Beauvernois
Beauvernois ist eine französische Gemeinde im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Sie gehört zum Arrondissement Louhans und zum Kanton Pierre-de-Bresse. Der Ort hat 106 Einwohner (Stand 1. Januar 2019), sie werden Belvernoisiens, resp. Belvernoisiennes genannt. Es taucht aber auch die Bezeichnung Beauvénais und Beauvénaises auf[1].
Beauvernois | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Bourgogne-Franche-Comté | |
Département (Nr.) | Saône-et-Loire (71) | |
Arrondissement | Louhans | |
Kanton | Pierre-de-Bresse | |
Gemeindeverband | Bresse Nord Intercom’ | |
Koordinaten | 46° 50′ N, 5° 27′ O | |
Höhe | 191–218 m | |
Fläche | 8,83 km² | |
Einwohner | 106 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 12 Einw./km² | |
Postleitzahl | 71270 | |
INSEE-Code | 71028 |
Geografie
Error: imagemap_invalid_desc Beauvernois ist die östlichste Gemeinde des Departements Saône-et-Loire. Sie liegt in der Landschaft der Bresse im Tal der Brenne[2], die das nördliche Gemeindegebiet streift. Die Brenne teilt sich in dieser Gegend in mehrere Arme, die teilweise künstlich angelegt worden waren, um Mühlen zu betreiben und Étangs zu bewirtschaften. Durch die Gemeinde fließt eigentlich ein Seitenarm namens Le Grand Fossé (der große Graben). Von Südosten her, aus der Gemeinde La Chaux-en-Bresse durchfließt La Chaux[3] das gesamte Gemeindegebiet und bildet im letzten Teilstück die Grenze zu Mouthier-en-Bresse, um in die Brenne zu münden. Beauvernois ist die östlichste Gemeinde des Département Saône-et-Loire und grenzt auf drei Seiten an das Département Jura. Lediglich im Westen verläuft eine gemeinsame Grenze mit Mouthier-en-Bresse im selben Département.
Als Besonderheit liegt innerhalb der Gemeindegrenzen die gesamte Gemeinde Chêne-Sec mit einer Fläche von 73 Hektaren und einer kurzen gemeinsamen Grenze zu Rye und zwei Enklaven. 1833 wurde diese Gemeinde mit Beauvernois zusammengelegt, wurde jedoch im selben Jahr wieder rückgängig gemacht. Diese Tatsache führt zu einigen absurden Besonderheiten. Navigationsgeräte sind durcheinander, Lieferanten hilflos. Die beiden Gemeinden gehören verschiedenen Départements an, so befindet sich links der Straße das Département Jura und rechts der Straße das Département Saône-et-Loire und umgekehrt. Selbst die Einwohner wissen nie genau, auf welchem Gemeindegebiet sie sich befinden. So fährt der jurassische Postbote auf derselben Straße, wie derjenige von Saône-et-Loire, und zwei Müllfahrzeuge fahren ihre Route und natürlich auch verschiedene Schulbusse. Zwar funktioniere das recht ordentlich, ob aber die doppelten Ausgaben gerechtfertigt seien, fragt sich auch der Maire von Beauvernois. Immerhin wird für das gesamte Gebiet Strom und Wasser aus dem Jura geliefert, aber das Problem des Internets scheint noch nicht gelöst zu sein: Während Chêne-Sec und damit auch der Weiler Tillerey mit modernem ADSL bedient werden, müssen sich die Einwohner von Beauvernois und seinen Weilern mit 512Kb/sec zufriedengeben… oder haben gar keinen Internetempfang![4]
Die Gemeinde war immer dünn besiedelt und stark landwirtschaftlich geprägt und weist heute lediglich im Südwesten einige Waldflächen auf. Sonst finden sich lediglich Pappelplantagen. Die Gemeinde wird von keiner wichtigen Straße erschlossen, lediglich ganz im Süden streift die Départementsstraße D323 das Gemeindegebiet, wird im Département Jura zur Départementsstraße D1[5]. Sie liegt auf der Trasse einer Römerstraße, die von Bellevesvre nach Sellières und Poligny führte. Zur Gemeinde gehören folgende Weiler und Fluren: Bas, Bigueures, Champagne, Charmettes, Fouilles, Perode, Quemine, Tillerey.[6]
Klima
Das Klima in Beauvernois ist warm und gemäßigt. Es gibt das ganze Jahr über deutliche Niederschläge, selbst der trockenste Monat weist noch hohe Niederschlagsmengen auf. Die effektive Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger ist Cfb. Im Jahresdurchschnitt herrscht einer Temperatur von 10,9 °C. Über ein Jahr verteilt summieren sich die Niederschläge auf 853 mm.
Beauvernois | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Toponymie
Beauvernois wird erstmals 1473 urkundlich erwähnt als Belvernay. Der Name des Ortes leitet sich ab von Vernos[7], der keltischen Bezeichnung für die Schwarzerle. Insbesondere die Bezeichnung Vernacum für einen Erlenwald lässt die Entwicklung zum –vernay erschließen. Dabei bedeutet der Ortsname so viel wie Schöner Erlenbruch. Da Erlen gerne in sumpfigen und unwegsamen Gegenden gedeihen, wurde ihnen im Mittelalter eine unheimliche Wirkung zugesprochen und sie wurden gerne mit Hexen oder Fabelwesen in Verbindung gebracht. Es ist davon auszugehen, dass die heute noch bestehenden Waldgebiete einst viel umfangreicher waren und es sich bei Beauvernois eigentlich um ein Rodungsgebiet in einer riesigen Waldfläche im näheren und weiteren Flusstal der Brenne handelte.
Geschichte
Auf einer drei Meter hohen Motte stand einst eine Burg in einem Weiler genannt Fournus, die jedoch bereits Mitte des 16. Jahrhunderts nicht mehr existierte. Angeblich bestand ein Rundturm, umgeben von einem doppelten Graben, noch früher bestand dort eine kleine Festung, wo Lanzenspitzen und andere Artefakte gefunden wurden. Neben dieser Burg wurde im 16. Jahrhundert eine Kapelle erbaut, damit die Gläubigen für den Gottesdienst nicht immer bis Commenailles gehen mussten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die heutige Kirche erbaut, die Johannes dem Täufer[8] geweiht ist. Sie war lange Zeit ein Kirchensprengel von Mouthier-en-Bresse. Im Spätmittelalter befand sich die Gemeinde nahe der Grenze zwischen der Freigrafschaft und dem Herzogtum Burgund.
Nachdem das Haus Burgund 1477 in männlicher Linie ausgestorben war, ging das Herzogtum Burgund an Frankreich, die Freigrafschaft jedoch an den Burgundischen Reichskreis. Die Kriege im 16. und 17. Jahrhundert (Krieg gegen den savoyardischen Herzog Karl Emanuel I., Dreißigjähriger Krieg und Devolutionskrieg) bescherten dem Ort am äußersten Grenzpunkt des Herzogtums Burgund schreckliche Katastrophen. Die ganze Gegend war weitgehend entvölkert und erholte sich nur sehr langsam. Vor den Kriegen des 17. Jahrhunderts wurden noch 50 bis 60 Haushalte gezählt (rund 300 Einwohner), 1659 bestanden gerade noch 17 Haushalte (rund 80–90 Einwohner).
1880 wurde die Mairie-École erbaut, die Schule wurde 1974 aufgehoben. 1980 existierte noch ein Hersteller von Sabots (Holzschuhen) und 1988 bestanden noch 13 Landwirtschaftsbetriebe.
1563 gehörte die Herrschaft Claude-François de Neufchâtel und seiner Gemahlin Dame Françoise von Rye, Rahon und Beauvernois. Die Burg bestand damals schon nicht mehr, die Herrschaft behielt sich aber den Wiederaufbau ausdrücklich vor. Anschließend ging die Herrschaft über an Marguerite de Chabot, Herzogin von Eibcouf, 1660 war es Henri de Lorraine, Graf von Harcourt und 1680 Louis de Lorraine, Graf von Armagnac. Durch häufige Besitzwechsel wurde die Herrschaft zersplittert, gehörte der Familie Noyrot, von denen ein Mitglied zu Beginn des 18. Jahrhunderts Herr von Beauvernois und ewiger Maire von Chalon war. Dann gehörte die Herrschaft den Quarré, durch Verkauf gelangte sie 1721 an die Ryard, von denen einige Familienangehörige Marktvögte von Chalon waren und Herren bis zur Revolution blieben. Die herrschaftlichen Rechte, die unter Louis XVI bestätigt wurden, waren für die Bevölkerung erdrückend. Die Herren hatten das Steuerrecht der vier Fälle (Verdoppelung der Steuern und Abgaben, wenn * der Herr zum Kreuzzug aufbrach * der Herr zum Ritter geschlagen wurde * Lösegeld für den Herrn bezahlt werden musste * die Tochter des Herren heiratete), Heimfall auf den größten Teil der Lehen, so wie die hohe, mittlere und niedrige Gerichtsbarkeit. Daneben bestand das Recht zur Konfiskation, zur Waffeninspektion, auf Frondienste, Abgaben für das Mahlen von Getreiden, die Benutzung des Backhauses, Wegzoll, Zinshühner, Zinsen… Es bestanden Abgabepflichten für Spiele und Unterhaltungen, Steuern auf das Fluchen, Ledigen- und Verheiratetensteuern. «Die Leute dieser Gegend sind sehr arm, die Herrschaften und der Pfarren von Mouthier besitzen alles und ein großer Teil der Bauern muss sich auf die Güter der Herrschaft verdingen, um das Lebensnotwendige zu verdienen», schreibt der Anwalt Masuyer im Jahr 1788.
Bevölkerung
Jahr | 1793 | 1800 | 1821 | 1831 | 1841 | 1846 | 1851 | 1861 | 1872 | 1881 | 1891 | 1901 | 1911 | 1921 | 1931 | 1946 | 1962 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2011 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Einwohner | 313 | 379 | 391 | 403 | 456 | 463 | 426 | 377 | 394 | 381 | 338 | 310 | 302 | 253 | 244 | 206 | 171 | 119 | 97 | 76 | 82 | 88 | 99 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ab 1962 offizielle Zahlen ohne Einwohner mit Zweitwohnsitz |
Wirtschaft und Infrastruktur
Zahl und Art von Betrieben und Ladengeschäften
Im Dorf bestehen nebst Mairie und Kirche 6 Landwirtschaftsbetriebe, ein Betrieb der Baubranche und ein Betrieb aus dem Bereich Transport und Logistik:
Betriebsbereich | Anzahl | davon | davon |
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Landwirtschaft | 6 | ||
Ackerbau und Forstwirtschaft | 1 | ||
Futterpflanzen | 1 | ||
Zucht- und Fischereibetriebe | 6 | ||
Aufzucht | 1 | ||
Rinderzucht | 3 | ||
Geflügel | 2 |
Branche | Anzahl |
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Bauhandwerk | 1 |
Transport und Logistik | 1 |
Art des Ladens | Anzahl |
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keine Ladengeschäfte |
Geschützte Produkte in der Gemeinde
Als AOC-Produkte sind in Beauvernois Comté[13] und Morbier[14] zugelassen, ferner Volaille de Bresse[15] und Dinde de Bresse[16].
Bildungseinrichtungen
Beauvernois verfügt über keine eigenen schulischen Einrichtungen. Die Kinder werden in Schulen der umliegenden Gemeinden ausgebildet.
Literatur
- Claude Courtépée (1721–1781): Description historique et topographique du Duché de Bourgogne. Band 5. Chez Causse, Dijon 1780 (französisch, Google Books).
- Lucien Guillemaut (1842–1917): Histoire de la Bresse Louhannaise. Bd. 1, Louhans 1897.
- Lucien Guillemaut (1842–1917): Armoiries et familles nobles de la Bresse louhannaise: armoiries ouvrières, armoiries particulières et de familles. Vve L. Romand, Louhans 1909 (französisch, gallica).
Weblinks
- Beauvernois. auf INSEE. Institut national de la statistique et des études économiques, abgerufen am 18. Januar 2015 (französisch).
- Beauvernois. im Verzeichnis der Gemeinden Frankreichs. Abgerufen am 18. Januar 2015 (französisch).
- Beauvernois. in der Base Mérimée. Ministère de la Culture, abgerufen am 18. Januar 2015 (französisch).
- Beauvernois. in Archives départementales. Département Saône-et-Loire, abgerufen am 21. Januar 2016 (französisch).
Einzelnachweise
- Beauvernois auf habitants.fr. Abgerufen am 23. April 2015 (französisch).
- La Brenne, Länge 53,8 km, Zufluss zum Bras la Seillette Aval, Quelle bei 46° 47′ 46″ N, 5° 40′ 6,6″ O in Miéry auf ca. 437 m, Mündung bei 46° 44′ 12,8″ N, 5° 17′ 27,2″ O in Sens-sur-Seille auf ca. 181 m, La Brenne auf sandre.eaufrance.fr
- La Chaux, Länge 12,1 km, Zufluss zur Brenne, Quelle bei 46° 46′ 59,9″ N, 5° 27′ 24,8″ O in Commenailles auf ca. 214 m, Mündung bei 46° 51′ 36″ N, 5° 25′ 30″ O in Mouthier-en-Bresse auf ca. 191 m, La Chaux auf sandre.eaufrance.fr
- Gaëtan Boltot: Willkommen in der Absurdität. Le Journal de Saône-et-Loire, 19. September 2014, abgerufen am 24. April 2015 (französisch).
- Départementsstraße D1. auf routes.wikia.com. Abgerufen am 16. April 2015 (französisch).
- Beauvernois. (PDF) im Dictionnaire Topographique Saône-et-Loire. Comité des Travaux Historiques et Scientifiques, abgerufen am 21. April 2015 (französisch, Suchbegriff: Ctrl+F Beauvernois).
- Heinrich Tischner: Altkeltisch. Abgerufen am 24. April 2015 (Die Ableitung von *vern als Erle taucht auch in anderen Quellen regelmäßig auf).
- Joachim Schäfer: Johannes der Täufer. aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon. Abgerufen am 25. April 2015.
- Einwohnerstatistik auf cassini.ehess.fr. Abgerufen am 18. September 2011 (französisch).
- Unternehmen in Beauvernois. Kompass.fr, abgerufen am 13. Februar 2016 (französisch).
- Unternehmen in Beauvernois. Nombre d’établissements par secteur d’activité et par taille en 2014 (Téléchargement). INSEE.fr, abgerufen am 13. Februar 2016 (französisch).
- Unternehmen in Beauvernois. Nombre d’équipements et de services dans le domaine du commerce en 2014 (Téléchargement). INSEE.fr, abgerufen am 13. Februar 2016 (französisch).
- Comté. auf INAO, L’Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Morbier. auf INAO, L’Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Poulet de Bresse. auf INAO, L’Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).
- Dinde de Bresse. auf INAO, L’Institut national de l’origine et de la qualité. Abgerufen am 26. Juni 2015 (französisch).