Litauisches Heer

Die Litauischen Landstreitkräfte (litauisch Sausumos pajėgos) sind die bedeutendste Teilstreitkraft der Litauischen Streitkräfte. Befehlshaber der Landstreitkräfte ist (seit Juli 2019) Brigadegeneral Raimundas Vaikšnoras.

Litauische Landstreitkräfte
Sausumos pajėgos



Wappen der litauischen Landstreitkräfte
Aktiv
  • 1918–1940
  • Neuaufstellung 1991
Staat Litauen Litauen
Streitkräfte Litauische Streitkräfte
Typ Teilstreitkraft (Heer)
Motto Vienybėje jėga, tikėjime – pergalė!
Marsch Mes kariai ir mes gynėjai
Leitung
Oberbefehlshaber der Streitkräfte Verteidigungsminister

(im Kriegsfall: Präsident der Republik Litauen)

Militärischer Befehlshaber der Streitkräfte Generalleutnant
Valdemaras Rupšys
Befehlshaber der Landstreitkräfte Brigadegeneral
Raimundas Vaikšnoras[1]

Den Kern des Litauischen Heeres bilden die zwei Infanteriebrigaden Geležinis Vilkas mit Stabssitz in Rukla und Žemaitija mit Stabssitz in Klaipėda. Zudem gibt es die Infanteriebrigade Aukštaitija mit Stabssitz in Vilnius, die im Verteidigungsfall aus Reserveeinheiten aufgestellt werden kann. Neben den regulären Verbänden sind auch die Freiwilligenstreitkräfte (litauisch Savanorių pajėgos) dem Heer unterstellt.

Geschichte

Bereits zwischen 1918 (als offizielles Gründungsdatum gilt der 23. November 1918) und 1940 gab es ein litauisches Heer. Die Mittel, die damals vom Staat dem Militär zur Verfügung gestellt wurden, waren für das kleine Land erheblich. So verfügte das Heer damals über deutlich mehr Infanterie- und Artilleriebataillone als heute und war mit Panzern ausgerüstet (die Armee insgesamt verfügte über 17 Generäle, 1800 Offiziere sowie 30.078 Unteroffiziere und Soldaten).[2]

Trotzdem musste Litauen, nach der Niederlage der Schutzmacht Frankreich, wie die anderen baltischen Länder unter massivem Druck und Gewaltandrohung 1940 der Sowjetunion beitreten. Die eigenständigen litauischen Streitkräfte (und somit auch das Heer) wurden daraufhin aufgelöst.

Erst 1991 konnte Litauen seine Unabhängigkeit zurückgewinnen. Die allgemeine Wehrpflicht führte das Land 1992 ein (ausgesetzt zwischen September 2008 und März 2015). Die russische Armee zog 1993 aus Litauen ab. Seit 1994 nahm Litauen am NATO-Programm Partnerschaft für den Frieden teil und am 29. März 2004 wurde es NATO-Mitglied. Seitdem und insbesondere seit dem Ukrainekonflikt wurden die Bemühungen die Ausrüstung und Standards des Heeres auf den Stand der übrigen Partnerstaaten zu bringen intensiviert.

Befehlshaber der Landstreitkräfte

Raimundas Vaikšnoras (2019)

Seit der Aufstellung eines eigenen Oberkommandos im Jahr 2001 wurden die litauischen Landstreitkräfte von folgenden Offizieren geführt:

Name Dienstzeit Bemerkung
Valdas Tutkus 2001–2004 danach Befehlshaber der Streitkräfte
Arvydas Pocius 2004–2007
Jonas Vytautas Žukas 2008–2012 kommissarisch bereits seit 2007
Almantas Leika 2012–2016
Valdemaras Rupšys 2016–2019 danach Befehlshaber der Streitkräfte
Raimundas Vaikšnoras seit Juli 2019

Organisation

Struktur

Seit der Umstrukturierung des Heeres Anfang 2016 gliedert sich dieses wie folgt (in Klammern die Stationierung der Einheiten):

Organisationsstruktur der litauischen Landstreitkräfte
  • Mechanisierte Infanteriebrigade Geležinis Vilkas (Rukla)
    • Husarenbataillon König Mindaugas (Panevėžys)
    • Ulanenbataillon Großfürstin Birutė (Alytus)
    • Mechanisiertes Infanteriebataillon Großfürst Algirdas (Rukla)
    • Mechanisiertes Infanteriebataillon Fürst Vaidotas (Rukla)
    • Artilleriebataillon General Romualdas Giedraitis (Rukla)
    • Logistikbataillon (Rukla)

Dienstgrade

GeneräleStabsoffiziereOffiziere
DienstgradGenerolas leitenantasGenerolas majorasBrigados generolas PulkininkasPulkininkas leitenantasMajoras KapitonasVyresnysis leitenantasLeitenantas
GeneralleutnantGeneralmajorBrigadegeneral OberstOberstleutnantMajor HauptmannOberleutnantLeutnant
Unteroffiziere
DienstgradSeržantas majorasViršilaŠtabo seržantas Štabo seržantas specialistasVyresnysis seržantas Vyresnysis seržantas specialistasSeržantas Seržantas specialistasGrandinis
OberstabsfeldwebelStabsfeldwebelHauptfeldwebelHauptfeldwebelOberfeldwebel/
Feldwebel
FeldwebelStabsunteroffizier/
Unteroffizier
UnteroffizierStabsgefreiter
Mannschaften
DienstgradVyresnysis eilinisEilinisJaunesnysis eilinis
Hauptgefreiter/
Obergefreiter
GefreiterSoldat

Ausrüstung und Mannschaftszahlen

Ausrüstung

Die litauischen Landstreitkräfte setzen LKWs der Hersteller Daimler (Unimog) und Sisu (E13TP) ein. Als gepanzertes Fahrzeug steht der Transportpanzer M113 zur Verfügung. Kampfpanzer besitzt die Armee nicht. Das Heer verfügt weiterhin über Haubitzen vom Typ M101 und Mörser (u. a. M1064 120-mm-Mörser-Träger). Vorhandene Panzerabwehrwaffen sind die FFV Carl Gustaf sowie das Javelin Medium Antiarmor Weapon System.[3]

Entsprechend einer Planung für die Jahre 2014 bis 2023 sollten bis zum Jahr 2020 zwei Infanteriebataillone mit modernen Radpanzern ausgerüstet werden. Der von der litauischen Regierung zunächst in Betracht gezogene Plan, deutsche GTK Boxer über ein Government-to-Government-Geschäft zu erwerben, wurde im Februar 2015 von der deutschen Seite abgelehnt.[4] Obwohl der Verkauf auf Regierungsebene (durch den man u. a. das langfristige Prüfverfahren für Waffenexporte hätte umgehen können) nicht zustande kam, sprach sich auch die für Beschaffungsfragen zuständige Kommission im litauischen Verteidigungsministerium für das Fahrzeug aus. Am 11. Dezember 2015 wurde bekannt gegeben, dass Litauen 88 Boxer (84 Radschützenpanzer und vier Führungsfahrzeuge) beziehen wird, von denen die ersten 14 bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 geliefert werden sollten.[5] Am 22. August 2016 wurde der Liefervertrag für die, mit einem Geschützturm mit 30-mm-Kanone ausgerüsteten, Fahrzeuge vom litauischen Verteidigungsminister und Vertretern des Herstellerkonsortiums unterzeichnet. Diese Variante des Boxers soll, unter der Bezeichnung Vilkas, beim Ulanenbataillon Großfürstin Birutė und Infanteriebataillon Großfürst Algirdas eingesetzt werden. Litauen wird für die 88 Fahrzeuge 385,6 Mio. Euro zahlen.[6] Im Dezember 2017 wurden die ersten zwei Trainingsfahrzeuge geliefert. Neben einem weiteren Trainingsfahrzeug sollen zwischen 2019 und 2021 die 88 Einsatzfahrzeuge geliefert werden.[7]

Weiterhin einigten sich Litauen und Deutschland im Mai 2015 darüber, dass Litauen aus Bundeswehr-Beständen 16 Panzerhaubitzen 2000 mit entsprechender Führungs- und Feuerleitausstattung erwirbt. Ein Vertrag über 16 Geschütze und weitere fünf für Ausbildungszwecke und als Materialreserve wurde Ende September unterzeichnet. Außerdem ist die Lieferung von 21 gepanzerten Führungsfahrzeugen M577A2 (zuzüglich weiterer fünf als Materialreserve) und von sechs Bergepanzern vorgesehen. Litauen wird bis 2019 insgesamt 58,3 Mio. Euro für die Ausrüstung und die Herstellung der Einsatzfähigkeit ausgeben.[8] Die ersten beiden Geschütze sind Mitte 2016 in Litauen eingetroffen.[9] Da Litauen zudem insgesamt einen Mangel an gepanzerten Führungs- und Unterstützungsfahrzeugen hatte, wurde im November 2016 ein Vertrag über den Kauf weiterer 168 M577 aus deutschen Beständen abgeschlossen. Die Kommando-, Sanitäts-, Feuerleit- und Trainingsfahrzeuge sollen zwischen 2017 und 2018 geliefert und entsprechend ihrem Bedarf auf die verschiedenen Bataillone aufgeteilt werden.[10]

Zudem sollen in den nächsten Jahren die Transportkapazitäten des Heeres durch den Kauf von 340 Unimog-Lkws ausgebaut, modernisiert und vereinheitlicht werden. Ein entsprechender Vertrag mit der Daimler AG (Auftragswert 60 Mio. Euro) sieht eine Lieferung zwischen 2016 und 2021 vor.[11]

Mannschaftszahlen

Das Heer verfügt in Friedenszeiten über 8.100 Männer und Frauen, sowie für den Krisenfall zusätzlich über die Freiwilligenstreitkräfte (lit. savanorių pajėgos) mit etwa 10.000 Reservisten.[12]

Siehe auch

Commons: Lietuvos sausumos pajėgos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vadas – Raimundas Vaikšnoras auf der Internetseite der litauischen Landstreitkräfte, abgerufen am 13. Mai 2021 (litauisch)
  2. 1918 m. lapkričio 23 d. atkurta LR kariuomenė – Kurzer geschichtlicher Abriss auf der Internetseite der litauischen Streitkräfte, abgerufen am 22. Dezember 2015 (litauisch).
  3. Ginkluotė ir karinė technika – Übersicht über die Ausrüstung auf der Internetseite der litauischen Streitkräfte, abgerufen am 2. Oktober 2014 (litauisch).
  4. Onlinemeldung der Zeit vom 23. Februar 2015, abgerufen am 28. Februar 2015.
  5. Lithuania selects ARTEC Boxer (Memento vom 19. Dezember 2015 im Internet Archive), abgerufen am 19. Dezember 2015 (englisch).
  6. Onlinemeldung des litauischen Verteidigungsministeriums vom 22. August 2016, abgerufen am 22. August 2016 (englisch).
  7. Onlinemeldung des litauischen Verteidigungsministeriums vom 15. Dezember 2017, abgerufen am 18. Dezember 2017 (englisch).
  8. Onlinemeldung des litauischen Verteidigungsministeriums vom 29. September 2015, abgerufen am 4. Oktober 2015 (englisch).
  9. Onlinemeldung des litauischen Verteidigungsministeriums vom 24. Juni 2016, abgerufen am 11. August 2016 (englisch).
  10. Lithuania buys 168 M577 command vehicles from Germany (Memento vom 15. Januar 2017 im Internet Archive), abgerufen am 10. Dezember 2017 (englisch).
  11. Lithuania orders more Unimog trucks (Memento vom 22. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 21. Januar 2017 (englisch).
  12. International Institute for Strategic Studies: The Military Balance. 2002
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