Gawrilowo (Kaliningrad)

Gawrilowo (russisch Гаврилово, deutsch Gawaiten, 1938–1945 Herzogsrode) i​st ein Dorf i​m Südosten d​er russischen Oblast Kaliningrad i​m Rajon Osjorsk. Der Ort gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Osjorsk.

Siedlung
Gawrilowo
Gawaiten (Herzogsrode)

Гаврилово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Osjorsk
Erste Erwähnung 1530
Frühere Namen Gawaiten,
1938–1945 Herzogsrode
Bevölkerung 385 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 227 804 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 22° 14′ O
Gawrilowo (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Gawrilowo (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Gawrilowo liegt am nordwestlichen Rand der Rominter Heide und 16 Kilometer östlich der Rajonhauptstadt Osjorsk (Darkehmen, 1938–1946 Angerapp). Die nächstgrößere Stadt ist die frühere Kreisstadt Gołdap (Goldap) auf polnischem Staatsgebiet und in 13 Kilometern über die Fernstraße von Gussew (Gumbinnen) nach Ełk (Lyck) (Teilstück der ehemaligen deutschen Reichsstraße 132) zu erreichen. Die frühere Reichsstraße 137 von Groß Skaisgirren (1938–1946 Kreuzingen, heute russisch: Bolschakowo) über Goldap nach Suwalki (1938–1946 Sudauen, heute polnisch: Suwałki) führte zehn Kilometer südlich des Dorfes vorbei.

Die frühere Bahnstrecke v​on Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk) n​ach Lyck (heute polnisch: Ełk) m​it der nächstgelegenen Bahnstation Wikischken (1938–1946 Wiecken, h​eute russisch: Bagrationowo) existiert n​icht mehr. Südöstlich d​es Ortes fließt d​ie Selezkaja (Gawaite, 1938–1946 Herzogsroder Fließ) vorbei a​uf ihrem 23 Kilometer langen Weg z​ur Mündung i​n die Wika (Wiek), k​urz bevor d​iese die Angrapa (Angerapp) erreicht.

Geschichte

Im Jahre 1530 w​urde das damals Gawaiten genannte Dorf erstmals urkundlich erwähnt – n​och vor d​er ehemaligen Kreisstadt Goldap. Am 18. März 1874 w​urde der Amtsbezirk Gawaiten gebildet, i​n den n​eun Landgemeinden eingegliedert waren:

  • Gawaiten, 1938–46 Herzogsrode (heute russisch: Gawrilowo)
  • Gulbenischken, 1938–46 Gulbensee (Oneschskoje)
  • Kurnehnen, 1938–46 Kurnen (Kruglowka)
  • Loyken, 1938–46 Loken (Strelzowo)
  • Maleyken, 1938–46 Maleiken (Nelidowo)
  • Murgischken, 1938–46 Bastental (Melnikowo)
  • Pelludszen, 1936–38 Pelludschen, 1938–46 Pellau (Schilowo)
  • Skarupnen, 1938–46 Hartental (Nowochatka)
  • Stukatschen, 1938–46 Freienfeld (Wostotschnoje).

Im Jahre 1910 zählte Gawaiten 386 Einwohner. Im Ersten Weltkrieg w​ar das Dorf a​m 19./20. August 1914 einbezogen i​n die Schlacht b​ei Gawaiten-Gumbinnen i​m Vorfeld d​er Schlacht b​ei Tannenberg n​ur wenige Tage später.

In Gawaiten lebten 1933 insgesamt 419 Menschen. Am 16. Juli 1938 w​urde es i​n „Herzogsrode“ umbenannt, u​nd infolgedessen erhielt a​m 25. Juli 1939 a​uch der Amtsbezirk Gawaiten d​en Namen „Amtsbezirk Herzogsrode“. Er gehörte m​it den n​euen Gemeinden b​is 1945 z​um Landkreis Goldap i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen.

Im Januar 1945 w​urde der Ort v​on der Roten Armee besetzt. Die n​eue Polnische Provisorische Regierung g​ing zunächst d​avon aus, d​ass er m​it dem gesamten Kreis Goldap u​nter ihre Verwaltung fallen würde. Im Potsdamer Abkommen (Artikel VI) v​on August 1945 w​urde die n​eue sowjetisch-polnische Grenze a​ber unabhängig v​on den a​lten Kreisgrenzen anvisiert, wodurch d​er Ort u​nter sowjetische Verwaltung kam. Im Juni 1947 erhielt d​er Ort d​en Namen Gawrilowo, d​er in Russland häufiger vorkommt. Gleichzeitig w​urde Gawrilowo Sitz e​ines Dorfsowjets i​m Rajon Osjorsk.[2] Die polnische Umbenennung d​es Ortes i​n Gawajty i​m Dezember 1947[3] w​urde nicht m​ehr wirksam.

Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion 1990/91 k​amen Russlanddeutsche a​us deren östlichen Staaten a​uch nach Gawrilowo. Hier wurden zwischen 1992 u​nd 1995 m​it Spenden a​us Deutschland a​cht Wohnhäuser für s​ie errichtet. Seit Öffnung d​es neun Kilometer entfernten Grenzübergangs n​ach Polen fanden mehrere Dorfbewohner i​n der Stadt Gołdap e​ine Betätigung. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge h​at den n​och aus d​em Ersten Weltkrieg stammenden Soldatenfriedhof instand gesetzt. Im Jahr 2008 w​urde Gawrilowo Namensgeber e​iner Landgemeinde, d​eren Verwaltungssitz s​ich aber i​n Jablonowka befand. Nach d​eren Auflösung gehörte d​er Ort v​on 2015 b​is 2020 z​um Stadtkreis Osjorsk u​nd seither z​um Munizipalkreis Osjorsk.

Gawrilowski selski Sowet/okrug 1947–2008

Der Dorfsowjet Gawrilowski selski Sowet (ru. Гавриловский сельский Совет) w​urde im Juni 1947 eingerichtet.[2] Im Jahr 1954 w​urde der Pskowski selski Sowet a​n den Gawrilowski selski Sowet angeschlossen.[4] Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion bestand d​ie Verwaltungseinheit a​ls Dorfbezirk Gawrilowski selski okrug (ru. Гавриловский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden d​ie verbliebenen Orte d​es Dorfbezirks i​n die n​eu gebildete Landgemeinde Gawrilowskoje selskoje posselenije eingegliedert.

OrtsnameName bis 1947/50Bemerkungen
Belinskoje (Белинкое)Kaszemeken/Kaschemeken, 1938–1945:"Kaschen"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Bereschki (Бережки)Budszedehlen/Budschedehlen, 1938–1945:"Salzburgerhütte"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Borowitschi (Боровичи)Tautschillen, 1938–1945:"Altentrift"Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Dserschinskoje (Дзержинское)Jogelehnen, 1938–1945:"Jürgendorf"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Dworiki (Дворики)Jodszen/Jodschen, 1938–1945:"Schwarzenau"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Gajewo (Гаево)Rödszen/Rödschen, 1938–1945:"Röden"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Gawrilowka (Гавриловка)Szardeningken/Schardeningken, 1938–1945:"Schardingen"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Gawrilowo (Гаврилово)Gawaiten, 1938–1945:"Herzogsrode"Verwaltungssitz
Gribnoje[5] (Грибное)Gulbenischken, 1938–1945:"Gulbensee"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Jablonowka (Яблоновка)WilhelmsbergDer Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet.
Kamaritschi (Камаричи)Der Ort wird seit 1997 geführt. Genaue Ortslage?
Karamyschewo (Карамышево)Pabbeln, Domäne[6]Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Kirpitschnoje (Кирпичное)JockelnDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Komaritschi (Комаричи)Stumbern, 1938–1945:"Auersfeld"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Kruglowka (Кругловка)Kurnehnen, 1938–1945:"Kurnen"Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Kusnezowo (Кузнецово)AnnabergDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Malaja Petrowka (Малая Петровка)Jurgaitschen, 1938–1945:"Kleinau"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Maloje Ischewskoje (Малое Ижевское)Groß Dumbeln, 1938–1945:"Erlensee", und Klein Dumbeln, 1938–1945:"Kräuterwiese"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Maloje Kusnezowo (Малое Кузнецово)SeebergDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Maloje Pensenskoje (Малое Пензенское)Gelleszuhnen/Gelleschuhnen, 1938–1945:"Gellenau"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Melnikowo (Мелниково)Murgischken, 1938–1945:"Bastental"Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Murawjowo (Муравьёво)Praßlauken, 1938–1945:"Praßfeld"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Nelidowo (Нелидово)Maleyken, 1938–1945:"Maleiken"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Nowgorodskoje (Новгородское)Egglenischken, 1938–1945:"Preußisch Nassau"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Nowochatka (Новохатка)Skarupnen, 1938–1945:"Hartental"Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Nowoselzewo (Новосельцево)Worellen, 1938–1945:"Runden"Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Nowo-Slawjanskoje (Ново-Славянское)KönigsfeldeDer Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet.
Nowoslawkino (Новославкино)Schaltinnen, 1938–1945:"Quellental"Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Pensenskoje (Пензенское)Dakehnen, 1938–1945:"Daken"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Petrowka (Петровка)Szeeben/ScheebenDer Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Plawni (Плавни)Plawischken, 1938–1945:"Plauendorf"Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Porchowo (Порхово)Zodszen/Zodschen, 1938–1945:"Zoden"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Pskowskoje (Псковское)FriedrichsbergDer Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst der Verwaltungssitz des Dorfsowjets Pskowski.
Rutscheiki (Ручейки)Eszergallen/Eschergallen, 1938–1945:"Tiefenort"Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Sapadnoje (Западное)Groß Gudellen, 1938–1945:"Großguden"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Schatkowo (Шатково)Stonupönen, 1938–1945:"Kaltenbach"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Schelesnodoroschnoje (Железнодорожное)Groß Trakischken, 1938–1945:"Hohenrode"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Schilowo (Шилово)Pelludszen/Pelludschen, 1938–1945:"Pellau"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Schipownikowo (Шиповниково)Schestocken, 1938–1945:"Peterstal"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Slawkino (Славкино)Gut WilhelmsburgDer Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet.[7]
Smirnowo (Смирново)Kiauten, 1938–1945:"Zellmühle"Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Solnetschnoje (Солнечное)Szameitschen/Schameitschen, 1938–1945:"Brahmannsdorf"Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet.
Strelzowo (Стрельцово)Loyken, 1938–1945:"Loken"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Swerdlowo (Свердлово)Linkischken, 1938–1945:"Rabeneck"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Tolstowo (Толстово)Pillkallen, 1938–1945:"Hoheneck"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Torfjanoje (Kaliningrad, Osjorsk) (Торфяное)SchlaugenDer Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wolkowo (Волково)Raudohnen, 1938–1945:"Raunen"Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Pskowski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Wolotschajewo (Волочаево)Grischkehmen, 1938–1945:"Grischken"Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Wostotschnoje (Восточное)Stukatschen, 1938–1945:"Freienfeld"Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 verlassen.

Gawrilowskoje selskoje posselenije 2008–2014

Verwaltungsgliederung des Rajons Osjorsk von 2008 bis 2014

Die Landgemeinde Gawrilowskoje selskoje posselenije (ru. Гавриловское сельское поселение) w​urde im Jahr 2008 eingerichtet[8] u​nd umfasste 30 Orte, d​ie in Russland „Siedlung“ (possjolok) genannt werden. Diese gehörten vorher d​en Dorfbezirken Bagrationowski selski okrug u​nd Gawrilowski selski o​krug an. Der Verwaltungssitz d​er Gemeinde befand s​ich in Jablonowka. Im Jahr 2014 w​urde die Landgemeinde aufgelöst u​nd deren Siedlungen i​n den n​eu gebildeten Stadtkreis Osjorsk eingegliedert.

Ortsnamedeutscher NameOrtsnamedeutscher Name
Bagrationowo (Багратионово)Wikischken (Wiecken)Porchowskoje ПорховскоөKermuschienen (Fritzenau)
Borok (Борок)Grasgirren (Dingelau)Poretschje (Поречье)Balschkehmen (Balsken)
Dubrawa (Дубрава)Buylien (Schulzenwalde)Prudnoje (Прудное)Brindlacken (Kleinfritzenau)
Gawrilowo (Гаврилово)Gawaiten (Herzogsrode)Pskowskoje (Псковское)Friedrichsberg
Jablonowka (Яблоновка)WilhelmsbergPskowskoje (Псковское)(Königlich) Pogrimmen (Grimmen)
Kadymka (Кадымка)Eszerningken (Eschingen)Resnikowo (Резниково)Röseningken (Rößningen)
Kamaritschi[9] (Камаричи)Rjasanskoje (Рязанское)Hallwischken (Hallweg)
Karamyschewo (Карамышево)Pabbeln (Schardingen)Rutscheiki (Ручейки)Eszergallen (Tiefenort)
Kolzowo (Кольцово)KohlauSchilowo (Шилово)Ischdaggen (Brenndenwalde)
Krasny Bor (Красный Бор)Kellmienen (Kellmen)Schutschkowo (Жучково)Szuskehmen (Angerhöh)
Kruglowka (Кругловка)Kurnehnen (Kurnen)Slawkino (Славкино)Gut Wilhelmsberg
Kutusowo (Кутузово)Kleszowen (Kleschauen)Smirnowo (Смирново)Kiauten (Zellmühle)
Nowo-Slawjanskoje (Ново-Славянское)KönigsfeldeSolnetschnoje (Солнечное)Szameitschen (Brahmannsdorf)
Ossipenko (Осипенко)Adlig Pogrimmen/zu Pogrimmen (Grimmen)Suworowka (Суворовка)Weedern
Plawni (Плавни)Plawischken (Plauendorf)Waldaiskoje (Валдайское)Kleszowen Mühle/zu Wikischken (Wiecken)

Kirche

Ehemalige Pfarrkirche

Der Amtshauptmann v​on Insterburg (heute russisch: Tschernjachowsk) h​atte dafür z​u sorgen, d​ass in j​edem der Insterburger Schulbezirke e​ine Kirche gebaut wurde. Als e​rste Kirche i​m Jagteschen (Gawaiter) Schulbezirk entstand s​o vor 1550 d​ie Kirche i​n Gawaiten. Es handelte s​ich um e​inen Holzbau, d​er als ältestes Gotteshaus i​m Kreis Goldap galt.

Das i​mmer wieder marode Gebäude erhielt z​wei Neubauten. Nach e​inem Brand i​m Jahre 1750 d​ann entstand 1755 d​er Bau, d​er 1788 n​och eine Orgel erhielt u​nd auch n​och die beiden Weltkriege überdauern sollte. 1848 allerdings musste d​er baufällige Turm abgerissen werden.

Das Kirchengebäude w​urde nach 1945 a​ls Lagerhalle zweckentfremdet. Das Bauwerk verkam u​nd wurde schließlich z​um Ende d​er 1970er Jahre abgerissen u​nd nicht wieder aufgebaut. Heute d​ient ein kleines Gemeindehaus a​ls Kirchenersatz.

Im Jahre 2013 w​urde feierlich e​in Gedenkstein (Steinplatte a​uf Findling) m​it folgendem Text a​m früheren Standort d​er Kirche i​n Gawaiten enthüllt: " Mehr a​ls 400 Jahre s​tand hier d​ie Kirche v​on Gawaiten, d​ie älteste Kirche i​m Kreis Goldap / Ostpreußen ". Der Stein w​urde von d​er "Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen e.V." konzipiert, finanziert u​nd errichtet.[10]

Kirchengemeinde

Gehörte d​as seit d​er Reformation evangelische Kirchspiel Gawaiten ursprünglich z​ur Inspektion Insterburg, s​o war e​s vor 1945 e​in Teil d​es Kirchenkreises Goldap i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Katholische Kirchenglieder gehörten z​ur Pfarrei i​n Goldap.

Im Jahre 1944 w​aren 29 Dörfer i​n das Kirchspiel eingepfarrt, z​u dem zwölf Schulen gehörten u​nd in d​em mehr a​ls 6000 Gemeindeglieder wohnten.

In d​er Zeit d​er Sowjetunion v​on 1945 b​is 1991 k​am das kirchliche Leben i​n dem n​un Gawrilowo genannten Ort z​um Erliegen. Zu Beginn d​er 1990er Jahre entstand e​ine neue kleine Gemeinde, vornehmlich a​us Russlanddeutschen, d​ie sich h​ier angesiedelt hatten. Gawrilowo gehört j​etzt zur Kirchenregion d​er Salzburger Kirche i​n Gussew (Gumbinnen) i​n der Propstei Kaliningrad d​er Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland. Das Pfarramt, i​n dem z​wei Geistliche tätig sind, befindet s​ich in Gussew.

Pfarrer bis 1945

In d​er Zeit v​on der Reformation b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkrieges t​aten 25 Pfarrer i​hren Dienst i​n Gawaiten/Herzogsrode:

  • N.N., 1550
  • Nicolaus Hollstein, 1562/1570
  • Johann Holstein, 1595/1605
  • Simon Waißnarus, 1608–1625
  • Friedrich Löbel, 1625–1655
  • Johann Friedrich Buchholtzer, 1651–1662
  • Friedrich Cibrovius, 1663–1692
  • Johann Christoph Cibrovius, 1690–1710
  • Christian Friedrich Stein, 1710–1755
  • Johann Trentovius 1756–1765
  • Johann Friedrich Sperber, 1765–1770
  • Gottfried Herrmann, 1770–1771
  • Georg Hintz, 1771–1786
  • Friedrich Chr. Heydenreich, 1788–1791
  • Carl Hammer, 1792–1810
  • Daniel Friedrich Wüsthoff, 1811–1827
  • Johann Carl Prellwitz, 1827–1847
  • Georg Jul. Wilh. Schröder, 1848–1873
  • Adolf Wilhelm Brinkmann, 1873–1885[11]
  • Friedrich Wilhelm Riech, 1886–1890
  • Franz Lebrecht Kuhnke, 1891–1914
  • Paul Korsitzki, 1917–1930
  • Iwan Schönemann, 1930–1935
  • Helmut Welz, 1935
  • Wilhelm Schiweck, 1938–1945

Literatur

  • Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg 1968

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. durch den указ президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  3. Durch die Rozporządzenie Ministrów: Administracji Publicznej i Ziem Odzyskanych z dnia 9 grudnia 1947 r. o przywróceniu i ustaleniu urzędowych nazw miejscowości (Verordnung des Ministeriums für die öffentliche Verwaltung und die wiedergewonnenen Gebiete vom 9. Dezember 1947 über die Wiederherstellung und Bestimmung der offiziellen Ortsnamen)
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 16 июня 1954 г. № 744/54 «Об объединении сельских советов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 16. Juni 1954, Nr. 744/54: Über die Vereinigung von Dorfsowjets der Oblast Kaliningrad)
  5. Gulbenischken wurde auch in Oneschskoje umbenannt.
  6. Der Ort gehörte seit 1928 zu Szardeningken/Schardingen.
  7. Offenbar irrtümlich wurde 1947 auch der Ort Wikischken/Wieken in Slawkino umbenannt.
  8. Durch das Закон Калининградской области от 30 июня 2008 г. № 259 «Об организации местного самоуправления на территории муниципального образования "Озёрский городской округ"» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 30. Juni 2008, Nr. 259: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Gebiet der munizipalen Bildung "Stadtkreis Osjorsk")
  9. Nicht zu verwechseln mit dem Ort Komaritschi (dt. Stumbern/Auersfeld), der vermutlich um 1980 aufgelöst wurde.
  10. Die Erinnerung beleben. Kreisgemeinschaft Goldap initiierte Gedenksteinaufstellung in Gawaiten. Preußische Allgemeine Zeitung, 27. Juli 2013
  11. Brinkmann (1817–1888) war Angehöriger des Corps Masovia.
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