LGBT-Migration
LGBT-Migration bezeichnet Wanderungsbewegungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender Personen (LGBT) weltweit oder innerhalb eines Landes, häufig mit dem Ziel, Diskriminierung, Benachteiligung oder schlechter Behandlung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität zu entkommen. Verschiedentlich findet sich auch die erweiterte Schreibweise LGBTQIA-Migration, um auch queere, intergeschlechtliche, asexuelle und agender Personen zu umfassen.
Diskriminierung/Toleranz gegenüber der LGBT-Community nach Regionen
Australien
Ab den 1900ern wurde Homosexualität als Grund für Abschiebung in Australien akzeptiert. Erst in den 1980ern erlaubte das Land offiziell die Einwanderung von Homosexuellen.[1]
Nordamerika
Ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Homosexualität als psychische Krankheit angesehen. Dadurch wurden Homosexuelle von der Einwanderung in die Vereinigten Staaten und Kanada ausgeschlossen.[2] Kanada erlaubt die Einwanderung von Homosexuellen seit 1991.[1]
Vereinigte Staaten
In den Vereinigten Staaten wurde der „Immigration and Nationality Act of 1965“ (Einwanderungs- und Nationalitätsgesetz von 1965) zur ersten politischen Richtlinie, die es „sexuell Abweichenden“ unmöglich machte einzuwandern. Darüber hinaus führte das Gesetz auch dazu, dass der Immigration and Naturalization Service (INS) verpflichtet war, als „sexuell abweichend“ eingestufte Personen abzuschieben.[3]
Der Lavender Scare (massenhafte Entlassung von LGBT-Mitarbeitern durch die US-Regierung) der antikommunistischen Ära in den 1950er-Jahren führte zu zusätzlicher Verfolgung von Homosexuellen und verbreitete ein Klima der Angst in der LGBT-Gemeinschaft. Nach Ende des Kriegs wurde in Washington eine Kampagne für die „Eliminierung von Perversen“ durch die United States Park Police gestartet, die zu mehreren Festnahmen von homosexuellen Männern in den Parks der Stadt führte. Viele der Festgenommenen verloren daraufhin ihren Job.[4]
Bis 2011 wurden Homosexuelle vom Militärdienst ausgeschlossen, da angenommen wurde, dass sie nicht wehrfähig seien. Das Gesetz, das umgangssprachlich als Don’t ask, don’t tell („Frag nicht und sag nichts“) bekannt wurde, erlaubte es Homo- und Bisexuellen nur dann Teil des Militärs zu sein, wenn sie ihre sexuelle Orientierung geheim hielten. Erst die Obama-Regierung erlaubte es schließlich auch Geouteten dem Militär zu dienen.[5]
Mexiko
In Mexiko wurden zwischen 2002 und 2007 ungefähr 1000 Menschen – meist schwule Männer – wegen homosexueller Handlungen ermordet.[6][7] Mexiko wurde dadurch hinter Brasilien zum Land mit der zweithöchsten Rate an homophoben Verbrechen weltweit. Die Mordrate wegen homosexueller Handlungen von Frauen liegt weit unter der bei Männern: Zwischen 1995 und 2004 wurden 16 Frauen deshalb ermordet.[8]
Eine Studie der Universidad Autónoma de Madrid kam zum Ergebnis, dass die häufigsten Arten von Diskriminierung „nicht für einen Job eingestellt zu werden“, „Erpressung und Inhaftierung durch die Polizei“ und „Missbrauch von Mitarbeitern“ waren.[9]
Europa
In der Antike glorifizierten Griechen und Römer, wie auch die meisten anderen mediterranen Kulturen, Homosexualität. So gab es in Europa auch vor dem siebten Jahrhundert keine Gesetze, die homosexuelle Handlungen verboten hätten.[10]
Erst ab dem 16. und 17. Jahrhundert wurden in Europa sämtliche Arten von Homosexualität mit der Sünde der Sodomie gleichgesetzt, die mit dem Tode bestraft werden sollte.[11]
Mit dem Buggery Act 1533 und den Gesetzen zur Eingliederung von Wales 1535–1542 wurde homosexueller Sex mit dem Tod durch Erhängen in England und Wales bestraft.[11] Während des Holocausts wurden Homosexuelle in den von Deutschland und seinen Alliierten besetzten Gebieten systematisch ermordet. Auch in der Sowjetunion wurde unter dem Stalin-Regime Homosexualität kriminalisiert. 1933 wurde eine Haftstrafe von fünf Jahren in Strafarbeitslagern für das Vergehen festgesetzt. Dieses Gesetz wurde bis 1993 nicht aufgehoben.[12][13]
Mehr als 80 der Länder, die heute noch Homosexualität kriminalisieren, sind ehemalige britische Kolonien.[14] Theorien besagen, dass viele Kolonien im 19. Jahrhundert britische Gesetze, die gegen Homosexuelle gerichtet waren, übernahmen, die bis heute Einflüsse auf die Gesellschaften dieser Länder haben.[15]
Afrika
In vielen afrikanischen Ländern wird Homosexualität mit dem Tod bestraft, wie zum Beispiel in Mauretanien, dem Sudan und in Nigeria, wo Lesben und Schwule gesteinigt werden können. Institutionalisierte Verfolgung von Schwulen ist weit verbreitet in Kamerun, Burundi, Ruanda, Uganda und Gambia. Simbabwe verbot 1995 so etwa homosexuelle Akte.[16][17][18]
Uganda
In Uganda wird „die Berührung einer Person mit homosexuellen Absichten“ mit lebenslanger Haftstrafe bestraft. Handlungen, die als Propagieren von Homosexualität eingestuft werden, können mit bis zu sieben Jahren Haft bestraft werden. Zu diesen Handlungen zählen unter anderem, sich für LGBT-Rechte einzusetzen, Mitglied einer LGBT-Organisation zu sein oder Aufklärung über Safer Sex bei Homosexuellen zu betreiben.[18][19]
Südafrika
„Corrective Rape“ (Korrigierende Vergewaltigung), die Vergewaltigung von Mitgliedern der LGBT-Community mit dem Ziel, die sexuelle Orientierung des Opfers zu ändern, ist ein weit verbreitetes Phänomen in Südafrika.[20][21] Dabei soll die „Krankheit“ dieser Menschen durch eine Vergewaltigung geheilt werden. Durch die große Zahl von mit HIV/AIDS infizierten Menschen in Südafrika ist dieses Phänomen besonders gefährlich.[22]
Armenien
2011 gaben 97 % der befragten Personen einer Studie in Armenien an, dass sie Homosexualität ablehnend gegenüber stehen würden. Die traditionellen Erwartungen sähen keinen Platz für Homo- oder Transsexualität in der Gesellschaft und auch die staatlichen Behörden gingen nur unzureichend gegen die Diskriminierung der LGBT-Bevölkerung vor. Deshalb wolle einer Studie der armenischen LGBT-Organisation PINK Armenia zufolge der Großteil der LGBT-Gemeinschaft dauerhaft auswandern, um im Ausland ein offeneres Leben führen zu können. So emigrierten alleine zwischen 2011 und 2013 etwa 6.000 Personen. Viele davon würden in ihrem Zielland einen Asylantrag stellen.
Emigration ist in Armenien jedoch für viele Bevölkerungsteile ein großer Wunsch, da die wirtschaftliche Situation für viele Armenier nicht befriedigend ist. So kommt es allgemein zum sogenannten „Brain drain“, also dem Wegzug von ausgebildeten Menschen, was die wirtschaftliche Situation weiter schwächt. In Bezug auf die LGBT-Migration sei dabei auch die Auswanderung von LGBT-Aktivisten ein Problem, die dazu führt, dass die Emanzipation der LGBT-Community keinen großen Fortschritt erzielt.[23][24]
China
Bisexualität wurde im antiken China als normal angesehen.[25] Nachdem Kontakte mit dem Westen aufgenommen wurde, begann man in China ab der Qing-Dynastie Homosexualität als psychische Krankheit zu sehen.[26][27] 1740 wurde Homosexualität schließlich verboten. Später in der chinesischen Republik war Homosexualität zwar nicht mehr offiziell verboten, aber trotzdem polizeilich verfolgt.[28]
Eine Studie der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2015 fand heraus, dass sich nur etwa 15 % der LGBT-Bevölkerung trauen, sich vor ihrer Familie zu outen, da sie Diskriminierung befürchten. Viele der Befragten gaben an, dass sie sich dem Druck ihrer Familie beugen und eine gegengeschlechtliche Ehe eingingen.[29]
Gleichgeschlechtliche Handlungen zwischen Erwachsenen sind nicht strafbar.[30] Die LGBT-Minderheit ist derzeit gesetzlich – etwa im Arbeitsgesetz oder im Gesetz zum Schutz von Minderheiten – aber nicht ausdrücklich geschützt.[29]
Afghanistan
Unter dem Einfluss der Taliban wurden Männer, denen Sodomie vorgeworfen wurde, manchmal ermordet, indem eine Steinmauer über ihnen zum Einsturz gebracht wurde. Im Februar 1998 wurden so drei Männer vor eine Mauer gestellt, die dann von einem Panzer umgestoßen wurde.[31] Vor der Machtübernahme der Taliban war die Praxis, Homosexuelle durch diese Art der Steinigung umzubringen, nicht verbreitet.[32] So wurde auch nachdem die Taliban ihre Macht verloren hatten, homosexuelle Handlungen wieder mit Geld- und Haftstrafen bestraft.[32]
Irak
In Bagdad wurden u. a. 2009 Verbrechen gegen Homosexuelle begangen. Die irakische Miliz folterte einige Homosexuelle zu Tode, insgesamt wurden mindestens 63 Mitglieder der LGBT-Community im Irak gefoltert.[34][35]
Israel
Israel erlaubt Schwulen und Lesben seit 1993 im Militär zu dienen. Jegliche Art von Diskriminierung der LGBT-Community ist verboten.[36][37] Die israelische Regierung unterstützt LGBT-Organisationen auch finanziell und der Premierminister hat öffentlich Straftaten, die sich gegen die LGBT-Community richten, verurteilt. Ehen von LGBT-Einwanderern, die auch in ihren Herkunftsländern offiziell anerkannt waren, werden auch in Israel anerkannt.[38][38]
Nordkorea
Die nordkoreanische Regierung ließ verlauten, dass die LGBT-Kultur durch die Laster des Kapitalismus entstünden. Homosexuelle werden mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft.[39][40]
Saudi-Arabien
In Saudi-Arabien wurde Homosexualität mit einer Höchststrafe von öffentlicher Exekution bestraft. Andere Arten der Bestrafung sind erzwungene Geschlechtsumwandlungen, Geldstrafen, Haft und Auspeitschung.[41]
International
Im September 2013 haben sich die Mitgliedsländer der UN dazu verpflichtet LGBT-Rechte zu schützen, sich gegen Homophobie einzusetzen und sich für Bildungskampagnen für den Fortschritt von LGBT-Rechten einzusetzen.[42]
Im Jahr 1991 nahm die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von ihrer Liste der psychischen Krankheiten.[43]
LGBT-Diskriminierung und -Toleranz in der Religion
Orthodoxe Kirche
Die Versammlung der kanonischen orthodoxen Bischöfe von Nord- und Zentralamerika hat verlautet, dass "Heirat eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau" ist.[44] Die orthodoxe Kirche hat immer wieder Homosexualität als Sünde bezeichnet, die der Seele schadet, obwohl sich einige Köpfe der Kirche dagegen ausgesprochen haben.[45][46]
Christentum und die Bibel
Das Alte Testament wird in einer Reihe der christlichen Kirchen in der Hinsicht interpretiert, dass Homosexualität und auch homosexuelle Handlungen verurteilt werden. Die Katholische Kirche hat traditionell gleichgeschlechtliche Partnerschaften abgewiesen und sie als unnatürlich erklärt. Die Katholische Kirche hat sich offen gegen LGBT-Rechte ausgesprochen.[47] Im Jahr 2013 sagte Papst Franciscus im Bezug auf zölibatäre Homosexuelle, die die Priesterschaft anstreben: „Wer bin ich, dass ich darüber urteilen könnte?“[48] Demgegenüber gibt es einige christliche Kirchen des Anglikanertums, Protestantismus und Altkatholizismus, die die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare oder auch die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare kirchenrechtlich ermöglicht haben.
Heutige Migrationsströme
Länder, die für Emigration von Mitgliedern der LGBT-Community bekannt sind, sind der Iran, Irak, Jamaika, Pakistan, Saudi-Arabien, Mexiko und Brasilien.[49][50][51]
Diese Emigranten wandern oft nach Kanada, in die EU oder in die Vereinigten Staaten aus. Im Jahr 1994 wurde im Einwanderungsgesetz der USA Verfolgung auf Grund der Sexualität als Asylgrundlage anerkannt. Barack Obama hat die Behörden dazu angewiesen verfolgten Mitgliedern der LGBT-Community Asyl zu gewähren.[52]
Migration aus dem Nahen Osten
Im Vergleich zu seinen Nachbarn im Nahen Osten hat Griechenland LGBT-freundliche Richtlinien und akzeptiert Verfolgung auf Grund der Sexualität auch als Grundlage für einen Asylantrag.
Israel hat die UN-Konvention und das UN-Protokoll in Verbindung mit dem Status von Flüchtlingen 1951 unterzeichnet. Nach dieser Konvention hat jeder das Recht auf Asyl, der „eine gut begründete Angst vor Verfolgung“ hat. Es wird danach auch verboten Flüchtlinge in ihre Heimatländer zurückzuschicken, in denen ihr Leben davor in Gefahr war. Dieser Richtlinie wurde nicht genau gefolgt, aber palästinensische LGBT-Immigranten wurden von der israelischen LGBT-Community akzeptiert. Frühere gleichgeschlechtliche Eheschließungen werden von Israel anerkannt, obwohl es homosexuellen Paaren in Israel nicht erlaubt ist, zu heiraten.[53] Aufgrund dessen gab es viele Mitglieder der LGBT-Community, die aus dem Nahen Osten nach Israel auswanderten.
Tel Aviv wurde vom Out Magazine im Jahr 2014 als die „LGBT-Hauptstadt des Nahen Ostens“ bezeichnet.[54]
Migration aus Nepal und von den Philippinen
Mitglieder der philippinischen und nepalesischen LGBT-Gemeinschaft gaben in wissenschaftlichen Untersuchungen an, dass sie Konflikte mit ihren Familien lindern konnten, nachdem sie ausgewandert waren und die Möglichkeit hatten, Geld in ihre Heimat zu senden.[55]
Migration von Irland nach London
Irische Bürger sind generell dafür bekannt, dass sie häufig nach England und speziell nach London auswandern, meistens, um dort eine Anstellung zu bekommen. Es wurde aber auch festgestellt, dass es Migrationsströme der irischen LGBT-Community nach London gibt, weil dort ein offeneres Klima erwartet wird. Großstädte und internationale Städte werden oft als toleranter und offener für sexuelle Vielfalt angesehen. Außerdem kann man in vielen von ihnen schon etablierte LGBT-Communities finden.[56]
Asylrecht für LGBT-Personen
Eine Art der Migration ist die Flucht aus dem Heimatland in ein anderes Land. Dabei gelten besondere Regeln, da das Zielland grundsätzlich alle Asylsuchenden nach den Kriterien der Genfer Flüchtlingskonvention beurteilen müsste und nicht wie bei anderen Formen der Migration auf eigene Einwanderungsgesetze oder Ähnliches zurückgreifen kann.
Richtlinie des UNHCR
Das Office of the United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) veröffentlichte 2008 eine Richtlinie für Asylverfahren, die auf Verfolgung aufgrund der Zugehörigkeit zur LGBT-Gemeinschaft basieren. Diese sei nötig geworden, da eine immer höhere Zahl an Asylanträgen mit dieser Begründung gestellt werden würden. In diesem Leitfaden wird im Allgemeinen geklärt, wie die Asylgründe der Betroffenen im Bezug zur Genfer Flüchtlingskonvention stehen und wie die Beurteilung der Asylanträge vorgenommen werden sollte.[57]
Asylgründe
Grundsätzlich gelten weiterhin die Regeln der Genfer Flüchtlingskonvention: Ein Asylantrag müsse auf begründete Angst vor Verfolgung aufgrund von Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder politischen Überzeugung einer Person zurückzuführen sein. Dabei sei bei LGBT-Personen meist die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe der angegebene Asylgrund. Manchmal werde aber auch die politische Überzeugung oder die Religion angeführt.
Die befürchtete Verfolgung kann dabei grundsätzlich aus zwei verschiedenen Quellen stammen: Einerseits direkt vom Staat, etwa in Form von diskriminierenden Gesetzen, andererseits aus dem privaten Bereich. Gewalt, die von Privatpersonen und -institutionen ausgeht, zähle aber nur dann als Asylgrund, wenn staatliche Behörden diese nicht ausreichend bestrafen. Da es meist so sei, dass die Situation für Mitglieder der LGBT-Community in allen Gebieten eines Herkunftslands ähnlich ist, sei Binnenmigration meist nur eine begrenzt praktikable Lösung.
Als vom Staat ausgehende Diskriminierung zählen laut Leitfaden nicht nur Gesetze, die sich ausschließlich auf Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft beziehen, sondern auch solche, die überwiegend auf sie angewandt werden. Beispiele hierfür wären etwa Regelungen zum „sittlichen Verhalten in der Öffentlichkeit“ oder zur „unmoralische Befriedigung sexueller Bedürfnisse“. Auch Gesetze, die eigentlich schon abgeschafft wurden, aber trotzdem weiter angewandt werden, sollten in Betracht gezogen werden.
Entscheidung über den Asylantrag
Bei der Bewertung eines Asylantrags läge die Schwierigkeit oft darin, dass betroffene Personen häufig keine Beweise für die tatsächliche Zugehörigkeit zur LGBT-Community und die daraus resultierende Verfolgung vorlegen könnten. Die Richtlinie fordert deshalb, die Selbstidentifizierung einer Person als Indiz zu werten und Asylanträge nur dann abzulehnen, wenn erheblicher Zweifel an den Aussagen herrsche. Bedenken, die entstehen, weil ein Antragssteller in seinem Auftreten nicht gängigen Stereotypen entspricht, gelten dabei laut Leitfaden nicht als begründet.
Für einen Antragsteller sei es des Weiteren grundsätzlich nicht notwendig, im Herkunftsland sein Leben als Mitglied der LGBT-Gemeinschaft oder auch die daraus folgende Verfolgung zu dokumentieren. Es wird zudem herausgestellt, dass die Person bisher nicht offen mit ihrer Identität umgegangen oder bereits Verfolgung ausgesetzt gewesen sein muss, um einen erfolgreichen Asylantrag stellen zu können.
Auch die Tatsache, dass jemand durch Geheimhaltung seiner sexuellen Orientierung oder Identität der Verfolgung entgehen könnte, sei kein Grund für eine Ablehnung des Asylantrags, da jeder Mensch das Recht habe, seine Persönlichkeit frei auszuleben.
Hürden bei Asylanträgen
Für viele Asylsuchende, vor allem solche, die sexueller Gewalt ausgesetzt waren, sei es schwierig, ihre Erfahrungen den zuständigen Behörden zu schildern. Zusätzlich verschlimmert würde die Situation dann, wenn sie das Gespräch mit einer Person führen müssen, die nicht ausreichend für Befragungen von LGBT-Personen oder Opfern sexueller Gewalt ausgebildet wurde.[58]
In den Asylländern gäbe es häufig eine stark unterschiedliche Akzeptanz der Asylbewerber. So würden viele Menschen etwa auch Asyl in einem Land suchen, das selbst nicht tolerant gegenüber den Mitgliedern der LGBT-Gemeinschaft ist. Folglich müssten sie auch an ihrem neuen Aufenthaltsort weiter in Angst leben. Aber auch in Ländern, die die LGBT-Rechte weitgehend achten, könne es zu Problemen kommen, wenn die Asylsuchenden in ihren Unterkünften der Gewalt von Mitbewohnern ausgesetzt sind.[58]
Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe
Einige Länder bieten gleichgeschlechtlichen Paaren, bei denen ein Partner aus dem Ausland kommt, die gleichen Rechte wie heterosexuellen Paaren. Zu diesen Ländern gehören die Schweiz, Deutschland, Norwegen, Schweden, Island, Großbritannien, Kanada, Belgien, Israel, Südafrika, Brasilien, die Niederlande, Spanien, Frankreich, Dänemark, Finnland, Neuseeland, Portugal, Australien, Irland und die USA.[59][60]
Zu den Ländern, die inzwischen die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert haben, gehören Deutschland, Irland, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Kanada, Südafrika, Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Island, Spanien, Portugal, Neuseeland, Australien, Taiwan, Argentinien, Uruguay, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Costa Rica, Frankreich, Österreich, Vereinigtes Königreich, Malta, Vereinigten Staaten und viele Bundesstaaten Mexikos.[61]
In vielen Ländern ist es dagegen nach wie vor nur heterosexuellen Paaren erlaubt, dass bei Binationalität einem Partner Rechte durch die Staatsbürgerschaft des anderen übertragen werden. Zu diesen Rechten gehören beispielsweise die Möglichkeit zur Bewerbung um einen ständigen Wohnsitz und auf eine dauerhafte Arbeitsstelle im Heimatland des Partners.
Siehe auch
- geschlechtsspezifische Verfolgung (Überbegriff in Völkerrecht und nationalen Asylrechtssystemen)
Einzelnachweise
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