Wolkenstein in Gröden
Wolkenstein in Gröden (ladinisch , italienisch Selva di Val Gardena) ist eine italienische Gemeinde mit 2586 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) in Gröden (ladinisch Gherdëina) in Südtirol. Zusammen mit St. Ulrich und St. Christina gehört sie zu den drei Gemeinden des Tals, in denen neben Deutsch und Italienisch auch Ladinisch Amtssprache ist.
Wolkenstein in Gröden | |
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(lad.: Sëlva, ital.: Selva di Val Gardena) | |
Wappen
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Karte |
Staat: | Italien |
Region: | Trentino-Südtirol |
Provinz: | Bozen – Südtirol |
Bezirksgemeinschaft: | Salten-Schlern |
Einwohner: (VZ 2011/31.12.2019) |
2.664/2.586 |
Sprachgruppen: (laut Volkszählung 2011) |
% deutsch 5,11 % italienisch 89,74 % ladinisch | 5,15
Koordinaten | 46° 33′ N, 11° 46′ O |
Meereshöhe: | 1.400–3179 m s.l.m. (Zentrum: 1563 m s.l.m.) |
Fläche: | 53,27 km² |
Dauersiedlungsraum: | 3,1 km² |
Fraktionen: | Plan |
Nachbargemeinden: | Abtei (Badia), Campitello di Fassa, Canazei, Corvara, St. Christina in Gröden, St. Martin in Thurn |
Postleitzahl: | 39048 |
Vorwahl: | 0471 |
ISTAT-Nummer: | 021089 |
Steuernummer: | 00411710213 |
Bürgermeister (2020): | Roland Demetz |
Klima
Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur in den Sommermonaten liegt zwischen 18 und 21 °C, die durchschnittlichen nächtlichen Tiefstwerte in den Wintermonaten bei −6 bis −8 °C. Die durchschnittliche Lufttemperatur in Wolkenstein beträgt 4,8 °C, der jährliche Niederschlag 911,6 mm. Im Schnitt ergibt sich die höchste Niederschlagsmenge im Juni mit 135 mm, während der Februar mit knapp 21 mm der trockenste Monat ist. Diese Werte wurden von der Wetterstation in Plan auf 1.594 Metern im Zeitraum 1991–2016 gemessen.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Wolkenstein in Gröden (Wetterstation Plan auf 1.594 Metern)
Quelle: Monatswerte Temperaturen und Monatswerte Niederschläge. Landeswetterdienst der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol (Zeitraum 1991–2016) |
Geographie
Die 53,27 km² große, in Ladinien gelegene Gemeinde Wolkenstein nimmt den Talschluss von Gröden sowie ringsum befindliche Gebirgsstöcke der Dolomiten ein. Der Grödner Talgrund, wo sich neben dem Dorfkern (1540–1620 m s.l.m.) auch etwas südöstlich die Fraktion Plan (1580–1620 m) befindet, ist dicht besiedelt; im Westen reicht hier das Wolkensteiner Gemeindegebiet bis knapp vor das Ortszentrum von St. Christina (Santa Cristina), wo der in den Grödner Bach (Derjon) einmündende Cislesbach (Ruf de Cisles) in seinem unteren Verlauf die Gemeindegrenze darstellt.
Nördlich und nordöstlich der Siedlungsflächen umfasst die Gemeinde große Teile der Puezgruppe, die im Naturpark Puez-Geisler unter Schutz gestellt sind. Das bei Wolkenstein seinen Anfang nehmende, unbesiedelte Langental (Val) führt Richtung Nordosten tief in die Puezgruppe hinein. Westlich wird das Langental von der Stevia (2555 m) und vom Col dala Pieres (2747 m) begrenzt, über dem Talschluss erheben sich der Piz Duleda (2909 m), die Puezspitzen (2918 und 2913 m, Pizes de Puez) und der Puezkofel (2725 m, Col de Puez), auf seiner Ostseite zweigen zwei kleinere Seitentäler zur Gardenazza-Hochfläche hin ab, die den Lech de Crespëina (2380 m) trägt. Direkt östlich über Wolkenstein stehen die Cirspitzen (Pizes de Cir), die das Südende der Puezgruppe darstellen und durch das Grödner Joch (2121 m, Jëuf de Frea) von der Sellagruppe getrennt sind.
Im Südosten des Wolkensteiner Gemeindegebiets befinden sich Teile der Sellagruppe mit einer ganzen Reihe an Gipfeln – darunter der Piz Ciavazes (2828 m) und die Sellatürme – und dem Lech dl Dragon (2680 m). Im Südwesten Wolkensteins erhebt sich – von der Sellagruppe im Osten durch das Sellajoch (2218 m, Jëuf de Sela) getrennt – die Langkofelgruppe. Hier befinden sich die höchsten Gipfel auf Gemeindegebiet: der Langkofel (3181 m, Saslonch), die Fünffingerspitze (2996 m) und die Grohmannspitze (3126 m). Die Südgrenze von Wolkenstein entspricht der Provinzgrenze zum Trentino.
Geschichte
Die Örtlichkeit ist im Jahr 1288 im Tiroler landesfürstlichen Urbar Graf Meinhards II. von Tirol-Görz von 1288 als ze Wolkenstain ersturkundlich genannt.[1]
Politik
Bürgermeister seit 1952:[2]
- 1952–1960: Anton Vinatzer
- 1960–1964: Rodolfo Kasslatter
- 1964–1980: Franz Costa
- 1980–1985: Ferdinand Mussner
- 1985–1996: Hermann Senoner
- 1996–2010: Roland Demetz
- 2010–2015: Peter Mussner
- 2015– : Roland Demetz
Wirtschaft
Hauptwirtschaftszweig ist mit 8.700 Gästebetten und 1.300.000 Nächtigungen pro Jahr[3] der Fremdenverkehr, der daher auch das Dorfbild massiv prägt. Besonders wichtig ist (wie auch in den anderen Grödner Gemeinden) der Wintersport. Wolkenstein ist einer der Einstiegsorte für die Sellaronda, der Umrundung per Ski des Sellamassivs.
Verkehr
Verkehrstechnisch erschlossen ist die Gemeinde in erster Linie durch die SS 242. Diese führt vom westlich gelegenen Eisacktal aus über St. Ulrich (Urtijëi) – dem Zentrum von St. Christina mit der Umfahrungsstraße im Süden ausweichend – nach Wolkenstein. Von dort steigt sie südlich zum Sellajoch an und verbindet die Gemeinde mit Canazei (Cianacèi) im Trentiner Fassatal (Fascia). In östliche Richtung überwindet zudem die SS 243 das Grödner Joch nach Corvara im Südtiroler Gadertal (Val Badia).
Bildung
In der Gemeinde gibt es eine Grundschule und eine Mittelschule für die ladinische Sprachgruppe. Beide Schulen gehören zu einem Schulsprengel mit Sitz in Wolkenstein, der zusätzlich die Grundschule der Nachbargemeinde St. Christina verwaltet.[4]
Sehenswürdigkeiten
- Die Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“
- Die Silvester-Kapelle im Langental mit über 300 Jahre alten Fresken über das Leiden Jesu
- Bis 1960 war der Ort durch die Grödner Bahn mit St. Ulrich und Klausen verbunden. Die Bahnstrecke wurde hauptsächlich von russischen Kriegsgefangenen gebaut, die im Ersten Weltkrieg als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Heute ist die ehemalige Trasse zum Wander- und Fahrradweg ausgebaut, zahlreiche Denkmäler und historische Bilder am Weg erinnern an die Bau- und Betriebszeit.
- Die Burgruine Wolkenstein, Höhenburg am Eingang des Langentals, in einer Felswand gelegen
- Die Fischburg
Wandern, Klettern, Bergsteigen
In unmittelbarer Nähe zum Ort befindet sich rechts vom Eingang ins Langental hinter der Militärschule ein kleiner Klettergarten. Seine leichten Routen sind sehr gut abgesichert und ermöglichen es auch dem Anfänger, sich sicher im Fels zu üben. Daneben gibt es mehrere Klettersteige und zahlreiche Wanderwege. Auf dem Gemeindegebiet befinden sich die Puezhütte (2475 m), Steviahütte (2312 m) und Juac-Hütte (1903 m).
Sport
Wolkenstein besitzt ein Eisstadion, eine Tennishalle, ein Fußballfeld in Plan und eine Langlaufloipe im Langental. Gröden war 1970 Austragungsort der alpinen Skiweltmeisterschaft, mit der Dantercepies-Piste in Wolkenstein.
Der Eishockeyclub HC Gherdëina spielt in Wolkenstein.
Söhne und Töchter Wolkensteins
- Belsy Demetz (* 1984), Sängerin
- Emilio Comici (1901–1940), Bergsteiger
- Giovanni Delago (1904–?), Skilangläufer
- Adolf Insam (* 1951), Eishockeyspieler und -trainer
- Evelyn Insam (* 1994), Weltcup-Skispringerin
- Marco Insam (* 1989), Eishockeyspieler
- Michaela Marzola (* 1966), Skirennläuferin
- Hans Nogler (1919–2011), Skirennläufer
- Sophie Nogler (1924–2015), Skirennläuferin
- Werner Perathoner (* 1967), Skirennfahrer
- Milena Rudiferia, Sängerin
- Peter Runggaldier (* 1968), Skirennfahrer
- Carlo Senoner (* 1943), Skirennläufer
- Karl Unterkircher (1970–2008), Extrembergsteiger
- Alex Vinatzer (* 1999), Skirennläufer
- Sabina Willeit, Sängerin
- Irmengard Senoner (* 1942), Äbtissin der Abtei Mariengarten
Galerie
- Fresko der Darstellung des Herrn in der Silvesterkapelle
- Burgruine Wolkenstein, nur noch die Talwand ist erhalten
- Burgruine Wolkenstein, die Talwand
- Klettergarten bei Wolkenstein am Ortsende Richtung Langental
- Fischburg
Literatur
- Rudolf Mussner: Nosta Sëlva, Cunsëi de furmazion de Sëlva, 2010. (Ladinisch)
Weblinks
- Gemeinde Wolkenstein
- Landschaftsplan der Gemeinde Wolkenstein in Gröden. Amt für Landschaftsökologie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol (PDF-Datei)
- Eintrag im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck
- 360° Webcam
Einzelnachweise
- Oswald Zingerle: Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol (Fontes rerum Austriacarum II/45). Wien: F. Tempsky 1890, XVI, 194.
- Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindeverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.
- DOLOMITES Val Gardena Konsortialgesellschaft m.b.H.: Urlaubsfibel 2021, 6.
- Schulsprengel Wolkenstein. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 25. Oktober 2014.