Ferrari 156

Der Ferrari 156, Ferrari 156 F1, war ein Formel-1-Wagen, den die Scuderia Ferrari von 1961 bis 1964 baute und einsetzte. Er war und ist eines der legendärsten Formel-Fahrzeuge der Motorsportgeschichte, der Rennwagen mit dem „Haifischmaul“, mit dem Wolfgang Graf Berghe von Trips 1961 beinahe Weltmeister der Formel 1 geworden wäre.

Ferrari 156

Konstrukteur: Italien Scuderia Ferrari
Designer: Carlo Chiti
Vorgänger: Ferrari Dino 246F1
Nachfolger: Ferrari 158
Technische Spezifikationen
Chassis: Gitterrohrrahmen
Motor: Ferrari V6 (60° o 120°)
mit 1476 cm³
Länge: 4030 mm
Breite: 1400 mm
Höhe: 1000 mm
Radstand: 2320 mm
Gewicht: 420 kg
Reifen: Dunlop
Benzin: Shell
Statistik
Fahrer: Vereinigte Staaten Phil Hill
Deutschland Wolfgang von Trips
Vereinigte Staaten Richie Ginther
Italien Giancarlo Baghetti
Mexiko Pedro Rodríguez
Mexiko Ricardo Rodríguez
Italien Lorenzo Bandini
Belgien Olivier Gendebien
Belgien Willy Mairesse
Vereinigtes Konigreich John Surtees
Italien Ludovico Scarfiotti
Vereinigtes Konigreich Innes Ireland
Erster Start: Großer Preis von Monaco 1961
Letzter Start: Großer Preis von Mexiko 1964
Starts Siege Poles SR
25 5 7 5
WM-Punkte: k. A. / tba
Podestplätze: k. A. / tba
Führungsrunden: k. A. / tba
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Entwicklungsgeschichte und Technik

Der Überlegenheit des Wagens ergab sich aus der Kraft seines 1,5-Liter-V6-Motors, der die Schwächen des Fahrgestells mehr als ausglich. Der 156 war der erste Ferrari mit einem Mittelmotor. Das Konzept für das Auto stammte von Carlo Chiti, der Motor wurde nach einem Entwurf von Mauro Forghieri gebaut, der in den nächsten 25 Jahren für die Ferrari-Rennmotoren verantwortlich war.

Der Motor war leicht und leistete bei 1476 cm³ 190 PS. Das Aggregat war extrem tief im Fahrgestell eingebaut, was den Schwerpunkt des gesamten Wagens positiv beeinflusste. Chiti folgte bei seinem Ansatz der Linienführung des Ferrari 246P, allerdings war der 156 kürzer und das Fahrgestell basierte auf vier großen Rohrträgern.

Renngeschichte

Der Wagen war von Beginn an voll konkurrenzfähig. 1961 wurde das Team der Scuderia nur dreimal geschlagen. Giancarlo Baghetti gewann den Gran Premio di Siracusa, der nicht zur Weltmeisterschaft zählte, und seinen ersten Weltmeisterschaftslauf, den Großen Preis von Frankreich. Allerdings war der Wagen bei diesen beiden Rennen offiziell von der FISA gemeldet.

Das Titelduell zwischen Wolfgang von Trips und Phil Hill wurde durch den Todessturz des Deutschen beim Großen Preis von Italien in Monza für den Amerikaner entschieden, der den ersten Fahrertitel für die Scuderia seit 1958 einfuhr. Auch die Konstrukteursweltmeisterschaft ging klar an den italienischen Rennstall.

In der Winterpause 1961/1962 verließ mit Carlo Chiti ein wichtiger Manager und Ingenieur die Scuderia. Die Weiterentwicklung des 156 geriet ins Stocken. Der Wagen war mit dem V6-Motor den britischen Teams mit ihren V8-Aggregaten inzwischen unterlegen. 1962 konnte kein großes Rennen gewonnen werden, es reichte nur für zwei Siege bei Nebenrennen.

1963 war der 156 nur mehr eine Zwischenlösung. Forghieri, der auch die Arbeit am Fahrwerk übernommen hatte, entwickelte einen leichteren Gitterrohrrahmen und eine neue Hinterradaufhängung. Es war eine Konstruktion aus oberen und unteren Querlenkern mit doppelten Zugstreben. Durch eine neue Kraftstoffeinspritzung wurde die Leistung des Motors auf 200 PS erhöht. Gegen Ende des Jahres wurde der Wagen komplett umgebaut. Jetzt wurde der Motor als tragendes Element in ein Halbmonocoque eingebaut, das eigentlich für den neuen V8-Motor aufgebaut worden war. Dieses Monocoque wurde auch 1964 für den Ferrari 158 verwendet. Der Wagen bekam die Bezeichnung 156 Aero und wurde 1964 noch teilweise eingesetzt.

Siegerwagen war der 156 aber nicht mehr; 1963 war Ferrari dem Lotus 25 mit Jim Clark völlig unterlegen. Erst mit dem Nachfolger, dem 158, wendete sich das Blatt wieder und die Scuderia konnte 1964 beide Weltmeisterschaften gewinnen.

Der 156 wurde von Spitzenfahrern seiner Zeit pilotiert. Neben Baghetti, Hill und von Trips fuhren Lorenzo Bandini, Olivier Gendebien, Richie Ginther, Innes Ireland (an ihn wurde 1962 ein 156 für ein Rennen verliehen)[1], Willy Mairesse, Pedro Rodríguez, Ricardo Rodríguez, Ludovico Scarfiotti und John Surtees diesen Spitzenwagen.

Ein Exemplar des 156 ist im Museo Nazionale dell’Automobile in Turin ausgestellt.[2]

Galerie

Komplette Ergebnisse des Ferrari 156 in der Formel-1-Weltmeisterschaft

Der Ferrari 156 wurde neben der Scuderia auch noch von anderen Teams eingesetzt. Untenstehende Tabelle listet sämtliche Ergebnisse die mit diesem Typ erzielt wurden auf.

Jahr Team Fahrer Rennen Punkte WCC
1961 Scuderia Ferrari 40 (52) 1.
Vereinigte Staaten Richie Ginther 2 5 3 15 3 8 DNF DNA
Vereinigte Staaten Phil Hill 3 2 1 9 2 3 1 DNA
Deutschland Wolfgang von Trips 4 1 2 DNF 1 2 DNF
Belgien Olivier Gendebien 4
Belgien Willy Mairesse DNF DNF
Mexiko Ricardo Rodríguez DNF
Mexiko Pedro Rodríguez DNA
FISA Italien Giancarlo Baghetti 1
Scuderia Sant’Ambroeus DNF DNF
1962 Scuderia Ferrari 18 6.
Vereinigte Staaten Phil Hill 3 2 3 DNA DNF DNF 11
Italien Giancarlo Baghetti 4 DNF DNA 10 5 DNA
Mexiko Ricardo Rodríguez DNF DNS 4 DNA DNA 6 14
Italien Lorenzo Bandini 3 DNA DNF 8 DNA
Belgien Willy Mairesse 7 Ret 4 DNA
1963 Scuderia Ferrari 26 4.
Belgien Willy Mairesse DNF DNF DNF
Vereinigtes Konigreich John Surtees 4 DNF 3 DNF 2 1 DNF 9 DSQ DNF
Italien Ludovico Scarfiotti DNA 6 DNS
Italien Lorenzo Bandini DNF 5 DNF 5
1964 Scuderia Ferrari 45 (49) 1.
Italien Lorenzo Bandini 10 5 3 1
Italien Ludovico Scarfiotti 9
North American Racing Team Mexiko Pedro Rodríguez 6
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3Platzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Literatur

  • Ed McDonough: Ferrari 156 Sharknose. Sutton Publishing, Stroud 2001, ISBN 0-7509-2731-3.
Commons: Ferrari 156 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ferrari.com Informationen zum Ferrari 156 F1. Abgerufen am 18. Mai 2020 (en).
  • Ultimatecarpage.com Artikel, Bilder und technische Informationen. Abgerufen am 18. Mai 2020 (en).
  • YouTube: 1961 Ferrari 156 F1 'Sharknose' Video von zwei "perfekt aufgebauten Repilicas" (65° & 120° 1.5L V6) Sound - Warm Up & Beschleunigung.

Einzelnachweise

  1. Innes Ireland und Ferrari
  2. FERRARI MOD. 156 F1. www.museoauto.com, abgerufen am 11. Mai 2020 (italienisch).
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