Rechovot
Rechovot (hebräisch רְחוֹבוֹת, modernhebräische Aussprache: [reˈxovot][2], arabisch رحوفوت, andere Schreibweisen: Rehovot, Rechowot) ist eine Stadt in Israel. Sie liegt etwa 20 Kilometer südlich von Tel Aviv und hat 141.579 Einwohner (2018). Der Name bedeutet „Straßen“ oder „weite Räume“ und leitet sich von der Bibel ab ((Gen 26,22 ) auch im Stadtwappen zitiert), wo er den weiten Raum neben einem von Isaak gegrabenen Brunnen bezeichnet. Gegenwärtiger Bürgermeister ist Rahamim Malul.
Rechovot | |||
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Basisdaten | |||
hebräisch: | רְחוֹבוֹת | ||
arabisch: | رحوفوت | ||
Staat: | Israel | ||
Bezirk: | Zentral | ||
Gegründet: | 1890 | ||
Koordinaten: | 31° 54′ N, 34° 48′ O | ||
Höhe: | 25 m | ||
Fläche: | 23,041 km² | ||
Einwohner: | 141.579 (Stand: 2018)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 6.145 Einwohner je km² | ||
Gemeindecode: | 8400 | ||
Zeitzone: | UTC+2 | ||
Postleitzahl: | 76100 | ||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Bürgermeister: | Rahamim Malul | ||
Website: | |||
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Lage
Die Stadt liegt am Rande des judäischen Hügellandes Schefela im Zentralbezirk Israels. Nachbarorte sind Givʿat Brenner und Kirjat Ekron im Süden, und Sitriah und Ramleh im Osten, Nes Ziona und Netzer Sereni im Norden und Ge'aliah im Westen.
Geschichte
Rechovot wurde am 6. März 1890, in einem nur spärlich von Arabern besiedelten Gebiet, von polnischen und russischen Juden gegründet. 1908 siedelten sich Einwanderer aus dem Jemen an. Die ersten Siedler legten Weinberge, Obst-, Mandelbaum- und Zitrusplantagen an.
1913 forderten jüdische Einwanderer aus Europa gemeinsam mit Aktivisten des Schomer die Entlassung arabischen Arbeiter in Rechovot. Darauf folgten Auseinandersetzungen, bei denen ein europäischer Einwanderer und ein einheimischer Araber getötet wurden. Die Vorsteher der arabischen Dörfer in der Umgebung berichteten dem Gouverneur, dass die jüdischen Einwanderer „morden, plündern sowie muslimische Frauen und Mädchen vergewaltigen“.
Der Schomer drohte, die Siedlung zu verlassen, falls die Araber nicht entlassen würden. Die Leitung der Siedlung kündigte den Vertrag mit dem Schomer, und Schmu'el Tolkowski, ein prominenter Siedler, sagte, das Verhalten des Schomer schade dem Ansehen der Siedlung, da er „unbewaffnete und unschuldige Menschen aus reiner Laune mit Peitschen schlägt“, und dass die „Brutalität … und Unmenschlichkeit“ des Schomer nicht nötig seien.[3] Im Zuge des britischen Vordringens an der Palästinafront errichteten die Britische Militärbahnen in Palästina 1916–1918 die palästinensische Stammstrecke der Sinai-Bahn bis Lod, an der die dann zivilen Palestine Railways (PR) 1920 den Bahnhof Rechovot einrichteten.
1932 wurde eine landwirtschaftliche Forschungseinrichtung von Tel Aviv nach Rechovot verlegt, welche später Standort der agrarwissenschaftlichen Fakultät der Hebräischen Universität von Jerusalem wurde. 1934 gründete Chaim Weizmann das Daniel-Sieff-Forschungsinstitut, dieses wurde 1949 in Weizmann-Institut für Wissenschaften (Weizmann Scientific Park, Nes Ziona, Rehovot) umbenannt.
Am 29. Februar 1948 verübte die paramilitärische Untergrundorganisation Lechi einen Anschlag auf den von Kairo nach Haifa verkehrenden Zug der PR, kurz nachdem dieser den Bahnhof Rechovot verlassen hatte. Dabei wurden 28 britische Soldaten getötet, weitere 35 Soldaten und 100 Zivilisten verletzt.
Das meiste Land der arabischen Ortschaft Sarnūqa (زرنوقة) gehört heute zu Rechovot. 1948 wurden alle 2761 arabischen Bewohner vertrieben und die meisten ihrer Häuser zerstört.[4]
Die Familie von Fathi Schakaki, eines Mitbegründers des Islamischen Dschihad, stammt aus Sarnuka.
Kontroverse
Nach einer Welle von islamistisch motivierten Messerattentaten gab im Oktober 2015 die Stadtverwaltung einen Sondererlass heraus, in dem es hieß, dass „Arbeitern, die Angehörige von Minderheiten sind“ (gemeint sind Arabische Israelis), „der Zutritt zu Bildungseinrichtungen verboten ist“. Doron Milberg, ein städtischer Beamter, verteidigte den Erlass und sagte: „Das Reinigungspersonal ... ist bei der Stadt angestellt und es ist kein einziger Araber darunter.“[5]
Bürgermeister
- 1970 – 1979: Shmuel Rechtman
- ? – 2009: Schuki Forer
- seit 2009: Rahamim Malul
Wirtschaft
Von 1945 bis 1948 produzierte das Ayalon-Institut 2,25 Millionen Patronen. Die unterirdische Munitionsfabrik war durch ein Kibbuz getarnt, welches eine Wäscherei betrieb. Seit 1987 sind die historischen Anlagen als Museum zugängig und dienen nun dem Tourismus.
Rechovot ist das israelische Zentrum des Orangenanbaus und Sitz vieler Unternehmen, die Fruchtsäfte abfüllen oder zu Konzentraten verarbeiten.[6]
Im Norden Rechovots befindet sich mit dem Tamar Science Park ein ca. 100 Hektar großes Gewerbegebiet, auf dem sich hauptsächlich Unternehmen aus dem Hochtechnologie-Sektor angesiedelt haben.
Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften bestehen mit
- Albuquerque, USA
- Manchester, Vereinigtes Königreich
- Parana, Argentinien
- Grenoble, Frankreich
- Philadelphia, USA
- Rochester, USA
- Heidelberg, Deutschland, seit 1983
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Meir Wilchek (* 1935), Biochemiker
Söhne und Töchter der Stadt
- Yizhar Smilansky (1916–2006), Schriftsteller
- Jossi Sarid (1940–2015), Journalist und Politiker
- Nili Mirsky (1943–2018), literarische Übersetzerin
- Arnon Milchan (* 1944), Filmproduzent
- Sebulon Orlew (* 1945), Politiker
- Ronny Reich (* 1947), Archäologe und Hochschullehrer
- Israel Hershkovitz (* 1950), Anthropologe
- David Reeb (* 1952), Maler
- Gali Atari (* 1953), Sängerin und Schauspielerin
- Omri Ziegele (* 1959), Musiker
- Ora Avital (* 1960), Künstlerin
- Yoram Hazony (* 1964), Wissenschaftler und Publizist
- Nili Abramski (* 1970), Langstreckenläuferin
- Eyal Golan (* 1971), Sänger
- Eres Holz (* 1977), Komponist
- Ben Salomo (* 1977), Rapper und YouTuber
- Tzipi Hotovely (* 1978), Politikerin und Kolumnistin
- Uri Smilansky (* 1979), Musiker und Musikhistoriker
- Amir Weintraub (* 1986), Tennisspieler
- Ronen Rubinstein (* 1993), Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Umweltaktivist
Weitere mit Rechovot verbundene Personen
- Ida Nudel (1931–2021), sowjetische, später israelische Bürgerrechtlerin
Einzelnachweise
- אוכלוסייה ביישובים 2018 (Bevölkerung der Siedlungen 2018). (XLSX; 0,13 MB) Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Ruth A. Berman: Modern Hebrew. In: Robert Hetzron (Hg.): The Semitic Languages. Routledge, 2006, S. 316.
- Benny Morris: Righteous Victims. New York: Vintage; S. 53, 65.
- Benny Morris: The Birth of the Palestinian Refugee Problem Revisited. Cambridge University Press, 2004, S. 258f. et passim; Sami Hadawi: Palestinian Rights and Losses in 1948: A Comprehensive Study. Saqi Books, 1988, S. 237; Welcome To Zarnuqa
- Yarden Skop: Israeli Towns Move to Ban Arab Workers From Schools. In: Haaretz, 18. Oktober 2015.
- Artikel auf www.answers.com