Dom St. Stephan
Der Dom St. Stephan in Passau ist eine von 1668 an wiedererbaute barocke Bischofskirche. Sie ist Bischofssitz und Hauptkirche des Bistums Passau. Der Dom ist auf der höchsten Erhebung der Altstadt zwischen den Flüssen Inn und Donau, 13 m über der Donau und 303 m über dem Meer, erbaut worden. Der Passauer Dom ist einer der größten Dome mit dem größten barocken Kircheninnenraum nördlich der Alpen.
Dom St. Stephan | |
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Westfassade des Doms St. Stephan im Jahr 2007 | |
Baujahr: | 1221–1662 |
Baumeister: | Hans Krumenauer, Ulrich Seidenschwanz (ab 1439), Jörg Windisch (ab 1466), Hans Glapsberger (16. Jahrhundert) |
Dimensionen: | 102.0 × 37.5 × 69.0 m |
Lage: | 48° 34′ 26,6″ N, 13° 27′ 55,6″ O |
Anschrift: | Domplatz 1, 94032 Passau Bayern, Deutschland |
Zweck: | römisch-katholische Kathedrale |
Gemeinde: | Passau |
Pfarrei: | Dompfarrei St. Stephan Steinweg 15 94032 Passau |
Webseite: | Dom St. Stephan |
Geschichte
Seit dem Frühmittelalter wurden an der Stelle des heutigen Baus mehrmals Bischofskirchen errichtet. Fünf verschiedene Bauaktivitäten können an dem heutigen Standort des dreischiffigen Domes nachgewiesen werden:
- Um 720 kam es zur Gründung einer St. Stephan geweihten agilolfingisch-karolingischen Bischofskirche anstelle der römischen Batavinerbischofskirche (450 n. Chr.) der christlichen Gemeinde des hl. Severin. 739 erfolgte die römisch-kirchenrechtliche Konstituierung des Bistums Passau durch den hl. Bonifatius, damit wurde Passau Bischofssitz und die Kirche zur Kathedrale der Diözese. Der agilolfingisch-karolingische Bau wurde bei zwei Belagerungen Passaus durch Kaiser Otto II. 977 bzw. 978 zerstört.
- Zur Amtszeit Bischof Pilgrims wurde der Neubau einer dreischiffigen Episkopalkirche mit westlicher Doppelturmfassade errichtet. Als die beiden Tage, an denen die Achsrichtungen von Langhaus bzw. Chor festgelegt wurden, konnte nach neueren Forschungen der 8. bzw. der 12. März 982 ermittelt werden.[1] Diese damals übliche getrennte Festlegung der Mittelachse von Langhaus und Chor ist noch heute als Achsknick zwischen Langhaus und Chor von 2,91° feststellbar. Die feierliche Weihe des Chors als des ersten Bauabschnitts fand am 5. August 985 statt. Dieses Weihedatum hat bis heute Gültigkeit, da bei allen späteren Bauphasen, die immer nur als Erweiterung oder Renovierung aufgefasst wurden, keine erneute Weihe des kompletten Doms stattgefunden hat. (Dass seit neuerer Zeit die Domkirchweihe am 3. August gefeiert wird, liegt wohl an einer Fehlinterpretation der Bauinschrift am hochgotischen Ostchor und einer Verwechslung zweier heute im Heiligenkalender nicht mehr existierenden Stephanusfeste. Die Bauinschrift nennt für die Grundsteinlegung des Chors den 7. Mai 1407; den Tag allerdings indirekt über den Gedenktag, wie es im kirchlichen Zusammenhang z. T. auch heute noch üblich ist. Am 7. Mai wurde die „Translation der Gebeine des hl. Stephanus“ gefeiert, am 3. August die „Auffindung der Gebeine des hl. Stephanus“.)
- Der frühgotische Dom entstand zwischen 1221 und 1313. Hierbei wurden das Langhaus neu gebaut und die Türme der Westfassade aufgestockt.
- Der spätgotische Ostteil (Chor, Vierungsturm und die Erhöhung des frühgotischen Mittelschiffes) wurde zwischen 1407 und 1598 von Baumeister Hans Krumenauer und seinen Nachfolgern Ulrich Seidenschwanz (ab 1439), Jörg Windisch (ab 1466) und zuletzt im 16. Jahrhundert Hans Glapsberger geschaffen.
- Der heutige etwa 100 m lange barocke Bau entstand von 1668 bis 1693 nach einem Brand im Jahr 1662. Der im Frühjahr 1664 gewählte neue Fürstbischof Wenzeslaus Graf Thun (1664–1673) stand vor der Aufgabe, den Wiederaufbau einzuleiten. Er war vor seiner Wahl Dompropst in Salzburg gewesen.
Von den früheren Bauten ist nur der spätgotische Ostteil erhalten. Hans Krumenauers spätgotischer, ursprünglich dreischiffiger Chor, das Querhaus und der Vierungsturm wurden dabei in die moderne Bauweise mit einbezogen. Die beiden gotischen Nebenapsiden der Seitenschiffe und die sog. Ortenburgerkapelle als ehemalige Seitenkapelle im Querschiff wurden beim barocken Umbau nicht mehr in den Kirchenraum integriert, sind aber zum Großteil in ihrer äußeren Bausubstanz wie z. B. im Treppenhaus zur Alten Residenz erhalten.
Die Gesamtplanung geschah durch Carlo Lurago, der die größte Prager Baugesellschaft straff organisierte und mit seinen Leuten einen Bau nach dem anderen aufführte. Er stammte aus Pellio im Intelvi-Tal. Aus dem Nachbardorf Ramponia kamen seine wichtigsten Mitarbeiter Francesco della Torre und Giovanni Battista Passerini, beide Steinmetzmeister.[2] Sie lernten in der Wiener Bauhütte und in den Steinbrüchen von Kaisersteinbruch in Ungarn, heute Österreich, einer italienisch-schweizerischen Künstlerkolonie, als Meister erhielten sie 1663, am selben Tag, die Prager Bürgerurkunde. Die Steinmetzarbeiten beim Dom konnten nur von mehreren Meistern, die in Freundschaft miteinander arbeiteten (auf gleichen Gewinn), bewältigt werden. Prozessakten im Archiv der Stadt Prag berichten von großen Schwierigkeiten. Die endgültige Abrechnung erfolgte durch eine bauverständige Kommission mit Giovanni Pietro della Torre, dem Sohn und Nachfolger im Amt als königlicher Hofsteinmetzmeister.
Die Innenausstattung schuf Giovanni Battista Carlone, die Fresken wurden von Carpoforo Tencalla und Carlo Antonio Bussi gemalt.
1928 wurde die Staatliche Dombauhütte wegen fortdauernd notwendiger Reparaturarbeiten neu gegründet. Die erste Gesamt-Innenrestaurierung seit dem Stadtbrand von 1680 wurde von 1972 bis 1980 durchgeführt.
Äußeres
An der Ostseite des Domplatzes präsentiert sich die barocke, zweitürmige Barockfassade. Dass sich zwei stilverschiedene, riesige Baukörper der Spätgotik und des Barock innen wie außen so harmonisch zu einem ausgeglichenen Ganzen zusammenfügen, lässt den Passauer Dom unter allen Kathedralen des deutschen Kulturraumes eine Sonderstellung einnehmen („einen barocken Dom mit einer gotischen Seele“). Carlo Lurago schuf trotz der gotischen Anlagen (Scheitelhöhe 29 m; bei einer Mittelschiff-Breite von nur 12 m) einen in sich stimmigen hochbarocken Kirchenraum.
Nicht zuletzt die Kuppeln, Böhmische Kappen oder Platzlgewölbe genannt, geben dem Bauwerk ein unverkennbares Äußeres. Die achteckigen Obergeschosse der Westtürme mit den Glockenstuben und den neubarocken Hauben wurden erst 1896 aufgesetzt. Erst damals erreichten die Türme mit ihren 68 Metern die Höhe der Domkuppel. Die Helmglocke der spätgotischen Vierungskuppel stammt aus dem 18. Jahrhundert, als die ursprüngliche Haube erneuert wurde.
Im Untergeschoss des Südturms öffnet sich ein Tor zur schmalen Zengergasse, die ihn von der Alten Residenz (heute Sitz des Landgerichts) trennt. Diese verläuft an der Südseite des Domes entlang zum östlich des Doms gelegenen Residenzplatz. Von dort ist der spätgotische Chorbau mit seinem filigranhaften Strebewerk sichtbar. Am Ostende des nördlichen Querarms befindet sich das zierliche achteckige spätgotische Stephanstürmchen, das von der Figur des Kirchenpatrons bekrönt wird.
Bautechnisch interessant und für das 15. Jahrhundert einzigartig ist am Ausgang der Zengergasse zum Residenzplatz die Ausführung des östlichen Strebepfeilers des südlichen Querhauses, der als Konsolpfeiler ausgeführt ist. Diese ungewöhnliche Bauausführung war hier notwendig, um den Zugang für Kutschen zur Alten Residenz frei zu halten, die in der engen Gasse nicht wenden konnten. In den Jahren 1967/68 wurde der Konsolpfeiler zur baulichen Sicherung mit einer Stahlbetonkonstruktion unterbaut, die in den Jahren 2006/07 schließlich wiederum durch fünf bis zu 12 m lange Edelstahlzugstangen ersetzt wurde.
Der Domhof
An der Nordseite des Domes liegt ein großer Hof, der Domhof. Der ehemalige Domkreuzgang mit seinem gotischen Portal ist ein Überrest des 739 bezeugten Domklosters. Der Kreuzgang wurde 1812 abgebrochen. Die hier befindlichen Grabsteine befanden sich bis 1961/62 in der Andreaskapelle, stammen aber ursprünglich großteils aus den 1812 abgebrochenen Kapellen. Von ursprünglich zehn Kapellen sind heute nur noch vier existent.
Die Andreaskapelle aus der Zeit um 1300, bei der es sich um eine der ältesten Hallenkirchen in Bayern handelt, liegt an der Ostseite des Platzes. Die zahlreichen Grabsteine verweisen auf ihren ursprünglichen Zweck als Mortuarium der Domherren. Sie wird daher auch Herrenkapelle genannt. Den Chor mit Netzrippengewölbe schuf Hans Krumenauer im Jahr 1414. Im Osten der Andreaskapelle schließt das hochgotische Erasmuschörchen an.
Unmittelbar südlich neben der Andreaskapelle befindet sich die Sixtuskapelle, die auch als Ortenburgkapelle bekannt ist. Sie birgt das Grabmal des Grafen Heinrich IV. von Ortenburg.
Auf der westlichen Seite des Domhofes liegen die Trennbach-Kapelle oder Urban-Kapelle mit dem Hochgrab von Bischof Urban von Trennbach und die Lamberg-Kapelle oder Salvator-Kapelle mit der Grablege von Kardinal Johann Philipp Graf von Lamberg.
Zwischen der Trennbach-Kapelle und dem Nordturm des Doms befinden sich noch die Reste der Fronleichnamskapelle, die seit 1317 nachgewiesen ist. Das Portal der Kapelle ist bis heute erhalten, sie wurde aber im 17. Jahrhundert beim Baus des barocken Nordturms wesentlich verkleinert und daraufhin nicht mehr als Kapelle genutzt. Sie dient heute im Wesentlichen als Lagerraum. Links davon befindet sich ein gotisches Portal, das während Gottesdiensten, bei denen die großen Portale verschlossen sind, als Zugang zum Dom dient.
Die St. Anna-Kapelle befand sich gegenüber dem jetzigen Nordeingang des Doms im Domkreuzgang. Sie wurde 1343 durch den Mautner Ludwig auf dem Stein errichtet. 1609 wurde durch die Freiherrn von Schätzl die St. Michaels-Kapelle am nördlichen Flügel des Domkreuzgangs errichtet. Beide Kapellen wurden 1813 abgebrochen.
Ebenfalls 1813 abgebrochen wurde die Doppelkapelle der Allerheiligen- und Elisabeth-Kapelle an der Westseite im Domkreuzgang. Diese Kapellen wurden nach 1300 unter Einbeziehung von z. T. spätantiken Vorgängerbauten errichtet. Der gotische Taufstein, der sich heute in der St. Andreas-Kapelle befindet, stammt ursprünglich aus dieser Doppelkapelle, was auf eine ursprüngliche Nutzung als Baptisterium der alten Domkirche hindeutet. Das Untergeschoss der Doppelkapelle ist erhalten und dient heute als Beinhaus für die bei der Neugestaltung des Domhofs gefundenen Gebeine, es ist allerdings vermauert und nicht zugänglich.
Der genaue Standort der Hieronymus-Kapelle ist nicht mehr bekannt, er muss wohl aber im Bereich des heutigen Seminars St. Maximilian zwischen St. Andreas-Kapelle und gotischem Zugang zum Domhof gesucht werden.
Ausstattung
Stuckierung und Fresken
Das Innere des dreischiffigen Langhauses wird durch sechs von breiten Gurtbögen getrennte Joche gegliedert. Danach folgen die Kuppelvierung und schließlich der einschiffige Chor. Es dominiert die üppige, mit zahlreichen figürlichen Bildungen unterlegte Stuckierung Giovanni Battista Carlones. Besonders markant ist die Reihe der Atlanten im Chorgewölbe. Die 1679 bis 1684 entstandenen Fresken von Carpoforo Tencalla im Mittelschiff gipfeln im Kuppelgemälde mit Gottvater inmitten der Evangelisten und im Chorgemälde, das die Steinigung des hl. Stephanus darstellt. Carlo Antonio Bossi übernahm 1688 die Ausmalung der Seitenschiffe.
Das Programm der Fresken wurde durch den damaligen Linzer Dekan Johann Bernhardin Gentilotti festgelegt. Das Emporenjoch ist der Musik gewidmet. In den restlichen fünf Langhausjochen des Mittelschiffs sind dem Deckengemälde thematisch im Stuck jeweils vier Tugenden (als allegorische Frauenfiguren) sowie Schriftbänder haltende Putten und alttestamentliche Propheten zugeordnet. Die Schriftbänder beziehen sich dabei auf das jeweilige Deckengemälde.
Im Deckengemälde des ersten Jochs ist die Vertreibung der Händler aus dem Tempel dargestellt. Ihm sind die Propheten Jeremia, Amos, Jona und Ijob sowie die Tugenden Buße, Demut, Wahrheit und Gehorsam zugeordnet.
Im Fresko des zweiten Jochs wird die Ersetzung des mosaischen Opferdienstes durch die Eucharistie dargestellt; zugeordnet sind hier die Propheten Abdias, Nahum, David und Micha sowie die Tugenden Wachsamkeit, Geduld, Hoffnung und Liebe.
Das dritte Joch thematisiert das Wirken des Heiligen Geists mit einem Heiliggeistloch. Als Propheten sind hier Osea, Sophonias, Habakuk und Haggai, als Tugenden Glaube, Sanftmut, Stärke und Friede dargestellt. Aus der Öffnung dieses Jochs schallt der Klang der darüber im Speicher eingebauten Fernorgel ins Kircheninnere.
Das vierte Joch stellt den Triumph der Kirche dar. Die Prophetenfiguren stellen Maleachi, Jeremia, Salomo und Joel, die Tugendenfiguren Aufrichtigkeit, Eintracht, Klugheit und Gerechtigkeit dar.
Das fünfte Joch als letztes vor der Vierung stellt den Triumph der katholischen Kirche dar. Diesem sind die Propheten Jesaia, Ezechiel, Baruch und Zacharias und die Tugenden Betrachtung, Keuschheit, Empfänglichkeit und die katholische Religion zugeordnet. In den Zwickelbildern des Mittelschiffs sind Kirchenväter und Sibyllen dargestellt.
Das Fresko in der Vierungskuppel zeigt Gottvater im Himmel. Es ist thematisch dem großen jochübergreifenden Chorfresko zugeordnet, das die Steinigung des hl. Stephanus zeigt. Die Fresken in den beiden Querhäusern und Seitenschiffen nehmen Bezug auf die jeweils darunter befindlichen Altäre.
Altäre und Kanzel
Der Hochaltar, der die Steinigung des hl. Stephanus zeigt, wurde 1947 bis 1953 von Josef Henselmann geschaffen[3], von dem auch der Volksaltar von 1961 stammt.
Die Nebenaltäre wurden durchweg zwischen 1685 und 1693 von Giovanni Battista Carlone angefertigt.
Auf der rechten Seite vorne steht der Marienaltar, dann folgen nach hinten der Pauli-Bekehrungs-Altar mit Gemälde von Johann Michael Rottmayr (Bekehrung des Apostels Paulus, 1693), Martinsaltar mit einem Gemälde von Johann Carl Resler von Reslfeld, Christi-Geburts-Altar mit Gemälde von Johann Andreas Wolff (Anbetung der Hirten, 1698) und Sebastiansaltar mit Gemälde von Rottmayr (Rettung des hl. Sebastian durch Irene).
Auf der linken Seite vorn befindet sich der Agnesaltar mit dem Tabernakel und einem Gemälde von Rottmayr (Martyrium der hl. Agnes), es folgen Dreikönigsaltar mit Gemälde von Johann Caspar Sing (Anbetung der hl. drei Könige, 1697), Katharinenaltar mit Gemälde von Johann Carl Resler von Reslfeld (Katharina vor dem Thron der Muttergottes), Johannesaltar mit Gemälde von Rottmayr (Enthauptung des Täufers, 1693) und zuletzt der Maximilians- und Valentinsaltar.
Die vergoldete Kanzel fertigte 1722 bis 1726 der Wiener Hoftischler Johann Georg Series.
Maße
- 102,00 m lang
- 33,50 m breit
- Scheitelhöhe des Gewölbes beträgt 29 m
- Vierungskuppel ist 69 m hoch
- Die Türme sind 68 m hoch
Orgeln
Bereits um 1467/1471 wurde unter dem Fürstbischof Ulrich von Nußdorf, wahrscheinlich von Orgelbauer Wolfgang Ruerdorff eine erste, spätgotische Orgel gebaut. Beim Stadtbrand 1662 wurden (je nach Quelle) zwei oder vier Orgeln zerstört. Daher wurde 1688 vom Passauer Orgelbauer Leopold Freundt eine neue Orgel auf der Westempore gebaut. 1715 wurden vom Orgelbauer Johann Ignaz Egedacher zwei Vierungspfeilerorgeln gebaut. Das prunkvolle Gehäuse der Hauptorgel schnitzte vermutlich 1731 der Passauer Bildhauer Joseph Matthias Götz, das der Seitenorgeln 1718 Joseph Hartmann. Bei der Domrenovierung 1858 wurden diese auf die westlichen Seitenemporen versetzt. Nachdem die Hauptorgel als mangelhaft erschien, wurde 1731 wieder durch Johann Ignaz Egedacher eine neue Hauptorgel gebaut. Wiederum eine neue Hauptorgel wurde zwischen 1886 und 1890 gebaut, nachdem die alte Orgel bereits 1862 und 1871 repariert wurde und 1885 Hofkapellmeister Franz Miloche erneut vor Schäden an der alten Orgel warnte.
Durch mangelnde Pflege und technischen Verschleiß wurde aber auch diese Orgel im Laufe der Zeit zunehmend unbrauchbar, sodass 1924 durch die Firma Steinmeyer aus Oettingen wieder eine neue gebaut werden musste. Am Pfingstfest 1928 wurde diese schließlich eingeweiht und war mit 208 Registern die größte Orgel der Welt, ehe sie von der Orgel der Atlantic City Convention Hall (gebaut zwischen 1929 und 1932) deutlich übertroffen wurde. Ab 1930 wurden die elektrischen Anlagen modernisiert, bis 1971 die Disposition aufgehellt.
Die heutigen fünf Orgeln, die in den Jahren 1978–1984 und 1993 von der Orgelbaufirma Eisenbarth aus Passau gebaut wurden, bilden mit zusammen 233 Registern und 17.974 Pfeifen die größte Domorgel der Welt.
Glocken
Der Passauer Dom besitzt acht Kirchenglocken.[4] Das heutige Geläut spiegelt im Wesentlichen immer noch das historische Geläut von 1684 wider, das ebenfalls aus acht Glocken bestand. Die meisten dieser Glocken sind aber mittlerweile ersetzt oder umgegossen worden. Seit dem Umbau der Türme im Jahre 1897 sind die Oktogone mit den neubarocken Hauben als Glockenstuben ausgeführt, so dass beide Türme jeweils zwei Glockenstuben haben.
Nr. | Name | Gussjahr | Gießer, Gussort | Masse (kg, ca.) | Durchmesser (mm, ca.) | Schlagton (HT-1/16) | Turm |
1 | Pummerin | 1952 | Glockengießerei Rudolf Perner, Passau | 7.850 | 2.320 | fis0 −8 | Südturm |
2 | Misericordia | 1999 | 5.950 | 2.180 | g0 −5 | Nordturm | |
3 | Stürmerin | 1733 | Nikolaus Drackh, Passau | 5.600 | 2.100 | a0 −8 | Südturm |
4 | Dignitär | 1897 | Glockengießerei Lorenz, Passau | 3.375 | 1.730 | h0 −3 | Nordturm |
5 | Predigerin | 1896 | 2.400 | 1.540 | cis1 −2 | ||
6 | Angelusglocke | 1897 | 1.250 | 1.250 | e1 −3 | ||
7 | Elfuhrglocke | 1896 | 800 | 1.120 | fis1 −5 | ||
8 | Chorglocke | 1951 | Glockengießerei Rudolf Perner, Passau | 525 | 995 | a1 −8 |
Zum historischen Geläut zählten noch zwei weitere Glocken. Die Amtglocke wurde 1917 abgenommen und zu Kanonenkugeln umgegossen. Die Sterbeglocke hängt seit 1952 in der Friedhofskirche St. Severin. Als neunte Glocke hängt neben der Sakristei-Tür des Doms die Zeichenglocke mit 26 kg.
Bilder
- Der Dom von der Veste Oberhaus aus
- Der Dom von der linken Donauseite aus
- Historische Ansicht um 1860 vor den Umbauten der Fassade und der Türme
- Die Westfassade des Doms mit Max-Denkmal
- Blick in Vierung und Chorraum des Doms
Literatur
- Michael Hauck und Herbert Wilhelm Wurster, (Hrsg.): Der Passauer Dom des Mittelalters. Passau 2009.
- Mario Schwarz: Die Vorbildwirkung des Passauer Domes auf die österreichische Architektur des Hochmittelalters. In: Karl Möseneder (Hg.): Kunst in Passau. Von der Romanik zur Gegenwart, o. O. 1993, S. 9–29.
Weblinks
- Der Passauer Dom St. Stephan
- Der Passauer Dom aus: historisches-lexikon-bayerns.de
- Eisenbarth-Orgel im Hohen Dom zu Passau
- Bistum Passau auf YouTube
- Passauer Dom - Vollgeläut des Domes St. Stephan auf YouTube (glocken mark)
Einzelnachweise
- Erwin Reidinger: Passau, Dom St. Stephan 982: Achsknick = Zeitmarke. In: Der Passauer Dom des Mittelalters. Veröffentlichungen des Instituts für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen der Universität Passau, Band 60. Passau 2009, ISBN 978-3-932949-91-3, S. 7–32, ISSN 0479-6748.
- Helmuth Furch: In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch. Heimatort Ramponio d´Intelvi, Familien Passerini und della Torre. Nr. 47, 1997, S. 13–64.
- Dehio: Bayern II-Niederbayern. Darmstadt 1988, S. 504
- Glocken | Bistum Passau (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive), bistum-passau.de.