HMS Cornwallis (1901)
Die HMS Cornwallis war eines der sechs Linienschiffe der Duncan-Klasse der britischen Royal Navy, die inoffiziell "The Admirals" genannt wurden. Sie kam 1904 für die Mittelmeerflotte in Dienst und wechselte bis 1914 mehrfach innerhalb der verschiedenen Flotteneinheiten. Im Ersten Weltkrieg diente sie mit ihren Schwesterschiffen anfangs bei der Grand Fleet zur Unterstützung der Northern Patrol, wechselte aber im November 1914 zur Kanalflotte. Schon zu Beginn des Jahres 1915 wurde sie zu den Dardanellen abgeordnet und nahm dort an allen wesentlichen Marineaktionen im Kampf um Gallipoli teil. Nach Ende der Kämpfe dort wurde sie zur Sicherung von Geleitzügen im Mittelmeer und im Indischen Ozean eingesetzt. Am 9. Januar 1917 wurde sie im Mittelmeer östlich von Malta vom deutschen Unterseeboot U 32 torpediert. Nur 15 Mann ließen beim Untergang ihr Leben.
Die HMS Cornwallis | |
Übersicht | |
Typ | Linienschiff |
Bauwerft | |
Kiellegung | 19. Juli 1899 |
Stapellauf | 13. Juli 1901 |
Namensgeber | Charles Cornwallis, 1. Marquess Cornwallis |
Indienststellung | 9. Februar 1904 |
Verbleib | am 9. Januar 1917 nach Torpedotreffer gesunken |
Technische Daten | |
Verdrängung |
13.270 ts, max. 15.200 ts |
Länge |
131,8 m über alles, (432 ft) |
Breite |
23,0 m (75,5 ft) |
Tiefgang |
7,8 m (25,75 ft) |
Besatzung |
720 Mann |
Antrieb |
24 Belleville-Kessel, |
Geschwindigkeit |
19 kn |
Reichweite |
7000 sm bei 10 kn |
Bewaffnung |
• 4 × 305-mm-L/40-Mk.IX-Kanonen |
Panzerschotts |
bis 280 mm |
Panzerdeck |
bis 51 mm |
Gürtelpanzer |
bis 178 mm |
Artillerietürme |
bis 254 mm |
Barbetten |
bis 280 mm |
Kasematten |
152 mm |
Kommandoturm |
356 mm |
Baugeschichte
Die Cornwallis und ihre fünf Schwesterschiffe der Duncan-Klasse wurden als Reaktion auf die großen Bauprogramme der Französischen und Russischen Marine bestellt und sollten insbesondere die schnellen Schiffe des russischen Programmes bekämpfen können[1]. Sie waren daher eine kleinere, leichter gepanzerte und schnellere Version der vorangegangenen Formidable-Klasse. Die russischen Schiffe der Pereswet-Klasse waren aber nicht so stark bewaffnet wie ursprünglich erwartet, so dass die Schiffe der Duncan-Klasse sich als sehr überlegen in ihrem Verhältnis von Geschwindigkeit, Feuerkraft und Panzerung darstellten[1]. Die Schiffe der Duncan-Klasse hatten die gleiche Bewaffnung wie die vorangehenden Schiffe der Formidable- bzw. London–Klasse bei einer etwas geringeren Verdrängung. Als Hauptbewaffnung verwendeten sie die 12-Zoll-305-mm-L/40-Mk.IX-Marinekanone[2] in zwei Doppeltürmen. Als Mittelartillerie wurden zwölf 6-Zoll-152-mm-L/45-Mk.VII-Geschütze[3] in Kasematten aufgestellt. Die Art der Panzerung und ihre Verteilung waren der der London-Klasse sehr ähnlich, bei einer Reduzierung des Umfanges bei den Barbetten der Hauptartillerie und beim Gürtelpanzer. Die Maschinenanlage leistete 3000 Psi mehr als bei den vorangegangenen Schiffen. Erstmals wurden auf britischen Linienschiffen 4-Zylinder-Dreifach-Expansionsmaschinen eingebaut. Dazu erhielten die Schiffe eine verbesserte Rumpfform, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Die Schiffe hatten gute Seeeigenschaften, ließen sich bei allen Geschwindigkeiten gut steuern und hatten gute Verbrauchswerte. Sie waren die schnellsten Linienschiffe der Royal Navy mit einer Konstruktionsgeschwindigkeit von 19 kn und einer Operationsgeschwindigkeit 18 kn. Nur die beiden leichten Linienschiffe der Swiftsure-Klasse, Swiftsure und Triumph, und die späteren Turbinenschlachtschiffe waren schneller.[4] Die Cornwallis war das schnellste Schiff der Klasse bei den Tests mit 19,56 kn. Im Flottenbetrieb galt später ihr Schwesterschiff Albemarle als schnellstes Schiff.
Die fünfte Cornwallis wurde bei Thames Ironworks and Shipbuilding and Engineering in Leamouth, London, am 19. Juli 1899 nur wenige Tage nach der dort ebenfalls zu bauenden Duncan als drittes Schiff der Klasse begonnen und lief am 13. Juli 1901 als fünftes Schiff der Klasse vier Monate nach der Duncan vom Stapel. Die Thames Ironworks war die einzige Werft die zwei Schiffe der Duncan-Klasse baute. Die Cornwallis kostete 1.096.052 £[5] und wurde wegen Streiks erst im Februar 1904 als letztes Schiff der Klasse fertiggestellt.
Ende 1906 war sie, wie alle anderen Linienschiffe, durch das Erscheinen der Dreadnought technisch überholt. Dennoch hatte sie bis weit in den Weltkrieg hinein wichtige Aufgaben zu erledigen.
Einsatzgeschichte
Durch die Streikverzögerung kam die Cornwallis 1904 als letztes Schiff der Klasse am 9. Februar 1904 in Dienst. Die fünf Schwesterschiffe waren zwischen Februar und November 1903 von der Royal Navy in Dienst genommen worden.
Dienst im Frieden
Ihre erste aktive Dienstzeit verbrachte die Cornwallis bei der britischen Mittelmeerflotte, wo sie das Linienschiff 2. Klasse Renown ablöste.[6] Am 17. September 1904 hatte sie eine Kollision mit der griechischen Brigantine Angelica, ohne einen wesentlichen Schaden zu erleiden. Im Februar 1905 verlegte sie zur Channel Fleet (Kanalflotte), wo sie im Juni 1906 zusammen mit ihren fünf Schwesterschiffen Exmouth als Flaggschiff des Flottenchefs, Admiral Arthur Wilson, Albemarle als Flaggschiff der Linienschiffsdivision, Russel, Duncan und Montagu und vier Linienschiffen der Majestic-Klasse, fünf Schiffen der Canopus-Klasse sowie den beiden Schiffen der Swiftsure-Klasse diente. Am 14. Januar 1907 wechselte die Cornwallis dann zur Atlantikflotte, wo sie von Januar bis Mai 1908 in Gibraltar überholt wurde und ab dem 25. August 1909 als Flaggschiff des 2. Admirals eingesetzt wurde.[7] Im August 1909 verlegte die Cornwallis wieder zur Mittelmeerflotte nach Malta. Mit der Umorganisation der britischen Flotte vom 1. Mai 1912 wurde das Linienschiffsgeschwader der Mittelmeerflotte das 4. Schlachtgeschwader der Home Fleet, das von Malta nach Gibraltar verlegt wurde. Im März 1914 verlegte die Cornwallis dann in die Heimatgewässer, um als Einheit des 6. Schlachtgeschwaders der 2. Flotte die Besatzung auf einen Stamm zu reduzieren[7].
Der Mobilmachungsplan sah vor, das die Cornwallis mit Agamemnon, den vier noch vorhandenen Schwesterschiffen Albemarle, Russell, Duncan und Exmouth sowie der älteren Vengeance als 6. Schlachtgeschwader in der Kanalflotte den Ärmelkanal überwachen und die Verlegung der British Expeditionary Force nach Frankreich sichern sollte.
Erster Weltkrieg
Es gab allerdings auch einen Plan, das 6. Schlachtgeschwader der Grand Fleet zuzuweisen. Bei Kriegsausbruch im August 1914 forderte daher der Oberbefehlshaber der Grand Fleet, Admiral Sir John Jellicoe die Russell und ihre vier noch vorhandenen Schwesterschiffe der Duncan-Klasse (Albemarle, Cornwallis, Duncan und Exmouth) zur Verstärkung des 3. Schlachtgeschwaders der Grand Fleet an, um dort wegen des Kreuzermangels Überwachungsaufgaben zu übernehmen. Die ursprüngliche Planung mit dem 6. Schlachtgeschwader wurde zurückgestellt und die Cornwallis traf mit ihren Schwestern am 8. August 1914 in Scapa Flow ein, wurde dem 3. Schlachtgeschwader unterstellt und unterstützte die Kreuzer der Flotte bei der Northern Patrol[8]
Am 2. November 1914 verlegte die Russell mit ihren vier Schwesterschiffen und den Linienschiffen der King-Edward-VII-Klasse zur Verstärkung zur Channel Fleet wegen der Aktivitäten der Kaiserlichen Marine in diese Richtung. Die Schiffe der King-Edward-VII-Klasse wurden schon am 13. November wieder zur Grand Fleet abgezogen, aber die Schiffe der Duncan-Klasse blieben bei der Channel Fleet und bildeten ab dem 14. November das 6. Schlachtgeschwader mit der Russell als Flaggschiff. Das Geschwader sollte die deutschen U-Boot-Basen an der belgischen Küste angreifen und wurde in Portland stationiert, lag aber ab dem 14. November in Dover. Wegen unzureichenden Verteidigungsmöglichkeiten gegen U-Boot-Angriffe ging das Geschwader am 19. wieder nach Portland. Das 6. Schlachtgeschwader kehrte im Dezember nach Dover zurück.[9] Die Cornwallis wurde Ende Dezember nach Westirland abgeordnet und bis Januar 1915 in der Clew Bay und Killarney Bay stationiert.[7]
Einsatz an den Dardanellen
Im Januar 1915 wurde die Cornwallis zu den Dardanellen kommandiert. Sie verließ Portland am 24. Januar und traf am 13. Februar in Tenedos beim Dardanellengeschwader ein.[7]
Die Cornwallis nahm an allen Marine-Operationen während der Schlacht um Gallipoli teil. Am 18. und 19. Februar war sie an den ersten Beschießungen der Forts am Eingang der Meerenge beteiligt und eröffnete das Feuer der eingesetzten Linienschiffe Albion, Triumph und Vengeance[10] und setzte mit ihrer Mittelartillerie am 25. Februar die Forts Sedd el Bahr und Kum Kale endgültig außer Gefecht. Am 18. März 1915 nahm sie an dem Versuch, die Durchfahrt zu erzwingen teil, bei dem die französische Bouvet sowie Irresistible und Ocean verloren gingen. Am 25. April 1915 unterstützte sie die Landung an der Morto Bay. Schließlich unterstützte sie vom 18. bis 20. Dezember 1915 den Rückzug der alliierten Truppen aus der Suvla-Bucht,[7] wobei 500 Schuss ihrer schweren 12-Zoll-(305-mm)-Geschütze und 6000 Schuss ihrer 6-Zoll-(152-mm)-Geschütze feuerte und als letztes großes Schiff diesen Abschnitt verließ.[7]
Weitere Operationen
Nach der Räumung Gallipolis verlegte die Cornwallis zur Suez Canal Patrol, wo sie am 4. Januar 1916 eintraf. Sie gehörte damit zur East Indies Station und erledigte auch Geleitschutzaufgaben im Indischen Ozean, bis sie im März 1916 ins östliche Mittelmeer zurückkehrte. Von Mai bis Juni wurde sie in Malta überholt.[11]
Verlust der Cornwallis
Am 9. Januar 1917 erhielt die Cornwallis 60 sm östlich von Malta auf der Steuerbordseite einen Torpedotreffer. Der Wassereinbruch erzeugte eine Schlagseite von etwa 10°, die durch Fluten ausgeglichen werden konnte.[12] Etwa 75 Minuten nach dem ersten Treffer gelang es dem angreifenden U-Boot U 32 unter Kurt Hartwig, einen weiteren Treffer an Steuerbord zu setzen, worauf die Cornwallis jetzt in etwa 30 Minuten etwa auf der Position 35° 6′ N, 15° 11′ O sank[13]. 15 Mann starben bei den Torpedotreffern, die übrige Besatzung konnte gerettet werden, da das Linienschiff lange kontrolliert werden konnte, bevor es sank.
Literatur
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1988, ISBN 0870210610.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway's All The World's Fighting Ships, 1860–1905. Mayflower Books, New York 1979, ISBN 0831703024.
- F. J. Dittmar, J. J. Colledge: British Warships 1914–1919. Ian Allen, London 1972, ISBN 0-7110-0380-7.
- Tony Gibbons: The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers: A Technical Directory of All the World's Capital Ships From 1860 to the Present Day. Salamander Books Ltd., London 1983.
- Randal Gray (Hrsg.): Conway's All The World's Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1985, ISBN 0870219073.
- Randolph Pears: British Battleships 1892–1957: The Great Days of the Fleets. G. Cave Associates, 1979, ISBN 978-0906223147
Fußnoten
- Gibbons, S. 159
- British 12"/40 (30.5 cm) Mark IX
- British 6"/45 (15.2 cm) BL Mark VII
- Burt, S. 202.
- Burt, S. 198
- Burt, S. 198, 208
- Burt, S. 208.
- Burt, S. 209ff.
- Burt, S. 208, 212
- Burt, S. 212.
- Burt, S. 208 f.
- Burt, S. 214
- Burt, S. 209