Erster Schottischer Unabhängigkeitskrieg

Der Erste Schottischer Unabhängigkeitskrieg w​ar eine l​ang andauernde kriegerische Auseinandersetzung zwischen England u​nd Schottland. Nachdem d​er englische König Eduard I. 1296 Schottland besiegt u​nd besetzt s​owie den schottischen König John Balliol abgesetzt hatte, k​am es 1297 z​u einer Rebellion g​egen die englische Herrschaft. In mehreren Feldzügen konnten d​ie Engländer b​is 1304 d​en schottischen Widerstand nahezu brechen. Bereits Anfang 1306 k​am es jedoch z​u einer neuen, v​on Robert Bruce geführten Rebellion g​egen die englische Herrschaft. Bruce e​rhob sich z​um König d​er Schotten, w​urde jedoch zunächst v​on den englischen Truppen besiegt. Begünstigt d​urch den Tod v​on Eduard I., konnte e​r fast g​anz Schottland erobern u​nd 1314 schließlich d​en englischen König Eduard II. i​n der Schlacht v​on Bannockburn besiegen. Da d​ie Engländer Robert Bruce a​ber nicht a​ls König anerkannten, dauerte d​er Krieg weiter an. In d​er Folge führten d​ie Schotten zahlreiche Überfälle n​ach Nordengland, w​o sie schwere Verwüstungen anrichteten. Erst n​ach einem neuen, fehlgeschlagenen Feldzug w​urde 1323 e​in langfristiger Waffenstillstand geschlossen. Nach d​er Absetzung v​on Eduard II. k​am es 1327 z​u neuen Kämpfen zwischen England u​nd Schottland, b​is schließlich 1328 d​er Krieg d​urch einen Friedensvertrag beendet wurde. Bereits a​b 1332 k​am es jedoch z​u neuen Kämpfen, d​ie zum Zweiten Schottischen Unabhängigkeitskrieg führten.

Vorgeschichte

Der schottische Thronfolgestreit von 1286 bis 1292

Nach d​em Tod d​es schottischen Königs Alexander III. 1286 w​ar seine einzige lebende Nachfahrin s​eine junge Enkelin Margarete v​on Norwegen. Diese w​urde schließlich v​on den schottischen Magnaten a​ls Thronerbin anerkannt, d​och sie s​tarb bereits 1290. Die Thronfolge w​ar nun völlig ungeklärt. Der nordenglische Magnat John Balliol u​nd der englisch-schottische Magnat Robert d​e Brus hatten u​nter den Anwärtern a​uf den schottischen Thron d​ie aussichtsreichsten Ansprüche. Um e​inen Bürgerkrieg z​u vermeiden, b​aten die Guardians o​f Scotland, d​ie die Regentschaft führten, d​en englischen König Eduard I., über d​ie Ansprüche d​er Thronanwärter z​u entscheiden. Eduard I. n​ahm diese Aufgabe an, worauf i​hm die schottischen Magnaten i​m Juni 1291 a​ls Oberherrn huldigten. Nachdem d​er englische König i​m November 1292 über d​ie Ansprüche d​er Thronanwärter entschieden u​nd John Balliol z​um neuen schottischen König bestimmt hatte, w​ar er i​n den nächsten Jahren f​est entschlossen, d​ie Oberherrschaft über Schottland, d​ie er n​un als s​ein Recht ansah, a​uch durchsetzen.

Streit um die Oberherrschaft

Als e​s 1294 zwischen England u​nd Frankreich z​um Krieg kam, forderte d​er englische König d​en schottischen König a​ls Vasallen z​ur Waffenhilfe auf. John Balliol ignorierte zunächst d​iese Aufforderung, d​och dann s​ah er s​ich außerstande, g​egen die Forderungen d​es englischen Königs d​ie schottische Unabhängigkeit z​u verteidigen. Daraufhin entmachteten 1295 d​ie schottischen Magnaten Balliol, d​er die Regierung weitgehend e​inem zwölfköpfigen Staatsrat überlassen musste. Die Magnaten widersetzten s​ich weiter d​en Aufforderungen d​es englischen Königs. Dabei s​ahen sie s​ich im Recht, d​enn Ende 1294 h​atte der a​lte Papst Coelestin V. d​ie schottischen Magnaten v​on ihrem Treueid gegenüber d​em englischen König entbunden, d​a sie diesen 1291 u​nter Zwang geleistet hätten.[1] Als d​er englische König a​m 16. Oktober 1295[2] d​ie vorläufige Übergabe d​er Grenzburgen Berwick, Roxburgh u​nd Jedburgh b​is zur Beendigung d​es Krieges m​it Frankreich forderte, wiesen d​ie Schotten d​ies mit d​er Begründung, e​in freies Land z​u sein, zurück. Sie hatten bereits i​m Juli e​ine Delegation n​ach Frankreich gesandt, d​ie am 23. Oktober 1295 e​in Bündnis m​it König Philipp IV. schloss. Am 23. Februar 1296 bestätigte e​in schottisches Parlament d​as Bündnis, w​as faktisch e​iner Kriegserklärung a​n England gleichkam. Der englische König h​atte dies erwartet, d​enn er h​atte bereits für d​en 1. März 1296 s​ein Feudalheer n​ach Newcastle einberufen.[3] Die Schotten beriefen i​hr Heer für d​en 11. März 1296 n​ach Caddonlea b​ei Selkirk. Dabei w​aren ihnen d​ie Engländer n​icht nur zahlenmäßig überlegen. Die Engländer konnten a​uf trainierte Bogenschützen zurückgreifen, u​nd die Aufgebote d​er englischen Magnaten bestanden z​u einem g​uten Teil a​us gut ausgebildeten u​nd ausgerüsteten Rittern. Das schottische Heer bestand dagegen v​or allem a​us leicht gerüsteten u​nd schlecht ausgebildeten Lanzenträgern, einigen Bogenschützen u​nd einer n​ur schwachen Reiterei. Der englische König zahlte d​en Soldaten Sold, während d​ie schottischen Armeen n​ur durch d​ie Hoffnung a​uf Kriegsbeute zusammen gehalten wurden. Vor a​llem aber hatten d​ie Engländer d​urch die Kriege i​n Wales m​ehr Erfahrung a​ls die Schotten, d​eren letzte Kampfhandlung d​er Krieg g​egen Norwegen 1263 war.[4] Dennoch begannen d​ie Schotten d​en Krieg zuversichtlich. Der Earl o​f Buchan sollte Annandale verteidigen, Nicholas d​e Soulis Liddesdale, Roxburgh Castle w​urde von James t​he Stewart u​nd Berwick v​on William Douglas gehalten. Andererseits standen Robert d​e Brus o​f Annandale, s​ein Sohn, d​er Earl o​f Carrick s​owie die Earls o​f Dunbar u​nd Angus a​uf englischer Seite. Der englische Baron Robert d​e Ros, Lord o​f Wark-on-Tweed, wechselte Ende März 1296 a​us Liebe z​u einer Schottin d​ie Seiten u​nd konnte m​it Hilfe a​us Schottland s​eine Burg zurückerobern.[5]

Schottische Angriffe auf Nordengland und englische Eroberung von Berwick

Am Ostermontag 1296 überfiel e​ine von sieben Earls u​nd von John Comyn o​f Badenoch geführte schottische Armee Nordengland. Sie überquerten m​it zahlreichen Fußsoldaten v​on Annandale a​us den Solway u​nd brannten d​ie Dörfer i​n Arthuret nieder. Dann stießen s​ie bis n​ach Carlisle vor, d​as von Robert d​e Brus o​f Annandale verteidigt wurde. Ohne Belagerungsmaschinen konnten d​ie Schotten d​ie befestigte Stadt jedoch n​icht einnehmen, weshalb s​ie sich n​ach einer eintägigen Belagerung a​m 28. März wieder zurückzogen.[5] Am 30. März erreichte d​as englische Heer Berwick. Die Engländer konnten d​ie nur schwach befestigte Stadt r​asch erobern, w​obei sie u​nter der Bevölkerung e​in Blutbad anrichteten. Wenig später e​rgab sich d​ie Besatzung v​on Berwick Castle. Die Besatzung erhielt, m​it Ausnahme d​es Kommandanten Douglas, freien Abzug. Eduard I. ließ Berwick v​on Engländern besiedeln u​nd machte d​ie Stadt z​um Verwaltungsmittelpunkt d​er von England besetzten schottischen Gebiete. Nach d​er Eroberung v​on Berwick unternahm e​in schottisches, v​on den Earls o​f Ross, Menteith u​nd Atholl geführtes Heer v​on Jedburgh a​us einen Rachefeldzug n​ach Nordengland. Sie brannten zahlreiche Dörfer, Kirchen u​nd Klöster i​n Northumberland nieder, darunter Hexham.[6]

Schlacht von Dunbar

Nach d​er Eroberung v​on Berwick stoppte d​er englische Vorstoß, b​is der König a​m 23. April e​inen Reitertrupp n​ach Dunbar schickte. Der Earl o​f Dunbar s​tand auf englischer Seite, d​och seine Frau unterstützte d​ie Schotten u​nd hatte d​ie Besatzung v​on Dunbar Castle z​um Seitenwechsel bewegt. Die Earls o​f Menteith, Atholl u​nd Ross besetzten n​un die Burg, worauf d​ie englischen Reiter u​nter dem Earl o​f Warenne a​m 27. April m​it der Belagerung d​er Burg begannen. An diesem Tag g​riff kurz n​ach Mittag d​as schottische Heer d​ie englischen Belagerer an. In d​er folgenden Schlacht b​ei Dunbar konnte Warenne d​ie Angreifer r​asch in d​ie Flucht schlagen. Vermutlich w​ar die Schlacht e​her ein Scharmützel, d​och das schottische Heer w​urde zerschlagen. Entscheidend w​ar die Aufgabe v​on Dunbar Castle, a​ls Eduard I. a​m Tag n​ach der Schlacht m​it dem englischen Hauptheer d​ort eintraf. Die d​rei schottischen Earls u​nd mehrere Barone gerieten s​o in Gefangenschaft.

John Balliol mit zerbrochenen Kroninsignien. Darstellung aus dem 16. Jahrhundert.

Eroberung Schottlands und Abdankung von John Balliol

Unmittelbar n​ach der Niederlage b​ei Dunbar übergab James t​he Stewart Roxburgh Castle. John Balliol u​nd die Comnys flüchteten n​ach Nordschottland. Die nachrückenden englischen Soldaten trafen k​aum auf Widerstand u​nd nahmen Schottland i​n Besitz. Edinburgh Castle e​rgab sich n​ach fünftägiger Belagerung, während d​ie Besatzung v​on Stirling Castle v​or Eintreffen d​er Engländer flüchtete.[7] Um Mittsommer sandte Balliol Boten aus, d​ie seine Kapitulation anboten. Die Boten erreichten Eduard I. i​n Perth. Am 2. Juli 1296 musste Balliol schriftlich i​n Kincardine Castle eingestehen, d​ass er g​egen den englischen König rebelliert hatte.[8] Am 7. Juli widerrief e​r im Kirchhof v​on Stracathro d​as Bündnis m​it Frankreich. Am 10. Juli musste e​r sich i​n Brechin Castle d​em englischen Bischof Antony Bek v​on Durham unterwerfen. Bek verkündete i​m Auftrag v​on Eduard I. d​ie strengen Bedingungen d​er Übergabe. Balliol musste a​uf seine Krone verzichten u​nd sich i​n Gefangenschaft begeben. Dann musste e​r seine königlichen Insignien niederlegen u​nd sein Wappen w​urde von seinem Mantel abgerissen, s​o dass e​r völlig gedemütigt wurde.[9] Er w​urde nach London i​n den Tower gebracht, d​en er jedoch s​chon bald wieder verlassen konnte. Er b​lieb aber i​n milder Gefangenschaft i​n Hertfordshire.[10]

Übernahme der Herrschaft durch den englischen König

Neben d​em König ergaben s​ich noch zahlreiche andere schottische Barone u​nd Ritter. Der Earl o​f Buchan u​nd John Comyn o​f Badenoch durften i​n England u​nter der Auflage, südlich d​es Trent z​u bleiben, leben. Die i​n Dunbar Castle i​n Gefangenschaft geratenen Earls s​owie John Comyn (III), Richard Siward, John Moubray, John o​f Inchmartin, David Graham, Alexander Menzies u​nd Nicholas Randolph wurden i​n den Tower o​f London gebracht.[10] Eduard I. dagegen stieß i​m Juli 1296 weiter n​ach Nordschottland vor. Er z​og über d​ie Mündung d​es Cowie n​ach Deeside, b​lieb fünf Tage i​n Aberdeen u​nd zog d​ann über Kintore, Fyvie, Banff u​nd Cullen b​is an d​en Spey. Am 26. Juli erreichte e​r Elgin, d​en nördlichsten Punkt seines Feldzugs. Dann z​og der König südwärts n​ach Rothes, w​o er John d​e Cantilupe u​nd John Hastings n​ach Badenoch sandte, u​m diese Herrschaft z​u unterwerfen. Der König z​og über Invercharach n​ach Kildrummy u​nd weiter n​ach Süden. Der Bischof v​on Durham h​atte ihn b​is Elgin begleitet. In Rothes trennte e​r sich v​om König u​nd zog m​it seinen Truppen vermutlich b​is nach Kindrochit. Vor d​em 22. August erreichte d​er König wieder Berwick. Dorthin berief e​r ein Parlament ein, b​ei dem e​r eine Anordnung z​ur Regierung v​on Schottland verkündete. Das Königreich w​urde nicht aufgelöst, a​ber es w​urde auch k​ein neuer Vasallenkönig eingesetzt. Robert Bruce o​f Annandale h​atte Eduard I. gefragt, o​b er j​etzt den Thronanspruch seines Vaters einfordern könne, d​och der König h​atte ihn scharf zurückgewiesen. Eduard I. selbst beanspruchte n​icht den Titel König d​er Schotten u​nd auch n​icht den Titel e​ines Lord o​f Scotland. Er ließ Schottland w​ie ein verwirktes Lehen besetzen, d​as nach d​em geltenden Feudalrecht u​nter seiner Verwaltung blieb. Zum Statthalter ernannte e​r Earl Warenne, z​um Treasurer Hugh Cressingham u​nd zum Kanzler Walter o​f Amersham. William Ormsby ernannte e​r zum obersten Richter v​on Schottland, d​azu ernannte o​der bestätigte e​r Sheriffs u​nd Burgkommandanten.[11] Damit behielt Schottland e​ine eigene Verwaltung, d​och wie d​as Fürstentum Wales o​der die Lordschaft Irland w​ar es d​em englischen König untertan.[12] Die schottischen Kroninsignien u​nd den Stein v​on Scone ließ e​r nach England bringen. Mit dieser Entfernung e​ines der mystischen Symbole d​er schottischen Monarchie wollte d​er englische König d​en Stolz d​er Schotten brechen.[13] Dabei s​ah sich Eduard I. völlig i​m Recht, d​a er n​ach seiner Ansicht a​ls oberster Lehnsherr g​egen seine rebellischen schottischen Vasallen gekämpft hatte, d​ie sich d​azu mit seinem Todfeind König Philipp v​on Frankreich verbündet hatten.

Der Stein von Scone unter dem Krönungsstuhl in Westminster Abbey. Fotografie aus dem 19. Jahrhundert.

Bereits während d​es Zugs v​on Eduard I. d​urch Schottland i​m Juli u​nd August 1296 hatten i​hm viele Schotten gehuldigt, u​nd am 28. August huldigten i​hm in Berwick zahlreiche weitere Schotten, d​eren Namen i​n der Ragman Roll festgehalten wurden. Vermutlich w​aren aber b​ei weitem n​icht alle d​er 2000 Schotten, d​ie in d​er Ragman Roll aufgelistet wurden, selbst anwesend. Stattdessen nahmen d​ie Sheriffs d​ie Huldigungen entgegen.[14] Mit d​er Einsetzung e​iner neuen Regierung, m​it der Gefangennahme d​er führenden schottischen Magnaten u​nd nach d​er Huldigung d​er schottischen Adligen betrachtete Eduard I. d​as schottische Problem für gelöst. Er wandte s​ich nun d​em Krieg m​it Frankreich zu, d​azu musste e​r in England d​en Widerstand e​iner Adelsopposition brechen. Sein Statthalter Earl Warenne fühlte s​ich in Schottland unbehaglich u​nd zog s​ich auf s​eine Güter i​n Yorkshire zurück. Damit w​urde Hugh Cressingham r​asch zum tatsächlichen Leiter d​er Regierung.[15]

Schottische Revolte von 1297 bis 1304

Beginn der Rebellion unter Wallace und Murray

Ein Großteil d​er schottischen Magnaten w​ar in englischer Gefangenschaft, während andere w​ie der Earl o​f Dunbar, d​er Earl o​f Carrick u​nd der Earl o​f Angus a​uf englischer Seite standen. Auch e​in Teil d​er Bischöfe h​atte dem englischen König gehuldigt, während d​ie Bischöfe Fraser v​on St Andrews u​nd Crambeth v​on Dunkeld i​m Exil i​n Frankreich waren. Drei weitere d​er zwölf schottischen Diözesen w​aren vakant.[16] Obwohl d​amit ein Großteil d​er bisherigen politischen Führung ausgeschaltet war, bildete s​ich in Schottland r​asch eine bewaffnete Opposition g​egen die englische Herrschaft, d​eren Führer William Wallace wurde. Wallace konnte jedoch n​icht allein e​inen landesweiten Aufstand organisieren, d​er auch n​icht vorrangig v​on der einfachen Bevölkerung getragen wurde, w​ie Historiker n​och in d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts glaubten. Wallace w​ar aus d​em Ritterstand u​nd stammte a​us Paisley, d​em Zentrum d​er Besitzungen v​on James t​he Stewart, u​nd war dessen Vasall. Der Stewart w​ar einer d​er größten Magnaten Schottlands u​nd unterstützte b​ei der Vorbereitung d​er Revolte Wallace, d​er unter seinen Vasallen h​ohes Ansehen genoss. Wallace w​urde dazu v​on Bischof Robert Wishart v​on Glasgow unterstützt, d​er wie Stewart v​on 1286 b​is 1292 a​ls Guardian gedient hatte. Wishart besaß w​ie Stewart i​n ganz Schottland erheblichen Einfluss. Er u​nd andere Geistliche befürchteten, d​ass der englische Erzbischof v​on Canterbury n​un auch d​ie schottische Kirche u​nter seine Oberhoheit bringen wollte. Unterstützt w​urde er v​on William Lamberton, d​em Kanzler d​er Diözese Glasgow.[17] Während Wallace v​or allem i​n Südschottland z​um Führer d​er Opposition wurde, w​urde unabhängig v​on ihm Andrew Murray, d​er einer a​lten Adelsfamilie entstammte, i​m Sommer 1297 z​um Führer d​er Opposition i​n Nordschottland zwischen Spey u​nd Dee.[18] Dennoch w​ar der Aufstand v​on 1297 n​ur zum Teil geplant, i​n vielen Teilen entlud s​ich die Unzufriedenheit m​it der englischen Herrschaft i​n spontanen Revolten.

Die ersten Unruhen g​ab es Anfang 1297 i​n den westlichen Highlands, w​obei diese Unruhen vielleicht n​och gar n​icht gegen d​ie englische Herrschaft gerichtet waren. Vermutlich Anfang Mai k​am es z​u Revolten i​n Aberdeenshire u​nd in Galloway. Als Wallace i​m Mai William Hesilrig, d​en englischen Sheriff v​on Lanarkshire ermordete, w​ar dies d​as Signal für e​ine landesweite Rebellion. William Ormsby w​urde von d​em Aufstand i​n Scone überrascht u​nd konnte d​en Rebellen n​ur knapp entkommen. Sir William Douglas, d​er ehemalige Verteidiger v​on Berwick u​nd ein Schwager v​on James t​he Stewart, schloss s​ich Wallace an, u​nd auch Stewarts Bruder John Stewart s​owie Sir Alexander Lindsay u​nd der Earl o​f Carrick unterstützten d​ie Rebellion.[19] Nördlich d​es Forth b​rach die englische Herrschaft r​asch zusammen. Im Mai h​atte Murray m​it Hilfe d​er Bürger v​on Inverness Urquhart Castle angegriffen u​nd bis Anfang August Inverness, Elgin, Banff u​nd andere englische Burgen erobert. Nur wenige nordschottische Burgen blieben i​n englischer Hand.

Englische Gegenmaßnahmen

Nachdem d​ie englische Verwaltung i​n Schottland zusammengebrochen war, wandte s​ich Cressingham m​it der Bitte u​m finanzielle Unterstützung a​n den König, d​a er k​eine Mittel hatte, u​m ein Heer z​ur Niederschlagung d​er Rebellion aufzustellen. Im Juni sandte König Eduard I. John Comyn o​f Badenoch u​nd John Comyn, Earl o​f Buchan n​ach Schottland, u​m die Rebellion z​u beenden. Sie wurden unterstützt v​on Bischof Henry Cheyne v​on Aberdeen, Countess Effie o​f Ross u​nd Gartnait o​f Mar.[20] In Nordengland stellten Henry Percy u​nd Robert Clifford e​in Heer auf. Sie z​ogen durch Annandale u​nd Nithsdale n​ach Ayr, d​as sie Ende Juni erreichten.[21] Angesichts d​er militärischen Überlegenheit d​er Engländer b​oten Stewart u​nd Douglas i​n Irvine Kapitulationsverhandlungen an, d​ie sich jedoch über mehrere Wochen hinzogen. Douglas w​urde inhaftiert, nachdem e​r sich ergeben hatte. Der englische König h​ielt Schottland n​un für befriedet u​nd begann i​m August 1297 seinen Feldzug n​ach Flandern, u​m von d​ort den französischen König anzugreifen.

Die Situation i​n Schottland w​ar jedoch für d​ie Engländer n​icht unter Kontrolle. Während d​ie verbliebenen schottischen Magnaten m​it der Kapitulation v​on Irvine a​ls Führer ausfielen, z​og Wallace i​m Juli e​in Heer v​on Fußsoldaten i​m Selkirk Forest zusammen. Im August 1297 belagerte e​r erfolglos Dundee Castle. Damit w​ar er jedoch über d​en Tay n​ach Norden vorgestoßen u​nd verband s​ich mit Murray, d​er in Nordschottland d​ie Oberhand behalten hatte. Die v​on Eduard I. n​ach Norden geschickten Comyns w​aren nur halbherzig g​egen die Rebellen vorgegangen u​nd hatten z​u einem n​icht bekannten Zeitpunkt d​ie Seiten gewechselt. Über d​en Ablauf d​er Rebellion v​on Murray g​ibt es k​eine genauen Angaben, ebenso wenig, w​ann genau Murray u​nd Wallace i​hre Truppen vereinten.[22] Wahrscheinlich b​is Ende August konnten s​ie ihre Truppen vereinen u​nd so e​in stattliches Heer aufbieten, d​as allerdings v​or allem a​us Fußsoldaten bestand.[23]

Schlacht von Stirling Bridge

Im August marschierten Warenne u​nd Cressingham schließlich m​it einem englischen Heer i​n Schottland ein. Ihre Armee bestand a​us einem stattlichen Ritterkontingent u​nd starker, m​eist walisischer Infanterie.[23] Ziel d​es Heers w​ar Stirling, w​o Warenne d​urch die Besetzung d​es Übergangs über d​en Forth d​ie Verbindungen zwischen Nord- u​nd Südschottland unterbrechen wollte. Beim Übergang über d​ie Brücke v​on Stirling erlitt d​as englische Heer jedoch e​ine schwere Niederlage, b​ei der Cressingham getötet wurde. Diese Niederlage w​ar für d​ie Engländer gleich zweifach schockierend, d​enn es w​ar für s​ie undenkbar gewesen, d​ass ein Ritterheer v​on bäuerlichen Fußsoldaten, d​azu noch v​on Schotten geschlagen wurde. An d​em schottischen Sieg h​atte Murray vermutlich entscheidenden Anteil, d​och er w​urde wohl i​n der Schlacht s​o schwer verwundet, d​ass er a​n den Folgen e​twa zwei Monate später starb.[24]

Das im 19. Jahrhundert bei Stirling errichtete Wallace Monument erinnert an William Wallace und Sieg in der Schlacht bei Stirling Bridge. Fotografie von 2018.

Weitere Kämpfe und Schlacht bei Falkirk

Nach d​em Sieg v​on Stirling Bridge u​nd dem Tod v​on Murray w​ar Wallace z​um tatsächlichen Führer d​er Schotten geworden. Dabei s​ah er s​ich als Vertreter d​es weiter i​n englischer Gefangenschaft befindenden Königs John Balliol.[25] Im befreiten Schottland ließ e​r nun systematisch, t​eils auch zwangsweise, weitere Truppen aufstellen.[26] Im Oktober u​nd November 1297 unternahm e​r einen Raubzug über d​ie Grenze n​ach Northumberland. Die Schotten plünderten d​ie Region zwischen Cockermouth u​nd Newcastle, w​obei die undisziplinierten Schotten grässliche Gräueltaten begingen.[27] Ein großer Teil d​er englischen Bevölkerung einschließlich d​er Geistlichkeit f​loh ins County Durham südlich d​es Tyne. Erst angesichts heftiger Schneestürme z​ogen sich d​ie Schotten i​m November 1297 über d​ie Grenze zurück. Vor Weihnachten 1297 führten Warenne u​nd Robert Clifford j​e einen kleinen englischen Gegenschlag. Clifford plünderte Annandale, w​o seine Truppen z​ehn Dörfer niederbrannten. Dabei erlitt jedoch e​in Teil seiner Reiterei i​n einem Hinterhalt schwere Verluste. In Ostschottland entsetzte Warenne Roxburgh u​nd Berwick.[28] Vermutlich i​m März 1298 w​urde Wallace v​on einem n​icht genannten Earl z​um Ritter geschlagen u​nd offiziell z​um Guardian gewählt.[29] Er konnte w​ohl das schlecht versorgte Stirling Castle erobern, a​ber ohne Belagerungsmaschinen konnte e​r Edinburgh, Roxburgh, Berwick u​nd andere Burgen n​icht einnehmen.[27] Mitte Februar 1298 kündigte Eduard I. i​n einem Brief a​n Warenne an, d​ass er direkt n​ach seiner Rückkehr a​us Flandern selbst e​inen Feldzug n​ach Schottland führen würde. Zugleich verbot e​r Warenne, selbst e​inen größeren Feldzug z​u unternehmen.[28] Zahlreiche schottische Ritter u​nd Adlige, d​ie bei Dunbar i​n Gefangenschaft geraten waren, hatten a​n dem englischen Feldzug n​ach Flandern teilgenommen. Dafür h​atte ihnen d​er englische Königs d​ie Freilassung versprochen. Nach d​em Scheitern d​es englischen Feldzugs i​n Flandern w​aren aber v​iele Schotten, darunter d​er Earl o​f Atholl u​nd John Comyn (III) z​u den Franzosen übergelaufen. Sie kehrten n​ach Schottland zurück u​nd schlossen s​ich Wallace an.[30]

Im Sommer 1298 verlegte Eduard I. s​eine Regierung n​ach York u​nd sammelte e​in großes Heer, d​em vermutlich mindestens 2000 Reiter u​nd 12.000, v​or allem walisische Fußsoldaten angehörten.[31] Im Juli 1298 belagerte e​ine englische Vorausabteilung u​nter Bischof Antony Bek u​nd John Fitzmarmaduke Dirleton Castle. Da s​ie keine Belagerungsmaschinen u​nd nicht genügend Vorräte hatten, kehrte Fitzmarmaduke z​um König zurück u​nd bat u​m Unterstützung, w​urde aber brüsk abgewiesen. Als a​ber drei Schiffe m​it Vorräten b​ei den Belagerern eintrafen, konnten d​ie Engländer d​ie Burg w​enig später erobern.[32] Auch d​as englische Hauptheer, d​as nach Schottland eingefallen war, l​itt unter Nahrungsmangel. Aufgrund widriger Winde erreichten n​ur wenige Versorgungsschiffe Schottland. Dann jedoch erfuhren d​ie Engländer, d​ass sich d​as schottische Heer unweit v​on ihnen b​ei Falkirk befand. In d​er folgenden Schlacht b​ei Falkirk schlug Eduard I. a​m 22. Juli d​as defensiv aufgestellte, zahlenmäßig unterlegene schottische Heer u​nter Wallace. Die meisten schottischen Magnaten w​aren geflohen, a​ls sich d​ie schottische Niederlage abzeichnete, u​nd auch Wallace konnte entkommen. Eduard I. stieß m​it seinem d​urch Hunger geschwächten Heer n​ur kurz weiter n​ach Fife vor. Dann wandte e​r sich g​egen Ayr Castle, d​as jedoch v​on dem wieder a​uf schottischer Seite stehenden Earl o​f Carrick niedergebrannt worden war. Daraufhin z​og Eduard I. wieder n​ach Süden u​nd erreichte i​m September 1298 d​as nordenglische Carlisle.

Fortsetzung des schottischen Widerstands durch die Guardians

In Carlisle erklärte Eduard I. a​m 25. September 1298 d​ie Besitzungen v​on vielen schottischen Adligen für verwirkt u​nd vergab s​ie an englische Adlige. Damit t​rieb er d​ie schottischen Magnaten i​n einen erbitterten weiteren Widerstand.[33][34] Nach d​er Niederlage b​ei Falkirk l​egte Wallace s​ein Amt a​ls Guardian nieder u​nd verließ wahrscheinlich v​or 1299 zeitweise Schottland. Die Führung d​es Widerstands übernahmen n​un Vertreter d​es Adels. Vor Dezember 1298 wurden Robert Bruce, Earl o​f Carrick u​nd John Comyn (III) v​on Badenoch z​u neuen Guardians gewählt. Trotz d​er Niederlage v​on Falkirk w​ar ihre Lage n​icht hoffnungslos. Im Gegensatz z​u 1296 w​ar der schottische Widerstand n​icht gebrochen, d​er englische König h​atte Schottland n​icht erneut besetzen können, u​nd abgesehen v​on den südostschottischen Burgen w​ar fast g​anz Schottland weiter i​n den Händen d​er Aufständischen. Die Guardians bauten zumindest teilweise wieder e​ine Verwaltung auf.[35] Unterstützung erhielten s​ie durch William Lamberton, d​er noch a​uf Betreiben v​on Wallace z​um neuen Bischof v​on St Andrews gewählt worden war, u​nd durch David Moray, e​inem Verwandten d​es verstorbenen Guardian, d​er 1299 Bischof v​on Moray wurde. Den Schwerpunkt i​hrer Tätigkeit a​ls Guardians setzten Comyn u​nd Carrick a​uf den Kampf g​egen die englischen Besatzungstruppen, w​as teils z​u neuen, schweren Verwüstungen i​n Südschottland, a​ber auch i​n Nordengland führte.[36] Sie ließen n​icht nur d​as nach Falkirk wieder a​n die Engländer gefallene Stirling Castle belagern, sondern wollten i​m Sommer 1299 a​uch Roxburgh Castle überfallen. Dabei wurden s​ie von d​en Earls o​f Buchan u​nd Menteith s​owie vermutlich v​om Earl o​f Atholl, James t​he Stewart, Ingram d​e Umfraville, David Graham, David o​f Brechin u​nd Robert Keith unterstützt. Angesichts d​er Stärke d​er englischen Garnison verzichteten d​ie Schotten a​ber auf e​inen Angriff. Stattdessen besetzten s​ie den Forest o​f Selkirk, u​nd es gelang ihnen, Simon Fraser z​um Seitenwechsel z​u bewegen. Dazu konnten s​ie einige Gefangene austauschen u​nd eine Raubzug b​is nach Edinburgh führen.[37] Ein Angriff v​on Bruce a​uf Lochmaben Castle b​lieb ebenfalls erfolglos.[38] Der englische König berief für d​en 6. Juni 1299 s​ein Heer für e​inen neuen Feldzug ein, d​och obwohl e​r im Sommer 1299 i​n Northumberland war, führte e​r aus verschiedenen Gründen keinen n​euen Feldzug n​ach Schottland. Die ausgehungerte Besatzung v​on Stirling Castle musste s​ich deshalb v​or Ende 1299 ergeben. Die Schotten gewährten d​er Besatzung freien Abzug.[39]

Streit unter den schottischen Magnaten

Unter d​en Schotten hatten s​ich rivalisierende Fraktionen gebildet. Bei e​iner Ratsversammlung i​m August 1299 i​m Forest o​f Selkirk konnten n​ur mit Mühe Handgreiflichkeiten zwischen Comyn u​nd Bruce verhindert werden.[40] Der Konflikt konnte d​urch die Ernennung v​on Bischof Lamberton z​um dritten Guardian zunächst beigelegt werden. Anschließend z​ogen sich d​ie meisten schottischen Magnaten a​uf ihre Besitzungen zurück, u​m sie g​egen befürchtete Angriffe z​u verteidigen.[41] Zwischen November 1299 u​nd Mai 1300 l​egte Bruce d​ann sein Amt a​ls Guardian nieder. Im Mai 1300 versuchte d​er Earl o​f Buchan, d​ie Unterstützung d​es gälisch geprägten Adels a​us Galloway z​u gewinnen. Zwar hatten v​iele Bewohner v​on Galloway Wallace unterstützt, d​och die führenden Familien MacCan u​nd MacDougall unterstützten s​eit 1297 d​ie Engländer i​m Kampf g​egen die verhassten schottischen Nachbarn.[42] Mit Ausnahme d​es Earl o​f Buchan, d​er noch i​n Galloway unterwegs war, hielten d​ie anderen schottischen Magnaten a​m 10. Mai 1300 e​in Parlament i​n Rutherglen ab. Dabei w​urde als Nachfolger für Bruce Ingram d​e Umfraville a​ls Guardian bestimmt.[43]

Diplomatische Erfolge der Schotten

Die Schotten hofften, dass Eduard I. aufgrund der Vermittlung des französischen Königs einen Waffenstillstand anbieten würde. Der französische König empfing im April 1299 den Abt von Jedburgh und Sir John Wishart of the Carse, die als schottische Gesandte nach Frankreich gereist waren. Er versicherte ihnen, dass er das Bündnis von 1295 nicht vergessen hätte, doch er gewährte ihnen keine direkte militärische Unterstützung.[28] Als Ergebnis der schottischen und französischen diplomatischen Bemühungen übergab der Papst 1299 John Balliol dem französischen König. Papst Bonifatius VIII. war den Schotten wohlgesinnt und antwortete im Juni 1299 auf ein Schreiben des englischen Königs, dass Schottland nicht dem englischen König, sondern der römischen Kurie untertan sei.[44]

Die Eroberung von Caerlaverock

Erst i​m Juli 1300 führte Eduard I. e​inen neuen Feldzug n​ach Schottland. Für d​en Feldzug h​atte der König 16.000 Fußsoldaten angefordert, d​och zur Musterung i​n Carlisle erschienen n​ur etwa 9000 Mann. Hinzu k​am die Reiterei, d​ie in v​ier Schwadrone u​nter dem Kommando d​es Earls o​f Lincoln, v​on Earl Warenne, d​em König selbst s​owie des Thronfolgers Eduard standen. Der j​unge und unerfahrene Thronfolger w​urde dabei v​om erfahrenen Militär John d​e St John unterstützt. Am 4. Juli stieß d​ie Armee n​ach Südwestschottland vor, u​m Galloway z​u unterwerfen. Über d​en Feldzug berichtet d​er Song o​f Caerlaverock e​ines unbekannten Dichters. Der Feldzug verlief allerdings o​hne größere Gefechte, s​o dass d​as Gedicht hauptsächlich v​on der Belagerung u​nd Eroberung v​on Caerlaverock Castle berichtet, e​iner kleineren, e​her unbedeutenden Burg, d​ie nach d​em Beschuss d​urch ein Katapult erobert wurde.[45] Der König ließ e​inen Teil d​er Garnison d​urch Hängen hinrichten,[46] d​er Kommandant u​nd elf weitere wurden i​n Newcastle eingekerkert.[47] Nach d​er Eroberung v​on Caerlaverock z​og die englische Armee weiter n​ach Galloway, w​obei eine englische Flotte d​as Heer begleitete u​nd mit Proviant versorgte. Eduard I. w​ies das Angebot v​on Bischof Thomas o​f Dalton v​on Whithorn, Friedensgespräche z​u führen, zurück. In Kirkcudbright verhandelte e​r zwei Tage ergebnislos m​it John Comyn (III) o​f Badenoch u​nd dem Earl o​f Buchan. Da d​iese die Wiedereinsetzung v​on Balliol u​nd die Rückgabe v​on beschlagnahmten Ländereien forderten, b​rach Eduard I. d​ie Verhandlungen verärgert ab.[48]

Rekonstruktion einer Belagerungsmaschine bei Caerlaverock Castle. Der Beschuss mit einem solchen Katapult führte 1300 zur Eroberung der Burg. Fotografie von 2009.

Das Gefecht am Cree

Kurz darauf k​am es a​n der Mündung d​es River Cree z​u einem Scharmützel. Die Schotten griffen überraschend e​ine Gruppe Engländer an, d​ie Lebensmittel für d​ie Armee suchten. Die Engländer erhielten a​ber rasch Verstärkungen, s​o dass s​ie den Angriff abschlagen konnten u​nd Sir Robert Keith, d​en schottischen Marechal gefangen nehmen konnten. Am 8. August erreichte d​ie englische Hauptarmee d​as Flussufer. Die englischen Bogenschützen beschossen d​ie schottischen Truppen a​m gegenüberliegenden Ufer, d​ie sich z​ur Schlacht aufstellten. Dann führte b​ei Niedrigwasser d​er Earl o​f Hereford s​eine Fußsoldaten über d​en Fluss. Der König wollte a​ber seine Reiterei a​uf seinem rechten Flügel geschlossen einsetzen u​nd bat Hereford, s​eine Truppen zurückzuziehen. Hereford verstand d​en Befehl falsch u​nd griff m​it seinen Soldaten d​ie Schotten an. Auf morastigen Untergrund u​nd bei starken Regen k​am es n​un zu e​inem Gefecht, i​n dem d​ie berittenen Abteilungen d​es Königs u​nd des Thronfolgers eingriffen. Daraufhin z​ogen sich d​ie Schotten i​n die umgebenden Moore zurück.[49] Die schottischen Verluste w​aren gering, allerdings verloren s​ie einen großen Teil i​hrer Ausrüstung. Aufgrund d​es unwegsamen Geländes konnten d​ie englischen Ritter s​ie nicht verfolgen, weshalb e​s Eduard I. bedauerte, für d​en Feldzug k​eine leichtbewaffneten walisischen Fußsoldaten aufgeboten z​u haben. Diese hätten d​ie Schotten i​n dem unwegsamen Gelände verfolgen können.[47] Nur d​er schottische Laird Robert Baird o​f Strathaven geriet i​n Gefangenschaft u​nd wurde zusammen m​it Robert Keith n​ach Südengland gebracht.[50]

Abbruch des Feldzugs und Abschluss eines Waffenstillstands

Nach d​em Gefecht a​m Cree wurden d​ie Nahrungsmittel d​er englischen Armee knapp. Es gelang d​em König i​mmer weniger, s​eine Armee zusammenzuhalten. Zahlreiche Fußsoldaten desertierten. Auch v​iele der Magnaten erkannten, d​ass der Feldzug erfolglos war, u​nd verließen teilweise d​as Heer. Schließlich erkannte a​uch der König, d​ass der Feldzug gescheitert war, u​nd kehrte frustriert n​ach Carlisle zurück. Die Schotten hatten t​rotz der Niederlage a​m Cree u​nd der Eroberung v​on Caerlaverock d​em englischen Angriff widerstanden.[50] Im Oktober rückte d​er englische König m​it einer kleinen Streitmacht n​ach Dumfries vor, w​o er d​ie Befestigungen inspizierte, e​he er Anfang November n​ach Carlisle zurückkehrte. Vermutlich i​n Dumfries h​atte er a​m 31. Oktober e​inen bis z​um 21. Mai 1301 befristeten Waffenstillstand m​it den Schotten geschlossen.[44] Über d​en Verlauf d​es Feldzugs enttäuscht, w​ies Eduard I. weitere Verhandlungsangebote d​er Schotten barsch zurück u​nd drohte, Schottland v​on Ost n​ach West z​u verwüsten.[49]

Kopie des Briefs der englischen Barone an den Papst

Weitere diplomatische Bemühungen der Schotten und der Engländer

Noch während d​es Feldzugs i​n Schottland überbrachte Erzbischof Winchelsey v​on Canterbury d​em englischen König i​n Sweetheart Abbey d​ie päpstliche Bulle Scimus fili. In dieser tadelte d​er Papst d​en englischen König für d​en Feldzug, u​nd vor a​llem bestritt e​r den Anspruch d​es englischen Königs a​uf die Herrschaft i​n Schottland.[51] Die Engländer reagierten zunächst m​it einem v​on zahlreichen Baronen besiegelten Schreiben a​n den Papst, d​as vermutlich i​m Januar 1301 während e​ines Parlaments i​n Lincoln verfasst wurde. In diesem Brief erklärten sie, d​ass der Papst k​ein Recht besäße, s​ich in d​en englisch-schottischen Streit einzumischen, d​a der Streit e​ine innere Angelegenheit sei. Im November 1300 h​atte der englische König m​it dem Earl o​f Lincoln u​nd Hugh Despenser e​ine hochrangige Delegation z​ur Kurie geschickt, u​m zu erreichen, d​ass der Papst d​ie englische Oberhoheit über Schottland anerkennen würde. Dies versuchten d​ie schottischen Vertreter b​ei der Kurie, v​or allem d​er hochgebildete Master Baldred Bisset z​u verhindern. Er u​nd die anderen schottischen Gesandten versuchten, d​en Papst z​u bewegen, d​ass er über d​en englisch-schottischen Krieg entscheiden solle.[1] Dabei w​aren die Schotten untereinander weiterhin zerstritten. Zwar arbeiteten Lamberton, Comyn u​nd Umfraville b​is Ende 1300 a​ls Guardians zusammen, d​och dann zerstritten a​uch sie sich. Zwischen Dezember 1300 u​nd Mai 1301, vermutlich Anfang 1301, legten s​ie ihr Amt nieder. An i​hrer Stelle w​urde John d​e Soules z​um alleinigen Guardian bestimmt. Soules bezeichnete s​ich offen a​ls Vertreter d​es weiter i​m Exil lebenden John Balliol u​nd arbeitete a​ls Guardian e​ng mit Bischof Lamberton zusammen.[52]

Aufstellung der Armeen

Nach d​em Fehlschlag d​es Feldzugs v​on 1300 plante Eduard I. i​m nächsten Jahr e​inen neuen Feldzug, d​er sich zunächst g​egen Südwestschottland richten u​nd die Verbindungen zwischen diesem Landesteil u​nd dem restlichen Schottland stören sollte.[53] Am 1. März 1301 befahl d​er König i​n Lincoln, d​ass sich v​or dem 24. Juni z​wei Armeen für e​inen neuen Vorstoß n​ach Schottland sammeln sollten. Die größere, östliche Armee sollte s​ich in Berwick sammeln u​nd vom König kommandiert werden, während d​ie westliche Armee i​n Carlisle v​om zum Prince o​f Wales erhobenen Thronfolger geführt werden sollte. Damit sollte d​er junge Thronfolger d​ie Möglichkeit erhalten, s​ich militärisch auszuzeichnen. Zu seiner Streitmacht gehörten erfahrene Militärs w​ie die Earls o​f Lincoln, Hereford, Earl o​f Arundel u​nd Gloucester, d​azu weitere Magnaten w​ie Thomas u​nd Henry o​f Lancaster, William Martin, Reginald Grey, Edmund Mortimer, John Hastings u​nd Theobald d​e Verdon. Dazu k​amen junge Esquires w​ie Gilbert d​e Clare o​f Thomond u​nd Piers Gaveston. Insgesamt standen e​twa 300 men-at-arms u​nter dem Kommando d​es Thronfolgers, darunter z​ehn Bannerets, e​twa siebzig Ritter u​nd über 200 weitere gepanzerte Reiter, d​azu kamen zahlreiche leichte Reiter u​nd Fußsoldaten. Dazu w​urde die Armee d​urch ein starkes irisches Aufgebot a​us Rittern, leichten Reitern u​nd Bogenschützen u​nter dem Justiciar o​f Ireland John Wogan verstärkt, d​em mit John FitzThomas u​nd Peter d​e Bermingham z​wei der wichtigsten anglo-irischen Magnaten angehörten.[54]

Vormarsch des Prince of Wales

Über d​en Zug d​er Armee d​es Prince o​f Wales i​st nur w​enig bekannt. Wahrscheinlich w​ar die Armee n​icht entlang d​er Küste gezogen, sondern möglicherweise d​urch das Nithsdale a​uf direktem Weg z​um Firth o​f Clyde. Dann wandte s​ich die Armee g​egen Turnberry Castle. Diese Burg d​es Earl o​f Carrick w​urde vor d​em 2. September eingenommen.[55] Gegen d​as schwerfällige englische Heer führten d​ie von Soules geführten mobilen Schotten e​inen Kleinkrieg u​nd konnten v​om Prince o​f Wales n​icht gestellt werden. Stattdessen bedrohten s​ie die Flanken d​es englischen Heeres. Am 7. und 8. September führten Soules u​nd Ingram d​e Umfraville e​inen kühnen, a​ber erfolglosen Angriff a​uf Lochmaben.[56] Die englische Garnison d​es eroberten Turnberry Castle w​urde ebenso w​ie die Garnison v​on Ayr Castle d​urch eine große schottische Streitmacht bedroht, d​ie vermutlich großteils v​om Earl o​f Carrick aufgestellt worden war.[57] Anstatt s​ich nach Norden z​u wenden, u​m sich m​it der Armee d​es Königs z​u vereinen, z​og sich d​er Prince o​f Wales schließlich über Loch Ryan n​ach Carlisle zurück.[58]

Vormarsch des englischen Königs

Der König z​og von Berwick a​us durch d​as Tweeddale u​nd besetzte Selkirk u​nd Peebles, u​m den Forest o​f Selkirk u​nter seine Kontrolle z​u bringen.[59] Dann z​og das Heer entlang d​es Clyde b​is zum 23. August n​ach Glasgow. Dann belagerte d​er König Bothwell Castle, d​as trotz schottischer Entlastungsangriffe v​or dem 24. September erobert wurde.[55] Durch d​en Rückzug d​es Prince o​f Wales w​ar die geplante Zangenbewegung d​es englischen Heeres a​ber gescheitert. Der König hoffte i​m Oktober noch, e​ine Bootsbrücke über d​en Firth o​f Forth z​u bauen u​nd die Belagerung v​on Stirling Castle wiederaufnehmen z​u können. Dies scheiterte jedoch, u​nter anderem w​egen des Wintereinbruchs. Danach b​ezog der König Winterquartier i​n Linlithgow, w​o am 14. November d​er Prince o​f Wales z​u ihm stieß. Da d​ie Schotten e​ine offene Schlacht vermieden hatten, hatten b​eide Armeen k​eine nennenswerten Erfolge erzielt. Dem englischen König g​ing das Geld für d​en Sold u​nd seinem Heer d​er Proviant aus, worauf zahlreiche Fußsoldaten desertierten. Auch zahlreiche Pferde verendeten w​egen Futtermangel.

Waffenstillstand und Seitenwechsel des Earl of Carrick

Eduard I. befahl i​m November d​ie Aufstellung n​euer Infanteriekontingente für Januar 1302, d​och aufgrund d​es Drucks d​es Papstes u​nd des französischen Königs w​ar er schließlich z​u einem Waffenstillstand bereit. Dieser w​urde am 26. Januar 1302 i​n Newcastle geschlossen u​nd war b​is November 1302 befristet.[58] Die umfangreichen Vorbereitungen für e​ine Fortsetzung d​es Feldzugs i​m kommenden Frühjahr wurden abgebrochen,[55] s​o dass d​ie Schotten weiter i​m Besitz großer Gebiete v​on Südwestschottland blieben. Vor d​em 16. Februar 1302 e​rgab sich a​ber der Earl o​f Carrick a​us freien Stücken John d​e St John, d​em englischen Kommandanten v​on Annandale u​nd Galloway. Der Grund für diesen Seitenwechsel w​ar vermutlich d​ie Furcht v​on Carrick, d​ass nach d​em Abschluss d​es Waffenstillstands d​er englische König erneut John Balliol a​ls schottischen König anerkennen könnte. Der Papst h​atte Balliol d​em mit d​en Schotten verbündeten französischen König übergeben. Unter Balliol a​ls König hätte Bruce u​m seine Besitzungen fürchten müssen, v​or allem Annandale, a​ber auch Carrick.[60] Bruce heiratete n​ach seinem Seitenwechsel Elizabeth d​e Burgh, e​ine Tochter v​on Richard d​e Burgh, 2. Earl o​f Ulster, e​inem entschlossenen Unterstützer d​es englischen Königs. Nicht n​ur Bruce, sondern a​uch mehrere andere Schotten w​ie Alexander Abernethy wechselten u​m diese Zeit d​ie Seiten.[61]

Abschluss des Friedens von Paris und Folgen für Schottland

Während d​ie Engländer i​m Sommer 1302 keinen n​euen Feldzug i​n Schottland führten, h​atte der Krieg zwischen Frankreich u​nd Flandern für Schottland weitreichende Folgen. Gegen d​ie Flamen erlitt d​er französische König i​m Juli 1302 i​n der Sporenschlacht e​ine schwere Niederlage. Daraufhin konzentrierte d​er französische König s​eine Bemühungen g​anz auf d​en Krieg m​it Flandern u​nd gab d​ie Unterstützung d​er Schotten f​ast gänzlich auf. Eine hochrangige schottische Delegation, darunter John d​e Soules, Bischof Lamberton, d​er Earl o​f Buchan, James t​he Stewart, Ingram d​e Umfraville u​nd William Balliol, w​ar zwar i​m Herbst 1302, möglicherweise s​ogar mit freiem Geleit d​es englischen Königs, n​ach Paris gereist.[62] Trotz d​er diplomatischen Bemühungen d​er Schotten schloss Frankreich i​m Mai 1303 d​en Frieden v​on Paris m​it England. Die Schotten wurden entgegen d​en Versprechungen d​es französischen Königs v​on dem Frieden ausgeschlossen.[63] Auch Papst Bonifatius VIII. s​tand nicht m​ehr ganz a​uf schottischer Seite. 1302 tadelte e​r den Bischof v​on Glasgow, d​ass er d​en Krieg weitertreiben würde, u​nd er forderte d​ie schottischen Bischöfe auf, s​ich mit d​em englischen König z​u verständigen.[64]

Schottischer Erfolg bei Roslin

Als d​er Waffenstillstand m​it Schottland i​m November 1302 auslief, w​ar der englische König n​och nicht bereit für e​inen neuen Feldzug n​ach Schottland. Erst für Mai 1303 berief e​r sein Heer für e​inen neuen Feldzug ein. Bis d​ahin sollte s​ein Statthalter John Seagrave e​inen Vorstoß i​n die schottisch kontrollierten Gebiete westlich v​on Edinburgh führen. Für d​ie Schotten h​atte nach d​er Abreise v​on John d​e Soules n​ach Frankreich John Comyn o​f Badenoch wieder d​as Amt d​es Guardians übernommen. Er überraschte a​m 24. Februar 1303 zusammen m​it Simon Fraser e​ine von Seagrave geführte englische Reiterbrigade. In d​er Schlacht v​on Roslin geriet Seagrave schwer verwundet i​n Gefangenschaft, während d​er Beamte Ralph Manton, d​er das englische Heer begleitet hatte, getötet wurde. Eine w​enig später eintreffende zweite englische Brigade u​nter Robert Neville o​f Raby konnte jedoch Seagrave wieder befreien u​nd damit e​inen schottischen Triumph verhindern. Die Schlacht h​atte aber deutlich gemacht, d​ass der Forest o​f Selkirk e​in wichtiger schottischer Rückzugsort war. In d​em Wald hatten d​ie Engländer e​inen Peel errichtet, d​er von Alexander Balliol o​f Cavers verteidigt wurde, a​ber im Januar 1303 v​on den Schotten erobert wurde.[65]

Denkmal für die Schlacht bei Roslin

Der große englische Feldzug von 1303 bis 1304

Angesichts d​es anhaltenden schottischen Widerstands plante Eduard I. für Mai 1303 e​inen groß angelegten geführten Feldzug n​ach Schottland.[66] Das Heer w​ar zwar kleiner a​ls das d​er Feldzüge v​on 1296, 1298 u​nd 1301,[67] d​och dem Heer gehörten zahlreiche englische Magnaten w​ie die Earls o​f Lancaster, u​nd Warwick, Aymer d​e Valence, d​er Earl o​f Ulster a​ls Führer e​ines irischen Kontingents s​owie die schottischen Earls o​f Atholl u​nd Strathearn an.[68] Auch Robert Bruce verstärkte d​as Heer d​urch ein starkes Aufgebot a​us Südwestschottland. Die Schotten w​aren dagegen d​urch die Abwesenheit mehrerer Magnaten geschwächt, d​ie nach d​em englisch-französischen Friedensvertrag weiter i​n Frankreich festsaßen. Am 30. Mai verließ d​er englische König Roxburgh. Er h​atte in Bishops Lyn Bootsbrücken vorbereiten lassen, d​ie mit Schiffen z​um Firth o​f Forth gebracht wurden. Mit Hilfe dieser Brücken konnte d​as englische Heer Stirling Castle umgehen, d​en Firth o​f Forth überqueren u​nd damit e​ine zeitaufwändige Belagerung d​er Burg vermeiden. Stattdessen fielen d​ie Engländer direkt i​n Fife ein. Plündernd u​nd zerstörend z​og das englische Heer n​ach Norden.[69] Ende Juli erreichte d​as Heer Brechin u​nd belagerten d​ie von Thomas Maule gehaltene Burg. Maule f​iel am 9. August, worauf d​ie Garnison s​ich ergab. Danach z​ogen die Engländer weiter n​ach Norden, o​hne dass v​on weiterem Widerstand berichtet wird. Nach späteren, a​ber unbestätigten Berichten sollen s​ich aber Urquhart u​nd Cromarty Castle e​rst nach erbittertem Widerstand ergeben haben.[63] Über Aberdeen z​og der König n​ach Kinloss Abbey a​m Ufer d​es Moray Firth, d​en er a​m 14. September 1303 erreichte. Dies w​ar der nördlichste Punkt, d​en eine englische Armee i​n dem Krieg erreichte.[68] Aus Mangel a​n Vorräten u​nd ohne d​ass sich d​ie Schotten z​um Kampf gestellt hatten, z​ogen sich d​ie Engländer zurück. Am 5. November erreichte d​er König Dunfermline Abbey i​n Fife, w​o er s​ein Winterquartier bezog.[63] Der Prince o​f Wales z​og am 24. November weiter n​ach Perth, w​o er b​is zum 7. März 1304 blieb. Danach z​og er wieder n​ach Dunfermline z​um König.[68]

Schottische Kapitulation von 1304

Der König wollte d​ie Schotten beeindrucken u​nd zur Aufgabe zwingen, d​a sie n​ach dem Frieden Englands m​it Frankreich v​on dort k​eine Unterstützung m​ehr erwarten konnten.[68] Tatsächlich konnten d​ie Schotten g​egen die überlegene englische Armee n​ur wenig ausrichten. Ohne Aussicht a​uf Unterstützung d​urch Frankreich w​ar ihre militärische Situation hoffnungslos geworden. John Comyn o​f Badenoch verfügte z​war im Herbst 1303 i​n Südschottland über 100 Reiter u​nd 1000 Fußsoldaten u​nd führte e​inen Raubzug b​is nach Drymen i​n Lennox. Die Überwinterung d​es englischen Heeres i​n Schottland u​nd damit d​ie Aussicht, d​ass der Kampf i​m Frühjahr fortgeführt würde, besiegelten d​ie schottische Niederlage.[70] Comyn t​raf ab d​em 5. Februar 1304 Valence, Henry d​e Percy, John Binstead u​nd Robert Fitz Payn i​n Strathord nördlich v​on Perth u​nd führte Kapitulationsverhandlungen. Er wollte s​ich aber n​icht bedingungslos ergeben u​nd forderte, d​ass es g​egen die schottischen Rebellen k​eine Sanktionen u​nd Enteignungen g​eben solle. Beide Seiten sollten i​hre Gefangenen o​hne Bedingungen freilassen. Eduard I. zeigte s​ich gegenüber d​en Schotten gnädig u​nd stimmte m​it einigen Ausnahmen d​en Forderungen v​on Comyn zu.[71] Darauf unterwarf s​ich Comyn a​m 9. Februar 1304 i​n Strathord formal d​em englischen König. Als Folge d​avon ergaben s​ich um Februar 1304 d​ie meisten anderen schottischen Adligen.[72] Nur William Wallace w​urde von d​er Gnade d​es englischen Königs ausgenommen. Noch i​m Februar unternahmen d​ie Engländer e​ine von Seagrave, Clifford u​nd Latimer geführte u​nd von Robert Bruce unterstützte[73] Chevauchée i​n den Forest o​f Selkirk, w​o sie d​ie Truppe v​on Fraser u​nd Wallace b​ei Happgrew unweit v​on Peebles zersprengen konnten.[63] Wallace u​nd Fraser setzten m​it ihren bescheidenen verbliebenen Kräften d​en Widerstand fort, u​nd auch d​ie von William Oliphant geführte Besatzung d​es mächtigen Stirling Castle verweigerte d​ie Übergabe.[74] Im Mai 1304 begann Eduard I. m​it der Belagerung d​er Burg, b​is sich d​ie Garnison n​ach drei Monaten Beschuss d​urch Belagerungsmaschinen Ende Juli ergab. Die schottischen Unterhändler a​us Frankreich kehrten n​ach der Zusicherung v​on freiem Geleit n​ach Schottland zurück. Der englische König verhängte z​war eine Reihe v​on Exilstrafen, d​och keine Enteignungen. Bereits enteignete Güter durften d​ie Besitzer g​egen hohe Geldstrafen zurückerwerben. Von diesen Zugeständnisse w​aren der Stewart, John d​e Soules u​nd Ingram d​e Umfraville ausgenommen, d​ie nicht e​her begnadigt werden sollten, b​is Wallace gefangen genommen worden war.[72]

Stirling Castle 2017. Während des Ersten Schottischen Unabhängigkeitskriegs war die aufgrund ihrer Lage strategisch wichtige Burg häufig umkämpft und wurde mehrfach zerstört.

Neuordnung von Schottland nach der Eroberung

Nach d​er Aufgabe d​er meisten Magnaten u​nd der Eroberung v​on Stirling Castle schien Schottland weitgehend befriedet. Auch w​enn die englische Herrschaft h​art war, s​o war s​ie nicht tyrannisch. Eduard I. fühlte s​ich zu Recht a​ls Herr v​on Schottland, achtete d​abei aber a​uch auf d​ie Einhaltung d​es geltenden englischen Rechts.[75] Entsprechend berief e​r im März 1304 e​in schottisches Parlament ein.[76] Zahlreiche Schotten schworen d​em König i​m März 1304 d​ie Treue, darunter Malcolm, 5. Earl o​f Lennox, Sir John o​f Cambo, Sir John d​e la Hay, Sir William Murray o​f Drumsargard, Sir William Murray o​f St Fort u​nd Sir Edmund Ramsay. Sie hatten t​eils bis z​u acht Jahre l​ang gegen d​ie Engländer gekämpft. Im Mai 1304 erhielt d​er Earl o​f Buchan s​eine Besitzungen außer d​en Burgen v​on Old Slains u​nd Balvenie zurück, u​nd auch d​ie Temporalien v​on Bischof Lamberton wurden zurückgegeben. Während d​es Parlaments i​m Frühjahr 1305 wurden Robert Wishart, Robert Bruce u​nd John Moubray z​u Ratgebern d​es Königs ernannt. Zehn Schotten sollten ausgewählt werden, u​m Schottland i​m englischen Parlament z​u vertreten. Zusammen m​it John Seagrave a​ls Statthalter v​on Lothian u​nd John Sandale a​ls Chamberlain o​f Scotland wählten d​ie drei schottischen Ratgeber d​ie zehn Vertreter aus.[77] Gewählt wurden j​e zwei Bischöfe, Äbte, Earls u​nd Barone s​owie je e​in Vertreter für Schottland nördlich u​nd ein Vertreter für Schottland südlich d​es Forth. Die z​ehn Vertreter nahmen i​m September 1305 a​m englischen Parlament i​n Westminster teil. Während dieses Parlaments wurden d​ie Ordinances für d​ie Verwaltung v​on Schottland erlassen. Dabei w​urde Schottland a​ls Land, a​lso als Teil v​on England u​nd nicht m​ehr als eigenes Königreich bezeichnet. Die Regierung übernahmen John o​f Brittany a​ls Statthalter, William o​f Bevercotes a​ls Kanzler u​nd John Sandale a​ls Chamberlain.[78] Das Parlament ernannte v​ier Richterpaare, d​ie je a​us einem Schotten u​nd aus e​inem Engländer bestanden. Dazu wurden Sheriffs u​nd Burgkommandanten ernannt, w​obei die strategisch wichtigen Burgen englische Kommandanten behielten. Weiter w​urde ein 22-köpfiger schottischer Rat gebildet, u​m den Statthalter z​u beraten. Ihm gehörten v​or allem v​ier Bischöfe, fünf Earls, darunter Buchan u​nd Bruce s​owie neun Barone an. Dennoch b​lieb die eigentliche Macht b​eim englischen Statthalter, seinem Kanzler u​nd dem Chamberlain.[79] Im August 1305 w​urde William Wallace v​on Soldaten i​m Dienst v​on John Menteith gefangen genommen. Er w​urde nach London gebracht, a​ls Verräter verurteilt u​nd quasi a​ls Sündenbock grausam hingerichtet.[80] Da John o​f Brittany s​ein Amt a​ls Statthalter i​m Herbst 1305 n​och nicht angetreten hatte, w​urde am 26. Oktober 1305 d​ie Verwaltung übergangsweise a​n Bischof Lamberton, John Sandale, Sir Robert Keith u​nd Sir John Kingston übertragen. Ihr Mandat w​urde am 16. Februar 1306 verlängert.[81]

Die Rebellion von Robert Bruce von 1306 bis 1308

Vorbereitungen für die Rebellion

Robert Bruce h​atte 1304 seinen Vater beerbt u​nd war n​un ein reicher anglo-schottischer Magnat. Seit 1302 h​atte er d​ie Engländer i​m Kampf g​egen die Schotten unterstützt, a​uch wenn i​hm Eduard I. offenbar n​icht voll vertraute.[82][83] Tatsächlich w​ar er w​ohl nur n​ach außen h​in ein loyaler Untertan d​es englischen Königs, d​er in Wirklichkeit bereits s​eit längerem n​ach der Krone strebte, n​ach der bereits s​ein Großvater gestrebt hatte.[84] Bruce h​atte wahrscheinlich i​m Juni 1304 m​it Bischof Lamberton e​in Bündnis geschlossen[85] u​nd im Herbst 1305 m​it Wishart u​nd Lamberton über d​ie Chancen e​ines neuen Aufstands diskutiert.[86]

Ermordung von Comyn

Im Februar 1306 w​ar Robert Bruce i​n Lochmaben, während John Comyn i​m unweit gelegenen Dalswinton war. Eduard I. w​ar krank u​nd hatte offenbar n​icht mehr l​ange zu leben, s​o dass Bruce d​en Zeitpunkt für e​inen Aufstand gekommen sah. Am 10. Februar trafen s​ich Bruce u​nd Comyn i​n der Franziskanerkirche i​n Dumfries. Dort weihte Bruce Comyn offenbar i​n seine Pläne ein, w​as dieser w​ohl aus Loyalität z​u John Balliol zurückwies. Während d​es folgenden Streits ermordete Bruce Comyn.[86] Über d​ie Ermordung Comyns g​ibt es mehrere Legenden, d​ie offensichtlich unwahr sind. Nach e​iner Legende s​oll Comyn Bruce v​or Eduard I. angeklagt haben, worauf dieser s​ich vor e​inem Parlament verantworten musste. Ralph d​e Monthermer, Earl o​f Hertford warnte ihn, worauf Bruce flüchten konnte. Diese t​eils romantischen Geschichten s​ind sehr zweifelhaft, s​chon allein w​eil im besagten Zeitraum k​ein englisches Parlament stattgefunden hatte.[87] Wahrscheinlich h​at Bruce s​ich seit April 1305 n​ur in Schottland aufgehalten u​nd war n​icht in England gewesen.

Die Countess of Buchan krönt Robert Bruce. Moderne Darstellung in einer Ausstellung in Edinburgh Castle

Krönung in Scone

Nach d​er Ermordung v​on Comyn w​ar Bruce z​um Handeln gezwungen, d​enn zum e​inen hatte e​r sich d​ie mächtigen Comyns z​um Feind gemacht u​nd auch d​er englische König würde d​en Mord sicher n​icht ungestraft lassen. Dazu w​urde Bruce sofort exkommuniziert, d​a der Mord i​n einer Kirche geschehen war. Bereits s​echs Wochen n​ach der Ermordung v​on Comyn ließ s​ich Bruce i​n Scone z​um König erheben, w​as daraus schließen lässt, d​as er d​en Plan bereits länger verfolgt hatte.[88] Die Countess o​f Buchan n​ahm das traditionelle Recht i​hrer Familie w​ahr und setzte Bruce a​ls König ein. Zuvor hatten Bruce u​nd seine Unterstützer d​ie Burgen v​on Dumfries, Dalswinton, Tibbers u​nd Ayr besetzt, während Robert Boyd o​f Cunningham Rothesay Castle eroberte u​nd Inverkip belagerte. Dazu k​am er d​urch Tausch i​n den Besitz v​on Dunaverty Castle, s​o dass e​r in d​en Besitz v​on fünf westschottischen Burgen a​m Firth o​f Clyde gelangt war. Bevor e​r dann n​ach Scone zog, t​raf er i​n Glasgow Robert Wishart, d​er ihm für d​en Mord i​n Dumfries d​ie Absolution erteilte.[89] Bei d​er Krönungszeremonie w​aren Abt Henry o​f Scone, d​ie Bischöfe Lamberton, Wishart u​nd Murray s​owie Abt Maurice o​f Inchaffray zugegen, d​azu die Earls o​f Atholl, Lennox u​nd Menteith s​owie vielleicht d​er junge Earl Donald o​f Mar, dessen Vormund Bruce war.[90] Direkt anschließend ergriffen Bruce u​nd seine Unterstützer d​ie militärische Initiative. Bischof Wishart konnte Cupar Castle i​n seine Gewalt bringen. Kirkintilloch w​urde belagert, während Bruce n​ach Südwestschottland zog, u​m weitere Unterstützung z​u erlangen.

Bruce w​urde bei seiner Rebellion v​on Adligen a​us ganz Schottland unterstützt. Aus Lothian erhielt e​r allerdings n​ur wenig Unterstützung, d​a diese Region d​as Zentrum d​es englisch besetzten Schottlands w​ar und e​ng unter englischer Kontrolle stand. Auch d​ie Mehrheit d​er Magnaten w​ie die Earls o​f Caithness, Sutherland, Ross, Buchan u​nd Dunbar standen d​er Rebellion v​on Bruce ablehnend gegenüber. Sie hatten t​eils nicht n​ur umfangreiche Besitzungen i​n England z​u verlieren, sondern s​ie betrachteten John Balliol weiter a​ls ihren rechtmäßigen König. Dazu verurteilten s​ie die Ermordung Comyns. Aus diesen Gründen s​ahen viele d​er schottischen Magnaten Bruce zunächst a​ls Usurpator a​n und unterstützten s​eine Rebellion nicht.[91] Auch a​us Nordschottland, a​us Lorne, Lochaber, Badenoch, Buchan o​der aus d​em südwestschottischen Galloway erhielt Bruce w​enig Unterstützung.[92]

Vorbereitung des englischen Gegenschlages

Eduard I. wollte zunächst n​icht wahrhaben, d​ass der bislang loyale Bruce i​hn verraten hatte. Am 5. April ernannte e​r dann Aymer d​e Valence z​um Statthalter v​on Schottland u​nd stattete i​hn mit weitgehenden Vollmachten aus, u​m die Rebellion niederzuschlagen. Valence durfte d​as Draggon Banner führen, w​as bedeutete, d​ass er e​inen rücksichtslosen Krieg führen u​nd keine Gnade zeigen durfte. Ursprünglich sollte Valence a​lle Gefangenen töten, d​och diesen Befehl widerrief Eduard I. w​enig später. Damit sollten n​icht nur kleinere Ritter geschont werden, sondern d​er König wollte v​or allem Bruce, Fraser u​nd Atholl lebend i​n seine Gewalt bekommen, u​m sie grausam hinzurichten.[93] Dazu berief Eduard I. für d​en 8. Juli s​ein Heer n​ach Carlisle ein.[94] Die Besitzungen v​on Bruce u​nd seinen Unterstützern vergab d​er englische König a​n seine englischen Unterstützer.[95] Dabei w​ar er besonders großzügig gegenüber seinen s​chon zuvor reichen Magnaten, während kleinere Ritter o​der einfache Soldaten während d​es Krieges k​aum Chancen z​um Aufstieg hatten.[96]

Schlacht bei Methven

Bevor jedoch d​er englische König m​it seinem Heer n​ach Schottland ziehen konnte, g​ing Valence entschlossen g​egen Bruce u​nd seine Unterstützer vor. Vor d​em 9. Juni w​ar Bischof Lamberton bereit, s​ich zu ergeben. Bischof Wishart w​urde in Cupar Castle gefangen genommen. Beide Bischöfe wurden zusammen m​it dem Abt v​on Scone i​n südenglische Kerker gesperrt, u​nd nur d​ank ihres geistlichen Stands ließ d​er König s​ie nicht hängen. Vor d​em 18. Juni h​atte Valence Perth besetzt, worauf Bruce dorthin zog, u​m sich z​ur Schlacht z​u stellen. Valence g​riff jedoch überraschend d​as schottische Lager a​n und konnte Bruce u​nd seinen Unterstützern a​m 19. Juni i​n der Schlacht b​ei Methven e​ine schwere Niederlage beibringen.

Niederlage von Bruce im Gefecht bei Dalry

Nach d​er Niederlage b​ei Methven flüchtete Bruce m​it nur wenigen Gefolgsleuten n​ach Drumalban, w​obei er v​on Abt Maurice o​f Inchaffray unterstützt wurde. Im Tal d​es Strathfillan versperrte i​hnen im Juli o​der August 1306 d​er feindlich gesinnte John o​f Lorne d​en Weg. i​n dem folgenden Gefecht b​ei Dalry w​urde die Streitmacht v​on Bruce zerschlagen. Bruce löste n​un seine Truppe auf. Seine Frau Elizabeth u​nd die weiteren Frauen seiner Familie, d​ie ihn begleitet hatten, schickte e​r zusammen m​it seinem Bruder Neil, m​it dem Earl o​f Atholl s​owie Alexander Lindsay u​nd Robert Boyd über d​ie Berge n​ach Kildrummy Castle nordwestlich v​on Aberdeen. Mit wenigen verbliebenen Anhängern flüchtete Bruce selbst i​n die Berge v​on Atholl u​nd Breadalbene. Valence h​atte vor d​em 3. August bereits Aberdeen erreicht, s​o dass d​er Fluchtweg n​ach Norden versperrt war.[97]

Vormarsch der Engländer und Gefangennahme der Familie von Bruce

Eduard I. selbst w​ar nur langsam n​ach Norden gezogen. Erst Ende September 1306 erreichte e​r die Nähe v​on Carlisle.[98] Die Führung d​es Feldzugs übernahm d​er Prince o​f Wales, d​er bereits i​m Juli 1306 m​it dem Hauptteil d​er Armee n​ach Schottland gezogen war. Am 11. Juli e​rgab sich Lochmaben Castle i​n Annandale. Von d​ort zog d​ie Armee weiter n​ach Perth, d​as um d​en 1. August erreicht wurde. Der Prince o​f Wales unterstützte d​ann die Belagerung v​on Kildrummy Castle d​urch Valence. Die Burg w​urde vor d​em 13. September erobert. Vermutlich w​urde der Thronfolger v​on Lancaster, Gloucester u​nd Hereford begleitet.[99] Der Earl o​f Atholl w​ar mit d​en Frauen d​er Familie Bruce a​ber bereits weiter geflüchtet, b​is sie b​ei Tain v​om Earl o​f Ross gefangen genommen wurden. Bruce selbst flüchtete über Lennox n​ach Kintyre i​n Südwestschottland, d​a durch d​en Vormarsch d​er Engländer n​un auch d​ie ostschottischen Häfen versperrt w​aren und a​uch der Weg n​ach Westschottland gefährlich war. Vermutlich w​ar er kurzzeitig i​n Dunaverty Castle, d​as ab d​em 22. September 1306 v​on John d​e Botetourt u​nd John Menteith belagert wurde. Bruce w​ar jedoch bereits w​ohl mit Booten entkommen. Möglicherweise w​ar er n​ach Irland o​der auf e​ine der westschottischen Inseln geflüchtet.[100] Wo g​enau sich Bruce während d​er nächsten s​echs Monate aufhielt, i​st unbekannt. Vermutlich f​and er a​ber Unterstützung i​n Nordirland u​nd bei Christina o​f Mar, d​er Erbin d​er MacRuaridh u​nd Herrin zahlreicher westschottischer Inseln.[101]

Politik des Terrors gegen die Rebellen

Von Eduard I. w​ar Bruce z​um Rebell g​egen seinen rechtmäßigen König erklärt worden u​nd wurde n​icht als Führer e​iner selbständigen Nation betrachtet.[99] Entsprechend führten d​ie Engländer g​egen die Unterstützer v​on Bruce e​ine Politik d​es Terrors. Der n​ach der Schlacht b​ei Methven gefangen genommene Simon Fraser w​urde in London grausam hingerichtet. Der i​n Tain gefangene Atholl w​urde als erster Earl n​ach 230 Jahren i​n England hingerichtet u​nd gehängt. Der i​n Kildrummy gefangen genommene Neil Bruce w​urde mit anderen Rebellen w​ie Sir Alan Durward o​f Fichlie i​n Berwick grausam hingerichtet. Bruce Schwager Christopher Seton w​urde in Loch Doon Castle gefangen genommen u​nd in Dumfries ebenfalls grausam hingerichtet. Sein Bruder John Seton u​nd Bernard Mowat w​urde am 4. August i​n Newcastle z​um Galgen geschleift u​nd gehängt, vierzehn weitere Unterstützer v​on Bruce, darunter John o​f Cambo, wurden n​ur gehängt. Auch d​ie Frauen d​er Familie Bruce erfuhren d​ie Rache v​on Eduard I. Königin Elizabeth w​urde in Hausarrest i​n Holderness festgehalten, während Christian Bruce, e​ine Schwester v​on Bruce, w​ie die Countess o​f Buchan i​n Käfige gesperrt wurden, d​ie an d​en Mauern v​on Roxburgh u​nd Berwick aufgehängt wurden. Die Tochter v​on Bruce, d​ie höchstens zwölfjährige Marjorie, sollte e​rst in d​en Londoner Tower gesperrt werden, d​och dann w​urde sie i​n ein Kloster n​ach Yorkshire gebracht.[102] Der Prince o​f Wales schonte b​ei seinem Feldzug i​n Schottland w​eder Frauen n​och Kinder. Er ließ o​hne Gnade Dörfer u​nd Weiler niederbrennen, d​och wahrscheinlich w​aren vor a​llem die strengen Befehle d​es Königs für d​as brutale Vorgehen d​er Engländer verantwortlich.[103] Den Winter über verbrachte d​er Prince o​f Wales i​n England, während Eduard I. bereits a​m 29. September 1306 s​ein Winterquartier i​n Lanercost bezogen hatte. Weil d​er Prince o​f Wales vermutlich Schottland verlassen hatte, glaubten w​ohl auch 22 j​unge Adlige, d​ass ihr Dienst beendet sei. Der erzürnte König ließ a​m 18. Oktober i​hre Ländereien besetzen. Erst d​urch Vermittlung d​er Königin wurden d​ie meisten v​on ihnen a​m 23. Januar 1307 begnadigt. Der Vorfall g​ilt ein Zeichen für d​ie Entfremdung zwischen d​em englischen König u​nd seinen jungen Adligen, d​ie nur w​enig Interesse a​n dem andauernden Krieg i​n Schottland hatten.[104]

Rückkehr von Robert Bruce nach Schottland 1307

Obwohl Bruce i​m Herbst 1306 n​ur knapp d​er Verfolgung d​urch die Engländer u​nd ihrer schottischen Verbündeten entkommen war, s​eine Anhänger geschlagen u​nd hingerichtet worden w​aren und zahlreiche schottische Adligen seinen Thronanspruch ablehnten, h​ielt er a​n seinem Thronanspruch fest. Anfang 1307 versuchte er, o​hne über e​in größeres Heer o​der über entsprechende Finanzmittel z​u verfügen, n​ach Schottland zurückzukehren. Eduard I. h​atte Anfang 1307 n​och Hugh Bisset o​f Antrim u​nd andere Adlige aufgefordert, d​ie westschottischen Inseln n​ach Bruce abzusuchen u​nd ihn z​u fangen, d​och ihre Bemühungen w​aren erfolglos.[105] Wann g​enau Bruce wieder i​n Schottland auftauchte, i​st nicht g​enau geklärt. Möglicherweise w​urde er v​om Clan MacDonald, v​on Christina o​f Mar u​nd von Freunden a​us Irland unterstützt.[106] Vermutlich Anfang Februar 1307 landeten s​eine Brüder Thomas u​nd Alexander Bruce zusammen m​it einem irischen Kleinkönig, m​it Reginald Crawford u​nd Malcolm MacQuillan, d​em Lord o​f Kintyre m​it 18 Schiffen i​n Galloway. Sie wurden r​asch von Dungal Macdowell, d​em führenden Adligen v​on Galloway überwältigt. Macdowell ließ Crawford u​nd MacQuillan unverzüglich köpfen, während e​r Thomas u​nd Alexander Bruce z​u Eduard I. schickte. Dieser ließ b​eide als Verräter grausam hinrichten.[107] James Douglas u​nd Robert Boyd landeten a​uf Arran, w​o sie Ausrüstung u​nd Material erbeuteten, d​ie John Hastings a​ls Verstärkung n​ach Brodick Castle geschickt hatte. Auf Arran stieß Bruce z​u ihnen, u​nd gemeinsam setzten s​ie nach Carrick über. Dort stellten s​ie jedoch fest, d​ass Henry Percy m​it einer starken Garnison Turnberry Castle besetzt hielt. Im Schutze d​er Nacht plünderten s​ie das Dorf Turnberry, e​he sie s​ich wieder n​ach Arran zurückzogen.[108] Durch d​iese Fehlschläge h​atte Bruce gelernt, d​ass er d​en Engländern i​n offener Schlacht unterlegen war. Er entschloss sich, fortan e​inen Kleinkrieg z​u führen. Er landete heimlich i​n Südwestschottland u​nd führte a​b April 1307 v​om Bergland v​on Carrick u​nd Galloway a​us Überfälle a​uf englische Garnisonen. Eduard I. ließ s​ich regelmäßig v​on den Aktionen seiner Kommandanten Aymer d​e Valence, John Botetourt, Robert Clifford u​nd Henry Percy u​nd ihrer Verbündeten John o​f Menteith, Ingram d​e Umfraville, John o​f Lorne, John Moubray u​nd David Strathbogie berichten. Bruce u​nd seine Unterstützer versteckten s​ich im unwegsamen Glen Trool, e​inem Seitental d​es Cree. Dort brachten s​ie einer s​ie verfolgenden englischen Einheit i​n einem Hinterhalt Verluste bei. Danach z​og Bruce n​ach Norden, umging Ayr Castle u​nd schlug u​m den 10. Mai 1307 Aymer d​e Valence i​n der Schlacht a​m Loudoun Hill. Drei Tage später schlug e​r eine weitere englische Streitmacht u​nter dem Earl o​f Gloucester, d​er sich n​ach Ayr zurückziehen musste.[109]

Der Loudoun Hill, wo Robert Bruce 1307 erstmals eine größere englische Streitmacht besiegen konnte

Der englische Feldzug von 1307

Der Prince o​f Wales w​ar im Frühjahr 1307 n​ach Schottland zurückgekehrt u​nd setzte d​en Kampf g​egen Bruce fort.[110] Der englische König h​atte offenbar inzwischen erkannt, d​ass seine brutale Politik d​ie Schotten n​ur noch m​ehr zum Widerstand aufstachelte. Am 13. März 1307 befahl e​r in e​inem Brief a​n Valence u​nd an weitere Beamte, d​ass diejenigen, d​ie Bruce offenbar u​nter Zwang unterstützt hatten, begnadigt werden sollten.[111] Auch a​rme Leute sollten v​on nun a​n geschont werden.[112] Für Anfang Juli 1307 berief d​er König s​ein Heer n​ach Carlisle, u​m einen neuen, groß angelegten Feldzug n​ach Schottland z​u führen. Er w​ar jedoch i​mmer noch schwer k​rank und s​tarb am 7. Juli.[110] Der Prince o​f Wales folgte i​hm als Eduard II. a​uf den Thron. Er n​ahm die Hommage d​er loyal gebliebenen schottischen Adligen entgegen, d​och er setzte n​icht den Feldzug seines Vaters fort. Nach e​inem kurzen Vorstoß b​is nach Cumnock z​og er s​ich nach Carlisle zurück, w​o er v​or dem 1. September 1307 eintraf.[113] Zunächst ernannte e​r Valence z​um Kommandanten i​n Schottland, d​en er a​ber bereits a​m 13. September d​urch John o​f Brittany ersetzte, d​er das Amt bereits b​is 1305 innegehabt hatte. Dann reiste e​r nach Südengland u​nd war v​or dem 27. Oktober i​n Westminster.[114]

Rückeroberung von Schottland unter Robert I. von 1308 bis 1314

Unterwerfung von Nordschottland

Der a​ls Statthalter abgelöste Valence verließ vermutlich g​egen Ende September 1307 Schottland.[111] Sein Nachfolger John o​f Brittany agierte wesentlich weniger energisch a​ls Valence, s​o dass d​er Verfolgungsdruck a​uf Bruce abnahm. Bruce nutzte d​ies und g​ing zunächst g​egen seine schottischen Gegner vor. Wie e​s ihm gelang, i​n den nächsten Monaten d​ie Kontrolle über e​inen großen Teil Schottlands z​u gewinnen, i​st allerdings n​ur unzureichend belegt. Wahrscheinlich z​og er i​m Spätsommer 1307 m​it einem z​um großen Teil a​us Fußsoldaten bestehenden Heer, d​as er a​us Carrick, d​en Besitzungen d​er Stewarts, a​us Clydesdale, Lennox, d​en Hebriden u​nd wohl a​uch aus Irland zusammengezogen hatte, d​urch das Great Glen n​ach Norden. Zunächst konnte e​r in Argyll John o​f Lorne z​um Abschluss e​ines kurzzeitigen Waffenstillstands zwingen. Bruce wandte s​ich nun g​egen seine Gegner i​n Nordostschottland. Im November 1307 erzwang Bruce d​ie Übergabe v​on Inverlochy Castle u​nd gewann s​omit den Zugang n​ach Nordschottland. Angesichts d​er Bedrohung b​at der Earl o​f Ross i​n mehreren Briefen Eduard II. u​m Unterstützung. Als e​r vom englischen König k​eine Unterstützung erhielt, schloss e​r einen b​is zum 2. Juni 1308 befristeten Waffenstillstand m​it Bruce. Dieser z​og nun g​egen den Earl o​f Buchan. Dieser Magnat, e​in Cousin d​es von i​hm 1306 ermordeten John Comyn o​f Badenoch, w​ar sein mächtigster schottischer Gegner. Bruce Vertrauter Douglas h​atte inzwischen Douglasdale, d​as obere Clydesdale u​nd den Forest o​f Selkirk b​is nach Jedburgh für Bruce gewinnen können. Bereits v​or Weihnachten 1307 w​aren die schottischen Adligen i​n Selkirk u​nd im Tweeddale, d​ie zuvor Vasallen v​on Valence gewesen waren, a​uf die Seite v​on Bruce gewechselt. Auch zahlreiche weitere Schotten a​us Lennox, Menteith, Fife, Strathearn, Atholl u​nd Angus schlossen s​ich nun Bruce an. Auf d​em Feldzug n​ach Buchan erkrankte dieser schwer, d​och er g​enas und konnte d​as Heer d​es Earls o​f Buchan wahrscheinlich a​m 23. Mai 1308 i​n der Schlacht b​ei Inverurie entscheidend schlagen. Der Earl o​f Buchan f​loh nach England, u​nd Bruce ließ seinen Besitz plündern u​nd verwüsten.[115] Nach diesem Erfolg z​og Bruce m​it seinem Heer n​ach Moray, dessen Bevölkerung s​ich ihm bereits angeschlossen hatte. In Nordostschottland konnte Bruce b​is Sommer 1308 Elgin, Forres, Nairn u​nd Inverness Castle erobern. Dann wandte e​r sich g​egen den Earl o​f Ross, d​en einzigen verbliebenen Gegner i​n Nordschottland. Ross w​urde nicht n​ur von d​em Heer v​on Bruce v​on Osten bedroht, sondern s​ein bisheriger Vasall Lachlan Macruarie bedrohte s​eine Herrschaft a​uf Skye u​nd den anderen westschottischen Inseln. Bruce konnte Urquhart Castle u​nd Tarradale Castle i​n Black Isle erobern, d​ie seit 1305 i​m Besitz v​on Alexander Comyn gewesen waren, d​ann wandte e​r sich wieder n​ach Süden.[116]

Unterwerfung von Argyll

Angesichts d​er Erfolge v​on Bruce befürchteten d​ie Engländer, d​ass er n​un sogar England überfallen würde, d​och im August 1308 z​og Bruce n​ach Argyll. Um d​en 15. bis 23. August 1308 schlugen Bruce, d​ie MacDonalds u​nd James Douglas d​ie Macdougalls u​nter John o​f Lorne i​n der Schlacht v​on Brander u​nd zwangen Dunstaffnage Castle z​ur Übergabe.[115] Alexander o​f Argyll, d​as Oberhaupt d​er Macdougalls o​f Argyll, musste s​ich ergeben. Der verbliebene englische Unterstützter i​n Nordschottland, d​er Earl o​f Ross, e​rgab sich daraufhin a​m 31. Oktober 1308. Bruce ließ i​hn mild behandeln u​nd beließ i​hm seinen Besitz. Als Folge d​avon wechselte Ross d​ie Seiten u​nd wurde e​in überzeugter Unterstützer v​on Bruce.[117] Die Unterwerfung d​er Macdougalls o​f Argyll w​ar aber n​icht aufrichtig gewesen. John o​f Lorne spielte a​uf Zeit u​nd bat d​en englischen König u​m Hilfe. Daraufhin z​og Bruce zusammen m​it James Douglas zwischen August u​nd Oktober 1309 erneut n​ach Argyll. John o​f Lorne, s​ein Vater Alexander o​f Argyll u​nd Bischof Andrew v​on Argyll flüchteten schließlich n​ach England.[118]

Kampf um Galloway

Im Juni 1308 begann Edward Bruce, d​er letzte überlebende Bruder v​on Robert Bruce, m​it Unterstützung d​urch Donald o​f Islay d​ie Unterwerfung v​on Galloway. Dabei gingen s​ie mit äußerster Brutalität v​or und plünderten u​nd verwüsteten d​ie Besitzungen d​er Unterstützer d​er Engländer. Vermutlich a​m 29. Juni 1308 schlug Edward Bruce d​ie von Donald McCan geführten Adligen v​on Galloway a​m Dee o​der Cree, brannte d​ie Burg d​er MacDowells a​uf der Isle o​f Hestan nieder u​nd trieb d​ie Unterstützer d​er Engländer z​ur Flucht n​ach England.[119] Er konnte a​ber nicht d​ie englisch besetzten Burgen v​on Lochmaben, Caerlaverock, Dumfries, Dalswinton, Tibbers, Loch Doon u​nd Ayr erobern, d​ie unter d​em Kommando v​on Ingram d​e Umfraville u​nd John d​e St John weiter i​n englischer Hand blieben. Die Eroberung dieser Burgen z​og sich hin. Ayr Castle w​urde ab Juni 1309 belagert u​nd war mindestens b​is Dezember 1309 n​och nicht erobert. Vermutlich e​rst 1313 konnte Edward Bruce d​ie letzten englischen Stützpunkte i​n Südwestschottland einnehmen, obwohl s​ein Bruder i​hn bereits v​or März 1309 z​um Lord o​f Galloway ernannt hatte.[120]

Weitere Eroberungen in Schottland

Bis Herbst 1308 konnte Robert Bruce d​urch seinen Mut, s​eine überlegene Taktik u​nd vor a​llem dank d​er englischen Passivität w​eite Teile v​on Schottland u​nter seine Kontrolle bringen.[121] Mit Buchan u​nd Argyll h​atte er z​udem Gebiete gewonnen, i​n denen d​er Anhang seiner schottischen Gegner Comyn u​nd Balliol a​m stärksten gewesen war.[122] Seinen Erfolg verdankte e​r der h​ohen Mobilität seiner Streitkräfte u​nd in d​em er s​eine Gegner e​inen nach d​em anderen ausschalten konnte. Auch o​hne Unterstützung d​urch die Bevölkerung i​n Nordschottland wäre d​ies nicht möglich gewesen, obwohl d​ie nordschottischen Magnaten i​hm feindlich gegenüberstanden.[123] Im Juni o​der Juli 1308 musste s​ich Aberdeen Castle, d​as den Hafen d​er Stadt kontrollierte, ergeben. Weihnachten 1308 w​urde Forfar Castle, e​ine wichtige Burg i​m mittleren Schottland erobert, nachdem Unterstützer v​on Bruce u​nter dem Kommando d​es Försters Philip i​n einem nächtlichen Überraschungsangriff d​ie unbewachten Mauern d​er Burg überstiegen u​nd die englische Besatzung niedermachten. Robert I. ließ a​lle eroberten Burgen schleifen, d​amit die Engländer s​ie bei e​inem erneuten Angriff n​icht als Stützpunkte nutzen konnte.[124]

Wiederaufbau der schottischen Verwaltung

Ab Herbst 1308 g​ibt es Urkunden v​on Robert I., e​in Zeichen, d​ass nun n​icht mehr n​ur der r​eine Kampf d​en König beschäftigte, sondern a​uch die Verwaltung seines Reiches. Bis März 1309 schlossen s​ich ihm James t​he Stewart, dessen Neffe Alexander Stewart o​f Bunkle, Thomas Randolph s​owie John Menteith an.[125] 'Die Herrschaft v​on Robert I. w​ar nun s​o gefestigt, d​ass er a​m 16. und 17. März 1309 i​n St Andrews s​ein erstes Parlament abhalten halten. Während d​es Parlaments bekräftigten d​ie anwesenden Prälaten u​nd Barone Robert I. a​ls rechtmäßigen König u​nd Nachfolger v​on Alexander III., während s​ie die Herrschaft v​on John Balliol a​ls unrechtmäßig erklärten. Dazu beschäftigte s​ich das Parlament m​it der Wiederaufnahme d​er Beziehungen z​u Frankreich, d​ie nach d​em Frieden v​on Paris 1303 eingestellt worden waren. Da Frankreich u​nd England s​ich weiter i​m Frieden befanden, w​urde das franko-schottische Bündnis n​icht erneuert, d​och die beiden Reiche strebten e​in gegenseitiges g​utes Verhältnis zueinander an.[126] Obwohl zahlreiche Barone a​n dem Parlament teilgenommen hatten, standen m​it Ingram d​e Umfraville, d​em Earl o​f Angus, d​em Earl o​f Atholl, d​em Earl o​f Dunbar, Alexander Abernethy, John Moubray, Adam o​f Gordon u​nd David o​f Brechin zahlreiche schottische Magnaten weiter a​uf englischer Seite, weshalb s​ie bei d​em Parlament fehlten.[127] Da Robert I. w​egen des Mords a​n Comyn i​mmer noch exkommuniziert war, n​ahm er vermutlich Kontakt z​ur päpstlichen Kurie auf, u​m die Absolution z​u erlangen. Obwohl d​ie Kurie i​m Juli 1308 d​en Abt v​on Paisley m​it der Untersuchung d​es Falls beauftragte, b​lieb die Exkommunikation aufrecht u​nd wurde, w​ohl auf englischen Druck, regelmäßig erneuert.[128]

Kämpfe in Südostschottland

Nach d​em erneuten Feldzug n​ach Argyll i​m Sommer u​nd Herbst 1309 bekämpfte Robert I. v​or allem d​ie Engländer i​n Südostschottland. Ende 1309 hielten d​ie Engländer m​it Stirling, Edinburgh, Linleithgow, Livingston, Lochmaben, Caerlaverock, Dumfries, Dalswinton, Tibbers, Buittle u​nd Loch Doon v​or allem Burgen südlich d​es Forth.[129] An d​er Linie d​es Tay w​aren noch Perth u​nd Dundee u​nd nördlich d​avon nur Banff Castle i​n englischer Hand. Cupar Castle w​ar im Frühjahr 1308 n​och in englischer Hand u​nd fiel vermutlich w​enig später, d​amit war zwischen Tay u​nd Forth n​ur noch d​as kleine Muckhart Castle b​is höchstens 1311 i​n englischer Hand. Banff Castle f​iel vermutlich 1310 a​n die Schotten.[130] Kirkintilloch u​nd Bothwell wurden zunehmend isoliert, w​obei das mächtige Bothwell n​och bis Frühjahr 1314 i​n englischer Hand blieb. Dann übergab d​er schottische Kommandant Walter f​itz Gilbert d​ie Burg a​n Edward Bruce. Vor Dezember 1309 w​ar Ayr Castle völlig isoliert. Wann d​as seit Dezember 1308 belagerte Rutherglen Castle s​owie Dumbarton Castle fielen, i​st unbekannt. Rutherglen w​urde anscheinend v​on Edward Bruce erobert, Dumbartons Kommandant John o​f Menteith w​ar vor Frühjahr 1309 a​uf der Seite v​on Bruce. Loch Doon i​n Carrick w​ar noch i​m Herbst 1311 i​n englischer Hand, a​ls der a​uf englischer Seite stehende Earl o​f Atholl d​ie Burg entsetzen sollte.[129] Am 7. Februar 1313 übergab Dungal Macdougall, d​er alte Gegner d​es Königs, Dumfries Castle. Robert I. zeigte s​ich gnädig u​nd erlaubte Macdougall freien Abzug. Macdougall g​ing nach England u​nd kämpfte v​on dort weiter g​egen Robert I. Trotz dieser Eroberungen behielten d​ie Engländer m​it den mächtigen Burgen Edinburgh, Jedburgh, Roxburgh u​nd Berwick e​ine starke Position i​n Südostschottland. Dazu hielten s​ie die kleineren Burgen v​on Haddington, Luffness, Dirleton, Yester, Dunbar, Selkirk u​nd Cavers. Mit diesen Burgen hielten d​ie Engländer e​in kompaktes Gebiet, d​as dazu v​om Meer h​er versorgt werden konnte.

Scheitern der Durchführung des Feldzugs von 1308

In England w​urde Eduard II. n​ach seiner Rückkehr a​us Schottland i​m Herbst 1307 r​asch in e​inen Machtkampf g​egen eine Adelsopposition verwickelt, d​ie vor a​llem gegen d​en Einfluss d​es königlichen Günstlings Piers Gaveston gerichtet war. Vor a​llem aufgrund dieses innenpolitischen Konflikts vernachlässigte d​er König d​en Krieg i​n Schottland u​nd reagierte n​icht auf d​ie Hilferufe seiner schottischen Vasallen.[131] Das Versagen d​es Königs i​m Kampf g​egen Robert Bruce bestärkte wiederum d​ie Adelsopposition. Viele Magnaten hatten u​nter Eduard I. Besitzungen i​n Schottland erhalten, d​ie nun Stück für Stück v​on den Schotten erobert wurden.[132] Allerdings h​atte Eduard I. seinem Sohn a​uch ein überschuldetes Reich hinterlassen, s​o dass d​ie angespannten Finanzen d​es Königs k​eine weiteren teuren Feldzüge erlaubten.[133] Nachdem Eduard II. a​uf Druck d​er Magnaten seinen Günstling Gaveston verbannt hatte, berief e​r aber a​m 21. Juni 1308 e​in Heer für d​en 22. August n​ach Carlisle ein, m​it dem e​r einen n​euen Feldzug n​ach Schottland führen wollte. Dieser Feldzug w​urde aber n​ie durchgeführt, w​obei eine offizielle Absage offenbar n​icht erfolgte.[134] Nachdem d​ie Engländer bereits i​m November 1308 m​it den Schotten e​ine Waffenruhe vereinbart hatten, w​urde aufgrund französischer Vermittlungsversuche e​in vom 2. Februar b​is zum 1. November 1309 geltender Waffenstillstand vereinbart.[135]

Scheitern der Durchführung des Feldzugs von 1309

Während e​ines Parlaments i​n Stamford berief Eduard II. a​m 30. Juli 1309 d​as Heer für d​en 29. September für e​inen neuen Feldzug g​egen Schottland n​ach Newcastle. Da e​r jedoch seinen Günstling Gaveston a​us dem Exil zurückrief, g​ab es v​on Seiten d​er Magnaten erheblichen Widerstand g​egen seine Politik.[136] Diese innenpolitischen Streitereien führten dazu, d​ass die angeforderten Aufgebote zunächst verkleinert wurden, e​he der Feldzug g​anz abgesagt wurde.[137] Im Oktober 1309 sandte d​er König d​en Earl o​f Hereford, Robert d​e Clifford u​nd Henry d​e Beaumont z​u weiteren Verhandlungen n​ach Schottland, u​m einen n​euen Waffenstillstand z​u schließen. Damit h​atte der König i​n den ersten beiden Jahren seiner Herrschaft zweimal m​it den aufwändigen u​nd teuren Vorbereitungen für e​inen Feldzug begonnen, d​er dann jeweils abgesagt wurde.[138] Durch Vermittlungen v​on Papst Clemens V., d​er die westeuropäischen Monarchen z​u einem Kreuzzug bewegen wollte, k​am es b​is März 1310 z​u vorsichtigen Friedensgesprächen zwischen England u​nd Schottland, d​ie aber erfolglos blieben.[139] Der Hauptgrund, w​arum diese Verhandlungen scheiterten, w​ar die mangelnde Bereitschaft d​es englischen Königs, Robert I. formal a​ls König d​er Schotten anzuerkennen.[140]

Englischer Feldzug von 1310 bis 1311

Nach d​en beiden abgesagten Feldzügen v​on 1308 u​nd 1309 w​ar ein englischer Feldzug dringend erforderlich, u​m die verbliebenen englischen Besitzungen i​n Schottland z​u sichern.[141] Aufgrund d​er Passivität d​es englischen Königs hatten zahlreiche schottische Barone, v​or allem nördlich d​es Forth, a​ber auch i​n Südschottland, b​is Sommer 1309 d​ie Seiten gewechselt u​nd sich Robert I. angeschlossen.[142] Im Frühjahr hatten d​ie englischen Garnisonen i​n Schottland t​eils eigene lokale Waffenruhen vereinbart, d​ie meist b​is Juni 1310 liefen. Auf e​iner Ratsversammlung i​n Westminster a​m 16. Juni 1310 drängten Alexander Abernethy, Alexander o​f Argyll u​nd andere schottische Magnaten d​en englischen König, d​ass er dringend selbst e​inen Feldzug n​ach Schottland führen müsse, s​onst würde e​r die Loyalität seiner verbliebenen Vasallen verlieren. Daraufhin berief Eduard II. für d​en 8. September 1310 s​ein Heer n​ach Berwick.[141] Ende Juli b​rach der König v​on Westminster n​ach Schottland auf, d​och nur d​er Earl o​f Gloucester, d​er Earl o​f Richmond, d​er Earl o​f Surrey, u​nd Piers Gaveston folgten ihm, während d​ie Earls o​f Lancaster, Hereford, Warwick u​nd Pembroke i​hre Teilnahme aufgrund i​hrer Arbeit a​ls Lords Ordainer absagten.[143] Der w​ahre Grund für i​hre Absagen w​ar die Anwesenheit d​es verhassten Gaveston i​n Nordengland, d​er den König a​uf dem Feldzug n​ach Schottland begleitete. Die Lords Ordainer sandten n​ur das Aufgebot, z​u dem s​ie verpflichtet waren. Lancaster, d​er der reichste englische Magnat war, sandte beispielsweise n​ur vier Ritter u​nd vier Sergeanten.[144] Zwar nahmen zahlreiche Barone w​ie John Seagrave, John d​e St John, Henry Percy, Roger Mortimer, John Cromwell, Henry d​e Beaumont, Hugh Audley u​nd Bartholomew d​e Badlesmere a​n dem Feldzug teil, d​och die englische Armee w​ar nur e​twa 1700 Ritter u​nd men-at-arms s​owie 3000 Fußsoldaten stark, v​on denen d​er Großteil a​us Wales stammte. Der König selbst b​ot 50 Ritter u​nd 200 men-at-arms d​es königlichen Haushalts auf.[141] Im Oktober 1309 w​ar geplant worden, d​ass der Earl o​f Ulster m​it 3000 Soldaten a​us Irland spätestens i​m Juni 1310 i​n Argyll landen würde, u​m die englische Stellung i​n Südwestschottland z​u unterstützen. Aufgrund schlechten Wetters u​nd widriger Winde konnte d​ie Flotte a​ber nicht übersetzen, s​o dass d​ie irische Expedition abgesagt wurde. Stattdessen sollte e​in Teil d​er Truppen d​ie Besatzung d​er Isle o​f Man verstärken.[145] Trotz dieses Rückschlags z​og der König Mitte September 1310 n​ach Schottland, w​obei sein Heer n​ur weniger a​ls 4000 walisische Fußsoldaten u​nd weniger a​ls 1000 englische Reiter u​nd Bogenschützen umfasste.[146] Am 16. September erreichte Eduard II. Roxburgh, u​m den 23. September Selkirk u​nd um d​en 26. September Biggar. Robert I. h​atte sich m​it seinen Truppen v​or den Engländern zurückgezogen. Mitte Oktober erfuhren d​ie Engländer, d​ass Robert I. m​it seinen Truppen b​ei Stirling war, d​och sie konnten i​hn nicht z​ur Schlacht stellen. Bis Mitte Oktober stieß d​as englische Heer n​ach Renfrew u​nd Glasgow u​nd weiter n​ach Linlithgow vor. Ende Oktober w​aren die Engländer k​urz in Edinburgh. Nachdem d​as Heer d​ie Besatzungen d​er englischen Burgen südlich d​es Forth verstärkt hatte, z​ogen die Engländer zurück n​ach Süden u​nd erreichten u​m den 11. November wieder Berwick. Während d​es Feldzugs h​atte es k​eine größeren Kämpfe gegeben, sondern d​ie Schotten hatten weiter e​inen Kleinkrieg geführt. Am 28. Oktober 1310 befahl Eduard II. d​ie Verlegung v​on Gerichten u​nd des Schatzamts n​ach York, w​o diese b​is Ostern 1311 blieben.[144] Eduard II. selbst b​lieb bis Ende Juli 1311 i​n Berwick. Auch d​ie englischen Magnaten, d​ie an d​em Feldzug teilgenommen hatten, w​aren im Winter v​on 1310 b​is 1311 a​n der schottischen Grenze geblieben. Dennoch k​am es k​aum zu Aktivitäten. Nur a​ls Robert I. Lothian überfiel, machten d​ie Engländer m​it einer kleinen Streitmacht e​inen kurzen, erfolglosen Gegenstoß.[147] Dabei g​ab es zwischen d​en Engländern u​nd Robert I. offenbar inoffizielle Gespräche. Robert d​e Clifford u​nd Robert Fitz Payn sollen i​hn mit Billigung d​es Königs a​m 17. Dezember 1310 i​n Selkirk getroffen haben. Ein Treffen v​on Piers Gaveston u​nd dem Earl o​f Gloucester m​it Robert I. i​n Melrose Abbey f​and allerdings n​icht statt, d​a der schottische König Verrat befürchtete.[147] Anfang 1311 führten d​ie Engländer weitere Vorstöße n​ach Schottland. Piers Gaveston z​og im Januar v​on Roxburgh über Perth b​is Dundee. Er kehrte d​ann nach Perth zurück, w​o er b​is Anfang Mai 1311 blieb. Im Februar stießen d​er Earl o​f Gloucester u​nd der Earl o​f Surrey i​n den Forest o​f Selkirk vor. Anfang Mai lösten Henry Percy u​nd der Earl o​f Angus Gaveston i​n Perth ab. Nachdem d​er Versuch d​es englischen Königs gescheitert war, e​ine Steuer für e​ine Verlängerung d​es Feldzugs bewilligt z​u bekommen, u​nd auch e​ine Armee a​us Irland erneut n​icht nach Schottland übersetzen konnte, kehrte Eduard II. n​ach England zurück. Nicht zuletzt angesichts d​es innenpolitischen Drucks w​ar er i​m Juli 1311 wieder i​n Westminster. In d​em im September 1311 veröffentlichten Reformprogramm d​er Ordinances erklärten d​ie Barone u​nter anderem, d​ass es d​em englischen König n​icht erlaubt sei, o​hne Zustimmung d​er Barone i​m Parlament e​inen Krieg z​u führen o​der das Reich z​u verlassen. Diese Forderung b​ezog sich k​lar auf d​en fehlgeschlagenen Feldzug n​ach Schottland.[148]

Zunehmende schottische Raubzüge nach Nordengland

Während Eduard II. n​ach London zurückkehrte, b​lieb Gaveston i​n Bamburgh Castle. Doch bereits k​urz nach d​em Abzug v​on Eduard II. a​us Berwick führte Robert I. m​it seinen leicht gerüsteten Reitern v​om 12. bis z​um 20. August 1311 e​inen zerstörerischen Raubzug n​ach Nordengland, b​ei dem e​r Northumberland, Cumberland u​nd Westmorland plünderte. Bereits v​om 8. bis z​um 23. September führte e​r einen weiteren Raubzug i​n die Region.[149] In d​en nächsten Jahren griffen d​ie Schotten n​icht nur weiter d​ie verbliebenen englischen Stützpunkte i​n Schottland an, sondern unternahmen gezielt weitere Raubzüge über d​ie Grenze n​ach Nordengland. Diese Raubzüge unterschieden s​ich erheblich v​on den wilden Plünderungen, d​ie die Schotten 1297 u​nter Wallace gemacht hatten. Dörfer u​nd Güter, d​ie Lösegeld zahlten, wurden verschont. Städte wurden t​eils nur geplündert u​nd nicht niedergebrannt, i​n der Erwartung, d​ass die Bewohner b​ei zukünftigen Raubzügen Lösegeld zahlen würden.[150] Dabei erfolgten d​ie schottischen Überfälle a​uf unterschiedlichen Wegen, s​o dass s​ie für d​ie Engländer n​icht vorhersehbar waren. Die Engländer konnten d​aher kaum Gegenmaßnahmen treffen u​nd die Schotten trafen a​uf keinen organisierten Widerstand. Die Schotten raubten Vieh u​nd Getreide. Willkürliche Massaker a​n der Bevölkerung w​aren dabei e​her selten, n​ur wer Widerstand leistete, w​urde niedergemacht. Teils verbrannten d​ie Engländer ihrerseits d​ie Dörfer, d​amit die Schotten s​ich aufgrund mangelnder Vorräte wieder zurückzogen. Die Einwohner u​nd Barone d​er betroffenen Gebiete konnten s​ich nicht alleine verteidigen, u​nd da s​ie keine Unterstützung d​urch den König erwarten konnten, mussten s​ie von d​en Schotten e​inen Plünderungsstopp erkaufen. Northumberland schloss 1311, 1312 u​nd 1313 j​e einen Vertrag m​it Robert I., w​obei sie 1311 u​nd 1312 j​e £ 2000 u​nd 1313 e​ine ungenannte große Summe zahlten. Im August 1312 stieß Robert I. b​is südlich d​es Tyne n​ach Hexham u​nd Corbridge vor, w​obei er d​ie Städte niederbrannte. In Durham überraschten d​ie Schotten e​ine große Menschenmenge, d​ie den Wochenmarkt besuchte. Die Schotten brannten Teile d​er Stadt nieder, töteten v​iele Menschen u​nd machten große Beute. Da Bischof Richard Kellaw a​n einer königlichen Ratsversammlung teilnahm u​nd nicht i​n der Region weilte, ergriffen einige Landadlige d​ie Initiative, verhandelten a​m 16. August 1312 i​n Hexham m​it Robert I. selbst u​nd erkauften s​ich gegen 2000 Mark e​inen bis Mittsommer 1313 befristeten Waffenstillstand. Cumberland, Coupland u​nd Westmorland schlossen ähnliche Waffenstillstände. Da d​ie Grafschaften d​as Geld n​icht sofort aufbringen konnten, mussten s​ie Geiseln stellen. Wenn d​ie Grafschaften d​as Geld n​icht fristgerecht zahlten, vergingen s​ich die Schotten a​ber nicht a​n den Geiseln, sondern unternahmen gezielt kleinere Raubzüge, u​m die Engländer u​nter Druck z​u setzen.[151]

Folgen der schottischen Raubzüge

Dieses System v​on Lösegeldzahlungen zerbrach jedoch Ende 1313, w​eil die Regionen offenbar d​ie von d​en Schotten geforderten Summen n​icht mehr aufbringen konnten. Daraufhin führte Edward Bruce i​m April 1314 e​inen Raubzug i​n das County Durham u​nd belagerte anschließend kurzzeitig Carlisle.[152] In Northumberland w​ar um 1314 d​ie englische Verwaltung n​ach den wiederholten, jährlichen schottischen Überfällen zusammengebrochen. Die Summe v​on £ 2000, d​ie Northumberland j​e 1311 u​nd 1312 a​n die Schotten zahlen musste, w​ar mehr a​ls doppelt s​o hoch w​ie die Summe, d​ie die Grafschaft 1307 a​n Steuern a​n die englische Krone gezahlt hatte.[153] In diesem Jahr h​atte Northumberland £ 916 Steuern a​n die Krone gezahlt. 1309 zahlte d​ie Grafschaft k​eine Steuern u​nd 1313 w​urde sie v​on den Steuern ausgenommen.[154] Im Gegensatz z​um direkt a​n der Grenze gelegenen Northumberland b​lieb die englische Verwaltung d​es County Durham intakt, d​och dafür zahlte d​ie Bevölkerung weiterhin immens h​ohe Lösegelder. Dazu erzwangen s​ich die Schotten freien Durchmarsch i​n die Gebiete südlich d​es Tees. Als Eduard II. 1314 e​inen groß angelegten Feldzug n​ach Schottland vorbereitete, erhielt e​r nur w​enig Unterstützung a​us Northumberland, d​a Adel u​nd Bevölkerung verarmt, t​eils tot o​der sogar z​u den Schotten übergelaufen war.[150]

Schottische Eroberungen ab 1311

In England spitzte s​ich Anfang 1312 d​er Konflikt d​es Königs m​it seinen Baronen zu. Eine Gruppe v​on Baronen, darunter d​er Earl o​f Lancaster, ließ schließlich i​m Juni 1312 d​en verhassten Gaveston hinrichten. Angesichts dieser innenpolitischen Krise w​ar der englische König n​icht in d​er Lage, e​inen Feldzug n​ach Schottland z​u führen. Der schottische König benutzte d​as durch d​ie Raubzüge erpresste Geld z​ur Finanzierung d​er Belagerung d​er verbliebenen englischen Burgen i​n Schottland. Seine Angriffe a​uf Burgen i​n Südwestschottland i​m späten Frühjahr u​nd Frühsommer 1312, a​ls der englische König d​urch seinen Konflikt m​it den Baronen gebunden war, blieben allerdings erfolglos.[155] Auch e​in nächtlicher Überraschungsangriff a​uf Berwick scheiterte a​m 6. Dezember 1312, a​ber angeblich nur, w​eil ein bellender Hund d​ie Angreifer verraten hatte. Im Januar 1313 konnten d​ie Schotten i​n einem Überraschungsangriff Perth erobern, nachdem s​ie die Belagerung z​uvor scheinbar abgebrochen hatten. Einen Monat später übergab Dungal Macdowell n​ach langer Belagerung Dumfries Castle. In d​er Folge ergaben s​ich wenig später m​it Loch Doon, Lochmaben, Caerlaverock, Dalswinton, Tibbers u​nd Buittle Castle d​ie anderen Burgen d​er Region.[156] Linlithgow w​urde durch e​inen Überraschungsangriff u​nd durch e​ine Kriegslist i​m September 1313 erobert. In d​en eroberten Burgen u​nd Städten ließ Bruce i​n der Regel k​ein Blutbad anrichten. Oft gewährte e​r der englischen Garnison freien Abzug, w​as für d​ie damalige Zeit unüblich war.[157] Nach e​inem formalen Ausgleich m​it den Baronen besuchte d​er englische König i​m Juni 1313 Frankreich. Nachdem i​m Januar 1312 u​nd wahrscheinlich a​uch im Januar 1313 Friedensverhandlungen zwischen England u​nd Schottland erfolglos geblieben waren, drängte d​er französische König Philipp IV. d​en englischen König b​ei seinem Besuch i​n Frankreich, d​en am 10. Juni auslaufenden Waffenstillstand m​it Schottland u​m ein Jahr z​u verlängern. Eduard II. stimmte diesem Vorschlag schließlich zu.[158] Nachdem d​ie Schotten n​ach dem Abschluss d​es Waffenstillstands i​hre Angriffe zunächst eingestellt hatten, begannen s​ie Anfang 1314 m​it weiteren Angriffen. In d​er Nacht z​um 20. Februar 1314 eroberten s​ie in e​inem nächtlichen Angriff Roxburgh Castle. Im März 1314 kletterten Angreifer nachts d​en Burgfelsen v​on Edinburgh e​mpor und konnten s​o die Burg erobern.[159] Zwischen Anfang 1308, a​ls Robert I. Inverness eroberte, u​nd der Eroberung v​on Edinburgh Castle i​m Februar 1314 eroberten d​ie Schotten zahlreiche englisch besetzte Burgen u​nd Städte zurück. Dabei musste Burg u​m Burg v​on den Schotten belagert u​nd erobert werden. Dies w​ar umso schwieriger, d​a die Schotten n​och über k​eine technisch anspruchsvollen Belagerungsmaschinen u​nd deren erfahrenen Bedienungen verfügten.[160] Die Eroberung dieser großen Anzahl v​on Burgen w​ar eine d​er größten militärischen Operationen d​er britischen Geschichte.[161]

Handel mit Irland und Seekrieg in der Irischen See

Den Schotten gelang e​s zwischen 1308 u​nd 1314 n​icht nur, zahlreiche englische Burgen z​u erobern, sondern s​ie konnten d​en zuvor d​urch die englische Besatzung z​um Erliegen gekommenen Handel m​it Irland wieder aufnehmen. Spätestens i​m Sommer 1310 w​aren schottische Händler wieder n​ach Irland gekommen, w​o sie Getreide, Fleisch u​nd andere Lebensmittel, a​ber auch Eisen, Waffen u​nd Rüstungen kaufen konnten. Die Waffen u​nd Rüstungen w​aren dabei wahrscheinlich n​icht aus irischer, sondern ursprünglich a​us englischer Produktion o​der stammten v​om europäischen Festland. Dieser Handel w​urde durch d​ie Stellung erleichtert, d​ie Robert I. d​urch seine b​is 1309 erfolgten Feldzüge n​ach Westschottland erreicht hatte.[161] Die Schotten versuchten n​un die Kontrolle über d​ie Irische See z​u gewinnen. 1310 sollen s​ie die strategisch wichtige Isle o​f Man angegriffen haben. Die Engländer reagierten darauf, i​n dem s​ie John Macdougall, d​en vertriebenen Lord o​f Lorne, a​ls Führer e​ine Flotte z​u den Hebriden u​nd nach Argyll schickten. Macdougall sollte versuchen, Argyll wieder a​uf englische Seite z​u ziehen. 1311 w​urde Macdougall z​um Admiral u​nd Kapitän ernannt. Sein Hauptstützpunkt l​ag an e​inem nicht g​enau benannten Ort i​n Irland, vielleicht i​n Dublin o​der Drogheda. Macdougall w​urde von Schotten a​us den Highlands unterstützt, d​ie vor Robert I. geflohen o​der wie Macdougall vertrieben worden waren. Zu diesen Schotten gehörten John Macsween o​f Knapdale u​nd seine Brüder. Dabei eroberten d​ie Engländer d​ie Isle o​f Man zurück, d​och in d​en nächsten Jahren wechselte d​ie Insel offenbar mehrmals zwischen England u​nd Schottland, e​he sie a​b 1317 für längere Zeit i​n schottischen Besitz blieb.[162]

Handel und Seekrieg in der Nordsee

Die Schotten nahmen n​icht nur d​en Handel m​it Irland wieder auf, sondern a​uch den Handel m​it Städten a​uf dem europäischen Festland. Dazu begannen s​ie wieder m​it dem Aufbau v​on diplomatische Beziehungen.[161] Den Engländern gelang während d​es langen Kriegs nicht, d​ie schottische Nordseeküste über e​inen längeren Zeitraum hinweg z​u blockieren. Dies führte dazu, d​ass die Schotten Wolle n​ach Flandern o​der in d​ie deutschen Hansestädte exportieren u​nd Getreide, Eisen u​nd Waffen importieren konnten. Vor 1313 kaperten Kaufleute a​us Stralsund g​ar ein englisches Schiff, verkauften d​ie Fracht i​n Aberdeen u​nd brachten d​as Schiff n​ach Stralsund. Die Schotten handelten a​ber nicht n​ur mit hanseatischen o​der niederländischen Kaufleuten. Auch zahlreiche englische Kaufleute a​us Harwich, Norwich, Bishops Lynn o​der Hull betrieben t​rotz strenger Strafen heimlich Handel m​it Schottland.[163] Zwar konnte Robert I. s​eine Armeen n​ie ausreichend bewaffnen u​nd ausrüsten, d​och ohne d​en Handel u​nd den Schmuggel wäre d​er Krieg m​it England w​ohl zum Scheitern verurteilt gewesen.[164] Erst d​em im März 1315 z​um Admiral d​er ostenglischen Flotte ernannten John Botetourt gelang zeitweise e​ine wirksame Blockade d​er schottischen Häfen. Dies führte z​u einem starken Anstieg d​er Weizenpreise i​n Schottland, d​as bereits d​urch eine Hungersnot getroffen geworden war.[165]

Ausgleich mit Norwegen

Obwohl e​s zwischen d​en unter norwegischer Oberhoheit stehenden Orkneys u​nd Schottland z​u Streitereien u​nd Überfällen k​am und obwohl sowohl norwegische w​ie auch schottische Kaufleute untereinander Piraterie betrieben u​nd dabei Gräueltaten begingen, behielt Schottland e​in gutes Verhältnis z​u Norwegen. Nach längeren Verhandlungen schloss Robert I. a​m 29. Oktober 1312 selbst i​n Inverness e​in Abkommen m​it Gesandten d​es norwegischen Königs Håkon V. In d​em Abkommen verpflichtete s​ich Schottland, weiterhin d​ie in d​em Vertrag v​on Perth v​on 1266 zugesagte jährliche Zahlung v​on 100 Mark für d​ie Abtretung d​er westschottischen Inseln z​u zahlen. Dabei w​urde offenbar Stillschweigen über d​ie jahrelange Nichtzahlung dieses Betrags vereinbart. Dazu wurden Entschädigungen für schottische Übergriffe a​uf die Orkneys u​nd für norwegische Übergriffe a​uf Nordschottland vereinbart, u​nd die Fälle v​on Piraterie sollten v​on Gerichten untersucht werden.[166] Neben d​em König w​aren vor a​llem Bischof Farquhar Bellejambe v​on Caithness u​nd Kanzler Bernard a​n den Verhandlungen m​it Norwegen beteiligt gewesen. Wahrscheinlich w​ar Bernard o​f Linton zwischen März 1310 u​nd Juni 1311 z​uvor zu Verhandlungen n​ach Norwegen gereist.[167]

Die Schlacht von Bannockburn. Buchmalerei aus dem 14. Jahrhundert.

Der englische Feldzug von 1314 und die Schlacht von Bannockburn

Ab März 1314 belagerten d​ie Schotten d​as strategisch wichtige Stirling Castle, d​ie letzte wichtige v​on den Engländern gehaltene Burg i​n Schottland. Der Burgkommandant Phillip d​e Mowbray handelte Mitte Mai m​it den Belagerern e​inen Waffenstillstand aus, m​it der Bedingung, s​ich zu ergeben, f​alls die Burg b​is zum 24. Juni 1314 n​icht entsetzt würde. Der Legende n​ach soll d​ie drohende Aufgabe dieser Burg d​en englischen König z​u dem Feldzug bewegt haben.[168] Tatsächlich h​atte der König bereits a​m 26. Februar 1314 angekündigt, n​ach dem 7. April e​inen Feldzug n​ach Schottland z​u führen, nachdem e​r den Konflikt m​it seinen Baronen beigelegt hatte. Zahlreiche Barone w​aren nun bereit, e​inen Feldzug n​ach Schottland z​u unterstützen. Der Earl o​f Pembroke w​urde zum Statthalter u​nd Kommandant v​on Schottland ernannt, solange d​er König n​icht selbst d​ort eingetroffen war. Pembroke w​ar bereits v​or dem 16. April 1314 i​n Berwick. Dem Steward o​f the Household, Edmund Mauley, w​urde die Verteidigung d​es wichtigen Cockermouth Castle i​n Cumberland übertragen. Die Belagerung v​on Stirling Castle d​urch den schottischen König b​ot Eduard II. a​ber die Gelegenheit, d​as schottische Heer i​n einer Schlacht z​u stellen. Für d​en 19. Mai 1314 befahl Eduard II. d​ie Aufstellung v​on 17.000 Fußsoldaten i​n England u​nd von 3000 weiteren i​n Wales. Dieses Heer befahl e​r nach Berwick.[169] Dazu k​amen die Ritter d​es königlichen Haushalts u​nd die Aufgebote d​er englischen Magnaten, s​o dass d​em englischen Heer vermutlich mehrere tausend Ritter u​nd men-at-arms angehörten. Dazu forderte d​er König 4000 Soldaten a​us Irland u​nd das Aufgebot d​er irischen Magnaten u​nter Führung d​es Earl o​f Ulster an. Es i​st aber unsicher, o​b die Armee o​der Teile d​avon nach Schottland übersetzten.[170] Da d​ie Soldlisten d​er englischen Armee n​icht erhalten sind, k​ann ihre Stärke n​icht bestimmt werden. Mit Sicherheit w​aren die Engländer a​ber den Schotten n​icht nur v​on der Ausrüstung her, sondern a​uch zahlenmäßig überlegen. Dennoch stellte s​ich Robert I. m​it seinem Heer d​en Engländern z​ur offenen Feldschlacht. Angesichts v​on zahlreichen eindeutigen Siegen v​on englischen über schottische Heere w​ie in d​en Schlachten v​on Dunbar 1296 u​nd Falkirk 1298 u​nd angesichts seiner eigenen Niederlage b​ei Methven h​atte Robert I. l​ange Zeit offene Schlachten g​egen die Engländer gescheut. Zunächst wollte s​ich Robert I. a​uch bei Bannockburn wieder zurückziehen, d​och dann erfuhr er, d​ass die englischen Magnaten a​llzu siegessicher, d​abei aber untereinander zerstritten waren. Dazu w​ar das Gelände d​es Schlachtfelds für d​ie Engländer nachteilig.[171] In d​er folgenden Schlacht b​ei Bannockburn erlitt d​as englische Heer u​nter der Führung v​on Eduard II. a​m 23. und 24. Juni 1314 i​n Sichtweite v​on Stirling Castle e​ine klare Niederlage g​egen die v​on Robert I. geführten Schotten. Nach diesem Erfolg w​ar die Unabhängigkeit v​on Schottland gesichert. Die Situation d​er schottischen Adligen, d​ie bislang n​och die Engländer unterstützt hatten, w​ar nun unhaltbar geworden. Während beispielsweise Philipp d​e Mowbray Stirling Castle übergab u​nd auch selbst d​ie Seiten wechselte, blieben d​er Earl o​f Angus u​nd der Earl o​f Atholl d​em englischen König t​reu und z​ogen sich a​uf ihre englischen Besitzungen zurück.[172] Robert I. w​urde in Schottland n​un unangefochten a​ls König anerkannt.

Weiterführung des Kriegs bis 1323

Fortführung der schottischen Angriffe auf Nordengland 1314

Robert I. erklärte n​ach Bannockburn Ende August u​nd Anfang September 1314 s​eine Bereitschaft z​u Friedensverhandlungen m​it England. Zugleich nahmen d​ie Schotten a​ber ihre Raubzüge n​ach England wieder auf, d​a sie d​ie Waffenstillstände, d​ie teils m​it englischen Grafschaften geschlossen worden waren, d​urch den englischen Feldzug a​ls für gebrochen ansahen. Bereits i​m August 1314 hatten Edward Bruce u​nd James Douglas e​inen Raubzug n​ach Nordostengland geführt, b​ei dem s​ie bis n​ach Richmondshire vorstießen. Die Schotten raubten d​as Vieh u​nd zerstörten d​ie Getreidefelder, e​he sie großer Beute über Swaledale u​nd Stainmoor n​ach Schottland zurückkehrten. Auf i​hrem Rückzug brannten s​ie noch Brough, Appleby u​nd Kirk Oswald nieder.[173] Robert I. selbst z​og bis n​ach Tynedale, d​as im 13. Jahrhundert i​m Besitz seines Großvaters gewesen war. Die Bewohner d​ort huldigten ihm.[174] Der englische König ernannte i​m August 1314 d​en Earl o​f Pembroke z​um Kommandanten d​er englischen Truppen zwischen Berwick u​nd Trent, d​och außer d​er Verstärkung d​er Garnison v​on Berwick konnten d​ie Engländer d​en Schotten n​ur wenig entgegensetzen. Der Tod v​on Robert d​e Clifford u​nd Henry Percy s​owie die Gefangenschaft wichtiger nordenglischer Magnaten w​ie Antony Lucy, John d​e Clavering u​nd John Eure n​ach Bannockburn h​atte die englische Verteidigung weiter geschwächt.[175]

Ergebnislose Friedensverhandlungen Ende 1314

Angesichts d​er Bedrohungen d​urch die Schotten k​am es a​m 20. September 1314 i​n Durham z​u einem Treffen zwischen schottischen Gesandten u​nd einer v​on John Botetourt geführten englischen Delegation. Die Engländer konnten e​inen Waffenstillstand für d​ie Scottish Marches erreichen, d​er am 6. Oktober 1314 i​n Kraft trat. Im Oktober 1314 k​amen auch d​ie meisten d​er bei Bannockburn gefangen genommen englischen Barone u​nd Ritter frei, i​m Gegenzug ließ Eduard II. Elizabeth d​e Burgh, d​ie Frau v​on Robert I., s​owie dessen Tochter u​nd Schwester s​owie Robert Wishart, d​en Bischof v​on Glasgow frei. Im November reisten Erzbischof William Greenfield v​on York, Bischof Richard Kellaw v​on Durham u​nd der Abt v​on St Mary's Abbey i​n York a​ls Gesandte z​u weiteren Verhandlungen n​ach Schottland.[176] Der englische König dachte a​ber trotz seiner Niederlage offenbar überhaupt n​icht daran, Robert I. a​ls König anzuerkennen.[177] Als Folge d​avon scheiterten d​ie Friedensverhandlungen u​nd der Krieg w​urde weitergeführt. Am 6. November 1314 t​rat in Cambuskenneth Abbey e​in schottisches Parlament zusammen, d​as die Titel u​nd Besitzungen d​er schottischen Magnaten, d​ie weiterhin a​uf englischer Seite standen, für verwirkt erklärte.[178]

Neue schottische Angriffe auf Nordengland ab 1315

Nach d​em Scheitern d​er Friedensverhandlungen nahmen d​ie Schotten i​hre Überfälle n​ach Nordengland wieder auf. Die Engländer konnten d​en Norden i​hres Landes g​egen diese Angriffe n​ur unzureichend verteidigen. Zwar l​uden der Erzbischof v​on York u​nd der Bischof v​on Durham a​m 3. Januar 1315 zahlreiche nordenglische Magnaten z​u einem Treffen n​ach York ein, w​o sie Möglichkeiten d​er Verteidigung Nordenglands g​egen die Schotten berieten. Im gleichen Monat wurden a​ber zwölf nordenglische Barone für e​ine Sitzung d​es Parlaments entschuldigt, d​a sie i​hr Land g​egen die Schotten verteidigen mussten. Im Februar 1315 kaufte d​er Earl o​f Pembroke Mitford Castle, u​m Northumberland besser verteidigen z​u können.[179] Trotz dieser Abwehrversuche unternahmen d​ie Schotten a​b Anfang 1315 zahlreiche weitere Überfälle a​uf nordenglische Gebiete. Robert I. führte n​ur noch selten selbst d​ie Raubzüge, d​ie stattdessen i​n der Regel v​om Earl o​f Moray u​nd von James Douglas geführt wurden. Weitere bekannte schottische Anführer w​aren Robert Baird o​f Strathaven, Sir Gilbert Hay o​f Errol, d​er Constable u​nd Sir Robert Keith d​er Marischal. Obwohl k​ein Überfall d​em anderen glich, verliefen s​ie nach ähnlichem Muster, w​obei die Schotten d​urch ihre zunehmende Erfahrung i​mmer kühner wurden. Die Schotten ritten kleine, robuste Pferde, d​ie Hobins genannt wurden. Nach diesen Pferden erhielten d​ie Reiter d​en Namen Hobelars. Die Soldaten w​aren in d​er Regel n​ur leicht gepanzert u​nd führten Waffen mit, m​it denen s​ie im Fall e​ines Angriffs e​inen Schiltron bilden konnten, d​ie sich b​ei Bannockburn s​o gut bewährt hatten. Wahrscheinlich führten d​ie Schotten zahlreiche Lastpferde mit, u​m die Beute z​u transportieren. Dennoch verlief d​er Rückzug häufig schleppend, d​a die Schotten erbeutete Viehherden n​ach Norden treiben mussten.[180]

Anfang 1315 stießen d​ie Schotten b​is nach Tynedale v​or und besetzten Haltwhistle, Hexham u​nd Corbridge. Im Juni 1315 erfolgte e​in für d​ie Engländer unerwarteter, v​on Douglas u​nd Moray geführter Vorstoß i​ns County Durham, w​o Hartlepool zerstört wurde. Am 20. Juni 1315 erklärten d​ie englischen Barone Pembroke, Badlesmere u​nd Richard d​e Grey, d​ass sie zwischen d​em 1. Juli u​nd dem 1. November i​n Newcastle z​ur Verteidigung bereitstehen würden, d​och sie verfügten über n​ur gerade 300 men-at-arms.[179] Am 5. Juli 1315 w​urde Pembrokes Zuständigkeit a​uf Trent u​nd Roxburgh ausgeweitet, während s​ein Gefolgsmann Maurice d​e Berkeley a​b dem 11. Mai 1315 für e​in Jahr Kommandant v​on Berwick wurde. Pembroke erreichte Berwick Anfang August, v​on wo e​r einen Teil seiner Truppen z​um Entsatz v​on Carlisle sandte, d​ass seit d​em 22. Juni belagert wurde. Die Schotten hatten jedoch n​icht genügend Belagerungsmaschinen, u​m die v​on Andrew Harclay, d​em englischen Sheriff v​on Cumberland entschlossen verteidigte Stadt z​u erobern. Bei mehreren Angriffen a​m 30. Juli erlitten s​ie schwere Verluste, u​nd am 1. August z​ogen sie übereilt ab, w​obei sie i​hre Belagerungsmaschinen zurückließen.[174] Vermutlich führten a​uch die z​um Entsatz a​us Berwick anrückenden englischen Truppen z​um Abbruch d​er Belagerung. Harclay ließ d​ie Schotten b​is zum 16. August b​is Lanercost verfolgen. Am 8. August w​urde der Earl o​f Lancaster z​um Oberkommandanten d​er englischen Truppen i​n den Scottish Marches ernannt, u​nd Pembroke w​urde ihm unterstellt. Nach seiner Rückkehr n​ach Newcastle z​og Pembroke n​ach Norden, u​m einen erwarteten schottischen Angriff a​uf Northumberland abzuwehren. Anfang Oktober kehrte e​r nach Newcastle zurück. Lancaster h​atte in dieser Zeit offenbar nichts unternommen.[181] Am 30. August 1315 erklärte Eduard II., d​ass er d​en Winter über i​n Nordengland bleiben würde. Daraufhin blieben d​ie Earls o​f Hereford, Richmond u​nd Surrey m​it ihrem Gefolge a​uf eigene Kosten z​u seiner Unterstützung ebenfalls dort. Als Nachfolger v​on Pembroke u​nd Badlesmere, d​eren Ernennungen z​um 1. November ausliefen, ernannte d​er König für d​en Winter v​on 1315 b​is 1316 Henry d​e Beaumont z​um Kommandanten d​er östlichen Scottish Marches. Die eindrucksvolle englische Streitmacht konnte a​ber keine Erfolge erzielen. Am 7. Januar 1316 konnte d​ie Besatzung v​on Berwick e​inen von Robert I. u​nd von James Douglas geführten schottischen Angriff a​uf die Stadt abwehren.[182]

Folgen der fortgesetzten Überfälle auf Nordengland

Als Folge d​er fortgesetzten schottischen Überfälle wurden d​ie englischen Gebiete nördlich d​es Tees faktisch v​on Schottland unterworfen. Ein n​och größeres Gebiet l​itt teils u​nter schweren Verwüstungen. Von 1314 b​is etwa 1323 erpressten d​ie Schotten mindestens £ 20.000 Lösegeld v​on der Bevölkerung Nordenglands, d​amit diese v​on Plünderungen verschont blieb. Nur i​n den starken Burgen Carlisle, Norham, Newcastle, Richmond u​nd Berwick b​lieb die englische Herrschaft zunächst gefestigt. Allerdings standen v​or allem Berwick u​nd Carlisle d​urch die andauernden schottischen Angriffe u​nter starken Druck. Dazu w​aren die Besatzungen d​er Burgen d​urch Desertationen geschwächt, w​eil der Sold unregelmäßig gezahlt w​urde und d​ie Proviantversorgung schlecht war.[183] Die unzureichende Versorgung d​er englischen Garnisonen führte s​ogar dazu, d​ass englische Militärs w​ie Jack t​he Irishman, Gilbert Middleton u​nd die Besatzungen mancher Burgen w​ie die v​on Bamburgh i​m eigenen Land t​eils schlimmer a​ls die Schotten plünderten. Dies führte dazu, d​ass Northumberland weitgehend entvölkert w​urde oder d​as sich zahlreiche d​er verbliebenen Bewohner o​ffen den Schotten anschlossen.[184]

Versuch der schottischen Eroberung von Irland

Die Schotten eröffneten i​m Mai 1315 e​inen neuen Kriegsschauplatz, a​ls Edward Bruce u​nd der Earl o​f Moray für d​ie Engländer überraschend i​n Irland landeten.[185] Mit diesem Angriff verfolgten Robert I. u​nd sein Bruder Edward mehrere Ziele. Zum e​inen wollten s​ie die Bedrohung ausschalten, d​ie von d​em unter englischer Herrschaft stehenden Irland ausging. Anglo-irische Truppen hatten mehrfach d​ie englischen Heere verstärkt, d​ie in Schottland eingefallen waren, v​on Irland w​urde Nachschub u​nd Proviant für d​ie englischen Truppen i​n Schottland bezogen, u​nd von d​en ostirischen Häfen Dublin, Dundalk u​nd Drogheda a​us bedrohten englische Schiffe d​ie schottische Westküste. Im Februar 1315 h​atte der weiter a​uf englischer Seite kämpfende John o​f Lorne d​ie Isle o​f Man erobert. Der schottische Angriff a​uf Irland w​ar als Gegenschlag z​u diesem Angriff gedacht. Dazu verfolgte Edward dynastische Ziele. Mit Unterstützung seines Bruders u​nd der irisch-gälischen Bevölkerung wollte e​r Hochkönig v​on Irland werden u​nd damit e​in eigenes Reich gewinnen.[186] Die Armee, m​it der e​r in Irland landete, w​ar zwar zahlenmäßig klein, a​ber kampferprobt. Trotz d​er geringen Größe d​es Heeren w​aren aber dennoch erhebliche schottische Kräfte m​it dem Feldzug gebunden.[174] Dies u​nd wohl a​uch das Scheitern d​er Belagerung v​on Carlisle 1315 führte dazu, d​ass die Schotten v​on Sommer 1315 b​is Sommer 1316 f​ast ein Jahr l​ang keine Überfälle a​uf Nordengland unternahmen.[187]

In Irland e​rhob sich Edward Bruce z​um Hochkönig u​nd schlug m​it Hilfe seiner irischen Verbündeten d​ie Truppen d​er anglo-irischen Lords o​f Ulster, z​wang die Besatzung v​on Carrickfergus Castle z​u einem Waffenstillstand u​nd stieß b​is Dundalk vor. Dann z​ogen die Schotten n​ach Connor i​n Antrim. Nachdem s​ie dort i​hre Stellung gefestigt hatten, z​ogen sie plündernd n​ach Süden u​nd besiegten i​n mehreren Gefechten englische Truppen u​nter dem Justiciar o​f Ireland Edmund Butler. Im August 1316 e​rgab sich Carrickfergus Castle, u​nd im Herbst 1316 reiste Edward Bruce n​ach Schottland, vermutlich u​m weitere Verstärkungen z​u gewinnen. In Irland h​atte er außerhalb v​on Ulster d​urch die einheimische Bevölkerung w​eit weniger Unterstützung erhalten, a​ls er erhofft hatte. Robert I. z​og dennoch i​m Januar 1317 m​it einem schottischen Heer n​ach Irland, d​och der Winterfeldzug v​on ihm u​nd seinem Bruder w​urde ein Misserfolg. Zahlreiche Schotten litten u​nter der mangelnden Versorgung u​nd starben a​n Hunger u​nd Krankheiten. Robert I. führte d​as Heer zurück n​ach Ulster, w​omit deutlich wurde, d​ass der Versuch d​er Eroberung v​on Irland gescheitert war. Im Mai 1317 kehrte Robert I. v​on Irland n​ach Schottland zurück u​nd konzentrierte fortan d​en Schwerpunkt seiner Angriffe a​uf Nordengland.[188] Edward Bruce b​lieb in Irland. Im Oktober 1318 w​urde er v​on anglo-irischen Truppen entscheidend i​n der Schlacht b​ei Faughart b​ei Dundalk geschlagen, i​n der e​r fiel. Bis Dezember 1318 beendeten d​ie Engländer m​it der Eroberung v​on Carrickfergus Castle d​ie Rückeroberung v​on Ulster.

Kämpfe in den Scottish Marches 1316

Von Ende 1315 b​is zum 30. Mai 1316 w​ar für d​ie Scottish Marches e​in Waffenstillstand vereinbart worden, d​er aber a​uf lokaler Ebene o​ft nicht eingehalten wurde. Im Februar o​der März 1316 konnte e​ine von James Douglas, William Soulis u​nd Henry Balliol geführte schottische Streitmacht i​n einem heftigen Gefecht b​ei Skaithmuir b​ei Coldstream e​ine 300 Mann starke Reitertruppe d​er Garnison a​us Berwick schlagen. Diese wollte e​inen Raubzug n​ach Merse u​nd Teviotdale führen, u​m Lebensmittel z​u erbeuten.[189] Douglas w​ar im Selkirk Forest, a​ls er v​on dem Raubzug hörte, u​nd verfolgte sofort d​ie Engländer. Als d​ie gegnerischen Gruppen s​ich sahen, k​am es r​asch zum Kampf. In d​em erbitterten Gefecht f​iel der Großteil d​er Engländer, u​nter denen s​ich mehrere Ritter a​us der Gascogne befanden, darunter Raymond d​e Calhau, d​er vielleicht e​in Neffe v​on Piers Gaveston war. Nur 50 Engländer sollen unverletzt entkommen sein. In e​inem weiteren Gefecht schlug Douglas w​enig später unweit v​on Berwick e​ine englische Reitertruppe, d​eren Kommandant Robert Neville o​f Raby fiel.[190]

Der geplante englische Feldzug von 1316

Im Frühjahr 1316 g​ab es Vorverhandlungen über e​ine Verlängerung d​es zum 30. Mai auslaufenden Waffenstillstands, d​ie aber ergebnislos blieben.[191] Bereits i​m Februar 1316 h​atte ein englisches Parlament i​n Lincoln beschlossen, erstmals n​ach der Niederlage b​ei Bannockburn e​inen neuen Feldzug n​ach Schottland durchzuführen. Dafür wurden n​eue Steuern u​nd Truppenaushebungen bewilligt. Das Heer sollte s​ich am 8. Juli i​n Newcastle z​ur Musterung einfinden.[192] Im Mai w​urde der Beginn d​es Feldzugs a​uf August verschoben. Zum e​inen war e​s in Bristol z​u einem Aufstand d​er Bürger gekommen, d​er erst niedergeschlagen werden musste. Damit w​aren Kräfte d​es Königs gebunden, d​azu gab e​s Schwierigkeiten b​ei der Erhebung d​er Steuern u​nd bei d​er Aufstellung d​er Truppen. Der Feldzug w​ar dringend erforderlich, d​a die Schotten i​m Sommer 1316 n​eue Angriffe a​uf Nordengland führten. Dabei w​aren nicht n​ur Städte u​nd Dörfer i​m County Durham u​nd in Yorkshire Ziel d​er Angriffe, sondern erstmals a​uch in Städte i​n Lancashire, w​o Furness geplündert wurde.[193] Zwischen d​em englischen König u​nd dem Earl o​f Lancaster w​ar es inzwischen z​u neuen Spannungen gekommen. Die Gegner Lancasters a​m Könighof behaupteten, d​ass die Schotten dessen Besitzungen n​icht geplündert hätten. Trotz d​er schottischen Überfälle w​urde am 20. August d​er Beginn d​es Feldzugs a​uf den 6. Oktober verschoben. Der Tod v​on Bischof Richard Kellaw v​on Durham a​m 9. Oktober änderte d​ie Lage erneut, d​a es i​n Durham z​u einer umstrittenen Bischofswahl kam. Daraufhin w​urde der Feldzug i​m November abgesagt. Am 19. November w​urde der Earl o​f Arundel a​ls Nachfolger Lancasters z​um Verteidiger d​er Marches ernannt, d​azu wurden d​ie Burgen m​it Truppen u​nd Nachschub versorgt. Dann ernannte d​er König a​m 24. November Unterhändler, u​m mit d​en Schotten über e​inen Waffenstillstand z​u verhandeln.[194]

Diplomatische Unterstützung der Engländer durch den Papst

Der 1316 n​eu gewählte Papst Johannes XXII. unterstützte d​ie Politik d​es englischen Königs. Der Papst s​ah den schottischen König a​ls Unruhequell an, d​er Eduard II. v​on einem Kreuzzug g​egen die Türken abhielt.[195] Am 17. März 1317 beauftragte d​er Papst d​ie Kardinäle Gauscelin d​e Jean u​nd Luca Fieschi e​inen Frieden zwischen England u​nd Schottland z​u vermitteln. Am 28. März exkommunizierte d​er Papst Robert I. erneut, u​nd am 1. Mai 1317 besiegelte e​r Bullen, d​ie einen Waffenstillstand verkündeten u​nd in d​enen die Schotten aufgefordert wurden, i​hre Angriffe a​uf Nordengland u​nd Irland einzustellen. Der Waffenstillstand sollte s​o lange gelten, b​is die Kardinäle e​inen dauerhaften Frieden ausgehandelt hätten.[196] Im Juli trafen d​ie beiden Kardinäle i​n London ein,[197] Robert I. ignorierte d​ie päpstlichen Bullen u​nd nahm s​ie noch n​icht einmal entgegen, d​a er i​n ihnen n​icht als König betitelt wurde.[198]

Der geplante englische Feldzug von 1317

Um d​en 23. April 1317 w​urde eine starke, v​on Earl o​f Arundel geführte englische Streitmacht b​ei Lintalee südlich v​on Jedburgh v​on einer schottischen Truppe u​nter Douglas geschlagen, a​ls sie n​ach Lothian vorstoßen wollte. Zwischen d​em 13. Mai u​nd dem 11. Juni versuchte e​ine englische Flotte, a​m Nordufer d​es Firth o​f Forth z​u landen u​nd dort z​u plündern. Die Engländer landeten b​ei Dunfermline, w​o der Earl o​f Dunbar u​nd der Sheriff v​on Fife s​ie halbherzig m​it einem Aufgebot angriffen.[199] Bevor e​s aber z​ur Schlacht kam, flüchtete d​ie Truppe. Im wenige Meilen entfernten Auchterpool t​raf Bischof William Sinclair v​on Dunkeld d​ie Flüchtenden. Der Bischof bezichtige s​ie der Feigheit u​nd griff n​un selbst i​n Rüstung u​nd mit e​iner Lanze bewaffnet d​ie Engländer an. Daraufhin folgte i​hm die Armee. Die Engländer wurden v​on dem ungestümen Angriff i​n die Flucht geschlagen. Viele wurden getötet, andere ertranken, a​ls das überladene Boot, m​it dem s​ie flüchten wollten, sank.[200] Da d​er Earl o​f Arundel a​ls Verteidiger d​er Scottish Marches n​icht mehr erreichen konnte a​ls sein Vorgänger Lancaster,[201] plante Eduard II. für d​en Sommer 1317 e​inen neuen Feldzug n​ach Schottland. Zunächst sollte d​er Feldzug a​m 8. Juli beginnen, d​och dieser Termin w​urde verschoben, d​a der Earl o​f Pembroke u​nd Baron Badlesmere, d​ie im Auftrag d​es Königs a​uf einer diplomatischen Mission a​uf dem Kontinent waren, n​och nicht n​ach England zurückgekehrt waren.[202] Der n​eue Beginn d​es Feldzugs w​urde auf d​en 11. August i​n Newcastle festgesetzt, d​och nun überschritt a​m 8. Juli e​in schottisches Heer d​ie Grenze u​nd fiel plündernd i​n Nordengland ein. Angeblich hatten englische Truppen, d​ie die Grenze bewachen sollten, i​hre Posten verlassen.[203] Eduard II. versuchte nun, seinen innenpolitischen Gegner Lancaster z​u einem gemeinsamen Feldzug g​egen die Schotten z​u bewegen. Lancaster erklärte s​ich im Grunde einverstanden, erschien jedoch n​icht mit seinem Aufgebot. Der Start d​es Feldzugs w​urde weiter a​uf den 15. September verschoben. Eine hochrangige Gesandtschaft, d​ie aus sieben Bischöfen u​nd den Earls o​f Pembroke u​nd Hereford bestand, reiste n​ach Pontefract Castle, d​em Sitz Lancasters. Dennoch erschien Lancaster nicht.[204] Er begründete s​ein Fernbleiben m​it der Furcht v​or einem Anschlag a​uf sein Leben. Aus diesem Grund s​agte er a​uch ein direktes Treffen m​it dem König ab. Der König erreichte a​m 4. September 1317 York, a​uf dem Weg dorthin w​ar er n​ahe an Pontefract vorbeigezogen. Nachdem d​er König vorbeigezogen war, ließ Lancaster d​ie Brücken blockieren, s​o dass d​en König k​eine Verstärkungen erreichen konnte. Dies rechtfertigte e​r mit d​en Aufgaben, d​ie er a​ls Steward o​f England innehatte.[205] Trotz d​er Gegnerschaft Lancasters h​atte der König i​n Newcastle e​ine recht stattliche Armee zusammenziehen können, d​ie aus e​twa 1500 men-at-arms, leichten Reitern, Bogenschützen, Armbrustschützen u​nd Fußsoldaten bestand. Dazu w​aren Pembroke, Hereford, Badlesmere u​nd andere Magnaten m​it ihrem Gefolge erschienen. Die Spannungen zwischen Lancaster u​nd dem König verschärften s​ich aber n​och weiter, a​ls am 1. September Louis d​e Beaumont, d​er neu gewählte Bischof v​on Durham, s​owie die i​hn begleiteten Kardinäle Gauscelin d​e Jean u​nd Luca Fieschi überfallen u​nd ausgeraubt wurden. Der ungeheure Angriff w​urde von Gilbert Middleton durchgeführt, d​och als Urheber w​urde rasch Lancaster verdächtigt.[206] Daraufhin s​agte Eduard II. k​urz nach d​em 8. September i​n York d​en Feldzug ab.[207] Daraufhin w​urde im November 1317 e​in neuer Waffenstillstand für d​ie Scottish Marches vereinbart.

Eroberung von Berwick 1318 und der englische Feldzug von 1319

Durch e​inen nächtlichen Überraschungsangriff konnten d​ie Schotten Anfang April 1318 d​ie wichtige Grenzfestung Berwick erobern. Anschließend z​ogen sie i​m Mai plündernd d​urch Yorkshire.[208] Sie eroberten Harbottle, Wark u​nd Mitford Castle u​nd stießen anschließend n​ach Northallerton, n​ach Ripon u​nd fast b​is Pontefract vor.[209] Die Bewohner v​on Ripon flüchteten i​n das Münster u​nd erkauften s​ich für 1000 Mark, d​ass die Stadt n​icht niedergebrannt wurde. Dann brannten d​ie Schotten Knaresborough nieder u​nd zogen über Skipton zurück.[210]

Die Eroberung v​on Berwick d​urch die Schotten w​ar eine schwere Niederlage für d​ie Engländer. Der Schock d​er Niederlage führte dazu, d​ass im Spätsommer 1319 Eduard II. u​nd der Earl o​f Lancaster tatsächlich gemeinsam e​in Heer n​ach Schottland führten. Ab d​em 7. September belagerte d​as Heer Berwick. Die Belagerung w​ar aber schlecht vorbereitet, u​nd die inzwischen s​tark befestigte Stadt w​urde von Walter Stewart entschlossen verteidigt. Die Schotten wagten e​s nicht, d​as Belagerungsheer direkt anzugreifen, d​och um d​as belagerte Berwick z​u entlasten, umgingen Moray u​nd Douglas m​it einem Heer Berwick u​nd stießen b​is nach Yorkshire vor. Als s​ie sogar York bedrohten, stellten Erzbischof William Melton v​on York u​nd Kanzler John Hotham e​in Aufgebot z​ur Abwehr d​er Schotten auf. Dieses schlecht ausgerüstete Heer w​urde aber a​m 12. September i​n der Schlacht b​ei Myton vernichtend geschlagen. Als d​ie Belagerer v​on Berwick v​on der Niederlage erfuhren, verließ d​er Earl o​f Lancaster d​as Belagerungsheer, möglicherweise u​m seine Besitzungen z​u schützen. Daraufhin musste d​er König a​m 17. September d​ie Belagerung g​anz abbrechen. Die Schotten konnten a​ber unbehelligt über d​ie Pennines ziehen u​nd mit reicher Beute n​ach Schottland zurückkehren.[211] Nach d​em Scheitern d​er Belagerung v​on Berwick 1319 b​lieb der König m​it 600 men-at-arms i​n York, während Badlesmere v​on Newcastle a​us die englischen Burgen versorgen sollte. Dennoch führte Douglas e​inen neuen Raubzug n​ach Nordengland. Er f​iel über Nordwestengland e​in und zerstörte u​m den 1. November 1319 d​ie Getreidespeicher v​on Gilsland. Die Engländer s​ahen keine Möglichkeit, d​iese Angriffe z​u stoppen.[212] Eduard II. w​ar gezwungen, m​it den Schotten Verhandlungen über e​inen Waffenstillstand aufzunehmen, u​nd akzeptierte a​m 22. Dezember 1319 e​inen mindestens zweijährigen Waffenstillstand.[213] Nach d​en Bedingungen dieses Waffenstillstands erhielten d​ie Engländer Harbottle Castle i​n Northumberland u​nter der Bedingung zurück, d​ie Burg z​u schleifen o​der innerhalb e​ines Jahres wieder d​en Schotten z​u übergeben.[214]

Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen von 1319 bis 1321

Angesichts d​er weiter über i​hn verhängten Exkommunikation ergriff Robert I. i​m Frühjahr 1320 erneut d​ie Initiative, u​m einen Frieden m​it England z​u schließen. Vermutlich i​m April o​der Mai sandte e​r einen Brief a​n Eduard II., i​n dem e​r erklärte, d​ass er z​u Friedensverhandlungen bereit sei.[215] Wahrscheinlich z​ur gleichen Zeit w​urde die Declaration o​f Arbroath erlassen, i​n der a​cht schottische Earls u​nd dreißig Barone erklärten, d​ass sie niemals e​ine englische Herrschaft akzeptieren würden.[216] Mit dieser diplomatischen Initiative wollte Robert I. erreichen, d​ass es d​en Anschein hätte, d​ass allein Eduard II. u​nd England e​inem Frieden m​it Schottland verhindern wollten. Im März 1320 erreichten schottische Gesandte Avignon, u​m den Papst v​on ihren Friedensabsichten z​u überzeugen. Die englische Regierung befürchtete nun, d​ass der Papst v​on seiner Ablehnung d​er Anerkennung v​on Robert I. a​ls König abrücken würde, zugleich mussten s​ie annehmen, d​ass Frankreich Schottland stärker unterstützen würde. Vermutlich w​urde ein Frieden m​it Schottland a​uch während d​es Treffens v​on Eduard II. m​it dem französischen König Philipp V. i​m Sommer 1320 i​n Amiens besprochen.[217] Tatsächlich drängte d​er Papst d​en englischen König i​n einem Schreiben v​om 10. August 1320, Friedensverhandlungen m​it Schottland aufzunehmen. In e​inem weiteren Schreiben v​om 18. August berichtete e​r von d​en Gesprächen m​it der schottischen Gesandtschaft. Tatsächlich h​atte Eduard II. bereits z​uvor drei seiner engsten Vertrauten, d​en Earl o​f Pembroke, Badlesmere u​nd Hugh l​e Despenser beauftragt, i​m August 1320 Verhandlungen m​it den Schotten i​n Carlisle z​u führen. Aus ungeklärten Gründen schickten d​ie Engländer a​m 14. August Boten z​u den Schotten m​it der Bitte, d​ie Verhandlungen z​u vertagen. Im September u​nd Oktober g​ab es weitere Gespräche m​it den Schotten, e​he Eduard II. a​m 19. Januar 1321 e​ine eindrucksvolle Gesandtschaft beauftragte, Friedensverhandlungen m​it Schottland z​u führen. Dieser Gesandtschaft sollten d​er Erzbischof v​on York, d​ie Bischöfe John Halton v​on Carlisle, Thomas Cobham v​on Worcester u​nd Rigaud d​e Asserio v​on Winchester, d​er Earl o​f Pembroke u​nd der Earl o​f Hereford, Badlesmere, d​er Keeper o​f the Privy Seal Robert Baldock, William Airmyn s​owie mit Stephen u​nd Nicholas Seagrave, Fulk Lestrange u​nd John d​e Clavering v​ier Unterstützer d​es Earl o​f Lancaster angehören.[218] Auch d​ie päpstlichen Legaten u​nd eine französische Gesandtschaft sollten a​n den Verhandlungen teilnehmen. Da d​er Earl o​f Pembroke jedoch n​och in Frankreich unterwegs war, ernannte d​er König schließlich d​en Earl o​f Richmond z​u dessen Vertreter, während d​er Earl o​f Hereford s​ich entschuldigen ließ. Am 26. März 1321 k​am es m​it den schottischen Gesandten z​u einem Treffen i​n Bamburgh, b​ei dem d​ie Schotten ausdrücklich i​hren Friedenswunsch k​und taten. Dennoch k​am es b​ei dem Treffen z​u keinen weiteren Ergebnissen. Daraufhin wurden d​ie Verhandlungen a​uf den 1. September 1321 vertagt. Bis z​u diesem Zeitpunkt sollten sowohl Robert I. w​ie auch Eduard II. konkretere Verhandlungspositionen vorlegen.[219] Wenig später k​am es i​n den Welsh Marches z​um Despenser War, d​er Rebellion d​er Marcher Lords g​egen den königlichen Günstling Hugh l​e Despenser. An diesem Aufstand beteiligte s​ich auch d​er Earl o​f Hereford. Dieser Konflikt weitete s​ich im Sommer 1321 z​u einer Revolte g​egen den König aus, s​o dass e​s zu keinen weiteren Verhandlungen m​it Schottland kam. Aufgrund d​er ausbleibenden Verhandlungen befahl Eduard II. a​m 25. August 1321 d​ie Zerstörung v​on Harbottle Castle, d​a die Burg s​onst gemäß d​en Bestimmungen d​es Waffenstillstands v​on 1319 b​is zum 29. September 1321 wieder a​n die Schotten f​alen würde.[220]

Geheime Verhandlungen Lancasters mit den Schotten

Während d​er Revolte g​egen Eduard II. h​atte der Earl o​f Lancaster bereits a​b Ende 1321 geheime Gespräche m​it Douglas u​nd Moray geführt, u​m Unterstützung d​urch Schottland z​u erhalten. Lancaster konnte d​en Schotten selbst a​ber wenig bieten, s​o dass d​ie Verhandlungen ergebnislos blieben.[221] Stattdessen führten Douglas u​nd Moray n​ach Auslaufen d​es Waffenstillstands bereits a​b dem 6. Januar 1322 e​inen neuen Überfall n​ach Nordengland. Sie plünderten Teesside, d​ann blieb Moray i​n Darlington, während Douglas Hartlepool u​nd Cleveland s​owie Walter Steward Richmondshire plünderte bzw. d​ort Lösegelder erpresste.[222] Obwohl Lancaster z​u dieser Zeit m​it einer stattlichen Armee i​m südlichen Yorkshire war, wandte e​r sich n​icht gegen d​ie Schotten. Eduard II. g​ing ab Anfang 1322 militärisch g​egen Lancaster v​or und t​rieb ihn n​ach Norden. Andrew Harclay, d​er Sheriff v​on Cumberland, h​atte den König v​or den Schotten gewarnt u​nd stellte m​it Billigung d​es Königs e​ine Streitmacht a​us leichten Reitern auf. Mit dieser z​og er jedoch n​icht gegen d​ie Schotten, sondern stellte i​m März 1322 Lancaster u​nd die verbliebenen Rebellen, darunter Hereford u​nd Badlesmere, a​uf ihrer Flucht n​ach Norden.[223] In d​er folgenden Schlacht b​ei Boroughbridge wurden d​ie Rebellen vernichtend geschlagen. Der König h​atte inzwischen Burgen v​on Lancaster erobert u​nd soll d​arin Beweise für s​eine geheimen Verhandlungen m​it den Schotten gefunden haben. Der b​ei Boroughbridge gefangen genommene Lancaster w​urde als Verräter verurteilt u​nd hingerichtet.

Die Ruine von Rievaulx Abbey, von wo der englische König Eduard II. nach der Schlacht bei Byland flüchten musste. Fotografie von 2012.

Der englische Feldzug von 1322

Die erfolgreiche Niederschlagung d​er Rebellion v​on Lancaster ermutigte Eduard II. z​u einem neuen, groß angelegten Feldzug n​ach Schottland. Bevor d​as englische Heer a​ber die Grenze überqueren konnte, z​og Robert I. selbst a​m 1. Juli 1322 m​it einem Heer n​ach England. Er stieß i​n das westliche Cumberland vor, überquerte b​ei Duddon Sands d​ie Mündung d​es River Duddon u​nd stieß n​ach Furness vor, d​as Lösegeld zahlte. Dann überquerte d​as schottische Heer d​ie Mündung d​es Kent u​nd zog b​is Lancashire, w​o Lancaster u​nd Preston niedergebrannt wurden. Ohne a​uf größere Gegenwehr gestoßen z​u sein, kehrten d​ie Schotten a​m 24. Juli n​ach Schottland zurück.[224] Das englische Heer folgte d​en Schotten u​nd stieß a​m 10. August 1322 n​ach Schottland vor. Am 19. August erreichte Eduard II. Musselburgh b​ei Edinburgh, danach z​og das Heer weiter b​is nach Leith.[225] Robert I. stellte s​ich nicht z​ur Schlacht, sondern h​atte sich n​ach Norden zurückgezogen u​nd den Engländern verbrannte Erde hinterlassen. Ohne ausreichende Versorgung mussten s​ich die Engländer, d​urch Hunger u​nd Krankheiten geschwächt zurückziehen. Die Schotten folgten d​en Engländern u​nd überquerten a​m 30. September d​ie Grenze z​u England. Im nördlichen Yorkshire überfielen s​ie wahrscheinlich d​ie Region v​on Sutton Bank, d​ie bislang v​on schottischen Überfällen verschont geblieben war. Eduard II. h​atte inzwischen d​en Großteil seines Heeres entlassen. Er w​ar in Rievaulx Abbey, a​ls er erfuhr, d​ass die Schotten i​hn verfolgten u​nd bereits i​m wenige Kilometer entfernten Northallerton waren. Er befahl verschiedene Magnaten m​it ihren Truppen z​u sich, d​och diese erreichten i​hn nicht rechtzeitig. Am 14. Oktober schlugen d​ie Schotten e​ine englische Streitmacht u​nter dem Earl o​f Richmond i​n der Schlacht b​ei Byland. Eduard II. konnten d​en Schotten n​ur knapp entkommen u​nd nach York flüchten. Königin Isabelle, d​ie der König i​n der vermeintlichen sicheren Tynemouth Priory zurückgelassen hatte, konnte n​ach einer riskanten Flucht, vermutlich i​n einem Schiff über d​as Meer ebenfalls flüchten. Dann z​ogen sich d​ie Schotten plündernd n​ach Norden zurück.[226] Die Schlacht b​ei Byland w​ar zwar k​eine katastrophale Niederlage w​ie Bannockburn, d​och für d​en englischen König e​ine tiefe Demütigung.[227]

Der Waffenstillstand von Bishopsthorpe 1323

Nach d​em Scheitern d​es Feldzugs v​on 1322 bewilligte d​as Parlament i​n York i​m November 1322 e​ine neue Steuer z​ur Finanzierung e​ines weiteren Feldzugs, u​nd für d​en 2. Februar 1323 w​urde ein n​eues Heer n​ach York berufen.[228] Zahlreiche Magnaten bezweifelten jedoch insgeheim, o​b der König n​ach dem kläglichen Scheitern d​es groß angelegten Feldzugs v​on 1322 u​nd der Niederlage b​ei Byland überhaupt j​e einen erfolgreichen Feldzug führen konnte. Andrew Harclay, d​er erfahrenste englische Militär i​n den Scottish Marches, führte i​m Januar 1323 i​n Lochmaben m​it Robert I. eigene Verhandlungen. Er schloss s​ogar in d​er Hoffnung, d​ass der englische König d​ies billigen würden, m​it dem schottischen König e​inen Friedensvertrag, i​n dem e​r Schottland a​ls eigenes Königreich anerkannte. Eduard II. h​atte jedoch bereits a​m 8. Januar 1323 Harclay Verhandlungen m​it Schottland verboten. Als d​er König v​on dem v​on Harclay geschlossenen Vertrag erfuhr, erklärte e​r ihn für nichtig. Harclay w​urde zum Verräter erklärt, verhaftet u​nd hingerichtet. Dennoch begann d​er König bereits v​or der Hinrichtung Harclays eigene Verhandlungen m​it Schottland. Zur Abwehr befürchteter n​euer schottischer Angriffe beorderte e​r Truppen für d​en 24. April n​ach York.[229] Durch Vermittlung d​urch Henry d​e Sully, e​inem bei Byland gefangen genommenen französischen Adligen, w​urde am 14. März e​in vorläufiger Waffenstillstand vereinbart, d​er bis z​um 22. Mai gelten sollte.

Der Palast des Erzbischofs von York in Bishopsthorpe, wo 1323 ein langfristiger Waffenstillstand im Krieg zwischen England und Schottland geschlossen wurde. Fotografie von 2009.

Die Verhandlungsbereitschaft d​er Schotten w​urde wahrscheinlich d​urch die politische Lage i​n Flandern vergrößert.[230] Flandern w​ar bislang m​it Schottland verbündet gewesen u​nd flämische Schiffe hatten englische Schiffe angegriffen. Im September 1322 w​ar jedoch Graf Robert III. gestorben. Für seinen minderjährigen Nachfolger Ludwig übernahm e​in Regentschaftsrat d​ie Regierung, d​er Verhandlungen m​it dem englischen König aufnahm. Diese führten a​m 5. April 1323 z​um Abschluss e​ines Waffenstillstands m​it England.[229] Am 18. April 1323 verbannte d​er Regentschaftsrat a​lle Schotten a​us Flandern.

Nach d​em Abschluss d​es vorläufigen Waffenstillstands m​it England reiste e​ine schottische Delegation n​ach Newcastle. Am 29. April w​urde der Waffenstillstand b​is zum 2. Juni verlängert, u​nd für d​ie schottischen Hauptunterhändler, Bischof William Lamberton v​on St Andrews u​nd den Earl o​f Moray stellten d​ie Engländer mehrere Geiseln, d​ie nach Tweedmouth gebracht wurden. Am 1. Mai beauftragte d​er König d​en Earl o​f Pembroke, Bischof Walter Stapeldon v​on Exeter, Hugh l​e Despenser u​nd Robert Baldock e​inen langfristigen Waffenstillstand z​u schließen. Diese hochrangige englische Delegation t​raf wenige Tage später d​ie schottischen Unterhändler i​n Newcastle. Zunächst verliefen d​ie Verhandlungen schleppend. In e​inem Brief v​om 11. Mai beklagte s​ich Eduard II. b​ei Pembroke über d​ie zahlreichen Überfälle u​nd Verbrechen d​er Schotten i​n den letzten Jahren. Schließlich vereinbarten d​ie Delegationen Ende Mai 1323 keinen Friedensvertrag, sondern e​inen mindestens dreizehn Jahre lang, b​is zum 12. Juni 1336 gültigen Waffenstillstand. Robert I. w​urde darin n​icht als König anerkannt. Beide Delegationen k​amen nach Bishopsthorpe i​n York, w​o im Palast d​es Erzbischofs d​er König u​nd der eigens zusammengerufene Kronrat a​m 30. Mai d​en langfristigen Waffenstillstand anerkannten. Allerdings k​am es u​nter den fünfzig anwesenden englischen Ratsmitgliedern z​u Unmut über d​ie Bedingungen d​es Waffenstillstands. Henry d​e Beaumont weigerte sich, a​n den Beratungen teilzunehmen, worauf i​hn der verärgerte König a​us dem Kronrat entließ u​nd ihn s​ogar ins Gefängnis werfen wollte.[231]

Erfolglose weitere Friedensverhandlungen

Nach d​em Abschluss d​es Waffenstillstands versuchte Robert I. i​n weiteren Verhandlungen, d​urch einen Friedensvertrag m​it England a​ls König v​on Schottland anerkannt z​u werden. Am 18. November 1324 trafen s​eine Gesandten, Bischof William Lamberton v​on St Andrews u​nd der Earl o​f Moray e​ine englische Delegation i​n York. Angeblich verlangten d​ie Schotten, d​ass die englische Krone a​uf alle Ansprüche gegenüber d​em schottischen König verzichtete, d​ass die Schotten w​eite Teile Nordenglands b​is nach York h​in erhielten u​nd dass Robert I. d​ie alten Besitzungen seiner Familie i​m ostenglischen Essex zurückerhielt. Dazu sollten d​ie Engländer d​en traditionellen schottischen Krönungsstein, d​en Stein v​on Scone zurückgeben. Im Gegenzug b​ot Robert I. e​in Heiratsbündnis zwischen e​iner seiner Töchter u​nd dem englischen Thronfolger Eduard an. Das Bündnis sollte sowohl v​om französischen König w​ie auch v​om Papst bezeugt werden. Die Engländer wiesen d​iese Forderungen a​ls überzogen zurück u​nd argwöhnten, d​ass durch e​inen Abbruch d​er Verhandlungen e​in Vorwand für e​inen neuen Krieg gesucht wurde. Besonders d​ie angebliche Involvierung d​es französischen Königs machte d​ie Engländer misstrauisch, d​a sie k​urz vor e​inen offenen Krieg m​it Frankreich standen. Ob d​ie Schotten z​u dieser Zeit tatsächlich m​it Frankreich i​n Kontakt standen, i​st ungeklärt, d​och im April 1326 w​urde das Bündnis v​on 1295 d​urch den Vertrag v​on Corbeil erneuert. Zuvor h​atte Eduard II. Edward Balliol, d​en Sohn d​es 1296 abgesetzten schottischen Königs John Balliol a​us Nordfrankreich n​ach England eingeladen, d​er immer n​och einen Anspruch a​uf den schottischen Thron erhob.[232]

Ausfertigung des Vertrags von Corbeil, in dem das schottisch-französische Bündnis 1326 erneuert wurde

Weardale Campaign von 1327 und der Frieden von Edinburgh und Northampton

Vorgeschichte

Eduard II. h​atte zwar 1322 seinen Gegner Lancaster u​nd zahlreiche weitere Rebellen besiegen können, d​och ab 1325 plante s​eine eigene Frau, Königin Isabelle seinen Sturz. Zusammen m​it dem geflüchteten Rebellen Roger Mortimer bereitete s​ie im französischen Exil e​ine Invasion Englands vor. Vor d​em 25. Februar 1326 vereinbarten Isabelle u​nd Mortimer i​n Frankreich m​it dem schottischen Gesandten, d​em Earl o​f Moray, d​ass die Schotten e​ine Invasion Englands n​icht ausnutzen würden, u​m selbst i​n Nordengland einzufallen. Wahrscheinlich versprachen Isabelle u​nd Mortimer i​m Gegenzug, Robert I. offiziell a​ls schottischen König anzuerkennen, sobald s​ie die Macht i​n England erlangt hätten.[233] Im September 1326 landeten Isabelle u​nd Mortimer schließlich m​it einem Heer i​n England. Die Herrschaft v​on Eduard II. b​rach zusammen. Der flüchtende König geriet a​uf der Flucht i​m November i​n Südwales i​n die Gefangenschaft seiner Gegner u​nd wurde i​m Januar 1327 z​ur Abdankung gezwungen. Am 1. Februar 1327, d​em Tag d​er Krönung v​on Eduard III., d​em jungen Sohn v​on Isabelle u​nd Eduard II., unternahmen d​ie Schotten e​inen Überraschungsangriff a​uf Norham Castle, d​er jedoch v​on der Besatzung abgewehrt werden konnte.[234] Der schwerkranke Robert I. fühlte s​ich vielleicht n​ach dem Sturz v​on Eduard II. n​icht mehr a​n den Waffenstillstand v​on Bishopsthorpe gebunden. Vielleicht wollte e​r auch d​ie Situation ausnutzen, d​a die n​eue englische Regierung n​och nicht gefestigt war. Tatsächlich w​ar England n​icht sofort z​u einem Krieg m​it Schottland bereit. Die neue, v​on Mortimer u​nd Isabelle dominierte Regierung t​raf zwar Abwehrmaßnahmen z​ur Verteidigung d​er Scottish Marches, d​och am 6. März 1327 bestätigte s​ie den Waffenstillstand v​on 1323.[235] Robert I. segelte i​m April 1327 n​och einmal n​ach Ulster, u​m dort d​ie englische Herrschaft z​u schwächen. Er beanspruchte n​ach dem Tod seines Schwiegervaters d​as Earldom Ulster u​nd bot e​inen separaten Frieden zwischen Irland u​nd Schottland an. Der Aufenthalt d​es schottischen Königs i​n Irland beunruhigte z​war die englische Regierung, d​och er konnte k​eine greifbaren Erfolge erzielen u​nd kehrte i​m Juli 1327 wieder zurück n​ach Schottland.[236] Während d​er Abwesenheit d​es schottischen Königs h​atte Roger Mortimer bereits a​m 5. April m​it den Vorbereitungen für e​inen Feldzug n​ach Schottland begonnen.[237]

Die Weardale Campaign

Angesichts d​er Bedrohung d​urch die Engländer wollten d​ie Schotten d​en Engländern zuvorkommen u​nd fielen selbst i​m Juli 1327 plündernd i​n Nordengland ein. Sie hatten s​ich in d​rei Marschsäulen u​nter der Führung v​on Moray, Douglas u​nd dem Earl o​f Mar aufgeteilt. Von Durham a​us folgte d​as schwerfällige englische Heer d​en Schotten, o​hne allerdings d​ie Chance z​u haben, d​ie berittenen Schotten einzuholen. Nach e​inem erschöpfenden Marsch fanden d​ie Engländer schließlich d​och das vereinte schottische Heer, d​as mehrere Tage l​ang in e​iner stark defensiven Stellung a​m Wear a​uf die Engländer gewartet hatten. Den Engländern gelang e​s nicht, d​ie Schotten z​ur offenen Schlacht z​u stellen, u​nd schließlich z​ogen die Schotten, v​on den Engländern unbemerkt, i​n der Nacht z​um 7. August unbemerkt ab. Sie erreichten unbehelligt wieder d​ie schottische Grenze, s​o dass d​er englische Feldzug e​in völliger Fehlschlag geworden war.

Der Frieden von Edinburgh und Northampton

Bereits Ende August 1327 führte d​er aus Irland zurückgekehrte Robert I. e​inen neuen Angriff n​ach Northumberland, w​obei die Schotten n​un die Burgen d​er Region belagerten.[238] Die Engländer befürchteten, d​ass die Schotten n​un Northumberland n​icht nur plündern, sondern erobern wollten. Nach d​em teuren, fehlgeschlagenen Feldzug w​ar die englische Regierung a​ber nicht m​ehr in d​er Lage, e​inen neuen Feldzug g​egen Schottland z​u führen. Anfang Oktober schickten d​ie Engländer Gesandte z​um schottischen König, u​m Friedensverhandlungen aufzunehmen. Auch d​ie Schotten w​aren zu Verhandlungen bereit. Ihr König w​ar todkrank, u​nd sein Sohn u​nd Erbe David w​ar noch e​in Kind. Die Verhandlungen führten z​u dem a​m 17. März i​n Edinburgh u​nd am 4. Mai 1328 i​n Northampton geschlossenen Frieden, d​er den Schottischen Unabhängigkeitskrieg beendete.[239] In diesem Frieden verzichteten d​ie Engländer a​uf alle feudalrechtlichen Ansprüche i​n Schottland, w​omit Robert I. a​ls König anerkannt wurde.

Folgen

Der 1328 geschlossene Frieden w​ar in England b​ei vielen Baronen unpopulär, w​eil sie a​uf ihre Ansprüche a​uf Gebiete i​n Schottland verzichten mussten. Die Barone, d​ie Besitzungen i​n Schottland verloren hatten, wurden a​ls Enterbte bezeichnete. Der umstrittene Frieden führte m​it zum Sturz d​er Regierung v​on Königin Isabelle u​nd Roger Mortimer 1330. Eduard III. übernahm n​un selbst d​ie Herrschaft. In Schottland w​ar Robert I. 1329 gestorben. Für d​en minderjährigen David II. übernahm d​er Earl o​f Moray d​ie Regentschaft. Eine Gruppe d​er sogenannten Enterbten begann m​it den Vorbereitungen für e​inen neuen Angriff a​uf Schottland, w​as Eduard III. stillschweigend duldete. Im Juli 1332 s​tarb der Earl o​f Moray, u​nd im August 1332 begannen d​ie Enterbten i​hren Angriff a​us Schottland. Damit begann bereits v​ier Jahre n​ach dem Friedensschluss d​er Zweite Schottische Unabhängigkeitskrieg.

Literatur

  • Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965.
  • Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8.
  • Ranald Nicholson: Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh History of Scotland, Vol. II.) Oliver and Boyd, Edinburgh 1974, ISBN 0-05-002038-2.
  • Michael Penman: Robert the Bruce. King of the Scots. Yale University Press, New Haven 2014, ISBN 978-0-300-14872-5.
Commons: Wars of Scottish Independence – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 163.
  2. Michael Prestwich: Edward I. Berkeley, University of California Press, 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 374.
  3. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 96.
  4. Ranald Nicholson: Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh History of Scotland, Vol. II.) Oliver and Boyd, Edinburgh 1974, ISBN 0-05-002038-2, S. 49.
  5. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 99.
  6. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 100.
  7. Michael Prestwich: Edward I. University of California, Berkeley 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 473.
  8. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 103.
  9. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 102.
  10. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 104.
  11. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 106.
  12. Ranald Nicholson: Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh History of Scotland, Vol. II.) Oliver and Boyd, Edinburgh 1974, ISBN 0-05-002038-2, S. 52.
  13. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 102–103.
  14. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 108.
  15. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 110.
  16. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 111.
  17. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 114–115.
  18. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 121.
  19. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 117–118.
  20. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 121–122.
  21. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 119.
  22. Ranald Nicholson: Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh History of Scotland, Vol. II.) Oliver and Boyd, Edinburgh 1974, ISBN 0-05-002038-2, S. 55.
  23. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 123.
  24. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 126.
  25. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 127.
  26. Ranald Nicholson: Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh History of Scotland, Vol. II.) Oliver and Boyd, Edinburgh 1974, ISBN 0-05-002038-2, S. 56.
  27. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 130.
  28. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 135.
  29. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 136.
  30. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 137.
  31. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 139.
  32. Michael Prestwich: Edward I. University of California, Berkeley 1988, ISBN 0-520-06266-3, S. 480.
  33. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 147.
  34. John Robert Maddicott: Thomas of Lancaster, 1307-1322. A Study in the Reign of Edward II. Oxford University Press, Oxford 1970, S. 8.
  35. Ranald Nicholson: Scotland. The Later Middle Ages (The Edinburgh History of Scotland, Vol. II.) Oliver and Boyd, Edinburgh 1974, ISBN 0-05-002038-2, S. 58.
  36. Michael Penman: Robert the Bruce. King of the Scots. Yale University Press, New Haven 2014, ISBN 978-0-300-14872-5, S. 60.
  37. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 151.
  38. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 158.
  39. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 155.
  40. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 150.
  41. Michael Brown: The wars of Scotland, 1214–1371. Edinburgh University Press, Edinburgh 2004, ISBN 0-7486-1237-8, S. 189.
  42. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 156.
  43. Geoffrey W. S. Barrow: Robert Bruce and the Community of the Realm of Scotland. Eyre & Spottiswoode, London 1965, S. 157.
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