Formidable-Klasse (Royal Navy)
Die Formidable-Klasse war eine Schiffsklasse von acht Schlachtschiffen des Vor-Dreadnought-Typs, die als Teil des Marineprogramms von 1897 für die britische Royal Navy gebaut wurden. Wegen der Veränderungen während der Bauzeit werden die Schiffe ab HMS London teilweise als London-Klasse bezeichnet und die beiden letzten Schiffe nochmals unterschieden als Queen-Klasse.
Vorkriegsaufnahme der Formidable | |
Übersicht | |
Typ | Linienschiff |
Einheiten | 8 |
Bauwerft |
|
Bestellung | 1897 |
Auslieferung | 1901–1904 |
Dienstzeit |
1901–1919 |
Technische Daten | |
Verdrängung |
15.800 ts |
Länge |
431 ft (131,45 m) |
Breite |
75 ft (22,87 m) |
Tiefgang |
26 ft 9 in (8,15 m) |
Besatzung |
714 – 780 Mann |
Antrieb |
20 Belleville-Kessel |
Geschwindigkeit |
18 kn |
Reichweite | |
Bewaffnung |
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Panzerung |
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ähnlich |
Alle Schiffe kamen anfangs zur Mittelmeerflotte und kehrte zwischen 1907 und 1909 zu Einheiten der Heimatflotte zurück. Bei Kriegsbeginn 1914 waren alle acht bei der Kanalflotte, wo HMS Bulwark und HMS Formidable verloren gingen. Die verbliebenen sechs Schiffe wurden gegen die Dardanellen eingesetzt, wo HMS Irresistible als letztes Schiff nach Minentreffer sank.
Entwurf und Bau
Die von Sir William White entworfene und nach HMS Formidable, dem ersten Schiff der Reihe, benannte Klasse war eine verbesserte Version der Majestic-Klasse, bei der die technischen Errungenschaften der Canopus-Klasse integriert wurden, in erster Linie eine verbesserte Panzerung mit Kruppstahl und eine Ausstattung mit Wasserrohrkesseln. Weiter veränderte man die Rumpfform, um die Manövrierfähigkeit zu verbessern. Die Hauptbewaffnung bestand aus vier 305-mm-Armstrong-12-Zoll-L/40-Geschützen des Typs Mk IX in zwei Doppeltürmen sowie zwölf 152-mm-Vickers-6-Zoll-L/45-Geschützen des Typs Mk VII in seitlichen Kasematten. An leichter Artillerie wurden auf den Schiffen 16 12-pounder-(76-mm)-Marineschnellfeuergeschütze und sechs 3-pounder-(47-mm)-Schnellfeuerkanonen eingebaut.
Die Schiffe der Formidable-Klasse waren mit 131 m Länge über alles 10 m kürzer als die Canopus-Klasse, wiesen eine dünnere Decks- und Barbettenpanzerung auf, besaßen dafür aber eine verstärkte Panzerung der Geschütztürme. Die Schiffe der Formidable-Klasse waren ihren beiden Vorgängerklassen optisch sehr ähnlich, hatten aber einen größeren Abstand zwischen den beiden Schornsteinen, von denen der vordere näher beim Vormast stand. Die Baukosten betrugen pro Schiff etwa 1 Million £.
Nach dem Bau der ersten drei Schiffe nahm man ab HMS London geringfügige Änderungen am Entwurf vor, vor allem eine Reduzierung der Deckspanzerung allerdings ohne Verringerung der Schutzwirkung durch die Verwendung der moderneren Krupp-Panzerung, aus der ein verringerter Tiefgang und eine etwas kleinere Verdrängung resultierten. Deshalb werden diese Schiffe teilweise als London- oder Bulwark-Klasse bezeichnet. Queen und Prince of Wales, die letzten beiden Schiffe, wiesen wiederum kleine Änderungen auf, vor allem eine offene Batterie für die 12-pdr-Kanonen, weshalb sie wiederum teilweise als eigene Schiffsklasse geführt (Queen-Klasse) werden.
Einsatzgeschichte
Bereits zwei Jahre nach der Indienststellung der letzten Schiffe dieser Klasse (1904) waren diese durch den Stapellauf des revolutionären neuen Schlachtschiffs HMS Dreadnought technisch überholt. Gegen die weitaus stärkere Bewaffnung dieses Schifftyps konnten die Vor-Dreadnoughts im Kampf nicht mehr bestehen. Bevor sie durch moderne Neubauten ersetzt wurden, gehörten die Schiffe der Formidable-Klasse jedoch noch einige Jahre zum Kern der britischen Schlachtflotte.
Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs bildeten sie bis zur Ablösung durch Dreadnoughts die „5th Battle Squadron“[1] (5. Schlachtgeschwader) der Grand Fleet. Sie wurden jedoch zu zweitrangigen Aufgaben wie dem Konvoischutz und der Beschießung küstennaher deutscher Stellungen in Belgien eingesetzt. Nachdem die Bulwark bereits 1914 einer Munitionskammerexplosion zum Opfer gefallen war, die fast die gesamte Besatzung tötete, sank die HMS Formidable am Neujahrstag 1915 unter schweren Mannschaftsverlusten nach Torpedotreffern eines deutschen U-Boots vor der Isle of Portland. Sie war damit das erste durch den Gegner versenkte britische Schlachtschiff des Kriegs.
Die verbliebenen Schiffe kamen 1915 in der Schlacht von Gallipoli bei der Beschießung türkischer Stellungen an den Dardanellen und bei der Landung alliierter Truppen zum Einsatz. Die hier eingesetzten Vor-Dreadnought-Schlachtschiffe erlitten schwere Verluste durch Seeminen und Torpedos. Zu den Opfern des Flottenangriffs vom 18. März 1915 gehörte auch die Irresistible. Wohl nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrungen spielten die restlichen fünf Schiffe der Formidable-Klasse im restlichen Verlauf des Krieges keine aktive Rolle mehr und wurden meist zu Depotschiffen degradiert.
Am 22. Mai 1915 wurden Prince of Wales, Implacable, London und Queen in die Adria verlegt, um die „2nd Detached Squadron“ zur Verstärkung der italienischen Marine zu bilden, nachdem Italien Österreich-Ungarn den Krieg erklärt hatte. Am 27. Mai 1915 trafen sie in ihrer neuen Basis Tarent ein. Die noch vor Flandern eingesetzte Venerable verlegte gleichzeitig nach Gallipoli. Nach und nach wurden die Schiffe aus Tarent abgezogen. Am längsten blieb die Queen, die ab Februar 1917 als Wohnschiff für das Personal der Otranto-Sperre diente. Auf ihr blieb nur eine Rumpfmannschaft. Ihre Geschütze wurden anderen Aufgaben zugewiesen und bis Oktober war sie völlig entwaffnet. Die leeren Türme der 305-mm-Kanonen, die das italienische Heer erhalten hatte, blieben an Bord. Queen wurde, obwohl entwaffnet, Flaggschiff der britischen Marineeinheiten in Tarent bis Februar 1918. Erst im April 1919 verließ sie Tarent.
Im November 1915 wurde die Implacable zur „3rd Detached Squadron“ nach Saloniki verlegt. Diese sollte die Sicherung des Verkehrs zum Suezkanal verstärken und die französische Marine bei der Blockade der aegäischen Küste Griechenlands und Bulgariens unterstützen. Zeitweise nutzte sie auch Port Said als Basis. Im Juni 1917 war sie bei der Abdankung des Königs Konstantin I. in Athen.
Die zu einem Minenleger umgebaute HMS London war 1918 auf der Nordsee sehr aktiv. Nach dem Ende des Kriegs wurden die verbliebenen fünf Schiffe in den Jahren 1920 und 1921 ausgemustert und abgewrackt.
Schiffe
Nach Burt.[2]
- HMS Formidable – Stapellauf 1898, im September 1901 in Dienst, 1904 bis 1908 bei der Mittelmeerflotte, ab 1908 Teil der Heimatflotte und 1914 bei der Kanalflotte, am 1. Januar 1915 vor der Isle of Portland durch das deutsche U-Boot U 24 torpediert und versenkt, wobei 547 Besatzungsmitglieder starben.
- HMS Irresistible – Stapellauf 1898, im Februar 1902 in Dienst, zur Mittelmeerflotte bis 1908, dann Teil der Heimatflotte und 1914 bei der Kanalflotte, am 18. März 1915 durch einen Seeminentreffer während der Schlacht von Gallipoli gesunken, Besatzung gerettet.
- HMS Implacable – Stapellauf 1899, im September 1901 in Dienst, zur Mittelmeerflotte bis 1909, dann Teil der Heimatflotte und 1914 bei der Kanalflotte, nahm im Ersten Weltkrieg unter anderem ab 1915 an der Schlacht von Gallipoli, später bis 1917 an anderen Operationen im Mittelmeer teil, 1921 zum Verschrotten verkauft.
- HMS London – Stapellauf 1899, im Juni 1902 in Dienst, zur Mittelmeerflotte bis 1907, dann Teil der Heimatflotte und 1914 bei der Kanalflotte, 1915 Teilnahme an der Schlacht von Gallipoli und ab Mai in der Adria, 1916 außer Dienst, 1918 umgebaut als Minenleger in der Nordsee im Einsatz, 1920 zum Abwracken verkauft.
- HMS Bulwark – Stapellauf 1899, im März 1902 in Dienst, zur Mittelmeerflotte bis 1907, dann Teil der Heimatflotte und 1914 bei der Kanalflotte, am 26. November 1914 vor Sheerness ankernd durch Munitionskammerexplosion zerstört, 738 Tote, nur 12 Überlebende.
- HMS Venerable – Stapellauf 1899, im Dezember 1902 in Dienst, zur Mittelmeerflotte bis 1908, dann Teil der Heimatflotte und 1914 Flaggschiff der Kanalflotte (Dover-Patrouille), 1915 Teilnahme an der Schlacht von Gallipoli und zum Ende des Jahres als Depotschiff zur Otranto-Sperre, 1920 zum Abwracken verkauft.
- HMS Queen – Stapellauf 1902, im März 1904 in Dienst, zur Mittelmeerflotte bis 1908, dann Teil der Heimatflotte und 1914 bei der Kanalflotte, 1915 Teilnahme an der Schlacht von Gallipoli und ab Mai in der Adria, 1916 bis 1917 dort Depotschiff, 1920 zum Abwracken verkauft.
- HMS Prince of Wales – Stapellauf 1902, im März 1904 in Dienst, zur Mittelmeerflotte bis 1909, dann Teil der Heimatflotte und 1914 bei der Kanalflotte, 1915 Teilnahme an der Schlacht von Gallipoli und ab Mai in der Adria, 1917 in Großbritannien außer Dienst, 1921 zum Abwracken verkauft.
Literatur
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Arms and Armour Press, London 1988, ISBN 0-85368-914-8.
- Randolph Pears: British Battleships 1892–1957. The great Days of the Fleets. Putnam, London 1957 (auch: Godfrey Cave, London 1979, ISBN 0-906223-14-8).
Weblinks
Einzelnachweise
- 5th Battle Squadron in der englischsprachigen Wikipedia
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904. Arms and Armour Press, London 1988, ISBN 0-85368-914-8, S. 170 ff., zur Queen-Klasse S. 227 f.