Wasserzell (Spalt)

Wasserzell (umgangssprachlich: Dsäll[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Spalt im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Wasserzell
Stadt Spalt
Höhe: 359 (355–383) m ü. NHN
Einwohner: 338 (1. Aug. 2015)[1]
Postleitzahl: 91174
Vorwahl: 09175
Karte
Wasserzell von Großweingarten aus gesehen

Geografie

Das Kirchdorf liegt im Spalter Hügelland nahe bei Spalt und Großweingarten, ca. 4 km Luftlinie nördlich des Großen Brombachsees. Er ist eingeteilt in Wasserzell/Altort und Wasserzell/Ost. Die Fränkische Rezat fließt nördlich angrenzend am Altort vorbei. Südwestlich des Ortes liegt das Waldgebiet Birkle, nördlich das Waldgebiet Lug.

Die Staatsstraße 2223 führt an der Egelmühle vorbei nach Spalt (1,9 km westlich) bzw. an dem Straßenhaus vorbei nach Georgensgmünd (4,5 km östlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Mosbach zur Kreisstraße RH 6 (1,9 km nordöstlich).[3]

Geschichte

Im 11. Jahrhundert wurde die Stephanuskirche erbaut. Der Ort wurde 1358 als „Wasserzell“ erstmals urkundlich erwähnt.[4] Der Ortsname bedeutet zu dem am Wasser gelegenen Klosterhof.[5] Orte, die auf -zell enden, sind fast immer Gründungen, die von einem Kloster ausgegangen sind. Für Wasserzell kommt nur das St.-Salvator-Kloster in Spalt in Frage. Da dieses Kloster spätestens 1037 aufgelöst wurde, kann man davon ausgehen, dass der Ort davor gegründet wurde. In der Regel handelt es sich bei diesen Zellen um Wirtschaftshöfe, hier kann es sich um eine Fischerei gehandelt haben.

Im Jahr 1366 verkaufte der Nürnberger Patrizier Berthold Holzschuher die Gefälle von vier Anwesen, darunter auch eine Mühle, an das Kloster Heilsbronn.[6]

In den Salbüchern des Spalter Chorherrenstift St. Nikolaus von 1460, 1517 und 1549 wurden für Wasserzell jeweils drei Anwesen aufgelistet, 1619 waren es ein Wittum und ein Gut.[7] Der Hauptmannschaft Enderndorf der Reichsstadt Nürnberg unterstanden 1529 vier Untertansfamilien.[8] Das Hochstift Eichstätt erwarb erst 1615 ein Gütlein.[4] Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Kirche und der Friedhof zerstört. Letzterer wurde danach nicht mehr aufgebaut, die Kirche erst 1658.[9]

Im Jahre 1671 gab es in Wasserzell mit der Egelmühle elf Anwesen. Grundherren waren das eichstättische Kastenamt Spalt (2), die Kollegiatstifte St. Emmeram und St. Nikolaus (3), das brandenburg-ansbachische Verwalteramt Merkendorf (3) und das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (3).[10]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Wasserzell zehn Anwesen. Das Hochgericht übte das eichstättische Pflegamt Wernfels-Spalt aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Spalt inne. Grundherren waren der Hochstift Eichstätt (Kastenamt Spalt: 1 Halbhof; Kollegiatstift St. Emmeram und St. Nikolaus: 2 Halbhöfe, 1 Köblergut), das Verwalteramt Merkendorf (1 Gut mit Mahlmühle, 1 Gütlein), das Trisoleiamt Ellingen des Deutschen Ordens (1 Gütlein) und das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (1 Halbhof, 2 Gütlein). Neben den Anwesen gab es die Filialkirche und das Gemeindehirtenhaus.[11]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Wasserzell dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Großweingarten und der 1811 gegründeten Ruralgemeinde Großweingarten zugeordnet.

An der Bahnstrecke Georgensgmünd–Spalt hatte Wasserzell von 1892 bis 1922 einen Haltepunkt.

Am 1. Januar 1972 wurde Wasserzell im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Spalt eingegliedert.[12] In den 1990er Jahren entstand, etwas abgesetzt vom Altort, das Wohngebiet Wasserzell/Ost mit 60 Bauplätzen.

Baudenkmäler

  • Katholische Filialkirche St. Stephanus
  • Hopfenbauernhäuser
  • Felsenkellereingang
  • Kleinhaus
  • Bildstock

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987002012002015
Einwohner 79921029110510699139152167179325338
Häuser[13] 1211181818212744
Quelle [14][15][16][17][18][19][20][21][22][23][24][1]

Religion

Die römisch-katholischen Einwohner sind nach St. Emmeram (Spalt) gepfarrt, die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession nach St. Michael (Fünfbronn).

Literatur

Commons: Wasserzell (Spalt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Einwohnerzahlen auf der Website grossweingarten.de
  2. E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 82. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: dsęl.
  3. Wasserzell im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. F. Eigler: Schwabach, S. 97.
  5. E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 82.
  6. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 478.
  7. F. Eigler: Schwabach, S. 113 f.
  8. F. Eigler: Schwabach, S. 347.
  9. W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 308.
  10. F. Eigler: Schwabach, S. 101.
  11. F. Eigler: Schwabach, S. 431.
  12. F. Eigler: Schwabach, S. 473.
  13. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  14. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 100 (Digitalisat).
  15. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 217 (Digitalisat).
  16. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1089, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  17. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1256, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1191 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1264 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1301 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1124 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 824 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 180 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 349 (Digitalisat).
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