Majestic-Klasse (1895)
Die Majestic-Klasse war eine Klasse von Pre-Dreadnought-Schlachtschiffen der Royal Navy, die unter dem Spencer Programme gebaut wurden. Mit neun in Dienst gestellten Einheiten war sie der Anzahl nach die größte Schlachtschiffsklasse der Royal Navy.[1] Die Schiffe wurden von William Henry White entworfen.
Bauwerft: | Portsmouth Dockyard Pembroke Dockyard Chatham Dockyard J. & G. Thompson, Clydebank Laird Brothers, Birkenhead |
Dienstzeit: | 1895–1921 |
Verdrängung: | 14.900 tons Standard 16.000 tons Einsatz |
Länge: | 126 m |
Breite: | 23 m |
Tiefgang: | 8,4 m |
Antrieb: | 2 Dreizylinder-Dreifachverbunddampfmaschinen Wasserrohrkessel 2 Schrauben |
Geschwindigkeit: | 17 kn Konstruktion 17,6 – 18,7 kn bei Seeerprobung |
Besatzung: | 670 |
Bewaffnung: | Geschütze:
Torpedorohre:
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Panzerung: |
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Geschichte
Das Spencer Programme war nach dem Naval Defence Act 1889 das zweite große Flottenbauprogramm des Victorianischen Zeitalters. Benannt nach dem Ersten Lord der Admiralität, John Spencer, 5. Earl Spencer, und am 8. Dezember 1893 verabschiedet, sollte es ein Gegengewicht zur Flottenrüstung Frankreichs und des Russischen Reiches schaffen.
Die Majestic wurden zu einem Maßstab für die nachfolgenden Pre-Dreadnoughts. Während die vorausgegangene Royal-Sovereign-Klasse den Bau von Schlachtschiffen revolutioniert und das britische Schlachtschiff-Design durch die Einführung des hohen Freibords und der Hauptbewaffnung in zwei Zwillings-Barbetten vorn und achtern stabilisiert hatte, war es die Majestic-Klasse, die die 12-inch-(305-mm-)Hauptbewaffnung und die drehbaren Panzerkuppeln über den Barbetten einführte. Diese Panzerkuppeln, obwohl ganz anders als die älteren, schweren runden Panzertürme konstruiert, erhielten ebenfalls die Bezeichnung Geschützturm und wurden zum Standard für den Kriegsschiffbau weltweit.[1]
Der Entwurf der Majestic-Klasse wurde von der Kaiserlich Japanischen Marine direkt für die Shikishima-Klasse sowie das Schlachtschiff Mikasa (1900) übernommen.[2]
Konstruktion
Als das Typschiff, die HMS Majestic, 1895 zu Wasser gelassen wurde, war sie mit einer Länge von 128 m und einer Verdrängung von 16.000 tons das größte bis dato gebaute Kriegsschiff. Die Schiffe der Klasse galten als Schiffe mit guter Seefestigkeit und einem guten Schlingerverhalten sowie gelungener Antriebsanlage, obwohl sie unter einem hohen Kohleverbrauch litten.[1] Bei ihrer Indienststellung waren die Schiffe kohlegefeuert, die HMS Mars wurde jedoch 1905/06 als erstes Schlachtschiff auf Ölfeuerung umgebaut. Die anderen Schiffe wurden 1907/08 ebenfalls umgerüstet.[3] Die Schiffe der Klasse waren die letzten britischen Schlachtschiffe mit nebeneinander angeordneten Schornsteinen, auf nachfolgenden Klassen wurden die Schornsteine hintereinander angeordnet.
Außer bei der Caesar, der Hannibal und der Illustrious wurde eine neue Brückenkonstruktion eingeführt. Die Brücke wurde rund um die Basis des Vormastes hinter dem Kommandostand angeordnet. Damit sollte im Gefecht eine eventuelle Zerstörung der Brücke durch Trümmer des Kommandostandes verhindert werden.
Während die früheren Schiffe birnenförmige Barbetten besaßen und die Geschütze nur in einer festen Position geladen werden konnten, besaßen die Caesar und die Illustrious runde Barbetten. Bei ihnen konnten die Geschütze in jeder beliebigen Position geladen werden.[1] Damit entfiel das Schwenken der Geschütze zum Nachladen und das erneute Richten, wodurch die Feuergeschwindigkeit gesteigert wurde. Diese Konstruktion wurde für nachfolgende Schlachtschiffklassen übernommen.[3]
Die HMS Renown der Centurion-Klasse war das erste britische Schlachtschiff mit einem Harveypanzer. Diese Art der Panzerung wurde mit der Majestic-Klasse erstmals für eine ganze Klasse von Schlachtschiffen übernommen. Der Harveypanzer hatte bei geringerem Gewicht und geringeren Kosten die gleiche Schutzwirkung wie die früher verwendeten Verbundpanzerungen. Dadurch konnte die Majestic-Klasse mit einem höheren und leichteren Gürtelpanzer als vorhergehende Klassen ausgestattet werden, ohne dass dabei Schutzwirkung verloren ging.
Bei der Majestic-Klasse wurde eine neue Kanone eingeführt, die BL 12 inch naval gun Mk VIII mit einer Länge von 35 Kalibern. Die Schiffe waren die ersten britischen Schlachtschiffe mit einer Hauptbewaffnung vom Kaliber 12 inch seit 1880. Die neue Kanone, die zum Standard für die schwere Artillerie für die nächsten 16 Jahre werden sollte, war eine bedeutende Verbesserung der 13,5-inch (343 mm)-Kanone, die bei den Admiral- und Royal Sovereign-Klasse verwendet wurde.[1] Sie war außerdem leichter. Das verminderte Gewicht ermöglichte den Einbau einer Batterie von 12 6-inch (152-mm)-Kanonen mit einer Länge von 40 Kalibern. Damit war die Sekundärbewaffnung stärker als bei den vorhergehenden Klassen.[4]
Einsatz
Die Schiffe der Majestic-Klasse dienten von ihrer Indienststellung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs in den Gewässern um die Britischen Inseln und im Mittelmeer, die Victorious auch für kurze Zeit in der China Station der Royal Navy. Wie alle Vor-Dreadnoughts war die Majestic-Klasse mit Indienststellung der HMS Dreadnought im Jahre 1906 veraltet. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs waren die Schiffe zusammen mit der HMS Revenge (Royal-Sovereign-Klasse) die ältesten und am wenigsten wirkungsvollen Schlachtschiffe der Royal Navy. Majestic und Prince George nahmen zu Beginn des Krieges aktiv an Kampfhandlungen teil. Die Majestic beschoss deutsche Stellungen an der belgischen Küste, beide Schiffe wurden in der Schlacht von Gallipoli zum Beschuss türkischer Küstenbefestigungen 1915/16 eingesetzt. Dabei ging die Majestic als einziges Schiff ihrer Klasse durch einen Torpedotreffer verloren. Die anderen Schiffe wurden zu Anfang des Krieges als Wachschiffe eingesetzt und später zur Truppentransportern, Depotschiffen oder Munitionstransportern umgerüstet und so im Ersten Weltkrieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit verwendet. Lediglich HMS Caesar behielt die Bewaffnung und diente bis 1918 als Wachschiff. Alle überlebenden Schiffe wurden zwischen 1919 und 1923 abgewrackt.[5]
Schiffe der Klasse
HMS Caesar
HMS Caesar diente in der Kanalflotte 1898, in der Mittelmeerflotte 1898–1903, in der Kanal- und Atlantikflotte 1904–1907 und in der Home Fleet 1907–1914. Im Ersten Weltkrieg diente sie in der Kanalflotte von August bis Dezember 1914, als Wachschiff in Gibraltar von Dezember 1914 bis Juli 1915, als Depotschiff im Mittelmeer 1918/19 und als Depotschiff im Schwarzen Meer 1919/20, wo sie die Royal Navy bei der Intervention Sowjetrusslands während des Bürgerkrieges unterstützte. Sie war das letzte Vor-Dreadnought-Schlachtschiff, das als Flaggschiff diente, und ebenfalls das letzte, das seinen Dienst in Übersee versah.[6]
HMS Hannibal
HMS Hannibal diente in der Kanal- und Atlantikflotte 1898–1905 sowie nochmals 1907 in der Home Fleet 1907–1914 als Wachschiff an der britischen Küste und in Scapa Flow 1914 und zu Beginn 1915, als entwaffnetes Depotschiff in der Schlacht von Gallipoli 1915, als Depotschiff in Ägypten 1915–1919 und wurde 1920 abgebrochen.[7]
HMS Illustrious
HMS Illustrious diente in der Mittelmeerflotte 1898–1904, in der Kanal- und Atlantikflotte 1904–1908, in der Home Fleet 1908–1914, als Wachschiff an der britischen Küste 1914/15, als entwaffneter Munitionstransporter 1916–1919 und wurde 1920 abgebrochen.[8]
HMS Jupiter
HMS Jupiter diente in der Kanal- und Atlantikflotte 1897–1908 und in der Home Fleet 1908–1914. Im Ersten Weltkrieg war sie in der Kanalflotte bis zum Herbst 1914 eingesetzt, danach als Wachschiff an der britischen Küste. Im Winter und Frühjahr 1915 versah sie ihren Dienst als Eisbrecher in Archangelsk. Sie war das erste Schiff überhaupt, das diesen Hafen im Winter anlief. Danach war sie bis 1916 im Mittelmeer und im Roten Meer, versah anschließend Hilfsdienste in heimischen Gewässern und wurde 1920 außer Dienst gestellt und abgewrackt.[8]
HMS Magnificent
HMS Magnificent diente in der Kanal- und Atlantikflotte 1895–1906 und in der Home Fleet 1907–1914. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war sie als Wachschiff an der britischen Küste und in Scapa Flow eingesetzt. Danach wurde sie entwaffnet und als Truppentransporter 1915/16 in der Schlacht von Gallipoli verwendet. Von 1916 bis 1919 war sie aufgelegt, danach diente sie als Munitionsschiff von 1918 bis 1921, als sie verkauft und abgewrackt wurde.[9]
Majestic
Die Majestic diente in der Kanal- und Atlantikflotte 1895–1907 und in der Home Fleet 1907–1914. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war sie in der Atlantikflotte eingesetzt, danach war sie im November und Dezember 1914 Wachschiff an der britischen Küste. Von Dezember 1914 bis Februar 1915 versah sie ihren Dienst in der Dover Patrol und beschoss deutsche Stellungen in Belgien. Während der Schlacht von Gallipoli von Februar bis März 1915 beschoss sie türkische Forts und Küstenbefestigungen. Am 27. Mai 1915 wurde sie vom deutschen U-Boot U 21 torpediert. Sie sank vor Kap Helles, 40 Matrosen fanden dabei den Tod.[10]
Mars
Die Mars diente in der Kanal- und Atlantikflotte 1895–1907.[8] Sie war das erste Schlachtschiff der Royal Navy, das 1905/06 auf Ölfeuerung umgestellt wurde.[3] Von 1907 bis 1914 diente sie in der Home Fleet, danach war sie 1914/15 Wachschiff an der britischen Küste und Truppentransporter in der Schlacht von Gallipoli 1915/16. Von 1916 bis 1920 wurde sie als Depotschiff in heimischen Gewässern verwendet, bevor sie 1921 verkauft und abgebrochen wurde.[11]
Prince George (später Victorious)
Die Prince George diente in der Kanal- und Atlantikflotte 1896–1907 und in der Home Fleet 1907–1914. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde sie von August 1914 bis 1915 in der Kanalflotte eingesetzt. Während der Schlacht von Gallipoli von Februar bis März 1915 beschoss sie türkische Forts und Küstenbefestigungen und überstand dabei einen Torpedotreffer. Sie wurde 1916 bis 1918 in heimischen Gewässern aufgelegt. Zeitweilig in Victorious umbenannt, diente sie 1918 bis 1920 als Depotschiff, bevor sie 1921 verkauft und abgebrochen wurde.[12]
Victorious (später Indus)
Die Victorious diente in der Mittelmeerflotte 1897/98 und 1900 bis 1903. Zwischen 1898 und 1900 war sie bei der China Station der Royal Navy eingesetzt. Danach gehörte sie 1904 bis 1906 zur Atlantikflotte und 1907 bis 1914 zur Home Fleet. 1914 und zu Beginn 1915 war sie Wachschiff an der britischen Küste, anschließend von 1916 bis 1920 entwaffnetes Reparaturschiff in Scapa Flow. Danach wurde sie in Indus umbenannt und 1923 abgebrochen.[13]
- Caesar
- Hannibal
- Illustrious
- Jupiter
- Magnificent
- Mars
- Prince George
- Victorious
Literatur
- E.H.H. Archibald, Ray Woodward (ill.): The Metal Fighting Ship in the Royal Navy 1860–1970. Arco Publishing Co., New York 1971, ISBN 0-668-02509-3.
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1988, ISBN 0-87021-061-0.
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik (Hrsg.): Conway's All The World's Fighting Ships, 1860–1905. Conway Maritime Press, London 1979, ISBN 0-85177-133-5.
- Tony Gibbons: The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers: A Technical Directory of All the World's Capital Ships From 1860 to the Present Day. Salamander Books Ltd., London 1983.
- Randal Gray (Hrsg.): Conway’s All The World's Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1985, ISBN 0-87021-907-3.
Weblinks
Fußnoten
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860–1905, S. 34.
- Conway's All the World's Fighting Ships 1860–1905, S. 221
- Gibbons, S. 137.
- Gibbons, S. 137; Conway's All the World's Fighting Ships 1860–1905, S. 35
- Burt, S. 134 & 136; Conway's All the World's Fighting Ships 1906–1921, S. 7
- Burt, S. 132–133.
- Burt, S. 134, 136.
- Burt, S. 134.
- Burt, S. 131–132
- Burt, S. 130–131
- Burt, S. 133–134.
- Burt, S. 133.
- Burt, S. 136