Verwaltungsgliederung Grönlands
Die Verwaltungsgliederung Grönlands bezeichnet die in Grönland bestehenden vertikalen administrativen Strukturen.
Verwaltungsgliederung seit 2009
2009 wurden in einer Verwaltungsreform die bisherigen 18 Gemeinden in vier Kommunen zusammengelegt. 2018 wurde die Qaasuitsup Kommunia in die Avannaata Kommunia und die Kommune Qeqertalik aufgespalten,[1] was zur heutigen Zahl von fünf Kommunen führt. Dazu kommen zwei gemeindefreie Gebiete.
Die Kommunen (dänisch kommune, Pl. kommuner) sind weiter in Distrikte (dänisch distrikt, Pl. distrikter) untergliedert, die den bis zum 31. Dezember 2008 bestehenden 18 Gemeinden entsprechen.
Lage | Wappen | Kommune | Einwohner (2019)[2] | Fläche in km²[3] | Dichte in Ew./km² | umfasste Distrikte (frühere Gemeinden) |
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Avannaata Kommunia | 10.522 | 584.500 | 0,018 | Distrikt Ilulissat Distrikt Uummannaq Distrikt Upernavik Distrikt Qaanaaq | ||
Kommune Qeqertalik | 6.587 | 75.500 | 0,087 | Distrikt Aasiaat Distrikt Qeqertarsuaq Distrikt Kangaatsiaq Distrikt Qasigiannguit | ||
Qeqqata Kommunia | 9.409 | 115.500 | 0,081 | Distrikt Sisimiut Distrikt Maniitsoq | ||
Kommuneqarfik Sermersooq | 22.946 | 635.600 | 0,036 | Distrikt Ivittuut Distrikt Paamiut Distrikt Nuuk Distrikt Ittoqqortoormiit Distrikt Ammassalik | ||
Kommune Kujalleq | 6.442 | 32.000 | 0,201 | Distrikt Nanortalik Distrikt Narsaq Distrikt Qaqortoq |
Der riesige Nordost-Grönland-Nationalpark und der Luftwaffenstützpunkt Thule (grönländisch Pituffik) gehören als gemeindefreie Gebiete keiner Kommune an, was für Kangerlussuaq mit dem internationalen Flughafen vor der Eingemeindung in die Gemeinde Sisimiut auch galt.
Lage | Gebiet | Bestehen | Einwohner (2019)[4] | Fläche in km² | Dichte in Ew./km² |
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Nordost-Grönland-Nationalpark | seit 22. Mai 1974 | 1 | 972.000 | 0,000001 | |
Thule Air Base | seit 27. April 1951 | 73 | 658[5][6] | 0,111 | |
Kangerlussuaq | bis 1. Januar 2002[7] |
Ehemalige Verwaltungsgliederungen
1721 bis 1911
Zu Beginn der Kolonialisierung gab es noch keine wirkliche Verwaltungsgliederung. Mit der Gründung der einzelnen Kolonien wurden aber erste Grenzen gezogen, wobei jede Kolonie in ihrem Distrikt Jagd und Handel betrieb. Ab 1782 wurde Grönland in zwei separate Landesteile unterteilt, die Inspektorate genannt wurden. Ihnen stand von 1782 bis 1925 je ein Inspektor vor. Das südliche Inspektorat, Südgrönland, hatte die Hauptstadt Godthåb und erstreckte sich von der Südküste bis zum Nassuttooq (Nordre Strømfjord). Das nördliche Inspektorat, Nordgrönland, hatte die Hauptstadt Godhavn und zog sich vom Nassuttooq bis zur Melville-Bucht auf 75° N. Jede Kolonie wurde zum Hauptort eines Kolonialdistrikts. Mit der Zeit erhielten einige Wohnplätze in den einzelnen Distrikten einen höheren Status und es durfte auch in ihnen Handel mit den umliegenden Wohnplätzen und der Kolonie betrieben werden. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in jedem Kolonialdistrikt ein Forstanderskab als Rat. Folgende Kolonialdistrikte existierten:
Landesteil | Kolonialdistrikte |
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Inspektorat Nordgrönland | Kolonialdistrikt Upernavik (ab 1769) Kolonialdistrikt Ũmánaĸ (ab 1758) Kolonialdistrikt Ritenbenk (ab 1755) Kolonialdistrikt Arveprinsens Ejland (1784 bis 1799) Kolonialdistrikt Jakobshavn (ab 1745/81) Kolonialdistrikt Christianshaab (ab 1734) Kolonialdistrikt Godhavn (ab 1773) Kolonialdistrikt Kronprinsens Ejlande (1782 bis 1827) Kolonialdistrikt Egedesminde (ab 1759) |
Inspektorat Südgrönland | Kolonialdistrikt Holsteinsborg (ab 1756) Kolonialdistrikt Sukkertoppen (ab 1755) Kolonialdistrikt Godthaab (ab 1721) Kolonialdistrikt Fiskenæsset (1754 bis 1872) Kolonialdistrikt Frederikshaab (ab 1742) Kolonialdistrikt Julianehaab (ab 1775) |
1911 bis 1950
1911 wurden die Forstanderskaber abgeschafft. Stattdessen wurden die Kolonialdistrikte weiter unterteilt und jeder Udsted im Distrikt bzw. die Kolonie selbst wurde zum Hauptort einer Gemeinde. Jeder Gemeinde stand ein Gemeinderat vor. Zusätzlich erhielten beide Landesteile einen Landesrat. 1925 wurden auch die Kolonialdistrikte, die später auch Sysler genannt wurden, mit einem Sysselrat versehen. Im selben Jahr wurden die Inspektoren durch Landsfogeder ersetzt. Folgende Gemeinden existierten innerhalb der Kolonialdistrikte:
Sonderfall Nord- und Ostgrönland
Nord- und Ostgrönland gehörten lange Zeit nicht zu Dänemark, sondern waren Niemandsland. 1894 wurde die Missionsstation in Ammassalik und damit der Kolonialdistrikt Angmagssalik gegründet und 1909 die in Thule, wodurch der Kolonialdistrikt Thule entstand. 1925 wurde der Kolonialdistrikt Scoresbysund gegründet. Thule wurde erst 1937 Dänemark untergeordnet und erst 1963 wurden beide Regionen dekolonialisiert und in die Gemeindegliederung eingegliedert.[8]
Die Konzentration dänischer Aktivitäten auf die klimatisch begünstigte Westküste führte mit dazu, dass Norwegen 1931 praktisch die gesamte Ostküste mit Ausnahme des Gebietes um die bereits besiedelten Gebiete beanspruchte. Norwegen richtete dazu zwei Verwaltungsbezirke ein und besetzte diese mit einigen Stationen:
- Eirik Raudes Land mit dem „Hauptort“ Antarctic Havn (Überwinterungsstation des Sysselmanns), ab 1931, von 71°30' N bis 75°40' N
- Fridtjof-Nansen-Land mit dem „Hauptort“ Finnsbu, ab 1932, von 60°30′ N bis 63°40′ N
Die norwegischen Ansprüche wurden vom Ständigen Internationalen Gerichtshof am 5. April 1933 verworfen, und Norwegen beendete daraufhin seine Besetzung Ostgrönlands.
1950 bis 2008
Vom 18. November 1950 bis zum 31. Dezember 2008 bestand Grönland aus den drei Landesteilen Kitaa (Westgrönland), Avanersuaq (Nordgrönland) und Tunu (Ostgrönland). Westgrönland wurde anfangs in sechzehn Gemeinden unterteilt. Die Gemeinden entsprachen größtenteils den bisherigen Syslern, von denen es zuletzt elf gab. Ausnahmen waren, dass das Syssel Julianehåb in die drei Gemeinden Qaqortoq, Narsaq und Nanortalik aufgespalten wurde. Ein großer Teil des 1942 aufgelösten Syssels Ritenbenk wurde als Gemeinde Vaigat neugegründet, aber am 29. März 1963 gingen die Orte Saqqaq und Qeqertaq an die Gemeinde Ilulissat zurück. Aus dem Syssel Frederikshåb wurde die neue Gemeinde Ivittuut herausgelöst. Das Syssel Egedesminde wurde ebenfalls aufgespalten und es entstanden die Gemeinden Aasiaat und Kangaatsiaq. Damit gab es ab 1950 sechzehn Gemeinden. Am 1. Januar 1963 wurden die Gemeinde Qaanaaq in Nordgrönland sowie die beiden Gemeinden Ammassalik und Ittoqqortoormiit in Ostgrönland mittels Dekolonialisierung in das Gemeindensystem eingegliedert, sodass es fortan neunzehn Gemeinden gab. 1972 wurde die Gemeinde Vaigat wegen Unbevölkertheit in die Gemeinde Qeqertarsuaq eingegliedert, was zur bis 2008 bestehenden Zahl von achtzehn Gemeinden führte.
Lage | Wappen | Gemeinde | Bestehen | Einwohner (2009)[9] | Fläche in km²[3] | Dichte in Ew./km² | Hauptort |
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Gemeinde Aasiaat (Aasiaat Kommuniat) (Egedesminde Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 3.131 | 4.000 | 0,783 | Aasiaat | ||
Gemeinde Ammassalik (Ammassallip Kommunia) (Ammassalik Kommune) | 1. Januar 1963 bis 31. Dezember 2008 | 2.998 | 243.000 | 0,012 | Tasiilaq | ||
Gemeinde Ilulissat (Ilulissat Kommuniat) (Jakobshavn Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 4.958 | 47.000 | 0,105 | Ilulissat | ||
Gemeinde Ittoqqortoormiit (Ittoqqortoormiit Kommuniat) (Scoresbysund Kommune) | 1. Januar 1963 bis 31. Dezember 2008 | 485 | 236.000 | 0,002 | Ittoqqortoormiit | ||
Gemeinde Ivittuut (Ivittuut Kommuniat) (Ivittuut Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 183 | 0,305 | 600 | Kangilinnguit | ||
Gemeinde Kangaatsiaq (Kangaatsiap Kommunia) (Kangaatsiaq Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 1.353 | 43.500 | 0,031 | Kangaatsiaq | ||
Gemeinde Maniitsoq (Maniitsup Kommunia) (Sukkertoppen Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 3.408 | 79.500 | 0,043 | Maniitsoq | ||
Gemeinde Nanortalik (Nanortalip Kommunia) (Nanortalik Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 2.147 | 15.000 | 0,143 | Nanortalik | ||
Gemeinde Narsaq (Narsap Kommunia) (Narsaq Kommune) | 1. April 1959 bis 31. Dezember 2008 | 1.953 | 8.500 | 0,230 | Narsaq | ||
Gemeinde Nuuk (Nuup Kommunia) (Godthåb Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 15.438 | 105.000 | 0,147 | Nuuk | ||
Gemeinde Paamiut (Paamiut Kommuniat) (Frederikshåb Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 1.850 | 51.000 | 0,036 | Paamiut | ||
Gemeinde Qaanaaq (Qaanaap Kommunia) (Thule Kommune) | 1. Januar 1963 bis 31. Dezember 2008 | 802 | 245.500 | 0,003 | Qaanaaq | ||
Gemeinde Qaqortoq (Qaqortup Kommunia) (Julianehåb Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 3.532 | 8.500 | 0,416 | Qaqortoq | ||
Gemeinde Qasigiannguit (Qasigiannguit Kommuniat) (Christianshåb Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 1.230 | 13.000 | 0,095 | Qasigiannguit | ||
Gemeinde Qeqertarsuaq (Qeqertarsuup Kommunia) (Godhavn Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 957 | 15.000 | 0,064 | Qeqertarsuaq | ||
Gemeinde Sisimiut (Sisimiut Kommuniat) (Holsteinsborg Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 6.278 | 36.000 | 0,174 | Sisimiut | ||
Gemeinde Upernavik (Upernaviup Kommunia) (Upernavik Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 2.908 | 199.000 | 0,015 | Upernavik | ||
Gemeinde Uummannaq (Uummannap Kommunia) (Uummannaq Kommune) | 18. November 1950 bis 31. Dezember 2008 | 2.339 | 93.000 | 0,025 | Uummannaq | ||
Gemeinde Vaigat (Vaigatip Kommunia) (Vaigat Kommune) | 18. November 1950 bis 1972[3] | 1.037 (1970)[3] | Qullissat |
Siedlungsstatus und Verwaltung
Jede Siedlung in Grönland hat einen Status, der sich seit 1950 verändert hat. Folgende Status existieren vor und nach 1950:[10]
- Kolonie (dänisch koloni): Die Kolonien waren die größten Orte Grönlands. Sie bildeten den Hauptort eines Koloniedistrikts. Ihnen stand jeweils ein Kolonialverwalter vor. Als 1950 die Koloniedistrikte zu Gemeinden wurden, erhielten die ehemaligen Kolonien das Stadtrecht.
- Loge (dänisch loge): Logen waren von der Mission und von Walfängern gegründete Orte. Sie gingen nach kurzer Zeit in den Kolonien auf.
- Anlage (dänisch anlæg): Anlagen entsprachen den Udstedern mit der Ausnahme, dass ein Handelsassistent für ihre Verwaltung zuständig war.
- Udsted (etwa übersetzbar als Außenort): Udsteder waren kleinere Handelsorte, mit deren Verwaltung ein Udstedsverwalter betraut war. Aus den Udstedern gingen später meist Dörfer hervor.
- Wohnplatz (dänisch boplads): Wohnplätze waren die Orte mit dem niedrigsten Status. In ihnen gab es maximal eine Schulkapelle und es wurde kein Handel betrieben. Für diesen musste die Bewohner in den nächsten Udsted. Die meisten Wohnplätze wurden Mitte des 20. Jahrhunderts im Zuge der Zentralisierungspolitik aufgegeben. Einige wenige haben Bestand und sind heute meist Dörfer.
- Stadt (dänisch by): Städte sind die Hauptorte der Distrikte, also der Gemeinden von 1950 bis 2008. Diese hatten bis 2008 jeweils einen Gemeinderat. Seit 2009 gibt es nur noch in den Kommunehauptorten Kommunalräte.
- Dorf (dänisch bygd): Dörfer sind kleinere Siedlungen innerhalb der Distrikte. Der Begriff löste 1967 die Begriffe Udsted und Wohnplatz ab. In den Dörfern gibt es heute Dorfräte, teils für mehrere kleine Dörfer gemeinsam.
- Schäfersiedlung (dänisch fåreholdersted): Schäfersiedlungen sind Weiler, die meist in Südgrönland liegen und in denen Landwirtschaft betrieben wird. Trotz des Namens muss dort nicht zwingend Schafzucht betrieben werden.
- Station (dänisch station): Stationen u. Ä. sind sonstige Orte mit militärischem oder wissenschaftlichem Nutzen, die üblicherweise nicht von Privatpersonen bewohnt werden.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Kommune opdeling i Grønland 2018 bei cpr.dk
- Einwohnerzahl nach Kommune 2019 bei bank.stat.gl
- Per Ivar Haug: Gazetteer of Greenland, 2. Aufl., Hommelvik 2015
- Einwohner Pituffik und Sirius 2019 bei bank.stat.gl
- U.S. Air Force Fact Sheet, 821st Security Forces Squadron (Memento des Originals vom 27. Februar 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 254 square miles
- Newcomer's Welcome Package, Thule Air Base, Greenland, Home of 821st Air Base Group (Memento des Originals vom 3. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 629 kB)
- Grønlands Befolkning 1. januar 2007 Bevölkerungsstatistik 2007 (Stand 1. Januar 2007). (PDF; 124 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) statgreen.gl, archiviert vom Original am 24. November 2007; abgerufen am 11. Februar 2009 (dk).
- Jens Christian Madsen: Udsteder og bopladser i Grønland 1901–2000. Atuagkat, 2009, ISBN 978-87-90133-76-4, S. 26.
- Einwohnerzahlen nach Distrikt 2009 bei bank.stat.gl
- Jens Christian Madsen: Udsteder og bopladser i Grønland 1901–2000. Atuagkat, 2009, ISBN 978-87-90133-76-4, S. 9.