Nieste (Gemeinde)
Nieste ist eine Gemeinde und ein staatlich anerkannter Erholungsort im nordhessischen Landkreis Kassel.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Kassel | |
Höhe: | 260 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,06 km2 | |
Einwohner: | 2041 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 503 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 34329 | |
Vorwahl: | 05605 | |
Kfz-Kennzeichen: | KS, HOG, WOH | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 33 019 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Wilhelm-Heitmann-Platz 3 34329 Nieste | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Klaus Missing, parteiunabhängig | |
Lage der Gemeinde Nieste im Landkreis Kassel | ||
Geographie
Geographische Lage
Nieste liegt im Tal der Nieste am Westhang des Kaufunger Walds, etwa zwölf Kilometer östlich des Zentrums von Kassel. Seine Gemarkung erstreckt sich entlang der Nieste auf etwa 7,5 km Länge, wobei die Gemarkungsbreite flussaufwärts der Ortslage im Prinzip der Breite der waldfreien Talaue entspricht und somit meist nicht mehr als 100 m beträgt. Westlich von Nieste breitet sich die Gemarkung oberhalb des Niestetals rund um den etwa 355 m ü. NN hohen Gerholdsberg immerhin etwa 1,5 km weit nach Süden aus. Die bebaute Ortslage hingegen liegt brückenkopfartig auf dem einzigen Gemarkungsteil nennenswerter Größe nördlich der Nieste und wird an der weiteren Ausdehnung allseitig durch die niedersächsische Landesgrenze gehindert. Nieste liegt an der Deutschen Märchenstraße, die von Hanau nach Bremen führt.
Nieste umfasst nur die gleichnamige Gemarkung (Gmk.-Nr. 61554) und ist neben Bad Salzschlirf die einzige Gemeinde im Regierungsbezirk Kassel ohne Ortsteile. Sie ist mit 4,05 km² die nach Fläche kleinste Gemeinde Hessens.
Nachbargemeinden
Nieste grenzt im Norden an die Gemeinde Staufenberg (im Landkreis Göttingen in Niedersachsen), im Süden an das gemeindefreie Gebiet Gutsbezirk Kaufunger Wald (Werra-Meißner-Kreis) und die Gemeinde Kaufungen, sowie im Westen an die Gemeinde Niestetal (beide im Landkreis Kassel).
Geschichte
Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als de Nieste weist in das Jahr 1293.[2] In einer anderen Nennung wird Nieste bereits im Jahr 1019 genannt, damals war Bardo von Sichelnstein nach Kaufungen unterwegs, als er an der Grenze seines Besitzes eine Kapelle der heiligen Anna, sowie ein Wirtshaus erbauen ließ.[3] Alle zwei Jahre wurden Wallfahrten dorthin unternommen, 1306 wurden dort durch Landgraf Heinrich von Hessen und Herzog Albrecht von Braunschweig einige Häuser errichtet. Das so entstandene Dorf erhielt den Namen Nyste (neue Stätte). Während des 13. Jahrhunderts ist eine adlige Familie aus Nieste belegt, so werden 1290 die Brüder Engelfried und Heimbert, sowie Hermann und Conrad von Nyste genannt.[4] 1289 und 1301 war Hermann, 1323 Conrad Ratsherr in Münden. Hermann war es zudem, der 1289 in der Kirche zu Gimte den Altar stiftete. Im Vertrag von 1536 gehörte Nieste der Landgrafschaft Hessen und dem braunschweigischen Fürstentum Calenberg zu gleichen Teilen. Nur die Kirche wurde nicht aufgeteilt. 1831 trat das Königreich Hannover seine Hälfte an das Kurfürstentum Hessen ab.
Im Jahr 2010 wurde zwischen Hessen und Niedersachsen ein Staatsvertrag geschlossen über einen Gebietstausch von 51 Flurstücken der Gemarkung Escherode, die an die Ortslage von Nieste grenzen, gegen 6 Flurstücke der Gemeinde Nieste in der Nähe der Ortslage von Dahlheim. Die zu tauschenden Flächen sind jeweils insgesamt 14,48 Hektar groß. Hintergrund dieser Grenzänderung war, dass sowohl die gesamten Sportanlagen als auch die Kreisschulturnhalle und das Regenrückhaltebecken der Gemeinde Nieste auf Grundstücken im Gemeindegebiet von Staufenberg errichtet wurden. Dadurch entstanden Zuständigkeitsprobleme für die Gemeinden. Einwohner waren von der Grenzänderung nicht betroffen. Der Staatsvertrag trat nach Hinterlegung der Ratifikationsurkunden am 1. Juni 2011 in Kraft.[5]
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[6] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[7][8][9]
Gemeindevertretung – Kommunalwahlen 2021 | |
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Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 52,3 | 8 | 63,3 | 9 | 100 | 15 | 79,7 | 12 | 77,0 | 12 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 28,8 | 4 | 20,0 | 3 | — | — | 20,3 | 3 | 23,0 | 3 |
UWN | Unabhängige Wähler Nieste[10] | 18,9 | 3 | 16,8 | 3 | — | — | — | — | — | — |
Gesamt | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | 100,0 | 15 | |
Wahlbeteiligung in % | 56,9 | 57,5 | 54,3 | 55,8 | 61,8 |
Bürgermeister
Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister für sechs Jahre direkt gewählt.[11]
Edgar Paul (SPD) wurde 2000 zum Bürgermeister gewählt und 2006, 2012 sowie 2019 im Amt bestätigt.[11] Nachdem er im April 2020 rechtskräftig wegen Untreue verurteilt wurde und die Gemeindeversammlung ihn als Bürgermeister abwählte, ordnete die Kommunalaufsicht des Landkreises Kassel im März 2021 die sofortige Entfernung aus dem Dienst an.[12] Am 26. September 2021 wurde Klaus Missing (parteiunabhängig) zum Bürgermeister gewählt.
Wappen
Das Wappen der Gemeinde Nieste zeigt in einem roten Zinnenschildhaupt zu drei Zinnen, deren äußere aus dem Schildrand hervorgehen, ein silbernes Sensenblatt, unter dem Schildhaupt im wellenschnittartig von silber und grün schräg geteilten Schilde oben und unten in verwechselten Farben je einen aus der Wellenteilung ausgezogenen Buchenzweig zu drei Blättern.
Das Sensenblatt und die Zinnen weisen auf die im Gebiet der heutigen Gemeinde gelegene, einstige Burg Sensenstein hin. Die zwei dreiblättrigen Buchenzweige sind die Symbole für die Lage der Gemeinde zwischen dem Naturpark Kaufunger Wald und dem Naturpark Münden. Der Wellenschnitt steht für den namengebenden Bach „Nieste“.[13]
Partnerschaften
Die Gemeinde Nieste unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu
- Frankenhain, Ortsteil der Landgemeinde Geratal im Ilm-Kreis in Thüringen.
- Dunaszentgyörgy, Ungarn
Religion
Die Evangelisch-lutherische St.-Anna-Kirchengemeinde wurde zum 1. Januar 2011 mit der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Escherode in Staufenberg zur neuen Evangelisch-lutherischen Dreieinigkeits-Kirchengemeinde Escherode-Nieste in Staufenberg zusammengelegt. Sie gehört zum Kirchenkreis Münden des Sprengels Hildesheim-Göttingen der hannoverschen Landeskirche.[14]
Sehenswürdigkeiten
- Wallanlage der einstigen Burg Sensenstein auf dem Gerholdsberg
- „Niester Riesen“, Mammutbäume am Gerholdsberg
- Wandergebiet „Gläsnertal“
- Freizeitanlage „Bleichwiesen“
- Deutsche Märchenstraße, führt durch das Dorf
- Eiche bei der Jugendburg Sensenstein mit einem Brusthöhenumfang von 6,15 m (2016).[15]
Wirtschaft und Infrastruktur
Nieste ist eine Wohngemeinde ohne Industrie und ist umgeben von ca. 150 km Wander- und Radwanderwegen.
Der Ort hat einen Supermarkt, KFZ-Werkstatt, Ärzte, KFZ-Prüfstelle sowie Sparkasse und Restaurants. Auch die Königsalm ist hier beheimatet.
Verkehr
Nieste ist mit der acht Kilometer entfernten Anschlussstelle Kassel-Nord der A 7 an das Fernstraßennetz angebunden. Von Kassel aus ist Nieste durch das Niestetal über die Landesstraßen L 3237/L 563 erreichbar. Über die Landesstraße L563 erreicht man in östlicher Richtung, zunächst durch das Endschlagtal und weiter durch das Wengebachtal und über den Umschwang, die Gemeinde Kleinalmerode, einen Stadtteil von Witzenhausen. Verbindungen zu den Nachbarorten werden durch verschiedene Kreisstraßen hergestellt.
Nieste gehört zum Tarifgebiet KasselPlus des Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) und wird regelmäßige durch die Buslinie 34 bedient. Es bestehen Fahrbeziehungen nach Kaufungen und von dort aus weiter mit der Tram Linie 4 nach Kassel, sowie nach Escherode und von dort aus weiter mit der Buslinie 32, über Staufenberg und Niestetal, nach Kassel.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten mit Ganztagesbetreuung und eine Grundschule. Eine Gesamtschule befindet sich in Kaufungen, andere weiterführende Schulen in Kassel.
Weblinks
- Internetauftritt der Gemeinde Nieste
- Nieste, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Nieste In: Hessische Bibliographie[16]
- Linkkatalog zum Thema Nieste bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Ortskuratorium Nieste
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- „Nieste, Landkreis Kassel“. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 25. August 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 3. November 2014.
- Wilhelm Lotze: Geschichte der Stadt Münden nebst Umgegend. Eigenverlag, Hann. Münden 1878, S. 319.
- Christian Ludwig Scheidt: Historische und diplomatische Nachrichten von dem hohen und niederen Adel in Teutschland. Johann Christoph Richter, Hannover 1754, S. 89.
- Hessischer Landtag: LT-Drucksache 18/3727 vom 16. Februar 2011 für einen Gesetzentwurf zur Änderung der Landesgrenze PDF-Datei 2,43 MB
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
- Unabhängige Wähler Nieste
- Bürgermeister-Direktwahlen in Nieste. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
- hessenschau de, Frankfurt Germany: Bürgermeister von Nieste will Abwahl nicht akzeptieren. 4. März 2021, abgerufen am 23. März 2021 (deutsch).
- Ortskuratorium Nieste: Wappenbeschreibung (Memento vom 12. Januar 2010 im Internet Archive)
- Kirchliches Amtsblatt der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers 1/2011, S. 69–70
- Eintrag im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!