Litauisches Heer
Die Litauischen Landstreitkräfte (litauisch Sausumos pajėgos) sind die bedeutendste Teilstreitkraft der Litauischen Streitkräfte. Befehlshaber der Landstreitkräfte ist (seit Juli 2019) Brigadegeneral Raimundas Vaikšnoras.
Litauische Landstreitkräfte | |
---|---|
Wappen der litauischen Landstreitkräfte | |
Aktiv |
|
Staat | Litauen |
Streitkräfte | Litauische Streitkräfte |
Typ | Teilstreitkraft (Heer) |
Motto | Vienybėje jėga, tikėjime – pergalė! |
Marsch | Mes kariai ir mes gynėjai |
Leitung | |
Oberbefehlshaber der Streitkräfte | Verteidigungsminister (im Kriegsfall: Präsident der Republik Litauen) |
Militärischer Befehlshaber der Streitkräfte | Generalleutnant Valdemaras Rupšys |
Befehlshaber der Landstreitkräfte | Brigadegeneral Raimundas Vaikšnoras[1] |
Den Kern des Litauischen Heeres bilden die zwei Infanteriebrigaden Geležinis Vilkas mit Stabssitz in Rukla und Žemaitija mit Stabssitz in Klaipėda. Zudem gibt es die Infanteriebrigade Aukštaitija mit Stabssitz in Vilnius, die im Verteidigungsfall aus Reserveeinheiten aufgestellt werden kann. Neben den regulären Verbänden sind auch die Freiwilligenstreitkräfte (litauisch Savanorių pajėgos) dem Heer unterstellt.
Geschichte
Bereits zwischen 1918 (als offizielles Gründungsdatum gilt der 23. November 1918) und 1940 gab es ein litauisches Heer. Die Mittel, die damals vom Staat dem Militär zur Verfügung gestellt wurden, waren für das kleine Land erheblich. So verfügte das Heer damals über deutlich mehr Infanterie- und Artilleriebataillone als heute und war mit Panzern ausgerüstet (die Armee insgesamt verfügte über 17 Generäle, 1800 Offiziere sowie 30.078 Unteroffiziere und Soldaten).[2]
- Litauische Soldaten in Vievis (1920)
- Litauische Soldaten nach einer Übung (1921)
- Litauische Renault-FT-Panzer (1924)
- Motorradeinheit (1928)
Trotzdem musste Litauen, nach der Niederlage der Schutzmacht Frankreich, wie die anderen baltischen Länder unter massivem Druck und Gewaltandrohung 1940 der Sowjetunion beitreten. Die eigenständigen litauischen Streitkräfte (und somit auch das Heer) wurden daraufhin aufgelöst.
Erst 1991 konnte Litauen seine Unabhängigkeit zurückgewinnen. Die allgemeine Wehrpflicht führte das Land 1992 ein (ausgesetzt zwischen September 2008 und März 2015). Die russische Armee zog 1993 aus Litauen ab. Seit 1994 nahm Litauen am NATO-Programm Partnerschaft für den Frieden teil und am 29. März 2004 wurde es NATO-Mitglied. Seitdem und insbesondere seit dem Ukrainekonflikt wurden die Bemühungen die Ausrüstung und Standards des Heeres auf den Stand der übrigen Partnerstaaten zu bringen intensiviert.
Befehlshaber der Landstreitkräfte
Seit der Aufstellung eines eigenen Oberkommandos im Jahr 2001 wurden die litauischen Landstreitkräfte von folgenden Offizieren geführt:
Name | Dienstzeit | Bemerkung |
---|---|---|
Valdas Tutkus | 2001–2004 | danach Befehlshaber der Streitkräfte |
Arvydas Pocius | 2004–2007 | |
Jonas Vytautas Žukas | 2008–2012 | kommissarisch bereits seit 2007 |
Almantas Leika | 2012–2016 | |
Valdemaras Rupšys | 2016–2019 | danach Befehlshaber der Streitkräfte |
Raimundas Vaikšnoras | seit Juli 2019 |
Organisation
Struktur
Seit der Umstrukturierung des Heeres Anfang 2016 gliedert sich dieses wie folgt (in Klammern die Stationierung der Einheiten):
- Mechanisierte Infanteriebrigade Geležinis Vilkas (Rukla)
- Husarenbataillon König Mindaugas (Panevėžys)
- Ulanenbataillon Großfürstin Birutė (Alytus)
- Mechanisiertes Infanteriebataillon Großfürst Algirdas (Rukla)
- Mechanisiertes Infanteriebataillon Fürst Vaidotas (Rukla)
- Artilleriebataillon General Romualdas Giedraitis (Rukla)
- Logistikbataillon (Rukla)
- EFP-Battlegroup Lithuania der NATO
- Motorisierte Infanteriebrigade Žemaitija (Klaipėda)
- Dragonerbataillon Großfürst Butigeidis (Klaipėda)
- Motorisiertes Infanteriebataillon Großfürst Kestutis (Tauragė)
- Infanteriebataillon Fürst Margiris (Radviliškis, geplant Šiauliai)
- Artilleriebataillon Brigadegeneral Motiejaus Pečiulionio (Pajūris)
- Leichte Infanteriebrigade Aukštaitija (Vilnius)
- drei leichte Reserve-Infanteriebataillone
- Artillerie-Reservebataillon
- Freiwilligenstreitkräfte (Vilnius)
- Pionierbataillon Juozas Vitkus (Kaunas)
- Trainingszentrum Juozas Lukša (Rukla)
Dienstgrade
Generäle | Stabsoffiziere | Offiziere | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Dienstgrad | Generolas leitenantas | Generolas majoras | Brigados generolas | Pulkininkas | Pulkininkas leitenantas | Majoras | Kapitonas | Vyresnysis leitenantas | Leitenantas |
Generalleutnant | Generalmajor | Brigadegeneral | Oberst | Oberstleutnant | Major | Hauptmann | Oberleutnant | Leutnant |
Unteroffiziere | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Dienstgrad | Seržantas majoras | Viršila | Štabo seržantas | Štabo seržantas specialistas | Vyresnysis seržantas | Vyresnysis seržantas specialistas | Seržantas | Seržantas specialistas | Grandinis |
Oberstabsfeldwebel | Stabsfeldwebel | Hauptfeldwebel | Hauptfeldwebel | Oberfeldwebel/ Feldwebel | Feldwebel | Stabsunteroffizier/ Unteroffizier | Unteroffizier | Stabsgefreiter |
Mannschaften | |||
---|---|---|---|
Dienstgrad | Vyresnysis eilinis | Eilinis | Jaunesnysis eilinis |
Hauptgefreiter/ Obergefreiter | Gefreiter | Soldat |
Ausrüstung und Mannschaftszahlen
Ausrüstung
Die litauischen Landstreitkräfte setzen LKWs der Hersteller Daimler (Unimog) und Sisu (E13TP) ein. Als gepanzertes Fahrzeug steht der Transportpanzer M113 zur Verfügung. Kampfpanzer besitzt die Armee nicht. Das Heer verfügt weiterhin über Haubitzen vom Typ M101 und Mörser (u. a. M1064 120-mm-Mörser-Träger). Vorhandene Panzerabwehrwaffen sind die FFV Carl Gustaf sowie das Javelin Medium Antiarmor Weapon System.[3]
Entsprechend einer Planung für die Jahre 2014 bis 2023 sollten bis zum Jahr 2020 zwei Infanteriebataillone mit modernen Radpanzern ausgerüstet werden. Der von der litauischen Regierung zunächst in Betracht gezogene Plan, deutsche GTK Boxer über ein Government-to-Government-Geschäft zu erwerben, wurde im Februar 2015 von der deutschen Seite abgelehnt.[4] Obwohl der Verkauf auf Regierungsebene (durch den man u. a. das langfristige Prüfverfahren für Waffenexporte hätte umgehen können) nicht zustande kam, sprach sich auch die für Beschaffungsfragen zuständige Kommission im litauischen Verteidigungsministerium für das Fahrzeug aus. Am 11. Dezember 2015 wurde bekannt gegeben, dass Litauen 88 Boxer (84 Radschützenpanzer und vier Führungsfahrzeuge) beziehen wird, von denen die ersten 14 bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 geliefert werden sollten.[5] Am 22. August 2016 wurde der Liefervertrag für die, mit einem Geschützturm mit 30-mm-Kanone ausgerüsteten, Fahrzeuge vom litauischen Verteidigungsminister und Vertretern des Herstellerkonsortiums unterzeichnet. Diese Variante des Boxers soll, unter der Bezeichnung Vilkas, beim Ulanenbataillon Großfürstin Birutė und Infanteriebataillon Großfürst Algirdas eingesetzt werden. Litauen wird für die 88 Fahrzeuge 385,6 Mio. Euro zahlen.[6] Im Dezember 2017 wurden die ersten zwei Trainingsfahrzeuge geliefert. Neben einem weiteren Trainingsfahrzeug sollen zwischen 2019 und 2021 die 88 Einsatzfahrzeuge geliefert werden.[7]
Weiterhin einigten sich Litauen und Deutschland im Mai 2015 darüber, dass Litauen aus Bundeswehr-Beständen 16 Panzerhaubitzen 2000 mit entsprechender Führungs- und Feuerleitausstattung erwirbt. Ein Vertrag über 16 Geschütze und weitere fünf für Ausbildungszwecke und als Materialreserve wurde Ende September unterzeichnet. Außerdem ist die Lieferung von 21 gepanzerten Führungsfahrzeugen M577A2 (zuzüglich weiterer fünf als Materialreserve) und von sechs Bergepanzern vorgesehen. Litauen wird bis 2019 insgesamt 58,3 Mio. Euro für die Ausrüstung und die Herstellung der Einsatzfähigkeit ausgeben.[8] Die ersten beiden Geschütze sind Mitte 2016 in Litauen eingetroffen.[9] Da Litauen zudem insgesamt einen Mangel an gepanzerten Führungs- und Unterstützungsfahrzeugen hatte, wurde im November 2016 ein Vertrag über den Kauf weiterer 168 M577 aus deutschen Beständen abgeschlossen. Die Kommando-, Sanitäts-, Feuerleit- und Trainingsfahrzeuge sollen zwischen 2017 und 2018 geliefert und entsprechend ihrem Bedarf auf die verschiedenen Bataillone aufgeteilt werden.[10]
Zudem sollen in den nächsten Jahren die Transportkapazitäten des Heeres durch den Kauf von 340 Unimog-Lkws ausgebaut, modernisiert und vereinheitlicht werden. Ein entsprechender Vertrag mit der Daimler AG (Auftragswert 60 Mio. Euro) sieht eine Lieferung zwischen 2016 und 2021 vor.[11]
Mannschaftszahlen
Das Heer verfügt in Friedenszeiten über 8.100 Männer und Frauen, sowie für den Krisenfall zusätzlich über die Freiwilligenstreitkräfte (lit. savanorių pajėgos) mit etwa 10.000 Reservisten.[12]
Siehe auch
Weblinks
- Internetseite der Landstreitkräfte (englisch)
Einzelnachweise
- Vadas – Raimundas Vaikšnoras auf der Internetseite der litauischen Landstreitkräfte, abgerufen am 13. Mai 2021 (litauisch)
- 1918 m. lapkričio 23 d. atkurta LR kariuomenė – Kurzer geschichtlicher Abriss auf der Internetseite der litauischen Streitkräfte, abgerufen am 22. Dezember 2015 (litauisch).
- Ginkluotė ir karinė technika – Übersicht über die Ausrüstung auf der Internetseite der litauischen Streitkräfte, abgerufen am 2. Oktober 2014 (litauisch).
- Onlinemeldung der Zeit vom 23. Februar 2015, abgerufen am 28. Februar 2015.
- Lithuania selects ARTEC Boxer (Memento vom 19. Dezember 2015 im Internet Archive), abgerufen am 19. Dezember 2015 (englisch).
- Onlinemeldung des litauischen Verteidigungsministeriums vom 22. August 2016, abgerufen am 22. August 2016 (englisch).
- Onlinemeldung des litauischen Verteidigungsministeriums vom 15. Dezember 2017, abgerufen am 18. Dezember 2017 (englisch).
- Onlinemeldung des litauischen Verteidigungsministeriums vom 29. September 2015, abgerufen am 4. Oktober 2015 (englisch).
- Onlinemeldung des litauischen Verteidigungsministeriums vom 24. Juni 2016, abgerufen am 11. August 2016 (englisch).
- Lithuania buys 168 M577 command vehicles from Germany (Memento vom 15. Januar 2017 im Internet Archive), abgerufen am 10. Dezember 2017 (englisch).
- Lithuania orders more Unimog trucks (Memento vom 22. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 21. Januar 2017 (englisch).
- International Institute for Strategic Studies: The Military Balance. 2002