Groß Kreutz (Havel)

Groß Kreutz (Havel) ist eine amtsfreie Gemeinde im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg. Sie entstand 2003 durch gesetzlich verordneten Zusammenschluss von acht kleineren Gemeinden zunächst unter dem Namen Groß Kreutz/Emster. Zum 1. Juli 2004 wurde die Gemeinde in Groß Kreutz (Havel) umbenannt.[2]

Wappen Deutschlandkarte
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Basisdaten
Bundesland:Brandenburg
Landkreis: Potsdam-Mittelmark
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 99,41 km2
Einwohner: 8738 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 88 Einwohner je km2
Postleitzahl: 14550
Vorwahl: 033207
Kfz-Kennzeichen: PM
Gemeindeschlüssel: 12 0 69 249
Gemeindegliederung: 8 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Potsdamer Landstr. 49 b
14550 Groß Kreutz (Havel), OT Jeserig
Website: www.gross-kreutz.de
Bürgermeister: Reth Kalsow (CDU)
Lage der Gemeinde Groß Kreutz (Havel) im Landkreis Potsdam-Mittelmark
Karte

Geografische Lage

Die Gemeinde Groß Kreutz (Havel) liegt vorwiegend südlich der Havel zwischen Brandenburg an der Havel und Werder (Havel) im Westen des Landes Brandenburg. Sie grenzt im Norden an die Stadt Brandenburg an der Havel, die Gemeinde Beetzsee und die Stadt Werder (Havel), im Osten an das Gebiet der Stadt Werder (Havel), im Süden an die Gemeinde Kloster Lehnin und im Westen wieder an das Gebiet der Stadt Brandenburg an der Havel.

Kirche in Bochow

Gemeindegliederung

Ortsteile nach der Hauptsatzung[3] sind:

Dazu kommen noch die Wohnplätze Deetzer Siedlung, Havelufer, Ketziner Siedlung und Phöbener Siedlung.[4]

Geschichte

Zur mittelalterlichen Geschichte blieben die Quellen unklar. Vor allem waren Verwechselungen mit Klein-Kreutz möglich, manchmal auch Wendisch-Kreutz genannt. Der slawische Name wurde volksetymologisch zu Kreuz umgedeutet. Die angebliche urkundliche Ersterwähnung ist 1275, als der Markgraf crucewiz dem Kloster Lehnin verkaufte; diese Urkunde bezog sich aber auf Wendisch-Kreutz (slauicam Crucewitz; 1300: Minor Crucewiz). 1300 wird Groß-Kreutz als Kirchdorf erwähnt: ecclesie ville nostre que maior crucewiz appellatur – die Kirche unseres Dorfs, das Groß-Kreutz genannt wird.

Gut Groß Kreutz um 1860, Sammlung Alexander Duncker
Gutshaus Groß Kreutz

1604 erwarb der kaiserliche Feldmarschall Wulf Dietrich von Hacke das Gut. Das heutige Gutshaus wurde 1765 im Stil des Friderizianischen Rokoko für Carl Gottfried von Hacke (1733–1801) errichtet, dessen Wappen sich in der Schlusssteinkartusche über dem Türbogen befindet. Er war der letzte Erbschenk der Kurmark aus der mit ihm erloschenen Roten Linie (der Hake zu Berge) seines Geschlechts und Gutsherr auf Groß Kreutz, Hackenhausen, Blinsdorf und Mittelbusch. Nach Ansicht von Hans Kania[5] ist das Herrenhaus eine Schöpfung des Architekten Friedrich Wilhelm Diterichs nach dem Vorbild von Schloss Sanssouci, an dessen Errichtung er als Mitarbeiter Knobelsdorffs beteiligt war. Die Parkseite weist eine Aufteilung von neun Achsen, die Hofseite dagegen mit gleichem Mittelrisalit elf Achsen auf. Die Wanddekorationen führt er auf Carl Friedrich Fechhelm und die Ausmalung des Gartensaals auf den Pesne-Schüler Bernhard Rode zurück, die beide ebenfalls für Friedrich den Großen arbeiteten. Es handele sich daher um „ein Kleinod der friderizianischen Zeit, wie wir kein zweites mehr besitzen“. Das Gut mit dem Schlösschen kam im Erbgang von 1801 bis 1875 an die Familie von Arnstedt und fiel dann an die Familie von der Marwitz auf Friedersdorf, die es bis 1945 besaß. Noch vor der großen Wirtschaftskrise 1929 bestand das Rittergut Groß Kreutz mit dem Forstgut Hackenhausen aus 1602 ha Fläche.[6] Zwei Enkel des letzten Besitzers Bodo von der Marwitz-Friedersdorf (1893–1982),[7] Borries und Donat von Müller, konnten 1994 das Herrenhaus, die Hofstelle, den Park und etwa 70 ha Wiesengelände von der Treuhandanstalt zurückkaufen.

Verwaltungsgeschichte

Groß Kreutz und seine heutigen Ortsteile gehörten seit 1817 zum Kreis Zauch-Belzig in der preußischen Provinz Brandenburg. 1952 wurden Groß Kreutz, Bochow, Krielow und Schmergow in den Kreis Potsdam-Land, Deetz, Götz, Jeserig und Schenkenberg in den Kreis Brandenburg-Land im DDR-Bezirk Potsdam eingegliedert. Seit 1993 liegen alle Orte im brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark.

Die heutige (Groß-)Gemeinde entstand am 26. Oktober 2003, damals noch als Groß Kreutz/Emster, durch den per Gesetz verordneten Zusammenschluss der Gemeinden Bochow, Deetz, Groß Kreutz, Krielow und Schmergow des Amtes Groß Kreutz und der Gemeinden Götz, Jeserig und Schenkenberg des Amtes Emster-Havel.[8] Zum 1. Juli 2004 wurde der Name in Groß Kreutz (Havel) geändert.[2]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1875660
1890814
1910958
1925958
19331 033
19391 184
19461 690
19501 700
Jahr Einwohner
19641 544
19711 490
19811 580
19851 663
19891 747
19901 750
19911 708
19921 696
19931 703
19941 710
Jahr Einwohner
19951 725
19961 717
19971 679
19981 710
19991 707
20001 698
20011 697
20021 717
20038 488
20048 476
Jahr Einwohner
20058 474
20068 435
20078 387
20088 300
20098 248
20108 197
20118 103
20128 067
20138 046
20147 993
Jahr Einwohner
20158 133
20168 275
20178 381
20188 558
20198 618
20208 738

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[9][10][11]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik

Gemeindevertretung

Die Gemeindevertretung besteht aus 18 Mitgliedern und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 ergab folgende Sitzverteilung:[12]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
CDU36,6 %6
Interessengemeinschaft Havel20,6 %4
SPD11,3 %2
Die Linke08,9 %2
Wählergruppe Feuerwehr05,9 %1
Götzer Wählerliste04,9 %1
Einzelbewerber Marco Hintze04,6 %1
FDP03,7 %1

Bürgermeister

  • 1998–2003: Erhard Rennewerth[13]
  • seit 2003: Reth Kalsow (CDU)[14]

Kalsow wurde in der Bürgermeisterwahl am 1. September 2019 ohne Gegenkandidat mit 73,4 % der gültigen Stimmen für weitere acht Jahre[15] gewählt.[16]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Lilienthal-Denkmal
Aussichtsturm auf dem Götzer Berg

Alle Kulturdenkmäler stehen in der Liste der Baudenkmale in Groß Kreutz (Havel) und in der Liste der Bodendenkmale in Groß Kreutz (Havel).

Bauwerke

Rinderzuchtmuseum
  • Katholische Kirche St. Josef im Ortsteil Jeserig, Kirchenbau der Moderne, in den frühen 1950er Jahren in der DDR errichtet
  • Lilienthal-Denkmal des Bildhauers Wilfried Statt auf dem Windmühlenberg zwischen Krielow und Derwitz (Ortsteil von Werder), eingeweiht am 21. September 1991. Es erinnert an den Flugpionier, der auf dem Windmühlenberg seine ersten Gleitflüge unternahm.
  • Die Dorfkirche Krielow ist eine verputzte Fachwerkkirche aus dem Jahr 1698, die in den Jahren 1965 und 1965 erheblich erneuert wurde. Im Innern steht unter anderem eine Kanzel aus der Bauzeit der Kirche.
  • Aussichtsturm auf dem Götzer Berg, Neubau 2012 (Eröffnung am 13. Juni 2012); der Turm soll in seiner Gestalt an die früher hier vorhandenen trigonometrischen Signal- und Beobachtungstürme aus Holz erinnern.

Museen

  • Heimatmuseum Deetz
  • Rinderzuchtmuseum Groß Kreutz

Havelländischer Baumkreis

Der seit 2005 bestehende, direkt an der Bundesstraße 1 im Ortsteil Jeserig gelegene havelländische Baumkreis zeigt dem Besucher anhand des keltischen Baumhoroskopes seine persönlichen Eigenschaften. Der Baumkreis umfasst die große Brauchtumsfeuerstelle Jeserigs, an der regelmäßig das Osterfeuer sowie zu Beginn des Jahres ein Tannenbaumverbrennen durch die Feuerwehr Jeserig veranstaltet wird.

Wirtschaft und Infrastruktur

Straßenverkehr

Die Bundesstraße 1 führt von Brandenburg an der Havel kommend über den Ortsteil Jeserig nach Groß Kreutz. Sie trifft am östlichen Ortsausgang auf die Anschlussstelle Groß Kreutz der Bundesautobahn 10 (westlicher Berliner Ring). Die Anschlussstelle Groß Kreutz liegt allerdings auf den Gemarkungen von Derwitz und Plötzin (beides Ortsteile der Stadt Werder (Havel)).

Etwa 8 Kilometer südlich von Groß Kreutz verläuft die Bundesautobahn 2, über die Groß Kreutz an der Anschlussstelle Lehnin zu erreichen ist.

Die Landesstraße L 86 zwischen Ketzin und Lehnin durchquert die Gemeinde in Nord-Süd-Richtung.

Schienenverkehr

Die Bahnhöfe Götz und Groß Kreutz liegen an der Bahnstrecke Berlin–Magdeburg und werden von der Regional-Express-Linie RE 1 Magdeburg–Berlin–Frankfurt (Oder) bedient.

Früher führte die 12 Kilometer lange, normalspurige Bahnstrecke Groß Kreutz–Lehnin, um den Ort hier an die Hauptstrecke Berlin–Genthin–Magdeburg anzuschließen. Der Personenverkehr wurde zum 19. Dezember 1965 und der Güterverkehr zum 9. Oktober 1967 eingestellt. Es folgte der Abbau der Gleisanlagen.

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Udo Geiseler und Edzard Rust. Groß Kreutz. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 214–217; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-875-84024-7
  • Christine Hoh-Slodczyk: Groß Kreutz. In: Schlösser und Gärten der Mark. Heft 37. Hrsg. Sibylle Badstübner-Gröger. Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutsche Gesellschaft e. V., Berlin, 1998, 26 S. http://d-nb.info/1107595479
Commons: Groß Kreutz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
  2. Änderung des Namens der Gemeinde Groß Kreutz/Emster. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 1. April 2004. Amtsblatt für Brandenburg Gemeinsames Ministerialblatt für das Land Brandenburg, 15. Jahrgang, 2004, Nummer 14, Potsdam, 14. April 2004, S. 191 PDF
  3. Hauptsatzung für die amtsfreie Gemeinde Groß Kreutz (Havel) vom Dezember 2009 PDF
  4. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg - Gemeinde Groß Kreutz (Havel)
  5. Hans Kania: Das Herrenhaus von Groß-Kreutz, Märkischer Heimatkalender für die Zauche von 1928, S. 34–38
  6. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. VII. Landwirtschaftliches Adressbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von 20 ha aufwärts mit Angabe der Gutseigenschaft, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. Letzte Ausgabe. 4. Auflage. VII.Reihe-Niekammer. Niekammer’s Güter-Adreßbücher G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 173 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 3. Oktober 2021]).
  7. Walter v. Hueck, Klaus Freiherr v. Andrian-Werburg, Ernst-Otto v. Dewitz, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1988. In: Deutsches Adelsarchiv e. V: (Hrsg.): GHdA. Band XX, Nr. 93. C. A. Starke, 1988, ISBN 978-3-7980-0700-0, ISSN 0435-2408, S. 242–245 (d-nb.info [abgerufen am 3. Oktober 2021]).
  8. Viertes Gesetz zur landesweiten Gemeindegebietsreform betreffend die Landkreise Havelland, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming (4.GemGebRefGBbg) vom 24. März 2003. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg, I (Gesetze), 2003, Nr. 05, S. 73
  9. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Potsdam-Mittelmark. S. 18–21
  10. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  11. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  12. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  13. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Potsdam-Mittelmark (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive)
  14. Kommunalwahlen 26. Oktober 2003. Bürgermeisterwahlen, S. 30
  15. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 74
  16. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 1. September 2019
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