Maca (Pflanze)
Die Maca-Pflanze oder Peru-Ginseng (Lepidium meyenii, Syn.: Lepidium peruvianum) gehört zur Gattung der Kressen (Lepidium) in der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).[1] Sie ist in den peruanischen Regionen Moquegua sowie Puno beheimatet.[1] Maca wird in den oberen Höhenlagen der peruanischen Anden seit ungefähr 2000 Jahren angebaut und wird als Nahrungs- und Heilpflanze verwendet.
Maca | ||||||||||||
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Maca-Knollen (Lepidium meyenii) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lepidium meyenii | ||||||||||||
Walp. |
Beschreibung
Erscheinungsbild, Knolle und Blatt
Das Gewächs wächst als zwei- oder selten einjährige krautige Pflanze[2] und erreicht Wuchshöhen von nur etwa 20 Zentimetern. Wohl als Anpassung an starken Wind[3] wächst sie in flachen Matten.[4]
Als Speicherorgane werden rübenförmige Hypokotyl-Knollen gebildet, die bei einer Länge von 2 bis 5[2] oder 10 bis 14 Zentimetern und einem Durchmesser von 3 bis 5 Zentimetern birnenförmig[5] sind und viel Wasser enthalten. Die Farben (weiß, gelb, rosafarben bis rot[2]) und auch andere Merkmale der Maca-Sorten unterscheiden sich.[3]
Die bis zu zwanzig liegenden verkehrt-eilanzettlichen Laubblätter, mit bis zu 20 cm langen Stielen, entspringen rosettig an der Wurzel. Die Blätter sind doppelt fiederschnittig und ein bisschen leierförmig, mit fleischigen Fiedern.[2]
Blütenstand und Blüte
Die rispigen Gesamtblütenstände erscheinen zuerst im Zentrum der Rosette und später dann an den generativen Trieben mit reduzierten, gelappten Blättern und sind aus 1 bis 2, selten bis zu 5 Zentimetern langen traubigen Teilblütenständen zusammengesetzt. Ein generativer Trieb kann bis zu 1000 Blüten aufweisen.[6] Die ersten Blüten können aber auch einzeln an der Rhachis erscheinen. Die kurz gestielten, zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und vierzählig. Die vier grünen, konkaven Kelchblätter sind eiförmig. Die vier Kronblätter sind cremeweiß. Es erfolgt Selbstbefruchtung. Es sind nur zwei bis drei fertile Staubblätter vorhanden und mehrere Staminodien.[7] Die gelben Staubbeutel öffnen sich mit einem Längsschlitz. An der Basis des oberständigen Fruchtknotens mit kurzem Griffel befinden sich vier grüne Nektarien, zwei auf jeder Seite der Staubblätter.[2]
Frucht und Samen
Die 4 bis 5 mm langen und 2,5 mm breiten Schötchen öffnen sich mit zwei keilförmigen Klappen, die jeweils nur einen Samen enthalten. Die gräulichen bis orange-braunen, glatten, abgeflachten und gefurchten Samen sind bei einer Länge von 2 bis 2,5 mm eiförmig.[2]
Die Pflanze ist sehr frostbeständig und wächst bis in eine Höhe von 4400 Meter.[7]
Die Chromosomenzahl ist 2n = 64.[8]
Inhaltsstoffe
Die Maca-Knolle enthält Eiweiße, Eisen, Zink, Magnesium, Kalzium, Kohlenhydrate, Phosphor, Zucker, Stärkestoffe, Mineralstoffe und eine Reihe von Vitaminen.[7]
Außerdem kommen verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe in der Knolle vor. In erster Linie sind dies Senfölglykoside (Glucotropaeolin). Auch Imidazol-Alkaloide (Lepidilin), mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Macaene), benzylierte Amide (Macamide) und Steroide (beispielsweise β-Sitosterol) wurden nachgewiesen.
Anbau
Die Maca-Pflanze ist extremen klimatischen Bedingungen ausgesetzt: starke Temperaturschwankungen, kontinuierlich kräftige Winde und intensive UV-Strahlung durch die Höhenlage. Insgesamt handelt es sich bei Maca um eine robuste Pflanze mit hoher Widerstandskraft.
Der Anbau von Maca erfolgte ursprünglich in einem begrenzten Gebiet der peruanischen Anden um den Junín-See herum, in Höhenlagen zwischen 4000 und 4400 Metern. Auch heute noch wird die Pflanze in ihrem traditionellen Verbreitungsgebiet angebaut.[9] Die Pflanze zieht sich die benötigten Nährstoffe aus dem vulkanischen Boden (hoher Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen). Daher kann die Pflanze in der ersten Saat ohne Dünger gepflanzt werden. Bei der zweiten Saat wird ausschließlich mit natürlichem Lama- oder Schafmist gedüngt. Sobald die zweite Saat ausgewachsen und geerntet ist, liegt das Feld für bis zu 8 Jahre brach. Wie bei allen Vertretern der Brassicaceae wird Maca auch vom Erreger der Kohlhernie heimgesucht. Eine weite Fruchtfolge ist die einzig effektive Bekämpfung der Krankheit. Die Anbauzeit ist der peruanische Frühling (entspricht etwa dem europäischen Oktober). Geerntet wird in den Monaten Juli / August.[10] In der chinesischen Provinz Yunnan wird Maca inzwischen industriell angebaut und verarbeitet. Die wegen ihrer historischen Altstadt berühmte Weltkulturerbestadt Lijiang ist das Zentrum des Anbaus. Rund 100.000 Menschen sind damit beschäftigt und produzierten 2014 bereits für rund 600 Millionen € Maca-Produkte. Nach Ergebnissen der Yunnan Agriculture University in Kunming wächst die „Wunderpflanze“ optimal auf Höhen von 2800 bis 3500 m und Temperaturen von 5 bis 10 °C.[11]
Nutzung
Verwendung als Nahrungsmittel
Die süßlich schmeckenden Knollen werden gegessen. Sie können langsam gebacken werden oder nach dem Trocknen gekocht und zu einem süßen, aromatischen Brei verarbeitet werden, der in Südamerika mazamorra genannt wird. Der Nährwert getrockneter Maca-Knollen ist hoch, vergleichbar mit dem von Mais, Reis und Weizen. Es sind 59 % Kohlenhydrate, 10,2 % Proteine, 8,5 % Faserstoffe und 2,2 % Lipide enthalten. Sie zeichnen sich aus durch einen hohen Anteil an essentiellen Aminosäuren, und der Anteil an Eisen sowie Calcium ist höher als in Kartoffeln. Maca-Knollen enthalten einen hohen Anteil an Fettsäuren, beispielsweise Linolen-, Palmitin- und Ölsäure. Sie sind reich an Sterolen und Mineralen. Die getrockneten Knollen enthalten 13 bis 16 % Proteine und sind reich an essentiellen Aminosäuren. Frische Knollen besitzen meist einen hohen Anteil an Jod sowie Eisen und auch geringe Mengen an Alkaloiden, Tanninen und Saponinen. Getrocknete Knollen speichern Inhaltsstoffe gut, beispielsweise enthalten 7 Jahre alte Knollen noch 9 bis 10 % Proteine. Getrocknete Knollen sind braun, weich und süß mit einem moschusartigen Geschmack, der für mindestens zwei Jahre erhalten bleibt. Junge Blätter werden roh oder gegart gegessen. Sie besitzen einen scharfen, an Kresse erinnernden Geschmack.[5]
Gesundheitsbezogene Verwendung
Der Maca-Wurzel werden positive Effekte auf die körperliche Leistungsfähigkeit und die psychische Belastbarkeit zugeschrieben.[12] Klinischen Studien zufolge ist dieser Effekt nicht auf einen endokrinologischen, d. h. die Hormonbildung beeinflussenden Effekt zurückzuführen; eine Veränderung der Hormonwerte konnte beim Menschen nicht beobachtet werden. Jedoch scheint ein positiver Effekt auf sexuelle Funktionsstörungen zu bestehen.[13] Nahrungsergänzungsmittel, die Maca-Pulver enthalten, werden in Europa und den USA als natürliches Potenzmittel vermarktet. Wie bei vielen anderen Mitteln dieser Art sind diese Effekte wissenschaftlich nur teilweise belegt.[14]
Die Zufuhr über handelsübliche Nahrungsergänzungsmittel liegt deutlich unter der Ernährungszufuhr der Andenbewohner.[14] Es wird fast ausschließlich das getrocknete Knollenpulver verwendet.
Der peruanische Wissenschaftler Gustavo Gonzales gab zwölf Männern zwischen 20 und 40 Jahren drei Monate lang Maca und untersuchte danach ihre Fertilität (Fruchtbarkeit). Schon nach zwei Wochen konnte er eine durchschnittliche Verdoppelung der Spermienzahl feststellen. Gleichzeitig wurden mehr männliche Hormone gebildet, und die Probanden beschworen, dass ihr sexuelles Verlangen deutlich zugenommen habe.[3]
Der Neurologe Fernando Cabieses, der ebenfalls die potenzfördernde Wirkung von Maca untersuchte, stellte fest, dass die Pflanze nicht nur die Erektionsfähigkeit steigert, sondern langfristig auch den allgemeinen Antrieb, sich sexuell zu betätigen.[15]
Taxonomie
Die Erstbeschreibung von Lepidium meyenii erfolgte 1843 durch Wilhelm Gerhard Walpers in Novorum Actorum Academiae Caesareae Leopoldinae-Carolinae Naturae Curiosorum, 19, 1, S. 249. Synonyme für Lepidium meyenii Walp. sind: Lepidium affine Ledeb., Lepidium affine Wedd., Lepidium gelidum Wedd., Lepidium marginatum Griseb., Lepidium meyenii subsp. gelidum (Wedd.) Thell., Lepidium meyenii subsp. marginatum (Griseb.) Thell., Lepidium meyenii var. affine (Wedd.) Thell., Lepidium meyenii var. gelidum (Wedd.) Hosseus, Lepidium orbignyanum Wedd., Lepidium peruvianum G.Chacón, Lepidium weddellii J.F.Macbr., Lepidium weddellii O.E.Schulz.[1][16]
Literatur
- Nicolas Dostert, José Roque, Asunción Cano, María I. La Torre & Maximilian Weigend: Factsheet Botanical Data: de Maca Lepidium meyenii Walp. Übersetzung: Frederico Luebert. San Marcos National University – Museum of Natural History (PDF; 651 kB).
- Gustavo F. Gonzales: Ethnobiology and Ethnopharmacology of Lepidium meyenii (Maca), a Plant from the Peruvian Highlands. In: Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine. Band 2012, 2012, Article ID 193496, doi:10.1155/2012/193496 (Volltext online).
- Datenblatt Maca (Lepidium meyenii) bei Tropical Plant Database.
- M. Hermann, J. Heller: Andean Roots and Tubers: Ahipa, Arracacha, Maca and Yacon. IPGRI, 1997, ISBN 92-9043-351-5, S. 173–197, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
Weblinks
- Lepidium meyenii bei Useful Tropical Plants.
Einzelnachweise
- Lepidium meyenii im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. Mai 2013.
- Autoren: Nicolas Dostert, José Roque, Asunción Cano, María I. La Torre, Maximilian Weigend; Übersetzung: Frederico Luebert Factsheet Botanical Data: de Maca Lepidium meyenii Walp (PDF; 651 kB), bei San Marcos National University - Museum of Natural History, 2009.
- Gustavo F. Gonzales: Ethnobiology and Ethnopharmacology of Lepidium meyenii (Maca), a Plant from the Peruvian Highlands. In: Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine. Band 2012, 2012, Article ID 193496, doi:10.1155/2012/193496 (Volltext online).
- Datenblatt Maca (Lepidium meyenii) bei Tropical Plant Database.
- Lepidium meyenii bei Plants For A Future, abgerufen am 26. Mai 2013.
- M. Hermann, J. Heller: Andean Roots and Tubers: Ahipa, Arracacha, Maca and Yacon.
- T. K. Lim: Edible Medicinal and Non Medicinal Plants. Band 9, Springer, Berlin/ Heidelberg 2015, ISBN 978-94-017-9510-4, S. 801–828.
- D. Fuccillo, L. Sears, P. Stapleton: Biodiversity in Trust. Cambridge University Press, Cambridge 1997, ISBN 0-521-59365-4, S. 48.
- M. Hermann, T. Bernet: The transition of maca from neglect to market prominence: Lessons for improving use strategies and market chains of minor crops. In: Agricultural Biodiversity and Livelihoods Discussion Papers. Band 1, Bioversity International, Rome (Italy) 2009, ISBN 978-92-9043-800-7 (Volltext als PDF).
- Anbau und Herstellung. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 16. April 2017; abgerufen am 15. April 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Yang Wanli, Li Yingqing: Farmers look to tap root's growing appeal. In: Chinadaily. vom 16. November 2015.
- Waldemar Ternes, Alfred Täufel, Liselotte Tunger, Martin Zobel et al.: Lebensmittel-Lexikon. Behr, Hamburg 2005, ISBN 3-89947-165-2, S. 1115.
- N. A. Brooks, G. Wilcox, K. Z. Walker, J. F. Ashton, M. B. Cox, L. Stojanovska: Beneficial effects of Lepidium meyenii (Maca) on psychological symptoms and measures of sexual dysfunction in postmenopausal women are not related to estrogen or androgen content. In: Menopause. Band 15, Nr. 6, 2008, S. 1157–62, doi:10.1097/gme.0b013e3181732953, PMID 18784609.
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR): Risikobewertung macahaltiger Nahrungsergänzungsmittel - Stellungnahme Nr. 024/2007 des BfR vom 3. April 2007. Auf: bfr.bund.de; zuletzt abgerufen am 16. Juli 2021.
- Fernando Cabieses: La Maca y la puna. Universidad de San Martín de Porres, Peru 1997, ISBN 9972-54-036-7 (spanisch).
- Lepidium meyenii bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 25. Mai 2013.