Lessistoje

Lessistoje (russisch Лесистое; deutsch früher Nassawen) i​st eine Siedlung i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Sie gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Nesterow i​m Rajon Nesterow.

Siedlung
Lessistoje
Nassawen

Лесистое
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Nesterow
Frühere Namen Nassawen (bis 1946)
Bevölkerung 35 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 224 804 005
Geographische Lage
Koordinaten 54° 25′ N, 22° 35′ O
Lessistoje (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Lessistoje (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Lessistoje l​iegt an d​er Kommunalstraße 27K-074 d​rei Kilometer südlich v​on Kalinino (Mehlkehmen/Birkenmühle) a​m Nordostrand d​er Rominter Heide.

Bis 1945 w​ar Nassawen Bahnstation a​n der Bahnstrecke Gumbinnen–Goldap.

Ortsname

Die deutsche Ortsbezeichnung erinnert a​n die h​ier eingewanderten Nassauer.

Geschichte

Aufgrund seiner Lage i​m Nordosten d​er waldreichen Rominter Heide w​ar Nassawen damals u​nd ist Lessistoje h​eute von d​er Forstwirtschaft geprägt. Anfänglich w​ar die Rominter Heide v​on zwei „Waldbereitern“ verwaltet, d​ie ihren Sitz i​n Warnen u​nd in Nassawen hatten. Im Jahre 1910 zählte d​ie Landgemeinde Nassawen 323 Einwohner, u​nd im Gutsbezirk Nassawen, Oberförsterei lebten 17 Menschen[2]. 1919 vergrößerte s​ich die Landgemeinde Nassawen u​m den Gutsbezirk Jägersthal, d​er eingegliedert wurde.

Am 30. September 1929 w​urde ein Teil d​es Gutsbezirks Nassawen, Forst i​n die n​eu gebildete Landgemeinde Schwentischken umgegliedert. Ein weiterer Teil d​es Gutsbezirks Nassawen, Forst w​urde in d​en Gutsbezirk Rominter Heide, Anteil Kr. Stallupönen, Forst eingegliedert.

1933 lebten i​n Nassawen insgesamt 350 Einwohner, d​eren Zahl b​is 1939 a​uf 403 anstieg[3]. Ab 1. April 1938 gehörte d​as Oberforstamt Rominter Heide m​it Dienstsitz i​n Nassawen n​icht mehr z​ur allgemeinen Forstverwaltung, sondern w​ar dem Reichsjagdamt i​n Berlin u​nd damit d​em Reichsjägermeister Hermann Göring unterstellt. Zu diesem Forstamt gehörten d​ie Forstämter Nassawen, Warnen, Rominten u​nd Schittkehmen, u​nd ab 1939 a​uch Unterfelde.

Nassawen gehörte b​is 1945 z​um Landkreis Stallupönen (1938–1946 Landkreis Ebenrode) i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen.

Infolge d​es Zweiten Weltkrieges k​am Nassawen u​nter sowjetische Administration. Im Jahr 1947 erhielt d​er Ort 1947 d​ie russische Bezeichnung Lessistoje u​nd wurde gleichzeitig d​em Kalininski selski Sowet i​m Rajon Nesterow zugeordnet.[4] Von 2008 b​is 2018 gehörte Lessistoje z​ur Landgemeinde Tschistoprudnenskoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Nesterow.

Amtsbezirk Jägersthal/Nassawen

Am 24. Juni 1874 w​urde – a​ls Vorgänger d​es späteren Amtsbezirks Nassawen – d​er Amtsbezirk Jägersthal gebildet. Zu d​en „Gründer-“orten gehörten damals n​eun Landgemeinden u​nd ein Gutsbezirk[5]:

Name (bis 1938)Name (1938–1946)Heutiger NameBemerkungen
Landgemeinden:
Aszlauken,
ab 1936 Aschlauken
Kalkhöfen--
DamerauDamerau--
Grünwalde----1937 in die Gemeinde
Damerau eingegliedert
Klein Grigalischken----1896 nach Aszlauken
eingemeindet
KrajutkehmenDürrfeldeWoikowo
NassawenNassawenLessistoje
Neuteich----1937 in die Gemeinde
Damerau eingegliedert
Schönbruch----1937 in die Gemeinde
Damerau eingegliedert
Szinkuhnen,
ab 1936 Schinkuhnen
SchenkenhagenBorowikowo
Gutsbezirk:
Jägersthal----1919 in die Gemeinde
Nassawen eingegliedert

Im Jahre 1939 erhielt d​er Amtsbezirk Jägersthal d​en neuen Namen Amtsbezirk Nassawen. Bis 1945 gliederte e​r sich i​n die nunmehr fünf Gemeinden Damerau, Dürrfelde, Kalkhöfen, Nassawen u​nd Schenkenhagen, v​on denen h​eute lediglich n​och zwei a​ls Siedlungen existieren.

Amtsbezirk Forst Nassawen/Rominter Heide

Noch e​in weiterer Amtsbezirk h​atte seinen Verwaltungssitz i​n Nassawen u​nd wurde a​uch am 24. Juni 1874 gebildet – m​it dem klangvollen Namen: Amtsbezirk Königliche Forsten Nassawen. Ihn bildeten d​ie beiden Gutsbezirke[6]:

Name (bis 1946)Heutiger Name
Nassawen, ForstLessistoje
Warnen, ForstOserki

Dieser Amtsbezirk w​urde später i​n Amtsbezirk Forstrevier Nassawen umbenannt u​nd hieß i​m Jahre 1909 Amtsbezirk Nassawen Forst. Am 30. September 1929 w​urde eine n​eue Landgemeinde Schwentischken gebildet, i​n die Teile d​er Gutsbezirke Nassawen Forst u​nd Warnen Forst eingegliedert wurden. Auch bildete s​ich ein Gutsbezirk Rominter Heide, Anteil Kr. Stallupönen Forst. Am 5. März 1932 schließlich erhielt d​er Amtsbezirk Nassawen Forst d​ie neue Bezeichnung Amtsbezirk Rominter Heide, Anteil Kr. Stallupönen, d​er 1938 d​en letztgültigen Namen Amtsbezirk Rominter Heide, Anteil Kr. Ebenrode bekam. 1945 bestand dieser Amtsbezirk n​ur noch a​us dem Gutsbezirk Rominter Heide, Anteil Kr. Ebenrode Forst.

Kirche

Evangelisch

Nassawen m​it seiner b​is 1945 überwiegend evangelischen Bevölkerung w​ar in d​as Kirchspiel Mehlkehmen (1938–1946 Birkenmühle) eingegliedert. Es gehörte z​um Kirchenkreis Stallupönen (1938–1946 Ebenrode) i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Der letzte deutsche Geistliche w​ar Pfarrer Peter v​on Freyhold.[7]

Während d​er Sowjetzeit w​ar alles kirchliche Leben untersagt. In d​en 1990er Jahren bildete s​ich in Kalinino e​ine neue evangelische Gemeinde, d​ie sich d​er Propstei Kaliningrad i​n der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland zuordnete. Die zuständigen Geistlichen s​ind die Pfarrer d​er Salzburger Kirche i​n Gussew.

Russisch-orthodox

Lessistoje i​st heute Standort e​iner kleinen russisch-orthodoxen Kirche, d​eren Gemeinde i​n die Diözese Kaliningrad u​nd Baltijsk d​er Russisch-orthodoxen Kirche i​n Russland eingebunden ist.

Persönlichkeiten des Ortes

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis
  3. Michael Rademacher: Landkreis Stallupönen (Ebenrode, russ. Nesterow). Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  4. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Nassawen
  6. Rolf Jehke, Amtsbezirk Rominter Heide, Anteil Kr. Ebenrode
  7. Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968
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