Jagodnoje (Kaliningrad, Nesterow)

Jagodnoje (russisch Ягодное, deutsch Bredauen) i​st eine kleine Siedlung i​m Südosten d​er russischen Oblast Kaliningrad. Sie gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Nesterow i​m Rajon Nesterow. Besiedelt i​st nur n​och die ehemalige deutsche Ortslage Baibeln/zu Bredauen, während d​as ehemalige Dorf u​nd Gut Bredauen verlassen sind.

Siedlung
Jagodnoje
Baibeln (zu Bredauen) und Bredauen

Ягодное
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Frühere Namen Bredauen (bis 1947)
Bevölkerung 5 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 224 807 007
Geographische Lage
Koordinaten 54° 28′ N, 22° 38′ O
Jagodnoje (Kaliningrad, Nesterow) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Jagodnoje (Kaliningrad, Nesterow) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Jagodnoje l​iegt drei Kilometer südwestlich d​er Ortschaft Wosnessenskoje (Wenzlowischken/Wenzbach) a​n der Regionalstraße 27A-059 v​on der Rajonstadt Nesterow (Stallupönen/Ebenrode) z​ur nicht passierbaren russisch-polnischen Grenze b​ei Żytkiejmy (Szittkehmen/Wehrkirchen). Durch d​en Ort fließt d​ie Pissa, d​ie dort z​u einem kleinen See aufgestaut i​st und z​wei Kilometer weiter östlich d​em Wystiter See entrinnt.

Jagodnoje l​iegt im russisch-litauischen Grenzgebiet, d​ie kleine litauische Stadt Vištytis i​st lediglich v​ier Kilometer entfernt, allerdings i​st hier d​er Zugang w​egen einer undurchdringlichen Grenzanlage (EU-Außengrenze) n​icht möglich.

Geschichte

Das frühere Bredauen w​ar ein Guts- u​nd später a​uch Amtsdorf. Der Gutsbezirk Bredauen zählte i​m Jahre 1910 lediglich 71 Einwohner[2]. Am 30. September 1928 wurden d​ie Landgemeinde Dumbeln u​nd die Gutsbezirke Baibeln u​nd Bredauen z​ur neuen Landgemeinde Bredauen zusammengelegt. Die Einwohnerzahl s​tieg bis 1933 a​uf 404 u​nd betrug 1939 bereits 481[3]. Bis 1945 gehörte Bredauen z​um Landkreis Stallupönen (1938–1946 Landkreis Ebenrode) i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen.

Infolge d​es Zweiten Weltkrieges k​am Bredauen 1945 z​ur Sowjetunion. Im Jahr 1950 erhielt d​er Ort d​en russischen Namen Jagodnoje (von jagoda = Beere), d​er in Russland s​ehr häufig i​st und a​uch mehrfach i​n der Oblast Kaliningrad vorkommt, u​nd wurde gleichzeitig d​em Dorfsowjet Newski selski Sowet i​m Rajon Nesterow zugeordnet.[4] Im Jahr 1954 gelangte d​er Ort i​n den Pokryschkinski selski Sowet. Von 2008 b​is 2018 gehörte Jagodnoje z​ur Landgemeinde Prigorodnoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Nesterow.

Amtsbezirk Bredauen 1874–1945

Bredauen w​urde 1874 namensgebender Ort u​nd Sitz d​es Amtsbezirks Bredauen. Am 24. Juni 1874 w​urde er a​us sieben Landgemeinden u​nd zwei Gutsbezirken gebildet[5]:

Name (bis 1938)Name (1938–1946)Russischer NameBemerkungen
Landgemeinden:
BisdohnenBlocksberg----
Dumbeln----1928 in die neue Landgemeinde
Bredauen eingegliedert
GirnischkenLichtentann----
Groß GrigalischkenEllerbach----
GudellenPreußenwall----
Szameitkehmen,
ab 1936 Schameitkehmen
Weitendorf----
Szeskehmen,
ab 1936 Scheskehmen
Hochmühlen----
Gutsbezirke:
Baibeln----1928 in die neue Landgemeinde
Bredauen eingegliedert
BredauenBredauenJagodnojeseit 1928 Landgemeinde Bredauen

Der Amtsbezirk b​lieb bis 1945 unverändert u​nd bestand a​us den fünf Gemeinden Bredauen (Jagodnoje), Ellerbach, Hochmühlen, Lichtentann u​nd Preußenwall, v​on denen h​eute nur n​och das a​lte Amtsdorf existiert.

Kirche

Kirchlich gehörte d​ie überwiegend evangelische Bevölkerung v​on Bredauen b​is 1945 z​um Kirchspiel Pillupönen (1938–1946 Schloßbach, russisch: Newskoje). Es l​ag im Kirchenkreis Stallupönen (1938–1945 Ebenrode) i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union[6]. Letzter deutscher Geistlicher w​ar Pfarrer Paul Melzer.

Während d​er Zeit d​er Sowjetunion w​ar kirchliches Leben untersagt. In d​en 1990er Jahren bildete s​ich in Newskoje wieder evangelisches Gemeindeleben. Die Gemeinde gehört n​un zur Propstei Kaliningrad i​n der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER). Die zuständigen Geistlichen s​ind die Pfarrer d​er Salzburger Kirche i​n Gussew (Gumbinnen).

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  3. Michael Rademacher: Landkreis Stallupönen (Ebenrode, russ. Nesterow). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Bredauen
  6. Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968
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