[1] Graterhebungen, welche diese Standards nicht erfüllen, werden auch nicht als eigenständige Gipfel anerkannt.
Klimatologische Bedeutung
In den gemäßigten Breiten spielen die Dreitausender eine bedeutende Rolle, da sie selbst im Sommer nur wochenweise unter der Null-Grad-Grenze liegen. So bilden die 3000er-Ketten immer wichtige Klimascheiden und tragen Vergletscherung – in den Alpen etwa ist die 3000-Meter-Höhenlinie die allgemeine Grenze der Nival-Stufe, die Gletscherberge bleiben nur vereinzelt unter 3000 (der Dachstein etwa als östlichster vergletscherter Berg der Alpen ist mit 2995 m Höhe kein Dreitausender). Im Mittelmeerraum hingegen bleiben auch die 3000er eisfrei, in den Tropen spielt die Marke kaum eine Rolle, hier liegt die Schneegrenze bei um die 4500 bis 5000 Meter, in den trockenen Kontinentalgebieten (Transhimalaya, Anden) bis 6500 Meter.
Alpinismus
Die Bezeichnung „Dreitausender“ wird aus Gründen des Tourismus gerne dort verwendet, wo nur einzelne Gipfel dieses Niveau überragen – z. B. in den Südalpen, im östlichen Teil Österreichs, in den Kalkalpen oder dem restlichen Europa. So ist die Parseierspitze in den Lechtaler Alpen mit 3036 m der einzige Dreitausender der nördlichen Kalkalpen.
In den Alpen oder Pyrenäen etwa erfordert die Ersteigung dieses Höhenbereiches und seiner oft steilen Berghänge von den Bergsteigern bereits erhebliche Erfahrung und wetterfeste Ausrüstung, was sie – ebenso wie die Plötzlichkeit mancher Wetterumschwünge – von vielen Zweitausendertouren unterscheidet. Sie stellen durchwegs anspruchsvolle Hochtouren dar.
Der im Alpinismus geprägte Begriff des Leichten Dreitausenders[2] oder Wanderdreitausenders bezeichnet Berge oberhalb der Marke, die noch keine sonderlich anspruchsvollen Touren darstellen. Als typische „leichte“ Dreitausender gelten beispielsweise der Piz Boè (3152 m) in Südtirol, der von der Pordoi-Seilbahn in einer Stunde erwanderbar ist, oder vom Umbrailpass auf den 3032 m hohen Piz Umbrail. Zu den höchsten leichten Dreitausendern der Alpen gehören das Üsser Barrhorn (3620 m) in den Walliser Alpen und der Monte Vioz (3645 m, südliche Ortlergruppe).[3] Bei diesen Touren stellt die fehlenden Akklimatisation an die schon enorme Höhe das Hauptrisiko dar. Die höchsten technisch erschlossenen 3000er der Alpen (und damit höchsten Seilbahnen Europas) sind das Klein Matterhorn (3883 m) bei Zermatt und die Aiguille du Midi (3842 m) am Mont Blanc. Als höchster 3000er gilt der Piz Zupò (3996 m) in der Berninagruppe.
Alpen
Die östlichsten Dreitausender der Alpen stehen in der Hafnergruppe im Osten der Hohen Tauern (von West nach Ost: Großer Hafner 3076 m, Lanischhafner 3018 m, Lanischeck 3022 m, Großer oder Malteiner Sonnblick 3030 m und Mittlerer Sonnblick 3000 m). Die nördlichsten 3000er befinden sich in den Nordkämmen der Hohen Tauern, Zillertaler, Ötztaler und Stubaier Alpen (sowie die Parseierspitze der Lechtaler Alpen). Die südlichsten 3000er finden sich im Hauptkamm der Meeralpen (Argentara-Gruppe), dem Mercantour und der Pelat-Gruppe mit etwa einem Dutzend von Hauptgipfeln über 3000 Meter Seehöhe.[4] In den östlicheren Alpen liegt die Südgrenze in den Bergamasker Alpen (3 Hauptgipfel)[5], der Adamello–Presanella-Gruppe (etwa ein Dutzend)[6] und den Dolomiten (64 Gipfel). Damit umfasst der Gebirgsraum der Alpen, in dem Gipfel die 3000er-Marke übersteigen, grob zwei Drittel der Fläche, wobei diese Zone in den Westalpen insgesamt wesentlich näher an den Alpenrand tritt, als in den Ostalpen mit ihren weitläufigen Vorgebirgssystemen: Der östlichste 3000er ist über 200 Kilometer vom pannonischen Alpenrand entfernt, der westlichste nur etwa 60 vom Rhonetal. Ein Gutteil dieses sensiblen hochalpinen Raumes ist durch Schutzgebiete abgesichert, er bildet aber auch den touristischen Kernraum der Alpen.
Östlichster Dreitausender der Alpen: | Mittlerer Sonnblick | 3000 m | Österreich | 47° 03′ 13″ N, 013° 25′ 55″ O |
Westlichster Dreitausender der Alpen: | Le Rochail | 3023 m | Frankreich | 44° 58′ 51″ N, 006° 01′ 41″ O |
Nördlichster Dreitausender der Alpen: | Bauernbrachkopf | 3125 m | Österreich | 47° 11′ 31″ N, 012° 44′ 58″ O |
Südlichster Dreitausender der Alpen: | Mont Clapier | 3045 m | Italien/Frankreich | 44° 06′ 53″ N, 007° 25′ 11″ O |
Die Schweiz, Frankreich, Österreich und Italien haben viele hundert Alpengipfel über 3000 Meter. Deutschlands Zugspitze mit 2964 m verfehlt die runde Marke knapp, Sloweniens Triglav bleibt schon deutlich unter der Marke. Liechtenstein, obwohl es das einzige Land ist, das vollständig in den Alpen liegt, hat keinen 3000er auf seinem Landesgebiet.
Sonstiges Europa
Neben den Alpen, dem dominanten Gebirge – wenn man vom Kaukasus absieht, der eine mögliche Grenze Europas bildet, und mit dem Elbrus (5642 m) so den höchsten Berg Europas stellte – kulminieren nur folgende Großgebirgssysteme in Dreitausendern:
- Pyrenäen: Pico de Aneto (3404 m); mehr als zweihundert Dreitausender[7]
- Sierra Nevada: Mulhacén (3482 m, höchster Berg Südwesteuropas), mit einem guten Dutzend Dreitausender-Stöcken.[8]
Spanien ist damit neben den vier wichtigsten Alpenstaaten – und abgesehen von Russland und der Türkei, sowie den Staaten mit außereuropäischen Kolonien – das einzige weitere Land Europas mit Dreitausendern.
Ein weiterer Dreitausender ist der höchste Vulkan Europas, der 3323 m hohe Ätna auf Sizilien.
Die höchsten Berge Südosteuropas erreichen die 3000er Marke knapp nicht. In Bulgarien befindet sich im Rila-Gebirge der 2925 m hohe Musala bzw. im Pirin-Gebirge der 2914 m hohe Wichren. Auch der höchste Berg Griechenlands, der Olymp mit 2918 m, bleibt unter der 3000er Marke.
Dinariden, Karpaten, Skanden und Iberisches Scheidegebirge bleiben unter 2700 m, die anderen Gebirge Europas unter 2500 m.
Japan
Siehe: Liste der Berge oder Erhebungen in Japan
In Japan gibt es insgesamt 13 Dreitausender, die sich alle in den Japanischen Alpen befinden. Der Vulkan Fuji (富士山 Fuji-san) weist mit 3776 m den höchsten Gipfel auf.
Einzelnachweise
- UIAA: Mountain Classification
- vergl. etwa Dieter Seibert: Leichte Dreitausender. Die 99 schönsten Touren mit Weg. Bruckmann-Verlag, ISBN 3-7654-3677-1.
- Matthias Kehle: Dreitausendersammeln. In: Badisches Tagblatt. 19. September 2009 (Webrepro, einfach-wandern.blogspot.com [abgerufen am 14. April 2011]).
- vergl. Zusammenstellung in Vanoise Groups und Haute Provence Groups, beide summitpost.org
- vergl. Alpi Orobie: Vette, italienische Wikipedia
- vergl. Gruppo dell'Adamello: Cime principali, italienische Wikipedia
- Pyrenäen, Vuelta Rad- und Wandertouren (www.vuelta.de)
- Ski-Durchquerung Sierra Nevada-Nationalpark, Abanico Individuell Reisen (www.abanico-reisen.de)