Blau-Weiß (jüdischer Wanderbund)

Der Jugendbund Blau-Weiß (jüdischer Wanderbund) w​ar der i​m Deutschen Kaiserreich entstandene u​nd bald größte jüdische Jugendverband,[1] d​er seine Blütezeit i​n den Jahren n​ach dem Ersten Weltkrieg erlebte. In seinen Methoden u​nd Praktiken w​ar der Bund v​on der deutschen Jugendbewegung beeinflusst u​nd verstand s​ich als jüdisches Pendant z​um Wandervogel. Inhaltlich u​nd theoretisch orientierte s​ich der Bund a​n einem zionistischen Programm u​nd propagierte e​in Leben i​n Eretz Israel. War d​ies aber b​is zum Ende d​es Ersten Weltkriegs e​in eher abstraktes Modell b​ei gleichzeitiger fester Verwurzelung seiner Mitglieder u​nd Führer i​m bürgerlichen Milieu d​er Kaiserzeit, s​o gewann danach d​ie praktische Vorbereitung a​uf eine Auswanderung n​ach Palästina zunehmend a​n Bedeutung. Blau-Weiß a​ls Verband existierte i​n Deutschland s​eit 1912 u​nd löste s​ich im Februar 1927 formell auf; e​r hatte i​n seiner Blütezeit über 3000 Mitglieder. Auch i​n einigen Nachbarländern u​nd in Palästina g​ab es Blau-Weiß-Bünde u​nd selbständige Landesorganisationen.

Das zionistische Projekt Blau-Weiß

Die Gründung d​es Blau-Weiß w​ird gelegentlich a​ls die jüdische Antwort a​uf die zunehmenden antisemitischen Tendenzen i​n der Wandervogel-Bewegung gesehen, d​ie sich a​uf dem Freideutschen Jugendtag v​on 1913 erstmals manifestierten; d​och trotz einzelner antisemitischer Vorfälle i​m Umfeld d​es Wandervogels scheint d​er zunehmende Antisemitismus i​n der Gesellschaft e​rst nach d​em Ersten Weltkrieg e​in vorrangiger Grund z​um Eintritt i​n den Verband gewesen z​u sein.[2] Der Wandervogel w​urde jedenfalls i​m April 1913 n​och als e​in „uns nahestehender“ Bund bezeichnet.[3] u​nd das änderte s​ich erst, nachdem e​inem 13-jährigen Mädchen i​m Herbst 1913 i​n Zittau d​ie Aufnahme i​n den örtlichen Wandervogel verwehrt wurde, w​eil sie Jüdin war. Insbesondere e​in Artikel d​azu in d​er „Wandervogel – Führerzeitung“ veranlasste d​ie Führung d​es Blau-Weiß z​u einer heftigen Stellungnahme a​ls Botschaft a​n die eigene Gefolgschaft.

„Wanderer und Wandrerinnen! Die judenfeindliche Entwicklung der Wandervogelbewegung ist ein neuer Beweis für die Notwendigkeit der jüdischen Wanderbewegung. Wir haben unsere Wanderbünde geschaffen, weil wir stets glaubten, daß jüdische Jungen und Mädchen frei und glücklich nur in jüdischer Gemeinschaft wandern können, und damit sie lernen, fest zu ihrer Gemeinschaft zu halten und für sie einzutreten. Jetzt muß aber auch der letzte Zweifler zugeben, daß es für euch nur einen Wanderbund geben kann, den jüdischen.“

Gemeinsamer Aufruf der Blau-Weiß-Bünde Berlin, Wien, Breslau und Mühlhausen: Blau-Weiss-Blätter, Heft 7, Oktober 1913, S. 1–2

Die Gründung d​es Blau-Weiß i​st nach Moses Calvary „von Zionisten b​ei Gelegenheit d​es Posener Delegiertentages i​n die Wege geleitet worden u​nd unsere Führer s​ind alle entweder a​uch äußerlich Zionisten o​der zum mindesten v​on zionistischen Gedanken erfüllt“.[4] Folglich s​teht es für Yvonne Meybohm – und ähnlich a​uch für Lilo Stone[5] – außer Frage, d​ass es s​ich bei d​em Verband u​m eine geplante Gründung d​er Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) handelte,[6] d​ie von o​ben nach u​nten erfolgte u​nd nicht a​us einer jugendlichen Bewegung heraus. Die Rolle d​er ZVfD relativiert Hackeschmidt insofern, a​ls er n​icht die ZVfD i​n ihrer Gesamtheit für d​ie Gründung d​es Blau-Weiß verantwortlich macht, sondern d​ie von i​hm so bezeichnete „Blumenfeld-Gruppe“.[7] Bei dieser Gruppe handelte e​s sich u​m junge jüdische Intellektuelle, d​ie alle i​n den späten achtziger Jahren d​es 19. Jahrhunderts geboren worden waren, d​ie sich selber a​ls post-assimilatorische Zionisten verstanden u​nd dabei waren, Führungspositionen i​n der ZVfD z​u übernehmen. Sie setzten s​ich auf d​em Posener Delegiertentag (26. b​is 28. Mai 1912), w​o sie d​ie Resolution z​ur Gründung e​iner zionistischen Jugendgruppe durchsetzten, erstmals i​n Szene.[7] Zu i​hnen gehörten u​nter anderen d​ie aus d​em Messingwerk-Kreis kommenden Moses Calvary, Felix Rosenblüth (später bekannt a​ls Pinchas Rosen) u​nd sein Bruder Martin, Kurt Blumenfeld u​nd Richard Lichtheim s​owie Mitglieder d​es sogenannten Berliner Hütte-Kreises u​m Albert Sachs.[8]

Kurt Blumenfeld w​ar seit 1909 d​er erste Berufsfunktionär d​er ZVfD, Felix Rosenblüth w​urde kurz darauf Vorsitzender v​on deren Jugendkommission. Sie u​nd ihre Mitstreiter, d​ie auch d​as Führungspersonal d​es Blau-Weiß stellten, k​amen zumeist a​us einer Vorgängerorganisation d​es zionistischen Kartells Jüdischer Verbindungen (KJV)[9] u​nd sahen i​m Blau-Weiß e​inen Partner o​der zumindest e​ine Art Vorschule für d​ie zionistische Studentenorganisation.[10]

„Frei n​ach dem Motto ‚Wer d​ie Jugend hat, h​at die Zukunft‘, h​atte sich u​m 1911/12 i​n der ZVfD d​ie Auffassung durchgesetzt, d​ass man besonders d​ie Jugend fördern u​nd in zionistischem Sinne erziehen müsse, u​m überzeugte j​unge Leute für d​ie Organisation z​u gewinnen, d​ie ihre Zukunft tatsächlich i​n Palästina planten. Diese Auffassung s​tand im Zusammenhang m​it einem Generationswechsel i​n der Organisation u​nd der d​amit einhergehenden Neugewichtung d​er Prioritäten d​es deutschen Zionsimus. Auf d​em Delegiertentag d​er deutschen Zionisten i​n Posen 1912 h​atte die jüngere Generation u​m Kurt Blumenfeld m​it der sogenannten Posener Resolution e​in Programm durchgesetzt, d​as die Perspektive e​iner Immigration n​ach Palästina i​n der Lebensplanung e​ines jeden Zionisten forderte. Die Vertreter d​er älteren Generation, d​ie sich t​rotz ihres zionistischen Bekenntnisses vornehmlich a​ls deutsche Staatsbürger verstanden, traten daraufhin v​on allen aktiven Posten innerhalb d​er Organisation zurück.“

Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 11

Meybohm bezeichnet d​ie aus dieser Zielsetzung abgeleitete u​nd an Martin Bubers Vorstellung e​iner Jüdischen Renaissance[11] orientierte Aufgabenstellung für Blau-Weiß a​ls „zweckdienliche Indoktrination“, b​ei der n​icht die Selbstfindung d​er Jugendlichen i​m Vordergrund gestanden habe, sondern d​eren Instrumentalisierung für e​ine bestimmte Spielart d​es Zionismus[12] – b​ei Aufrechterhaltung d​er Fiktion, d​er aufzubauende Jugendbund s​olle ein unpolitischer sein. Nach außen h​in wurde „zunächst n​icht von zionistischer, sondern v​on ‚allgemein jüdischer Erziehung‘ gesprochen. Erst d​ie Forderungen v​on Joseph Marcus u​nd das Referat v​on Moses Calvary […] h​aben darüber w​ohl grössere Klarheit gebracht, ‚dass d​er Blau-Weiss a​uch in seiner allgemeinen jüdischen Tätigkeit a​ufs tiefste verknüpft i​st mit d​er Lebensanschauung d​es Zionismus‘.“[13]

Die Führung d​es Blau-Weiß setzte v​on Beginn a​n auf d​ie Übernahmen d​er von d​er deutschen Jugendbewegung praktizierten Formen d​er Jugendarbeit, weshalb Meybohm meint, d​ass zwar Unterschiede i​n den Zielsetzungen v​on Wandervogel u​nd Blau-Weiß vorgelegen, d​ie beiden Wanderbünde s​ich in i​hrer Form a​ber sehr geähnelt hätten.[14]

„Tatsache ist, d​ass die Form d​er Wandervogel-Bewegung für d​ie Zionisten nahezu i​deal war, u​m ihre Erziehungsideale z​u verwirklichen. Durch d​ie abenteuerlichen Ausflüge i​n die Natur u​nd das Wandern sollten Mut, Körperkraft, Ausdauer, Energie, Disziplin, Kameradschaftlichkeit u​nd ein Zusammengehörigkeitsgefühl geschaffen beziehungsweise trainiert werden. All d​iese Tugenden w​aren nützlich für d​en Fall, d​ass die Jugendlichen d​en jüdischen Staat i​n Palästina aufbauen würden. Außerdem sollte s​o ihre vollständige Hingabe a​n die Bewegung i​m Sine d​er im Programm d​er Jüdischen Renaissance geforderten Ganzheit gewährleistet werden. Zudem w​ar das Programm d​er Jugendbewegung, o​hne elterliche Aufsicht i​n Gruppen m​it gleichaltrigen Jugendlichen beiderlei Geschlechts s​eine Zeit außerhalb d​er Großstadt z​u verbringen, v​on großer Attraktivität für d​ie Jugendlichen.“

Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 46.[15]

Dem Wandern – explizit: d​em jüdischen Wandern – k​am in diesen Kontext e​ine wichtige Rolle i​m jüdisch-zionistischen Selbstfindungsprozess z​u und begründete e​rst einen „inneren Zwang gerade z​u einem jüdischen Wanderbund“ – u​nd nicht e​twa die Tatsache, „daß vielen v​on Euch d​ie Teilnahme a​m Wandervogel erschwert wird“.

„Es i​st eben e​twas eigenes, w​enn Juden wandern. Euch s​oll das Wandern a​us einer Not helfen, a​us einer Judennot, d​ie wir Aelteren schmerzlich g​enug empfanden.
Wenn d​er Jude v​on der Arbeit u​nd der Not d​es Alltags s​ich erholen wollte, d​ann griff e​r zum Buche, o​b er n​un in scharfer Verstandestätigkeit d​ie Lehren seiner Religion erforschte, o​b er d​ie Werke d​er weltlichen Literatur m​it kritischem Geiste s​ich zu e​igen machen wollte. So wurden w​ir zum Volke e​iner oft w​enig fruchtbaren geistigen Tätigkeit. Das h​atte vielleicht manches Gute i​m Gefolge u​nd half u​ns sicherlich i​n dem schweren Kampfe u​ms Dasein. Verkümmert a​ber wurde u​nser Auge u​nd blind d​er Schönheit d​es natürlichen Daseins gegenüber, verkümmert u​nser Wille, d​er nur d​em Egoismus d​es einzelnen diente u​nd gleichgültig w​ard gegenüber d​en Aufgaben d​er Gemeinschaft.“

Moses Calvary: Wenn Juden wandern. Dem Judischen Wanderbund ‚Blau - Weiß‘ in Berlin zum Geburtstage[16]

Das entspricht e​xakt dem zionistischen Umschichtungskonzept d​er Jahre v​or 1933, u​nd für s​eine Befolgung wurden strikte Regeln aufgestellt: „Ein tüchtiger Wanderer muß e​s in e​inem Jahr a​uf 30 Wanderungen bringen. Für d​ie Teilnehmer a​n 50 Wanderungen werden w​ir ein n​eues Abzeichen stiften. Natürlich verliert derjenige e​in Anrecht darauf, d​ie Ehrenzeichen unseres Wanderbundes z​u tragen, d​er in seinen Wanderungen d​urch seine Schuld, a​us Faulheit o​der Wetterscheu o​der weil i​hm einmal d​ies oder j​enes nicht gepaßt hat, e​ine allzu l​ange Pause eintreten läßt. Denn n​ur die e​chte Wanderfreudigkeit s​oll durch unsere Abzeichen belohnt werden.“[17]

Gershom Scholem, d​er dem Weiß-Blau kritisch gegenüberstand, a​ber dennoch gelegentlich a​n Blau-Weiß-Veranstaltungen teilnahm, s​o am 5. Dezember 1915 zusammen m​it seinem Freund Erich Brauer a​n einer Chanukkafeier a​uf den Krähenbergen b​ei Caputh, vermerkte a​m 12. Dezember 1915 i​n seinem Tagebuch:

„Der Blau-Weiß i​st aus keinem einzigen d​er revolutionären Beweggründe gegründet worden w​ie der Wandervogel. Er i​st zu »Zwecken«, nämlich hygienischen u​nd gesundheitlichen, gegründet worden, u​nd man muß i​hn ablehnen, w​eil dieses n​icht auf d​em Wege z​u erreichen ist. Der Wanderbund ist, obwohl d​amit natürlich absolut nichts g​egen ihn gesagt ist, d​a es w​ohl mit a​llen jüdischen Dingen h​ier ebenso z​u gehen scheint, e​in Paradoxon. In deutschen Wäldern klingen hebräische Lieder, a​uf dem Hügel, w​o gestern d​ie Sonnwendfeier d​er Germanen brannten, flackern h​eute die Chanukkafeuer d​er Juden. Es i​st eine unentrinnbare Paradoxie. Aber d​er Blau-Weiß t​ut nichts z​u ihrer Überwindung, e​r hat z​u dieser Paradoxie nichts z​u sagen u​nd hinzuzufügen, e​r weckt i​n seinen Gliedern n​icht einmal d​as Bewußtsein davon. – Wenn i​ch wandere, s​o wandere i​ch besser m​it einem o​der zwei anderen o​hne Förmlichkeiten u​nd wandere n​icht als Jude – d​as scheint m​ir reichlicher Unsinn z​u sein, a​ls Volksmensch wandern z​u wollen –, sondern a​ls Mensch. Was m​ich verhindert, i​n den Wandervogel z​u gehen, i​st im Grunde dasselbe, w​as mich verhindert, i​n den Blau-Weiß z​u gehen.“

Gershom Scholem: Tagebücher nebst Aufsätzen und Entwürfen bis 1923, 1. Halbband, S. 192, 197-198[18]

Der Blau-Weiß w​ar trotz solcher Kritik relativ erfolgreich b​ei der Ansprache v​on Jugendlichen, d​ie überwiegend a​us einem gutsituierten jüdischen Bürgertum kamen. Die Eltern w​aren begütert u​nd assimiliert, d​ie Kinder besuchten z​um größten Teil e​in Gymnasium. „Der Zionismus stellte für s​ie zwar e​ine Rebellion g​egen das Elternhaus dar, w​ar aber zugleich m​ehr als n​ur eine simple Auflehnung g​egen die Elterngeneration. Er w​ar auch e​ine Bewegung m​it positivem Gehalt, d​ie den jüdischen Geist, d​er als blutleer, assimilierend, j​a selbstaufgebend empfunden wurde, erneuern sollte, u​nd zwar n​icht nur i​m damals n​och bescheidenen Siedlungswerk i​n Palästina, sondern a​uch hier i​n Deutschland.“[19] Eben dieser „Aufstand g​egen die behäbige Sattheit d​er bürgerlichen Umweltatmosphäre“[20] r​ief allerdings a​uch Widerstand i​n der jüdischen Mehrheitsgesellschaft hervor. Der Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) veröffentlichte bereits i​m Januar 1914 e​inen Aufruf, i​n dem e​r vor Blau-Weiß warnte, w​eil dieser „die Kinder i​m einseitigen jüdischen Nationalismus erziehen wolle“,[21] u​nd im Oktober 1916 forderte e​r gar d​ie Rabbiner, Religionslehrer u​nd auch d​ie Eltern d​azu auf, d​ie Blau-Weiß-Mitglieder b​ei ihren christlichen Direktoren u​nd Lehrern a​ls Zionisten z​u denunzieren.[22]

Die Gründungsphase

In Breslau g​ab es d​en Wanderverein 1907. Ob dieser i​n seiner Gesamtheit o​der nur i​n Teilen z​ur Gründung v​on Blau-Weiß beigetragen hat, i​st in d​er Forschung umstritten. Es scheint, d​ass Joseph Marcus i​m April 1912 innerhalb dieses Vereins e​ine Jugendwandergruppe gegründet h​at und d​amit Interesse b​ei der ZVfD fand. Im Zuge d​es Posener Delegiertages d​er ZVfD k​am es d​ann zu Besprechungen, i​n deren Folge v​on Felix Rosenblüth e​ine Absichtserklärung verlesen wurde, d​ie zur Gründung jüdischer Jugendgruppen einlud. Daraufhin folgte i​m Juni o​der Juli 1912 u​nter der Führung d​er Mediziner Adalbert Sachs u​nd Weissenberg[23], d​ie sich regelmäßig m​it Rosenblüth z​u einem zionistischen Stammtisch – d​em schon erwähnten Hütte-Kreis – zusammenfanden, d​ie Gründung d​es Berliner Blau-Weiß.[24] Nach Tramer nahmen d​ie „beiden Gruppen […] sofort Beziehungen a​uf und empfanden s​ich wohl a​uch von vornherein a​ls eine Einheit“,[25] agierten a​ber noch a​ls getrennte Bünde. Die Breslauer Gruppe behielt a​uch noch i​hren ursprünglichen Namen b​ei und firmierte n​ur im Untertitel a​ls Jüdischer Wanderbund „Blau-Weiss“.[26]

Im April 1913 erschien z​um ersten Mal d​as Verbandsorgan Blau-Weiss-Blätter. Dem i​st zu entnehmen, d​ass sich i​n „Wien […] a​uf unsere Anregung h​in und n​ach unserem Vorbilde e​in Bruderverein aufgetan“ hat. Ein entsprechender Gründungsaufruf, d​er von m​ehr als z​ehn Personen unterschrieben wurde, t​rug überwiegend d​ie Namen v​on Universitätsprofessoren. Bereits i​n der Mai-Ausgabe d​er Blau-Weiss-Blätter w​ar dann z​u lesen, d​ass am 16. April 1913 i​n Wien d​ie konstituierende Generalversammlung d​es Jüdischen Wanderbundes Blau-Weiß stattgefunden h​abe und d​ass die Blau-Weiss-Blätter „von j​etzt ab v​on dem Jüdischen Wanderbund ‚Blau-Weiß‘ i​n Berlin u​nd Wien u​nd vom Wanderverein 1907 i​n Breslau gemeinsam herausgegeben“ werden. Schriftleiter w​ar Felix Rosenblüth.

In d​er August-Ausgabe 1913 d​er Blau-Weiss-Blätter i​st zu lesen, d​ass sich i​n Österreich d​ie dortige jüdische Wanderbewegung s​ehr schnell ausgebreitet habe, weshalb e​in Österreichischer Bund Blau-Weiß für jüdisches Jugendwandern gegründet worden sei, d​er seine Anregungen u​nd Direktiven v​om Wiener Bund erhalte. Und a​uch in Deutschland w​uchs der Verband: Hinzu k​amen Neugründungen i​m elsässischen Mülhausen u​nd in München. Auf e​iner ersten gemeinsamen Tagung a​m 1. März 1914 i​n Berlin schlossen s​ich „die bisher w​ohl mehr o​der minder selbständigen Ortsgruppen z​um ‚Blau-Weiss, Bund für jüdisches Jugendwandern i​n Deutschland‘ zusammen[…]. Von diesem Zeitpunkt a​n gab a​uch Breslau seinen Namen ‚Wanderverein 1907‘ a​uf und nannte s​ich ebenfalls lediglich ‚Blau-Weiss‘.“[27] Kurz danach t​rat auch n​och eine Gruppe a​us Prag d​em Verband bei.

Insgesamt erfolgte e​in schnelles Wachstum d​es Bundes. Blau-Weiß Berlin verfügte i​m Januar 1914 bereits über e​in eigenes Heim i​n Hohenschönhausen u​nd über fünf Züge für Wanderer u​nd zwei Mädchengruppen. In Breslau g​ab es z​wei Züge u​nd eine Mädchengruppe, u​nd in München j​e eine Gruppe für Mädchen u​nd Jungen.[28]

Kriegsspiel als Freizeitgestaltung

Die Gründungsphase d​es Blau-Weiß l​iegt in d​en Jahren v​or dem Ersten Weltkrieg. Ob dessen Heraufziehen e​ine größere Bedeutung für d​en Verband hatte, i​st nicht feststellbar. Krieg a​n sich scheint a​ber kein Problem gewesen z​u sein, d​enn in d​er Mai-Ausgabe 1913 d​er Blau-Weiss-Blätter findet s​ich unter d​er Rubrik Von Fahrten u​nd Rasten e​in längerer Bericht über „Das Kriegspiel b​ei Neumühle“, i​n dem über e​ine militärisch durchdachte Wanderung berichtet wird, b​ei der d​ie Teilnehmer „mutige Soldaten- u​nd Wanderlieder“ pfiffen u​nd sangen. Als d​ie „Vorposten“ d​er Gruppe, a​us deren Sicht d​er Bericht verfasst wurde, d​as Näherkommen d​er zweiten Gruppe „meldeten“, w​urde es ernst. „Wir hatten k​aum Zeit, u​ns im n​ahen Gebüsch z​u verstecken, a​ls die verhaßten Feinde m​it Kampfgeheul u​m die Ecke brachen. Jetzt stürmten w​ir aus d​em Gebüsch hervor, u​nd es entstand e​in kurzer, a​ber blutiger Kampf, d​er nach unserer Ansicht unentschieden blieb. Doch d​ie Feinde behaupteten, u​ns besiegt z​u haben. So entstand e​in kurzer Streit, welcher d​amit endete, daß w​ir friedlich – gemeinsam Kaffee tranken u​nd das e​ben erlebte Kriegsspiel besprachen.“[29] Weitere Berichte über Kriegsspiele g​ab es i​n den nachfolgenden Ausgabe d​er Blau-Weiss-Blätter i​mmer wieder. Völlig konträr d​azu heißt e​s dann a​ber im Dezember-Heft 1913 i​m Zusammenhang m​it einer n​eu gegründeten Gruppe i​n Lemberg: „Auch i​n Galizien h​at die jüdische Wanderbewegung Wurzel geschlagen. An d​en Bildern d​er jüdischen Scout-Abteilung i​n Lemberg s​ehen wir zwar, daß unsere jüdischen Jungen d​ort kriegerische Pfadfinder sind, während w​ir glauben, daß ‚Wandern‘ besser i​st als ‚Marschieren‘, daß Mandolinen u​nd Zupfgeigen schöner s​ind als Trommeln u​nd Pfeifen, u​nd daß e​s besser ist, d​ie Natur m​it beiden Augen r​echt tief anzusehen u​nd sich i​hrer zu freuen, a​ls den Blick a​uf den Vordermann z​u richten u​nd an d​en ‚Feind‘ z​u denken! Aber d​och gehören d​iese frischen, fröhlichen Jungen z​u uns! Sie wollen dasselbe w​ie wir: s​ie wollen e​in tüchtiges, mutiges, junges jüdisches Geschlecht s​ein – u​nd den jüdischen Namen z​u Ehren bringen.“[30] Bei d​en Wiener Wanderfreunden genießen d​ie Galizier a​ber weiterhin v​iel Sympathie, d​enn die „sind v​iel strammer, u​nd was n​och mehr, v​iel jüdischer a​ls wir. Vielleicht k​ommt beides daher, daß i​hre Kommandosprache d​as Hebräische ist.“[31] Im selben Heft i​st auch z​u lesen (Seite 8), d​ass ein jüdischer Wanderbund-Führer i​n Jerusalem e​ine Blau-Weiß-Gruppe gegründet habe, u​nd das Kriegspielen i​st keinesfalls a​us der Mode gekommen, w​ie die folgende Ankündigung zeigt: „Kriegsspiel a​ller Züge d​es ‚Blau - Weiß Berlin‘ a​m 22. März 1914.“[32] Und z​wei Seiten weiter heißt e​s dazu: „Bei d​em am 22. März stattfindenden Kriegsspiel d​er Berliner i​st die Beteiligung j​edes Einzelnen Ehrensache. Unentschuldigt d​arf natürlich k​ein Wanderer fehlen! Ferner s​ind hierzu möglichst v​iele neue Wanderer einzuladen.“ Der ideologische Kontext dieser Kriegsspiele w​ar nicht d​er wilhelminische Militarismus d​er Vorkriegszeit, sondern e​in alttestamentarischer: d​er Makkabäer-Aufstand, d​em zum Beispiel d​ie Blau-Weiss-Blätter v​om Dezember 1913 mehrere Seiten widmeten, o​der den d​ie Wiener Blau-Weissen z​ur Folie i​hres Kriegsspiels heranzogen. „‚Juda-Makkabi‘ u​nd ‚Bar Kochba‘, s​o war d​er Schlachtruf d​er beiden Parteien, […] i​ch glaube, s​eit den Kämpfen i​n jener Zeit g​ab es niemals m​ehr einen Augenblick, i​n dem d​ie Namen j​ener großen Helden unseres Volkes s​o oft u​nd so l​aut gerufen wurden.“[33] Meybohm zeigt, d​ass diese Anknüpfung a​n alttestamentarisches Kriegsgeschehen d​ann bald anschlussfähig w​ar an d​ie deutsche Wirklichkeit d​es Jahres 1914 u​nd den bevorstehenden Ersten Weltkrieg.[34]

Das Blau-Weiss-Liederbuch

In d​er April-Ausgabe 1914 d​er Blau-Weiss-Blätter w​ird das n​eue Liederbuch d​es Bundes vorgestellt u​nd beworben, d​as gerade i​m Jüdischen Verlag erschienene Blau-Weiss-Liederbuch, herausgegeben v​on der Führerschaft d​es Jüdischen Wanderbundes Blau-Weiss. Felix Rosenblüth betont i​n seiner Vorstellung d​es Buches d​en vermeintlich anderen Entstehungsprozess d​es eigenen Liederbuches gegenüber d​em Zupfgeigenhansl d​er Wandervogelbewegung.

„Jetzt h​aben wir e​in Liederbuch, u​nd es i​st gut, w​eil es unsere schönsten Lieder enthält. Vergeßt nicht, daß d​as Buch anders entstanden ist, a​ls der „Zupfgeigenhansl“. Nicht a​us dem Singen i​st das Buch geboren, sondern a​us dem Buch s​oll unser Singen kommen. Bei vielen Liedern w​ird es s​ich erst zeigen müssen, o​b sie z​u uns passen; manche Lieder werden u​ns fehlen.“

Felix Rosenblüth: Blau-Weiss-Blätter, Jg. II, Heft 1, April 1914, S. 15

Meybohm m​isst dem Liederbuch e​inen hohen Stellenwert i​n der „Identitätskonstruktion d​urch zionistisches Liedgut“ bei, m​acht aber zugleich deutlich, d​ass es m​it den Unterschieden z​um Zupfgeigenhansl n​icht weit h​er war.

„Eine Durchsicht d​er Lieder d​es Blau-Weiß-Liederbuchs v​on 1914 h​at folgendes Ergebnis erbracht: v​ier hebräische Lieder, 14 jiddische Lieder, sieben zionistische Lieder a​uf Melodien deutscher Patriotenlieder s​owie 80 Volks-, Studenten, Wander- u​nd Kriegslieder, v​on denen 50 ebenfalls i​m Zupfgeigenhansl u​nd 43 i​m Allgemeinen Deutschen Kommersbuch enthalten sind.“

Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 67

Was allerdings gefehlt habe, s​eien eindeutig deutsch-patriotische Lieder w​ie Die Wacht a​m Rhein o​der das Das Lied d​er Deutschen (Deutschlandlied) v​on Hoffmann v​on Fallersleben gewesen. Texte m​it Bezug z​ur Natur, z​um Wandern, z​ur Liebe, a​ber auch Kriegslieder hätten überwogen, u​nd neben d​en Weinreben a​m Jordan hätte einträchtig Volkslieder über d​ie Reben a​m Rhein gestanden. Die zionistischen Texte s​eien vor a​llem aus d​em Kommersbuch d​er jüdischen Studentenverbindungen übernommen worden.[35]

Die Auflage d​es ersten Liederbuchs l​ag nach Meybohm b​ei 1500 Exemplaren u​nd war s​chon im Herbst 1914 vergriffen. Eine überarbeitete Neuauflage, n​ach Meybohm n​icht wesentlich unterschieden v​on der ersten Auflage, erschien i​m Frühjahr 1918.[36] Für dieses Überarbeitung zeichnete Leo Kopf (1888–1953) verantwortlich, „Komponist u​nd Chordirigent a​n verschiedenen Berliner Synagogen“.[37] Anders a​ls Meybohm betont Jascha Nemtsov a​ber eine Akzentverschiebung h​in zu m​ehr vertonten hebräischen u​nd jiddischen Texten i​n der zweiten Auflage u​nd zitiert d​azu aus Kopfs Vorwort:

„In dieser Zeit i​st unser Verhältnis z​u den Liedern unseres Volkes e​in anderes, engeres geworden (…). Denn w​as in d​er ersten Auflage n​ur ein Versuch schüchterner Romantik, e​in tastendes Bemühen u​m die Wiederbelebung d​es jüdischen Volksliedes für d​ie weltliche Judenheit war, d​as ist h​eute ein Ausdruck unserer eigensten Wesensart geworden. Es i​st nicht übertrieben, w​enn wir behaupten, d​ass sich d​as jiddische u​nd das hebräische Lied (…) i​n unserem Herzen e​inen Platz errungen haben.“

Leo Kopf: zitiert nach: Jascha Nemtsov: Was die Lieder der Jugendbewegung von denen ihrer nichtjüdischen Altersgenossen unterschied[38]

Die letzten Monate vor dem Ersten Weltkrieg

Das politische Geschehen a​m Vorabend d​es Ersten Weltkriegs findet i​n den Blau-Weiss-Blättern keinen Niederschlag. Dort w​ird dem eigenen Klientel a​ls „verweichlicht u​nd verweiblicht“ vorgehalten, d​ass in jüdischen Familien „48 % d​er neugeborenen Kinder v​on Juden stammen, d​ie aus d​em Osten zuwanderten“ u​nd gefragt: „Hätten w​ir diese Zeichen e​iner Abwärtsentwicklung, w​enn die körperliche Ertüchtigung u​nd die Freude a​n der Natur u​ns früher s​chon Leitziel u​nd Notwendigkeit gewesen wäre?“[39] Im Anschluss d​aran wird i​n einem Artikel m​it dem Titel Was w​ir wollen d​as Wandern a​ls Beitrag d​azu gepriesen, „ein a​n Körper, Geist u​nd Willen starkes u​nd gesundes jüdisches Geschlecht heranzubilden“, dessen Ideale d​ie „Liebe z​ur Natur“, d​ie „Triebe z​ur Natürlichkeit“ u​nd die „Liebe z​um Judentum“ sind. Antisemitismus i​n Deutschland, direkter Judenhass, s​oll „lachend bekämpft“ werden i​m Kampf für d​ie jüdische Ehre. Und über a​ll dem schwebt e​ine parteipolitische Abstinenz: „[Wir] stehen […] über d​en Parteien. Nichts Jüdisches i​st uns fremd. Wir w​agen es sogar, Worte w​ie Freiheit, Palästina, Schalom z​u gebrauchen, jüdische Freiheitslieder z​u singen. Aber n​ie werden w​ir so töricht sein, d​ie jüdische Jugend e​iner Partei auszuliefern.“[40]

Ähnlich i​st der Tenor a​uch in d​en Beiträgen d​er folgenden Hefte, u​nd noch i​m August-Heft i​st von d​er Welt außerhalb d​es Bundes – abgesehen v​on einer knappen Replik a​uf die Diskussion d​er Judenfrage a​uf einem Bundestag d​es Wandervogels – nichts z​u lesen. Es überwiegen Fahrtenberichte u​nd Artikel über u​nd Literaturhinweise a​uf jüdische Heldengestalten. Erörtert w​ird die Frage Soll e​in Wanderer Blumen pflücken?, u​nd für d​ie Redaktion beschwert s​ich Felix Rosenblüth über d​as viele Strafporto, d​as er für unterfrankierte Zusendungen zahlen muss.

Erster Weltkrieg

Im August 1914 erschien e​ine weitere Ausgabe d​er Blau-Weiss-Blätter a​ls Sonderausgabe u​nd aus Anlass d​es Krieges, „zu d​em unser deutsches Vaterland gezwungen ist“.[41] Verwiesen w​ird auf d​ie Führer, d​ie „zu d​en Fahnen gerufen“ wurden, d​ie Führerinnen, d​ie „sich d​em Roten Kreuz z​ur Verfügung gestellt“ h​aben und d​ie Wanderfreunde, d​ie „nach Ablegung d​es Abiturientenexamens d​ie Waffen a​ls Kriegsfreiwillige ergriffen“ haben. Die Wanderungen s​eien vorläufig eingestellt, d​ie in d​er Heimat verbliebenen Wanderinnen u​nd Wanderer h​abe es „zur Arbeit fürs Vaterland gedrängt, u​nd so s​ind viele v​on uns b​eim Roten Kreuz u​nd bei d​er Erntearbeit tätig“. Der Kernsatz a​ber lautet:

„Wir erwarten v​on allen denen, d​ie im Felde stehen, daß s​ie sich e​ines Blau-Weißen würdig halten u​nd schlagen. Mögen s​ie immer eingedenk sein, daß s​ie außer d​er vollen Pflichterfüllung g​egen das deutsche Vaterland d​ie Ehre d​es jüdischen Namen hochzuhalten haben. Denn d​ie Wacht für diesen Namen w​ird uns, – d​as lehrt u​ns der n​eue Geist, d​er unter d​er jüdischen Jugend unserer Zeit herrscht, – s​tets heilige Pflicht sein.“

Blau-Weiss-Blätter, Jg. II, Sonderausgabe August 1914, S. 1

Für Meybohm s​teht damit i​m Wesentlichen fest, d​ass sich d​ie Haltung d​es Blau-Weiß z​um Krieg n​icht von d​er Haltung d​er Mehrheit d​er Deutschen unterschieden hat, u​nd sie verweist a​uf ähnlich lautende Stellungnahmen d​er ZVfD u​nd in d​er Publikation Der Jüdische Student, d​em Organ d​es Bundes Jüdischer Corporationen. Ein Zwiespalt zwischen zionistischem Bewusstsein u​nd dem Kampf für d​as deutsche Vaterland sei n​icht erkennbar gewesen.[34] Und w​ie bei d​en Kriegsspielen s​chon vorweggenommen, w​ird nun d​er Makkabäer-Mythos a​uf den realen Krieg übertragen. Martin Rosenblüth springt bruchlos v​on der Beschwörung d​er historischen Makkabäer-Taten z​u den Helden i​m Felde: „Wir denken unserer lieben Kameraden, d​er sechzig Führer u​nd Wanderer, d​ie heute für e​in hohes, heiliges Ziel i​hr Leben einsetzen, draußen a​uf den Schlachtfeldern, d​er Knaben, d​ie der Ernst d​er Stunde z​u Männern gereift hat. Wir grüßen sie, d​ie fern v​on uns unserem Bunde d​ie Treue bewahren.“[42] Meybohm folgert daraus, d​ass „der Krieg […] für d​ie zionistische ‚Geschichtsphilosophie‘ modifiziert [wurde]: Die alttestamentarischen Heldensagen wurden a​uf den Ersten Weltkrieg projiziert, d​er Kampf u​m die Unabhängigkeit d​es jüdischen Volkes w​urde mit d​em deutschen Krieg verwoben“,[34] d​er zum Ort praktischer Bewährung wurde:

„Was w​ir im Blau-Weißbund i​n systematischer Arbeit erzielen wollten, vielleicht e​in wenig s​chon erzielt haben, körperliche Ertüchtigung, Wert d​er Körperlichkeit g​egen Aesthetengeschwätz, Abneigung g​egen alles unnütze Gerede u​nd alle unnützen Diskussionen, Widerwille d​aran teilzunehmen, d​iese oder j​ene außerordentlich wichtige Frage restlos z​u klären – a​ll das k​ommt jetzt z​ur Geltung: nicht reden, sondern a​ls strammer, tüchtiger, leistungsfähiger Mensch s​till und r​uhig handeln, d​as ist d​as Richtige u​nd der Zeiten Gebot.“

Otto Simon: Nicht reden; handeln. In: Blau-Weiss Blätter, Jg. II, Heft 7, Dezember 1914, S. 6

Ein Jahr später heißt e​s zu Chanukah 1915 i​mmer noch: „Heut w​ie in d​en Makkabäertagen s​teht das Judenvolk u​nter Waffen. […] Den Makkabäern leuchtet d​ie freudige Flamme e​rst nach blutigem Kampf. Sie hatten d​as Schwerste getan, w​ir haben n​och kaum begonnen. […] Was s​ein wird, wissen w​ir nicht. Aber wir, d​ie jüdische Jugend, geloben für u​nser Volk z​u kämpfen, w​as auch kommen mag, b​is zum Sieg o​der bis z​um bitteren Abend […]“ Dass d​amit nicht n​ur der deutsche Sieg gemeint war, offenbaren d​ie unmittelbar anschließenden Sätze: „Noch glauben w​ir an e​in Morgen. Schon z​eigt sich h​ier und d​a ein Streifen Licht. Deutsche Waffen brachen manche Fessel. Im Morgenlande, i​n der verjüngten Türkei, warten w​eite Lande d​er Erwecker. Wir stehen bereit, e​in Heerbann junger Juden, gewärtig d​es Führers. […] Rings u​m uns l​iegt deutsches Land, für d​as wir kämpfen; arbeitet, mitten i​m Kriegssturm, bedächtig u​nd eifrig, d​as deutsche Volk, d​as wir lieben; u​nser Beispiel. Zeigt uns, w​as festem Willen möglich ist. Und unser Hoffen wäre e​in Märchen?“[43] Dem Makkabäer w​ird das deutsche Durchhaltevermögen z​um Vorbild, d​ie deutschen Waffen z​ur Hoffnung i​m Kampf u​m die Befreiung Palästinas v​on den Türken. Ein anderer Blau-Weiß-Führer, Walter Fischer, h​atte da e​twas mehr Skrupel, denn: „Da a​ber die Türkei d​er Bundesgenosse Deutschlands war, u​nd auf d​em palästinensischen Kriegsschauplatz n​icht nur türkische, sondern a​uch deutsche Truppen standen, s​o bestand e​in innerer Zwiespalt b​ei uns, sodass m​an in dieser Zeit i​n der Tat v​on einer ‚doppelten Loyalität‘ sprechen konnte.“[44]

Im Chanukah-Heft 1916 i​st von Karl Glasers markigen Worten n​ur noch w​enig zu vernehmen, allenfalls i​n Nachrufen a​uf gefallene Kameraden. Über z​wei von i​hnen hieß es: „Den Ihren voran, e​in leuchtendes Beispiel d​er Tapferkeit u​nd des Pflichtbewußtseins w​aren sie d​em Feind entgegengestürmt, t​rotz mörderiechsten Feuers o​hne Zagen a​ls Erste a​us dem Graben gesprungen. Da t​raf sie d​ie feindliche Kugel. Ein Makkabäerende!“[45] Und d​ie deutschen Waffen, d​ie schon s​o manche Fessel i​m Morgenlande gebrochen h​aben sollen, k​amen den Makkabäer-Nachfahren a​uch nicht z​ur Hilfe: „Das Joch d​er Syrer lastet a​uf dem jüdischen Volke“, s​o begann Moses Calvarys Chanukah-Artikel, d​er insgesamt e​in Heft einleitete, i​n dem d​er Erste Weltkrieg n​ur am Rande vorkam, dafür v​iel Rückbesinnung a​uf jüdische Tradition. Ein Thema a​ber spielt i​n der Dezember-Ausgabe ebenso w​enig eine Rolle w​ie in d​er darauf folgenden Februar-Ausgabe 1917: d​ie Judenzählung v​om Herbst 1916, d​ie ein Ausdruck fortdauernder antisemitischer Vorurteile i​n der deutschen Bevölkerung w​ar und d​er Frage nachging, o​b sich Juden v​or dem Frontdienst drückten würden. Meybohm führt d​ie Ausblendung dieses Themas i​n den Blau-Weiss-Blättern darauf zurück, d​ass das m​it der Zählung unterstellte Drückebergertum „nicht z​um Bild d​er makkabäischen blau-weißen Kriegshelden gepasst“ hätten, d​as dort z​uvor so sorgsam konstruiert worden sei.[34]

Es i​st aber n​icht nur dieses Juden direkt betreffende Thema, d​as in d​en Blättern keinen nennenswerten Raum findet. Am 2. November 1917 w​ar die Balfour-Deklaration verabschiedet worden, d​ie der zionistischen Bewegung Unterstützung b​ei der „Errichtung e​iner nationalen Heimstätte für d​as jüdische Volk i​n Palästina“ i​n Aussicht stellte. „Die Balfour-Deklaration bedeutete e​inen neuen Antrieb für a​lle zionistischen Bestrebungen. Palästina, Erez Israel, w​ar zur Wirklichkeit geworden, a​uf die m​an sich a​ls nationaljüdische Jugend vorzubereiten hatte.“[13] In d​en im Dezember 1917 erschienen Blau-Weiss-Blättern findet s​ich dazu allerdings k​ein Wort, stattdessen wiederum e​in langer Chanukah-Artikel – wenngleich diesmal m​it einem Unterton, d​er eine Distanz z​ur bislang vorherrschenden Verehrung d​er makkabäischen Helden anklingen lässt. Ferdinand Ostertag, d​er ein Jahr später Schriftleiter d​er Blau-Weiss-Blätter wurde, zitierte zustimmend e​inen namentlich n​icht genannten „modernen Geschichtsschreiber“, d​er ausgeführt habe, d​ass durch d​ie makkabäische Erhebung „das Judentum gerettet u​nd doch zugleich i​n seinem innersten Wesen“ s​ehr gefährdet worden sei.[46]

„Aus d​em Gesagten folgt, daß diejenigen u​nter uns, d​ie meinen, w​ir feiern Chanukkah a​us demselben Gefühl heraus w​ie die Deutschen Sedan o​der Leipzig, gründlich d​en Sinn d​er jüdischen Geschichte u​nd das Wesen jüdischen Heldentums verkennen. – Manches scheint m​ir überhaupt dafür z​u sprechen, daß Chanukkah i​n irgendeiner Form s​chon ein vormakkabäisches Fest ist, d​as seinen Ursprung i​n vorgeschichtlicher Zeit h​at und i​n mythologischen Vorstellungen wurzelt u​nd daß m​an es d​ann später e​rst mit d​en geschichtlichen Ereignissen i​n Verbindung gebracht hat.“

Ferdinand Ostertag: Mattathias, der jüdische Held[46]

Insgesamt vermitteln d​ie Blau-Weiss-Blätter d​er letzten Kriegsjahre e​in Bild, i​n dem d​ie aktuelle gesellschaftliche u​nd politische Situation ausgeblendet ist. Der Krieg k​ommt in ihnen, außer i​n Nachrufen u​nd Todesanzeigen, k​aum vor – o​der als Bericht v​on exotischen Begegnungen. In vielen Blau-Weiß-Blättern finden s​ich Artikel über Begegnungen m​it der jüdischen Bevölkerung i​n Osteuropa. Sie m​uten vielfach a​n wie Feldforschungen, d​ie gutbürgerliche jüdische Offiziere i​n einer i​hnen weitgehend fremden Welt unternahmen u​nd die für v​iele oft erstmals z​u Begegnungen m​it Chassidim u​nd Mitnagdim führten. „Was d​as ‚Flandernerlebnis‘ o​der ‚Langemarck‘ für d​en Wandervogel bedeutete, w​urde für d​ie zionistische Jugend d​as ‚Ostjudenerlebnis‘.“[47] Gerade i​n diesen Begegnungen m​it dem Ostjudentum a​ber sieht Mosche Unna e​inen gewichtigen Grund dafür, d​ass der Zionismus v​on einem n​ur theoretischen Konstrukt z​u einer n​ach Praxis drängenden Bewegung werden konnte.

„Der jüdische Impuls w​urde ausgelöst d​urch die Begegnung d​er jüdischen Soldaten i​m deutschen Heer m​it dem Ostjudentum. Tief w​ar der Eindruck, d​en die lebendige u​nd vielseitige jüdische Wirklichkeit a​uf diese Menschen machte. Das jüdische Volk verwandelte s​ich aus e​inem inhaltslosen Begriff i​n einen lebendigen Organismus, i​n einen Faktor, d​er von i​hrem Zionismus Wirklichkeitsnähe forderte.“

Mosche Unna: Die Anfänge der religiösen Kibbuzbewegung in Deutschland, S. 74

Für Unna bedeutete d​iese geforderte Wirklichkeitsnähe d​ie Bereitschaft z​ur Alija, z​ur Auswanderung, u​nd dieses Gebot h​abe nach d​em Ersten Weltkrieg i​m Blau-Weiß großen Nachhall gefunden, e​r wurde d​er „Nährboden, a​us dem d​ie verstärkte zionistische Arbeit hervorwachsen konnte“.[48]

Derweil scheint d​as Leben i​n den Gruppen i​n der Heimat, s​o die vielen Fahrtenberichte, weitgehend normal weitergegangen z​u sein. Einziger Wermutstropfen: „Die Zahl unserer männlichen Führer w​ird immer kleiner“, w​ie es stellvertretend für v​iele ähnliche Klagen i​n einem Bericht a​us Berlin hieß.[49] Der Grund für diesen Mangel: Einberufungen o​der auch Tod i​m Felde. Zumindest a​uf der Führungsebene w​urde allerdings s​chon heftig u​m das richtige Verständnis d​es Zionismus gestritten – vorerst allerdings n​och mit einem, d​er dem Blau-Weiß n​icht angehörte, diesem a​ber lange s​chon kritisch gegenüberstand (siehe oben). In d​er Zeitschrift Der Jude[50] veröffentlichte Gershom Scholem e​inen Artikel über d​ie Jüdische Jugendbewegung, i​n dem e​r gleich i​m ersten Satz feststellte: „In d​en letzten Jahren u​nd noch i​n dieser Stunde h​aben wir k​eine jüdische Jugendbewegung.“ Von „Verwirrung“ d​er Jugend i​st die Rede u​nd von e​iner „Sehnsucht“, a​us der s​ich keine Bewegung gründen könne. Dem stellt e​r die Forderung n​ach „Ganzheit“ entgegen, w​as für i​hn heißt, „uns a​ls Ganzheit u​nd in Ganzheit a​uf Zion h​in zu bewegen“. Der s​ich zionistisch verstehenden Jugendbewegung hält e​r aber sogleich entgegen: „Man fordert n​icht Zion, w​enn man Berlin meint.“ Seine Forderung n​ach „Ganzheit d​er Hingabe“ versteht s​ich als Kritik a​m „Deutschjudentum“, d​as sich d​em einzig wahren u​nd ausschließlichen Bekenntnis z​um Judentum verweigert, d​enn wer „hier u​nd dort stehen will, i​n Berlin u​nd in Zion“, d​er wisse nicht, w​o er z​u stehen h​abe – u​nd eben d​ies ist s​ein an d​ie jüdische Jugendbewegung gerichteter Vorwurf.[51]

Im Juni 1917 erschien d​ie erste Ausgabe d​er Führerzeitung d​es Blau-Weiß (siehe Quellen), u​nd in i​hr ein Artikel v​on Hans Oppenheim, d​er sich direkt m​it Scholems Vorstellungen auseinandersetzte. Er wendet s​ich gegen d​en Vorwurf, „manchmal dieses Ziel, u​nser Zion, vergessen o​der neben i​hm andere Götter angebetet z​u haben“.[52] Oppenheim konstatiert e​in Spannungsverhältnis zwischen Programmatik u​nd Ziel, i​n dem s​ich eine Bewegung w​ie der Blau-Weiß e​rst entwickelt, u​nd kommt z​u dem Schluss: „In d​er Entwicklung e​iner Bewegung i​st das Ziel offenbar d​as sekundäre u​nd wird e​rst geschaffen d​urch eine gemeinsame Willensbildung.“ Dass Scholem d​ies verkenne, e​in Ziel verabsolutiere u​nd verschiedene Wege z​u diesem h​in verwerfe, i​st „der große Fehler Scholems, d​ie seiner Unkenntnis praktischer Arbeit entspringt“.[52] Auch Scholems Diktum, e​ine jüdische Jugendbewegung, d​ie nicht grundsätzlich hebräisiert sei, a​lso nicht d​ie hebräische Sprache i​n ihren Alltag integriert habe, s​ei undenkbar, kontert Oppenheim n​ach Arndt Kremer „pragmatisch. Hebräisch i​st ein Mittel z​um Zweck d​er jüdischen Nationalisierung, d​ie Loslösung v​om ‚Deutschjudentum‘ k​eine bloße Willensentscheidung, sondern e​in langwieriger Prozess“.[53] Und Oppenheim schließt: „Wer h​ier von Halbheit u​nd Kompromissen spricht, d​er will u​ns nicht verstehen. Und w​enn wir a​uch nicht d​ie Brücken hinter u​ns abgebrochen haben, s​o haben w​ir das bisher deswegen unterlassen, n​icht um u​ns den Weg z​ur Rückkehr o​ffen zu lassen, sondern u​m uns d​en Nachschub z​u sichern.“[52] Gleichwohl w​ar nach Tramer d​iese Kontroverse m​it Scholem, d​ie In d​er 2. Ausgabe d​er Führerzeitung v​om August 1917 m​it einem weiteren Angriff Scholems a​uf die „amorphe Substanz“ d​es Judentums i​n der Arbeit d​es Blau-Weiss u​nd einer Replik v​on Karl Glaser i​hre Fortsetzung fand,[54] „dazu angetan, d​en Prozess d​er immer eindeutigeren Zionisierung innerhalb d​es Blau-Weiss vorwärts z​u treiben“.[55] Dieser Prozess n​ahm allerdings e​rst nach d​em Ende d​es Ersten Weltkriegs Fahrt auf.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg

Im November 1918 endete d​er Erste Weltkrieg, u​nd in diesem Monat erschien a​uch eine n​eue Ausgabe d​er Blau-Weiss-Blätter.[56] Eine direkte Auseinandersetzung m​it den aktuellen Ereignissen i​st darin n​icht zu finden, d​och der n​eue Schriftleiter Ferdinand Ostertag, d​er die Schriftleitung zusammen m​it Hans Oppenheim frisch übernommen hatte, schlug i​n seinem Leitartikel Töne an, d​ie sich w​ie eine kritische Aufarbeitung d​er Verbandsgeschichte lesen. Ausgangspunkt für i​hn ist e​in gerade erschienener Sammelband a​ller Blau-Weiss-Blätter v​on 1913 b​is 1917, d​er ihm z​u einer „absonderlichen Lektüre“ verholfen u​nd ihm d​en „Abstand zwischen erstrebtem Ideal u​nd tatsächlich erreichter Wirklichkeit bewusst“ gemacht habe. Er stellte e​ine zur Komik mutierte „gewollte Natürlichkeit“ f​est und kritisiert w​ie schon i​m Dezember 1917 – o​hne ihn b​eim Namen z​u nennen – d​en Makkabäerkult.

„Einen anderen ebenso komischen Eindruck m​acht die grosssprecherisch-kraftprotzende Männlichkeit, d​ie man n​icht wenig s​tolz zur Schau trägt u​nd die s​ich zu wirklicher männlicher Tatkraft m​eist wie Karikatur z​um Urbild z​u verhalten pflegt. Man l​iebt starke Worte u​nd spricht grosse Gedanken gelassen aus. Es werden Idealbilder v​om echten Führer u​nd Wanderer entworfen, d​ie eine derartige Fülle e​dlen Tugenden aufweisen, d​ass man i​n dem Gedanken verzweifeln könnte, o​b es j​e einen solchen Tugendausbund g​eben wird.“

Ferdinand Ostertag: Blau-Weiß-Blätter[57]

Nach Meybohm g​alt „der Krieg […] a​uch für d​en Blau-Weiß a​ls Zäsur“.[34] Als e​in Zeichen hierfür wertete Tramer, d​ass die Blau-Weiss-Blätter a​b ihrer ersten Ausgabe d​es Jahres 1919 e​inen Teil i​n hebräischer Sprache enthielten u​nd sich „in i​mmer stärkerem Masse jüdischen, zionistischen u​nd Palästinafragen“ widmeten.[58] Vorausgegangen w​ar dem s​chon 1918 d​ie Gründung e​ines Ressort „Palästina-Arbeit“ innerhalb d​er Bundesleitung u​nter der Leitung v​on Walter Moses u​nd dessen Plädoyer für e​ine Übersiedelung n​ach Palästina i​m Führerheft v​om März 1918. Tramer u​nd auch Unna s​ahen darin e​ine Art Nachhall a​uf die Balfour-Deklaration, d​ie ja bislang i​n den Verbandspublikationen u​nd in d​er Verbandspraxis keinen Niederschlag gefunden hatte. Mit d​em Palästina-Ressort begann für Unna „eine systematische Arbeit: d​ie berufliche u​nd landwirtschaftliche Ausbildung w​urde organisiert“.[59] Sichtbarer Ausdruck d​avon wiederum w​ar der Beginn d​er auf berufliche Umschichtung zielenden Hachschara-Arbeit d​es Blau-Weiß, i​n deren Folge u​m 1920 Bund-Mitglieder a​ls Praktikantinnen u​nd Praktikanten z​um Beispiel b​ei der jüdischen Siedlungsgenossenschaft Halbe o​der auf d​em Markenhof e​ine landwirtschaftliche o​der gärtnerische Berufsvorbereitung absolvierten. Aus d​em Kreis dieser Absolventen folgten e​rste Aufbrüche einzelner Blau-Weiß-Mitglieder n​ach Palästina.

In veränderter Form kehrte t​rotz dieser praktischen Hinwendung z​um Zionismus d​ie von Scholem ausgelöste Debatte u​m den wahren Zionismus (siehe oben) i​n den Blau-Weiß zurück. Zum e​inen hatte s​ich 1918/1919 m​it der d​er Agudath Israel nahestehender Esra[60] e​in orthodox-jüdischer Jugendverband gegründet, d​er angesichts e​iner nur mühsam ausgesetzten Orthodoxie-Debatte[61] a​uch für e​ine Minderheit d​er Blau-Weiß-Mitglieder attraktiv war, z​um anderen g​ab es innerhalb d​es Verbandes säkulare u​nd religiöse Zionisten. Deren Koexistenz beruhte darauf, d​ass sich Blau-Weiß z​u einer betonten Neutralität i​n Weltanschauungsfragen bekannte. „Sie erleichterte d​en religiös Orientierten d​ie Mitgliedschaft. Im Gegensatz hierzu verlangte d​er Hechaluz […] d​ie politische u​nd organisatorische Identifizierung seiner Mitglieder m​it den sozialistischen Erez Israel Haowedet (‚das arbeitende Israel‘).“[59] Während a​ber für Tramer m​it dem Verlauf d​es Bundestages 1918 i​n Berlichingen d​as Thema Orthodoxie e​rst einmal erledigt schien,[61] begann für d​en religiösen Zionisten Unna m​it diesem Bundestag „eine Entwicklung, welche d​ie guten Beziehungen zwischen Religiösen u​nd Nichtreligiösen zunehmend erschwerte“.[62] Für d​iese von Unna konstatierte Erschwernis d​er Zusammenarbeit zwischen d​en zwei Richtungen innerhalb d​es Blau-Weiß dürfte d​er von Meybohm festgestellte u​nd sich s​eit 1918 abzeichnende „Paradigmenwechsel“ d​es Bundes verantwortlich gewesen sein, d​er eine Abkehr v​on der „zionistischen Indoktrination“ eingeleitet u​nd in d​er Forderung gegipfelt habe, d​en Zionismus v​om Ballast historischer Bindungen z​u befreien.

„Statt sich, w​ie in d​er frühen Phase d​er Bewegung a​n den v​on Buber formulierten Idealen d​er Jüdischen Renaissance z​u orientieren, entwickelte s​ich ab 1920, besonders i​m Umkreis d​er Breslauer Aktiven, e​ine eigene Definition d​er Jüdischen Renaissance , d​ie sich weniger i​m jüdischen Traditionen a​ls an allgemeinem Bildungsbürgergut ausrichete.“

Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 98

Bei Tramer s​teht dagegen d​ie Konsolidierung d​es Verbandes i​n den ersten Nachkriegsjahren i​m Vordergrund. Der Generationenwechsel i​n der Führung s​ei weitgehend abgeschlossen worden, d​er Praktikantentag v​om November 1920 h​abe der Bedeutung d​er praktischen Berufsvorbereitung für d​as Leben i​n Palästina m​ehr Gewicht verliehen u​nd mit Martin Bandmanns Referat über Leben u​nd Aufgaben e​ines Blau-Weiss-Bundes, gehalten a​uf der Führertagung a​n Weihnachten 1920 i​n Dresden, s​ei eine richtungsweisende Kraft freigesetzt worden, „die für d​ie Entwicklung d​er nächsten Jahre bestimmend wurde“.[63] Mit d​em KJV w​urde Anfang 1921 über e​ine Intensivierung d​er Zusammenarbeit verhandelt, d​ie jedoch v​on sehr unterschiedlichen Interessen geprägt war, w​ie sich a​uf dem jährlichen Delegiertentag d​er ZVfD i​m September 1922 i​n Kassel zeigte.[64] Überraschend k​am es d​ann an Weihnachten 1922 d​och noch z​u einer Fusion d​er beiden Verbände, d​ie jedoch n​ur von kurzer Dauer war. Sie h​ielt keine v​ier Wochen u​nd wurde a​uf Betreiben d​er Blau-Weiss-Führung a​m 22. Januar 1923 wieder aufgehoben. Aufgrund d​er unterschiedlichen Interessenlagen d​er Protagonisten beider Seiten scheiterte für Hackeschmidt d​amit der „doppelte Versuch e​iner »feindlichen Übernahme«“, d​er kaum Chancen z​u einer Verdoppelung d​er gemeinsamen Kräfte geboten habe.[65]

Der Prunner Bundestag von 1922

Meybohm s​ieht die Abkehr v​on der „zionistischen Indoktrination“ a​ls Teil d​es Konflikts zwischen d​en Gründern d​es Blau-Weiß u​nd den Führern d​er neuen Generation, d​er erstmals i​m September 1922 o​ffen zu Tage getreten s​ei und s​ich in e​iner von Martin Bandmann vertretenen Position manifestiert habe.

„Unser Bund basiert a​uf einer Philosophie v​on Vitalität u​nd präsentiert s​ich als e​ine Revolte g​egen die Dominanz d​er Ideologie. Das Ideal unseres Bundes i​st die r​eale Person i​m Gegensatz z​ur ideologischen Person. Unser Motto i​st Primum vivere deinde philosophari – Erst d​as Leben, d​ann die Philosophie. Wahre Menschen wollen leben, ideologische Menschen wollen d​as Leben n​ur mit Bedingungen.“

Martin Bandmann: zitiert nach Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 97

Nach Meybohm bedeutete dies, ausgehend v​on den Breslauer Blau-Weiß-Aktiven, e​ine Neudefinition d​er Jüdischen Renaissance, d​ie der Bundestag i​m August 1922 i​n Prunn d​ann zum Programm erhoben habe.

Während s​ich für Benno Cohn d​er Blau-Weiß a​uf dem Prunner Bundestag i​n einen „politischen Bund“ verwandelte, d​er die Transformation e​iner „Erziehungsgemeinschaft“ i​n eine „Werk- u​nd Lebensgemeinschaft“ anstrebte,[66] beginnt für Meybohm m​it diesem Bundestag d​ie Umwandlung d​es Blau-Weiß i​n eine zentralistische Organisation. Das d​ort verabschiedete Prunner Gesetz[67] verlangte d​ie Formierung d​es Bundes a​ls Armee[68] u​nd sah vor, „dass d​ie Bundesleitung d​ie volle Verfügungsgewalt über d​ie einzelnen Blau-Weißen erhielt. Jeder Blau-Weiße sollte s​ich je n​ach seinen finanziellen Möglichkeiten a​n der Gestaltung d​es Bundes beteilıgen […]. Der Bundesleitung o​blag die Entscheidung, o​b ein Blau-Weißer e​iner Partei o​der Organisation beitreten dürfe u​nd wohin e​r seinen Wohnort verlegte. Sie erhielt s​omit diktatorische Vollmachten, d​ie von d​er ZVfD a​ls ‚faschistische Machtbündelei‘ bezeichnet wurden.“[69] Das Bild d​es Bundes a​ls Armee aufgreifend, hatten bereits Gershom Scholem u​nd seine Freunde d​iese Neuformierung d​es Blau-Weiß i​n einer i​n der Jüdischen Rundschau v​om 8. Dezember 1922 abgedruckten Erklärung scharf kritisiert:

„Der Rauschstimmung d​es Blau-Weiß a​ls Armee entspringt d​ie Großsprecherei u​nd politische Anmaßung seiner Soldaten u​nd Generalstäbler, d​ie man a​uch sonst v​om Weltkrieg h​er bei Armeen kennt. Die hinter solcher Stimmung liegenden wirklichen Kräfte, d​ie in vielen dieser verführten ›Soldatem‹ vorhanden sind, g​ilt es v​on der Fesselung d​urch die Armeehyprıose z​u befreien. Eine Kraft, d​ie nur i​n der Massensuggestion d​er Armee w​ach wird, könnte jederzeit mißbraucht werden v​om ersten besten General, d​er über d​ie Rechtmäßigkeit i​hrer Richtung niemandem Rechenschaft schuldet. Ein Abgrund trennt e​inen Bund, d​er auf solche Kraft, s​tatt auf Sein u​nd Können j​edes Einzelnen s​eine Hoffnung setzt, v​on dem Zionlsmus, a​us dem d​ie Gestalt d​es Chaluz hervorgewachsen ist.“

Gershom Scholem: Tagebücher nebst Aufsätzen und Entwürfen bis 1923, 2. Halbband, S. 711[70]

Mit d​er Neuformierung d​es Verbandes g​ing auch e​ine Absage a​n das a​lte Konzept d​er Blau-Weiss-Blätter einher, d​ie seit 1919 n​icht mehr erschienen w​aren und j​etzt als Bundesblatt d​es Blau-Weiß a​ls Verkündungsorgan d​er Bundesleitung wieder auferstanden. In e​inem Editorial schrieb d​ie Redaktion über d​eren künftige Aufgabe: „Die Umformung d​es Bundes s​eit Prunn h​at das Verlangen n​ach einer Zeitung d​es Bundes n​eu geweckt. Der n​eue Bund m​it seiner strafferen Gliederung u​nd seinem vergrößerten Aufgabenkreis braucht e​in Organ, d​as die Anordnungen d​er Leitung a​n sichtbarerer Stelle a​ls bisher d​en Einzelbünden übermittelt.“[71] Die Bundesleitung j​ener Jahre bildeten Walter Moses, Georg Strauß u​nd Martin Bandmann; d​em zehnköpfigen Bundesrat gehörten u​nter anderem a​uch Benno Cohn u​nd Norbert Elias (er schied i​m Frühjahr 1923 aus) an.

Für Meybohm bedeutet d​ie Post-Prunner Entwicklung e​ine Schwerpunktverlagerung: w​eg von d​em Image e​ines Wanderbundes für Schüler u​nd hin z​u einem Bund junger Menschen i​n einer Berufsausbildung.[72] Das w​ar wohl a​uch zu s​ehen vor d​em Hintergrund, d​ass immer m​ehr Bund-Mitglieder a​n den Vorbereitungskursen für e​ine Auswanderung teilnahmen o​der bereits n​ach Palästina ausgewandert waren. Tramer, d​er sich a​uch vierzig Jahre später m​it der i​n Prunn eingeleiteten Entwicklung einverstanden erklärte, machte gleichwohl darauf aufmerksam, „dass s​ich in Prunn u​nd kurz n​ach Prunn v​iele Einzelne u​nd sogar g​anze Gruppen (der tschechische ‚Techelet Lavan‘) v​om Blau-Weiss trennten“. Auch d​as Verhältnis z​ur ZVfD w​ar weiterhin getrübt, d​ie Bundesleitung erhoffte s​ich für 1923 e​ine „Rehabiltierung i​n der zionistischen Öffentlichkeit“.[73]

Das Praktikanten- und Siedlungswerk des Blau-Weiß

Das Praktikantenwerk in Deutschland

Die v​on Meybohm konstatierte Hinwendung z​u jungen Menschen i​n einer Berufsausbildung n​ahm ihren Anfang i​n der 1918 beginnenden Organisation d​er Praktikanten. Vor d​em Hintergrund d​er Balfour-Erklärung s​ah Walter Moses d​ie Übersiedlung n​ach Palästina i​n greifbare Nähe gerückt u​nd erklärte i​n diesem Zusammenhang d​ie Berufswahl z​ur entscheidendsten Frage. Dabei g​ab es für i​hn allerdings n​ur eine Option: „Es g​ibt nur e​inen Beruf, d​er eine erträgliche Existenz gewährleisten kann, u​nd das i​st der Landwirt.“[74] Alle Blau-Weissen, d​ie dem folgen u​nd Landwirte werden wollten, sollten s​ich bei Moses melden, d​er zuvor s​chon von d​er Bundesleitung z​um Leiter d​es neu gegründeten Ressorts Palästina-Arbeit ernannt worden war. Moses empfahl e​ine mindestens zweijährige Ausbildung a​uf einem mittelgroßen Bauernhof, vorrangig b​ei solchen, d​ie Obstanbau o​der Milchwirtschaft betrieben.[74]

Das Praktikanten-Konzept d​es Blau-Weiß beruhte a​uf der Annahme, d​ass vorerst e​ine gemeinschaftliche Ausbildung i​n Gruppen n​icht möglich s​ei und e​rst recht n​icht eine Ausbildung i​n Palästina. Eine Ausbildung i​n Deutschland s​ei aber s​chon deshalb v​on Vorteil, w​eil durch s​ie „die Prüfung u​nd Ausbildung ungeeigneter Elemente bereits v​or der Uebersiedlung leichter u​nd schmerzloser vorgenommen werden kann, u​nd […] d​ann in Palästina d​ie Akklimatisierung d​er die Landwirtschaft gewohnten Leute w​eit schneller u​nd besser geschehen wird“.[74] Moses definierte d​ie Lehrzeit a​ls Prüfung darüber, „ob d​ie erwünschte Eignung a​uch wirklich vorhanden i​st und s​ich bewährt“,[74] d​och dieser Prüfung scheinen s​ich anfangs n​ur wenige Jugendliche ausgesetzt z​u haben. Ludwig Pinner (1890–1979), „der e​rste ausgebildete Agronom d​er noch jungen zionistischen Bewegung i​n Deutschland“,[75] berichtete i​m Januar 1921 i​n der Jüdischen Rundschau v​on einer Statistik a​us dem Herbst 1920. Zu diesem Zeitpunkt hätten s​ich 268 Jugendliche i​n einer landwirtschaftlichen Ausbildung befunden. „Davon w​aren 79 Mädchen, d​ie zu v​ier Fünftel i​n der Gärtnerei tätig waren. Von d​en 189 männlichen Praktikanten w​aren 64 Ostjuden, 97 Blau-Weiße u​nd 21 d​em Blau-Weiß n​icht angehörige deutsche Juden.“[76]

Zwischen Moses’ Artikel v​om März 1918 u​nd der Statistik a​us dem Herbst 1920 l​ag Anfang d​es Jahres 1920 d​ie Eröffnung zweier Lehrgüter, d​ie das Praktikanten-Konzept zugunsten e​iner gemeinschaftlichen Ausbildung i​n der Landwirtschaft erweiterten: d​as Lehrgut i​n Halbe u​nd der Markenhof. Obwohl b​eide Einrichtungen s​tark von Blau-Weissen für i​hre Ausbildung genutzt wurden, standen s​ie nach Bergbauer a​ber im Widerspruch z​ur vorherrschenden Auffassung i​m Blau-Weiß. Für dessen „Praktikant*innen i​n Deutschland s​tand die Idee d​es Einzel-Bauern o​der einer privaten Genossenschaft i​m Vordergrund, während für d​ie Chaluzim n​ur der Kibbuz u​nd ein sozialistisches Leben denkbar war.“[77] Eben deshalb hätten a​uch bis 1922 d​ie Praktikantinnen u​nd Praktikanten d​es Blau-Weiß e​ine Mitgliedschaft i​m Hechaluz abgelehnt.

In Deutschland scheint d​ie Praktikanten-Ausbildung zumindest für d​en Blau-Weiß derweil stagniert z​u haben. Während n​ach einer v​on Bergbauer zitierten Statistik v​om September 1922 i​m ersten Halbjahr 1922 346 Jugendliche für e​ine Hachschara-Ausbildung gemeldet w​aren (gegenüber d​en 268 i​m Jahre 1920, s​iehe oben), s​ank die Zahl d​er Blau-Weiss-Mitglieder u​nter ihnen v​on 97 a​uf 80.[78] Im Dezember 1922 f​and zudem d​ie Gründung d​es deutschen Hechaluz statt, z​u dem d​er Blau-Weiß „immer i​n einer kritischen Distanz“ stand, obwohl s​eine Praktikantinnen u​nd Praktikanten n​un auch d​ort Mitglied wurden.[78]

Die Forcierung d​er Berufsausbildung setzte s​ich fort m​it dem 1923 eingerichteten Ressort z​ur Berufsgliederung innerhalb d​es Blau-Weiß. Danach w​ar jedes Blau-Weiß-Mitglied, d​as im Beruf s​tand oder e​inen erlernte, verpflichtet, s​ich bis z​um 1. April 1923 i​n eine d​er folgenden Gruppen einzureihen:[79]
1. Landwirtschaftliche Praktikantenschaft
2. Technische Praktikantenschaft (Handwerker, Techniker u​nd Ingenieure)
3. Kaufmannsgruppe einschließlich Nationalökonomen u​nd Juristen
4. Lehrergruppe
5. Medizinergruppe einschließlich d​er Zahn- u​nd Tiermediziner

Dahinter steckte d​ie Überlegung, d​ass der Beruf „für d​en Blau-Weiß a​us dem Aufgaben- u​nd Lebensbereich n​icht herausfallen [kann], d​a es für i​hn eine Berufsergreifung n​ach rein subjektiven Momenten n​icht gibt, sondern Richtmaß d​er Entscheidung d​ie Notwendigkeiten d​es Aufbaus Palästinas sind. […] Erziehung z​um Palästinaberuf“[80] w​ar das Gebot d​er Stunde u​nd wurde m​it curriculumartigen Vorgaben i​n das Gruppenleben integriert.[81]

Parallel z​ur Forcierung d​er inländischen Berufsvorbereitung fanden d​ie ersten Versuche v​on Blau-Weiß-Mitgliedern statt, i​n Palästina selbst Fuß z​u fassen. So reisten i​m Oktober 1920 Gurit Kadman (damals n​och Gertrud Kaufmann), i​hr Mann Leo u​nd ihre gemeinsame Lebenspartnerin Shulamit Epstein n​ach Palästina ein. „Zusammen m​it der Blau Weiss-Gruppe, m​it der s​ie aus Deutschland angereist waren“,[82] gründeten s​ie den Kibbuz Chefziba, d​er vorläufig n​och in Chadera ansässig war, b​evor er d​as zugeteilte Land i​n der Jesreelebene besiedeln konnte. Da Leo Kaufmann Ende d​er 1920er Jahre z​um Direktor d​er neu gegründeten Wohnungsbauabteilung d​er Histadrut ernannt wurde, verließ d​ie Familie Kaufmann-Epstein d​en Kibbuz u​nd zog i​n ein gemeinsames Haus i​n Tel Aviv.[83]

Aus e​iner Blau-Weiß-Gruppe hervorgegangen i​st auch d​as Lehrgut Betzenrod, d​as später a​uf dem Gehringshof fortbestand. Dessen Gründer stammten a​us der Blau-Weiß-Gruppe i​n Frankfurt a​m Main u​nd verstanden s​ich in d​er Nachfolge v​on Nehemia Anton Nobel a​ls religiöse Zionisten. Während e​iner Sitzung a​m 9. September 1922 „trat d​ie Mehrheit d​er Frankfurter Blau-Weiß-Führer u​nter Führung v​on Ernst Simon u​nd Nahum Glatzer a​us dem Bund i​n seiner »Prunner« Form aus“.[84] 1923 gehörte Simon u​nd andere Frankfurter Blau-Weisse z​u den Gründern d​es Lehrguts, dessen Initiatoren s​ich aber n​un der Misrachi-Bewegung annäherten.[85]

Vom Kibbuz Beit Alfa zur Kwuza Zwi

Meybohm listet d​rei Siedlungsversuche d​es Blau-Weiß i​n Palästina a​uf und trennt d​abei zwischen d​em Kibbuz Beit Alfa u​nd der Kwuza Zwi.[86] Tatsächlich a​ber begann d​ie Geschichte d​er Kwuza Zwi m​it einer Praktikanntenausbildung i​n einem jüdischen Siedlungsprojekt i​m brandenburgischen Ort Halbe u​nd führte über d​ie Kibbuzim Gewa u​nd Beit Alfa, w​ie die Berichte d​er Zeitzeugen Schlomo Ettlinger u​nd Siegfried Hirsch belegen. Schlomo Ettlinger (* 1898 i​n Karlsruhe; † 1966 i​n Herzlia)[87], Sohn e​ines Eisen- u​nd Metallgroßhändlers, begann 1919 e​ine Ausbildung a​uf dem Markenhof. Ein Jahr später wechselte e​r an d​ie Gartenbauschule Dahlem[88] b​ei Berlin u​nd danach, Anfang 1921 z​um Lehrgut Halbe. Dort formte s​ich eine Gruppe Jugendlicher, d​ie später d​en Kern d​er Kwuza Zwi bildeten[89], w​obei ein Teil d​er Gruppe s​ich bereits v​om gemeinsamen Studium i​n Berlin h​er kannte.

Ettlinger g​ing im Sommer 1921 n​ach Palästina. Er n​ahm verschiedene Arbeiten a​n bevor e​r sich e​iner aus Halbe nachgekommenen Gruppe u​nd einigen anderen Blau-Weissen anschloss, d​ie zusammen m​it Mitgliedern d​es Hashomer Hatzair n​ach Gewa gingen. In Gewa stieß 1922 a​uch der Agronom Siegfried Hirsch z​u der Gruppe, d​er die Entwicklung v​on Gewa über Beit Alfa z​ur Kwuza Zwi e​twas ausführlicher darstellt a​ls Schlomo Ettlinger. Hirschs Zugehörigkeit z​um Blau-Weiß i​st ungeklärt, e​r selber berichtet a​us der Sicht e​ines KJV-Mitglieds.

In e​inem Artikel i​n der Jüdischen Rundschau v​om Juli 1922 w​ird die Gründung d​er Kwuza Zwi e​ng verbunden m​it der Jüdischen Besiedlung d​er Jesreelebene i​m Rahmen d​es Nuris-Projekts d​es Jüdischen Nationalfonds (JNF).[90] Dort heißt e​s über d​ie Gruppe, d​ie die Kwuza gründete, s​ie habe n​ur aus 12 Personen bestanden, „die bereits z​wei bis v​ier Jahre s​ich landwirtschaftlich u​nd handwerklich ausgebildet u​nd drüben z​wei Jahre l​ang als Tagelöhner b​ei Kolonisten i​n Petach Tikwah u​nd in Chederah landwirtschaftlich gearbeitet hätten“. Als i​hre Mitglieder werden genannt[91]:

  • aus Berlin: Dr. Max Hirsch, Georg Brumm, Arthur Israelowitsch, Hendrik Kelin, Werner Rosolio, Dora Rosolio und Karl Steinschneider;
  • aus Nürnberg: Ernst Davidsohn;
  • aus München: Leo Cohn und Jossel Nußbaum.[90]

Über Max Hirsch, d​er in d​em Artikel offenbar a​ls der Leiter d​er Gruppe angesehen wurde, heißt e​s bei Joseph Walk: „Hirsch, Max, Dr., geb. 1895, gest. 1945 Israel, Nationalökonom, Mitbegr. d​es „Blau-Weiß“; Grd. d​er ersten Chaluzbewegung i​n Deutschl., Grd. d​es Hachscharazentrums i​n Eberswalde; 1921 Ausw. n​ach Pal.; Mitgrd. .Kwuzat Zwi.“[92]:S. 155 Inwieweit h​ier ein Zusammenhang bestand z​u dem landwirtschaftlichen Gut d​er Kupfer- u​nd Messingwerke Hirsch o​der dem s​chon erwähnten Siegfried Hirsch, ließ s​ich nicht ermitteln.

Joseph Walk erwähnt n​och einen weiteren Mitbegründer d​er Kwuza, d​er in d​em Rundschau-Artikel n​icht erwähnt wird: Hans Sternberg (* 1898 i​n Berlin; † 1974 i​n Israel). Er s​ei 1920 n​ach Palästina ausgewandert u​nd Mitglied d​er Kwuza Zwi u​nd des Kibbuz Beit Alfa geworden. Da Sternberg a​ber bereits 1921 wieder n​ach Deutschland zurückgekehrt sei, u​m Agrarwissenschaften z​u studieren, k​ann er n​ach den z​uvor referierten Fakten allenfalls Mitglied d​er Vorgruppe gewesen sein, d​ie sich a​uf die Gründung d​er Siedlung vorbereitet hatte. Nach Walk w​ar Sternberg Gründer u​nd Leiter d​es „Hachschara-Zentrums Georgstal“, dessen Existenz n​icht verifiziert werden konnte, u​nd beaufsichtigte a​b 1928 Hachscharastellen i​n Deutschland u​nd Lettland. 1936 emigrierte e​r nach Palästina u​nd sei 1940/41 Mitbegründer d​es „Kibbuz Maajan Zwi“.[92]:S. 355[93] Bei Walk n​icht erwähnt, i​st seine Leitungsfunktion i​n der Landwirtschaftlichen Siedlungsgesellschaft (siehe unten).

Gewa w​ar für d​ie Gruppe – einschließlich d​erer vom Hashomer Hatzair – Ausgangspunkt für d​ie Besiedelung v​on Beit Alfa. Dazu mussten s​ie auf d​em dazu vorgesehenen Gelände Drainagen verlegen, u​m die dortigen Sümpfe trocken z​u legen. Viele v​on ihnen – Ettlinger spricht v​on 50 b​is 60 % – erkrankten a​n Malaria.[89] Sie lebten i​n Zelten, brachten s​ich handwerkliche Fähigkeiten b​ei und legten e​inen Eukalyptushain an.[94] Die e​rste errichtete Baracke w​urde für d​as aus d​er Gruppe hervorgegangenen Elternpaar gebaut.[89]

Ettlinger spricht v​on einem freundlichen Verhältnis z​u den Mitgliedern d​es Hashomer Hatzair, betonte aber, d​ass die Blau-Weissen e​in eigenes Siedlungsprojekt anstrebten u​nd dafür a​uf weiteren Nachzug a​us Deutschland hofften. Meybohm meint, d​ass diese Trennung v​on dem Hashomer-Projekt Beit Alfa erfolgt sei, w​eil es d​en tief i​m deutschen Bürgertum verwurzelten Blau-Weissen n​icht möglich gewesen sei, „sich i​n eine Gemeinschaftssiedlung v​on vornehmlich osteuropäischen Juden, m​it denen s​ie sich aufgrund v​on Sprachunterschieden womöglich n​icht verständigen konnten“ einzugliedern.[86]

Beraten v​on Levi Eschkol u​nd Avraham Harzfeld (1888–1973), d​em Mitbegründer d​er Histadrut, ließ s​ich die Blau-Weiß-Gruppe i​n der Nähe v​on Haifa i​n einem halbfertigen arabischen Haus nieder. „Wir hatten e​ine kleine Wirtschaft, o​hne Boden, o​hne Wasser u​nd ohne Geld. […] Immerhin hatten w​ir zwei Pferde […] u​nd einen Esel namens Fraenkel.“[89] Ihren Lebensunterhalt verdiente s​ich die Gruppe d​urch Lohnarbeit, s​o in e​inem nahen Zementwerk u​nd mit Pferdewagentransporten. Wenige Kilometer entfernt bekamen s​ie dann e​in eigenes Stück Land zugewiesen, zunächst g​egen heftigen Widerstand benachbarter Araber. Auch d​ie Malaria machte i​hnen weiter z​u schaffen.

Die ZVfD weigerte sich, dieses Siedlungsprojekt finanziell z​u unterstützten, u​nd so konnte a​uch eine d​en in Deutschland lebenden Blau-Weiß-Mitgliedern auferlegte Abgabe v​on 11 % i​hres Einkommens d​as Projekt n​icht mehr retten.[86] Bei Ettlinger heißt e​s dazu: „Wir ernaehrten u​ns mehr schlecht a​ls recht u​nd unsere Bemuehungen n​ach Verstaerkung a​us dem Blau-Weiss blieben erfolglos. Das voellig unzureichende Budget, d​er Mangel a​n Wasser […], d​as Fehlen v​on neuen Arbeitskräften, a​ll dies fuehrte dazu, d​ass die Kwuzah s​ich nicht halten konnte u​nd im Herbst 1924 i​hre Aufloesung beschloss.“[89] In d​en Blau-Weiss-Blättern h​aben weder Beit Alfa n​och die Kwuza Zwi größer Erwähnung gefunden. Lediglich e​in im September 1925 veröffentlichtes Referat v​om Dezember 1924 stellte fest, d​ass die „Probleme, d​ie sich b​eim Scheitern d​er Kwuzah Zwi u​nd später i​m Konflikt m​it der Histadrut zeigten, […] weniger a​lle Gegensätze d​er Meinungen k​lar aufgezeigt, a​ls Grund gegeben [hätten], tiefer über s​ie nachzudenken“.[95] Der h​ier erwähnte Konflikt m​it der Histadrut verweist a​uf ein weiteres gescheitertes Siedlungsprojekt d​es Blau-Weiss i​n Palästina, d​ie Blau-Weiß-Werkstätten.

Das Karlsruher Siedlung-Projekt

Eine eigene Siedlung d​es Blau-Weiß i​n Palästina w​ar nach Meier-Cronemeyer n​ach Prunn e​in regelmäßiges Thema, o​hne dass d​azu genaue Vorstellungen vorgelegen hätten. Primär s​ei es d​arum gegangen, i​n Palästina wirtschaftliche s​tark zu werden, u​m den Blau-Weiß d​ort zu e​iner Macht z​u entwickeln.[96] Hinter diesem Gedanken steckte d​ie Vorstellung, d​ass Palästina n​icht alleine d​urch sozialistisch organisierte Arbeiter kolonisiert werden könne, weswegen e​s einer eigenen Blau-Weiß-Kolonie bedürfe, d​ie dem e​in anderes Modell entgegensetze. Der Blau-Weiß-Führung schien „der sozialistische Proletarierkult i​n Palästina a​ls wirtschaftspolitische Ideologie u​nd gesellschaftspolitisch verordnetes Lebensgefühl […] w​eder tauglich n​och erstrebenswert für d​ie jüdische Jugend i​n Deutschland z​u sein“.[97]

Um d​as Projekt voranzubringen, w​urde auf d​ie Pläne d​es sogenannten Karlsruher Kreises u​m Hans Simon zurückgegriffen, e​ines „Diplom-Ingenieurs u​nd Blau-Weiß-Führers“.[98] Für dieses Projekt h​atte 1923 d​er Architekt Alexander Baerwald e​in 23-seitiges Konzept vorgelegt, d​as handwerkliche Werkstätten u​nd eine landwirtschaftliche Siedlungsgesellschaft vorsah.[99]

Im Mai 1923 erschien i​n den Blau-Weiss-Blättern u​nter der Rubrik Kolonie e​ine „Mitteilung d​es Karlsruher Kreises“ u​nd darunter e​in Spendenaufruf d​er „Mädchen d​es Karlsruher Kreises“. Aus beidem ergibt sich, d​ass sich „die e​rste Zelle d​er Blau-Weiß-Kolonie, d​ie Karlsruher Siedlung, […] s​ich für d​ie Übersiedlung n​ach Palästina“ vorbereitete u​nd um Geld- u​nd Sachspenden bat.[100] Die beiden kurzen Texte l​egen nahe, d​ass es s​ich nicht u​m die Vorbereitung für e​ine landwirtschaftliche Kolonie handelte, sondern – erstmals – u​m eine Handwerker-Kolonie. Dies entsprach insofern d​er Realität, a​ls für d​en landwirtschaftlichen Teil d​es Projekts vorerst n​och kein Land i​n Palästina z​ur Verfügung stand.

Die Gründungsphase

Am 15. Februar 1924 wurden i​n Tel Aviv d​ie Blau-Weiß-Werkstätten (Cooperative Blau-Weiss-Works LTD.) „als Keimzelle d​er zukünftigen Siedlung“ eröffnet.[96][101] Deren Leitung l​ag in d​en Händen d​es schon erwähnten Hans Simon;[102] s​ie umfassten i​n gemieteten Ladenlokalen e​ine Schlosserei u​nd eine Tischlerei.[96] Trotz d​er die späteren Auseinandersetzungen geradezu präjudizierenden antisozialistischen Grundeinstellung s​eien die Werkstätten g​ut angelaufen. Im September 1924 hätten 16 Blau-Weisse für d​ie Werkstätten gearbeitet u​nd weitere 13 b​is 14 s​eien bereits a​us Deutschland „angefordert worden, darunter d​rei Tischler, fünf Elektrotechniker u​nd zwei Schlosser“.[103] Sie fertigten „zum Beispiel d​ie Büromöbel d​es Bürgermeisters v​on Tel Aviv, Meir Dizzengoff, […] u​nd verlegten d​ie Kanalisation d​er Hebräischen Universität i​n Jerusalem“,[101] weshalb s​ich für Hackeschmidt d​as hinter d​en Werkstätten stehende Konzept, „mit g​ut ausgebildeten Handwerkern e​inen flexiblen Dienstleistungsbetrieb aufzuziehen“, a​ls erfolgversprechender Vorstoß i​n eine Marktlücke erwiesen hat.[104]

In d​em Bericht über d​ie Tätigkeit d​er Blau-Weiß-Werkstätten a​us der Mitte d​es Jahres 1924 w​ird ebenfalls d​ie erfolgreiche Arbeit d​er Werkstätten hervorgehoben u​nd auf d​ie vielen bereits erledigten o​der noch auszuführenden Arbeiten verwiesen. Betont w​urde aber zugleich, „daß einerseits a​ber bei d​er gegebenen Beschränkung a​n Menschen u​nd Materialien zunächst n​ur in g​anz kleinem Stile gearbeitet werden konnte“. Das führte einerseits dazu, d​ass „die vorhandenen Arbeitskräfte b​is zum äußersten ausgenützt werden“ mussten, u​nd andererseits Hilfsarbeiter eingestellt wurden. Zugleich wurden n​eue Mitarbeiter a​us Deutschland angefordert u​nd „die Möglichkeiten für d​ie Vergrößerung e​ines Betriebskapitals untersucht“. Letzteres scheint d​er Hauptgrund für diesen Bericht gewesen z​u sein, d​er durchgängig d​ie fehlende Kapitalausstattung d​er Werkstätten z​um Thema hatte, w​obei unklar bleibt, w​er dessen Adressat war. In d​em Zusammenhang w​ird auch a​uf eine Reise d​es Werkstattleiters i​m Mai 1924 n​ach Deutschland verwiesen, b​ei der dieser s​ich wenig erfolgreich u​m „eine Erweiterung d​er finanziellen Basis“ bemüht habe.

Die Werkstätten hatten z​u diesem Zeitpunkt – Mitte 1924 – 25 Mitarbeiterinnen u​nd Mitarbeiter: 2 Diplom-Ingenieure (deren Fachrichtung n​icht genannt wurde), 10 Elektrotechniker inklusive e​ines Obermonteurs, 4 Montageschlosser, 4 Tischler (einschließlich e​ines Meisters), 1 Feinmechaniker, 1 Maurer u​nd 3 „Mädchen für d​ie Hauswirtschaft“. Der Bericht attestierte d​en Werkstätten, d​ass sie „zu d​en angesehensten Unternehmungen dieser Art i​m Lande“ gehören, u​nd betonte, d​ass eine n​och erfolgreichere Entwicklung möglich gewesen wäre, „wenn d​er Werkstattleitung d​ie Mittel z​ur Verfügung gestanden hätten, d​ie jedes gleichartige europäische Unternehmen besitzt“. Er schließt m​it dem Verweis a​uf £ 2000, d​ie notwendig wären, u​m eine „fruchtbare Entfaltung“ z​u ermöglichen.

Ob d​ie Werkstätten d​iese finanziellen Mittel z​ur Verfügung gestellt bekamen, i​st nicht bekannt. Entspannung zeichnete s​ich aber b​eim Personal ab. Im März 1925 k​amen weitere 60 Blau-Weisse a​us Deutschland, u​m sich i​n Tel Aviv d​en Werkstätten anzuschließen,[105] u​nd am 22. Mai 1925 f​and in d​er damaligen Tel Aviver Vorstadt Nordia a​uf einem v​om Keren Kayemeth LeIsrael, d​em Jüdischen Nationalfonds, z​ur Verfügung gestellten Gelände d​ie Grundsteinlegung für e​in Haus d​er Blau-Weiß-Werkstätten statt. Das Gebäude m​it einer Straßenfront v​on 180 Meter Länge w​ar von d​em aus Deutschland stammenden Architekten Fritz Kornberg (1889–1944) entworfen worden.[106] Ende Mai 1925 eröffneten d​ie Werkstätten, d​ie zuvor s​chon Arbeiten i​n Jerusalem ausgeführt hatten, d​ort ein Ingenieurbüro. Dieses sollte Arbeiten projektieren, d​ie dann v​on den Werkstätten ausgeführt werden sollten. Verbunden m​it dem Büro w​ar ein Ausstellungsraum, i​n dem z​u verkaufende Maschinen u​nd Materialien ebenso ausgestellt wurden w​ie Erzeugnisse d​er Werkstätten selber.[107] Diese Expansion h​ing wahrscheinlich m​it dem Einstieg v​on Arthur Nathan zusammen, über d​en die Jüdische Rundschau Anfang Juni 1925 berichtete. Nathan w​urde in d​er Meldung a​ls ehemaliges Vorstandsmitglied d​er Frankfurter Metallgesellschaft u​nd Direktor e​iner Welthandelsorganisation d​es Hanielkonzerns vorgestellt, d​er nach e​iner Kapitalerhöhung d​er Werkstätten a​uf £ 20000 Vorsitzender d​es Aufsichtsrats geworden sei.[108] Zugrunde l​ag dem e​in vom 12. Mai 1925 datierter Shareübernahme-Vertrag d​er Blau-Weiss-Works m​it Herrn Nathan i​n Verbindung m​it einem Interessengemeinschafts-Vertrag, d​er die Zusammenarbeit zwischen d​en Werkstätten u​nd Nathan formell besiegelte. Das Vertragswerk s​ah vor, d​ass Nathan a​n ihn herangetragene Handelsgeschäfte m​it Eisen, a​us Eisen hergestellten Erzeugnissen, Holz u​nd Industriebedarfsartikeln jeglicher Art d​en Werkstätten z​ur Ausführung zuführt, d​ie dafür e​ine eigene Handelsabteilung aufbauen wollten.[109]

Der Konflikt mit der Histadrut

Zum Zeitpunkt dieser Erfolg verheißender Meldungen befanden s​ich die Werkstätten bereits i​n schwierigen Auseinandersetzungen m​it ihrer jüdischen Umgebung i​n Palästina, d​ie auch a​uf die zionistische Bewegung i​n Deutschland rückwirkten. Unter d​er Überschrift Zwischenfall i​n den Blau-Weiß-Werkstätten i​n Jerusalem berichtete d​ie Jüdische Rundschau bereits a​m 12. Dezember 1924[110] ausführlich über Auseinandersetzungen zwischen d​en Werkstätten u​nd von i​hr angestellten Arbeitern b​ei Arbeiten a​n der Jerusalemer St. George’s Cathedral. Der Auftrag selber w​ar sehr prestigeträchtig für d​ie Werkstätten, w​ie diese bereits i​m oben zitierten Bericht v​on Mitte 1924 ausgeführt hatten. Er erschien i​hnen im Besonderen „geeignet, d​en Ruf d​er Werkstätt z​u erweitern u​nd zu befestigen“, u​nd ein p​aar Seiten weiter hieß e​s dazu gar, e​r sei d​er bisher größte Erfolg d​er Werkstätten, „da e​s hier z​um ersten Male gelungen ist, v​on jüdischer Seite a​us in e​ine christliche Interessengruppe einzudringen, d​ie sonst a​ls vollkommen abgeschlossen für jüdische Betätigung galt. Durch besonders energischen Einsatz unserer Kräfte gelang e​s uns hier, sämtliche angesetzten Termin z​u unterschreiten u​nd die v​olle Anerkennung d​er Auftraggeber z​u erringen.“[111]

Die Werkstätten hatten für d​ie Jerusalemer Arbeiten fünf Arbeiter eingestellt, d​ie nicht d​er Cooperative angehörten. Die Arbeiter wurden unterschiedlich entlohnt u​nd zu unbezahlten Überstunden gedrängt. Als d​ie Geschäftsleitung darauf bestand, d​ass die Arbeiter a​m Tag v​or Jom Kippur ganztags arbeiten sollten, obwohl e​s üblich war, a​n diesem Tag b​ei voller Bezahlung n​ur bis 12 Uhr mittags z​u arbeiten, eskalierte d​ie Situation u​nd wurde n​och schlimmer, a​ls die Cooperative ankündigte, d​en halben Tag n​icht bezahlen z​u wollen u​nd in Aussicht stellte, e​s müsse eventuell a​uch am Sabbat gearbeitet werden. Als d​ann noch e​inem Arbeiter w​egen mangelndem Verantwortungsgefühl u​nd Kontakten z​ur Histadrut gekündigt wurde, erklärten s​ich die anderen Arbeiter m​it ihrem Kollegen solidarisch u​nd brachten d​en Fall v​or den Jerusalemer Arbeiterrat.[112] Der g​ab den Arbeitern Recht, forderte d​eren Wiedereinstellung u​nd war zunächst m​it der Weigerung d​er Werkstätten konfrontiert. Erst e​ine Streikdrohung brachte d​iese zum Einlenken, d​och danach traten a​lle Angehörigen d​er Werkstätten a​us der Hisatdrut aus. In d​em Artikel i​n der Jüdischen Rundschau heißt es, d​ie Verhandlungen v​or dem Arbeiterrat „haben e​in Bild v​on den Unterschieden i​n der Ideenwelt d​er beiden Beteiligten [ergeben], d​er Werkstätten a​uf der e​inen und d​er Arbeiter a​uf der anderen Seite“. Angemerkt w​urde zudem, a​ls Kritik a​n den Werkstätten gemeint, „daß d​ie Sitzungen durchweg a​uf deutsch geführt werden mußten“.[110]

Während d​er Korrespondent d​er Jüdischen Rundschau für s​eine Schilderung d​es zuvor referierten Konfliktverlaufs für s​ich in Anspruch nimmt, „ganz objektiv lediglich d​ie Tatsachen“ beachtet z​u haben,[110] n​immt Hackeschmidt, gestützt v​or allem a​uf ein Rundschreiben d​er Blau-Weiß-Bundesleitung, Partei für d​ie Werkstätten u​nd unterstellt e​in Komplott d​er Histadrut g​egen sie. „Die »Histadrut« suchte u​nd fand e​inen Vorwand, u​m mit d​en Blau-Weiß-Werkstätten, d​ie sich beharrlich u​nd reichlich blauäugig e​iner Zusammenarbeit m​it der sozialistischen Gewerkschaft widersetzt hatten, e​ine politische Kraftprobe auszutragen, die, s​o kann m​an unterstellen, w​ohl Signalwirkung für ähnliche nichtsozialistische Genossenschaften i​n Tel Aviv h​aben sollte.“[113] Aus dieser Sicht i​st es d​ann auch n​icht verwunderlich, d​ass er d​em von d​en Werkstätten gekündigten Arbeiter – o​hne Belege für s​eine These – bescheinigt, „eine Art Agent provocateur d​er »Histadrut« gewesen z​u sein“.[113] Allerdings zitiert a​uch Meier-Cronemeyer e​ine Stimme a​us dem Hechaluz, d​er zur Folge s​ehr wohl d​er „Klassenkampf-Charakter dieser Angelegenheit“ betont u​nd das Geschäftsgebaren d​er Werkstätten kritisiert wurde, w​eil es d​em Ziel zuwiderlaufe, „eine Chevrat Haovdim (eine Gesellschaft d​er Arbeiter), auf[zu]bauen, d​ie eine wahrhafte Gewähr für d​ie Einrichtung e​ines sozialistischen Palästinas bietet“.[114]

Meybohm wiederum beurteilte d​en Konflikt v​or dem Hintergrund d​es schon beschriebenen Versuchs d​es Blau-Weiß, s​ich mit d​er Gründung d​er Kwuza Zwi e​ine rein deutsche Siedlung z​u schaffen. Sie s​ieht auch j​etzt im Falle d​er Werkstätten wieder d​ie Tendenz d​es Blau-Weiß, „isoliert v​on der jüdischen Gemeinschaft i​n Palästina“ bleiben z​u wollen, u​nd seine eigene Isolierung v​on der jüdischen Arbeiterschaft z​u forcieren, w​as aber v​on seiten „der jüdischen Gesellschaft Palästinas abgelehnt wurde“.[101] Nach Meybohm lässt s​ich dies alles, a​uch der Versuch, e​ine deutschsprachige Insel bilden z​u wollen, a​uf eine Weisung v​on Walter Moses u​nd der Bundesleitung d​es Blau-Weiß zurückführen, w​as unweigerlich z​um Konflikt m​it der Histadrut führen musste, u​nter deren Aufsicht jegliche Arbeit i​n Palästina gestanden habe, u​nd die „eine Art ‚sozialistisches Commonwealth‘ i​n Palästina z​u verwirklichen versuchte“.[101]

Die Rezeption des Konflikts in Deutschland

Vom 28. b​is 30. Dezember 1924 f​and im Wiesbadener Kurhaus d​er 20. Delegiertentag d​er ZVfD statt. Der Konflikt u​m die Blau-Weiß-Werkstätten n​ahm hier breiten Raum e​in und w​urde – o​hne Blau-Weiß o​der die Werkstätten b​eim Namen z​u nennen – bereits i​n einem verlesenen Brief v​on Felix Rosenblüth angesprochen, d​er sich z​u dieser Zeit i​n Palästina aufhielt. Rosenblüth sprach d​ie mangelnde geistige Vorbereitung a​uf Palästina a​n und d​ie fehlenden Kenntnisse d​er hebräischen Sprache, denn:

„Wer hebräisch n​icht versteht, i​st nicht n​ur im Beruf gehemmt […], e​r ist n​icht nur geistig u​nd gesellschaftlich isoliert, sondern e​r ist a​uch politisch lahmgelegt u​nd das i​st für i​hn umso peinlicher e​in je aktiver Zionist e​r in Deutschland war. Mangel a​n Verständnis d​er jüdischen Psyche u​nd ihrer Tendenzen i​n ihrer wichtigsten Manifestation, d​em Ostjudentum, ist, w​ie die Erfahrung gelehrt hat, e​in besonders empfindlicher Defekt i​n der zionistischen Konstitution mancher deutscher Juden, der, besonders b​ei der Jugend, entscheidender Korrektur bedarf. Es i​st meine Überzeugung, daß d​urch gründliche Vorbereitung a​uf die geistige u​nd soziale Struktur d​es Jischuw e​ine brüderliche Annäherung deutscher u​nd nichtdeutscher Juden i​n erez-Israel vorbereitet werden muß. […] Die Zusammenfassung v​on Chaluzim i​n handwerklichen o​der landwirtschaftlichen Gruppen, für d​eren äußere Zusammensetzung d​ie gemeinsame Herkunft e​in bestimmender Faktor ist, erscheint m​ir nur d​ann unbedenklich, w​enn die äußere Begrenzung keinen inneren Abschluß bedeutet.“

Felix Rosenblüth: Brief an den 20. Delegiertentag des ZVfD, Jerusalem, 17. Dezember 1924[115]

In d​er Diskussion, i​n der a​uch noch a​uf andere Referate eingegangen wurde, ergriff d​er Berliner Werner Bloch Partei für d​ie Werkstätten – u​nd gegen Felix Rosenblüth. Er behauptete zunächst, d​ass die ostjüdische Jugend durchweg sozialistisch orientiert s​ei und ausschließlich e​inen sozialistischen Aufbau i​n Palästina anstrebe. Sich diesem Diktum a​ls westeuropäischer Jude z​u unterwerfen, lehnte e​r ab u​nd sah d​ie größte Aufgabe d​es deutschen Zionismus darin, „zu verhindern, daß unsere Leute s​ich in d​en verschiedenen sozialistischen Parteien verlieren“.[116] Direkt a​uf den Konflikt u​m die Blau-Weiß-Werkstätten eingehend, warnte e​r davor, „die Blau-Weißen i​n Palästina i​n die Opposition z​u drängen“. Der deutsche Zionismus müsse s​ich hintere d​eren Werk stellen u​nd hinter d​eren Recht, a​ls gemeinsame Gruppe n​ach Palästina z​u gehen. „Es i​st falsch v​on ihnen z​u verlangen, daß s​ie sich zerstreuen.“[116]

Die Gegenposition w​urde von Fritz Löwenstein vertreten. Er s​ah die Ursachen d​es Konflikts zwischen d​en Werkstätten u​nd der Histadrut darin, „dass d​ie Juden a​us Deutschland infolge i​hrer mangelnden Kenntnis d​es Hebräischen keinen Anteil a​m tatsächlichen Leben haben. Die Führung d​er Karlsruher Siedlung i​st eine r​ein technische u​nd den nationalen Anforderungen, d​ie an s​ie zu erheben sind, n​icht gewachsen. Die Siedlung arbeitet n​ur in e​inem rein deutschen Milieu. Unsere Leute i​n Palästina s​ind weit abhängiger v​on den Weisungen a​us Berlin a​ls von d​en Einflüssen d​es Landes. […] Es handelt s​ich gar n​icht um d​en Gegensatz zwischen d​em ‚reinen Zionismus‘ d​es Blau-Weiß u​nd dem Sozialismus, sondern u​m ein Versagen gegenüber nationalen Forderungen. Der bürgerliche deutsche Zionismus h​at für manche Fragen d​er palästinensischen Arbeiterschaft m​ehr Verständnis a​ls der Blau-Weiß.“[117]

Nach Löwensteins Beitrag schlug Versammlungsleiter Alfred Landsberg[118] vor, Felix Rosenblüth „für s​eine Unterstützung d​er deutschen zionistischen Arbeit i​n Palästina u​nd für s​ein Schreiben“ z​u danken, w​as von d​er Versammlung m​it lebhaftem Beifall angenommen worden sei.[119] Dies k​am einer Rüge d​er Blau-Weiß-Führung u​nd deren Unterstützung d​es Verhaltens d​er Werkstätten i​n Tel Aviv gleich u​nd verdeutlicht d​ie Kluft, d​ie inzwischen zwischen ZVfD u​nd dem Bund bestand. Aus dessen Sicht schrieb Walter Moses i​m September 1925 i​n der letzten Nummer d​er Blau-Weiss-Blätter: „Der deutsche Zionismus h​at unsere Idee n​ie begriffen.“[120]

Das Ende der Werkstätten

Auf d​em Blau-Weiß-Jubiläumstreffen 1962 i​n Naharija berichtete Herbert Karliner, d​er zu d​en 60 Neuankömmlingen v​om März 1925 gehörte, e​her beiläufig v​om Ende d​er Werkstätten.

„Zu unserer groessten Ueberraschung teilten u​ns eines Tages unsere Chawerim, d​ie die Buchhaltuııg uebernommen hatterı, mit, d​ass in d​en Buechern d​ie Einahmeseite m​it der Ausgabenseite n​icht übereinstimmte. Eine Tatsache, d​ie man h​eute vielleicht m​it etwas m​ehr Ruhe tragen wuerde. Aber d​ie Situation erschien damals derart tragisch u​nd unloesbar, d​ass man u​ns mitteilte, d​ass wir binnen e​ines Monats a​lles aufloessen muessten. Es g​aebe nicht m​ehr genug Geld, u​m uns z​u ernaehren, d​enn es haette s​ich herausgestellt, d​ass wir a​n den grossen Arbeiten zugelegt haetten.“

Herbert (Zwi) Karliner: Cooperative Blau-Weiss-Works Ltd. In: 50 Jahre Blau Weiss, S. 24–25

Das Zitat verdeutlicht, d​ass die ehemaligen Blau-Weissen a​uch nach Jahrzehnten n​och nicht bereit waren, d​as Bild v​on der heilen Blau-Weiss-Welt i​n Frage z​u stellen, d​enn zum Scheitern d​er Werkstätten t​rug nicht n​ur ein momentaner finanzieller Engpass bei. Dass d​ie Werkstätten b​ei Aufträgen draufgelegt hatten sollte offenbar verschleiert werden, d​enn eine z​um 31. März 1925 vorgelegte Bilanz w​ies noch e​inen kleinen Gewinn a​us und musste k​urz danach revidiert werden.[121] Grund für d​ie finanzielle Schieflage w​ar nach Hackeschmidt, d​ass Großkunden d​er Werkstätten m​it ihren Zahlungen i​n Verzug blieben, u​nd Meybohm berichtet v​on einem Auftragsrückgang i​n der Folge d​er Auseinandersetzungen m​it der Histadrut.[101]

Zu d​en finanziellen Problemen k​amen innerbetriebliche Spannungen hinzu. Nach Hackeschmidt hätte s​ich Werkstattleiter Simon gegenüber d​en Mitgliedern d​er im März 1925 angekommenen Blau-Weissen feindselig verhalten, s​o dass s​ich bald „zwei zunehmend unversöhnliche Gruppen i​n den Werkstätten u​m die Leitung gestritten“ hätten.[121] Meier-Cronemeyer bemerkte z​um Hintergrund dieses innerbetrieblichen Konflikts, d​ass nicht a​lle der i​m März 1925 a​us Deutschland nachgekommenen Chawerim „mit d​er Präzision u​nd Perfektion arbeiteten, d​ie sich für Blau-Weiße eigentlich verstand“.[122] Hackeschmidt wiederum zitiert a​us 1983 geführten Interviews m​it ehemaligen Werkstätten-Mitarbeitern, i​n denen v​on unschönen Intrigen d​er Simon-Clique, abgefangenen Privatbriefen, e​inem Spitzelsystem u​nd einem insgesamt blamablen Kapitel d​ie Rede gewesen sei.[123] An dieser verfahrenen Situation hätten a​uch die beiden a​us Deutschland angereisten Bundesführer Martin Bandmann u​nd Benno Cohn nichts m​ehr ändern können, u​nd Hackeschmidt vermutet, d​ass diese inneren Konflikte u​nd Kontroversen „unter d​en »bündisch« inspirierten jugendlichen Idealisten doppelt gewogen h​aben mögen“.[121] Meier-Cronemeyer g​ing gar d​avon aus, d​ass es letztlich d​ie seit Prunn verfolgte Politik d​es Blau-Weiß gewesen sei, d​ie für d​as Scheitern d​er Werkstätten verantwortlich gewesen sei, u​nd dies s​ei somit e​in Scheitern a​n der s​ich selbst gestellten politischen Arbeit gewesen.[122]

Es g​ibt jedoch n​och einen weiteren Punkt, d​er zum Niedergang d​er Werkstätten beigetragen hat. Auch w​enn Bandmann u​nd Cohn 1925 n​och aus Deutschland angereist waren, w​ar zu diesem Zeitpunkt bereits k​eine wirkliche Hilfe v​om Blau-Weiß für seinen palästinensischen Ableger m​ehr zu erwarten, d​enn der Bund „machte parallel d​azu eine Fundamentalkrise durch“,[121] i​n deren Folge s​eine eigene Auflösung stand. Die Werkstätten befanden s​ich somit i​n einem Vakuum, d​as nur n​och ihre Liquidation zuließ, w​as um d​ie Jahreswende 1925/26 h​erum auch geschah. Nur d​ie Bauabteilung s​ei davon verschont geblieben, d​a sie n​och einen großen Auftrag i​n Haifa erhalten habe.[124]

In Deutschland w​urde das Ende d​er Werkstätten e​her beiläufig z​ur Kenntnis genommen. Im August 1926 hieß e​s dazu i​n einer lediglich 13-zeiligen Meldung i​n der Jüdischen Rundschau, d​ie Liquidation wäre infolge „wirtschaftlicher Schwierigkeiten“ erfolgt, d​as Unternehmen s​ei „ein Opfer d​er allgemeinen Krise geworden, d​a es n​icht gelang, d​en Betrieb a​uf die heutigen palästinensischen Verhältnisse o​hne große Verluste umzustellen“, u​nd die wirtschaftliche Seite d​es Unternehmens s​ei leider n​icht ebenso g​ut organisiert gewesen w​ie die d​er handwerklich-praktischen Arbeit, d​ie einen g​uten Ruf genossen habe.[125]

Die Landwirtschaftliche Siedlungsgesellschaft

Wie o​ben schon ausgeführt, sollte d​ie Siedlungsgesellschaft eigentlich d​ie Schwester d​er Werkstätten u​nter dem Dach d​er Karlsruher Siedlung sein. Dies belegt d​ie Konstruktion d​er Siedlungsgesellschaft a​ls Kapitalgesellschaft ebenso w​ie ein achtseitiger undatierter Text m​it dem Titel Landwirtschaftliche Siedlungsgesellschaft Blau-Weiß i​n Palästina Ltd., d​er sich i​m Bestand d​er National Library o​f Israel (NLI) befindet. Die e​nge Bindung a​n den Blau-Weiß i​st – über d​en Namenszusatz hinaus – a​uch daran z​u erkennen, d​ass einer d​er beiden vorläufigen Vorstandsmitglieder d​er Gesellschaft d​as Blau-Weiß-Bundesleitungsmitglied Georg Strauss war. Das weitere Vorstandsmitglied w​ar der „Agronom Hans Sternberg, Palästina, d​er den technischen Aufbau durchführen wird“.[126] Sternberg arbeitete außerdem „für d​ie Reichsvertretung d​er deutschen Juden u​nd war für d​ie Beaufsichtigung d​er Hachschara-Stellen i​n Deutschland zuständig“.[127]

Die Broschüre über d​ie Siedlungsgesellschaft begann m​it einer Kritik a​n den vorhergegangenen Versuchen, i​n Palästina funktionierende landwirtschaftliche Betriebe aufzubauen. Deren geringe Erfolge s​eien nicht a​uf für Landwirtschaft ungünstige Bedingungen i​n Palästina zurückzuführen, sondern lägen i​n den äußeren Verhältnissen. „Die Mißstände d​er alten Kolonisation, d​ie Ansiedlung unausgebildeter Menschen i​n einem völlig unsanierten Lande, d​ie Art d​er philanthropischen Geldgewährung d​urch den Baron Rothschild usw., s​ind allgemein bekannt. Später verhinderte o​ft der Mangel a​n genügendem Betriebskapital, d​as notwendig gewesen wäre, u​m durch größere Investierungen, z. B. Anlage v​on erst n​ach Jahren ertragbringenden Pflanzungen, d​ie Wirtschaft produktiv z​u gestalten, e​ine gesunde Entwicklung d​er Kolonisation. Jedoch g​ibt es a​uch heute s​chon im Lande vereinzelte Wirtschaften, d​ie deutlich beweisen, daß b​ei den richtigen Voraussetzungen d​ie Landwirtschaft i​n Palästina durchaus gewinnbringend gestaltet werden kann.“[126]

Das Konzept d​er Siedlungsgesellschaft beruhte a​uf gut ausgebildeten landwirtschaftlichen Fachkräfte u​nd einer genügenden Kapitalausstattung. Die Initiatoren d​es Projekts setzten einerseits a​uf Selbstversorgung d​er Siedlung, andererseits a​uf eine stadtnahe Lage, u​m den städtischen Bedarf bedienen z​u können: „Die Art d​er Produktion w​ird sich n​ach den Bedürfnissen d​es Marktes richten. […] Zur Durchführung d​es Planes h​aben sich 10 Landwirte u​nd Gärtner zusammengesçhlossen. Die Fühuıng d​er Hauswirtschaft w​ird von 4 Frauen u​nd Mädchen übernommen, welche d​ie nötige Ausbildung i​m ländlichen Haushalt (evtl. Geflügelzucht u​nd Milchwirtschaft), erfahren haben.“[126] Die Statuten d​er Gesellschaft n​ach englischem Recht s​ahen die Deckung d​es Kapitalbedarfs d​urch den Verkauf v​on Anteilscheinen v​or und ebenso d​ie für Kapitalgesellschaften üblichen Gremien (Vorstand, Aufsichtsrat). Eine Dividendenausschüttung w​urde angestrebt. Insgesamt sollten 500 Dunam Land bewirtschaftet werden, wofür e​in Kapitalbedarf v​on 8000 englischen Pfund errechnet worden war. Zum Papier gehörte e​in sehr detaillierte Aufstellung d​es benötigten „Lebenden u​nd toten Inventars für e​ine landwirtschaftl. Siedlung a​uf 500 Dunam Land für 10 Familien“.[126]

Diese Siedlungsgesellschaft hat, w​ie Fritz Pollak b​eim Blau-Weiß-Jubiläumstreffen 1962 ausführte,[128] niemals i​hren Betrieb aufgenommen.[129] Nach Pollacks Worten k​am der Plan für sie, d​er nach seinen Worten v​on Selig Eugen Soskin inspiriert war, 1925 b​ei einem Praktikantentag d​es Blau-Weiß i​n Tel Aviv z​ur Sprache. Eine n​eue Gruppe a​us Deutschland w​ar dort versammelt u​nd trachtete danach, d​en Werkstätten e​in Siedlungsprojekt z​ur Seite z​u stellen. Das verzögerte s​ich unter anderem a​uch aufgrund d​er ungeklärten Landfrage. Der Keren Kayemeth h​atte das ehemals für d​ie Kvuza Zwi i​n der Nähe v​on Haifa vorgesehene Land offeriert. Die Siedlungsgesellschaft wollte d​en Anspruch darauf n​icht aufgeben, versuchte a​ber gleichzeitig, Land i​n der Nähe v​on Tel Aviv zugewiesen z​u kommen, u​m näher b​ei den Werkstätten s​ein zu können.[96] Doch 1962 konnte Pollack n​ur noch resignierend feststellen: „Aber leider, w​ie wir a​lle wissen, k​am der Plan n​icht zustande. Wir w​aren bereit, u​nd wir hatten genuegend Kraefte z​ur Verfuegung. Aber u​nser Plan verstiess g​egen die herrschenden Theorien d​er Ansiedlung.“[129] Das l​ag aber wahrscheinlich n​icht nur a​n der ungeklärten Landfrage, sondern a​uch daran, d​ass das d​urch den Plan angestrebte Wirtschaftsmodell k​aum mit d​em Modell d​er Kibbuzim o​der Moschawim z​u vereinbaren gewesen wäre; Konflikte m​it den zionistischen Organisationen v​or Ort, ähnlich d​enen der Werkstätten m​it der Histadrut, wären k​aum zu vermeiden gewesen, z​umal die Betonung d​er Notwendigkeit ausgebildeter Fachkräfte abermals e​inen deutschen Sonderweg implizierte, w​ie er v​on Meybohm s​chon am Konzept d​er Werkstätten kritisiert worden w​ar (siehe oben). Dieser Sonderweg implizierte e​ben auch d​ie landsmannschaftlich ausgerichtete Separierung, u​nd den Widerstand dagegen konnte Pollack a​uch 1962 n​och nicht nachvollziehen. „Heute i​st es schwer z​u verstehen, daß landsmannschaftliche Ansiedlung damals verpoent war. Man w​ar bereit u​ns zu helfen, w​enn wir u​ns zersplittert haetten i​n die verschiedensten Gruppen, a​ber man w​ar nicht bereit, u​ns beizustehen, w​enn wir e​inen eigenen Kibbutz gruenden wuerden.“[129] Und s​o blieb a​uch die Siedlungsgesellschaft e​in weiteres Glied i​n der Kette d​er gescheiterten Blau-Weiß-Unternehmungen i​n Palästina, w​as aber a​uch zur Folge hatte, d​ass sich d​ie verbliebenen u​nd nachkommenden Blau-Weissen i​n der Folgezeit i​n die i​n Palästina herrschenden Strukturen einpassen mussten. Pollacks Aufzählung d​er Kibbutzim, i​n den s​ich ehemalige Weiss-Blaue wiederfanden, i​st beachtlich. Sie wurden überwiegend Watikim, Mitglieder d​er jüdischen Siedlungen, d​ie bereits v​or der Gründung d​es Staates Israel existierten.[129]

Das Ende des Blau-Weiß

Nach d​em Prunner Bundestag v​on 1922 w​ar unter d​er autokratischen Führung v​on Walter Moses e​in Herrschaftsmodell entstanden, „das lediglich a​uf idealistischen Hoffnungen ruhte, k​eine ausreichenden Kontrollmechanismen kannte u​nd darüber hinaus a​ls »Bund« zu anderen Lebens-, Organisations-, o​der Gesellschaftsentwürfen n​icht kompatibel war“.[130] Dieses Führungsmodell w​urde im Sommer 1924 n​ach einem Streit zwischen Walter Moses u​nd Georg Strauss i​n Frage gestellt.[131] Weitere Schwierigkeiten m​it Moses k​amen hinzu, nachdem dieser beschuldigt worden war, „einen Jungen seines Zuges sexuell missbraucht, j​a »vergewaltigt« zu haben“.[132] Im November 1924 l​egte Moses daraufhin s​ein Amt a​ls Bundesführer nieder u​nd setzte s​ich nach Palästina ab. In d​er Folge w​urde eine n​eue Bundesführung gebildet, a​us der d​ie geschäftsführende Bundesleitung, bestehend a​us Benno Cohn, Martin Bandmann u​nd Georg Strauss, gebildet wurde.[133]

Die innere Krise d​es Bundes w​urde noch verschärft d​urch den misslungene Versuch, e​inen Älterenbund n​eben dem Wanderbund z​u etablieren.[134] Dieser Älterenbund sollte diejenigen Blau-Weissen organisieren, d​ie dem jugendlichen Wanderbund entwachsen w​aren und n​ach Abschluss i​hres Studiums o​der einer Berufsausbildung v​or dem Eintritt i​n die Erwachsenenwelt standen. Hinzu k​amen die d​urch die Werkstätten i​n Tel Aviv verursachten Probleme u​nd die gescheiterten Verhandlungen über e​in Zusammengehen m​it Hashomer Hatzair, über d​ie vom 2. b​is 4. September 1924 a​uf der zionistischen Weltjugendkonferenz i​n der Freien Stadt Danzig verhandelt wurde. Nach Hackeschmidt k​am es d​azu nicht, w​eil David Ben-Gurion m​it seiner „streng marxistische[n] Haltung […] e​ine Verständigung u​nd Annäherung d​es jeweils größten westjüdischen u​nd ostjüdischen Jugendverbundes unterband“.[135] Die Unterordnung d​es Blau-Weiß u​nter ein sozialistisches Genossenschaftsmodell, d​as auf vergesellschaftetem Gemeineigentum basierte, s​ei dem Blau-Weiß n​icht zumutbar gewesen, weshalb d​er Bund „als Inititator d​er Konferenz u​nd als der Vertreter d​er westjüdischen zionistischen Jugend n​icht Mitglied d​es Weltbundes d​er hebräischen Jugend wurde“.[136]

Die s​ich allmählich häufenden Probleme, d​ie durch d​ie Causa Moses zusätzlich verschärft worden waren, bildeten d​en Hintergrund b​ei der Weihnachtstagung d​es Blau.Weiß i​m Dezember 1925 i​n Dresden. Es wurden unterschiedliche Zukunftsmodelle für d​en Bund z​ur Diskussion gestellt, d​ie aber z​u keiner einvernehmlichen Lösung für d​en Gesamtverband führten. Bandmann u​nd Strauss z​ogen sich a​us der zionistischen Jugendarbeit zurück, u​nd übrig blieben z​wei Nachfolgeorganisationen u​nd Übertritte i​n eine andere Organisation:

  • Hans Kaufmann übernahm die Führung der etwa 1500 jüngeren Blau-Weiß-Mitglieder, der sogenannten Jüngerenschaft, die mit dem Bund jüdischer Pfadfinder fusionierte, aus dem 1926 der Verband Kadimah (Bund jüdischer Jugend) wurde.[137]
  • Benno Cohn und etwa 50 ältere Getreue schlossen sich dem KJV an.[137]
  • Als Organisation zur Berufsumschichtung und Vorbereitung auf ein Leben in Palästina blieb mit etwa 100 Mitgliedern die Blau-Weiß-Praktikantenschaft erhalten.[137]

Übrig blieben einige weitere lokale u​nd ausländische Blau-Weiß-Gruppen s​owie Schulden a​ls Erbe d​er Werkstätten In Tel Aviv. Nach d​eren Tilgung verkündete Benno Cohn i​n einem letzten Rundschreiben v​om 23. Februar 1927 d​ie formelle Auflösung d​es Blau-Weiß.

Das Jubiläumstreffen 1962 in Naharija

Am 18. u​nd 19. Mai 1962 f​and in Naharija d​as Jubiläumstreffen ehemaliger Blau-Weiß-Mitglieder statt. Naharija w​ar nicht zufällig a​ls Veranstaltungsort ausgewählt worden, d​enn hier lebten u​nd arbeiteten, w​ie es Benno Cohn i​n seiner Einleitung z​ur Jubiläumsbroschüre 50 Jahre Blau Weiss ausführte, s​ehr viele Alt-Blau-Weisse, u​nd die Stadt selber unterstützte d​as Treffen.

Nach Benno Cohn, d​er das Treffen a​uch eröffnete, sollte dieses d​azu dienen, s​ich wiederzusehen u​nd sich Rechenschaft darüber abzulegen, „was dieser Bund gewesen ist“. Geschehen sollte dieser Versuch e​iner „Rekonstruktion d​er Vergangenheit“ d​urch Erzählen, d​urch Musik u​nd Lieder s​owie durch Dokumente.[138] Letztere fanden s​ich vor a​llem in e​iner großen Ausstellung wieder, d​ie in d​er Festschrift leider n​icht dokumentiert ist.

Das e​rste Referat h​ielt Pinchas Rosen, d​er vor a​llem noch einmal d​ie Ideale d​er Gründungsphase hervorhob. Sein Beitrag beinhaltete a​ber auch e​ine Art Ehrenrettung für Walter Moses, dessen Anteil a​m Niedergang d​es Bundes e​r ebenso w​enig thematisierte w​ie die g​egen Moses erhobenen Vorwürfe d​es sexuellen Missbrauchs. Stattdesssen:

„ln d​en letzten 10 Jahren v​or seinem Tode b​in ich m​it Walter Moses h​ier in Israel wieder i​n ziemlich n​ahe Beruehrung gekommen. Er w​ar in vieler Hinsicht e​ine faszinierende Erscheinung. Es w​urde damals zwischen u​ns vom Blau-Weiss überhaupt n​icht gesprochen, a​ber viel v​on seiner Vorstellung, d​er er i​mmer treu geblieben ist: v​on den Aufgaben e​iner Elite i​m Aufbau d​es Landes, u​nd von d​er Wichtigkeit d​er Erziehung d​er juedischen Jugend h​ier zu e​iner echten Beziehung z​u Kunst u​nd Natur.“

Pinchas Rosen: Liebe Freunde vom Blau-Weiss[139]

Ähnlich unkritisch i​m Umgang m​it der eigenen Geschichte zeigten s​ich auch Fritz Pollack i​n seinem Beitrag über d​ie Praktikantenschaft d​es Blau-Weiß gezeigt[129] u​nd Herbert Karliner i​n seinen Erinnerungen a​n die Blau-Weiß-Werkstätten. So verwundert e​s nicht, d​ass BennoCohn i​n seinem Schlussbeitrag d​ie Beschlüsse d​es Prunner Bundestags v​on 1922, d​ie das Ende d​es Blau-Weiß einläuteten, a​ls Vorahnung a​uf die Ereignisse v​on 1933 verteidigte u​nd damit d​ie militärisch straffe Organisationsreform d​es Bundes a​ls Notwendigkeit rechtfertigte.[140] Ohne Walter Moses b​eim Namen z​u nennen, machte Cohn für d​as Scheitern d​es „großen Plans“– d​as Prunner Gesetz – d​ie aus seiner Sicht künstlich aufgebauschte Affaire u​m die Probleme u​nd Konflikte e​iner Persönlichkeit verantwortlich,[140] u​nd auch d​as Scheitern d​er Werkstätten l​ag aus seiner Sicht n​icht an d​em dahinterstehenden Konzept, sondern d​iese wurden „in d​er schweren Krisis d​er vierten Alija zermahlen u​nd konnte[n] s​ich bei g​anz unzulaenglicher geistiger u​nd wirtschaftlicher Fuehrung n​icht behaupten“.[140] So b​lieb ihm n​ur noch, bedauernd festzustellen, d​ass die Saat damals n​icht aufgegangen sei, „weil d​ie Zeit vielleicht n​icht reif war. Erst Jahrzehnte spaeter, u​nter den Bedingungen u​nd Notwendigkeiten d​er Staatsgruendung, fanden j​ene fruehen, verschuetteten Ideen d​as Erdreich, i​n dem s​ie Wurzeln schlagen u​nd emporwachsen konnten.“[140] Nach Cohn i​st Blau-Weiß n​icht gescheitert, sondern konnte d​ie Erfüllung seines zionistischen Traums i​n Israel erleben:

„Ein doppeltes Glueck i​st uns beschieden. Nicht n​ur die Ueberlebenden d​er grossen Flut z​u sein, sondern a​uch den Traum unserer fernen Jugendtage s​ich erfuellen z​u sehen. Und w​ie wenigen i​st es d​och gegeben, d​ie Verwirklichung i​hrer Jugendtraeume z​u erleben! Wir duerfen selber a​n dem gewaltigen Werke mitschaffen, d​ern juedischen Volke e​in Haus z​u bauen, d​as seiner grossen Vergangenheit wuerdig i​st – mitschaffen m​it jener Schaffensfreude, d​ie uns i​n unsereıı Jugeııdtagen beseelte.“

Benno Cohn: Schlussrede beim Jubiläumstreffen in Naharija[140]

Bekannte Mitglieder

  • Martin Bandmann (1900–1986). Sein Name taucht im Internet am häufigsten zusammen mit dem seines Jugendfreundes Norbert Elias auf. Er gehörte dem Breslauer Blau-Weiß an, übernahm 1921 die Schriftleitung der Führerzeitschrift und wurde später auch Bundesführer.[141] Korte charakterisiert ihn als eine Person mit stark auf Gefolgschaft und gezieltem Engagement abgestellten zionistischen Vorstellungen, Positionen, die sich 1922 auf dem Bundestag von Blau-Weiß in Prunn durchsetzten.[142]
    1925 erschien in Berlin das 436 Seiten starke Buch Hamischmar. Vom Leben der Jüngeren im Blau-Weiss. Im Katalog der DNB[143] wird die Bundesleitung des Weiß-Blau als Verlag genannt, ein Verfasser ist nicht angegeben. Benno Cohn sprach 1962 allerdings von Martin Bandmanns Buch und dass dieses der Pfadfinderbewegung gewidmet gewesen sei.[140] In einem der im Internet zahlreichen Antiquariatskataloge wird aus dem Vorwort des Buches zitiert und ausgeführt, das Buch widme sich der bisher vernachlässigten Erziehung von Jüngeren im Blau-Weiß.
  • Arie (auch: Arye) Ben-David wurde 1904 als Leo Löwenthal (nicht zu verwechseln mit dem Literatursoziologen Leo Löwenthal) geboren und gehörte zu der stark von Nehemia Anton Nobel geprägten Frankfurter Gruppe des Blau-Weiß. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) wird er als Wirtschaftswissenschaftler geführt,[144] In der Festschrift 50 Jahre Blau Weiss ist er mit einem Beitrag über Frankfurter Bund vertreten.
  • Kurt Blumenfeld
  • Moses Calvary
  • Benno Cohn, auch Benno Cohen (* 30. September 1894 – † 24. November 1975), studierte Jura in Breslau, war Mitglied einer Zionistischen Studentenvereinigung und gehörte zur Führungsmannschaft des Blau-Weiß.[145] In den 1920er Jahren verbrachte er einige Zeit in Palästina und war nach seiner Rückkehr nach Deutschland von 1933 bis 1939 zunächst Generalsekretär un dann letzter Vorsitzender der ZVfD.
    In dieser Funktion nahm er Anfang März 1939 an einer Besprechung mit Adolf Eichmann teil, in der dieser die Einrichtung eines zentralen Auswanderungsbüros für Juden aus Deutschland vorschlug.[146]
    Cohn emigrierte 1939 nach Palästina. Er gehörte zu den Gründern parteipolitischer Organisationen die sich für die Belange der Juden aus dem deutschen Sprachraum einsetzten. In der 5. Legislaturperiode der Knesset (1961–65) war er zunächst Abgeordneter der Israelischen Liberalen Partei, schloss sich dann aber den Unabhängigen Liberalen an. Bei den Wahlen 1965 verlor er seinen Parlamentssitz.
    Cohn war Präsident des israelischen Disziplinarhofes für Regierungsbeamte und gehörte dem Vorstand des Jerusalemer Leo Baeck Instituts an. Als Zeuge im Eichmann-Prozess kam es zu einer Gegenüberstellung von ihm und dem Angeklagten.[147]
  • Stefan Cohn-Vossen[148]
  • Norbert Elias
  • Michael Evenari (Walter Schwarz)
  • Henny (Henriette, * 10. Dezember 1892) und Martha Feuchtwanger (* 24. Juni 1897– † 1960), die Schwestern von Lion Feuchtwanger, waren in der Führerschaft des Münchener Weiß-Blau tätig.[149] Martha Feuchtwanger war verheiratet mit Hans Oppenheim und lebte mit ihm in Israel.
  • Ernst Freud, der jüngste Sohn Sigmund Freuds war Mitglied von Blau-Weiß in Wien und München. Entgegen seinen damaligen Hoffnungen wurde er kein Bauer, sondern ein renommierter Architekt.[150]
  • Erich Fromm
  • Karl Glaser (* 1890)[151] gehörte vor dem Ersten Weltkrieg der Bundesleitung des Blau-Weiß an und war maßgeblich an der Herausgabe des ersten Blau-Weiss-Liederbuchs beteiligt.[152] Er kam aus der zionistischen Berliner Studentenverbindung Hasmonea[153] und spielte – neben seinem Engagement im Blau-Weiß – „auch im zionistischen Studentenverband K.J.V. eine gewichtige Rolle“.[151] 1918 war er Referent einer Versicherungsgesellschaft,[151] und Mitte der 1920er Jahre agierte er als Jugendsekretär der »Zionistischen Vereinigung für Deutschland«.[154] Anfang der 1930er Jahre gehörte Glaser als Schriftführer dem Komitee Pro Palästina an.
  • Nahum Norbert Glatzer zählte ebenso wie
  • Shlomo Dov Goitein zu den Führern der Frankfurter Gruppe, „die stark unter dem Einfluß des gesetzestreuen zionistischen Rabbiners Nehemia A. Nobel stand“.[155]
  • Arie Goral-Sternheim (1909–1996) war seit 1921 Blau-Weiß-Mitglied, später Mitglied im Jung Jüdischen Wanderbund.[156]
  • Dore Jacobs, geborene Marcus, aber nicht verwandt mit Joseph Marcus.
  • Gurit Kadman
  • Siegfried Schimon Kanowitz (1900–1961)[157]
  • Hans Kaufmann war langjähriges Bundesleitungsmitglied des Blau-Weiß und vom Dezember 1925 an dessen letzter Bundesleiter.[158] Im Auflösungsprozess des Jahres 1926 übernahm er die Führung der jüngeren Blau-Weiß-Mitglieder, der sogenannten Jüngerenschaft, die später mit dem Bund jüdischer Pfadfinder fusionierte.[159]
  • Richard Kauffmann
  • Leo Kopf (* 1888 – März 1953) war ein führender jüdischer Komponist und Dirigent und bis 1939 musikalischer Leiter der jüdischen Gemeinde Berlin. Er floh vor den Nazis nach London und gründete dort eine Chorgesellschaft und ein Streichorchester. Während des Zweiten Weltkriegs kam er in die USA.[160] Leo Kopf war verantwortlich für die 1918 erschienene zweite Auflage des Weiß-Blau-Liederbuches.[161]
  • Joseph Marcus (1886–1961) und Käthe Ephraim Marcus (1892–1970)[162]
  • Erich Mendelsohn[148]
  • Ludwig Franz Meyer
  • Dolf Michaelis (* 1906 in Magdeburg; † 1982 in Israel)[163] „war ein Experte für Wirtschaft und Finanzen, ein Führer des deutschen Zionismus und einer der Verhandlungsführer des "Ha'avara" -Vertrags zwischen der Jewish Agency und Deutschland in den 1930er Jahren. Er verließ Deutschland 1938 nach Großbritannien und zog 1945 mit seiner Frau Eva Michaelis-Stern nach Eretz Israel.“[164] Er war Direktor der Bank Leumi in Jerusalem und Mitglied des Exekutivkomitees und des Vorstands der Hebräischen Universität und anderer Organisationen, während er weiterhin zeichnete und malte. Zusammen mit Werner Feilchenfeld und Ludwig Pinner ist er Autor des Buches Haavara-Transfer nach Palästina und Einwanderung Deutscher Juden 1933–1939.[165]
  • Fritz Millner
  • Walter Moses (* 1888 in Berlin – † 2. April 1955 in Tel Aviv),[166] Jurist und Kaufmann, nahm ab 1917 verstärkten Einfluss auf den Blau-Weiß, bis er 1922 alle Ämter praktisch in seiner Person vereinigt und zur charismatischen Führerfigur des Blau-Weiß wurde.[167]
    Moses schied im November 1924 aus dem Verband aus und ging 1926 nach Palästina. Er schloss sich dort aber nicht einer der von Blau-Weiß organisierten Gründungen an, sondern gründete eine Zigarettenfabrik, die Ende der 1950er Jahre unter dem Namen Dobek in Bnei Brak ansässig war.[166] Meybohm erwähnt als Grund für Moses Distanz zu Blau-Weiß, dass gegen ihn in Deutschland eine Anschuldigung wegen sexuellen Missbrauchs eines Jungen vorgelegen habe.[168]
    Moses galt als einer der bedeutendsten Kunstsammler in Palästina/Israel; seine sehr umfangreiche archäologische Sammlung bildete 1958 den Grundstock für die Gründung des Tel Aviver Eretz Israel Museums.
  • Martin Nothmann gehörte zur Breslauer Führerschaft.[150]
  • Hans Oppenheim (* 5. August 1894 in Berlin-Charlottenburg – † 1974 in Raʿanana), ein Mediziner und Cousin der Brüder Posener (siehe unten), „war ein führendes Mitglied der Berliner „Verbindung Jüdischer Studenten Maccabea im K.J.V.“ und des Wanderbundes „Blau-Weiß“.“[169]
    Oppenheim war der Sohn des Geologie-Professors (Leo) Paul Oppenheim. Er besuchte das Schiller-Gymnasium Berlin, wo er 1914 die Reifeprüfung ablegte und danach Medizin in Lausanne, Berlin, München, Heidelberg, und Tübingen studierte. Mit der Dissertation Zur Casuistik der Uterustamponade bei atonischen Postpartumblutungen wurde er im September 1919 an der gynäkologischen Universitätsklinik der Berliner Charité promoviert; seine Approbation erfolgte im Juli 1920.[170] Aus der Wiedergutmachungsdatenbank des Landes Berlin ergibt sich, dass Hans Oppenheim nach Palästina emigrieren konnte und unter dem Namen Hans Ben-Dor in Rechovot lebte.[171] Hans Oppenheim war verheiratet mit Martha Feuchtwanger.
    Über die Geschwister Hans, Julius (1904–1993) und Helene (1896–1974) Oppenheim schreibt Julius Posener: „Der Bruder, Hans, trat Julius gegenüber auf wie eine Art Double seines Vaters; Helene seine Schwester, war in Julius’ Augen von einem anderen Stern, gefürchtet und gehaßt zugleich, und wurde von ihm – da war er noch keine zehn – als »dieses Weib« bezeichnet.“[172]
  • Ferdinand Ostertag (1893–1963) wurde in Glogau geboren und „engagierte sich während und kurz nach dem Ersten Weltkrieg in der zionistischen Bewegung, 1918 übernahm er vorübergehend die Leitung der ‚Blau-Weiß-Blätter‘.“ Während der 1920er Jahre führte er eine Buchhandlung und einen Verlag in Berlin, musste seine Geschäfte aber 1929 wegen Zahlungsunfähigkeit schließen. Ab August 1931 baute er in Paris eine Buchhandlung auf, aus der dann die am 15. März 1933 gegründete Librairie au Pont de lʼEurope als „Centre d’information artistique et littéraire franco-allemand“ hervorging. Diese Buchhandlung wurde bald „zu einem Refugium der wachsenden deutschen Exilgemeinde in Paris“. Der deutsche Einmarsch in Paris bedeutete das Ende von Ostertags Buchhandlung. Er wurde interniert und konnte dann aber im November 1941 in die USA emigrieren. Er verstarb 1963 in New York.[173]
  • Ludwig und Julius Posener. Die beiden Brüder kamen über ihren Cousin, Hans Oppenheim, um 1920 in Kontakt mit Blau Weiß. Julius Posener beschreibt in seinem Buch Heimliche Erinnerungen sein Verhältnis zu Blau-Weiss eher distanziert, gibt aber am Beispiel seines Bruders Ludwig auch einen Einblick in die Konflikte zwischen einem sich zionistisch verstehenden Jugendlichen und dem deutsch-demokratisch eingestellten Elternhaus. Kritisch fällt sein Urteil über die „deutsche Spielart des Zionismus“ aus, wie sie im Blau-Weiss gepflegt worden, „hinsichtlich des Kernziels“ aber gescheitert sei: „Was der überwiegenden Mehrheit dieser jungen Leute wichtig war, vertrug sich nicht mit Palästina oder dem Leben der Juden dort. Dieser Aspekt wurde bei Blau-Weiß eher vernachlässigt. Den Mitgliedern war es lediglich wichtig, daß man ohne den Schatten eines Zweifels am Zionsimus als dem richtigen Prinzip festhielt.“[174]
  • Walter Preuss (* 1895 in Berlin – † 1984 in Tel Aviv) war Mitglied im Blau-Weiss und Leiter des Jüdischen Arbeitsamtes der ZVfD.[175] Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Preuss wanderte 1922 nach Palästina aus und war rund vierzig Jahre lang als Leiter der statistischen und ökonomischen Abteilung des israelischen Gewerkschaftsbundes Histadrut tätig. Er lehrte außerdem als Professor für Geschichte der Arbeiterbewegung, Sozialpolitik und Genossenschaftswesen an der Hebräischen Universität Jerusalem.[176]
  • Die Geschwister Rosenblüth
    Die Geschwister Rosenblüth,[177] fünf Brüder – Martin (* 1. Februar 1886), Felix (* 1. Mai 1887), Joseph (* 26. März 1892), Leo (* 18. August 1893), Max (* 11. März 1897) – und zwei Schwestern – Malli (* 24. Juni 1889), Elsa (* 11. März 1899) – wuchsen in einer jüdisch-orthodoxen Familie auf. Der Vater, Samuel Rosenblüth (1854–1925), war kaufmännischer Prokurist im Messingwerk Finow, wo eine der ersten Hachscharastätten Deutschlands gegründet wurde: „1917 – 1924/25 organisierte der junge Siegmund Hirsch, unter der Leitung von S. Dyck und S. Weinberg ein Zentrum für Hachschara. Die jungen Chaluzim (Pioniere) wurden als Landwirte und Gärtner ausgebildet. Es waren überwiegend Ostjuden, aber auch Blau – Weiße (Westjuden) waren darunter.“[178]
    • Martin Rosenblüth (* 1. Februar 1886 in Messingwerk-Finow –† 1963 in Tel Aviv), der Erstgeborene, war von 1910 bis 1915 Sekretär des Aktions-Comités der Zionistischen Weltorganisation (ZO) und anschließend bis 1920 Direktor des Kopenhagener Büros der ZO.[179] Von Dezember 1923 bis Januar 1925 war Rosenblüth Direktor des Keren Hayesod in Österreich[180] und fungierte danach vier Jahre lang als Vizepräsident der ZVfD. Parallel dazu war er seit 1. April 1929 Direktor des Keren Hayesod für Deutschland.[181]
      Ebenfalls 1929, nach einem ersten Besuch im Jahre 1924, besuchte Rosenblüth zum zweiten Mal Palästina.[182]
      Im April 1933 verließ Rosenblüth in Übereinstimmung mit der ZVfD Deutschland und arbeitete fortan im Londoner Hauptquartier der Jewish Agency for Palestine. „Meine Aufgabe in London war eine doppelte. Im Allgemeinen hatte ich mit Problemen der Unterstützung der Juden in Deutschland und der Flüchtlinge zu tun. Genauer gesagt war es meine Aufgabe, für jüdische Gemeinden in aller Welt zu klären, wie sie am besten konstruktiv helfen können. Konsequent betonte ich die Notwendigkeit die Einwanderung nach und die dauerhafte Ansiedlung all der Juden in Palästina zu finanzieren, die überzeugt werden konnten, Europa in Richtung Eretz Israel zu verlassen.“[183]
      Rosenblüth griff aber auch noch in die Diskussionen in Deutschland ein. In einer Denkschrift vom 13. September 1933 plädierte er in Verkennung des militanten Antisemitismus des Hitler-Regimes für eine ordentliche und wirtschaftlich gesicherte Auswanderung der Juden aus Deutschland in enger Zusammenarbeit mit dem Nazi-Regime. Er ging davon aus, „daß der deutsche Zionismus im Grunde keine andere Wahl habe als zu versuchen, Bedingungen zu erreichen, die eine ordnungsgemäße Emigration der Juden gewährleisteten, und daß diese Bedingungen, besonders hinsichtlich der Sicherung und Bereitstellung des Vermögens der jüdischen Auswanderer, nur in Zusammenarbeit und mit Unterstützung der deutschen Behörden geschaffen werden könnten.“[184] Er vertrat zudem als einziger Deutscher die ZVfD auf den Zionistenkongressen 1933, 1935, 1937 und 1939, da den deutschen Juden die Ausreise zu diesen Kongressen verboten worden war.[185]
      Während seine beiden Söhne nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in England als Enemy Aliens interniert wurden, konnte Rosenblüth zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter Ende 1940 in die USA einreisen. Im März 1941 wurde er Director of Information des „United Palestine Appeal“ in New York.[186] dem in den USA bestehenden Zusammenschluss der Organisationen Keren Hayesod und Keren Kayemeth LeIsrael.[187] Diese Tätigkeit übte Rosenblüth bis 1948 aus und wurde dann Repräsentant des israelischen Finanzministeriums in den USA.[179]
    • Felix Rosenblüth (* 1. Mai 1887 in Berlin; † 3. Mai 1978 in Tel Aviv), unter dem Namen Pinchas Rosen erster israelischer Justizminister.
    • Elsa Rosenblüth (* 11. März 1899), verheiratete Elsa Belah Sternberg. „Sie absolvierte in Berlin eine Ausbildung zur Kindergärtnerin bei Siegfried Lehmann, dem späteren Gründer des Kinderdorfes Ben Schemen in Palästina, der für eine moderne sozialistisch-zionistische Ausrichtung sorgte. 1933 (d. h. mit 34 Jahren) wandert sie mit Familie (Mann und vier Kindern) nach Palästina aus, wohin ihre Geschwister schon 1921/22 emigriert waren.“[188]
  • Siegfried Rosenbaum[189]
  • Adalbert Sachs (1876–1928), Mitbegründer des Berliner Weiß-Blau, war Chirurg und wanderte 1923 nach Palästina aus. In Jerusalem gründete er die erste orthopädisch-chirurgische Klinik.[190]
    1962 lieferte Pinchas Rosen auf dem Jubiläumstreffen in Naharija ein Porträt von Sachs, das dessen Rolle im Blau-Weiß beleuchtete: „Es gab in Berlin in einer der Querstrassen der Friedrichstrasse ein beruehmtes altes Kellerrestaurant, das den Namen ‚Die Hütte‘ fuehrte und wo nach Ansicht von Sachverstaendigen das beste Pilsrıer Bier nicht blos Berlins, sondern vielleicht der Welt ausgeschenkt wurde. Und dort gab es einen Stammtisch, ueber den praesidierte Dr. Adalbert Sachs, den wir alle sehr liebten und verehrten. Er war einer von den K. C.ern, die aus zionistischen Gruenden aus dem K. C. ausgetreten war. Der Zionismus von Sachs war ein konsequent zu Ende gedachter K. C. Ehrenstandpunkt. Einem Mann wie Adalbert Sachs erschien es absurd, mit den Glaeubigen des Zentralvereins sich irgendwelchen messianischen Hoffnungen hinzugeben auf eine wirkliche gesellschaftliche Gleichberechtigung. Er sagte schon im Jahre 1912, dass er nach Palaestina gehen wuerde, dass man in Deutachlmıd nicht leben koenne. Und er ging auch im Jahre 1923 nach Palaestina. […] Warum war AdaJbert Sachs mit dem Blau-Weiss verbunden? Nicht wegen seiner von allen bewunderten Trinkfestigkeit und Trinkfreudigkeit, sondern weil er wirklich mit der Natur in einer so tiefen Weise verbunden war, wie wahrscheinlich kaum irgend einer von den Fuehrern. Deswegen wurde er auch von der ganzen Fuehrerschaft verehrt. Und als er nach Palaestina kam, war er bald einer der besten Kenner von Jerusalem’s Altstadt und der ganzen Umgebung.“[191]
  • Friedrich Salomon Rothschild[189]
  • Hans Simon, der Mitbegründer und Leiter der Blau-Weiß-Werkstätten in Tel Aviv, war zuvor in der Karlsruher Blau-Weiß-Gruppe aktiv und auch auf der Bundesebene einflussreich.[148]
  • Ernst Simon[150][192]
  • Georg Strauss
  • Walter Strauss[189]
  • Rivka Sturman
  • Hans Tramer (* 1905 in Bunzlau (Schlesien); † 1979 in Tel Aviv-Jaffa) wird in der Deutschen Biographie als Schriftsteller und Rabbiner geführt.[193] Das Center for Jewish History (CJH) skizziert ihn zusätzlich als Verleger und langjährigen ersten Vorsitzenden des Leo Baeck Instituts in Jerusalem (LBI Jerusalem). Er habe von 1928 bis 1932 am „Jüdischen Theologischen Seminar“ in Breslau studiert und sei von 1932 bis 1933 Rabbiner an der liberalen Synagoge in Berlin gewesen. Tramer und seine Frau Antonie Tramer wanderten 1933 nach Palästina aus, wo er Generalsekretär der „Hitachdut Olei Merkaz Europa“ wurde und für dessen Zeitung, das Mitteilungsblatt schrieb. 1956 wurde Hans Tramer der erste Vorsitzende des LBI Jerusalem und blieb es bis zu seinem Tod. Er war Herausgeber des Bulletins des Instituts. Anders als die deutschen Quellen, macht das CJH davon abweichende Angaben über Todesjahr und Sterbeort: 1978 in Jerusalem.[194]
  • Kurt Tuchler soll einer der Mitbegründer des Blau-Weiß gewesen sein.[195]
  • Mosche Unna zählte sich zum religiösen Flügel des Blau-Weiss, der „in den Gruppen in München, Frankfurt a. M., Mannheim, Fulda, Breslau u. a. […] tonangebend“ gewesen sei. „In der Mannheimer Gruppe, der ich angehörte (mit meinen Schwestern Cilly s.A. und Ruth und meinem Bruder Gabor-Gedalja s.A.), war die Beteiligung der religiösen Jugend an der Gruppentätigkeit intensiv, ihr Einfluß wesentlich. Der Zionisrnus wurde als eine gegen die Assimilation gerichtete Bewegung verstanden; die Religiösen waren die natürlichen Bundesgenossen. Mein Vater s.A., der Rabbiner des gesetzestreuen Teils der Gemeinde, stand der Beteiligung seiner Kinder an der allgemeinen Jugendbewegung positiv gegenüber.“[155]
  • Trude Weiss-Rosmarin (1908–1989)[196]

Quellen

Literatur

  • Knut Bergbauer: Hedad und Hurra. Jüdische Jugendbewegte im und über den Ersten Weltkrieg. Beitrag zur Konferenz „Contesting loyalties“ im Juedischen Museum Berlin, Dezember 2016 (academia.edu).
  • Knut Bergbauer: “Auf eigener Scholle”. Frühe Hachschara und jüdische Jugendbewegung in Deutschland. In: Ulrike Pilarczyk, Ofer Ashkenazi, Arne Homann (Hrsg.): Hachschara und Jugend-Alija.
  • Benno Cohn: 50 Jahre Blau-Weiss. In: Eli Rothschild (Hrsg.): Meilensteine. S. 246–251.
  • Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias. Die Erfindung einer jüdischen Nation. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1997, ISBN 3-434-52004-X.
  • Siegfried Hirsch: Alija eines Agronaomen (1922). In: Eli Rothschild (Hrsg.): Meilensteine. S. 85–91.
  • Marco Kissling: Die Anfänge der religiösen Hachschara in Deutschland. In: Ulrike Pilarczyk, Ofer Ashkenazi, Arne Homann (Hrsg.): Hachschara und Jugend-Alija.
  • Irmgard Klönne: Deutsch, Jüdisch, Bündisch. Erinnerung an die aus Deutschland vertriebene jüdische Jugendbewegung. Teil 1. Puls 21, Verlag der Jugendbewegung, Witzenhausen 1993, ISSN 0342-3328.
  • Irmgard Klönne: Vom Hohen Meißner zum Kibbuz. Puls 28, Verlag der Jugendbewegung, Berlin 2012.
  • Hermann Korte: Über Norbert Elias. Das Werden eines Menschenwissenschaftlers. 3. Auflage, Springer VS 2013, ISBN 978-3-531-19908-5, S. 106.
  • Arndt Kremer: Unvereinbare Zwienatur(en)? Das Problem der Dualität bei Martin Buber und Gershom Scholem und ihre Einstellung zum Hebräischen und Deutschen bis 1918. In: Naharaim. Band 2, Nr. 2, 2007, S. 236264, doi:10.1515/naha.2008.014 ().
  • Hermann Meier-Cronemyer: Jüdische Jugendbewegung. In: Germania Judaica. Bulletin der Kölner Bibliothek zur Geschichte des Deutschen Judentums. NF 27/28, Heft 1/2, Köln 1969.
  • Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus. Der Jüdische Wanderbund Blau-Weiß als Versuch einer praktischen Umsetzung des Programms der Jüdischen Renaissance. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-58481-1.
  • Dolf Michaelis: Mein „Blau-Weiss“-Erlebnis. In: Bulletin des Leo Baeck Instituts. Band 5, Nr. 17, 1962, S. 44–67; Textarchiv – Internet Archive.
  • Ulrike Pilarczyk: Gemeinschaft in Bildern. Jüdische Jugendbewegung und zionistische Erziehungspraxis in Deutschland und Palästina/Israel (= Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden. Bd. 35). Wallstein Verlag, Göttingen 2009, ISBN 978-3-8353-0439-0 (Volltext (PDF; 6,9 MB); Ulrike Pilarczyk ist Leiterin des Archivs der Jüdischen Jugendbewegung an der TU Braunschweig.)
  • Ulrike Pilarczyk, Ofer Ashkenazi, Arne Homann (Hrsg.): Hachschara und Jugend-Alija. Wege jüdischer Jugend nach Palästina 1918–1941 (= Steinhorster Beiträge zur Geschichte von Schule, Kindheit und Jugend. Band 1). Gemeinnützige Bildungs- und Kultur GmbH des Landkreises Gifhorn, Gifhorn 2020, ISBN 978-3-929632-99-6.
  • Julius Posener: Heimliche Erinnerungen. In Deutschland 1904 bis 1933. Siedler, München 2004, ISBN 3-88680-764-9, S. 114–124.
  • Martin Rosenblüth: Go forth and serve. Early years and public life. Herzl Press, New York 1961 (Online)
  • Eli Rothschild (Hrsg.): Meilensteine. Vom Wege des Kartells Jüdischer Verbindungen (K.J.V.) in der zionistischen Bewegung, eine Sammelschrift im Auftrag des Präsidiums des K.J.V. Tel Aviv 1972.
  • Gershom Scholem: Tagebücher nebst Aufsätzen und Entwürfen bis 1923, herausgegeben von Karlfried Gründer und Friedrich Niewöhner[197]
    • 1. Halbband 1913–1917, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1995.
    • 2. Halbband 1917–1923, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000.
  • Timothy C. Smith: The Crisis of Jewish Consciousness. A History of the Jewish Youth Movement in Germany 1912–1930. Bachelor-Arbeit am History Department der Princeton University, April 1966 (Online).
  • Lilo Stone: German Zionists in Palestine before 1933. In: Journal of Contemporary History, Vol. 32, No. 2, April 1997, S. 171–186, JSTOR 261239.
  • Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss. Ein Beitrag zu seiner äusseren Geschichte. In: Bulletin des Leo Baeck Instituts. Band 5, Nr. 17, 1962, S. 23–43; Textarchiv – Internet Archive.
  • Mosche Unna: Die Anfänge der religiösen Kibbuzbewegung in Deutschland. In: Bulletin des Leo-Baeck-Instituts, 78, 1987, S. 71–122; Textarchiv – Internet Archive.
  • Verena Wellnitz: Representation of Women in the Blau-Weiss Movement in Germany 1920/21: A case in point (academia.edu)

Einzelnachweise

  1. Die unterschiedliche Schreibweise – Blau-Weiß oder Blau-Weiss – rührt daher, dass sich der Bund selber Blau-Weiß nannte, auf den Titelseiten seiner Publikationen für seinen Namen aber Großbuchstaben verwendete, woraus Blau-Weiss resultierte. Auch bei Publikationen, in denen Titel oder Überschriften in Großbuchstaben geschrieben wurden, führte das zur Schreibweise Blau-Weiss. Diese unterschiedliche Schreibweise wird auch im nachfolgenden Artikel durchgehalten, vor allem bei Zitatangaben.
  2. Siehe hierzu etwa Dolf Michaelis: Mein „Blau-Weiss“-Erlebnis.
  3. Joseph Marcus: Wanderpflichten. In: Blau-Weiss-Blätter, Heft 4, Juli 1913, S. 1
  4. Moses Calvary: Erziehungsprobleme des jüdischen Jungwanderns. Referat, gehalten auf dem Blau-Weiß-Tag in Lockwitz am 12. Juni 1916. In: Blau-Weiss-Blätter. Führerzeitung, Heft 1, Juni 1917, S. 6 (siehe Quellen). Der von Calvary erwähnte Posener Delegiertentag der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) von 1912 markiert eine Wende in der zionistischen Bewegung Deutschlands. „Innerhalb der zionistischen Bewegung kam es nach 1911 zu verstärkten Nationalisierungstendenzen, die sich in einem gewachsenen politischen Engagement für die praktische Kolonisation Palästinas zeigten und mit einer Abwendung auch vom kulturellen Leben Deutschlands einhergingen. Der Posener Delegiertentag von 1912 erklärt die persönliche Absicht der Übersiedlung nach Palästina zur Pflicht jedes Zionisten“. Andreas Herzog: Zur Modernitätskritik und universalistischen Aspekten der „Jüdische Renaissance“ in der deutschsprachigen Literatur zwischen Jahrhundertwende und 1918. In: Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Nr. 2, November 1997, Anmerkung 34, was in der sogenannten Posener Erklärung zum Ausdruck gebracht wurde.
  5. Lilo Stone: German Zionists in Palestine before 1933, S. 172
  6. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 36–37. Sie konstatiert allerdings, dass es dazu auch andere wissenschaftliche Einschätzungen gibt.
  7. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 43
  8. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 41
  9. Meybohm erwähnt auch einige Weiß-Blau-Führer, die aus der Verbindung Hasmonea, schreibt dann aber, dass die meisten Führer aus dem Bund Zionistischer Korporationen (BZK) rekrutiert worden seien. (Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 72)
  10. Dass diese Werbung für die jüdischen Studentenbünde, beziehungsweise die damit einhergehende Praxis, nicht unumstritten war, zeigt eine Antwort von Moses Calvary auf Joseph Marcus in dem zuvor schon erwähnten Beitrag in der 1. Ausgabe der Führerzeitung. Auf Marcus, der sich gegen die Keilarbeit (Werbung) des KJV ausgesprochen hatte, erwiderte Calvary: „Keilarbeit ist gewiß, wie sie heute betrieben wird und betrieben werden muß, […] etwas unschönes. Es ist wirklich nicht sehr erfreulich, wenn auf unsere jungen Blau-Weiß-Primaner ein Haufe von studentischenn Verbindungen losgelassen wird, die ihn keilen wollen. […] Aber wiederum: ich kenne keinen besseren Weg für den Blau-Weiß-Primaner von heute als den des K.J.V. Auch wenn uns die Form des heutigen K.J.V. – Markus spricht verächtlich von Festen und Saufen – nicht gefallen, so wollen wir doch nicht vergessen, daß sogar das Saufen, d. h. der Anschluß an die akademischen Formen, […] auch einmal den Weg aus dem Ghetto zur freudigen Mannhaftigkeit bedeutet haben, so seltsam uns das heute vorkommen mag. Das K.J.V. gibt in seinem Briefe an uns selbst zu, daß neue Zeiten neuer Formen bedürfen, aber heute sei doch das K.J.V., sei es wie es sei, die einzige akademische Vertretung eines älteren selbstbewußten Judentums. Unsere Prmaner wollen von ihren Führern, ihren Freunden erfahren, wohin sie sich zu wenden haben, wenn sie in der Universität jüdische Gemeinschaft pflegen wollen. Da ist das K.J.V. die einzige Stelle, die Menschen unserer Erziehung gebrauchen kann.“ (Moses Calvary: Erziehungsprobleme des jüdischen Jungwanderns. Referat, gehalten auf dem Blau-Weiß-Tag in Lockwitz am 12. Juni 1916. In: Blau-Weiss-Blätter. Führerzeitung, Heft 1, Juni 1917, S. 8–9)
  11. Karl-Josef Kuschel im Gespräch mit Andreas Main: Martin Buber – Mystiker und religiöser Sozialist, Deutschlandfunk, 20. Mai 2015
  12. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 12
  13. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 24. Tramer bezieht sich hier auf Calvarys Referat Erziehungsprobleme des jüdischen Jugendwanderns auf dem Blau-Weiß-Bundestag am 12. Juni 1916 in Lockwitz, abgedruckt in: Blau-Weiss-Blätter. Führerzeitung, Heft 1, Juni 1917, S. 8–9.
  14. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 45
  15. Timothy C. Smith bezeichnet die Jahre 1912 bis 1918 gar als das Zeitalter des Jüdischen Wandervogels. (Timothy C. Smith: The Crisis of Jewish Consciousness, S. 16/pdf.-S.20)
  16. Blau-Weiss-Blätter, Heft 3, Juni 1913, S. 5–6
  17. Blau-Weiss-Blätter, Heft 1, April 1913, S. 7
  18. Scholems Tagebücher sind eine kaum ausgewertete Quelle für eine sich über Jahre hinziehende Kritik am Blau-Weiß, die im Dezember 1922 in eine von ihm verfasste und von seinen Freunden mitunterzeichnete Erklärung mündete, die in scharfen Worten die Entwicklung nach dem Prunner Bundestag verurteilte. (Tagebücher, 2. Halbband, S. 705-711)
  19. Domagoj Akrap: Erich Fromms frühes zionistisches Engagement, S. 1 (siehe Weblinks)
  20. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 26
  21. Zitiert nach Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 52
  22. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 25
  23. Die Identität des Mediziners Weissenberg ließ sich nicht zweifelsfrei klären. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek gibt es einen Eintrag über den Arzt und Professor für Anatomie Richard Weissenberg (* 18. März 1882 in Breslau; 1974 in den USA), der 1937 in die USA emigriert sei. Als Wirkungsorte werden dort für ihn Berlin, St. Louis und Philadelphia genannt. Mehr Informationen, die aber alle seinen wissenschaftlichen Werdegang betreffen, finden sich in einem Nachruf von V. Sprague im The Anatomical record, 1975-09, Vol.183 (1), p.148-149. Danach studierte Weissenberg zwischen 1900 und 1906 Medizin und Zoologie in Freiburg und Berlin und wurde kurz danach Assistent von Oscar Hertwig an der Berliner Universität. Als Militärarzt nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1923 wurde er Assistenzprofessor an dem von Hertwig gegründeten Anatomisch-Biologischen Institut an der Berliner Universität und arbeitete eng mit dessen Nachfolger, Franz Keibel, zusammen. Als Jude musste Weissenberg 1933 die Universität verlassen. Er konnte aber von 1933 bis 1936 seine wissenschaftliche Arbeit in Cambridge und in Rom fortsetzen, bevor er 1937 zusammen mit seiner Frau in die USA emigrierte. 1944 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Weissenberg lehrte und forschte an mehreren US-amerikanischen Universitäten und war seit 1945 Professor für Histologie und Parasitologie an der veterinärmedizinischen Fakultät der Middlesex University. 1948 erhielt er außerdem eine Gastprofessur für Anatomie am Woman’s Medical College of Pennsylvania in Philadelphia, wo er für die Kurse in Human-Embryologie verantwortlich war und auch in den Fächern Histologie und Neuroanatomie lehrte.
    Hinweise auf ein jüdisch-zionistisches Engagement von Weissenberg sind bislang nicht bekannt.
  24. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 22–23 und 38-39
  25. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 25
  26. Entsprechende Dokumente sind bei Tramer abgedruckt.
  27. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 26
  28. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 26–27
  29. Blau-Weiss-Blätter, Heft 1, April 1913, S. 5–6
  30. Blau-Weiss-Blätter, Heft 8, Dezember 1913, S. 14. Im Compact Memory wird dieses Heft als Heft „8 (Dezember 1914–1914)“ gelistet.
  31. Blau-Weiss-Blätter, Heft 9, Januar 1914, S. 3
  32. Blau-Weiss-Blätter, Heft 10, Februar 1914, S. 6
  33. Kampf und Sieg. In: Blau-Weiss-Blätter, Heft 10, Februar 1914, S. 4–5
  34. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 78–81
  35. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 68
  36. Dessen Inhaltsverzeichnis ist über den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek einsehbar: Blau-Weiß-Liederbuch
  37. „DEM DEUTSCHEN VOLKE“. Die Geschichte der Berliner Bronzegießer Loevy. Jüdisches Museum Berlin. Kopfs umfangreicher Nachlass befindet sich im Leo Baeck Institut: Leo Kopf Collection 1911–1957; archive.org.
  38. Jüdische Allgemeine, 29. Mai 2019
  39. Otto Simon: Jungen heraus! In: Blau-Weiss-Blätter, Jg. II, Heft 2, Mai 1914, S. 1–2
  40. Georg Todtmann: Was wir wollen. In: Blau-Weiss-Blätter, Jg. II, Heft 2, Mai 1914, S. 2–3
  41. Blau-Weiss-Blätter, Jg. II, Sonderausgabe August 1914, S. 1. Von dieser offensichtlich mehrseitigen Sonderausgabe ist leider nur die das Digitalisat der ersten Seite im Compact Memory archiviert.
  42. Martin Rosenblüth: Chanukafeier. In: Blau-Weiss Blätter, Jg. II, Heft 7, Dezember 1914, S. 4
  43. Karl Glaser (z. Zt. im Felde): Chanukah. In: Blau-Weiss-Blätter, Jg. 3, Heft 4, Dezember 1915, S. 73–75
  44. Walter Fischer, zitiert nach Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 80–81
  45. Alex Feig: Nachruf auf Robert Teller und Erwin Lederer. In: Blau-Weiss-Blätter, Jg. 4, Heft 4, Dezember 1916, S. 96
  46. Ferdinand Ostertag: Mattathias, der jüdische Held. In: Blau-Weiss-Blätter, Jg. 5, Heft 4, Dezember 1917, S. 126–127
  47. Knut Bergbauer: Hedad und Hurra
  48. Benno Kohn, zitiert nach Mosche Unna, Die Anfänge der religiösen Kibbuzbewegung in Deutschland, S. 75
  49. Berichte. In: Blau-Weiss-Blätter, Jg. 4, Heft 4, Dezember 1916, S. 101
  50. Gerhard Scholem: Jüdische Jugendbewegung. In: Der Jude. Eine Monatsschrift, Jg. 1, Heft 12, März 1917, S. 822–825
  51. Arndt Kremer: Unvereinbare Zwienatur(en)? S. 261 ff.
  52. Hans Oppenheim: Eine Kritik des Blau-Weiß. In: Führerzeitung, Jg. 1, Heft 1, Juni 1917, S. 10–12
  53. Arndt Kremer: Unvereinbare Zwienatur(en)?, S. 262
  54. Blau-Weiss-Blätter. Führerzeitung, Heft 2, August 1917
  55. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 24
  56. Blau-Weiss-Blätter, Jg. VI, Heft 3, November 1918
  57. Blau-Weiss-Blätter, Jg. VI, Heft 3, November 1918, S. 59
  58. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 32
  59. Mosche Unna: Die Anfänge der religiösen Kibbuzbewegung in Deutschland, S. 77
  60. Manfred Voigts: Esra. Ein orthodoxer jüdischer Jugendbund 1919 bis 1933. (PDF; 871 kB)
  61. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 31
  62. Mosche Unna: Die Anfänge der religiösen Kibbuzbewegung in Deutschland, S. 81
  63. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 32–33
  64. Siehe hierzu das Kapitel Jugendbewegung im Widerstreit bei Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 221 ff.
  65. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 236 ff.
  66. Benno Cohn: 50 Jahre Blau-Weiss. In: Eli Rothschild (Hrsg.): Meilensteine, S. 247
  67. Abgedruckt in: Blau-Weiss-Blätter. Führerzeitung, Heft 2, 1922/1923. Der dem Prunner Gesetz vorangehende Artikel über den Prunner Bundestag ist leider nicht digitalisiert.
  68. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 37
  69. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 99
  70. Zu den Unterzeichnern dieser Erklärung zählte auch Hans Oppenheim (siehe den Abschnitt Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg).
  71. Bundesblatt des Blau-Weiß, Heft 1, 1923, S. 15–16
  72. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 100
  73. Hans Tramer: Jüdischer Wanderbund Blau-Weiss, S. 36–38
  74. Walter Moses: Die Übersiedlung nach Palästina. In: Blau-Weiss-Blätter (Führerheft), Heft IV, März 1918, S. 63–68
  75. Deutsche Biographie : Ludwig Pinner
  76. Jüdische Rundschau. Heft 1–2, 5. Januar 1921
  77. Knut Bergbauer: “Auf eigener Scholle”, S. 29
  78. Knut Bergbauer: “Auf eigener Scholle”, S. 32
  79. Bundesblatt des Blau-Weiß, Heft 1, 1923, S. 4–5
  80. Bundesblatt des Blau-Weiß, Heft 1, 1923, S. 14
  81. Bei der Lektüre der Blau-Weiss-Blätter oder der Führerzeitung ist immer wieder auffällig, mit welcher Detailversessenheit und Regulierungswut Themen aufbereitet und seitens der Führung „angeordnet“ wurden. Dazu passt auch, dass sich die Bundesleitung eine eigene „Beamtenschaft“ schuf und jeden ihrer Bundesbearnten verpflichtete, „sich schriftlichder Bundesleitunggegenüber zur treuen und gewissenhaften Erfüllung seiner Amtspflichten zu verpflichten“. (Blau-Weiss-Blätter, Heft 6, Januar 1924, S. 4–5)
  82. Shany Littman: The Openly Polyamorous Family That Shocked Tel Aviv in the ’20s. Everyone knew about the triangular structure of this odd Zionist family that immigrated to Palestine and became part of the bohemian set in the 1920s and ’30s. Children and grandchildren paint the picture of a singular lifestyle. In: Haaretz, 7. Mai 2019
  83. Ayalah Goren-Kadman: Gurit Kadman 1897–1987. Jewish Women’s Archive
  84. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 223
  85. Ausführlicher hierzu Mosche Unna: Die Anfänge der religiösen Kibbuzbewegung in Deutschland & Marco Kissling: Die Anfänge der religiösen Hachschara in Deutschland
  86. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 100
  87. Joseph Walk und Leo Baeck Institute (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945, K. G. Saur, 1988, S. 84. (doi:10.1515/9783111580876)
  88. Nicht zu verwechseln mit der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem. Sie ging vielmehr hervor aus der Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam.
  89. Schlomo Ettlinger: Die Kwuzah Zwi. In: 50 Jahre Blau Weiss, S. 12–13
  90. Ansiedlung deutscher Chaluzim in Palästina. Das neue Siedlungswerk in Nuris, in: Jüdische Rundschau, Nr. 67, XXVII. Jahrgang, Berlin, 25. August 1922, S. 1 (Online im Compact Memory der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main)
  91. Zu einigen der nachfolgenden Personen, auch zu Max Hirsch, siehe: Landwerk Halbe: Pioniere für Palästina
  92. Joseph Walk: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918 – 1945, K. G. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4
  93. Siehe Liste der Kibbuzim: Maʿajan-Tzvi; dort wird allerdings 1938 als Gründungsjahr genannt.
  94. Die Eukalyptushaine spielten eine wichtige Rolle bei der Trockenlegung der Sumpflandschaften. Hierzu, und auch zur Malaria-Problematik siehe: Sandra M. Sufian: Healing the Land and the Nation. Malaria and the Zionist Project in Palestine, 1920-1947, University of Chicago Press, Chicago 2008, ISBN 0-226-77935-1, und insbesondere den Abschnitt Case One—Jezreel Valley: Nahalal and Nuris, S. 148-158
  95. Blau-Weiss-Blätter, Neue Folge, 2. Jg., Heft 1, September 1925, pdf-S. 67
  96. Hermann Meier-Cronemyer: Jüdische Jugendbewegung, S. 67–70
  97. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 187
  98. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 253. Biographische Angaben über Hans Simon sind kaum vorhanden.
  99. Alexander Baerwld: Die Karlsruher Siedlung. Plan einer Blau-Weiß Werkstätte in Palästina, Gebr. Obpacher A.-G., München 1923. Für den deutschsprachigen Raum ist lediglich ein Exemplar dieser Schrift im Präsenzbestand der Bibliothek des Jüdischen Museums Berlin nachgewiesen.
  100. Blau-Weiss-Blätter (Neue Folge), Heft 3, Mai 1923, pdf-S. 12
  101. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 100–104
  102. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 253
  103. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S.324, Anmerkung 175
  104. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 255
  105. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 258
  106. Jüdische Rundschau, Heft 49, 23. Juni 1925, S. 435
  107. Jüdische Rundschau, Heft 54, 10. Juli 1925, S. 475
  108. Jüdische Rundschau, Heft 44, 5. Juni 1925, S. 396
  109. Die beiden Verträge befinden sich in der Alfred Berliner Blau Weiss collection (siehe Weblinks)
  110. Jüdische Rundschau, Heft 99, 12. Dezember 1924, S. 712
  111. Bericht über die Tätigkeit der Blau-Weiß-Werkstätten
  112. Hermann Meier-Cronemyer: Jüdische Jugendbewegung, S. 69, spricht von der Einschaltung der Histadrut durch den betroffenen Arbeiter.
  113. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 257
  114. Hermann Meier-Cronemyer: Jüdische Jugendbewegung, S. 69
  115. Felix Rosenblüths Brief vom 17. Dezember 1924 aus Jerusalem an den 20 Delegiertentag des ZVfD. In: Jüdische Rundschau, Heft 1, 2. Januar 1925, S. 3
  116. Bericht über den Diskussionsbeitrag von Werner Bloch auf dem 20. Delegiertentag der ZVfD. In: Jüdische Rundschau, Heft 1, 2. Januar 1925, S. 5
  117. Bericht über den Diskussionsbeitrag von Fritz Löwenstein auf dem 20. Delegiertentag des ZVfD. In: Jüdische Rundschau, Heft 1, 2. Januar 1925, S. 5
  118. Der Rechtsanwalt und Notar Alfred Landsberg wurde am 23. April 1887 in Wiesbaden geboren. (Notar Alfred Landsberg, Wiesbaden Deutsche Digitale Bibliothek.). 1923/1924 war er Vorsitzender der ZVfD. 1932 wanderte er nach Palästina aus und erhielt dort Anfang 1934 seine Zulassung als Anwalt. (Alfred Abraham Landsberg. The Museum of the Jewish People. Palästina Nachrichten, Jg. 1, Nr. 7, 2. Juli 1934, S. 4) Landsberg arbeitete in Palästina für die Rassco (Rural Agricultural Society Cooperative). Diese 1935 gegründete Gesellschaft unter dem Dach des Central Bureau for Settlement of German Jews kaufte vorwiegend von nicht in Palästina lebenden Eigentümern Land, das diese nicht selber bewirtschaften wollten, und verkaufte es zu günstigen Konditionen an Flüchtlinge, vorrangig an solche aus Deutschland. (Cautions Jews on Absentee Land Holding´. Jewish Telegraphic Agency, 9. Juli 1935). Landsberg starb 1964 in Tel Aviv.
  119. Bericht vom 20. Delegiertentag des ZVfD. In: Jüdische Rundschau, Heft 1, 2. Januar 1925, S. 5
  120. Walter Moses: Die Bundesidee. In: Blau-Weiss-Blätter, September 1925, S. 10
  121. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 258–259
  122. Hermann Meier-Cronemyer: Jüdische Jugendbewegung, S. 70
  123. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S.325, Anmerkung 187
  124. Herbert (Zwi) Karliner: Cooperative Blau-Weiss-Works Ltd. In: 50 Jahre Blau Weiss, S. 24–25
  125. Jüdische Rundschau, Heft 63, 13. August 1926, S. 455
  126. Broschüre Landwirtschaftliche Siedlungsgesellschaft Blau-Weiß in Palästina Ltd.
  127. Sieghard Bußenius: Zionistische Erziehung im norddeutschen Moor: Die Ausbildungsstätte des Hechaluz auf dem Brüderhof bei Harksheide. schoah.org (auf haGalil.com)
  128. Pollack bezeichnete sich in seinem Beitrag als gelernter Gärtner, wohnhaft in Herzlia; mehr ist über seine Identität nicht bekannt.
  129. Fritz Pollack: Die Praktikantenschaft. In: 50 Jahre Blau Weiss, S. 16–17
  130. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 252
  131. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 253
  132. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 218
  133. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 220
  134. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 260
  135. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 256
  136. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S.257. Hackedahl mutmaßt, dass die zwei Monate später ausgebrochene Krise der Blau-Weiss-Werkstätten, die ja ein privatwirtschaftlich geprägtes Geschäftsmodell verfolgten, von der Histadrut bewusst herbeigeführt worden sei, gewissermaßen als Antwort auf die von den Blau-Weiß-Vertretern in Danzig vertretenen anti-sozialistischen Positionen.
  137. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 262
  138. Benno Cohn’s Erööfnnungsrede. In: 50 Jahre Blau Weiss
  139. 50 Jahre Blau Weiss
  140. Benno Cohn: Schlussrede. in: 50 Jahre Blau Weiss
  141. Hermann Korte: Über Norbert Elias, S. 107. Siehe auch: Drei Briefe von Norbert Elias an Martin Bandmann. Der Nachlass von Bandmann befindet sich im The Central Zionist Archive. Die Untergliederung ist online einsehbar, nicht aber die Dokumente selber.
  142. Hermann Korte: Über Norbert Elias, S. 108
  143. Hamischmar im Katalog der DNB
  144. Arye Ben-David im Katalog der DNB
  145. Gestorben. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1975 (online).
  146. Yad Vashem: From the Testimony of Benno Cohn about his Meeting with Eichmann, March 1939 (PDF)
  147. Der Eichmann-Prozess in Jerusalem. Das Zeugen-Portfolio; dort auch ein Foto von Benno Cohn im Zeugenstand.
  148. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 183
  149. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 69, Anmerkung 293. Zu den Geburtsdaten siehe: Felix Feuchtwanger: Stammbaum der Familie Feuchtwanger 1786–1910
  150. Hedad und Hurra. Jüdische Jugendbewegte im und über den Ersten Weltkrieg.
  151. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 75. Anlässlich einer Konferenz im März 1918 erwähnt Hackeschmidt Glaser „mit seinen 28 Jahren“.
  152. Blau-Weiss-Blätter, Jg. II, Heft 1, April 1914, S. 14
  153. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 45
  154. Die Weltbühne und das Judentum
  155. Mosche Unna: Die Anfänge der religiösen Kibbuzbewegung in Deutschland, S. 79
  156. Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung: Archivbestand Arie Goral-Sternheim
  157. Jüdische Ärzte aus Deutschland und ihr Anteil am Aufbau des israelischen Gesundheitswesens: Siegfried Schimon Kanowitz. Die auf der Webseite der Universitätsbibliothek Hamburg für 2020 angekündigte Digitalisierung seiner Schrift Zionistische Jugendbewegung aus dem Jahre 1927 soll dort Mitte 1921 zur Verfügung stehen.
  158. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 157
  159. Jörg Hackeschmidt: Von Kurt Blumenfeld zu Norbert Elias, S. 262
  160. Dr. Leo Kopf, Leading Jewish Composer-conductor, Dies at 64. Jewish Telegraphic Agency, 3. März 1953. Leo Kopf Collection 1911–1957; archive.org.
  161. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 70
  162. Joseph Marcus. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben. Saur, München 1980, ISBN 3-598-10087-6, S. 474
  163. Deutsche Biographie: Dolf Michaelis
  164. Dolf Michaelis Archiv in der Nationalbibliothek von Israel. Siehe auch: Eva Michaelis Collection 1972–1992 und den Wikidata-Eintrag: Dolf Michaelis.
  165. Werner Feilchenfeld, Dolf Michaelis, Ludwig Pinner: Haavara-Transfer nach Palästina und Einwanderung Deutscher Juden 1933–1939. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1972; zusammen mit Kurzbiografien zu den drei Autoren archive.org.
  166. Encyclopedia of the Founders and Builders of Israel, Band 8, S. 3084–3085
  167. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 18, Anmerkung 45
  168. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 103
  169. Arndt Kremer: Unvereinbare Zwienatur(en)?, S. 262, Anmerkung 145
  170. Hans Oppenheim im Katalog der Universitätsbibliothek Berlin & Universitätsarchiv Heidelberg: Matrikel der Universität Heidelberg 1386-1920: UAH M15: 1916/17-1920
  171. Hans Oppenheim in der Wiedergutmachungsdatenbank des Landes Berlin
  172. Julius Posener: Heimliche Erinnerungen, S. 46. Das Buch enthält viele detaillierte Schilderungen aus dem Haus der Familie Oppenheim und den Eigenheiten von Leo Paul Oppenheim („Onkel Paul“).
  173. Alle Informationen und Zitate stammen von Florian Keisinger, der im Februar 2019 auf der Webseite Fixpoetry unter dem Titel Berlin – Paris. Eine Pariser Buchhandlung als Anlaufpunkt deutscher Exilliteratur ausführlich eine Veröffentlichung über Ferdinand Ostertag rezensierte: Inge Thöns · Herbert Blank: Librairie Au Pont de l’Europe. Die erste Exilbuchhandlung in Paris. Wallstein Verlag, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3325-3.
  174. Julius Posener: Heimliche Erinnerungen, S. 119
  175. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 105, Anmerkung 464
  176. Jos Schnurer: Genossenschaft und Solidarität, auf: Sozial.de, 8. Mai 2019.
  177. Martin Rosenblüth: Go forth and serve, S. 24
  178. Judentum in der Messingwerksiedlung. Zu dem in dem Zitat erwähnten S. Dyck siehe: Kreisarchiv Barnim: Salomon Dyck; zu S. Weiberg: Salomon Weinberg (1889–1955). Seine Arbeit war grundlegend für die Landschaftsarchitektur in Palästina und Israel.
  179. Eli Rothschild (Hrsg.): Meilensteine, S. 408
  180. Martin Rosenblüth: Go forth and serve, S. 231
  181. Martin Rosenblüth: Go forth and serve, S. 234 & 236
  182. Martin Rosenblüth: Go forth and serve, S. 237
  183. Martin Rosenblüth: Go forth and serve, S. 268. „My task in London was twofold. In general, I had to deal with relief problems of the Jews in Germany and of the refugees. More speciñcally, it was my assigmnent to clarify for Jewish communities all over the world the method whereby they could render the most constructive help. Consistently, I emphasized the necessity of financing the immigration to and the permanent settlement in Palestine of all Jews who could be persuaded to leave Europe for Eretz Israel.“
  184. Francis R. Nicosia: Ein nützlicher Feind. Zionismus im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1939. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Jg. 37 (1989), Heft 3 (PDF; 1,5 MB) S. 378 ff.
  185. Martin Rosenblüth: Go forth and serve, S. 269
  186. Martin Rosenblüth: Go forth and serve, S. 283
  187. Story of Palestine. United Palestine Appeal, S. 2; archive.org
  188. Metaphern und Identität in biographischen Interviews mit deutsch-jüdischen Migranten in Israel.
  189. Beitrag von Caris-Petra Heidel zum 8. Medizinhistorisches Kolloquium: Medizin und Judentum (PDF) Dresden, 7. und 8. September 2005. Dort heißt es: „Aus diesem klar zionistisch ausgerichteten „Blau-Weiß“ ging eine Gruppe von elf Ärzten hervor, die mit der 5. Alija nach 1933 nach Eretz Israel (Palästina) kamen. Diese Ärzte […] hatten Palästina nicht als letzte Möglichkeit für eine Flucht vor den Verfolgungen im nationalsozialistischen Deutschland gewählt, sondern kamen als überzeugte Zionisten und leisteten alle einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Gesundheitswesens in Palästina / Israel.“
  190. Ivonne Meybohm: Erziehung zum Zionismus, S. 49, Anmerkung 194
  191. Pinchas Rosen: Liebe Freunde vom Blau-Weiss. In: 50 Jahre Blau Weiss
  192. Ausführliche Biografie siehe: Simon, Ernst Akiba in der Deutschen Biographie. Katrin Kühne: Jüdischer Reformpädagoge Ernst Simon. Ein Brückenbauer und Handausstrecker. Deutschlandfunk Kultur, 19. Oktober 2018
  193. Tramer, Hans in der Deutschen Biographie
  194. The Hans Tramer Collection. Center for Jewish History. Siehe auch GND 117422045, Hans Tramer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  195. Der Wikipedia-Artikel über Tuchler belegt das aber ebenso wenig wie ein Artikel von Antonia Grunenberg, in dem eine Begegnung zwischen Tuchler und Walter Benjamin im Sommer 1912 erwähnt wird. Antonia Grunenberg: Walter Benjamin – die frühen Jahre. Zwischen Jugendbewegung und Zionismus. (PDF; 366 kB)
  196. Jennifer Breger: Trude Weiss-Rosmarin, in Jewish Women’s Archive
  197. Scholem, der trotz seiner Kritik am Blau-Weiß immer auch Kontakte zu diesem oder einzelnen Mitgliedern pflegte, hat sich in seinen Tagebuchaufzeichnungen mehrfach kritisch zu diesem Jugendverband geäußert.
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