Wetrjak (Kaliningrad)
Wetrjak (russisch Ветряк, deutsch Kiaunen, 1938–1945 Rodenheim) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad. Sie gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Nesterow im Rajon Nesterow.
Siedlung
Wetrjak
Ветряк
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Der Ort Wetriak wurde im Kaliningrader Ortsverzeichnis von 1976 mit dem ehemaligen deutschen Ort Kiaunen identifiziert. Die Ortsstelle Kiaunen ist inzwischen aber verlassen. Die genaue heutige Lage von Wetriak müsste vor Ort noch geklärt werden. Laut einer aktuellen Karte soll sich der Ort etwa zwei Kilometer nordwestlich von Dubowaja Roschtscha befinden. Denkbar erscheint aber auch, dass sich Wetriak am ehemaligen Ort Kublischken/Steingrabenhof befindet.[2]
Geschichte
Kiaunen war eine von 14 Landgemeinden und Gutsbezirken, die am 18. März 1874 den neu gebildeten Amtsbezirk Tollmingkehmen (1938–1946 Tollmingen, seit 1946 Tschistyje Prudy) bildeten[3] und gehörte bis 1945 zum Landkreis Goldap im Regierungsbezirk Gumbinnen in der preußischen Provinz Ostpreußen. Am 1. Dezember 1910 zählte das Dorf 167 Einwohner[4].
Am 30. September 1928 vergrößerte sich Kiaunen um den Gutsbezirk Kublischken (1938–1946 Steingrabenhof), der in die Gemeinde eingegliedert wurde. Im Jahre 1933 lebten hier 184 Einwohner, 1939 waren es dann 174[5].
Im Zuge der nationalsozialistischen Umbenennungsaktion erhielt Kiaunen am 3. Juni 1938 – mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli 1938 – den Namen „Rodenheim“, und der Amtsbezirk wurde im Jahre 1939 in „Amtsbezirk Tollmingen“ umbenannt. In ihn war das Dorf bis 1945 eingegliedert. Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Rodenheim unter sowjetische Administration.
Wetriak gehörte spätestens seit 1975 zum Dorfsowjet Tschistoprudnenski selski Sowet im Rajon Nesterow.[6] Von 2008 bis 2018 gehörte der Ort zur Landgemeinde Tschistoprudnenskoje selskoe posselenije und seither zum Stadtkreis Nesterow.
Kirche
Kiaunen resp. Rodenheim gehörte mit seiner mehrheitlich evangelischen Bevölkerung bis 1945 zum Kirchspiel Tollmingkehmen (Tollmingen), das innerhalb des Kirchenkreises Goldap (heute polnisch: Gołdap) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union lag. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Emil Moysich.
Nach dem Verbot alles kirchlichen Lebens in der Zeit der Sowjetunion bildete sich in den 1990er Jahren in Tschistyje Prudy wieder eine evangelische Gemeinde. Sie ist Teil der neuerrichteten Propstei Kaliningrad in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) und wird von den Pfarrern der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen) betreut[7].
Einzelnachweise
- Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- In den administrativ-territorialen Einteilungen der Oblast Kaliningrad von 1975 und von 1988 wurde die Entfernung von Wetriak nach Tschistyje Prudy mit 1,5 Kilometer angegeben.
- Rolf Jehke, Amtsbezirk Tollmingen
- Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
- Michael Rademacher: Landkreis Goldap. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Gemäß der administrativ-territorialen Einteilung der Oblast Kaliningrad von 1975
- Webseite der Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)