Krautheim (Jagst)

Krautheim ist eine Stadt im Hohenlohekreis an der Jagst im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs.[2] Sie gehört zur Region Heilbronn-Franken (bis 20. Mai 2003 Region Franken).

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Hohenlohekreis
Gemeindeverwal­tungsverband: Krautheim
Höhe: 298 m ü. NHN
Fläche: 52,9 km2
Einwohner: 4640 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 88 Einwohner je km2
Postleitzahl: 74238
Vorwahl: 06294
Kfz-Kennzeichen: KÜN, ÖHR
Gemeindeschlüssel: 08 1 26 045
Stadtgliederung: 9 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Burgweg 5
74238 Krautheim
Website: www.krautheim.de
Bürgermeister: Andreas Köhler
Lage der Stadt Krautheim im Hohenlohekreis
Karte
Blick vom Jagsttal auf Krautheim

Geographie

Geographische Lage

Krautheim liegt am nördlichsten Punkt der Jagst auf 210 bis 420 Meter Höhe. Die Jagst hat sich dort 130 bis 150 Meter tief in die Muschelkalklandschaft der Hohenloher Ebene eingegraben. Charakteristisch für Krautheim ist der Blick auf die von weither sichtbare gleichnamige Burg, die mit einer bis zu 17 Meter hohen und bis zu 2,70 Meter dicken Schildmauer einen imposanten Anblick bietet. Der mächtige Bergfried bietet mit seiner Höhe von etwa 30 Metern einen Ausblick in das Jagsttal und die umliegende Landschaft.

Stadtgliederung

Die heutige Stadt Krautheim ist Ergebnis der Verwaltungsreform von 1972/73. Damals schlossen sich die ehemals selbstständigen badischen Gemeinden Krautheim, Gommersdorf, Horrenbach, Klepsau, Neunstetten, Oberndorf und die württembergischen Gemeinden Altkrautheim, Ober- und Unterginsbach zusammen und gaben sich den Namen Stadt Krautheim. Die Ortschaften haben zwischen rund 60 und 700 Einwohner; in Krautheim selbst als zentralem Ort leben etwa 2000 Einwohner.

Zu den ehemaligen Gemeinden Altkrautheim, Gommersdorf, Horrenbach, Klepsau, Krautheim, Oberginsbach und Unterginsbach gehören jeweils nur die Ortschaften gleichen Namens. Zur ehemaligen Gemeinde Neunstetten gehören das Dorf Neunstetten, die Ölmühle und die Untere Mühle, zur ehemaligen Gemeinde Oberndorf das Dorf Oberndorf und die Häuser Knock (Kapellenberg) und Stockbrunnenwiesen. Im Stadtgebiet Krautheims liegen die abgegangenen Ortschaften Stein, Windberg und Zimmerbach im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Gommersdorf, Dacht im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Horrenbach, Nydelingen, Pichintal und Wellendorf im Gebiet Krautheims vor der Gemeindereform, Obererlenbach im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Neunstetten, Remenweiler im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Oberginsbach und Mutzenbrunn im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Oberndorf.[3][4]

Nachbargemeinden

An Krautheim grenzt im Norden die Kleinstadt Boxberg, im Nordosten die Gemeinde Assamstadt, beide im Main-Tauber-Kreis; im Osten die Gemeinde Dörzbach, im Süden die Kleinstadt Ingelfingen, im Südwesten die Gemeinde Schöntal, alle im Hohenlohekreis; und schließlich im Nordwesten die Kleinstadt Ravenstein im Neckar-Odenwald-Kreis.

Flächenaufteilung

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[5]

Geschichte

Mittelalter

Blick von Burg Krautheim – Hier ist die Jagst Grenze zwischen Baden und Württemberg.

Krautheim (gemeint ist das heutige Altkrautheim) wurde 1096 erstmals urkundlich als Crutheim erwähnt; die Gründung ging auf die Franken zurück. Die Burg (im heutigen Hauptort Krautheim) wurde 1213 von Wolfrad I. von Krautheim auf dem Bergsporn errichtet. Von 1240 bis 1242 waren die staufischen Reichskleinodien (Reichskrone, Zepter und Reichsschwert) vermutlich in der Burg Krautheim in Verwahrung. 1306 erhielt Krautheim zusammen mit Ballenberg die Stadtrechte. 1329 wurde Krautheim erstmals als Stadt erwähnt. Ab 1399 stand Krautheim unter Kurmainzer Vorherrschaft bzw. Herrschaft.

Neuzeit

Der Überlieferung zufolge rief Götz von Berlichingen 1516 dem in der Burg Krautheim sitzenden Mainzer Amtmann Max Stumpf den Schwäbischen Gruß („er soldt mich hinden leckhenn“) zu, den Goethe dann in seinem Drama "Götz von Berlichingen" mit großem Erfolg leicht abgeändert verwendete.[6]

Als Entschädigung für linksrheinische Gebietsverluste erhielt das Adelshaus Salm-Reifferscheidt-Bedburg mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 das Fürstentum Krautheim, das aus ehemals kurmainzischen und würzburgischen Besitzungen neu gebildet wurde und neben Stadt und Oberamt Krautheim das Kloster Schöntal, das Priorat Gerlachsheim und das Amt Grünsfeld umfasste.[7] Durch die Rheinbundakte wurde das Fürstentum Krautheim nach nur drei Jahren Bestand 1806 mediatisiert. Das Amt Krautheim wurde entlang der Jagst in einen nordwestlichen badischen und einen südöstlichen württembergischen Teil geteilt; Krautheim sowie Gommersdorf, Horrenbach, Klepsau, Neunstetten und Oberndorf kamen an das Großherzogtum Baden, Altkrautheim sowie Ober- und Unterginsbach an das Königreich Württemberg. Von 1811 bis 1938 unterstanden die drei württembergischen Orte dem Oberamt Künzelsau (seit 1934 Kreis Künzelsau), von 1938 bis 1972 dem Landkreis Künzelsau. Die badischen Orte gehörten bis 1972 zum Landkreis Buchen. Da beide Landkreise nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Amerikanischen Besatzungszone geworden waren, lagen somit alle Orte der heutigen Gemarkung Krautheims seit 1945 im neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Eingemeindungen

  • 1. September 1971: Gommersdorf, Horrenbach, Klepsau und Oberndorf[8]
  • 1. Dezember 1972: Neunstetten[9]
  • 1. Januar 1973: Altkrautheim, Oberginsbach und Unterginsbach[9]

Religion

Die katholischen Kirchen der Stadt gehören zur Seelsorgeeinheit Krautheim-Ravenstein-Assamstadt im Dekanat Tauberbischofsheim des Erzbistums Freiburg.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

In Krautheim wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Krautheim besteht nach der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 aus 22 Mitgliedern (2009: 19). Die Wahlbeteiligung lag bei 55,3 % (2009: 56,6 %). Die Wahl führte zu folgendem Ergebnis:[10]

Freie Wähler Krautheim69,6 %15 Sitze(2009: 62,1 %, 12 Sitze)
CDU/Bürgerliste30,4 %7 Sitze(2009: 37,9 %, 07 Sitze)

Wappen und Flagge

Die Blasonierung des Krautheimer Wappens lautet: „In elfmal von Schwarz und Silber geteiltem Schild oben rechts eine rote Vierung, darin ein sechsspeichiges silbernes Rad.“ Die Stadtflagge ist Schwarz-Weiß.

Das älteste bekannte Siegel Krautheims von 1473 zeigt nur das Mainzer Rad. Nachdem Krautheim 1806 badisch geworden war, zeigte das Stadtsiegel zunächst ein Kleeblatt, ab 1898 aber erneut das Mainzer Rad. 1950 führte die Stadt das Mainzer Rad in einem von Rot und Grün gespaltenen Schild. Der jetzige elfmal von Schwarz und Silber geteilte Schild geht auf das Wappen des früheren Ortsadels zurück; von ihm sind auch die Flaggenfarben abgeleitet. Das heutige Wappen, das das Mainzer Rad mit dem Wappen des Ortsadels verbindet, wurde der Stadt am 5. November 1955 vom baden-württembergischen Innenministerium verliehen, die Flagge am 14. Oktober 1971.[11]

Gemeindepartnerschaften

Partnergemeinde von Krautheim ist die sächsische Gemeinde Ebersbach im ehemaligen Landkreis Großenhain, heute Landkreis Meißen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Krautheim war bis 1988 durch die Jagsttalbahn von Möckmühl nach Dörzbach an das Schienennetz angebunden. Heute befinden sich die nächsten größeren Bahnhöfe in Osterburken (22 km, Frankenbahn und badische Odenwaldbahn), Bad Mergentheim (19 km, Bahnstrecke Crailsheim–Königshofen) und Waldenburg (29 km, Hohenlohebahn). Die nächste Autobahn ist die A 81 (Ausfahrt Osterburken). Die nächste Bundesstraße ist die B 19, die durch den Nachbarort Dörzbach führt.

Ansässige Unternehmen

Die im nahen Künzelsau ansässige Würth-Gruppe ist auch für Krautheim von hoher Bedeutung. In Krautheim selbst sind die Firmen Wöhrle (Metallwarenfabrik), Dometic Seitz (Zulieferer für Wohnwagen- und Wohnmobilhersteller) und Rüdinger Spedition (Logistik) sowie die Einrichtungen des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter die größten Arbeitgeber.

Sport

Im Stadtteil Krautheim gibt es unter anderem einen Fußball- (TSV Krautheim), einen Tennis- (TSC Krautheim) und einen Volleyballverein (ASC Krautheim). Im Stadtteil Gommersdorf ist der Fußballverein VfR Gommersdorf (Verbandsliga Nordbaden) ansässig.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kulturdenkmale

Museen

Johanniter-Museum

Einen Einblick in die Geschichte des Johanniterordens bietet das auf dem Burgberg direkt neben dem Rathaus der Stadt gelegene Johanniter-Museum.

Burgmuseum

Im Burgmuseum kann man sich über die Geschichte der Burg Krautheim informieren.

Burg- und Johanniter-Museum sind von Mai bis September an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Außerhalb der Öffnungszeiten melden sich Interessenten bei der Stadtverwaltung.

Naturdenkmäler

Krautheimer Kuharsch

Der Krautheimer Kuharsch ist eine Steinerne Rinne. Er ist durch eine Quelle entstanden, deren sehr kalkhaltiges Wasser durch die Versinterung eine Rinne gebildet hat, deren skurrile Gestalt der Name dieses Naturphänomens anschaulich wiedergibt. Der Kuharsch ist eine Station auf den Pfaden der Stille in und um Dörzbach und steht unter Naturschutz.[12] Er befindet sich etwa 600 m hinter dem Ortsausgang von Krautheim in Richtung Klepsau an der L 1025.[13]

Persönlichkeiten

In Krautheim geboren

Mit Krautheim verbunden

  • Norbert Heuser (* 1965), parteiloser Politiker, in Krautheim aufgewachsen

Literatur

  • Krautheim. In: Der Hohenlohekreis (Baden-Württemberg – Das Land in seinen Kreisen. Band 1). Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 3-7995-1367-1, S. 418–453.

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Hohenlohekreis: Krautheim: Im mittleren Jagsttal. Online auf www.hohenlohekreis.de, abgerufen am 26. Oktober 2014
  3. LEO-BW, Landeskunde entdecken online, Krautheim
  4. Grundlage der Liste: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band IV: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverbände Franken und Ostwürttemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005708-1, S. 179–184.
  5. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Krautheim.
  6. Minute 10 bis 13 von ZDF 2014. Terra X. Die Welt der Ritter (3/3). Die letzten ihrer Art. Ein Film von Christian Feyerabend. Eine Produktion der Gruppe 5 Filmproduktion GmbH, Köln, im Auftrag des ZDF. In Zusammenarbeit mit ZDF enterprises und dem ORF.
  7. Vorwort zum Bestand 121 (Salm-Krautheim) beim Generallandesarchiv Karlsruhe, abgerufen am 26. Juli 2008
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 474.
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 475.
  10. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Endgültige Ergebnisse der Gemeinderatswahlen 2014, Stadt Krautheim@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik.baden-wuerttemberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg. Band 1). Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8, S. 88.
  12. Pfade der Stille: Krautheimer Kuharsch
  13. Kuharsch. Entstanden aus einer Kalkrinne auf www.krautheim.de
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