Burg Balm
Die Burg Balm (in den Urkunden teilweise auch Balb, Balp oder Palm genannt) ist eine abgegangene Hangburg auf einem Geländesporn bei der Siedlung Balm, als Palba 876 erstmals erwähnt,[3] Balm ist Ortsteil der Gemeinde Lottstetten im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg. Von der ehemaligen Burganlage ist nichts erhalten. Die Burg war bis um 1100 Sitz der Gaugrafen des Klettgau und danach Sitz der Landgrafen, zeitweise wurde der Klettgau auch »Grafschaft Thůngen und Balm« genannt.[4]
Burg Balm | ||
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Zerstörung von Balm 1499: Die Schaffhauser tragen das Burgglöcklein weg. Romantischer Stahlstich nach einer Zeichnung von Johann Jakob Beck, Original im Museum zu Allerheiligen[2] | ||
Alternativname(n) | Burg Balb, Burg Balp | |
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Lottstetten-Balm | |
Entstehungszeit | 1200 bis 1300 | |
Burgentyp | Höhenburg, Hanglage | |
Erhaltungszustand | Burgstall | |
Ständische Stellung | Adlige | |
Geographische Lage | 47° 38′ N, 8° 36′ O | |
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Geschichte
Die Burg lag auf dem Hochufer des Rheins flussabwärts der Stadt Rheinau. Sie stand strategisch günstig um den Verkehr und Zoll auf dem Hochrhein und der Rheinschleife bei Rheinau mit dem Kloster Rheinau zu überschauen. Heute ist der Rhein hier durch das Kraftwerk Rheinau reguliert. Die Burg wurde 1294 erwähnt und am St. Marientag den 22. September 1499[5] oder nach anderer, weniger verlässlicher Quelle Dienstags am 23. September, nachts, durch Schaffhauser Soldaten die aus Isny kamen, wo sie im Dienst des Städtebunds waren, angegriffen.[6] Die Burg selbst wurde dann nach Rücksprache mit dem Städtebund zerstört und geschleift. Die benachbarte Burg Rheinau war gleichzeitig erstürmt und besetzt worden, kam aber später wieder in die Hände der jeweiligen Schirmvögte des Klosters, sie war durch die Grafen von Lenzburg um 1100 erbaut worden.[7] Sie stand auf der Anhöhe bei der Stadtmauer, wovon noch Reste stehen.
Besitzer der Burg waren die 1071[8] urkundlich erwähnten Herren von Balm, beiderseits des Rheins begütert und Anhänger der Herzöge von Zähringen.[9] Nach dem Ende der Zähringer 1218 wurden sie Vasallen der Freiherren von Regensberg. Die Herren von Balm kommen auch in Urkunden von 1152 bis 1291 vor, sie waren zunächst freien Standes, später mit Bürgerrecht in Schaffhausen[3] und führten als Wappen in Rot einen silbernen Mühlstein.[10]
1291 kaufte der Rheinauer Mönch Heinrich von Prasberg, von Lüthold (Linthold) von Regensberg den Zehnten in Nack. Der Kaufvertrag wurde in Gegenwart des Grafen Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg im Schloss Balm abgeschlossen, bald darauf, im Jahr 1294 verkaufte Lüthold von Regensberg Burg und Herrschaft mit den Ortschaften Balm, Lottstetten, Nack, Reutehof, Dietenberg, Geisberg und Lochehof an Rudolf III. von Habsburg-Laufenburg.[3][11] Am 11. Mai 1310 verkauft Rudolf die Burg für 15 Mark Silber an Adelheid von Regensberg und ihren Sohn. 1326 kommt sie wieder in die Hand der Habsburg-Laufenburger. Mit der Erbtochter Ursula geht die Burg auf die Grafen von Sulz über. Ihr Vater Graf Hans von Habspurg . () der letst dis Geschlechts von Louffenberg, so zů Rhinow im Closter begraben, wont ouch in disem schloß Balm ().[12] und verstarb in der Woche vor dem St. Urbanstag im Jahr 1408.[13][14] Als Wohn- und Sterbeort des Grafen Johann IV. ist die Burg nach neueren Forschungen in Frage gestellt (K. Hodapp, 2000, siehe Artikel zum Grafen).
Die Burg Balm wurde 1410 Sitz der Begründer des Sulzer Zweiges der Linie Klettgau, Hermann von Sulz und dessen Sohn Rudolf III. von Sulz er wohnte hier mit seiner Familie, Frau Ursula und den drei Söhnen.
„Nachdem sich das Kloster Rheinau Mitte des 15. Jahrhunderts unter den Schutz der Eidgenossen gestellt hatte, wurde 1499 die Burg wegen der Bedrückungen der Grafen von Sulz gegen das Kloster vollständig zerstört. Der letzte Besitzer von Balm, Rudolf V. von Sulz, verzichtete gegen eine Geldentschädigung [nach anderer Quelle 10500 Gulden] auf den Wiederaufbau der Burg. Von den Ruinen derselben ist nichts mehr erhalten.“
Das Burgglöcklein wurde von den Schaffhauser Soldaten 1499 nach Schaffhausen gebracht und hängt dort noch heute im Fronwagturm.[15] Sie wurde geläutet beim Einzug des Königs, bei der Wahl des Bürgermeisters oder bei Kriegsgefahr. Sie hat die Inschrift: Ave Maria, geratia pelena dominus † XIV Jor.[16] Die Glocke ist von 1414 und hat als Giesserzeichen eine Art Baslerstab. Höhe 46cm. Dm 53cm. Durch den Einsturz des Turmes 1746 erlitt sie nur einige Kerben. Auch die Astronomische Uhr überstand den Sturz unbeschadet.[17]
Volkssage
Um die Burg rankt sich eine Volkssage, von Kunigunde, der „Burgfrau von Balm“, die der Ritter Lutz von Balm, „ein böser und wilder Geselle“ vergiftete, um deren Kammerfräulein Aminia heiraten zu können. An der Wiege des Kindes von Kunigunde wachte eines Mitternachts der Geist der ermordeten Mutter. Die Wärterin erzählte dies der neuen Burgfrau, die in der nächsten Nacht die weiße Gestalt auch erkannte und meinte, Kunigunde wäre wohl nur eingesperrt worden. „Sie trat hin und wollte ihren Arm erfassen, griff aber in die leere Luft.“ Aminia floh entsetzt aus dem Schloss und hinterließ ihrem Gemahl nur die Nachricht, dass sie in ein Kloster ginge, um für die gemeinsamen Sünden zu büßen. „In der Seele des Ritters erwachten dann alle Schrecken. Er übergab sein Söhnlein einem Geistlichen zur Erziehung, entsagte der Welt und lebte als Einsiedler tief im wilden Gebirge.“[18]
Gleiche Schreibweise, unterschiedliche Familie
Nicht zu verwechseln ist das Geschlecht der Herren von Balm mit den gleichnamigen Freiherren von Balm. Deren Wappen zeigt die Blasonierung: Fünfmal gespalten von Silber und Blau, belegt mit einem schreitenden roten Löwen.
Ebenfalls nicht zu verwechseln ist die ähnliche Schreibweise mit Balme (Palme): Das Wappenbüchlein von Bern des Thüring Walther enthält ein Wappen eines Edelknechts Peter von Balme von 1348, das den Zweig einer Stechpalme zeigt.[19]
Balm kann auch auf eine keltische (Wort-)Wurzel zurückgehen. Siehe: Balm (Toponym).
Literatur
- Max Miller (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 6: Baden-Württemberg (= Kröners Taschenausgabe. Band 276). Kröner, Stuttgart 1965, DNB 456882928.
- W. H. Mayer (Hrsg.): Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut, Verlag R. Philipp, Waldshut 1926.
Weblinks
Einzelnachweise
- R. Beck: Johann Jacob Beck. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte. Biographien Band I. 33. Jg. 1956, S. 205–209 (PDF)
- R. Beck: Johann Jacob Beck. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte. Biographien Band I. 33. Jg. 1956, S. 205–209 (PDF)
- Balm [Wohnplatz]. In: Landeskunde entdecken online (LEO-BW). Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 24. September 2012..
- Sebastian Münster: Cosmographia, Buch 5, S. 760.
- Das Datum 1499 auch bei Hans Matt-Willmatt: Chronik des Landkreises Waldshut, Vocke-Verlag, Waldshut 1957, S. 63.
- Harder, Im Thurn: Schaffhauser Chronik S. 29ff.
- Gedenkschrift: 1200 Jahre Rheinau 1978, S. 9.
- W. H. Mayer (Hrsg.): Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut, Verlag R. Philipp, Waldshut 1926 S. 219.
- Heinz Voellner, Die Burgen und Schlösser zwischen Wutachschlucht und Hochrhein, S. 46 ff., Hochrhein Geschichts Verein (Hrsg.), 1975
- Lottstetten. In: Landeskunde entdecken online (LEO-BW). Landesarchiv Baden-Württemberg, abgerufen am 24. September 2012..
- Georg Jäger: Jestetten und seine Umgebung S. 466.
- Johann Jakob Rüeger: Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen,1892. Bd. 2 S. 638
- Johann Jakob Rüger: Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen,1892. Bd. 2 S. 638 ( s. Anmerkungen Antiquarischer Verein und Urkundenrodel Rheinau)
- Joseph Bader: Die Grafen von Sulz. In: Badenia, 1840 Bd. 2 S. 154. Webseite Heidelberger historische Bestände – digital, abgerufen am 18. Februar 2022.
- s. Homepage der Dokumentationsstelle Rheinau (Memento des Originals vom 6. Juli 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Harder, Im Thurn: Schaffhauser Chronik S. 32
- Reinhard Frauenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen. Die Stadt Schaffhausen, S. 232
- S. A. Schreiber: Die Burgfrau von Balm. In: Badisches Sagenbuch (Herausgeber A. Schnezler), S. 117–119; erzählt von H. W. Mayer, Heimatbuch Waldshut, S. 231 f.
- Wappenbüchlein, Bern 1612. Digitalisierte Ausgabe der Zentralbibliothek Bern (e-rara)