Kesselsdorf
Kesselsdorf ist ein Stadtteil der sächsischen Stadt Wilsdruff mit Ortschaftsstatus. Der Ort befindet sich im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge direkt an der Stadtgrenze zur sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Im Jahr 1223 ersterwähnt, wurde Kesselsdorf 2001 nach Wilsdruff eingemeindet.
Kesselsdorf Stadt Wilsdruff | |
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Höhe: | 300 m ü. NN |
Einwohner: | 3407 (31. Dez. 2011)[1] |
Eingemeindung: | 1. August 2001 |
Postleitzahl: | 01723 |
Vorwahl: | 035204 |
Lage von Kesselsdorf in Wilsdruff | |
Geographie
Kesselsdorf befindet sich rund zehn Kilometer westlich des Zentrums von Dresden und etwa vier Kilometer südöstlich von der Kernstadt Wilsdruff im Osten des Stadtgebietes. Hier befindet sich auch der östlichste Punkt der Stadt. Kesselsdorf liegt auf zirka 300 m ü. NN[2] nördlich des Döhlener Beckens im Ballungsraum Dresden. In Kesselsdorf entspringen mehrere Bäche, so hat der Zschonerbach hier seine Quelle. Er verläuft anschließend durch den Zschonergrund und mündet in Kemnitz nahe der Autobahnbrücke in die Elbe. Auch der Wüste-Berg-Graben beginnt in Kesselsdorf, nimmt seinen Verlauf etwas östlicher als den des Zschonerbaches, bevor er in Zöllmen in diesen mündet. In der Nähe des Ortskerns entspringt die Wiederitz, die anschließend in südöstlicher Richtung ins Döhlener Becken hinabfließt und in Potschappel in die Weißeritz entwässert. Im äußersten Osten Kesselsdorfs hat zudem der Hammerbach seine Quelle, der in Zauckerode in die Wiederitz mündet.
Vor allem im Norden und Westen Kesselsdorfs befinden sich Ackerflächen, in anderen Richtungen schließen sich in kurzer Entfernung schon neue Ortschaften an. Kesselsdorf bildet eine Gemarkung, an die sich im Norden Steinbach anschließt. Östlich benachbart liegen die Gemarkungen Zöllmen und Wurgwitz, südöstlich grenzt Niederhermsdorf an Kesselsdorf an. Weiterhin befindet sich Oberhermsdorf südlich, im Südwesten grenzt für wenige Meter auch Braunsdorf an. Im Westen hat der Ort eine gemeinsame Grenze mit Grumbach und im Nordwesten ist Kaufbach benachbart. Steinbach und Zöllmen gehören zur Landeshauptstadt Dresden, Wurgwitz und Niederhermsdorf zur Stadt Freital. Die anderen umliegenden Gemarkungen sind wie Kesselsdorf Teil der Stadt Wilsdruff.
Geschichte
Mittelalter und Neuzeit
Kesselsdorf wurde als slawische Siedlung gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte am 9. Februar 1223 in einer Gerichtsakte, in der ein Gerhardus von Kesselsdorf genannt wird. Er war Ritter auf Kesselsdorf und unterstand dem Castrum Dresden in der Markgrafschaft Meißen. Zu Beginn der Hussitenkriege (1419–1439) wurde Kesselsdorf nahezu vollständig vernichtet. Jedoch ist für 1421 wieder überliefert, dass eine ortsansässige Erbschänke das Brau- und Schankrecht besaß. Im 16. Jahrhundert war Kesselsdorf dem Amt Dresden unterstellt. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde Kesselsdorf erneut mehrfach geplündert, im Jahr 1632 fielen die Schweden in den Ort ein. Zum Ende des 17. Jahrhunderts forderte die Pest in Kesselsdorf in drei Monaten 36 Todesopfer.
Überregionale Bekanntheit erlangte das Dorf durch die Schlacht bei Kesselsdorf, die am 15. Dezember 1745 zwischen Preußischen Truppen und der Armeen Österreichs und des Kurfürstentum Sachsens ausgetragen wurde. Sie war Teil des Zweiten Schlesischen Krieges und entschied diesen Konflikt letztlich zugunsten Preußens. In Kesselsdorf an sich richtete die Schlacht keine großen Schäden an, forderte jedoch etwa 14.000 Tote oder Verletzte. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehörte der Ort anteilig zum Prokurationsamt Meißen und dem Religionsamt Dresden.
19. Jahrhundert
Jahr | Einwohner |
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1834 | 385 |
1871 | 628 |
1890 | 791 |
1910 | 855 |
1925 | 885 |
1939 | 946 |
1946 | 1053 |
1950 | 1068 |
1964 | 957 |
1990 | 626 |
1993 | 724 |
1994 | 2797 |
1997 | 4739 |
2000 | 5014 |
In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Kesselsdorf dem Amt Grillenburg und ab 1856 dem Gerichtsamt Wilsdruff unterstellt. Ab dem Jahr 1875 oblag die Verwaltung dann der Amtshauptmannschaft Meißen. Bevor Kesselsdorf 1838 durch die Sächsische Landgemeindeordnung Eigenständigkeit als Landgemeinde erhielt, war der Ort durch das Lehnswesen geprägt. So bewirtschafteten im Jahr 1551 26 besessene Mann und 16 Inwohner 21 3⁄4 Hufen, auf die das Domkapitel Meißen und der Rat zu Dresden-Altstadt die Grundherrschaft ausübten. Nach dem Siebenjährigen Krieg war das Dorf Teils Amtsdorf, im übrigen Teil war das Religionsamt Dresden Grundherr. In Kesselsdorf lebten zu dieser Zeit 22 besessene Mann und 12 Häusler auf 24 Hufen zu je 30 Scheffel.
Im Jahr 1878 löste das dritte Kesselsdorfer Schulgebäude den Bau von 1782 ab. Am 1. März 1886 wurde Kesselsdorf Sitz eines Postamtes. Es verfügte über einen Telefonanschluss. Anschluss an das Schienennetz erfuhr Kesselsdorf am 1. Oktober 1886. Die Schmalspurbahn Freital-Potschappel–Nossen verband den Ort nun mit Potschappel im Döhlener Becken und Wilsdruff sowie ab 1899 auch mit Nossen. Schon zuvor hatte mit der Industrialisierung die wirtschaftliche Entwicklung in der Region begonnen. Das Döhlener Becken entwickelte sich infolge des Steinkohlenbergbaus zum „Tal der Arbeit“, auch viele Kesselsdorfer fanden in den Betrieben der Industriedörfer Anstellung. Einher mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ging auch ein deutliches Wachstum der Einwohnerzahl des Ortes. In 56 Jahren, von 1834 bis 1890, verdoppelte sich die Zahl der Kesselsdorfer. Trotz dieser Entwicklungen blieben in Kesselsdorf und den umliegenden Orten die bäuerlichen Strukturen erhalten.
20./21. Jahrhundert
Auch das kulturelle Leben entwickelte sich weiter, so kam es 1900 zur Gründung des ersten Kesselsdorfer Turnvereins. Das Waldhufendorf Kesselsdorf war in diesem Jahr von einer 388 Hektar großen Waldhufenflur umgeben. Am 17. März 1907 erfolgte die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kesselsdorf. Die Einwohnerzahl der Gemeinde stieg weiter bis auf 855 im Jahr 1910 an.
Im Ersten Weltkrieg fallen 25 Männer aus Kesselsdorf, der Zweite Weltkrieg kostete 58 Einwohnern das Leben. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches wurde Kesselsdorf zunächst Teil der Sowjetischen Besatzungszone und später der DDR. Im sozialistischen Staat wurde der Ort 1950 dem Landkreis Dresden zugeordnet, in der Gebietsreform 1952 kam die Gemeinde jedoch zum neugebildeten Kreis Freital im Bezirk Dresden. Die Bauern im Dorf richteten sich folgend nach der Landwirtschaft in der DDR aus, es kam am 20. April 1960 zur Gründung der LPG Typ I „Weiter Blick“. Diese wurde 1972 an die Podemuser LPG „Karl Marx“ angeschlossen. Im Jahr 1966 stellte die ortsansässige und schon 1621 erwähnte Brauerei Kesselsdorf ihren Betrieb ein. Am 27. Mai 1972 fuhr der letzte Zug auf der Schmalspurstrecke. Waren die Einwohnerzahlen bis in die Nachkriegszeit durchgängig gestiegen (Höchststand 1950 mit 1068 Einwohnern), so verringerte sich die Zahl der in Kesselsdorf lebenden Menschen bis 1990 auf 626.
Nach der Deutschen Wiedervereinigung 1989 wurde Kesselsdorf als eigenständige Gemeinde Teil des Landkreises Freital im wiedergegründeten Freistaat Sachsen. Zwei Jahre später war der Ort vollständig an die Wasserversorgung angeschlossen. In Kesselsdorf entstanden seit 1990 das erste neue Gewerbegebiet Sachsens und eine weitflächige Eigenheimsiedlung um eine neue Ortsmitte mit einem 1996 eröffneten Rathaus, die im Gegensatz zum Altort den Charakter einer Dresdner Stadtrandsiedlung bekam. Die Neubauten sorgten wieder für ein Einwohnerwachstum. Dieser Trend setzte sich für die Gesamtgemeinde bis etwa in die Jahrtausendwende fort, der Kernort Kesselsdorf wuchs weiter bis auf 3407 Einwohner im Jahr 2011.
Am 1. März 1994 wurden Kesselsdorf und die Gemeinde Braunsdorf (mit den am 1. Januar 1973 eingemeindeten Ortsteilen Kleinopitz und Oberhermsdorf) zur neuen Gemeinde Kesselsdorf vereinigt.[3] Diese trat am 9. Mai 1994 dem Verwaltungsverband Landberg bei und wurde am 1. August 1994 dem Weißeritzkreis zugeordnet. Nachdem Grumbach aus dem Verwaltungsverband ausgeschieden war, löste er sich am 1. Oktober 1998 auf. Nach einem Bürgerentscheid wurde Kesselsdorf am 1. August 2001 nach Wilsdruff eingemeindet.[4] Der ursprüngliche Ort Kesselsdorf erhielt den Status einer Ortschaft, Braunsdorf (in seinem Umfang von 1994) wurde aus Kesselsdorf wieder herausgelöst und kam als eigenständige Ortschaft nach Wilsdruff.
Als Ortsteil Wilsdruffs wurde Kesselsdorf 2008 im Zuge einer erneuten Kreisreform Teil des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Seit Mai 2009 liefen Bauarbeiten für eine vollständige Ortsumgehung, die mit den Geldern des Konjunkturpaketes I finanziert wurden. Die Ortsumgehung wurde im Juli 2011 fertiggestellt.
Katharinenkirche
Die evangelisch-lutherische Kesselsdorfer St. Katharinenkirche (Namenspatronin ist Katharina von Alexandria) wurde in gotischem Baustil 1562 errichtet. Sie war Pfarrkirche für Braunsdorf, Niederhermsdorf, Oberhermsdorf, Kohlsdorf, Kleinopitz und Wurgwitz, später auch für Kaufbach, Zöllmen und Unkersdorf. Von 1723 bis 1725 wurde sie unter der Leitung von George Bähr barock umgebaut. Die Bevölkerung Kesselsdorfs war nach der Reformation in Sachsen vorwiegend evangelisch-lutherisch. Von 885 Einwohnern, die 1925 im Ort lebten, waren allein 851 evangelisch-lutherisch, sieben katholisch und 27 anderer oder keiner Religion. Heute ist Kesselsdorf Teil der St.-Katharinen-Kirchgemeinde Kesselsdorf, zu der auch die Grumbacher Kirche gehört. Seit dem 2. Januar 2021 gehört die Kirchgemeinde zum Ev.-Luth. Kirchgemeindebund Wilsdruff-Freital.[5]
Die Orgel mit 19 Registern wurde 1878 von Hermann Eule Orgelbau Bautzen als Opus 7 erbaut.[6] In der Kirche finden sich auch Zeugnisse der Schlacht bei Kesselsdorf.
Wirtschaft und Infrastruktur
Das in den 1990er Jahren entstandene Gewerbegebiet ist eines der größten im Dresdner Umland, ist jedoch noch nicht vollständig bebaut. Das Gewerbegebiet ist unter anderem Sitz der Unternehmen Satra Eberhardt und Magnussoft. Zudem befinden sich Niederlassungen der Unternehmen Danzer Group, Interflex und Sodexo in Kesselsdorf. Bis 2011 befand sich außerdem der Hauptsitz des Einzelhandelsunternehmens Pfennigpfeiffer im Gewerbegebiet. Während im nördlichen Teil die Unternehmensgrundstücke vorherrschen, gibt es im südlichen Teil des Gewerbegebietes vornehmlich Wohnbebauung. Eine weitere Eigenheimsiedlung befindet sich zwischen dem Kesselsdorfer Sportplatz und dem Kleinbahnhof.
Das Gewerbegebiet war früher über die Staatsstraße 36 nach Wilsdruff an die Bundesautobahn 4 angeschlossen. Seitdem die neu gebaute Bundesautobahn 17 östlich von Kesselsdorf im Jahr 2001 freigegeben wurde, ist der Ort von dort aus am schnellsten zu erreichen. An der nur etwa einen Kilometer von Kesselsdorf entfernt liegenden Anschlussstelle „Dresden-Gorbitz“ wird die Bundesstraße 173 an die A 17 angebunden. Die Bundesstraße, auf Dresdner Stadtgebiet als Coventrystraße bezeichnet, führt bis zum Abzweig nach Wilsdruff als Ortsumgehung vierstreifig durch das Kesselsdorfer Gewerbegebiet. Vor der Eröffnung der Ortsumfahrung führte die Bundesstraße direkt durch den Ort über die „Straße des Friedens“. Ein Teil dieser alten Trasse der B 173 ist anschließend zurückgebaut worden. Über die B 173 ist Kesselsdorf neben Dresden auch mit dem Nachbarort Grumbach und der Bergstadt Freiberg verbunden.
Durch Kesselsdorf verlaufen außerdem Staats- und Kreisstraßen. Die Kreisstraße 9080 verbindet den Ort mit Unkersdorf, Oberhermsdorf und Braunsdorf. Die Staatsstraße 36 verläuft, aus Wilsdruff kommend, als Ortsumfahrung durch das Gewerbegebiet Kesselsdorf und dann talabwärts in Richtung Freital-Wurgwitz. Die alte Staatsstraße wurde im Zuge des Autobahnbaus umverlegt und leitet den aus Freital kommenden Verkehr an Kesselsdorf vorbei in Richtung Dresden und A 17. Der Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge betreibt mehrere Buslinien, die Kesselsdorfer Haltestellen bedienen, darunter die Linie F des Freitaler Stadtverkehrs und die Regionallinie 333 (Pirnaischer Platz–Hetzdorf/Mohorn). Es wurde in den letzten Jahren vermehrt eine Verlängerung der Straßenbahnstrecke von Dresden-Pennrich nach Kesselsdorf angedacht, die jedoch bisher nicht in Planung ist.
Die Schmalspurbahn Freital-Potschappel–Nossen wurde 1973 stillgelegt.
Persönlichkeiten
- Paul Daniel Longolius (* 1704 in Kesselsdorf; † 1779 in Hof), Philologe, Historiker und Lexikograf
- Johann Christian Klengel (* 1751 in Kesselsdorf; † 1824 in Dresden), Maler, Zeichner, Radierer und Lithograf
- Friedrich Drese (* 1960), Orgelbauer und Organist in Mecklenburg
Literatur
- Cornelius Gurlitt: Kesselsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 41. Heft: Amtshauptmannschaft Meißen-Land. C. C. Meinhold, Dresden 1923, S. 208.
- Egbert Steuer (2000): Chronik von Kesselsdorf. Dresden
- Kesselsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band. Schumann, Zwickau 1817, S. 559–563.
- Kesselsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 17. Band. Schumann, Zwickau 1830, S. 268–271.
Weblinks
- Kesselsdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Homepage Heimatkreis Kesselsdorf (umfangreiche Darstellung der Ortsgeschichte)
- Kesselsdorf auf wilsdruff.de
- Orgel im Gemeindesaal der Evangelisch-Lutherischen Kirche
- Eule-Orgel der St. Katharinenkirche in Organindex
Einzelnachweise
- Kesselsdorf zieht mit Wilsdruff gleich. In: Sächsische Zeitung, 4. April 2012
- Kesselsdorf (Ortslage). In: Suche geographischer Namen (Geodatenzentrum). Abgerufen am 12. Februar 2013.
- Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
- Amtsblatt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens vom 28. August 2020
- Informationen zur Orgel und -geschichte der St.-Katharinen-Kirche auf Organ index. Abgerufen am 28. Februar 2022.