Canopus-Klasse (1897)
Die Canopus-Klasse war eine Klasse von sechs Linienschiffen der Royal Navy. Bis 1905 kamen die Schiffe vor allem auf der China Station zum Einsatz. Ab 1910 waren sie meist in der Reserve. 1914 wurden die Schiffe wieder aktiviert und nach der Sicherung des Übergangs des Britischen Expeditionskorps nach Frankreich auf verschiedenen Auslandsstationen eingesetzt. Goliath und Ocean gingen 1915 vor den Dardanellen verloren.
Die Ocean | ||||||||||||||
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Planung
Die Schiffe wurden von Sir William Henry White entworfen. Sie waren für den Einsatz im Fernen Osten vorgesehen. Zum Zeitpunkt ihrer Konstruktion begann Japan mit dem Aufbau einer mächtigen und potentiell gefährlichen Flotte. Die Schiffe mussten in der Lage sein, den Sueskanal zu passieren. Sie waren leichter (ca. 2000 tn.l.) und schneller als ihre Vorgänger der Majestic-Klasse. Um Gewicht zu sparen, wurde die Panzerung verringert. Nur beim letzten Schiff der Klasse, der Vengeance, fiel durch die Verwendung der moderneren Krupp-Panzerung der Verlust an Schutzwirkung geringer aus, als es die numerische Verringerung der Stärke der Panzerung erwarten ließ.[2] Teil der Panzerung war ein neuartiges Panzerdeck von einer Stärke von ein bis zwei Zoll (ca. 2,5 bis 5 cm) über dem Gürtelpanzer. Dieses Panzerdeck sollte gegen Steilfeuer aus Haubitzen schützen. Nach Berichten plante Frankreich die Installation von Haubitzen auf Kriegsschiffen. Letztendlich erwiesen sich diese Berichte jedoch als falsch.[1]
Konstruktion
Wie schon die Majestic-Klasse waren die Schiffe der Klasse mit insgesamt vier 30,5-cm-Geschützen mit einer Länge von 35 Kalibern in Zwillingstürmen vorn und achtern ausgerüstet. Wie schon bei Caesar und Illustrious (beide Majestic-Klasse) waren diese Geschütze in kreisförmigen Barbetten installiert, die ein Nachladen der Geschütze in jeder beliebigen seitlichen Richtung, allerdings nur bei einer bestimmtem Rohrerhöhung, ermöglichten. Beim letzten Schiff der Canopus-Klasse, der Vengeance, war ein Nachladen bei jeder beliebigen Rohrerhöhung möglich.[3] Auch die Panzerkuppeln der Vengeance unterschieden sich von denen ihrer Vorgänger: es kam ein Krupp-Panzer zum Einsatz, der außerdem aus Herstellungsgründen ebene Flächen aufwies, da diese Art von Panzerplatten gewölbte Formen nur schwer zuließ.[1] Weiterhin waren die Schiffe mit zwölf 15,2-cm-Geschützen mit einer Länge von 40 Kalibern ausgerüstet. Ein Teil dieser Geschütze besaß spezielle Lafetten und konnte sowohl nach vorn als auch achteraus feuern. Die Geschütze wurden zusammen mit weiteren kleinkalibrigen Geschützen in gepanzerten Kasematten aufgestellt. Ergänzt wurde die Bewaffnung durch vier 45,7-cm-Unterwasser-Torpedorohre.[4]
Bei den Schiffen dieser Klasse kamen erstmals im britischen Schlachtschiffbau Wasserrohrkessel zum Einsatz. Wasserrohrkessel ermöglichen im Gegensatz zu den bis dahin verwendeten Großwasserraumkesseln höhere Leistungen bei einem geringeren Betriebsstoffverbrauch. Der Einsatz dieser Kessel führte zur Anordnung der Schornsteine hintereinander, bis zu diesem Zeitpunkt besaßen britische Schlachtschiffe nebeneinanderliegende Schornsteine. Die Maschinenanlage galt als gelungen, die Höchstgeschwindigkeit lag um zwei Knoten höher als bei der Majestic-Klasse, der Kohleverbrauch betrug 10 tn.l. je Stunde bei Höchstgeschwindigkeit.[4]
Flotteneinsatz
Die Schiffe wurden zwischen 1899 und 1902 in Dienst gestellt. Die Goliath war das erste Schiff, das wie geplant auf der China Station 1900 zum Einsatz kam und mit den Schiffen anderer Marinen an der Bekämpfung des Boxeraufstandes teilnahm. Nach ihr verlegten auch die Schwesterschiffe Glory, Ocean und Albion auf diese Station. Die Vengeance löste 1903 die Goliath im Fernen Osten ab. Als 1905 die Anglo-Japanische Allianz erneuert wurde und daraufhin die Royal Navy die Stationierung eines Linienschiffsgeschwader vor China aufgab, waren die Goliath und das Typschiff Canopus auf dem Marsch nach China und wurden in Colombo gestoppt und zurückgerufen. So wurde die Canopus das einzige Schiff der Klasse, das nicht auf der China Station Dienst tat. Albion, Ocean, Vengeance und die Centurion liefen als geschlossener Verband in die Heimat zurück und trafen am 2. August 1905 in Portsmouth ein. Als letztes Schiff der Klasse verließ die Glory einen Monat später China und erreichte die Heimat im Oktober 1905.
Das Erscheinen der Dreadnought ließ die Canopus-Klasse wie auch alle anderen bis zur Dreadnought entworfenen Schlachtschiffe veralten. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges kamen die Schiffe der Klasse in heimischen Gewässern und in der Mittelmeerflotte zum Einsatz. Nach Kriegsbeginn wurden die Schiffe im Atlantik, um Afrika, im Mittelmeer und im Nordmeer eingesetzt. Zwei Schiffe gingen während der Dardanellen-Kampagne verloren. Die restlichen vier Schiffe versahen zum Teil bis zum Kriegsende Hilfsdienste und wurden in den frühen zwanziger Jahren zum Abwracken verkauft.[5]
Schiffe der Canopus-Klasse
Schiff | Bauwerft | Kiellegung | Stapellauf | Fertigstellung | Schicksal |
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Canopus | Portsmouth Dockyard | 4. Januar 1897 | 12. Oktober 1897 | Dezember 1899 | Abbruch 1920 |
Goliath | Chatham Dockyard | 4. Januar 1897 | 23. März 1898 | März 1900 | 13. Mai 1915 durch Torpedo versenkt |
Albion | Thames Iron Works Blackwall |
3. Dezember 1896 | 21. Juni 1898 | Juni 1901 | Abbruch 1920 |
Ocean | Devonport Dockyard, Plymouth |
15. Februar 1897 | 5. Juli 1898 | Februar 1900 | 18. März 1915 nach Minentreffer gesunken |
Glory | Cammell Laird, Birkenhead |
1. Dezember 1897 | 11. März 1899 | Oktober 1900 | Abbruch 1922 |
Vengeance | Vickers, Barrow | 23. August 1898 | 25. Juli 1899 | April 1902 | Abbruch 1921 |
Die Albion diente von 1901 bis 1905 bei der China Station, 1905–1906 bei der Channel Fleet, 1907 bei der Home Fleet, 1907–1909 bei der Atlantic Fleet und von 1909 bis 1914 erneut bei der Home Fleet. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde sie bei der Channel Fleet, 1914–1915 vor Süd- bzw. Westafrika und 1915–1916 im Mittelmeer eingesetzt, wo sie in der Dardanellen-Kampagne gegen die türkische Flotte zum Einsatz kam. Anschließend (1916–1918) fand sie vor England bzw. Irland als Wachschiff Verwendung. Ab 1918 versah sie Hilfsdienste und wurde 1920 abgebrochen.[6]
Die Canopus diente 1899–1903 bei der Mittelmeerflotte, 1905–1906 bei der Atlantic Fleet, 1906–07 bei der Channel Fleet, 1907–1908 bei der Home Fleet, 1908–1909 erneut bei der Mittelmeerflotte und von 1909 bis 1914 erneut bei der Home Fleet. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde sie bei der Channel Fleet, anschließend im Atlantik und bei der South America Station eingesetzt, wo sie als Wachschiff in Port Stanley auf den Falklandinseln während des Seegefechts bei den Falklandinseln zum Einsatz kam. Anschließend (1915–1916) kam sie in der Dardanellen-Kampagne gegen die türkische Flotte zum Einsatz. 1916 wurde sie ausgemustert und 1920 abgebrochen.[7]
Die Glory diente von 1900 bis 1905 bei der China Station, 1905–1906 bei der Channel Fleet, 1906–07 bei der Home Fleet, 1907–1909 bei der Mittelmeerflotte, von 1909 bis 1914 erneut bei der Home Fleet und 1914 bis zum Ausbruch des Krieges bei der Channel Fleet. Von Beginn des Ersten Weltkrieges bis zum Mai 1915 wurde sie bei der North America and West Indies Station eingesetzt und anschließend zur Mittelmeerflotte überstellt. Dort diente sie bis 1916 und nahm an der Dardanellen-Kampagne teil. Von 1916 bis 1919 kam sie im Nordmeer zum Einsatz. Nach der Rückkehr wurde sie in Crescent umbenannt, versah Hilfsdienste und wurde 1922 zum Abwracken verkauft.[7]
Die Goliath diente von 1900 bis 1903 bei der China Station, 1906–1907 bei der Mittelmeerflotte, 1907–1908 bei der Home Fleet, 1908–1909 wieder bei der Mittelmeerflotte und 1909–1914 wieder bei der Home Fleet. Bei Kriegsausbruch stand sie bei der Channel Fleet im Einsatz und wurde zur East Indies Station überstellt. Dort kam sie 1914–15 bei den Kämpfen um Deutsch-Ostafrika zum Einsatz, u. a. gegen den Kleinen Kreuzer Königsberg. 1915 kam sie ins Mittelmeer, wo sie gegen türkische Truppen während der Dardanellen-Kampagne zum Einsatz kam. Am 13. Mai 1915 sank sie dort nach einem Torpedotreffer.[8]
Die Ocean diente von 1900 bis 1901 bei der Mittelmeerflotte, 1901–1905 bei der China Station, 1906–1908 bei der Channel Fleet, 1908–1910 wieder bei der Mittelmeerflotte und von 1910 bis 1914 wieder bei der Home Fleet. Bei Kriegsausbruch stand sie bei der Channel Fleet und wurde zunächst als Wachschiff vor Irland eingesetzt, anschließend bei der East Indies Station und schließlich gegen Ende des Jahres 1914 im Mittelmeer. Dort kam sie gegen türkische Truppen während der Dardanellen-Kampagne zum Einsatz. Am 18. März 1915 lief sie auf eine Seemine und sank unter dem Feuer türkischer Küstenartillerie.[7]
Die Vengeance diente 1902–1903 bei der Mittelmeerflotte, 1903–1905 bei der China Station, 1906–1908 bei der Channel Fleet und 1908–1914 bei der Home Fleet. Bei Kriegsausbruch stand sie bei der Channel Fleet, anschließend 1914–15 vor Ägypten und im Atlantik, bevor sie ins Mittelmeer verlegt wurde. Dort kam sie 1915 gegen türkische Truppen während der Dardanellen-Kampagne zum Einsatz. 1916–17 wurde sie vor Ostafrika eingesetzt, versah anschließend Hilfsdienste und wurde 1922 abgebrochen.[9]
Literatur
- R. A. Burt: British Battleships 1889–1904, Naval Institute Press, Annapolis (Maryland) 1988, ISBN 0-87021-061-0
- Roger Chesneau, Eugene M. Kolesnik, Hg.: Conway's All The World's Fighting Ships, 1860-1905, Mayflower Books, New York 1979, ISBN 0-8317-0302-4.
- Tony Gibbons: The Complete Encyclopedia of Battleships and Battlecruisers: A Technical Directory of All the World's Capital Ships From 1860 to the Present Day, Salamander Books, London 1983.
- Carl Herbert: Kriegsfahrten deutscher Handelsschiffe, Broschek &Co, Hamburg 1934
- Robert K. Massie: Castles of Steel, Ballantine Books, New York 2003.
- Randolph Pears: British battleships 1892 -1957, Putnam 1957, ISBN 0-906223-14-8
Weblinks
Fußnoten
- Conway’s All the World’s Fighting Ships 1860-1905, S. 35.
- Pears, S. 20f.
- nach Pears, S. 20 auch bei Glory und Albion
- Conway’s All the World’s Fighting Ships 1860-1905, S. 35, 36; Gibbons, S. 145.
- Conway’s All the World’s Fighting Ships 1860-1905, S. 35; Conway’s All the World’s Fighting Ships 1906-1921, S. 7–8; Burt, S. 154–160.
- Burt, S. 159–160.
- Burt, S. 154–156.
- Burt, S. 158–159.
- Burt, S. 156–158.