Melville-Bucht

Die Melville-Bucht (dänisch Melville Bugt, Kalaallisut Qimusseriarsuaq, „großer Hundeschlittenort“) ist eine große Bucht der Baffin Bay an der Westküste Grönlands zwischen Kap York an der Südspitze der Hayes-Halbinsel im Norden und Kiatassuup Nuua (Wilcox Head), der Westspitze der Insel Kiatassuaq (dänisch Holm Ø), im Süden.[2]

Melville-Bucht
Qimusseriarsuaq
In der südlichen Melville-Bucht

In der südlichen Melville-Bucht

Gewässer Baffin Bay (Atlantischer Ozean)
Landmasse Grönland
Geographische Lage 75° 45′ N, 61° 0′ W
Melville-Bucht (Grönland)
Breite299 km
Tiefeca. 100 km
Größte Wassertiefeca. 300 m[1]
InselnKullorsuaq, Kiatassuaq (Holm Ø), Qullikorsuit, Ryder Øer
ZuflüsseSverdrup-Gletscher, Nordenskjöld-Gletscher
Ausdehnung der Melville-Bucht

Ausdehnung der Melville-Bucht

MELVILLE BUGT auf dem US-Kartenblatt von 1976

Die Melville-Bucht ist benannt nach Robert Dundas, 2. Viscount Melville.

Geographie

Die Küste der Melville-Bucht ist weitgehend unbewohnt, einzige Küstenorte sind Savissivik im Norden und Kullorsuaq im Süden, jeweils auf gleichnamigen, der grönländischen Küste vorgelagerten Inseln.

Unterbrochen durch Landzungen und vorgelagerte Eilande dringt das grönländische Inlandeis an der Melville-Bucht in ausgedehnten Gletschern bis zur Küste vor, die dadurch eine der größten Quellen von Eisbergen in der Baffin Bay darstellt. 19 große Gletscher kalben hier jedes Jahr mehr als tausend Eisberge mit einem Gesamtvolumen von 60 km³.[3] Von Mitte Oktober bis zum späten Juli ist die Bucht von Festeis bedeckt,[4] das eine maximale Dicke von 130 bis 180 Zentimetern erreicht.[5] In manchen Sommern bleibt die Eisdecke sogar erhalten.

Geschichte

Die Melville-Bucht diente den Inuit schon als Jagdrevier, als William Baffin und Robert Bylot sie 1616 erstmals mit der Discovery befuhren. Erst 1818 segelte mit John Ross wieder ein europäischer Entdecker in ihren Gewässern. Im Frühjahr 1894 erforschte und kartierte Eivind Astrup (1871–1895) die Küste der Melville-Bucht.[6][7] Eine geologische Untersuchung sowie eine genauere Kartierung wurde 1916 von Lauge Koch im Rahmen von Knud Rasmussens 2. Thule-Expedition vorgenommen.[8]

Am 5. August 1977 war die Melville-Bucht Schauplatz eines Tankerunglücks. Die USNS Potomac (T-AO-181) kollidierte auf dem Weg zum Luftwaffenstützpunkt Thule Air Base an Position 74° 52′ N, 61° 13′ W mit einem Eisberg und wurde leck geschlagen. 405 Tonnen Schweröl liefen daraufhin ins Meer.[9]

Fauna

Die Melville-Bucht wird häufig von Eisbären besucht, die an der Eiskante Jagd auf Ringelrobben machen. Weitere ganzjährig anzutreffende Robbenarten sind das Walross und die Bartrobbe, während Klappmützen und Sattelrobben die Bucht nur zwischen Juni und Oktober besuchen.[3] Von den hier lebenden Walarten ist die Melville-Bucht vor allem für den Narwal und den Weißwal (Beluga) von Bedeutung.

Brutkolonien von Seevögeln sind in der Melville-Bucht seltener als an anderen grönländischen Küsten. Auf den Sabine-Inseln (Sabine Øer) findet man allerdings die größten Kolonien der Küstenseeschwalbe und der Schwalbenmöwe ganz Grönlands.[10] Die häufigsten Seevögel im Gebiet sind die Gryllteiste und die Eismöwe. Die Kolonien der Polarmöwe auf den Balgoni-Inseln (Balgoni Øer) stellen den nördlichsten Punkt ihres Verbreitungsgebiets auf Grönland dar.

Naturschutz

Ein Teil der Melville-Bucht und der angrenzenden grönländischen Küste mit einer Fläche von 7957 km² (703 km² eisfreies Land, 5193 km² Meer und 2061 km² Eis)[11] wurde 1977 zum Naturschutzgebiet erklärt.[4] Das Befahren seiner Kernzone, insbesondere aber Fischfang, Jagd, das Sammeln von Eiern usw. ist verboten. Ständige Einwohner der damaligen Gemeinden Upernavik und Avanersuaq dürfen im Außenbereich des Schutzgebiets aber der traditionellen Jagd auf Weißwale, Narwale, Eisbären, Walrosse und Robben nachgehen.[12]

Mineralölvorkommen

In der Melville-Bucht werden Erdölvorkommen vermutet. Die grönländische Regierung hat an mehrere Mineralölunternehmen Lizenzen zu ihrer Erkundung erteilt. Cairn Energy führte in den Jahren 2010 und 2011 insgesamt acht Probebohrungen durch, die aber keine kommerziell nutzbaren Mengen an Erdöl oder -gas lieferten. Andere Unternehmen wie Statoil, Dong Energy und GDF Suez gaben bis 2014 ihre Lizenzen für Westgrönland zurück.[13]

Commons: Melville Bay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ralph M. Myerson: Melville Bay. In: Mark Nuttall (Hrsg.): Encyclopedia of the Arctic. Band 2. Routledge, New York und London 2003, ISBN 1-57958-436-5, S. 1274–1276.
  2. Sailing Directions (Enroute). Greenland and Iceland (PDF; 6,38 MB). Pub. 181, National Geospatial-Intelligence Agency, Springfield, Virginia 2014, S. 82
  3. The Eastern Baffin Bay. A preliminary strategic environmental impact assessment of hydrocarbon activities in the KANUMAS west area (PDF; 12,7 MB), NERI Technical Report no. 720, 2009, ISBN 978-87-7073-100-3, S. 44 (englisch)
  4. Mette-Astrid Jessen: National Parks and Protected Areas: Greenland. In: Mark Nuttall (Hrsg.): Encyclopedia of the Arctic. Band 2. Routledge, New York und London 2003, ISBN 1-57958-436-5, S. 1387–1391 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Weather, Sea and Ice Conditions in Eastern Baffin Bay, Offshore Northwest greenland. A Review (PDF; 5,14 MB), Mineral Resources Administration for Greenland, 1996, ISBN 87-7478-357-2, S. 21
  6. Eivind Astrup: With Peary near the Pole, C. Arthur Pearson, London 1898
  7. Astrups Karte der Melville-Bucht von 1894 auf www.polarhistorie.no, abgerufen am 9. Juli 2013
  8. Knud Rasmussen: The second Thule expedition to northern Greenland, 1916–1918. In: Geographical Review. Band 8, Nr. 2, 1919, S. 116–125. doi:10.2307/207633.
  9. Peter L. Grose, James S. Mattson, Hanne Petersen: USNS Potomac Oil Spill. Melville Bay, Greenland. 5 August 1977, Washington, D. C., August 1979
  10. David Boertmann, Nicholas Per Huffeldt: Seabird Colonies in the Melville Bay, Northwest Greenland (PDF; 3,77 MB), Scientific Report from DCE no. 45 2013, ISBN 978-87-92825-82-7
  11. Benoît Sittler, Johannes Lang: North-east Greenland National Park – der größte Nationalpark der Welt. In: Reinhard Bocker, Ulrich Hampicke, Werner Konold (Hrsg.): Handbuch Naturschutz Und Landschaftspflege. Wiley-VCH Verlag GmbH, 2005, doi:10.1002/9783527678471.
  12. Greenland Home Rule Executive Order concerning Melville Bay Nature Reserve (englisch; MS Word; 27 kB), abgerufen am 9. Juli 2013
  13. RPT-Statoil hands back three Greenland exploration licences. Reuters, 14. Januar 2015, abgerufen am 26. Februar 2020 (englisch).
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