Swiftsure-Klasse (1903)
Die Swiftsure-Klasse war eine Klasse von Pre-Dreadnought-Schlachtschiffen der Royal Navy. Ursprünglich für Chile bestimmt, wurden beide Schiffe 1903 noch vor Fertigstellung von der Royal Navy übernommen. Nach anfänglichem Einsatz in heimischen Gewässern kamen beide Schiffe ins Mittelmeer. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges befand sich die Swiftsure in Ostindien und die Triumph in Hongkong. Die Triumph nahm an der Jagd auf die Versorger des deutschen Kreuzergeschwaders unter Maximilian Graf von Spee und an der Belagerung von Tsingtau (heute Qingdao) teil. Beide Schiffe wurden 1915 bei einem erfolglosen Angriff auf Smyrna und während des Dardanellen-Feldzuges zur Unterstützung der auf Gallipoli gelandeten Truppen eingesetzt. Die Triumph wurde dort am 25. Mai 1915 durch U 21 versenkt.
Swiftsure-Klasse | |
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HMS Swiftsure vor Gallipoli, 1915 | |
Übersicht | |
Typ | Linienschiff |
Einheiten | 2 |
Bauwerft |
Armstrong-Whitworth, Elswick |
Kiellegung | 26. Februar 1902 |
Stapellauf | 12. und 15. Januar 1903 |
Auslieferung | 21. Juni 1904 |
Außerdienststellung | Swiftsure April 1917 außer Dienst |
Verbleib | Triumph 25. Mai 1915 versenkt |
Technische Daten | |
Verdrängung | |
Länge |
146,23 m über alles |
Breite |
21,64 m |
Tiefgang |
7,72 m |
Besatzung |
500 Mann |
Antrieb |
|
Geschwindigkeit |
19 kn |
Reichweite |
6.210 Seemeilen (11.501 km) bei 10 kn |
Bewaffnung |
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Panzerung | |
Deck |
1–3 inch (25–76 mm) |
Gürtel (Seite) |
3–7 inch (76–172 mm) |
Schotten |
2–6 inch (51–152 mm) |
Barbetten |
2–10 inch (51–254 mm) |
Panzerkuppeln Zwillingstürme |
8–10 inch (203–254 mm) : |
Zentralbatterie |
7 inch (178 mm) |
Kasematten |
7 inch (178 mm) |
Kommandoturm |
11 inch (279 mm) |
Geschichte
In der zweiten Hälfte des Jahres 1901 standen Chile und Argentinien kurz vor Ausbruch eines Krieges. Chile war wegen der mangelnden Fähigkeiten der eigenen Marine zur Bekämpfung der Geschützten Kreuzer Rivadavia und Moreno besorgt, die Argentinien im Laufe des Jahres in Italien bestellt hatte. Sir Edward Reed, damaliger Chefkonstrukteur der Admiralität, hielt sich aus gesundheitlichen Gründen zu diesem Zeitpunkt in Chile auf. Bei einem Treffen mit Offizieren der chilenischen Kriegsmarine wurde der Gedanke des Kaufes oder des Neubaus von zwei schnellen, stark bewaffneten Schlachtschiffen mit geringer Verdrängung diskutiert. Da der Kauf vorhandener Schiffe praktisch ausschied, baten die Chilenen Reed einen derartigen Schiffstyp im Vereinigten Königreich zu entwerfen. Chile bestellte die Schiffe am 26. Februar 1902. Die Constitución wurde von Armstrong Whitworth in Elswick gebaut, die Libertad von Vickers in Barrow-in-Furness.
Die Krise zwischen Argentinien und Chile klang jedoch ab. Argentinien schrieb die Rivadavia und die Moreno bereits vor Indienststellung zum Verkauf aus[1]. Aufgrund finanzieller Probleme schrieb Chile die Constitución und die Libertad zu Beginn des Jahres 1903 ebenfalls zum Verkauf aus. Chile ging davon aus, dass die Russische Marine die Schiffe kaufen würde. Großbritannien schritt jedoch ein und übernahm die noch nicht fertiggestellten Schiffe am 3. Dezember 1903 für £ 2.432.000. Obwohl eher für chilenische als für britische Anforderungen entworfen und obwohl einige Modifikationen nach dem Kauf vorgenommen wurden, waren grundlegende Änderungen des Entwurfes nicht notwendig. Beide Schiffe wurden im Juni 1904 fertiggestellt und von der Royal Navy übernommen, Constitución als HMS Swiftsure und Libertad als HMS Triumph.[2]
Konstruktion
Die Schiffe waren leichter konstruiert, bewaffnet und gepanzert als andere britische Schlachtschiffe und damit Schlachtschiffe zweiter Klasse (second-class battleships). HMS Swiftsure litt während ihrer Dienstzeit an strukturellen Schwächen und erforderte Verstärkungen des Schiffsrumpfes, bei HMS Triumph traten derartige Probleme nicht auf. Chile hatte Abmessungen gefordert, die eine Benutzung des Trockendocks in Talcahuano ermöglichen sollten, daher waren die Schiffe länger und schmäler, als es der britische Standard vorsah. Im Erscheinungsbild wichen sie deutlich von den anderen britischen Schlachtschiffen ab, mit längeren, schmaleren Schornsteinen und einem Paar Deckskränen mittschiffs. Details der Masten und Anker sowie die Anordnung der Magazine und Munitionslasten unterschieden sich ebenfalls von britischen Standards.[3]
Die Bewaffnung der Schiffe unterschied sich vollständig vom Standard der Royal Navy, da sie speziell auf die Forderungen der chilenischen Marine zugeschnitten war.
Die Schiffe führten als erste britische Schlachtschiffe seit der HMS Centurion und der HMS Barfleur (Centurion-Klasse) und als letzte britische Schlachtschiffe überhaupt eine Hauptbewaffnung vom Kaliber 10 inch (254 mm). Die verwendeten Geschütze unterschieden sich auf beiden Schiffen: Swiftsure führte Armstrong-Geschütze (Armstrong war Bauwerft des Schiffes) mit der Bezeichnung Mark VI, Triumph Geschütze von Vickers (Bauwerft) mit der Bezeichnung Mark VII. Die Hauptbewaffnung war, wie zur damaligen Zeit üblich, in zwei Zwillingstürmen vorn und achtern aufgestellt. Nach Meinung der Royal Navy war das Kaliber gegen moderne Schlachtschiffe ineffektiv. Zwar konnte die Panzerung der neuesten deutschen und russischen Schlachtschiffe durchschlagen werden, nicht jedoch die Panzerung der besser gepanzerten französischen Schlachtschiffe. Das Kaliber wurde als nützlich im Kampf gegen Kreuzer angesehen, allerdings waren die Schiffe zu langsam, um Kreuzer einzuholen und zum Gefecht zu stellen.
Die Sekundärbewaffnung war kampfstark. Mit dem Kaliber von 7,5 inch (190,5 mm) waren sonst keine weiteren britischen Schlachtschiffe ausgerüstet (Standard 6 inch bis zum Erscheinen des Zwischenkalibers 8 bzw. 9,2 inch). Die Geschütze unterschieden sich von den später auf britischen Kreuzern verwendeten 7,5-inch-Geschützen. Auch hier unterschieden sich die Ausführungen der Geschütze nach der Bauwerft: Swiftsure führte Mark III-Geschütze von Armstrong, Triumph Mark IV-Geschütze von Vickers. Zehn der Geschütze waren in einer Zentralbatterie auf dem Hauptdeck aufgestellt, diese Aufstellung wurde jedoch als Platzverschwendung kritisiert, die restlichen vier Geschütze fanden in Kasematten auf Höhe der Masten auf dem Oberdeck Platz.
Für den Kampf gegen Torpedoboote führten die Schiffe eine Tertiärbewaffnung von 3-inch-Geschützen, die Geschosse mit einem Geschossgewicht von 14 Pfund (daher 14-Pfünder genannt) verschossen. Theoretisch war dies eine schwerere Bewaffnung als die auf britischen Schlachtschiffen üblichen 12-Pfünder (die Geschosse mit einem Geschossgewicht von 12 Pfund verschossen), praktisch waren jedoch im Ziel keine Unterschiede feststellbar.[4] Dies waren die einzigen derartigen Waffen im Dienst der Royal Navy, und in der Praxis wurden die gleichen 12,5-Pfund-Geschosse wie bei der Standard 3-Zoll-Kanone benutzt.
Die Panzerung war am ehesten mit derjenigen der Duncan-Klasse vergleichbar. Die Standfestigkeit gegenüber ausländischen Schlachtschiffen erster Klasse wurde jedoch nur auf wenige Salven geschätzt. Obwohl prozentual der gleiche Anteil der Verdrängung auf die Panzerung entfiel wie bei der Duncan-Klasse, bestand der hauptsächliche Unterschied in der Konzentration der Panzerung der Sekundärbewaffnung in der Zentralbatterie gegenüber der Aufstellung in Kasematten bei der Duncan-Klasse.[5]
Die Schiffe besaßen balancierte Ruder und eine verbesserte Rumpfform, was die Manövrierfähigkeit steigerte. Beim Bau wurden sie mit den neuesten britischen Kesseln ausgerüstet, damit wurden sie zu den schnellsten Pre-Dreadnoughts, die jemals gebaut wurden. Die Triumph erreichte 20,17 Knoten, die Swiftsure 20,87 Knoten bei kurzen Sprints unter idealen Bedingungen. Im Einsatz wurden Geschwindigkeiten von 19 Knoten gefahren, damit waren sie geringfügig schneller als die Schiffe der Duncan-Klasse.[6]
Auf Grundlage der Forderungen einer ausländischen Marine entworfen, erfüllten die Schiffe keinen Standard der Royal Navy. Die Hauptbewaffnung erforderte die Herstellung einer speziellen 10-inch-Munition. Der Einsatz war problematisch, da sie für den Kampf gegen feindliche Schlachtschiffe zu schwach bewaffnet und zu schwach gepanzert, für den Kampf gegen feindliche Kreuzer zu langsam waren. Mit Indienststellung der HMS Dreadnought waren sie Ende 1906 bereits veraltet. Dennoch erwiesen sie sich als nützlich und spielten während der ersten Hälfte des Ersten Weltkriegs eine Rolle auf Kriegsschauplätzen in Übersee.
Flotteneinsatz
Beide Schiffe kamen zu Beginn ihrer Dienstzeit in heimischen Gewässern zum Einsatz, bevor sie ins Mittelmeer überstellt wurden. Anschließend dienten sie bei verschiedenen Flottenverbänden in Übersee. Die Triumph nahm an der Jagd auf die Versorger des deutschen Kreuzergeschwaders unter Maximilian Graf von Spee und an den Kämpfen gegen deutsche Truppen in Tsingtau teil. Beide Schiffe wurden 1915 bei einem erfolglosen Angriff auf Smyrna und während des Dardanellen-Feldzuges zur Unterstützung der auf Gallipoli gelandeten Truppen eingesetzt. Die Triumph wurde dabei am 25. Mai durch U 21 versenkt. Die Swiftsure diente anschließend bis zur Außerdienststellung und Verschrottung bei der Atlantic Patrol.[7]
Schiffe
Swiftsure
Die Swiftsure wurde als Constitución 1902 für die chilenische Kriegsmarine auf Kiel gelegt, am 3. Dezember 1903 von Großbritannien gekauft und am 7. Dezember 1903 in Swiftsure umbenannt. Sie kam 1904 in der Home Fleet, 1905–1908 bei der Channel Fleet, 1909–1912 bei der Mediterranean Fleet, 1912/13 erneut bei der Home Fleet zum Einsatz. Bei Kriegsausbruch war sie der East Indies Station zugeteilt (1913–1915). 1914/15 diente sie bei der Suez Canal Patrol und nahm am Kampf gegen türkische Truppen während der Dardanellen-Kampagne 1915/16 teil. Nach dem Einsatz im Atlantik 1916–1917 kam sie zur Reserve und wurde 1920 zum Abwracken verkauft.[7]
Triumph
Die Triumph wurde als Libertad 1902 für die chilenische Kriegsmarine auf Kiel gelegt, am 3. Dezember 1903 von Großbritannien gekauft und am 7. Dezember 1903 in Triumph umbenannt. Sie kam 1904 in der Home Fleet, 1905–1909 bei der Channel Fleet, 1909–1912 bei der Mediterranean Fleet, 1912/13 erneut bei der Home Fleet zum Einsatz. Seit 1913 war sie der China Station zugeteilt, lag allerdings in Hongkong in Reserve. Sie beteiligte sich 1914 am Feldzug gegen die deutsche Kolonie in Tsingtau (China). Anschließend nahm sie am Kampf gegen türkische Truppen während der Dardanellen-Kampagne 1915–1916 teil. Am 25. Mai 1915 sank sie bei Gaba Tepe nach einem Torpedotreffer durch das deutsche U-Boot U 21.[7]
Literatur
- Burt, R. A.: British Battleships 1889–1904. Annapolis, Maryland: Naval Institute Press, 1988. ISBN 0-87021-061-0.
- Chesneau, Roger, und Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway's All The World's Fighting Ships, 1860–1905. New York: Mayflower Books, Inc., 1979. ISBN 0-8317-0302-4.
- Gibbons, Tony: The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers: A Technical Directory of All the World's Capital Ships From 1860 to the Present Day. London: Salamander Books Ltd., 1983.
Weblinks
Fußnoten
- Conway's All the World's Fighting Ships, 1806–1905, S. 403
- Burt, S. 259, 261–262
- Burt, S. 262, 264
- Buert, S. 264, 267–268
- Burt, S. 269
- Burt, S. 271–272
- Burt, S. 274–276