Königshain
Königshain (obersorbisch Kralowski haj) ist eine Gemeinde im Landkreis Görlitz im Osten Sachsens. Die Gemeinde gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Reichenbach/O.L.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Görlitz | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Reichenbach/O.L. | |
Höhe: | 233 m ü. NHN | |
Fläche: | 19,58 km2 | |
Einwohner: | 1165 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 59 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 02829 | |
Vorwahl: | 035826 | |
Kfz-Kennzeichen: | GR, LÖB, NOL, NY, WSW, ZI | |
Gemeindeschlüssel: | 14 6 26 240 | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Görlitzer Str. 4 02894 Reichenbach/O.L. | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Siegfried Lange | |
Lage der Gemeinde Königshain im Landkreis Görlitz | ||
Geografie
Die Gemeinde Königshain liegt im zentralen Teil des Landkreises etwa 9 km westlich von Görlitz zwischen den Königshainer Bergen. Der Ort ist ein Waldhufendorf mit zahlreichen gut erhaltenen Vierseithöfen.
Geschichte
Der Ort Königshain wurde erstmals im Jahr 1298 urkundlich erwähnt. Die Gemahlin eines böhmischen Königs soll sich hier in den Wäldern ein Jagdquartier eingerichtet haben (daher stammt wahrscheinlich auch der Name). Während der Hussitenkriege wurde Königshain im Jahr 1429 zerstört.
Erhalten blieb ein Steinbau, der Steinstock, der als der älteste Profanbau der Oberlausitz gilt, das Mauerwerk stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Der Wohnturm war im Mittelalter mit einem Wassergraben umgeben und diente als Rittersitz. Auf dem steinernen Sockelgeschoss befand sich vermutlich ein Obergeschoss aus Holz oder Fachwerk, wie häufig bei Weiherhäusern.
Im Jahr 1504 erwarb der reiche Görlitzer Kaufmann Hans Frenzel das Rittergut Königshain.[2] Sein Sohn Joachim Frenzel von Königshain errichtete darauf ein Wasserschloss im Renaissancestil. Dieses wurde im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt. 1660 ging es in den Besitz des Breslauer Kaufmanns Ernst Moritz von Schachmann über, in dessen Familie es verblieb. Er ließ den Renaissancebau, der 1668 durch Blitzschlag abgebrannt war, wieder aufbauen; die Eingangsseite des eingeschossigen Rechteckbaues wird von zwei quadratischen Turmvorbauten flankiert. Im nordöstlichen Hauptraum ist eine farbig gefasste Holzbalkendecke erhalten.
Der bekannteste Vertreter derer von Schachmann, der Numismatiker und Naturforscher Carl Adolph Gottlob von Schachmann, baute von 1764 bis 1766 in der Nähe des alten Schlosses ein Barockschloss im schlichten französischen Stil, vermutlich von Baumeistern des Dresdner Rokoko. Zwei Seitenflügel umfassen einen breiten Ehrenhof, die seitlichen Pavillons besitzen geschweifte Walmdächer. Davor bilden quergestellte Kopfbauten das Entree. Auf der Parkseite tritt der Mittelrisalit dreiseitig hervor. Der Gartensaal im Erdgeschoss hat eine Stuckdecke mit Rocaille-Motiven, der ovale Festsaal im Obergeschoss verfügt über eine klassizistische Ausmalung.
Nach seinem und seiner Gattin Tod ging der Besitz an seinen Neffen Carl Heinrich Ludwig von Heynitz. Die Familie Heynitz besaß das Gut bis zu ihrer Vertreibung 1945. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im Schloss Königshain ein Hauptverbandplatz eingerichtet. Daran erinnern noch heute zwei Friedhöfe im Park. Zu DDR-Zeiten waren Schloss und Gut Königshain Zentrum eines landwirtschaftlichen Betriebes.
Ein wesentlicher Erwerbszweig in Königshain war seit dem 18. Jahrhundert die Arbeit in den Granitsteinbrüchen der Königshainer Berge. Der Abtransport der Steine wurde mit dem Bahnanschluss durch die Görlitzer Kreisbahn von Görlitz nach Weißenberg im Jahr 1905 wesentlich verbessert. Der letzte der Steinbrüche schloss 1975.[3]
- Steinstock Königshain
- Renaissanceschloss
- Barockschloss (Parkseite)
- Blick auf den stillgelegten Thadenbruch
Sehenswürdigkeiten
- Steinstock (ältester Profanbau der Oberlausitz), im 13./14. Jahrhundert als mittelalterlicher Wohnturm erbaut
- Renaissance-Schloss[4] (auch Wasserschloss)
- Barockschloss mit Parkanlage (Rhododendronanlage)
- Dorfkirche mit Parkanlage
- zahlreiche gut erhaltene Vierseithöfe
- Granitabbaumuseum mit Natur- und Steinbruch-Lehrpfad durch die stillgelegten Steinbrüche
- Hochstein 406 m ü. NN, mit über 22 Meter hohem Aussichtsturm
- Kuckuckstein 340 m ü. NN, mit Sichtloch zur Wintersonnenwende
Die Kulturdenkmale sind in der Liste der Kulturdenkmale in Königshain erfasst.
Der Schlosspark ist Mitglied des Gartenkulturpfades beiderseits der Neiße.[5] Dies verbessert die Möglichkeiten der Pflege (Parkseminare) und die Aussichten auf Förderung sowie die touristische Erschließung.
Politik
Seit der Kommunalwahlen in Sachsen 2019 verteilen sich die 11 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
Bürgermeister
Am 7. Juni 2015 wurde Siegfried Lange wiedergewählt.[7]
Sport
Königshain hat einen Sportverein, mit den Abteilungen Fußball, Tischtennis und Gymnastik.[8] Die erste Herren-Fußballmannschaft des SV Königshain spielte bis zum Rückzug vom Spielbetrieb nach der Saison 2012/13 in der Kreisoberliga (7. Liga) des Sächsischen Fußball-Verbandes.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehrsanbindung
Die Bundesstraße 6 verläuft südlich und die Bundesautobahn 4 nördlich der Gemeinde. Der hier gelegene Autobahntunnel Königshainer Berge ist der zweitlängste Deutschlands. Die Bahnstrecke von Görlitz nach Königshain ist seit 1993 stillgelegt und wurde 2009 als Radweg umgestaltet.
Persönlichkeiten
- Hans Frenzel (1463–1526), Großhändler, Biereigner und Bauherr. Besaß Königshain
- Joachim Frenzel (1515–1565) Grundherr. Ließ in Königshain das Renaissanceschloss erbauen
- Balthasar Dietrich (1527–1595), evangelischer Pfarrer
- Carl Adolph Gottlob von Schachmann (1725–1789), Altertumssammler, Naturforscher, Numismatiker und Maler, Gutsbesitzer in Königshain
- Tobias Müller (* 1993), Fußballspieler, wuchs in Königshain auf
Literatur
- Görlitz und seine Umgebung (= Werte der deutschen Heimat. Band 54). 1. Auflage. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1994, ISBN 3-7400-0932-2. (S. 58 ff.)
- Freundeskreis der Heimatpflege im Niederschlesischen Oberlausitzkreis e.V. (Hrsg.): Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006.
- Christian Samuel Schmidt: Beschreibung von Königshain. Hermsdorf und Anton, Görlitz 1797.
- Thomas Thränert: Die Grundherrschaft als Erkenntnis- und Gestaltungsraum – Carl Adolph Gottlob von Schachmann und sein Gut Königshain. In: Die Gartenkunst. Jg. 30, Heft 1, 2018, S. 63–74.
Weblinks
- Königshain im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Literatur über Königshain in der Sächsischen Bibliografie
- Schlosspark auf der Website des Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße
Einzelnachweise
- Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Christian Speer: »Vita mercatoris«. Die Autobiographie des Fernhändlers Hans Frenzel (1463–1526) aus Görlitz. Edition und Kommentar. In: Dietrich Scholze (Hrsg.): Stätten und Stationen religiösen Wirkens. Studien zur Kirchengeschichte der zweisprachigen Oberlausitz (= Schriften des Sorbischen Instituts. Band 48). Bautzen 2009, S. 150–179.
- Granitabbaumuseum Königshain. Abgerufen am 21. August 2018.
- Schlösser auf Webseite des Ortes
- Homepage Gartenkulturpfad beiderseits der Neiße, Mitglieder und Kooperationspartner. Abgerufen am 4. Juni 2018.
- Kommunalwahl 2019, Wahlergebnis für Königshain
- statistik.sachsen.de.
- http://www.koenigshain.com/vereine.html