Bahnhof Rolandseck
Der Bahnhof Rolandseck in der Stadt Remagen, Stadtteil Rolandseck, wurde von 1856 bis 1858 gebaut. Sein Empfangsgebäude gilt als bedeutendes Kulturdenkmal der rheinischen Kunstgeschichte und des frühen deutschen Eisenbahnbaus. Im Schienenpersonennahverkehr ist Rolandseck auf der linken Rheinstrecke der nördlichste Haltepunkt in Rheinland-Pfalz, stündlich halten hier die Züge der Mittelrheinbahn Köln–Koblenz–Mainz. Seit dem 29. September 2007 ist das Empfangsgebäude Teil des Arp Museums Bahnhof Rolandseck. Direkt unterhalb des Bahnhofs befindet sich bei Stromkilometer 640 die Rheinfähre Siebengebirge nach Bad Honnef.
Rolandseck | |
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Empfangsgebäude Rolandseck | |
Daten | |
Betriebsstellenart | Haltepunkt |
Bahnsteiggleise | 2 |
Abkürzung | KROL |
IBNR | 8005153 |
Preisklasse | 5 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Remagen |
Ort/Ortsteil | Rolandseck |
Land | Rheinland-Pfalz |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 50° 37′ 53″ N, 7° 12′ 25″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Rheinland-Pfalz |
Da der Bahnhof von 1856 bis 1858 den Endpunkt der von Köln ausgehenden Eisenbahnstrecke bildete und außerdem als Umsteigestation zur Rheinschifffahrt gedacht war, wurde er mit vergleichsweise großem Gebäude und umfangreichen Gleisanlagen ausgestattet. Mit der Verlängerung der Bahnstrecke in Richtung Süden entfiel die bahnbetriebliche Bedeutung, und die Bahnanlagen wurden sukzessive zurückgebaut. Selbst einfache Überholgleise gab es bereits in den 1980er Jahren nicht mehr,[2] betrieblich gesehen war er dadurch ein reiner Haltepunkt, und für den Schienenpersonenfernverkehr hatte er nie eine Bedeutung. Das prachtvolle Bahnhofsgebäude hingegen konnte erhalten werden und begründete seit den 1960er Jahren die Bedeutung der Station als „Künstlerbahnhof“.
Geschichte
Die Bonn-Cölner Eisenbahn eröffnete am 13. Februar 1844 die Strecke von Köln nach Bonn, Teil der späteren linken Rheinstrecke. Bereits 1846 hatte die Gesellschaft in Berlin darum nachgesucht, die Strecke bis Rolandseck erweitern zu dürfen. Das Finanzministerium hatte das Gesuch aus militärischen Gründen abgelehnt. Schließlich wurde 1853 durch „Allerhöchste Cabinets Ordre“ die vorläufige Genehmigung zum Weiterbau der Linie bis Rolandseck erteilt. Der neue Endpunkt sollte möglichst nah am Rhein sein, um ein bequemes Umsteigen auf die Dampfschiffe zu ermöglichen. Der Oberingenieur für den Bau der Linie Emil Hermann Hartwich fertigte auch die Grundrisse für den Bahnhof Rolandseck. Als Endpunkt der Linie wurde das Gebäude so ausgestaltet, dass man in ihm die Gesellschaftsversammlungen durchführen konnte. Denn Rolandseck war zu dieser Zeit mit dem sagenumwobenen Rolandswerther Rolandsbogen ein Inbegriff rheinischer Romantik. Der Bau begann 1856 und der Bahnhof wurde 1858 fertiggestellt.
Der Bahnhof Rolandseck wurde zum Treffpunkt der prominenten Gesellschaft, die hier von der Endstation der Privatbahn auf das Rheinschiff oder die Kutsche wechselte. Königin Victoria von Großbritannien, Kaiser Wilhelm II., Otto von Bismarck, Ludwig Uhland, Karl Simrock, die Brüder Grimm und Friedrich Nietzsche waren dort, außerdem die Musiker Johannes Brahms, Clara Schumann und Franz Liszt. Bernhard Shaw schrieb über den Bahnhof und Guillaume Apollinaire schrieb hier einen Teil seiner frühen Gedichte. Es gab viele Feste und Konzerte im alten Bahnhof.
Atelier für Künstler
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Empfangsgebäude nicht mehr bewirtschaftet. Im Jahre 1958 entschied der Präsident der Bundesbahndirektion Mainz, die „überdimensionierten“ Räume abreißen zu lassen und dafür ein kleines Gebäude zu errichten. Der Abriss verschob sich aber, und 1964 trat Johannes Wasmuth auf und hatte den Plan, das Empfangsgebäude als Wohnung, Galerie und Atelier für Künstler zu nutzen. In kurzer Zeit wurde der Bahnhof zu einem Zentrum kulturellen Lebens. Die Namen Hans Arp, Oskar Kokoschka, Bruno Goller, Günther Uecker, Gotthard Graubner, Stefan Askenase, Yehudi Menuhin, Hans Richter, Martha Argerich, Martin Walser und Marcel Marceau stehen stellvertretend für viele andere. Im Jahr 1966 löste sich hier die Künstlergruppe ZERO feierlich auf.
Nach dem Tod von Johannes Wasmuth endete erst einmal das kulturelle Leben im Bahnhof.
Arp Museum
Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten ab 2001 wurde das ehemalige Empfangsgebäude am 22. Oktober 2004 wieder eröffnet.
Das Empfangsgebäude konnte aufgrund baulicher Maßnahmen am Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr in seinen ursprünglichen Zustand rückgeführt werden. Die Renovierungsmaßnahmen orientierten sich daran, den baulichen Zustand aus dem Jahr 1906 mit Veranda und blassgrünem Fassadenanstrich wiederherzustellen. Die übertünchten Decken im Festsaal wurden freigelegt, so dass die Stuckarbeiten wieder zu erkennen sind.
Das Sockelgeschoss stellt heute die Eingangsebene dar. Sockel- und Erdgeschoss dienen als Ausstellungsflächen. Der Festsaal im zweiten Geschoss mit Außenterrasse und Blick auf den Rhein und das Siebengebirge mit dem Drachenfels dient heute als Museumscafé und Bistro.
Eine Besonderheit des Gebäudes ist die Ausgestaltung seiner Funktionsräume durch zeitgenössische Künstler. In Anknüpfung an eine von Johannes Wasmuth begründete Tradition, der die Sanitärräume von Bahnhof und Bistro durch den britischen Maler Stephen McKenna mit farbenprächtigen ironischen Zitaten aus der Kunstgeschichte ausmalen ließ, wurden im Zuge des Umbaus weitere Funktionsräume unter Mitwirkung von Künstlern ausgestattet: Der Sanitätsraum durch Maria Nordman, das Bistro durch Anton Henning, die Bibliothek durch den Schweizer Thomas Huber, und der Hubschrauberlandeplatz des Museums entstand im Rahmen des Ingold-Airlines-Projekts von Res Ingold.
- Veranda des I. Geschosses
- Blick von außen in das Sockelgeschoss mit Werken von Hans Arp (Frühjahr 2007)
- Festsaal
- Arp: Bewegtes Tanzgeschmeide, Skulptur vor dem Museum
- Arp Museum aus südwestlicher Richtung
Skulpturenufer
Seit 2000 entwickelt das Arp Museum in Zusammenarbeit mit der Stadt Remagen das „Skulpturenufer Remagen“ entlang des Rheinufers zwischen Rolandswerth, vorbei am Bahnhof Rolandseck, bis hin nach Remagen.
Anlage
Zum Bahn-Haltepunkt gehören zwei Seitenbahnsteige, die jeweils über eine Treppe von der Freiligrathstraße aus erreichbar sind. Der Bahnsteig Richtung Köln ist stufenlos über die Hans-Arp-Allee erreichbar. Der Bahnsteig Richtung Koblenz ist stufenlos von der Straße Am Kasselbach aus erreichbar.
Der einzige Fahrkartenautomat des Bahnhofs ist unter der Eisenbahnbrücke über die Freiligrathstraße aufgestellt.
Bedienung
Der heutige Bahn-Haltepunkt Rolandseck wird im Schienenpersonennahverkehr von folgender Linie bedient:
Linie | Zuglauf | Takt | Betreiber |
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RB 26 | MittelrheinBahn: (Köln/Bonn Flughafen –) (nur im Nachtverkehr) Köln Messe/Deutz – Köln Hbf – Köln West – Köln Süd – Hürth-Kalscheuren – Brühl – Sechtem – Roisdorf – Bonn Hbf – Bonn UN Campus – Bonn-Bad Godesberg – Bonn-Mehlem – Rolandseck – Oberwinter – Remagen – Sinzig (Rhein) – Bad Breisig – Brohl – Namedy – Andernach – Weißenthurm – Urmitz – Koblenz-Lützel – Koblenz Stadtmitte – Koblenz Hbf – Rhens – Spay – Boppard Hbf – Boppard-Bad Salzig – Boppard-Hirzenach – Sankt Goar – Oberwesel – Bacharach – Niederheimbach – Trechtingshausen – Bingen (Rhein) Hbf – Bingen (Rhein) Stadt – Bingen-Gaulsheim – Gau Algesheim – Ingelheim – Heidesheim (Rheinhessen) – Uhlerborn – Budenheim – Mainz-Mombach – Mainz Hbf Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2021 | 60 min 30 min (Bingen–Mainz wochentags) |
trans regio |
Literatur
- Judith Loosen: Bahnhof Rolandseck. Das Empfangsgebäude. Bouvier Verlag, Bonn 2007, ISBN 978-3-416-03206-3.
- Hermann Josef Roth: DuMont Kunst-Reiseführer Bonn: von der römischen Garnison zur Bundeshauptstadt – Kunst und Natur zwischen Voreifel und Siebengebirge. DuMont, Köln 1988, ISBN 978-3-7701-1970-7, S. 261/262.
Einzelnachweise
- Abfrage der Kursbuchstrecke 470 bei der Deutschen Bahn.
- Bildfahrplan Köln–Bonn–Koblenz–Boppard (–Bingerbrück), Deutsche Bundesbahn, Bundesbahndirektion Köln, Fahrplanblatt 9, Jahresfahrplan 1985/86, gültig vom 2. Juni 1985 an