Liebenau (Hessen)
Liebenau (Niederdeutsch: Lebenogge) ist eine Landstadt im nordhessischen Landkreis Kassel.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Kassel | |
Höhe: | 144 m ü. NHN | |
Fläche: | 48,88 km2 | |
Einwohner: | 2977 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 61 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 34396 | |
Vorwahl: | 05676 | |
Kfz-Kennzeichen: | KS, HOG, WOH | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 33 016 | |
Stadtgliederung: | 8 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Lacheweg 1 34396 Liebenau | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Harald Munser (unabhängig) | |
Lage der Stadt Liebenau im Landkreis Kassel | ||
Geografie
Geografische Lage
Liebenau liegt an der nördlichen Grenze zu Nordrhein-Westfalen fast im äußersten Norden des Landkreises Kassel am Südostrand der Warburger Börde. Es befindet sich etwa 25 km (Luftlinie) nordwestlich von Kassel zwischen Warburg im Westen und Hofgeismar im Osten.
Liebenau wird etwa in West-Ost-Richtung von der Diemel durchflossen, in die oberhalb der Ortschaft der Eggel (von Norden kommend), in Liebenau der Vombach (auch von Norden) und unterhalb davon die Warme (von Süden) einmündet.
Jeweils in einigen Kilometern Entfernung befinden sich nordöstlich von Liebenau der Solling, östlich der Reinhardswald, südlich der Habichtswald und nordwestlich das Eggegebirge, die bis auf den Reinhardswald von Naturparks eingerahmt werden.
Nachbargemeinden
Liebenau grenzt im Norden an die Stadt Trendelburg, im Osten an die Stadt Hofgeismar, im Südosten an die Stadt Grebenstein, im Süden an die Gemeinden Calden und Breuna (alle im Landkreis Kassel), sowie im Westen und Nordwesten an die Städte Warburg und Borgentreich (beide im Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen).
Stadtgliederung
Die Stadt besteht neben dem Hauptort Liebenau (687 Einwohner) aus den Ortsteilen Ersen (357 Einwohner), Grimelsheim (60 Einwohner), Haueda (372 Einwohner), Lamerden (426 Einwohner), Niedermeiser (760 Einwohner), Ostheim (387 Einwohner) und Zwergen (373 Einwohner).
Geschichte
In Steinbrüchen bei Lamerden und Haueda befindet sich die größte fossile Fundstelle in Nordhessen. Unter anderem wurden hier im Muschelkalk die Überreste von Nothosauriern und von fossilen Seelilien gefunden. Besitzer dieser Fundstelle ist das Naturkundemuseum Kassel, das dort regelmäßig Ausgrabungen tätigt.
Die Warburger Börde mit ihren sanften Hügeln und fruchtbaren Niederungen ist ein uraltes Siedlungsgebiet. Zahlreiche Bodenfunde belegen eine durchgehende Besiedelung seit der Jungsteinzeit. Auch Grenzland ist hier schon lange. Früher kämpften Chatten, Cherusker und Sachsen, später die Bischöfe von Paderborn und die Landgrafen von Hessen um den Besitz der fruchtbaren Landschaft. Burg und Stadt Liebenau findet sich im Jahre 1293 erstmals urkundlich erwähnt, als Hermann von Desenberg genannt Spiegel die Burg und Stadt Liebenau dem Grafen Otto von Waldeck zu Lehen auftrug.[2] Im Jahr 1465 nahm Landgraf Ludwig II. Liebenau im Zuge der Hessen-Paderbornischen Fehde (1464–1471) gewaltsam in Besitz und zerstörte die dortige Burg. Seither ist der Ort hessisch.
In den Jahren 1945 bis 1949 wurde der Bahnhof Liebenau zum Grenzbahnhof zwischen dem Britischen Sektor (Nordrhein-Westfalen) und dem US-amerikanischen Sektor (Hessen).
Gebietsreform
Am 1. Februar 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständigen Gemeinden Grimelsheim, Haueda, Lamerden und Ostheim mit der Stadt Liebenau zur erweiterten Stadt Liebenau.[3] Am 1. April 1972 wurden die Gemeinden Ersen und Niedermeiser auf freiwilliger Basis eingemeindet. Zwergen folgte kraft Landesgesetz am 1. August 1972.[4][5] Für die nach Liebenau eingegliederten ehemals selbständigen Gemeinden und die Kernstadt (Stadtteile) wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Liebenau 3321 Einwohner. Darunter waren 46 (1,4 %) Ausländer, von denen 30 aus dem EU-Ausland, 10 aus anderen Europäischen Ländern und 6 aus anderen Staaten kamen.[7] Die Einwohner lebten in 1363 Haushalten. Davon waren 24 Singlehaushalte, 362 Paare ohne Kinder und 517 Paare mit Kindern, sowie 138 Alleinerziehende und 22 Wohngemeinschaften.[8]
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[9]
- 1585: 96 Haushalte
- 1747: 92 Haushalte
Liebenau: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1834 | 597 | |||
1840 | 653 | |||
1846 | 664 | |||
1852 | 676 | |||
1858 | 622 | |||
1864 | 632 | |||
1871 | 569 | |||
1875 | 581 | |||
1885 | 660 | |||
1895 | 593 | |||
1905 | 559 | |||
1910 | 538 | |||
1925 | 596 | |||
1939 | 506 | |||
1946 | 982 | |||
1950 | 1.002 | |||
1956 | 841 | |||
1961 | 784 | |||
1967 | 742 | |||
1970 | 731 | |||
1973 | 3.677 | |||
1975 | 3.601 | |||
1980 | 3.581 | |||
1985 | 3.501 | |||
1990 | 3.600 | |||
1995 | 3.625 | |||
2000 | 3.699 | |||
2005 | 3.574 | |||
2010 | 3.337 | |||
2011 | 3.321 | |||
2015 | 3.123 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [9]; Hessisches Statistisches Informationssystem[10]; Zensus 2011[7] nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[9]
• 1961: | 619 evangelische (= 78,95 %), 147 katholische (= 18,75 %) Einwohner[9] |
• 2011: | 2 485 evangelische (= 74,8 %), 413k katholische (= 12,4 %), 423 sonstige (= 12,7 %) Einwohner[11] |
Jüdische Einwohner
Im Jahre 1835 lebten 36 jüdische Einwohner in Liebenau; 1861 waren es 39, und 1905 waren es noch 17. Sie gehörten zur jüdischen Gemeinde in Niedermeiser. Der von 1791 bis etwa 1921 genutzte jüdische Friedhof an der Straße „Am Hopfenberg“ ist im Denkmalverzeichnis vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen als Kulturdenkmal aus geschichtlichen Gründen ausgewiesen. Insgesamt 13 Gräber sind noch vorhanden.[12]
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[13] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[14][15][16]
Stadtverordnetenversammlung – Kommunalwahlen 2021 | |
---|---|
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
FWG | Freie Wählergemeinschaft Liebenau | 41,2 | 6 | 62,4 | 14 | 58,1 | 13 | 57,8 | 13 | 50,7 | 12 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 32,4 | 5 | 30,7 | 7 | 34,1 | 8 | 34,3 | 8 | 42,2 | 10 |
WfE | Wir für Euch | 14,2 | 2 | — | — | — | — | — | — | — | — |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 8,6 | 1 | 6,9 | 2 | 7,8 | 2 | 7,9 | 2 | 7,1 | 1 |
Linke | Die Linke | 3,7 | 1 | — | — | — | — | — | — | — | — |
Gesamt | 100,0 | 15 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | |
Wahlbeteiligung in % | 57,8 | 63,5 | 63,3 | 65,2 | 72,7 |
Bürgermeister
Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister direkt gewählt.[17] Harald Munser (unabhängig) ist seit 2014 Bürgermeister.[18]
Partnerschaften
Liebenau unterhält seit 1991 eine Ringpartnerschaft zu den gleichnamigen Orten
- Liebenau in Niedersachsen,
- Liebenau im Erzgebirge, Ortsteil von Geising in Sachsen und
- Liebenau im Mühlviertel in Oberösterreich.
Verkehr
Der 1848 fertiggestellte Bahnhof Liebenau (Bz Kassel) an der Bahnstrecke Kassel–Warburg ist seit der Einstellung des Verkehrs im Jahre 2015 nicht mehr in Betrieb.
Persönlichkeiten
- Gottfried Rabe von Pappenheim (1874–1955), Landrat des Landkreises Kassel
- Werner Rabe von Pappenheim (1877–1915), deutscher Offizier und Diplomat
Literatur
- Maren Siegmann: Bunte Pracht – Die Perlen der frühmittelalterlichen Gräberfelder von Liebenau, Kreis Nienburg/Weser und Dörverden, Kr. Verden/Aller. Chronologie der Gräber, Entwicklung und Trageweise des Perlenschmucks, Technik der Perlen. In: Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 28; 5 Bände Beier & Beran, Weißbach/Langenweißbach 2002–2006
- Literatur über Liebenau In: Hessische Bibliographie[19]
Weblinks
- Liebenau (Stadtgemeinde), Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Liebenau, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Landgrafen-Regesten online Nr. 354. Regesten der Landgrafen von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 56 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hofgeismar, Kassel und Wolfhagen (GVBl. II 330-17) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 225, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 398.
- Hauptsatzung. (PDF; 2,8 MB) § 7. In: Webauftritt. Stadt Liebenau, abgerufen im November 2020.
- Bevölkerung nach Staatsangehörigkeitsgruppen: Stadt Liebenau. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im November 2020.
- Haushalte nach Familien: Stadt Liebenau. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im November 2020.
- Liebenau, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Hessisches Statistisches Informationssystem In: Statistik.Hessen.
- Religionszugehörigkeit: Stadt Liebenau. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im November 2020.
- Jüdischer Friedhof Liebenau, bei Alemannia Judaica (mit 13 Fotos)
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
- Bürgermeister-Direktwahlen in Liebenau, Stadt. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
- Bürgermeisterwahlen In: hessenschau.de, abgerufen am 9. Nov. 2020
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!