Heiligenblut (Spalt)
Heiligenblut (mundartlich: Wolfrad[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Spalt im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).
Heiligenblut Stadt Spalt | |
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Höhe: | 425 m ü. NHN |
Einwohner: | 2 (1. Jul. 2018)[1] |
Postleitzahl: | 91174 |
Vorwahl: | 09175 |
Neue Wallfahrtskapelle Heiligenblut | |
Lage
Die Einöde liegt im Fränkischen Seenland, etwa 600 Meter vom Nordufer des Brombachsees entfernt und ist vom benachbarten Ottmannsberg aus zu erreichen. Der Ort liegt im Spalter Hügelland.[3]
Geschichte
Die Wallfahrt, die einzige ihrer Art im Bistum Eichstätt, beruhte ursprünglich auf einer mittelalterlichen Legende um einen angeblichen Hostienfrevel. Der katholischen Legende nach soll ein armer Taglöhner während einer Hungersnot eine geweihte Hostie in der Kirche von Stirn gestohlen haben. Anno 1444 soll sich in Heiligenblut folgendes abgespielt haben: Ein reicher Jude befiehlt einem armen Holzhacker mit vielen hungrigen Kindern, Hostien aus der Kirche des Örtchens Stirn zu stehlen. Der Jude sticht auf die Hostien ein, die prompt anfangen zu bluten. Die Sache fliegt auf, der arme christliche Holzhacker wird enthauptet, der Jude aber konvertiert zum Christentum. Sekunden, bevor er getauft werden soll, fährt der Blitz in die Spalter Kirche und erschlägt den Juden.[4] Diese katholische Legende steht im Zusammenhang mit der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus dem nahe gelegenen Ort Eichstätt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte die Wallfahrt Zulauf aus der ganzen Region. Die Pilgerwege aus Ellingen und Stopfenheim trafen in Ramsberg zusammen und führten dann gemeinsam durch das Brombachtal.
Ab 1703 übernahmen Franziskanerbrüder (Rekollekten) die Betreuung der Wallfahrt. Das Kloster wurde durch Pater Pius Schreiber aus dem Franziskanerkloster Schillingsfürst und die Thüringische Franziskanerprovinz (Thuringia) gegründet. Zuerst ein Missionsposten (Hospiz), ab 1742 Konvent, wurde es 1808 im Zuge der Säkularisation wieder aufgelöst. Die Klosterkirche und die weiteren Gebäude wurden 1817/1818 abgetragen.
Bis zur Gebietsreform war Heiligenblut ein Gemeindeteil der Gemeinde Enderndorf am See im ehemaligen Landkreis Gunzenhausen. Am 1. Juli 1972 wurde Enderndorf mit seinen Gemeindeteilen nach Spalt eingemeindet und dem Landkreis Roth zugeschlagen.
Wallfahrt
Gemäß einer katholischen Legende wurden ihm ein angeblicher jüdischer Hostienfrevel und wundertätige Eigenschaften zugeschrieben. Heiligenblut bestand bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in Form einer Wallfahrtskirche mit einem Franziskanerkloster. Bis in diese Zeit bestand die christliche Tradition der Wallfahrt. 1953 hatte der Pfarrer Ludwig Waldmüller erneut eine Kapelle errichten lassen. Seit 1980 gibt es wieder eine Wallfahrtstradition aufgrund einer Initiative der Kolpingsfamilie aus Spalt. 2005 wurde die Wallfahrt durch eine Initiative des Eichstätter Domvikar Reinhard Kürzinger und des »Arbeitskreis Tourismuspastoral« wieder belebt.
Heutiger Zustand
Im Jahr 1953 wurde in Heiligenblut wieder eine Kapelle gebaut. Heute besteht der neuerliche Wallfahrtsort Heiligenblut aus einem Bauernhof und einer Kapelle, die von der Kolpingsfamilie aus Spalt betreut wird. Seit den 1980ern wird auch wieder gewallt – zunächst auf Initiative und in Eigenregie der Spalter Kolpingsfamilie.[4]
Im Jahr 2005 wurde vom Arbeitskreis Tourismuspastoral der Diözese Eichstätt erstmals wieder eine Wallfahrt in Form einer Seewallfahrt durchgeführt, da der alte Fußweg durch den Großen Brombachsee überflutet worden war. Die kontrovers wiederaufgenommene Wallfahrt hatte ein aufklärendes Medienecho: Auf der Webseite des Bistums Eichstätt wird von Domvikar Reinhard Kürzinger und dem Arbeitskreis Tourismuspastoral zu einer Wallfahrt der besonderen Art eingeladen. Eine Schiffswallfahrt soll am 7. Oktober (2005) von Ramsberg über den Brombachsee nach Heiligenblut führen, um an die Zeiten anzuknüpfen, wo die Gläubigen trockenen Fußes herüberpilgerten. Die Entstehungsgeschichte Heiligenbluts ist dort jedoch schamgesichtig ihres antijudaistischen Hintergrunds beraubt worden. So hat dort während einer Hungersnot nur ein armer Tagelöhner Hostien entwendet; es bleibt also lediglich christlicher Mundraub übrig. Tatsächlich ist die judenfeindliche Geschichte Heiligenbluts jedoch allgemein bekannt, zumindest in der Spalter Region. Denn eine Tafel des Tourismusverbandes informiert sachlich vor Ort über dessen Historie. Und auch in den gängigen Heimatbüchern über Ramsberg oder dem 2002 erschienenen Band Das Land am Brombach wird auf den jüdischen Hostienfrevel in Heiligenblut hingewiesen.[5]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Heiligenblut. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 547–548 (Digitalisat).
- Karl Gröber, Felix Mader: Bezirksamt Gunzenhausen (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 6). R. Oldenburg, München 1937, DNB 366496220, S. 165.
- Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Heiligblut. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 205 (Digitalisat).
- Robert Schuh: Gunzenhausen (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 5). Michael Laßleben, Kallmünz 1979, ISBN 3-7696-9922-X, S. 132–133.
Weblinks
- Heiligenblut in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 21. November 2021.
- Heiligenblut in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 22. September 2019.
- Heiligenblut im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 22. September 2019
- Nach vielen Jahren nimmt das Bistum Eichstätt eine antijudaistische Wallfahrt wieder auf und distanziert sich zugleich von ihr.
- Die altbewährte Mär vom „Gottesmord“: Hostienfrevel – Vortrag von Gerhard Langer (Univ. Salzburg) zum Wiener Judenplatz, gehalten 1998 in Wien.
Einzelnachweise
- Einwohnerzahlen auf der Website grossweingarten.de
- R. Schuh: Gunzenhausen, S. 132. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: wǫlfrɒdh. Die mundartliche Form leitet sich von Wallfahrt ab.
- Heiligenblut im BayernAtlas
- Wallfahrt nach Heiligenblut; von Elisa Makowski und Peter Zinke