Bruchhausen-Vilsen
Bruchhausen-Vilsen (plattdeutsch: Brooksen-Vilsen) [ˈfɪlzn̩] ist ein Flecken im Landkreis Diepholz in Niedersachsen. Der Flecken Bruchhausen-Vilsen ist ein staatlich anerkannter Luftkurort sowie Mitgliedsgemeinde und Sitz der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Diepholz | |
Samtgemeinde: | Bruchhausen-Vilsen | |
Höhe: | 14 m ü. NHN | |
Fläche: | 109,73 km2 | |
Einwohner: | 9162 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 83 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 27305 | |
Vorwahl: | 04252 | |
Kfz-Kennzeichen: | DH, SY | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 51 049 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Lange Str. 11 27305 Bruchhausen-Vilsen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Lars Bierfischer | |
Lage der Gemeinde Bruchhausen-Vilsen im Landkreis Diepholz | ||
Geographie
Bruchhausen-Vilsen befindet sich etwa 30 km südlich von Bremen, 100 km südwestlich von Hamburg und ca. 70 km nordwestlich von Hannover.
Gemeindegliederung
Zum Flecken Bruchhausen-Vilsen gehören die Ortsteile
Berxen, Bruchhausen, Bruchhöfen, Bruchmühlen, Dille, Engeln, Gehlbergen, Heiligenberg, Homfeld, Mohr, Nenndorf, Ochtmannien, Oerdinghausen, Riethausen, Scholen, Stapelshorn, Süstedt, Uenzen, Vilsen, Weseloh, und Wöpse.
Geschichte
Ursprünglich bestand Bruchhausen-Vilsen aus den drei Flecken Mohr, Vilsen und Bruchhausen. Bruchhausen wurde erstmals 1189 erwähnt, Vilsen 1227. Bruchhausen wurde in der Vergangenheit auch Altenbruchhausen genannt, um es vom nicht weit entfernten Neubruchhausen unterscheiden zu können. In der Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg von 1654/1658 wird Bruchhausen erwähnt.[2] 1976 wurde Bruchhausen-Vilsen als Luftkurort anerkannt. Von 1983 bis 1988 fand in Bruchhausen-Vilsen zu Pfingsten alljährlich das Bruchhausen-Festival statt.
Eingemeindungen und Neugründungen des Fleckens
1870 wurden Mohr und Bruchhausen zur Gemeinde Bruchhausen vereinigt. Die Flecken Bruchhausen und Vilsen wurden 1929 durch eine Zusammenlegung zum Flecken Bruchhausen-Vilsen. Am 1. März 1974 wurden die bis dahin selbständigen Orte Berxen, Homfeld und Wöpse eingemeindet.[3] Seit 1974 ist Bruchhausen-Vilsen Verwaltungsmittelpunkt der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen. Am 1. November 2011 wurden Engeln[4] und am 1. November 2016 Süstedt[5] nicht eingemeindet, sondern beide Male wurde der Flecken Bruchhausen-Vilsen neu gegründet.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat aus Bruchhausen-Vilsen setzt sich aus 25 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.
(Stand: Kommunalwahl am 11. September 2021)[7]
Bürgermeister
Der Ortsbürgermeister Lars Bierfischer wurde am 4. November 2021 wiedergewählt.[8]
Wappen
Beschreibung: Gespalten: auf der linken Seite in Gold eine aufrecht stehende schwarze Bärentatze mit roten Krallen, hinten viermal von Silber und Blau geständert.
Partnerschaften
Bruchhausen-Vilsen ist im Kommunalverbund Niedersachsen/Bremen vertreten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Die erste Museumseisenbahn Deutschlands, seit 1966 betrieben vom Deutschen Eisenbahn-Verein, fährt fahrplanmäßig an Wochenenden vom 1. Mai bis 3. Oktober mit historischen Fahrzeugen von Bruchhausen-Vilsen nach Asendorf. Besonders bei Kindern beliebt sind Nikolaus-Fahrten an den Wochenenden im Advent. Ausstellungsräume mit Ausstellungen zu verschiedenen Themen rund um die Kleinbahn, sowie die umfangreiche Fahrzeugsammlung (ca. 100 Fahrzeuge) sind an den Betriebstagen zu besichtigen.
- Lok Hoya der Museumsbahn im Bahnhof Bruchhausen-Vilsen
- Die Museumsbahn überquert die Homfelder Straße
- Nordseite der St.-Cyriakus-Kirche in Vilsen
- Turm und altes Querschiff der St.-Cyriakus-Kirche
- Bartholomäus-Kirche
Kirchen
Die St.-Cyriakus-Kirche in Vilsen ist eine im romanischen Stil erbaute Kirche. Sie wurde erstmals 1227 urkundlich erwähnt und gehörte zum Kloster Heiligenberg.
Im Ortsteil Bruchhausen befindet sich die Bartholomäus-Kirche, die nach dem Bartholomäus-Markt, dem heutigen Brokser Heiratsmarkt, benannt wurde.[9]
Mühlen
- Klostermühle Heiligenberg
- Behlmer Mühle in Engeln
Wassermühlen
- Als Mühle des Prämonstratenserklosters wurde die Klostermühle Heiligenberg erstmals 1370 von einem Müller nachweislich erwähnt. 1543 geht die Mühle sowie das Kloster in Staatsbesitz über. 1986 wurde die Mühle restauriert. Nach einem Umbau 1996 eröffnete ein Restaurant sowie ein Hotel mit Galerieräumen in der Mühle.
- Die Wassermühle Bruchmühlen war die untere Mühle des Klosters von Heiligenberg. Sie befindet sich einige hundert Meter von der oberen Mühle entfernt. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1532. Die Anlegung eines massiven Grundwerkes sowie die Reparatur des Mühlenhauses erfolgte 1749. Die Mühle befindet sich seit 1886 im Privatbesitz der Familie Hüneke. Das Wasserrad wurde 1990/1991 restauriert, bis zum Frühjahr 1996 wurden täglich etwa drei Tonnen Getreide gemahlen.
Windmühlen
- In Bruchhausen-Vilsen gibt es die Behlmer Mühle in Engeln. Die anderen vier Windmühlen stehen in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen.
Parks
In Bruchhausen-Vilsen gibt es einen Kurpark, in dem auch regelmäßig Musikveranstaltungen ausgetragen werden. Der Park grenzt an das Vilser Holz. Eine bronzene Gedenktafel für den in Vilsen geborenen Arzt und Botaniker David Heinrich Hoppe befindet sich im Park. Nach Hoppe wurde eine Straße benannt, die nördlich der Kleinbahn verläuft.
In der Nähe des Kleinbahn-Bahnhofs wurde 2007 ein Wasser-Erlebnisspielplatz eingerichtet.
Beim Forsthaus Heiligenberg findet innerhalb eines 2,5 ha großen, von einem Ringwall umschlossenen Areals alljährlich ein Rosenfest statt.
Kunst im öffentlichen Raum
Über die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen verstreut, manchmal etwas versteckt, finden sich sehr unterschiedliche Skulpturen und Objekte aus Bronze, Metall und Ziegelstein:
- Ortsteil Vilsen auf dem Engelbergplatz: Brunnen mit Bronzeskulptur Die Wringerin (1991) von Robert Enders
- Kurpark: Stele mit Haus (Metall, 2003) von Gerd Friedrich.
- Ortsteil Heiligenberg bei der Klostermühle: Objekt aus Metall (2001) von Bernhard Hanzal als Teil des Kunstpfads „Kunst-Umwege“.
- Am Forsthaus: Objekt Hang zur Kunst von Rainer Seliger (Ziegelsteinkegel, 1999)
Naturdenkmäler
Am Rande und in der näheren Umgebung des Kurparks blüht alljährlich in größerer Anzahl von Mitte Juli bis Mitte August die wildwachsende Orchidee Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine).
Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Bruchhausen-Vilsen
Sport
- SV Bruchhausen-Vilsen als reiner Fußballverein
- TV Bruchhausen-Vilsen
- TSV Süsedt die mehrere Sportarten anbieten
- HSG Bruchhausen-Vilsen als reiner Handballverein
- TSG Bruchhausen-Vilsen mit Tanzangeboten
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Schiene
Bruchhausen-Vilsen hat seit 1899 einen Bahnhof an der Bahnstrecke Eystrup–Syke der Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya. Seit 1972 findet hier nur noch Güterverkehr statt, außerdem Fahrten mit historischen Triebwagen und Sonderzüge als Zubringer zur Museumseisenbahn Kaffkieker. Planmäßigen Zubringerverkehr gibt es auch während des Brokser Heiratsmarktes mit Haltepunkt auf dem Festplatz. Seit 2007 fährt an jedem ersten und vierten Sonntag, an Feiertagen und zum Heiratsmarkt dieser Zug von Syke nach Eystrup und zurück. Es werden auch wieder Durchbindungen nach Bremen Hauptbahnhof gefahren.
Auf der Verbindung nach Asendorf wurde der Güterverkehr 1971 eingestellt, bereits seit 1966 verkehren dort Museumszüge des Deutschen Eisenbahn-Vereins. Die Strecke wird als öffentliche Eisenbahninfrastruktur vom Flecken Bruchhausen-Vilsen als Eisenbahninfrastrukturunternehmen betrieben.
Straße
Bruchhausen-Vilsen liegt an der B6, einer wichtigen Verkehrsanbindung Richtung Bremen und Hannover. Mit der Niedersächsischen Spargelstraße führt eine von Deutschlands Ferienstraßen durch den Flecken.
Die Buslinie 150 des VBN bedient die Strecke von Hoya nach Bremen.[10]
Fahrrad
Die Achtertour ist ein sehr beliebter Radrundweg durch Eystrup–Hoya–Bruchhausen–Vilsen.
Ansässige Unternehmen
- Sitz des Mineralbrunnen-Betrieb VILSA Brunnen
- Mittelweserbahn, ein Schienenlogistikunternehmen
Öffentliche Einrichtungen
Bruchhausen-Vilsen verfügt über einen Kurpark und ein Freibad. Seit Anfang 2009 verfügt das Schulzentrum über eine Mensa mit Mehrzweckhalle, die hauptsächlich für den Schulsport, sowie den Vereinssport genutzt wird. Darüber hinaus ist auch die Nutzung als Veranstaltungshalle für Aufführungen u. ä. mit bis zu 2.000 Besuchern möglich.
Bildung
In Bruchhausen-Vilsen gibt es eine Grundschule, Hauptschule, Realschule sowie ein Gymnasium mit Oberstufe.[11] Um der stetig wachsenden Schülerzahl am Gymnasium durch Einrichtung der Oberstufe gerecht werden zu können, wurden neue Räume erstellt. Dieser Bauabschnitt wurde Ende 2009 abgeschlossen. Außerdem gibt es auch eine freie Waldorfschule, die sich neben dem städtischen Schulkomplex befindet. Der Neubau der Schule wurde mit dem Spatenstich am 2. März 2010 begonnen. Seit Ende September 2010 ist die neue Waldorfschule in Betrieb.
Söhne und Töchter der Gemeinde
- David Heinrich Hoppe (1760–1846), Arzt, Botaniker und Apotheker
- Kurt Lüer (1863–1946), Apotheker und Straßenbauer[12]
- Otto Lüer (1865–1947), Architekt
- Hermann Lüer (1870–1962), Architekt und Kunsthistoriker
- Leopold Schoettler (1881–1948), deutscher Flugzeugpionier
- Adolf Spilker (1863–1954), Chemiker und Techniker[13]
- Ludwig Rahlfs (1863–1950), Komponist des Liedes „Auf der Lüneburger Heide“ u. a.
- Otto Tiemann (1890–1952), Offizier, zuletzt General der Pioniere im Zweiten Weltkrieg
- Hans Hoyer (1901–1987), evangelischer Theologe
- Otto Rodekohr (* 1916), Gründer von Vilsa-Brunnen
- Reinhard Soltau (* 1941), deutscher Politiker (FDP)
- Klaus Eichhorn, (* 1949), Organist und Hochschullehrer
- Karin Rosenbaum (* 1954), Bildhauerin und Grafikerin
- Fabian Lenk (* 1963), Schriftsteller
Sonstiges
Der Brokser Heiratsmarkt in der letzten Augustwoche ist ein Jahrmarkt mit Attraktionen wie der traditionellen Junggesellenversteigerung. Am letzten Markttag findet ein Viehmarkt statt. Die Veranstaltung ist im ganzen Nordwesten bekannt und das viertgrößte Volksfest der Region neben dem Bremer Freimarkt, Oldenburger Kramermarkt und dem Stoppelmarkt in Vechta.
Literatur
- Martin Zeiller: Bruchhausen. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 60 (Volltext [Wikisource]).
- Bruchhausen-Vilsen. In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. München / Berlin 1992, S. 298 f.
- Nancy Kratochwill-Gertich: Bruchhausen[-Vilsen]. In: Herbert Obenaus (Hrsg. in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen. Band 1 und 2 (1668 S.), Göttingen 2005, S. 359–363
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Bruchhausen-Vilsen bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Martin Zeiller: Bruchhausen. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 60 (Volltext [Wikisource]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. Mai 1970 bis 31. Dezember 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 191.
- Gesetz über die Neubildung des Fleckens Bruchhausen-Vilsen, Landkreis Diepholz. Vom 8. Dezember 2010
- Gesetz über die Neubildung des Fleckens Bruchhausen-Vilsen, Landkreis Diepholz vom 12. November 2015. In: Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 19/2015 vom 12. November 2015, S. 306
- LSKN-Online
- https://votemanager.kdo.de/20210912/032515403/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=225&stimmentyp=0&id=ebene_8_id_284
- https://www.weser-kurier.de/landkreis-diepholz/gemeinde-bruchhausen-vilsen/flecken-bruchhausen-vilsen-der-neue-rat-konstituiert-sich-doc7i9fx4gzyucl99aklc5
- Kirchen in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen
- Verkehrsgemeinschaft Hoya: Linien- und Zonenplan. (PDF) Abgerufen am 2. Juni 2017.
- Gymnasium Bruchhausen-Vilsen
- Dirk Böttcher: LÜER, (1) Kurt. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 239; online über Google-Bücher
- Manfred Rasch: Spilker, Heinrich Ludwig Adolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 698 (Digitalisat).